13.07.2017 Aufrufe

Alpsommer & Viehscheid 2017

Das Magazin zu Allgäuer Lebensart, Tradition und Freizeit

Das Magazin zu Allgäuer Lebensart, Tradition und Freizeit

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

WENN DER BERG RUFT<br />

ZU BESUCH AUF DER SENNALPE<br />

Einfach, naturnah, arbeitsam: Das ist das Leben auf der Alpe. Wir<br />

haben die Sennalpe Oberberg am Mittag, dem Eingang zur Nagelfluhkette,<br />

besucht, um in den Alltag eines Senns »hineinzuschnuppern«.<br />

Und erfahren, warum Alpwirtschaft bis heute so wichtig ist.<br />

Die Alpe Oberberg liegt<br />

in Südlage am Mittag, dem<br />

Hausberg von Immenstadt<br />

Fotos: Dominik Ultes, Alpe Oberberg<br />

Der Nebel hängt tief im Tal. Es wird<br />

seine Zeit brauchen, bis die Sonne<br />

sich blicken lässt. Noch lässt sich<br />

das matte Licht hinter der Bergkuppe gerade<br />

einmal erahnen, und der Morgentau hängt<br />

in dicken Tropfen an den Grashalmen. Es ist<br />

vier Uhr früh und recht frisch auf 1300 Metern<br />

Höhe, als Sebastian Beck durch die<br />

kleine Holztür vor die Hütte tritt. Er nimmt<br />

einen tiefen Zug von der kühlen Morgenluft,<br />

wirft einen kurzen Blick auf die Wolken. Ein<br />

klarer, sonniger Tag soll es werden. Fröstelnd<br />

stapft der 26-Jährige zu dem unscheinbaren<br />

Nebengebäude hinunter. Ein kleines, hölzernes<br />

Schild neben der Tür weist auf dessen Inhalt<br />

hin: »Käserei«. Der Arbeitstag des<br />

jungen Senn auf der Alpe Oberberg beginnt.<br />

Erst in vierzehn, eher fünfzehn Stunden wird<br />

er enden. Mit der Käsepflege fängt er an. Innerhalb<br />

einer Stunde versorgt er den Käse<br />

vom Vortag und bringt die Laibe hinunter in<br />

den Käsekeller. Hier unten tut sich eine<br />

wahre – wenn auch etwas streng riechende<br />

– Schatzkammer auf: Ein goldschattierter<br />

Käselaib reiht sich an den nächsten, nach<br />

Reifegrad sortiert und in Holzregalen verstaut.<br />

Im hinteren Bereich steht eine Wanne<br />

mit Salzwasser: zwei Käselaibe liegen auf<br />

einem Holzbrett obenauf, zwei nehmen gerade<br />

ein Bad darin. »Das Salzwasser unterstützt<br />

unter anderem die Rindenbildung<br />

beim Käse«, erklärt der Senn. Daher müssen<br />

die fertigen Käselaibe bis zur vollendeten<br />

Reife noch regelmäßig »geschmiert« werden.<br />

Mit zügigen Bewegungen bürstet Sebastian<br />

mit einer Mischung aus Salzwasser und Rot-<br />

schmiere den Käse. »Frischen Käse schmiere<br />

ich täglich. Zweiwöchigen nur alle zwei Tage<br />

und nach vier Monaten einmal wöchentlich«,<br />

erklärt er. Das macht er etwa eine<br />

Stunde lang, dann muss Sebastian in den Stall.<br />

KATZENSPRUNG<br />

ZWISCHEN STALL UND SENNKÜCHE<br />

Dort wollen mittlerweile die »Käse-Produzentinnen«<br />

versorgt werden. Dreiunddreißig<br />

Milchkühe sömmern auf der Alpe Oberberg.<br />

Zweimal täglich werden sie gemolken. Ein<br />

Hirte hat sie mittlerweile in den Stall getrieben<br />

– »eingestallt«, wie Sebastian es formuliert.<br />

Dort wird den Vierbeinern die Milch<br />

abgezapft, angereichert von den saftigen<br />

Bergkräutern, die sie hier oben den ganzen<br />

Tag verspeisen.<br />

<br />

ALPSOMMER & <strong>Viehscheid</strong> <strong>2017</strong> 25

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!