08/2017
Fritz + Fränzi
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Psychologie & Gesellschaft<br />
Keine Angst vor<br />
Gruselmonstern!<br />
Beim Einschlafen plagt viele Kinder die Angst, dass sich Monster,<br />
Ungeheuer oder Gespenster im Zimmer eingenistet haben. Es hilft,<br />
wenn Eltern solche Ängste kreativ angehen und den Ungeheuern<br />
mit Fantasie begegnen. Text: Susan Edthofer<br />
«Wer lernt, Ängste<br />
aktiv anzugehen,<br />
stärkt sein<br />
Selbstvertrauen.»<br />
Susan Edthofer ist Redaktorin<br />
im Bereich Kommunikation<br />
von Pro Juventute.<br />
Pyjama anziehen, Zähne putzen und hopp ins<br />
Bett», ruft der Vater seiner Tochter zu. Weil<br />
Eva weiss, dass Papa noch eine Geschichte<br />
erzählt, geht alles relativ schnell und ohne<br />
Widerrede. Bloss gruselig darf die Geschichte<br />
nicht werden, denn das siebenjährige Mädchen hat<br />
seit einiger Zeit Mühe, einzuschlafen. Aus unerfindlichen<br />
Gründen ist es überzeugt, dass ein Gruselmonster<br />
bei ihm übernachtet. Deshalb wird das Einschlafen<br />
meist zur Prozedur. Dunkel darf es nicht sein im Zimmer,<br />
und die Türe muss offen bleiben. Aus Erfahrung<br />
wissen Evas Eltern, dass ihre Tochter noch ein paar Mal<br />
rufen wird: «Ich cha nöd ischlofe.» Obwohl das Monster<br />
eigentlich bereits vertrieben wurde.<br />
Immer wieder fragen sich Eltern, wie man gegen<br />
«Einschlaf-Ungeheuer» ankommt. Evas Eltern haben<br />
gelernt, die Ängste ihrer Tochter ernst zu nehmen und<br />
auf Kinderebene zu reagieren. Statt unter das Bett zu<br />
schauen und zu entgegnen, dass sich da unten nichts<br />
versteckt, überlegen Mama und Papa gemeinsam mit<br />
Eva, wie sich verhindern lässt, dass sich Monster überhaupt<br />
in ihrem Zimmer einnisten.<br />
Die Kunst, Monster in Schach zu halten<br />
Mütter und Väter brauchen einen Reichtum an Ideen,<br />
wenn es darum geht, Ängste zu besiegen und ungebetene<br />
Gestalten aus den Zimmern ihrer Kinder zu vertreiben.<br />
Kinder besitzen viel Fantasie, was man anstellen<br />
muss, um angsteinflössende Gestalten in Schach zu<br />
halten. Eltern können sich diese Vorstellungskraft im<br />
Umgang mit Ungeheuern zunutze machen und Strategien<br />
auf Kinderebene entwickeln. So machte der neunjährige<br />
Tim eine Zeit lang abends Krach, damit das<br />
Monster aus Angst gar nicht erscheine. Die kleine Laura<br />
zähmte das Krokodil mit ihrem Lieblingspausenstengel.<br />
Und ihr Freund Elias überlistete das Gespenst und<br />
schlief nur ein, wenn noch etwas Licht brannte. Einzig<br />
wenn die Eltern nicht zu Hause waren, reichte diese<br />
Massnahme nicht aus. Dann baute er eine Gespensterfalle<br />
und spannte Fäden quer durch sein Zimmer.<br />
Kinder, die lernen, ihre Ängste aktiv anzugehen, stärken<br />
ihr Selbstvertrauen und entwickeln ein grösseres<br />
Selbstbewusstsein. Eltern können diese Entwicklung<br />
unterstützen und ihr Kind bestärken. In der Hoffnung,<br />
dass das Einschlafen bald wieder störungsfrei verläuft.<br />
Was Eltern tun können – vier Tipps<br />
• Nehmen Sie die Angst Ihres Kindes ernst. Vielleicht hilft es, wenn<br />
beim Einschlafen noch ein Lichtschein zu sehen ist, die Türe<br />
offen bleibt, leise Musik erklingt oder ein Kuscheltier aufpasst und<br />
Wache hält.<br />
• Helfen Sie Ihrem Kind, Strategien zu entwickeln, um seine Angst<br />
zu überwinden. Es fördert das Selbstbewusstsein und<br />
Selbstvertrauen Ihres Kindes, wenn es lernt, seiner Angst aktiv zu<br />
begegnen und diese womöglich zu besiegen.<br />
• Suchen Sie zusammen mit Ihrem Kind nach Lösungen, um<br />
furchteinflössende Gestalten fernzuhalten, zu vertreiben oder<br />
zu besänftigen.<br />
• Manchmal helfen auch Symbole, beispielsweise ein Traumfänger,<br />
ein selbst gezeichnetes Monster-Stoppschild, ein Duftspray,<br />
den Ungeheuer scheusslich finden, Gefahren der Nacht und<br />
Ungeheuer fernzuhalten.<br />
Pro Juventute Elternberatung<br />
Bei Pro Juventute Elternberatung können Eltern und Bezugspersonen von<br />
Kindern und Jugendlichen jederzeit telefonisch (058 261 61 61) oder online<br />
(www.projuventute-elternberatung.ch) Fragen zum Familienalltag, zu<br />
Erziehung und Schule stellen. Ausser den normalen Telefongebühren fallen<br />
keine Kosten an. In den Elternbriefen und Extrabriefen finden Eltern<br />
Informationen für den Erziehungsalltag. Mehr Infos: www.projuventute.ch<br />
38 August <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi