08/2017
Fritz + Fränzi
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Erziehung & Schule<br />
Die Wünsche einer Lehrerin an<br />
die Eltern ihrer Erstklasskinder<br />
Unsere Autorin hat nach den Sommerferien eine erste Klasse übernommen. Als Lehrerin mit fast<br />
30 Jahren Erfahrung hat sie klare Erwartungen an die Eltern ihrer Erstklasskinder. Diese gelten im<br />
Grundsatz für die Eltern aller Kinder, bis hin zur Oberstufe. Eine Wunschliste! Text: Marion Heidelberger<br />
«Schulerfolg hat viel<br />
mit der Kooperation<br />
zwischen Elternhaus<br />
und Schule zu tun.»<br />
Marion Heidelberger ist<br />
Vizepräsidentin des Dachverbands<br />
Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH)<br />
und Pädagogin mit Herzblut.<br />
Wenn Sie diese<br />
Zeilen lesen,<br />
haben meine<br />
neuen Erstklasskinder<br />
die<br />
erste Schulwoche schon hinter sich.<br />
Ich habe mich sehr auf die Buben<br />
und Mädchen mit ihren viel zu grossen<br />
Theks am Rücken gefreut.<br />
Ob ich allen gerecht werden<br />
kann? Ob mein Unterricht für alle<br />
passt? Ob mich die Schülerinnen<br />
und Schüler mögen? Ob ich mit<br />
allen Eltern klarkomme? Wie wohl<br />
die einzelnen Erwartungen und<br />
Wünsche sind?<br />
Für mich ist auch nach fast 30<br />
Berufsjahren die Übernahme einer<br />
neuen Klasse ein Abenteuer geblieben.<br />
So wie Kinder und vor allem<br />
Eltern Wünsche an mich haben, so<br />
habe ich einige an sie. Schulerfolg<br />
hat sehr viel mit der Kooperation<br />
zwischen Elternhaus und Schule zu<br />
tun. Ein Am-gleichen-Strick-Ziehen<br />
bietet die Grundlage, dass das Kind<br />
sich in der Schule wohl fühlt und<br />
sein ganzes Potenzial entfalten kann.<br />
Meine Wunschliste an die Eltern<br />
meiner neuen Erstklasskinder (die<br />
Wünsche gelten aber – leicht angepasst<br />
– auch für Eltern von älteren<br />
Kindern):<br />
Sorgen Sie für genügend Schlaf des<br />
Kindes<br />
• Genügend Schlaf erhöht die Leistungsfähigkeit.<br />
• Ihr Kind sollte auf jegliche Bildschirmnutzung<br />
ab 90 Minuten vor<br />
dem Zubettgehen verzichten.<br />
Achten Sie auf eine ausgewogene<br />
Ernährung<br />
• Mit leerem Bauch lernt es sich<br />
schlecht. Achten Sie darauf, dass<br />
Ihr Kind sich am Morgen und<br />
während des Tages gesund und<br />
ausgewogen ernährt.<br />
Lassen Sie Ihr Kind den Schulweg<br />
alleine gehen<br />
• Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind<br />
jeweils früh genug aus dem Haus<br />
kommt. Auf dem Schulweg passieren<br />
die wirklich wichtigen Din<br />
ge. Nirgends können Freundschaften<br />
besser gepflegt werden.<br />
Zudem verhindern Sie, dass Ihr<br />
Kind rennen muss und so den<br />
Verkehr zu wenig beachtet.<br />
• Seien Sie Vorbild, das ist die beste<br />
Verkehrserziehung.<br />
• Kinder lieben Schnee und Regen,<br />
es ist auch an garstigen Tagen<br />
nicht nötig, Ihr Kind mit dem<br />
Auto zur Schule zu fahren.<br />
Unterstützen Sie Ihr Kind dabei,<br />
Dinge selbst zu tun<br />
• Das ist der wichtigste Grundsatz<br />
überhaupt. Nicht Sie packen<br />
Ihrem Kind den Turnsack und<br />
räumen ihm sein Zimmer auf –<br />
das soll es selbst erledigen.<br />
• Machen Sie einen Ämtliplan für<br />
einfache Arbeiten zu Hause (Tisch<br />
decken oder abräumen, Haustier<br />
füttern, Blumen giessen, Zimmer<br />
aufräumen). So trainieren Sie mit<br />
Ihrem Kind jeden Tag Selbständigkeit,<br />
Pflichtbewusstsein und<br />
Eigenverantwortung, drei wichtige<br />
Faktoren für Schulerfolg.<br />
• Übernehmen Sie nicht die Hausaufgaben<br />
für Ihr Kind! Sie sollten<br />
Sie auch nicht korrigieren, das ist<br />
mein Job. Aber Sie dürfen Ihr<br />
Kind ruhig fragen, was es zu tun<br />
hat und ob es die Aufgaben erledigt<br />
hat.<br />
Setzen Sie Regeln und Grenzen<br />
• Lehren Sie Ihr Kind, Regeln zu<br />
respektieren. Kinder brauchen<br />
Grenzen und Leitlinien. Am bes<br />
54 August <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi