08/2017
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
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Eine Frage – drei Meinungen<br />
Dass Geschwister auch mal streiten, ist normal. Unsere beiden Töchter,<br />
12 und 9, liegen sich aber ständig in den Haaren. Da wir in einer<br />
3-Zimmer-Wohnung leben, müssen sie sich ein Zimmer teilen, was<br />
insbesondere der Grossen überhaupt nicht passt. Was können wir tun?<br />
Reto, 41, und Katja, 38, Zürich<br />
Nicole Althaus<br />
Zoff im Kinderzimmer nervt,<br />
aber er ist gut für die Persönlichkeitsentwicklung.<br />
Kinder<br />
lernen im Streit, wie man<br />
Konflikte löst und Kompromisse<br />
findet. Auch die Tatsache,<br />
dass die beiden Streithähne<br />
sich ein Zimmer teilen,<br />
muss Sie nicht sorgen. Das<br />
haben Generationen von Kindern vor Ihnen auch überlebt.<br />
Das Bedürfnis nach Privatsphäre verstärkt sich<br />
allerdings in der Pubertät. Um das zu befriedigen,<br />
genügt schon eine kleine Ecke, die Sie Ihrer älteren<br />
Tochter etwa im Elternschlafzimmer einrichten. Der<br />
Streit wird nicht verschwinden, aber weniger werden.<br />
Tonia von Gunten<br />
Streit gehört bei den meisten<br />
Geschwistern dazu. Die Kinder<br />
haben sich schliesslich<br />
nicht ausgesucht. Entweder<br />
richten Sie Ihren Fokus auf<br />
die schöneren Momente in<br />
der Familie. Oder Sie bitten<br />
Ihre Kinder um Unterstützung:<br />
«Ihr müsst euch ein<br />
Zimmer teilen, das lässt sich leider nicht ändern. Ihr<br />
streitet so oft, und wir wissen echt nicht mehr weiter!<br />
Gerne hätten wir es bei uns wieder lustiger. Bitte helft<br />
uns: Was können wir tun?» Vielleicht kommen dabei<br />
umsetzbare Vorschläge zusammen, die zu einem besseren<br />
Klima in Ihrer Familie führen.<br />
Peter Schneider<br />
In eine grössere Wohnung<br />
ziehen? Ich fürchte allerdings,<br />
dass Sie auch schon auf diesen<br />
Gedanken gekommen<br />
sind und derselbe aus finanziellen<br />
oder sonstigen Gründen<br />
nicht ohne Weiteres<br />
durchführbar ist. Was wiederum<br />
bedeutet, dass Sie beiden<br />
Töchtern (insbesondere der grossen) ehrlich erklären,<br />
dass Sie die Wohnsituation auch schwierig finden, aber<br />
leider (im Moment) nichts daran ändern können. Und<br />
Sie nur dringend darum bitten können, sich einfach<br />
mal zusammenzureissen. Und dass dies nicht nur eine<br />
Bitte, sondern fast schon ein Befehl sei. Und wahrscheinlich<br />
werden Sie das mehr als nur einmal in der<br />
Woche sagen müssen.<br />
Nicole Althaus, 48, ist Kolumnistin, Autorin<br />
und Mitglied der Chefredaktion der «NZZ am<br />
Sonntag». Zuvor war sie Chefredaktorin von «wir<br />
eltern» und hat den Mamablog auf «Tagesanzeiger.<br />
ch» initiiert und geleitet. Nicole Althaus ist Mutter<br />
von zwei Kindern, 16 und 12.<br />
Tonia von Gunten, 44, ist Elterncoach, Pädagogin<br />
und Buchautorin. Sie leitet elternpower.ch, ein<br />
Programm, das frische Energie in die Familien<br />
bringen und Eltern in ihrer Beziehungskompetenz<br />
stärken möchte. Tonia von Gunten ist verheiratet<br />
und Mutter von zwei Kindern, 11 und 8.<br />
Peter Schneider, 59, ist praktizierender<br />
Psychoanalytiker, Autor und SRF-Satiriker («Die<br />
andere Presseschau»). Er lehrt als Privatdozent<br />
für klinische Psychologie an der Uni Zürich und<br />
ist Professor für Entwicklungspsychologie an<br />
der Uni Bremen. Peter Schneider ist Vater eines<br />
erwachsenen Sohnes.<br />
Haben Sie auch eine Frage?<br />
Schreiben Sie eine E-Mail an:<br />
redaktion@fritzundfraenzi.ch<br />
Bilder: Anne Gabriel-Jürgens / 13 Photo, Pino Stranieri, HO<br />
82 August <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi