Eine Frage – drei Meinungen Dass Geschwister auch mal streiten, ist normal. Unsere beiden Töchter, 12 und 9, liegen sich aber ständig in den Haaren. Da wir in einer 3-Zimmer-Wohnung leben, müssen sie sich ein Zimmer teilen, was insbesondere der Grossen überhaupt nicht passt. Was können wir tun? Reto, 41, und Katja, 38, Zürich Nicole Althaus Zoff im Kinderzimmer nervt, aber er ist gut für die Persönlichkeitsentwicklung. Kinder lernen im Streit, wie man Konflikte löst und Kompromisse findet. Auch die Tatsache, dass die beiden Streithähne sich ein Zimmer teilen, muss Sie nicht sorgen. Das haben Generationen von Kindern vor Ihnen auch überlebt. Das Bedürfnis nach Privatsphäre verstärkt sich allerdings in der Pubertät. Um das zu befriedigen, genügt schon eine kleine Ecke, die Sie Ihrer älteren Tochter etwa im Elternschlafzimmer einrichten. Der Streit wird nicht verschwinden, aber weniger werden. Tonia von Gunten Streit gehört bei den meisten Geschwistern dazu. Die Kinder haben sich schliesslich nicht ausgesucht. Entweder richten Sie Ihren Fokus auf die schöneren Momente in der Familie. Oder Sie bitten Ihre Kinder um Unterstützung: «Ihr müsst euch ein Zimmer teilen, das lässt sich leider nicht ändern. Ihr streitet so oft, und wir wissen echt nicht mehr weiter! Gerne hätten wir es bei uns wieder lustiger. Bitte helft uns: Was können wir tun?» Vielleicht kommen dabei umsetzbare Vorschläge zusammen, die zu einem besseren Klima in Ihrer Familie führen. Peter Schneider In eine grössere Wohnung ziehen? Ich fürchte allerdings, dass Sie auch schon auf diesen Gedanken gekommen sind und derselbe aus finanziellen oder sonstigen Gründen nicht ohne Weiteres durchführbar ist. Was wiederum bedeutet, dass Sie beiden Töchtern (insbesondere der grossen) ehrlich erklären, dass Sie die Wohnsituation auch schwierig finden, aber leider (im Moment) nichts daran ändern können. Und Sie nur dringend darum bitten können, sich einfach mal zusammenzureissen. Und dass dies nicht nur eine Bitte, sondern fast schon ein Befehl sei. Und wahrscheinlich werden Sie das mehr als nur einmal in der Woche sagen müssen. Nicole Althaus, 48, ist Kolumnistin, Autorin und Mitglied der Chefredaktion der «NZZ am Sonntag». Zuvor war sie Chefredaktorin von «wir eltern» und hat den Mamablog auf «Tagesanzeiger. ch» initiiert und geleitet. Nicole Althaus ist Mutter von zwei Kindern, 16 und 12. Tonia von Gunten, 44, ist Elterncoach, Pädagogin und Buchautorin. Sie leitet elternpower.ch, ein Programm, das frische Energie in die Familien bringen und Eltern in ihrer Beziehungskompetenz stärken möchte. Tonia von Gunten ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern, 11 und 8. Peter Schneider, 59, ist praktizierender Psychoanalytiker, Autor und SRF-Satiriker («Die andere Presseschau»). Er lehrt als Privatdozent für klinische Psychologie an der Uni Zürich und ist Professor für Entwicklungspsychologie an der Uni Bremen. Peter Schneider ist Vater eines erwachsenen Sohnes. Haben Sie auch eine Frage? Schreiben Sie eine E-Mail an: redaktion@fritzundfraenzi.ch Bilder: Anne Gabriel-Jürgens / 13 Photo, Pino Stranieri, HO 82 August <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
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