Auf schwierigem Grünland erfolgreich wirtschaften - Ministerium für ...
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Bilder: J. Neumaier, H. Uhl<br />
Das Betriebsleiterehepaar Heinrich und Katharina Uhl<br />
Offenhaltung mit verschiedenen Tierarten im Schwarzwald<br />
Was macht Familie Uhl besonders gut?<br />
Von Herrn Uhl nur als Landwirt zu sprechen,<br />
würde ihm in seinen verschiedenen Einsatzfeldern<br />
wohl kaum gerecht werden, denn wie<br />
kaum ein anderer vereint er Einfallsreichtum<br />
und Schaffenskraft mit Unternehmertum und<br />
Liebe zum Tier und zur Natur. „Seine“ <strong>Grünland</strong>flächen<br />
wollte in der Gemeinde niemand<br />
mehr be<strong>wirtschaften</strong>, denn extreme Steilhänge,<br />
abgelegene Waldecken oder Nassflächen<br />
waren <strong>für</strong> die ortsansässigen Landwirte nicht<br />
rentabel zu nutzen. Und der Nebenerwerbslandwirt<br />
Uhl nutzt jetzt nahezu die ganze Gemeindefläche<br />
mit unterschiedlichen Tieren,<br />
die an die Weideflächen auch sehr unterschiedliche<br />
Anforderungen stellen.<br />
Zur Verbesserung der Weiden wird ein einfaches<br />
Handstreugerät eingesetzt, mit dem<br />
Heinrich Uhl vor allem Deutsches Weidelgras<br />
und Weißklee ausbringt. Unmittelbar im Anschluss<br />
daran treten die Schafe und Ziegen<br />
des Betriebes den Samen quasi als lebende<br />
„Trippel“-Walze in den Boden ein. So finden<br />
die Samenkörner optimale Wachstumsbedingungen.<br />
Meist wird dann die Entwicklung<br />
Ende Mai bringen die Islandstuten ihre gesunden Fohlen zur Welt<br />
der Jungpflanzen noch mit einem Schröpfschnitt<br />
verbessert und erst in der Folge steht<br />
das <strong>Grünland</strong> den Weidetieren wieder zur Verfügung.<br />
Die von den zahlreichen Islandponies<br />
stark beanspruchten Flächen werden einheitlich<br />
saniert. Sie werden, wenn nötig, nachgemäht,<br />
und die Ziegen, Schafe oder Mutterkühe<br />
wechseln sich mit den Rössern ab.<br />
Dadurch gleicht der Landwirt die Wirkungen<br />
des selektiven Fressens der unterschiedlichen<br />
Tierarten und die am Hang unvermeidbaren<br />
Trittschäden aus. Durch den systematischen<br />
Weidewechsel hält sich die Verunkrautung im<br />
Rahmen. Zudem ist die Nährstoffversorgung<br />
an die Standorte angepasst und vor allem<br />
an Hangflächen sehr gering. In der Folge sind<br />
die Flächen nicht zu wüchsig und dadurch<br />
auch an Hängen einigermaßen trittfest.<br />
Das Betriebsleiterehepaar sammelt gezielt<br />
Informationen von staatlichen und nicht staatlichen<br />
Stellen im In- und Ausland und setzt<br />
sie überzeugend um. Aus- und Fortbildung<br />
wird im Betrieb also ebenso groß geschrieben<br />
wie Einsatzfreude und Interesse an neuen<br />
Entwicklungen.<br />
Betriebliche Kennwerte<br />
■ Fläche: 90 ha <strong>Grünland</strong> auf über 50 Schlägen,<br />
davon 76 ha Weidefläche<br />
■ Tierbestand: 26 Island-Zuchtstuten mit Fohlen,<br />
45 Jungpferde, 10 Hinterwälder-Mutterkühe,<br />
1 Bulle, 3 Färsen, 50 Mutterschafe,<br />
50 Mutterziegen<br />
■ Arbeitskräfte: Betriebsleiterehepaar 0,7 AK,<br />
ein Mitarbeiter auf 400-Euro-Basis, saisonale<br />
Aushilfskräfte<br />
■ Standbeine: Pferdezucht, Mutterkuhhaltung,<br />
Mutterschaf- und Ziegenhaltung<br />
■ Biobetrieb<br />
Standort in Stichworten<br />
BETRIEBE<br />
■ Gemeinde Nordrach im Ortenaukreis<br />
■ Höhenlage <strong>Grünland</strong>flächen: 280 m bis<br />
650 m ü. NN<br />
■ Durchschnittl. Jahresniederschlag: 1.400 mm<br />
■ Der Standort ist vom Wald dominiert, weniger<br />
als 20 % der Fläche sind landwirtschaftlich<br />
genutzt.<br />
■ Etwa die Hälfte der Weideflächen ist aufgrund<br />
der Hanglage nicht befahrbar.<br />
konsequenten Bewirtschaftung: Binsen und<br />
Hecken werden zurückgedrängt. Im ganzen<br />
Moosbachtal gibt es mittlerweile keinen tierhaltenden<br />
Betrieb mehr, <strong>für</strong> die Offenhaltung<br />
sorgen hier nun die Tiere von Heinrich<br />
Uhl.<br />
Heinrich Uhl betreibt ganzjährig Weidehaltung.<br />
Über die Wintermonate konzentriert<br />
sich seine Tierhaltung aber um einen Unterstand<br />
mit befestigtem Laufhof. Die Winterweide<br />
wird im Frühjahr frisch eingesät. Die<br />
Fohlen kommen erst Ende Mai zur Welt. So<br />
umgeht der Pferdezüchter das Risiko, dass die<br />
ganz jungen Fohlen, die sich immer bei ihren<br />
Müttern aufhalten, im Schnee liegen.<br />
Heinrich Uhl ist kein klassischer Landwirt;<br />
als gelernter Förster und Tierzüchter aus<br />
Leidenschaft hat er eine ungewöhnliche,<br />
aber <strong>erfolgreich</strong>e Strategie entwickelt, den<br />
Standort zu be<strong>wirtschaften</strong>.<br />
Selbst mit extensiven Weiden kommen die Hinterwälder gut zurecht<br />
MLR 2008<br />
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