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Sanierung & Energie / Unternehmergespräch<br />

<strong>smartLiving</strong>.<br />

MAGAZIN<br />

„Lieber ein paar Quadratmeter weniger<br />

Wohnzimmer und dafür ein<br />

größeres Bad“<br />

Marc Ottenbruch, Inhaber und Geschäftsführer<br />

der Ottenbruch GmbH & Co. KG<br />

Im Frühjahr hat mit der ISH 20<strong>17</strong> die Weltleitmesse für die Erlebniswelt<br />

Bad in Frankfurt am Main stattgefunden. Auffällig<br />

dabei war, dass sich das Bad in den letzten Jahrzehnten von einem<br />

reinen Funktionsraum zu einer komfortablen Wohlfühlzone<br />

gewandelt hat. Unterschiedliche Ausprägungen, wie das gesundheitsfördernde<br />

Bad, das komfortable Bad, das individuelle<br />

Bad und das digitale Bad, dominieren heute als aktuelle Trends.<br />

Und die Entwicklung schreitet stetig und schnell voran.<br />

Die Redaktion des <strong>smartLiving</strong>-<strong>Magazin</strong>s sprach mit Herrn<br />

Marc Ottenbruch, Inhaber und Geschäftsführer der Ottenbruch<br />

GmbH & Co. KG, über die unterschiedlichen Kundenbedürfnisse,<br />

die aktuellen Entwicklungen und die Erwartungen<br />

für die Zukunft. Das Traditionsunternehmen,<br />

welches in diesem Jahr sein 70-jähriges Firmenjubiläum feiert,<br />

beschäftigt an seinem Standort in Neuhausen auf den<br />

Fildern 65 Mitarbeiter. Das renommierte Unternehmen ist<br />

mit seiner 1.800 qm großen Ausstellungsfläche am Firmensitz<br />

auf eine hochwertige Einrichtungsberatung von Endkunden<br />

im Bäderbereich spezialisiert. Darüber hinaus bedient<br />

es Architekten, Planer, Handwerker, Sanitär-, Elektround<br />

Heizungsinstallateure in der Region Stuttgart.<br />

<strong>smartLiving</strong>: Herr Ottenbruch, nach unserer Auffassung hat<br />

sich in keinem wohnlichen Bereich in den letzten Jahrzehnten<br />

so viel getan wie im Badsegment. Nicht selten werden 6-stellige<br />

Beträge in das individuelle Traumbad investiert. Teilen Sie<br />

diese Meinung, und falls ja, was sind die Gründe hierfür?<br />

Marc Ottenbruch: Früher war das Badezimmer eine funktionale<br />

Nasszelle. Heute wird das Bad mehr und mehr als Wohnraum<br />

angesehen. Die verschiedensten Materialien wie Lehmputze,<br />

Beton, Glas, Naturstein und Massivholz haben Einzug<br />

gehalten. Trendsetter sind oft die Hotels. Durch die heutige<br />

Mobilität der Menschen wird das sehr stark wahrgenommen<br />

und der Wunsch entsteht, dies auch zu Hause zu haben. Natürlich<br />

kommt es vor, dass hohe Beträge in das Badezimmer<br />

investiert werden. Jedoch besteht der Hauptbädermarkt im<br />

Renovierungs- und Sanierungsbereich und das deutsche<br />

Durchschnittsbad hat 8 qm. Wenn der Kunde nicht die Möglichkeit<br />

hat, einen weiteren Raum zum Bad dazu zu nehmen,<br />

dann können so hohe Beträge gar nicht investiert werden,<br />

weil schlicht der Platz fehlt. Wir sagen, lieber ein paar Quadratmeter<br />

weniger Wohnzimmer und dafür ein größeres Bad,<br />

denn ein guter Tag beginnt in einem guten Bad.<br />

<strong>smartLiving</strong>: Es gibt ja heute unterschiedliche Entwicklungen<br />

und Akzentuierungen, wie z.B. das gesundheitsfördernde<br />

Bad, das komfortable Bad, das individuelle Bad<br />

und das digitale Bad. Was sind aus Ihrer Sicht die gegenwärtig<br />

oder zukünftig großen (Mega-) Trends, sofern es<br />

diese überhaupt gibt?<br />

Marc Ottenbruch: Durch den demografischen Wandel sind altersgerechte<br />

Bäder, die als solche auf den ersten Blick gar nicht<br />

erkennbar sind, sicherlich ein Megatrend. Individualisierung<br />

ist ein weiterer Trend. Die heutigen Möglichkeiten sind äußerst<br />

vielfältig. Im Privatbad wird meistens eine Regenbrause und<br />

anstatt einer Badewanne eine großzügige Duschfläche genommen.<br />

Wandeinbauspiegelschränke sind sehr dezent und praktisch,<br />

da alles griffbereit, aber dennoch versteckt ist. Im Prinzip<br />

gibt es für jeden Geschmack und Geldbeutel eine Lösung. Die<br />

Digitalisierung und damit Smart-Home ist in aller Munde. Im<br />

Badbereich gibt es viele Ansätze, aber noch fehlt mir der echte<br />

Mehrwert für den Kunden. Das dieser über kurz oder lang<br />

kommen wird, davon bin ich überzeugt.<br />

<strong>smartLiving</strong>: Wenn man sich heute bei führenden Badanbietern<br />

umschaut, stellt man eine unglaublich große Sortimentsbreite<br />

und -tiefe bei den angebotenen Badmöbeln<br />

und Badfliesen fest. Gibt es derzeit farbliche Trends, die<br />

dominieren? Und aus welchen Ländern beziehen Sie vorwiegend<br />

Ihre Produkte?<br />

Marc Ottenbruch: Bei den Badmöbeln und Fliesen sind<br />

Grau- und Erdtöne sowie Holzdekore mit einer stärkeren Maserung<br />

im Trend. Die Farbe weiß, in verschiedenen Schattierungen,<br />

ist bei den Badmöbeln dennoch weiterhin dominierend.<br />

Gerne wird kombiniert und mal ein schwarzes Becken<br />

auf eine weiße Platte gelegt oder ein Betonwaschtisch mit einem<br />

Holzunterbau genommen. Durch das Holz kommt der<br />

wohnliche Charakter und durch das Grau des Betons eine<br />

tolle Loft-Optik. Unsere Badmöbel beziehen wir überwiegend<br />

von deutschen Herstellern, die jedoch international aufgestellt<br />

sind und somit den Chic und die Leichtigkeit aus Italien<br />

oder die skandinavische Eleganz im Programm haben.<br />

<strong>smartLiving</strong>: Was empfehlen Sie den jungen Erstkäufern,<br />

die keine Erfahrung in der Ausstattung von Bädern mitbringen?<br />

Wie gehen Ihre Beratungsexperten vor? Und wie<br />

stellen Sie aus Kundensicht sicher, dass die Kosten nicht<br />

aus dem Ruder laufen?<br />

Marc Ottenbruch: Für eine Beratung ist immer der Grundriß<br />

des Bades mit allen Maßen sehr wichtig. Unsere Beratungsexperten<br />

besprechen mit den Kunden, was sie sich wünschen,<br />

was sie nicht möchten, wie viele Personen das Bad nutzen<br />

usw. Oft sind unsere Kunden überrascht, warum wir sie nach<br />

Haustieren fragen. Hunde werden gerne in der Badewanne<br />

gewaschen. Da empfiehlt sich das sehr kratzunempfindliche<br />

Material Stahl-Emaille wegen der Krallen der Tiere. Ein ganzer<br />

Fragenkatalog wird somit besprochen, damit sich unsere<br />

Badexperten ein Bild machen können. Dabei spielt das Budget<br />

eine große Rolle. Am Anfang geht es gar nicht um die Produkte,<br />

sondern um die Raumaufteilung und was der Kunde<br />

von seinem neuen Bad erwartet. Bei jungen Erstkäufern sind<br />

oft familien- und kindergerechte Lösungen gefragt. Das schöne<br />

an unserer Branche ist, dass es mittlerweile eine Vielzahl<br />

an Lösungen in jedem Preisbereich gibt.<br />

<strong>smartLiving</strong>: Mit Blick auf die Demographie spielt das barrierefreie<br />

und altersgerechte Bad eine zunehmend größere<br />

Rolle. Was empfehlen Sie älteren Interessenten, die ihr Bad<br />

entsprechend umbauen wollen? Und verweisen Sie auch auf<br />

die staatlichen Fördermöglichkeiten?<br />

Marc Ottenbruch: Wir haben speziell geschulte Badexperten<br />

von der deutschen Gesellschaft für Gerontotechnik. Themen<br />

wie bodengleiche Duschen, Sitzmöglichkeiten in der Dusche,<br />

Griffe oder Dusch-WCs werden angesprochen. Höhenverstellbare<br />

Sanitärobjekte wie Waschtisch oder Toilette sind zu<br />

empfehlen. Ganz wichtig sind gut fassende Armaturen mit<br />

einer leichten Bedienbarkeit. Der Boden sollte rutschhemmend<br />

sein und eine gute Ausleuchtung des Bades ist wichtig.<br />

Nicht zu vergessen die Badeingangstür: breit und schwellenlos<br />

muß sie sein. Bei der Beratung wird auch auf staatliche<br />

Fördermöglichkeiten hingewiesen. Wobei barrierefreie Bäder<br />

gar nichts mit dem Alter zu tun haben. Jeder hatte schon einmal<br />

eine Sportverletzung und wäre froh, in der Dusche einen<br />

Griff zu haben. Das ist altersunabhängig.<br />

<strong>smartLiving</strong>: Ihr Unternehmen, welches in der dritten Generation<br />

geführt wird, feiert in diesem Jahr das 70-jährige Jubiläum.<br />

Eine lange Zeit, auf die nicht viele Unternehmen zurückblicken<br />

können. So weit, so gut. Welche Herausforderungen<br />

erwarten Sie aber in der Zukunft und wie richten Sie<br />

Ihr Unternehmen darauf aus, auch im Hinblick auf Ihre Mitarbeiter,<br />

von denen Sie viele selbst ausgebildet haben?<br />

Marc Ottenbruch: Handel ist Wandel. Wir investieren stetig<br />

in unsere Bäderausstellung, um auf dem neuesten Stand zu<br />

sein. Ebenso in unser Gebäude, Infrastruktur und Fuhrpark.<br />

Am wichtigsten sind aber unsere Mitarbeiter. Wir bilden seit<br />

über 40 Jahren erfolgreich aus. Erst kürzlich wurden wir von<br />

der Agentur für Arbeit für hervorragende Nachwuchsförderung<br />

ausgezeichnet. Stetige Weiterbildung ist sehr wichtig,<br />

aber auch die Bereitschaft auf Veränderungen im Umfeld zu<br />

reagieren. Die Herausforderungen der Zukunft sind für uns:<br />

die Digitalisierung, eine Zunahme an Vorschriften/Gesetzen<br />

sowie der Fachkräftemangel bei den Installateuren und Heizungsbauern.<br />

Nur gemeinsam mit den Herstellern und Handwerkern<br />

können wir Lösungen finden, damit der Kunde ein<br />

perfektes Bad oder die richtige Heizung bekommt.<br />

<strong>smartLiving</strong>: Herr Ottenbruch, die Führung eines Unternehmens<br />

ist bekanntlich zeit- und arbeitsintensiv. Ein wenig<br />

freie Zeit bleibt aber hoffentlich dennoch. Wie verbringen<br />

Sie diese?<br />

Marc Ottenbruch: Gerne unternehme ich etwas mit meiner<br />

Familie, treibe Sport, lese ein spannendes Buch oder engagiere<br />

mich im Sportverein. Am Herzen liegt mir die Ausbildung<br />

von jungen Leuten. Daher gehe ich ehrenamtlich in Schulen,<br />

um ein Knigge- und Bewerbertraining durchzuführen. Dort<br />

werbe ich für die duale Ausbildung. Viele Länder auf der ganzen<br />

Welt beneiden uns um dieses System und wir fokussieren<br />

uns zu sehr auf die akademische Ausbildung.<br />

<strong>smartLiving</strong>: Herr Ottenbruch, wir danken Ihnen für das<br />

Gespräch!<br />

Das moderne Bad wird zunehmend zu einem<br />

Wohnraum, in dem man sich gerne aufhält.<br />

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Foto: Ottenbruch GmbH & Co. KG<br />

Foto: Ottenbruch GmbH & Co. KG<br />

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