Wirtschaftszeitung_25092017
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6 MACHER &MÄRKTE<br />
„Sensibilisieren und lokale<br />
Netzwerke aufbauen“<br />
NRW-Wirtschaftsminister Pinkwart erläutert, welchen Zweck die CSR-Kompetenzzentren verfolgen<br />
Mit einem neuen CSR-Kompetenzzentrum<br />
im Münsterland wirft das<br />
NRW-Wirtschaftsministerium den<br />
Stein ins Wasser. Nachhaltiges Produzieren<br />
und verantwortungsvolle<br />
Unternehmenskultur sollen sich sodann<br />
wie eine Welle in der Region<br />
ausbreiten. Dafür steht drei Jahre<br />
lang ein Budget für ein vierköpfiges<br />
Team zur Verfügung. Was nach dem<br />
ersten Förderzeitraum mit dem Impulsgeber<br />
passiert, ist offen.<br />
Unsere Autorin Maike Harhues<br />
fragte bei NRW-Wirtschaftsminister<br />
Prof. Dr.<br />
Andreas Pinkwart nach,<br />
mit welchen Prämissen<br />
und Konzepten das Zentrumseine Arbeit<br />
aufnimmt.<br />
Das neue CSR-Kompetenzzentrum<br />
Münsterland kann Fördermittel in<br />
Höhe vonbis zu 400000 Euro beantragen.<br />
Ist dies als Anschubfinanzierung<br />
gedacht?<br />
Andreas Pinkwart: Die CSR-Kompetenzzentren<br />
setzen sich langfristig mit<br />
Fragen von Wirtschaft und Verantwortung<br />
auseinander und leisten damit<br />
einen wichtigen Beitrag zur Professionalisierung<br />
von Unternehmensverantwortung<br />
und zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
vonkleinen und mittleren<br />
Unternehmen(KMU). In der dreijährigen<br />
Projektlaufzeit sollen sie in ihrer Region<br />
vorallem für verantwortliches Unternehmerhandeln<br />
sensibilisieren und lokale<br />
Netzwerke aufb fauen. Die Finanzierung<br />
erfolgt zu gleichen Teilen aus Mitteln des<br />
Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung<br />
(EFRE) und aus Landesmitteln.<br />
Hinzu kommt ein Eigenanteil der Zentren<br />
von 20Prozent.<br />
bauen, auch Ihre politische Einschätzung,<br />
dass besonders bei den<br />
KMU bei diesem Thema noch Nachholbedarf<br />
besteht?<br />
Pinkwart: Viele Unternehmer agieren<br />
aus innerer Überzeugung und sind vielfach<br />
inihrer Region oder in bestimmten<br />
Themenfeldern engagiert. Das reicht von<br />
ehrenamtlichen Tätigkeiten bis zur Ausbildung<br />
Gefl<br />
üchteter.Als Anlaufstelle für<br />
Fragen der gesellschaftlichen Verantwortung<br />
holen die Kompetenzzentren kleine<br />
und mittlereUnternehmenbei ihrem bisherigen<br />
Engagement ab und unterstützen<br />
sie, Verantwortungsthemen systematisch<br />
in allen Arbeitsbereichen des Unternehmens<br />
zu berücksichtigen –bei Umweltfragen,<br />
beim Umgang mit Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern, Lieferanten<br />
und Kunden.<br />
Viele Kunden erwarten hohe Standards,<br />
was ökologische und soziale<br />
Verantwortungsowie die Unternehmenskultur<br />
betrifft. Ist den kleinen<br />
und mittleren Unternehmen bewusst,<br />
dass sie auf diesen Trend reagieren<br />
müssen?<br />
Pinkwart: Jedes Unternehmen ist Teil<br />
der Gesellschaft: Eigentümer, Mitarbeiter,<br />
Kunden, Lieferanten, Behörden und<br />
Nachbarn sind wichtige Anspruchsgruppen,<br />
mit deren Erwartungen und AnsichtenUnternehmen<br />
tagtäglich konfrontiert<br />
sind. Von ihnen wird erwartet, dass sie<br />
über ihre ökonomischen Interessen hinaus<br />
auch eine gesellschaftliche Verantwortung<br />
wahrnehmen. Das ist umso<br />
wichtiger in Zeiten der digitalen Transformation,<br />
die alle Bereiche unseres Lebens<br />
verändert und neue Wirtschaftsstrukturen,<br />
aber auch neue Machtverhältnisse<br />
schafft.<br />
am ehesten ansetzen, um die Unternehmen<br />
auf dem Weg zu einem<br />
schlüssigen CSR-Konzept zu begleiten?<br />
Pinkwart: In erster Linie sind sie regionale<br />
Anlaufstellen für alle Fragen rund<br />
um Unternehmensverantwortung. Kleine<br />
und mittlere Unternehmen haben im<br />
Gegensatz zu größeren Unternehmen<br />
weniger Ressourcen, um sich eigenständig<br />
in ein so komplexes Thema einzuarbeiten.<br />
Durch die Anlaufstellen erhaltenUnternehmen<br />
deshalb konkreteHilfe,<br />
um sich zu vernetzen und voneinander zu<br />
lernen.<br />
Die Unterstützung richtet sich an<br />
KMU. Besteht bei Großunternehmen<br />
kein Bedarf, weil dort das Thema<br />
ohnehin eigenständig bearbeitet<br />
wird?<br />
Pinkwart: Die ersten Großunternehmen<br />
haben bereits in den 1990er Jahren damit<br />
begonnen, sich mit Fragen der Wirtschafts-<br />
und Unternehmensethik zu beschäftigen.<br />
Häufig gibt es dort dafür eigene<br />
Stabsstellen oder Abteilungen. Sie benötigen<br />
insofern kaum Unterstützung,<br />
eignen sich aber hervorragend, umBeispiele<br />
aus der Praxis zu verdeutlichen.<br />
KMU werden außerdem als Zulieferer<br />
vonGroßunternehmen auch mit sozialen<br />
und ökologischen Anforderungen konfrontiert.<br />
Wie schlägt das neue Kompetenzzentrum<br />
eine Brücke zu seiner Zielgruppe,<br />
um dort Hilfestellung für<br />
CSR-Projekte anbieten zu können?<br />
Pinkwart: Ein wesentliches Kriterium<br />
bei der Auswahl der Kompetenzzentren<br />
war das Konzept für die Ansprache der<br />
Unternehmen vor Ort. Hierbei sind besonders<br />
starke Netzwerke und strategische<br />
Partner wichtig. In Münster arbeitet<br />
future e.V. als Träger des Kompetenzzentrums<br />
Münsterland eng mit der Industrie-<br />
und Handelskammer Nordwestfalen,<br />
der Handwerkskammer Münster<br />
und dem Bund Katholischer Unternehmen<br />
zusammen. Hinzu kommen Partner<br />
aus der Hochschule, aus Medien und Verwaltung.<br />
Steht hinter dem Plan, das Netzwerk<br />
der Kompetenzzentren auszu-<br />
CSR-KOMPETENZZENTRUM<br />
Das Kompetenzzentrum Münsterland von future e.V. und<br />
das Kompetenzzentrum Ruhr gehen ab Oktober gemeinsam<br />
an den Start, sie ergänzen die bereits fünf bestehenden<br />
und noch vom ehemaligen Wirtschaftsminister Garrelt<br />
Duin auf den Weg gebrachten Zentren inNRW. Auf<br />
der Agenda der Kompetenzzentren stehen Sensibilisierung<br />
der KMU für verantwortliche Unternehmensführung, CSR-<br />
Unterstützungsangebote mit hohem Praxisbezug und Aufbau<br />
von CSR-Netzwerken.<br />
Die CSR-Kompetenzzentren werden aus Mitteln des Landes<br />
und des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung<br />
finanziert.<br />
ma<br />
www.future-ev.de<br />
Haben KMU dabei vor allem die<br />
Außenwirkung im Blick oder auch<br />
die internen Prozesse, über dieKunden<br />
ebenfalls mehr Transparenz erwarten?<br />
Pinkwart: Natürlich sind Unternehmen<br />
auf ihreAußenwirkung bedacht. Der gute<br />
Ruf schafft Vertrauen, das wiederum<br />
das Geschäft erleichtert. Eine gelebte<br />
Unternehmensverantwortung untermauert<br />
das eigene Image nachhaltig. Unternehmen<br />
müssen zwangsläufig aber auch<br />
interne Prozesse in den Blick nehmen<br />
und Einblicke inihre Ansätze gewähren.<br />
Nursokann Verantwortung glaubhaft gelebt<br />
und kommuniziert werden.<br />
Wo kann das Kompetenzzentrum<br />
NRW-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart plädiert für eine „gelebte Unternehmensverantwortung“.<br />
Mit ihr könne das eigene Image nachhaltig untermauert werden.<br />
Foto: dpa<br />
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