Top50 Landeck 2017

ECHO: Die gesamte Arbeitswelt ist
in den letzten zehn Jahren wesentlich
schnelllebiger geworden. Macht sich
das bei den Arbeitnehmern bemerkbar?
Comina: Wir erleben es alle am
eigenen Leib, dass unsere Zeit allgemein
immer schneller wird. Das
hat gewisse Vorteile, aber eben
auch Nachteile. Die zunehmende
Geschwindigkeit, die gesteigerte
Aufmerksamkeit, die erhöhte Anforderung
an Multi-Tasking bringt
viele Menschen an die Grenzen ihrer
Leistungsfähigkeit. Wir sehen an den
Statistiken, dass die Burnout-Fälle
steigen und auch die Pensionsantritte
aus diesem Grund gegenüber den
klassischen körperlichen Gebrechen
zunehmen.
ECHO: Ganz allgemein sind sogenannte
All-in-Verträge im Vormarsch.
Ist Derartiges auch im Bezirk Landeck
zu beobachten?
Comina: Eine Flut an All-in-Verträgen
ist nicht wahrnehmbar. Das
hängt mit unserer Branchenstruktur
zusammen. Im Gastgewerbe werden
zwar viele Überstunden gemacht,
aber nur äußerst selten im Rahmen
von All-in-Verträgen, die generell eher
Angestelltendienstverhältnisse und
Positionen im mittleren und oberen
Management betreffen.
ECHO: Der Tourismus spielt in
Landeck eine wichtige Rolle. Ist der
Tourismus im Vergleich zu früher ein
besserer Arbeitgeber geworden?
Comina: Situationsbedingt glaube
ich schon, dass sich im Tourismus
manches verbessert hat. Das ist der
Tatsache geschuldet, dass vor allem
im Tourismus der Arbeitskräfte- und
Nachwuchsmangel immer mehr
„In der AK Bezirkskammer
gibt es Beratung
und Service vor Ort.
Denn rasche Hilfe ist
die beste Hilfe.“
Erwin Zangerl,
AK Tirol
zum Tragen kommt. Mir hat kürzlich
ein Unternehmer, der im Tourismus
tätig ist, gesagt: „Unsere Führungsaufgaben
im Tourismus haben sich
dramatisch verändert. Während vor
dreißig Jahren noch die Kundenakquise
unsere Hauptaufgabe war, ist
es jetzt die Mitarbeiterakquise und
-bindung.“ Allein an dieser Aussage
sieht man ganz deutlich, dass es bei
einigen einen Bewusstseinswandel
gegeben hat, ausgelöst durch die Situation,
dass für viele Menschen die
Arbeit im Tourismus über lange Jahre
nicht das Erstrebenswerteste war.
ECHO: Die Wirtschaft wünscht
sich seit Jahren flexiblere Arbeitszeitregelungen.
Ist das Arbeitsrecht
zu unflexibel und ist eine Flexibilisierung
möglich, die nicht primär zu
Lasten der Arbeitnehmer geht?
Comina: Es gibt schon sehr umfangreiche
Regelungen in den Kollektivverträgen,
um Arbeitszeiten
flexibel zu gestalten. Diese Möglichkeiten
sind, wie ich glaube, absolut
ausreichend. Nur muss man sie auch
im Detail kennen. Gewisse Flexibilisierungen
sind auch mit einem
Betriebsrat via Betriebsvereinbarung
möglich. Will man diese Möglichkeiten
nutzen, kann man ja einen Betriebsrat
gründen.
ECHO: Das wird nach wie vor nicht
überall gern gesehen.
Comina: So ist es. Wobei ich das
nicht verstehe, weil der Betriebsrat
per se nicht der Feind des Unternehmers
ist, sondern ein Mittler zwischen
Arbeitgeber- und Arbeitnehmerinteressen.
Das sollte eigentlich
eine Partnerschaft mit dem Ziel sein,
dass die Arbeitsplätze sicher und gut
entlohnt sind und das Unternehmen
floriert.
ECHO: Gibt es im Zuge der Einführung
des Pensionskontos eine
Häufung negativer Aha-Erlebnisse,
die mit der Wirtschaftsstruktur im
Bezirk zusammenhängen?
Comina: Man sieht am Pensionskonto
die Auswirkungen von Teilzeitarbeit
und strukturbedingt saisonaler
Arbeitslosigkeit. Da gibt es mitunter
negative Überraschungen.
ECHO TOP 50 UNTERNEHMEN IM BEZIRK LANDECK 2017 27