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VSAO JOURNAL Nr. 5 - Oktober 2017

Sauber - Diabetes/Mineralstoffe, Zulassungssteuerung: nächste Runde

Sauber -
Diabetes/Mineralstoffe,
Zulassungssteuerung: nächste Runde

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<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />

Association suisse des médecins-assistant(e)s et chef(fe)s de clinique<br />

Associazione svizzera dei medici assistenti e capiclinica<br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong><br />

Sauber<br />

• Diabetes/Mineralstoffe<br />

• Zulassungssteuerung:<br />

nächste Runde


Ich will Tempo !“<br />

“<br />

So schnell wie das Leben. So fl exibel wie der Tag.<br />

APIDRA ® – Das schnellere prandiale Insulin 1–4<br />

1. www.swissmedicinfo.ch 2. Im Vergleich mit Humaninsulin : Becker RH, et al. Dose–response relationship of insulin glulisine in subjects with type 1 diabetes Diabetes Care. 2007;30(10):2506–2507 3. Im Vergleich mit Insulin lispro : Heise T et al. Insulin glulisine:<br />

a faster onset of action compared with insulin lispro. Diabetes, Obesity and Metabolism 2007;9(5):746–753 4. Im Vergleich mit Insulin aspart : Arnolds S et al. Insulin Glulisine Has a Faster Onset of Action Compared with Insulin Aspart in Healthy Volunteers. Exp Clin<br />

Endocrinol Diabetes 2010;118(9):662–664<br />

Apidra ® . W: 1 ml Injektionslösung enthält 3,49 mg Insulin Glulisin, entspr. 100 U. I: Diabetes mellitus bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab 4 Jahren sofern eine Insulinbehandlung erforderlich ist. D: Apidra soll kurz vor oder unmittelbar nach der Mahlzeit<br />

injiziert werden. Apidra sollte in einem Therapieschema mit einem länger wirksamen Insulin oder basalen Insulinanalogon gegeben werden oder kann mit oralen Antidiabetika kombiniert werden. Die Dosierung muss individuell festgelegt werden. Apidra wird subkutan<br />

injiziert oder mittels einer Pumpe kontinuierlich s.c. infundiert. KI: Überempfi ndlichkeit auf Insulin Glulisin oder einen der Hilfsstoffe. VM: Nicht mit anderen Insulinzubereitungen mischen, ausser humanem NPH-Insulin. Die Umstellung auf ein neues Insulinpräparat soll nur<br />

unter medizinischer Überwachung erfolgen. Eine vermehrte körperliche Aktivität oder Änderung des Mahlzeitenplans, sowie Begleiterkrankungen können Dosisanpassung notwendig machen. ß-Blocker können die üblichen Hypoglykämie-Warnsymptome abschwächen<br />

bzw. maskieren. Einfl uss bei Alkohol- und Marihuanakonsum berücksichtigen. Bei Einnahme von kaliumsenkenden Mitteln, anderem Kaliumverlust oder Behandlung von diabetischer Ketacidose Hypokaliämie möglich. I: Die zusätzliche Gabe anderer Arzneimittel oder<br />

Alkohol kann die Insulinwirkung verstärken oder abschwächen oder die Warnzeichen einer Unterzuckerung verschleiern. NW: Hypoglykämie, Hyperglykämie, Reaktionen an der Einstichstelle. P: 5 Stück<br />

Apidra SoloStar ® zu 3 ml (Fertigpen), 5 Patronen zu 3 ml für wiederverwendbare Insulinpens (Optipen ® , ClikSTAR ® und JuniorSTAR); Flasche zu 10 ml. AK: B*. Zul-Inh.: sanofi -aventis (schweiz) ag,<br />

1214 Vernier/GE. Stand Info.: Juli 2015 (SACH.GLU.17.03.0134). Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der Fachinformation unter www.swissmedicinfo.ch.<br />

SACH.GLU.17.03.0152


INHALT<br />

Titelbild: aebi, grafik & illustration, bern<br />

EDITORIAL<br />

5 Nicht nur sauber, sondern rein<br />

POLITIK<br />

7 Gesundheitspolitik:<br />

Zulassungssteuerung: ja – aber bitte<br />

nicht so!<br />

9 Auf den Punkt gebracht:<br />

Gesundheitskosten senken durch<br />

höhere Franchisen?<br />

WEITERBILDUNG /<br />

ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

10 Mit GRiP(s) Lasten besser (er)tragen<br />

<strong>VSAO</strong><br />

12 Sektion Basel<br />

12 Sektion Bern<br />

13 Sektion Neuenburg<br />

14 Sektion Zürich<br />

15 <strong>VSAO</strong>-Rechtsberatung<br />

16 <strong>VSAO</strong>-ASMAC Inside<br />

FOKUS ▶ SAUBER<br />

18 Geldwäscherei für Anfänger<br />

20 Überwachen und vorsorgen<br />

23 Vom Käfer zur Formel 1<br />

27 Kritik des reinen Gewissens<br />

29 «Es gehört zum Leben»<br />

32 Seifenoper – endlose Unterhaltung<br />

34 Suppe, Seife, Seelenheil<br />

PERSPEKTIVEN<br />

36 Fachserie – Aktuelles aus der<br />

Diabetologie – Diabetes Mellitus<br />

im Kindes- und Jugendalter:<br />

Neue Technologien in der Therapie<br />

39 Aus der «Therapeutischen Umschau» –<br />

Übersichtsarbeit: Ernährungsdogmen<br />

durch den Fleischwolf: Wie viel bleibt<br />

am Knochen?<br />

47 Grosse Berufszufriedenheit, beliebt bei<br />

den Patienten und entsprechend hohe<br />

Nachfrage. Interessiert?<br />

49 Das erlesene Objekt: Wenn der Brunnen<br />

versiegt<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

50 Briefkasten<br />

51 Krankenkasse für Grenzgänger<br />

53 Gerüstet für den Notfall<br />

54 Impressum<br />

Lebensqualität<br />

CH-3860 Meiringen<br />

Telefon +41 33 972 81 11<br />

www.privatklinik-meiringen.ch<br />

Ein Unternehmen der Michel Gruppe<br />

Ärztliche Leitung:<br />

Prof. Dr. med. Thomas J. Müller<br />

Wo Patienten auch Gäste sind.<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

3


STS 0292<br />

LE<br />

VIGARO<br />

262<br />

/ 07.<strong>2017</strong><br />

Mehr als ein Newsletter für Labormedizin<br />

Dr. med. Edouard H. Viollier, FMH Innere Medizin<br />

Dominic Viollier, lic. oec. HSG<br />

Push-Mitteilungen<br />

Bei Notfällen und kritischen Resultaten<br />

Hintergrund<br />

Häufig gibt es Situationen, in denen eine unverzügliche Mitteilung der Laborresultate essenziell<br />

ist. Die Mobile App von Viollier benachrichtigt Sie in solchen kritischen Situationen durch<br />

anonymisierte Push-Mitteilungen. Mit einem Klick auf die Mitteilung öffnet sich um gehend<br />

der entsprechende Befund in der App. Die Mobile App erlaubt zudem den Zugriff auf sämtliche<br />

Laborresultate seit dem Jahr 1997.<br />

Notfall<br />

Wird ein Auftrag als Notfall angefordert,<br />

erfolgt bei Vorliegen des ersten Resultats<br />

umgehend eine Push-Mitteilung an den<br />

Auftraggeber.<br />

Kritische<br />

Resultate<br />

Sofort<br />

informiert<br />

Ist ein pathologisches Analysenresultat<br />

als kritisches Resultat (‘Critical value’)<br />

klassifiziert, besteht der Verdacht, dass sich<br />

der Patient in einer potentiell lebensbedrohlichen<br />

Situation befindet, die eine<br />

umgehende klinische Intervention<br />

er fordert.<br />

VIOLLIER<br />

F. G., 03.11.1972,<br />

Resultat für Notfallauftrag<br />

Für mehr Optionen streichen<br />

VIOLLIER<br />

Montag, 19. Juni<br />

Jetzt<br />

Jetzt<br />

Für jedes kritische Resultat wird deshalb<br />

sofort eine Push-Mitteilung versendet.<br />

R. M., 19.04.1952,<br />

Troponin I: 2’416 ng/L | Referenz < 40 ng/L<br />

Für mehr Optionen streichen<br />

Vorgehen<br />

Aktivieren Sie die Push-Mitteilungen in den<br />

Einstellungen der Viollier Mobile App auf<br />

Ihrem Telefon oder Tablet.<br />

Zum Entsperren<br />

Home-Taste drücken<br />

Verfügbarkeit<br />

Information<br />

Cathrin Oude Holtkamp, Projektleiterin ICT<br />

Ilan Stark, Projektleiter ICT<br />

Dr. rer. nat. Jürgen Carlsen, Projektleiter ICT<br />

Olivier Kobel, Dipl. Ing. HTL Informatik, Bereichsleiter ICT<br />

Dominic Viollier, lic. oec. HSG, Bereichsleiter Business Development<br />

Redaktion<br />

Dr. med. Maurice Redondo, FMH Hämatologie, Spezialist für Labormedizinische Analytik FAMH, Bereichsleiter Produktion West


EDITORIAL<br />

Foto: Severin Novacki<br />

Catherine Aeschbacher<br />

Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal<br />

Nicht nur sauber, sondern rein<br />

Das Kind hatte es nicht leicht: Mit sechs Wochen wurde sein<br />

Kopf massiert, mit sieben Wochen der Milchschorf mit Butter<br />

und Mandelöl eingerieben, im Alter von fünf wurden seine<br />

Beine erstmals gewaschen, mit knapp sieben musste es sein<br />

erstes Bad nehmen. Die Rede ist von Ludwig XIII. (1601–1643),<br />

dem Vater des Sonnenkönigs. Jean Héroard, Leibarzt und Erzieher<br />

des Dauphins, führte ein genaues Protokoll über dessen<br />

eher traurige Kindheit.<br />

Regelmässiges Baden als Teil der Körperpflege war vom 16. bis<br />

zum 18. Jahrhundert verpönt, vermutete man doch in den<br />

Badehäusern den Ursprungsort von Pest und Syphilis. Statt in<br />

das gesundheitsgefährdende Wasser zu tauchen, rieb man sich<br />

lieber mit parfümierten Tüchern ab. Wer es sich leisten konnte,<br />

trug weisse Leibwäsche, die häufig gewechselt wurde, und<br />

sparte nicht mit Puder, Schminke und Duftwässerchen aller<br />

Art. Trotz dieser für uns eher unhygienischen Verhältnisse war<br />

Sauberkeit damals ein Element des Standesbewusstseins. Wer<br />

sauber, d.h. gepudert, parfümiert und frisch gekleidet war, war<br />

vornehm und setzte sich dadurch von den schmutzigen niederen<br />

Ständen ab.<br />

Welchen Stellenwert Sauberkeit heute einnimmt, zeigen zwei<br />

Zahlen: 2016 wurde in der Schweiz mit Produkten für Körperpflege<br />

und Kosmetika ein Umsatz von mehr als zwei Milliarden<br />

Franken erzielt, bei Haushaltreinigungsprodukten,<br />

Waschmitteln etc. lag der Umsatz bei knapp 730 Millionen. Im<br />

Fokus zum Stichwort sauber befassen wir uns nicht nur mit<br />

der Seife, sondern waschen Geld und fragen nach, was ein<br />

reines Gewissen ist. Wir schlagen den Bogen von der Seifenoper<br />

über den nationalen Pandemieplan bis zur Formel 1 und<br />

lassen einen Tatortreiniger zu Wort kommen.<br />

Eine nicht enden wollende Geschichte geht in die nächste,<br />

eventuell letzte Runde: die Auseinandersetzung um die Zulassungssteuerung.<br />

Ende 2015 verwarf das Parlament das vom<br />

<strong>VSAO</strong> als «gangbaren Kompromiss» bezeichnete Gesetz zur<br />

Zulassungssteuerung. Kern wäre die Dreijahresregelung gewesen:<br />

Alle Ärztinnen und Ärzte, die drei Jahre an einer<br />

Schweizer Weiterbildungsstätte gearbeitet haben, wären zugelassen<br />

worden. Seither sind der Bundesrat und die nationalrätliche<br />

Kommission in dieser Frage erneut aktiv geworden.<br />

Nun liegt der neue Vorschlag des Bundesrates zur Zulassungssteuerung<br />

auf dem Tisch. Kurz gesagt, eine wirklich saubere<br />

Sache ist es nicht. Was der Bundesrat vorschlägt und wie der<br />

<strong>VSAO</strong> dazu steht, ist im Politikteil nachzulesen.<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

5


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6 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong>


POLITIK<br />

GESUNDHEITSPOLITIK<br />

Zulassungssteuerung:<br />

ja – aber bitte nicht so!<br />

Wie soll die Zulassung von Ärztinnen und Ärzten künftig geregelt sein? Anfang Juli <strong>2017</strong> hat der<br />

Bundesrat die Katze aus dem Sack gelassen und seine mit Spannung erwarteten Vorschläge präsentiert.<br />

Auch der <strong>VSAO</strong> nimmt im Rahmen der laufenden Vernehmlassung Stellung – ernüchtert und<br />

mit drei Hauptkritikpunkten.<br />

Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation/stv. Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />

Das Parlament lehnte die definitive gesetzliche<br />

Verankerung der Zulassungssteuerung<br />

im Dezember 2015 ab. Sehr<br />

zum Bedauern des <strong>VSAO</strong>: «Denn die Vorlage<br />

beruhte auf Qualitätskriterien und<br />

war ein gangbarer Kompromiss», sagt<br />

Verbandspräsident Daniel Schröpfer. «Sie<br />

hätte die bewährte Praxis, Ärztinnen und<br />

Ärzte nach mindestens drei Jahren Arbeit<br />

an einer anerkannten Weiterbildungsstätte<br />

zur Tätigkeit zulasten der Grundversicherung<br />

zuzulassen, fortgesetzt.»<br />

Im Juni 2016 kehrten die eidgenössischen<br />

Räte den Scherbenhaufen provisorisch<br />

zusammen – mittels eines dringlichen<br />

Junge Ärztinnen und Ärzte müssen beim Sprung in<br />

die Praxis auch weiterhin mit Zulassungsbeschränkungen<br />

leben. Gemäss Vernehmlassungsvorlage<br />

kann der Bundesrat unter anderem eine zweijährige<br />

Wartefrist nach der Aus­ und Weiterbildung<br />

vorsehen.<br />

Gesetzes zur Verlängerung der Zulassungsbeschränkung<br />

bis im Sommer 2019.<br />

Zudem erteilten sie dem Bundesrat den<br />

Auftrag, eine langfristige Lösung zur Eindämmung<br />

des Kostenanstiegs zu finden.<br />

Diese sollte zugleich eine qualitativ gute<br />

medizinische Versorgung gewährleisten.<br />

Die drei möglichen<br />

Stossrichtungen<br />

Um eine mehrheitsfähige Lösung zu finden,<br />

liess der Bund im September 2016<br />

drei mögliche Stossrichtungen prüfen: die<br />

Einführung differenzierter Tarife, eine<br />

Lockerung des Vertragszwangs zwischen<br />

Leistungserbringern und Versicherern (de<br />

facto eine Einschränkung der freien Arztwahl)<br />

sowie die Verbesserung der Zulassungssteuerung.<br />

Aufgrund der Resultate<br />

lag die Präferenz des Bundesrates bei einem<br />

verbesserten und verfeinerten Modell<br />

der bisherigen Zulassungssteuerung.<br />

Die bürgerliche Parlamentsmehrheit zeigte<br />

sich unzufrieden. Deshalb lancierte die<br />

Kommission für soziale Sicherheit und<br />

Gesundheit (SGK) des Nationalrats im<br />

Mai <strong>2017</strong> die Initiative «Kantonale Steuerung<br />

der Zulassung und Stärkung der<br />

Vertragsautonomie». Demnach sollen die<br />

Kantone für die Sicherstellung der Versorgung<br />

im ambulanten Bereich eine Bandbreite<br />

an Leistungserbringern festlegen<br />

(Mindest- und Höchstzahlen). Diese können<br />

nur zu Lasten der Grundversicherung<br />

tätig sein, wenn sie mit einem Versicherer<br />

einen Zulassungsvertrag abschliessen<br />

oder in einem integrierten Versorgungsnetz<br />

tätig sind.<br />

Die drei Handlungsebenen<br />

Am 5. Juli <strong>2017</strong> hat der Bundesrat nun<br />

seinen Vorschlag in die Vernehmlassung<br />

geschickt (bis 25. <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong>). Sein<br />

Konzept setzt bei drei Handlungsebenen<br />

an. Zitat Medienmitteilung: «Es verschärft<br />

im Bereich der Ausbildung und Qualifikation<br />

die Mindestvoraussetzungen für die<br />

Berufsausübung, hebt die Qualitätsanforderungen<br />

an die vergütungsberechtigte<br />

Tätigkeit an und ermöglicht den Kantonen<br />

ein wirksameres Eingreifen zur Eindämmung<br />

des Leistungskostenanstiegs.»<br />

Der <strong>VSAO</strong> hat sich in der Vergangenheit<br />

mehrfach zum Thema geäussert. «Unsere<br />

grundsätzliche Haltung war stets, dass<br />

die dreijährige Weiterbildung in der für<br />

die Zulassung beantragten Fachdisziplin<br />

zu absolvieren ist», erklärt Präsident<br />

Schröpfer. So werden die Ärzte mit dem<br />

Gesundheits-, Versicherungs- und Sozialsystem<br />

der Schweiz vertraut. «Zweitens<br />

soll der Fortbildungsnachweis im Gegensatz<br />

zu heute regelmässig eingefordert<br />

werden. Und drittens müssen die Ärztinnen<br />

und Ärzte die in ihrer Tätigkeitsregion<br />

erforderliche Sprachkompetenz in einer<br />

in der Schweiz abgelegten Prüfung<br />

nachweisen.»<br />

Die drei Hauptkritikpunkte<br />

Was die bundesrätliche Vorlage betrifft,<br />

kritisiert der <strong>VSAO</strong> vor allem drei der geplanten<br />

Änderungen im Krankenversicherungsgesetz:<br />

• Der Bundesrat kann für die Zulassung<br />

nach der Aus- und Weiterbildung eine<br />

zweijährige Wartefrist vorsehen (Art. 36<br />

Abs. 3) und für den Nachweis der<br />

Kenntnisse des Schweizer Gesundheitssystems<br />

eine Prüfung (Art. 36 Abs.<br />

3bis). Wer jedoch nach der Aus- und<br />

Weiterbildung zwei Jahre in der Schweiz<br />

im beantragten Tätigkeitsbereich gearbeitet<br />

hat, muss keine Prüfung ablegen<br />

(Art. 36 Abs. 3 bis ).<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

7


POLITIK<br />

Aus Verbandssicht ist die zweijährige Wartefrist<br />

unzumutbar. Vizepräsidentin Anja<br />

Zyska Cherix: «Wer mindestens drei Jahre<br />

Weiterbildung in der Schweiz absolviert<br />

hat, darf bei der Berufsausübung nicht<br />

behindert werden.» Und statt zusätzlichen<br />

Aufwand für eine Prüfung zu betreiben,<br />

deren Aussagekraft fraglich sein dürfte,<br />

fordert der <strong>VSAO</strong>, generell auf die drei Jahre<br />

spezifische Berufserfahrung abzustellen.<br />

• Die Versicherer bezeichnen eine Organisation,<br />

welche über die Zulassung<br />

entscheidet (Art. 36 Abs. 5).<br />

Der <strong>VSAO</strong> ist skeptisch gegenüber allen<br />

neuen Ansätzen, die zu noch mehr Administration<br />

führen. Er wehrt sich besonders<br />

gegen politisch motivierte Zugeständnisse,<br />

welche im Sinne der bürgerlichen Parlamentsmehrheit<br />

die Macht der Versicherer<br />

ausbauen.<br />

• Die Kantone erhalten die Befugnis, die<br />

Neuzulassung von Ärzten und Ärztinnen<br />

in einem oder mehreren ambulanten<br />

medizinischen Fachgebieten auf<br />

eine Höchstzahl zu beschränken. Dabei<br />

sind die Beschäftigungsgrade zu berücksichtigen<br />

(Stichwort Teilzeitarbeit)<br />

und die Situation in den anderen Kantonen<br />

(Art. 55a Abs. 1–3). Darüber hinaus<br />

dürfen die Kantone Neuzulassungen<br />

stoppen. Massgebend ist entweder<br />

auf Kantonsebene eine übermässige<br />

Kostenentwicklung in einem Fachgebiet<br />

im Vergleich mit den anderen Fachgebieten.<br />

Oder aber die Kosten im fraglichen<br />

Fachgebiet steigen im betreffenden<br />

Kanton stärker als im gesamtschweizerischen<br />

Durchschnitt (Art. 55a<br />

Abs. 6).<br />

Für den Verband öffnen diese Ansätze der<br />

Bürokratie und der Willkür Tür und Tor.<br />

«Es drohen 26 unterschiedliche Praxen»,<br />

warnt Anja Zyska Cherix. «Was wir aber<br />

brauchen, ist eine überregionale Betrachtungsweise.<br />

Die heutige Realität sind Versorgungsräume,<br />

welche über die Kantonsgrenzen<br />

hinausgehen.» Zumal die einzelnen<br />

Kantone gar nicht die Zahlen und<br />

Instrumente für eine bedarfsgerechte<br />

Steuerung hätten.<br />

Mehr zur Stellungnahme des <strong>VSAO</strong> einschliesslich<br />

der Vernehmlassungsantwort<br />

im Wortlaut unter www2.vsao.ch, Rubrik<br />

«Home / Aktuell».<br />

■<br />

ALLGEMEINE<br />

INNERE MEDIZIN<br />

15. – 18. November <strong>2017</strong>, Zürich<br />

29. Nov. – 2. Dez. <strong>2017</strong>, Lausanne<br />

32 Kernfortbildungscredits AIM SGAIM<br />

31. Januar – 3. Februar 2018, Basel<br />

31. Januar – 3. Februar 2018, Genf<br />

32 h<br />

INNERE MEDIZIN<br />

7. – 11. November <strong>2017</strong>, Lausanne<br />

5. – 9. Dezember <strong>2017</strong>, Zürich<br />

40 Kernfortbildungscredits AIM SGAIM<br />

Update Refresher<br />

PÄDIATRIE<br />

23. – 25. <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong>, Zürich<br />

24 Kernfortbildungscredits SGP<br />

CHIRURGIE<br />

2. – 3. November <strong>2017</strong>, Zürich<br />

16 Credits SGC<br />

EKG BASISKURS<br />

13. – 14. November <strong>2017</strong>, Zürich<br />

14 Kernfortbildungscredits AIM SGAIM /<br />

14 h 1A Credits SGK<br />

PNEUMOLOGIE<br />

15. – 16. November <strong>2017</strong>, Zürich<br />

12 Kernfortbildungscredits SGP /<br />

12 Kernfortbildungscredits AIM SGAIM<br />

ONKOLOGIE /<br />

HÄMATOLOGIE<br />

20. – 21. <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong>, Zürich<br />

12 Credits SGMO / 6 Credits SGH /<br />

15 Kernfortbildungscredits AIM SGAIM<br />

KARDIOLOGIE<br />

17. – 18. November <strong>2017</strong>, Zürich<br />

16 Kernfortbildungscredits AIM SGAIM /<br />

16 h 1A Credits SGK<br />

DIABETES<br />

7. – 9. Dezember <strong>2017</strong>, Zürich<br />

23 Kernfortbildungscredits AIM SGAIM /<br />

21 Credits SGED-SSED /<br />

6 Credits SVDE-ASDD<br />

Veranstaltungsorte<br />

Technopark Zürich | Congress Center Basel (Kurssprache: Deutsch)<br />

Centre de Congrès Beaulieu, Lausanne | Forum Genève (Kurssprache: Französisch)<br />

Information / Anmeldung<br />

Tel.: 041 567 29 80 | Fax: 041 567 29 81 | info@fomf.ch | www.fomf.ch


POLITIK<br />

Auf den PUNKT gebracht<br />

Gesundheitskosten senken durch<br />

höhere Franchisen?<br />

«Franchisen der Kostenentwicklung der<br />

obligatorischen Krankenpflegeversicherung<br />

anpassen». So lautet der Titel einer<br />

Motion von Ständerat Ivo Bischofberger<br />

(CVP/AI), die das Parlament gutgeheissen<br />

hat. Derzeit läuft die Vernehmlassung zur<br />

darauf basierenden Vorlage des Bundesrats,<br />

welche regelmässige Erhöhungen<br />

aller Franchisen vorsieht.<br />

Hinter dem harmlos anmutenden Etikett<br />

steckt einer der vielen aktuellen Angriffe<br />

auf das Solidaritätsprinzip bei der Finanzierung<br />

unserer Gesundheitsversorgung.<br />

Die Krankenkassenprämien und die<br />

Selbstbeteiligung an den Gesundheitskosten<br />

haben für zahlreiche Haushalte in<br />

unserem Land, insbesondere auch für<br />

Familien, die Grenze des Erträglichen<br />

Angelo Barrile, Vizepräsident <strong>VSAO</strong>,<br />

Nationalrat<br />

überschritten. Breitgefächert sind die Ideen,<br />

wie man nun die Kosten senken oder<br />

zumindest das Wachstum bremsen könnte.<br />

Bezeichnenderweise finden jedoch vor<br />

allem Vorschläge eine Mehrheit im Parlament,<br />

die von finanzstarken Lobbys portiert<br />

werden, beispielsweise den Krankenkassen.<br />

Da spielt es dann keine Rolle, ob<br />

sie zu Ungunsten der Hauptbetroffenen<br />

sind, nämlich der Patientinnen und Patienten.<br />

Und genauso wenig interessiert,<br />

dass Fachleute davor warnen.<br />

In die fragliche Kategorie gehört auch die<br />

Motion Bischofberger bzw. die Bundesratsvorlage.<br />

Tief in den Köpfen der Parlamentsmehrheit<br />

sitzt nämlich die Idee,<br />

dass eine stärkere Selbstbeteiligung unnötige<br />

Arztbesuche verhindert. Es stimmt<br />

zwar, dass durch höhere Franchisen die<br />

Kassenprämien minim weniger stark ansteigen<br />

und einzelne Menschen von Arztbesuchen<br />

abgehalten werden. Aber Studien<br />

beweisen es und wir sehen es in unserem<br />

ärztlichen Alltag: Es trifft die Falschen.<br />

Im Kanton Genf etwa verzichtet<br />

bereits heute ein ansehnlicher Teil der<br />

Bevölkerung (10–15 Prozent) aus Kostengründen<br />

auf medizinische Leistungen.<br />

Bei einem Anstieg der tiefsten Franchisen<br />

steigt der finanzielle Druck weiter. Übermässig<br />

betroffen wären gerade sozial<br />

schwache und chronisch kranke Menschen.<br />

Doch je länger sie mit dem Arztbesuch<br />

warten, desto kränker kommen sie<br />

zu uns, und dann sind die Behandlungskosten<br />

erst recht hoch! Allein schon aufgrund<br />

des demographischen Wandels ist<br />

diese Gruppe von Menschen viel grösser<br />

als jene der Gesunden, die uns wegen einer<br />

medizinischen Bagatelle nicht mehr<br />

kontaktieren. Zudem ist ebenfalls bewiesen,<br />

dass der Anstieg der Selbstbeteiligung<br />

kaum Kosten spart. Sie werden nur verlagert:<br />

Auf später, auf die Sozialhilfe und<br />

andere Unterstützungsmöglichkeiten,<br />

welche die Allgemeinheit trägt.<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen, das alles<br />

macht mich traurig und wütend! Wohlgemerkt,<br />

ich bin ebenfalls der Meinung, dass<br />

wir unser Möglichstes tun müssen, um<br />

den Kostenanstieg zu bremsen und das<br />

Portemonnaie der Haushalte nicht noch<br />

mehr zu belasten. Aber der Beschluss von<br />

Massnahmen für die Kassenlobby und<br />

gegen die Kranken, von Massnahmen, die<br />

nachweislich nicht das bringen, was sie<br />

versprechen – das geht nicht! Mit voller<br />

Kraft werde ich mich deshalb für unsere<br />

Patientinnen und Patienten einsetzen und<br />

gegen diese Gesetzesänderung kämpfen.<br />

Ich bin froh, dass der <strong>VSAO</strong> dasselbe tut,<br />

beispielsweise mit seiner Vernehmlassungsantwort<br />

(siehe unter www2.vsao.ch,<br />

Rubrik Vernehmlassungen). Denn nichts<br />

weniger verlangen unsere Menschlichkeit<br />

und unser Berufsethos! ■<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

9


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

Mit GRiP(s) Lasten besser (er)tragen<br />

Rückenschmerzen sind im Pflegealltag ein leidvolles Thema – besonders beim Heben und<br />

Bewegen von Personen. Doch es gibt Mittel und Wege, um Belastungen und Beschwerden stark<br />

zu reduzieren. Das Projekt «Gesunder Rücken in der Pflege» (GRiP), das auch der <strong>VSAO</strong> mitträgt,<br />

zeigt wie. Nach erfolgreichen Pilotversuchen ist nun eine breite Propagierung geplant.<br />

Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation/stv. Geschäftsführer <strong>VSAO</strong><br />

Die Qualität in der Medizin zählt zu den<br />

Schwerpunkten des <strong>VSAO</strong>. Wichtige Stichworte<br />

dazu sind die Einhaltung des Arbeitsgesetzes<br />

(Höchstarbeitszeiten) und<br />

eine qualitativ hochstehende Weiterbildung.<br />

Bei beidem geht es sowohl um die<br />

jungen Ärztinnen und Ärzte als auch um<br />

die Patientensicherheit. GRiP konzentriert<br />

sich ebenfalls auf das Personal, in diesem<br />

Fall in der Pflege, und leistet zugleich einen<br />

wichtigen Beitrag zum Wohl der<br />

Kranken. Denn nur gesunde, zufriedene<br />

Pflegekräfte garantieren eine anhaltend<br />

hohe Betreuungsqualität.<br />

Deshalb unterstützt der <strong>VSAO</strong> seit Beginn<br />

das Projekt «Gesunder Rücken in der Pflege».<br />

Initiiert und finanziert hat GRiP die<br />

Arbeitsgruppe H+ Branchenlösung Arbeitssicherheit,<br />

in welcher Mio Savic den<br />

<strong>VSAO</strong> vertritt. «Ziel von H+ ist es, zusammen<br />

mit den Arbeitnehmerorganisationen<br />

eine Branchenlösung zu schaffen, um<br />

die gesetzlichen Bestimmungen zu Arbeitssicherheit<br />

und Gesundheitsschutz<br />

umzusetzen», erklärt Savic. Rückenschmerzen<br />

können in ernsthafte gesundheitliche<br />

Probleme münden bis hin zur<br />

Aufgabe des Berufs. Vor allem das Heben<br />

und Bewegen von immobilen Personen<br />

gehört zu den Risikofaktoren.<br />

Leitbild, Handbuch,<br />

Praxistest<br />

GRiP will Gesundheitseinrichtungen die<br />

Grundlagen liefern, damit deren Mitarbeitende<br />

Patientinnen und Patienten rückenschonend<br />

transferieren können. «Dabei<br />

richtet sich der Fokus auf technische Hilfsmittel,<br />

organisatorische Fragen und ergonomisch<br />

verbesserte Arbeitsweisen», sagt<br />

Samuel Schluep von der Fachstelle AEH<br />

(Zentrum für Arbeitsmedizin, Ergonomie<br />

und Hygiene AG) in Zürich. In einem ersten<br />

Schritt wurde im Projekt ein Leitbild<br />

erstellt. Es enthält die zentralen Elemente<br />

für eine nachhaltige Prävention von Rückenerkrankungen<br />

in Pflegeberufen.<br />

«Geeignete Massnahmen und international<br />

anerkannte Erfahrungen und Methoden<br />

sind dann in ein Handbuch eingeflossen»,<br />

so Schluep. Der dritte Schritt bestand<br />

darin, die Good-Practice-Methoden in der<br />

Praxis auszuarbeiten. Diese Tests fanden<br />

in zwei Betrieben statt, in einem Akutspital<br />

und einem Pflegezentrum.<br />

Bis 45 Prozent weniger<br />

Beschwerden<br />

Samuel Schlueps Fazit: «Die Ergebnisse<br />

fielen bei beiden Pilotversuchen erfreulich<br />

aus und übertrafen die Erwartungen. Bereits<br />

nach einem Jahr ging der Anteil Mitarbeitender<br />

mit länger andauernden Rückenbeschwerden<br />

um 40 bis 45 Prozent<br />

zurück.» Gesunken sei auch die Zahl der<br />

Pflegepersonen, welche das Heben von<br />

immobilen Patienten sowie die Körperhaltung<br />

dabei als starke bis sehr starke Belastung<br />

wahrnehmen. Das Konzept stiess bei<br />

Vorgesetzten und Personal auf eine hohe<br />

Akzeptanz, was angesichts der Resultate<br />

wenig überraschend war. Zusätzlich zur<br />

Reduktion der Belastungen und Beschwerden<br />

sahen sie in GRiP eine Verbesserung<br />

der Pflegequalität.<br />

Die nächstjährige Kampagne von H+<br />

Branchenlösung Arbeitssicherheit wird<br />

nun das Thema aufnehmen und fortführen.<br />

Alle angeschlossenen Betriebe erhalten<br />

das Handbuch und weitere Hilfsmittel<br />

zur Verfügung gestellt. Zusätzliche Informationen<br />

zu Projekt, Evaluation und<br />

Umsetzung sind bei der Fachstelle AEH<br />

erhältlich (www.aeh.ch). ■<br />

Rückenschmerzen können in<br />

ernsthafte gesundheitliche<br />

Probleme münden bis hin zur<br />

Aufgabe des Berufs.<br />

10 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong>


WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN<br />

Feedback-Pool<br />

(D)ein kleiner, aber wertvoller<br />

Beitrag für eine gute<br />

Weiter- und Fortbildung<br />

Um im Bereich der ärztlichen Weiter- und Fortbildung Meinungen<br />

unserer Mitglieder zu einem Thema einholen zu<br />

können, wurde der Feedback-Pool eingerichtet.<br />

Macht mit, und helft dem <strong>VSAO</strong> damit, den Horizont im Ressort<br />

Weiterbildung etwas zu erweitern und Überlegungen<br />

breiter abzustützen.<br />

Weitere Infos unter www.vsao.ch und Anmeldung per E-Mail<br />

an bertschi@vsao.ch.<br />

Deine Erfahrung zählt!<br />

Visitationen bilden ein Element für das Überprüfen und Sicherstellen<br />

der Weiterbildungsqualität an einer Weiterbildungsstätte.<br />

Ein Visitationsteam, bestehend aus Vertretern des<br />

SIWF, der entsprechenden Fachgesellschaft und des <strong>VSAO</strong>,<br />

besucht die Klinik; vor Ort können die Umsetzung des Weiterbildungskonzeptes<br />

und die Verhältnisse überprüft werden. Ziel<br />

ist es, im Sinne einer positiv-konstruktiven Rückmeldung<br />

mögliche Verbesserungspotenziale zu erkennen und zu nutzen.<br />

Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte, die gerne für den<br />

<strong>VSAO</strong> Visitationen begleiten möchten, melden sich bei Béa trice<br />

Bertschi, unserer Sachbearbeiterin für Weiterbildung/Visitationen<br />

im <strong>VSAO</strong> (bertschi@vsao.ch).<br />

Praxisgründung:<br />

Viel praktisches Wissen<br />

damit aus Ihrer Vision eine<br />

Erfolgsgeschichte wird.<br />

Alles, was Sie über die Chancen und Gefahren auf<br />

dem Weg zur eigenen Praxis wissen müssen.<br />

Ist es sinnvoll, eine bestehende Praxis zu übernehmen?<br />

Soll ich in eine Gruppen praxis? Wie ist das aktuell mit der<br />

Zulassung? Wie viel kann ich in meinem Fachgebiet<br />

überhaupt verdienen? Wie funktioniert der Tarmed-Tarif?<br />

Was kosten Miete, Umbau, Geräte, Informatik, MPA<br />

und Versicherungen? Wie erhalte ich bei der Bank einen<br />

Kredit zu fairen Bedingungen? PraxiStart liefert Ihnen<br />

die Ant worten und vermittelt in hoch konzentrierter Form<br />

die wichtigsten Ent schei dungsgrundlagen. Ersparen Sie<br />

sich kostspielige und zeitraubende Umwege.<br />

Von 17 bis 21 Uhr<br />

Zürich Hotel Marriott Donnerstag, 16. November <strong>2017</strong><br />

Ein Angebot der<br />

Ärztekasse Genossenschaft<br />

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MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

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<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

11


<strong>VSAO</strong><br />

SEKTION BASEL<br />

Arbeitszeiten:<br />

Pilotversuch<br />

In der Chirurgie am Universitätsspital<br />

Basel (USB) ist am 1. September <strong>2017</strong> ein<br />

Pilotversuch in Kraft getreten, der die<br />

Umsetzung der gesetzlich verbindlichen<br />

Arbeitszeiten der Assistenz- und Oberärztinnen<br />

und -ärzte von maximal 50 Stunden<br />

pro Woche sichern soll. Die entsprechenden<br />

Regelungen und Massnahmen<br />

wurden zwischen der Bereichsleitung<br />

Chirurgie am USB, den verantwortlichen<br />

Chefärzten und dem <strong>VSAO</strong> Basel abgestimmt.<br />

Bisherige Massnahmen zur Erreichung<br />

dieses seit langem angestrebten Ziels griffen<br />

nur teilweise. Das neu lancierte Pilotprojekt<br />

besteht nun in erster Linie aus der<br />

Festlegung verbindlicher Arbeitszeiten.<br />

Überstunden werden ausschliesslich für<br />

medizinisch begründete Ausnahmefälle<br />

zugelassen. Sie müssen innert 24 Stunden<br />

gemeldet und genehmigt werden. Die<br />

Ärztinnen und Ärzte sollen – so die explizit<br />

geäusserte Haltung der Chefärzte<br />

– «Mut zur Lücke beweisen und administrative<br />

Dinge liegenlassen». Allfällige<br />

durch die Beschränkung der Betriebszeiten<br />

erkennbare administrativ-organisatorische<br />

Störungen sollen so identifiziert<br />

und notwendige Gegenmassnahmen<br />

eingeleitet werden.<br />

Für den <strong>VSAO</strong> Basel ist dieser Versuch in<br />

weiten Zügen ein Schritt in die richtige<br />

Richtung, sofern die Versprechen insbesondere<br />

in Bezug auf das Liegenlassen der<br />

administrativen Angelegenheiten tatsächlich<br />

akzeptiert und vor allem nicht sanktioniert<br />

werden. Allerdings scheint dem<br />

<strong>VSAO</strong> Basel die Meldepflicht- und Bewilligungspflicht<br />

innerhalb der Kürzestfrist<br />

von 24 Stunden nicht genug praxisnah<br />

und damit nicht ideal. Grundsätzlich aber<br />

besteht durch das Gesamtpaket der Massnahmen,<br />

die Ende November <strong>2017</strong> einer<br />

ersten Auswertung unterzogen werden,<br />

Hoffnung auf eine verbesserte Situation.<br />

Gespräche mit UKBB und KSBL<br />

Gespräche zu den Themen Sollarbeitszeit<br />

und Weiterbildung führt die Geschäftsführerin<br />

des <strong>VSAO</strong> Basel Claudia von<br />

Wartburg derzeit auch mit dem Universitäts-Kinderspital<br />

beider Basel (UKBB) und<br />

dem Kantonsspital Baselland (KSBL). Und<br />

schliesslich ist der <strong>VSAO</strong> im Zusammenhang<br />

mit der Spitalfusion des Basler Uni-<br />

Spitals und der Baselbieter Kantonsspitäler<br />

in diversen Projekt- und Arbeitsgruppen<br />

vertreten.<br />

Mehr Kontakt zu den Mitgliedern<br />

wird angestrebt<br />

Ein ebenso regelmässig wie intensives<br />

Diskussions- und Projektthema innerhalb<br />

der Basler <strong>VSAO</strong>-Führung sind die Bemühungen,<br />

den direkten oder indirekten<br />

Kontakt mit den eigenen Mitgliedern zu<br />

intensivieren, auch und vor allem um die<br />

verschiedenen Dienstleistungen und juristischen<br />

Angebote in Erinnerung zu rufen.<br />

Einige Massnahmen, zum Beispiel die<br />

Ankoppelung eines Besuchs eines Oldtimermuseums<br />

an die Generalversammlung,<br />

eine geplante Mitgliederbefragung<br />

oder eine Bedürfnisabklärung für allfällige<br />

«social events» sind bereits umgesetzt<br />

worden oder in Planung.<br />

Unter anderem im Rahmen dieser Bemühungen<br />

ist auch die Verpflichtung von Josef<br />

Zindel zu verstehen. Der frühere Medienund<br />

Kommunikationschef des FC Basel<br />

1893 ist vom <strong>VSAO</strong> auf Mandatsebene mit<br />

der Öffentlichkeitsarbeit nach innen und<br />

aussen beauftragt worden und gehört in<br />

dieser Funktion seit dem 1. Januar <strong>2017</strong><br />

auch der Geschäftsleitung an. ■<br />

Josef Zindel, Öffentlichkeitsbeauftragter<br />

der Sektion Basel<br />

SEKTION BERN<br />

Kundgebung<br />

11. September –<br />

Stopp Abbau!<br />

Wie im letzten Journal an dieser Stelle<br />

bereits berichtet, hat die Berner Regierung<br />

das Entlastungspaket 2018 präsentiert,<br />

welches in der Novembersession durch den<br />

Grossen Rat beraten wird. Am 11. September<br />

hat der <strong>VSAO</strong> Bern zusammen mit<br />

anderen Personal- und Berufsverbänden<br />

zu einer Kundgebung aufgerufen, um<br />

seinen Unmut über die geplanten Sparmassnahmen<br />

kundzutun. Rund 3000<br />

Personen sind dem Aufruf gefolgt und<br />

haben sich auf dem Münsterplatz versammelt.<br />

Verschiedene Fachkräfte schilderten,<br />

wie schädigend sich die Sparmassnahmen<br />

in ihren Bereichen auf die Angebote<br />

für Kranke, Betagte und Kinder<br />

auswirken und wie der Druck auf die Arbeits-<br />

und Anstellungsbedingungen steigen<br />

wird. Für den <strong>VSAO</strong> Bern äusserte sich<br />

Miriam Grädel und machte auf die Auswirkungen<br />

aufmerksam.<br />

Wir hoffen, dass der Grosse Rat unsere<br />

Bedenken ernst nimmt und das Sparpaket<br />

anpasst und redimensioniert, so dass weiterhin<br />

eine qualitativ gute Grundversorgung<br />

angeboten werden kann.<br />

Kundgebung vom 11. September<br />

<strong>2017</strong>: Miriam Grädel,<br />

Vize-Präsidentin <strong>VSAO</strong> Bern<br />

12 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

Übergabe<br />

Petition Insel-<br />

Gruppe – so<br />

nicht!<br />

Die Insel-Gruppe hat im Frühjahr eine<br />

Konzernstruktur präsentiert, welche bei<br />

uns Befremden auslöste. Insbesondere<br />

stiessen folgende Punkte auf Unverständnis:<br />

• Die Pflege wie auch die medizinischtechnischen<br />

und -therapeutischen<br />

Berufe (MTT) sollen in den neuen Führungsstrukturen<br />

nicht mehr eigenständig<br />

vertreten sein.<br />

• Der Fachbereich Personal soll in der<br />

Führung nicht mehr eigenständig vertreten<br />

sein.<br />

• Es soll eine Division «Unterstützungsfunktionen»<br />

gebildet werden.<br />

wir die gut 4700 Unterschriften Holger<br />

Baumann, dem CEO der Insel-Gruppe,<br />

übergeben. Bereits vor der Übergabe wurde<br />

uns zugesichert, dass es bei den Unterstützungsfunktionen<br />

keine Auslagerungen<br />

geben wird. Zudem wurde der Fachbereich<br />

Pflege/MTT in eine Übergangsgeschäftsleitung<br />

aufgenommen. Die nächsten Entscheide<br />

werden im Herbst erwartet. ■<br />

Janine Junker<br />

Co-Geschäftsführerin <strong>VSAO</strong> Bern<br />

Zusammen mit den anderen Personalverbänden<br />

haben wir eine Petition lanciert<br />

und in diesen Punkten ein Umdenken<br />

gefordert. Am 12. September <strong>2017</strong> konnten<br />

Übergabe der Petition am 12. September <strong>2017</strong>: Holger Baumann, CEO Insel-<br />

Gruppe, und Janine Junker, Co-Geschäftsführerin <strong>VSAO</strong> Bern<br />

SEKTION NEUENBURG<br />

Die AMINE hält<br />

den Kurs und<br />

zählt auf ihre<br />

Mitglieder<br />

Die Unsicherheiten in Zusammenhang<br />

mit der Initiative für zwei Spitäler, die<br />

Nichteinhaltung des Arbeitsgesetzes und<br />

die Versenkung des GAV-Projektes prägen<br />

die momentane Lage, die für die Assistenz-<br />

und Oberärztinnen und -ärzte alles<br />

andere als rosig ist. Mitten im Sturm muss<br />

also der Kurs gehalten werden.<br />

Glücklicherweise stehen wichtige Gespräche<br />

an. Parallel zu einer Besprechung mit<br />

der Direktion des HNE (Hôpital neuchâtelois)<br />

wurden wir vom Arbeitsamt und<br />

vom Gesundheitsamt kontaktiert, um die<br />

aktuelle Situation bezüglich der Arbeitsbedingungen<br />

der Assistenz- und Oberärzte<br />

im HNE zu analysieren. Wir haben den<br />

beiden Behörden verschiedene Beispiele<br />

von schwierigen und illegalen Situationen,<br />

die uns Mitglieder gemeldet haben, übermittelt.<br />

Die beiden Amtsleiter haben aufgrund<br />

unserer Informationen dann ein<br />

Gespräch mit uns gewünscht. Wir werden<br />

ihnen bei dieser Gelegenheit mehr Details<br />

zu den Schwierigkeiten, mit denen unsere<br />

Mitglieder im Alltag zu kämpfen haben,<br />

bekanntgeben und die möglichen Massnahmen<br />

zur Verbesserung der Lage evaluieren.<br />

Hier zählen wir auf Euch, Mitglieder<br />

der AMINE im HNE! Der Vorstand ist hier,<br />

um in Eurem Namen mit den Entscheidungsträgern<br />

zu sprechen. Wenn Ihr die<br />

Dinge ändern wollt, dann meldet uns Eure<br />

täglichen Schwierigkeiten im HNE!<br />

Andererseits haben wir ein Treffen der<br />

Begleitgruppe GAV im CNP (Centre<br />

Neuchâtelois de Psychiatrie) organisiert.<br />

Die AMINE kann auch Erfolge verbuchen,<br />

wie beispielsweise die Unterzeichnung des<br />

neuen GAV mit dem CNP vor anderthalb<br />

Jahren. Wir haben damals einer Erweiterung<br />

der aufeinanderfolgenden, mit wenig<br />

Einsätzen befrachteten Pikettdiensttage<br />

zugestimmt. Leider zeichnen die Berichte<br />

unserer Mitglieder eine ganz anderes Bild.<br />

Es wird daher erwogen, die Pikettdienste<br />

in Bereitschaftsdienste umzuwandeln.<br />

Ein Treffen mit den Direktoren des CNP<br />

zwecks Neubeurteilung und Umsetzung<br />

des GAV ist bezüglich dieser und anderer<br />

Fragen vorgesehen. Auch hier brauchen<br />

wir die Unterstützung der AMINE-Mitglieder,<br />

die im CNP arbeiten! Wir werden in<br />

Eurem Namen sprechen, um die Sache<br />

vorwärtszubringen. Meldet uns also, was<br />

Ihr im CNP erlebt!<br />

Um die Nähe zu den Mitgliedern zu verstärken,<br />

wird der Vorstand der AMINE<br />

Gäste, die den Kontakt mit den einzelnen<br />

Abteilungen sicherstellen werden, zu ihren<br />

Sitzungen einladen. Ziel ist, die Kommunikation<br />

in beiden Richtungen zu verbessern.<br />

Die AMINE kann ohne engen Kontakt<br />

zu ihren Mitgliedern nicht funktionieren.<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

13


<strong>VSAO</strong><br />

Zum Schluss noch eine andere Neuigkeit:<br />

Bald wird der neue ärztliche Direktor der<br />

HNE, Olivier Plachta, bisher Direktor des<br />

Hôpital de la Providence und der Clinique<br />

Montbrillant, sein Amt antreten. Er ist ein<br />

Arzt unserer Generation, der auch in<br />

Pourtalès gearbeitet hat. Wir hoffen also,<br />

dass wir mit ihm einen fruchtbaren Dialog<br />

werden führen können. Gerne möchten<br />

wir die Umsetzung des Arbeitsgesetzes<br />

und des neuen GAV wieder beleben.<br />

Also, liebe Mitglieder, es ist nun Zeit zusammenzustehen,<br />

um erfolgreich unsere<br />

Zukunft anzusteuern!<br />

■<br />

Für den Vorstand:<br />

Olivier Clerc,<br />

Präsident der AMINE<br />

SEKTION ZÜRICH<br />

Löhne werden<br />

überprüft<br />

Der <strong>VSAO</strong> Zürich richtet sein Augenmerk<br />

auf die Bedürfnisse der<br />

Mitglieder, analysiert die derzeitigen<br />

Lohnvstrukturen und erreichte<br />

eine Besserstellung von<br />

Müttern am USZ.<br />

Zeit ist ein rares Gut. Die individuellen<br />

Interessen und Bedürfnisse unserer Mitglieder<br />

sind sehr vielfältig. Ein zusätzliches<br />

Engagement in einem Berufsverband<br />

ist nebst Weiterbildung und Aufrechterhaltung<br />

sozialer Kontakte bei einer Tätigkeit<br />

in einem 24-Stunden-Betrieb kaum zu<br />

bewerkstelligen. Im Übrigen wird man<br />

heute mit Mails, Newsletters und Werbung<br />

tagtäglich so überversorgt, dass man<br />

kaum zu reagieren vermag.<br />

Aus diesem Grund muss auch der <strong>VSAO</strong><br />

Zürich neue Wege finden, wie er mit den<br />

Mitgliedern in Kontakt treten und deren<br />

Bedürfnisse besser kennenlernen kann.<br />

Tatsache ist, dass es viele brennende Fragen<br />

gibt und vieles verbessert werden<br />

könnte. Die Vernetzung der Mitglieder<br />

untereinander ist bescheiden. Dies erschwert<br />

auch die Aufgabe des Verbandes.<br />

Der <strong>VSAO</strong> Zürich evaluiert daher verschiedene<br />

Social-Media-Kanäle, die den Mitgliedern<br />

eine Vernetzungsplattform bieten<br />

und einen Mehrwert für ihren Berufsalltag<br />

erbringen könnten.<br />

Da 80 Prozent der Klicks auf unserer Website<br />

das Thema Besoldung betreffen, analysiert<br />

der <strong>VSAO</strong> Zürich ausserdem einmal<br />

mehr die von den Zürcher Spitälern bezahlten<br />

Löhne und vergleicht sie im gesamtschweizerischen<br />

Kontext.<br />

Im Übrigen hat sich der <strong>VSAO</strong> Zürich am<br />

USZ erfolgreich für Schwangere in befristeten<br />

Anstellungen eingesetzt. Neu wird<br />

bei Schwangerschaft bzw. Bezug der Mutterschaftsentschädigung<br />

im ersten Dienstjahr<br />

die befristete Anstellung um mindestens<br />

einen Monat verlängert. Ab dem<br />

zweiten Dienstjahr endet das Arbeitsverhältnis<br />

generell erst mit dem Ende des<br />

Anspruchs auf Mutterschaftsentschädigung.<br />

Mit der Publikation des entsprechenden<br />

Merkblattes soll für Transparenz<br />

und Gleichbehandlung auch in den verschiedenen<br />

Kliniken gesorgt sein. Das ist<br />

ein erfreulicher Erfolg.<br />

Susanne Hasse, Geschäftsführerin,<br />

und Jana Siroka, Präsidentin <strong>VSAO</strong><br />

Zürich<br />

Kitaplatz gesucht – der <strong>VSAO</strong> hilft<br />

Wenn Sie einen Betreuungsplatz für Ihr Kind suchen, denken Sie daran: Seit 2011 unterstützt<br />

Ihr Verband Sie bei dieser zeitaufwendigen Aufgabe. Eine Anfrage mittels Online-Formular beim <strong>VSAO</strong> genügt und Sie<br />

erhalten Informationen zu verfügbaren Plätzen in Ihrer Wunschregion und die entsprechenden Kontaktdaten<br />

der Tagesstätten. Weitere wichtige Informationen und das Formular finden Sie unter der neuen Rubrik Arztberuf und Familie<br />

auf der <strong>VSAO</strong>-Homepage www.vsao.ch.<br />

14 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong>


<strong>VSAO</strong><br />

§<br />

Rechtsberatung<br />

Patrick Mangold, Jurist der Sektionen<br />

Waadt und Jura<br />

Einige Bemerkungen zur<br />

Nachtarbeit (siehe insbesondere<br />

Art. 17 ff. ArG,<br />

Art. 28 ff. ArGV 1)<br />

1. Ausnahmen vom Verbot der<br />

Nachtarbeit<br />

Gemäss Arbeitsgesetz ist die Nachtarbeit<br />

grundsätzlich verboten, dies aus<br />

gesundheitlichen Gründen. Dieses Verbot<br />

beinhaltet aber verschiedene Ausnahmen,<br />

beispielsweise wenn die<br />

Nachtarbeit unentbehrlich ist.<br />

Bei den Ärzten gilt die Nachtarbeit als<br />

unentbehrlich, daher ist sie in den Spitälern<br />

für Assistenz- und Oberärzte<br />

erlaubt.<br />

2. Definition der Nachtarbeit<br />

Gemäss Arbeitsgesetz gilt als Nachtarbeit<br />

die Arbeit, die zwischen 23 Uhr<br />

und 6 Uhr verrichtet wird.<br />

Es handelt sich jedoch um eine Minimalbestimmung.<br />

Die Kantone sind<br />

frei, die betreffende Zeitspanne zu verlängern<br />

und damit den Schutz der<br />

Arbeitnehmer zu erhöhen. Dies ist<br />

insbesondere im Kanton Waadt der<br />

Fall. Dort gilt als Nachtarbeit die Arbeit,<br />

die zwischen 20 Uhr und 6 Uhr<br />

verrichtet wird.<br />

3. Dauernde/regelmässige wiederkehrende<br />

Nachtarbeit und<br />

vorübergehende Nachtarbeit –<br />

Kompensation<br />

Das Arbeitsgesetz unterscheidet zwischen<br />

dauernder/regelmässig wiederkehrender<br />

Nachtarbeit und vorübergehender<br />

Nachtarbeit:<br />

• Als dauernde oder regelmässig wiederkehrende<br />

Nachtarbeit gilt ein Einsatz<br />

von 25 Nächten oder mehr pro Jahr.<br />

• Ist dies nicht der Fall, handelt es sich<br />

um vorübergehende Nachtarbeit.<br />

Was die dauernde oder regelmässig wiederkehrende<br />

Nachtarbeit angeht, sieht das<br />

Arbeitsgesetz für den Arbeitnehmer einen<br />

Zeitzuschlag von 10 Prozent ab der ersten<br />

Nacht vor. Auch hier sind bessere Regelungen<br />

möglich, beispielsweise eine Verbuchung<br />

der Nachtstunden zu 120 Prozent.<br />

Wenn es sich um vorübergehende Nachtarbeit<br />

handelt, wird nicht ein Zeitzuschlag,<br />

sondern ein Lohnzuschlag von 25<br />

Prozent entrichtet.<br />

4. Weitere Kompensationen<br />

Zusätzlich zum Zeitzuschlag (siehe<br />

Ziffer 3 oben) bezahlen die meisten<br />

Spitäler eine Entschädigung für die<br />

während der Nacht geleisteten Stunden.<br />

Dieser Zuschlag ist nicht allgemein<br />

obligatorisch. Die kantonalen Bestimmungen<br />

geben Auskunft über dessen<br />

Vorhandensein und gegebenenfalls<br />

dessen Höhe.<br />

5. Grenzen<br />

Das Arbeitsgesetz definiert die Grenzen<br />

für die Nachtarbeit. Diese sehen folgendermassen<br />

aus:<br />

• Die minimale Ausgleichsruhezeit<br />

beträgt 12 Stunden und beginnt unmittelbar<br />

nach der Nachtarbeit.<br />

• Zulässig ist eine Arbeitszeit von maximal<br />

10 Stunden im Zeitraum von<br />

12 Stunden, Pausen eingeschlossen.<br />

■<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

15


<strong>VSAO</strong><br />

-INSIDE<br />

Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte<br />

Association suisse des médecins-assistant(e)s et chef(fe)s de clinique<br />

Associazione svizzera dei medici assistenti e capiclinica<br />

Marcel Marti<br />

Wohnort: Wohlen bei Bern<br />

Im <strong>VSAO</strong> seit 16. März <strong>2017</strong><br />

Der <strong>VSAO</strong> für Dich in drei Worten:<br />

Glaubwürdig, gradlinig,<br />

unbeirrbar<br />

Seit Frühling <strong>2017</strong> ist Marcel Marti Teil<br />

des <strong>VSAO</strong>-Teams. Als Leiter Politik und<br />

Kommunikation sowie als stellvertretender<br />

Geschäftsführer verantwortet er zahlreiche<br />

Aufgaben und Projekte. «Wichtig ist<br />

zum Beispiel die Information und Beratung<br />

der <strong>VSAO</strong>-Führungsgremien zu gesundheits-<br />

und standespolitischen Fragen»,<br />

erklärt Marcel. Dazu verfolgt und<br />

analysiert er die Arbeit des Parlaments,<br />

schreibt Vernehmlassungsantworten und<br />

entwickelt Ideen für Vorstösse oder Aktionen.<br />

Ausserdem ist er für die Kommunikation<br />

des <strong>VSAO</strong> Schweiz zuständig. Nicht<br />

zufällig also wünscht sich Marcel, dass es<br />

dem <strong>VSAO</strong> durch sein Mitwirken weiterhin<br />

gelingt, am Puls der Mitglieder zu bleiben<br />

und als eigenständige, gewichtige Stimme<br />

im Gesundheitswesen gehört zu werden.<br />

Bei all seinen Aufgaben gefällt ihm am<br />

meisten, dass er seine Interessen und Fähigkeiten<br />

in zwei vielfältigen Aufgabenbereichen<br />

einbringen kann (Politik und<br />

Kommunikation). «Die Sprache Goethes<br />

war von klein auf mein Steckenpferd»,<br />

resümiert Marcel. Sein Studium an der<br />

Universität Bern in den Fächern Geschichte,<br />

Politologie und Medienwissenschaft<br />

schloss er erfolgreich als lic. phil. hist ab.<br />

Damals schon als Journalist und Politiker<br />

tätig, sammelte er später weitere Berufserfahrungen<br />

in leitenden Funktionen als<br />

Kommunikationsspezialist und Mediensprecher<br />

(Expo.02, Post, Bundesverwaltung).<br />

Nebenbei erwarb er noch das eidgenössische<br />

Diplom als PR-Berater.<br />

Seine Hobbys und Freizeitbeschäftigungen<br />

sind in vielem der Gegenpol zu seinen<br />

beruflichen Interessengebieten: Bei der<br />

Gartenarbeit, beim Velofahren, Schwimmen<br />

oder Spazieren findet der Tierfreund<br />

den nötigen Ausgleich zum Berufsalltag.<br />

Dabei begleitet ihn der Wunsch, im Leben<br />

zu verstehen, was ihm zu verstehen möglich<br />

ist, und zu versuchen, für das Unverständliche<br />

zumindest sein Verständnis<br />

weiterzuentwickeln.<br />

■<br />

Marius<br />

Grädel-Suter<br />

Wohnort: Bern<br />

Im <strong>VSAO</strong> seit 2013<br />

Im Geschäftsausschuss seit April<br />

2016<br />

Arbeitsort und Funktion im Spital:<br />

Assistenzarzt Anästhesie, Regionalspital<br />

Emmental<br />

Der <strong>VSAO</strong> für Dich in drei Worten:<br />

Unterstützend, lehrreich, spannend<br />

«Es lohnt sich und ist nötig, sich für die<br />

Ärzteschaft zu engagieren.» Dies sind für<br />

Marius Grädel-Suter keine leeren Worthülsen,<br />

denn er lässt seinen Worten ohne<br />

viel Aufhebens Taten folgen. Seit April<br />

2016 gehört er dem Geschäftsausschuss<br />

an, wo er auch im Ressort Weiterbildung<br />

mitarbeitet und allseits als kompetentes<br />

und gradliniges Mitglied geschätzt wird.<br />

Da Marius bereits als Vizepräsident beim<br />

<strong>VSAO</strong> Bern amtet, ist er sich gewohnt,<br />

standespolitische Anliegen zu vertreten.<br />

Beim <strong>VSAO</strong> trifft er auf engagierte Ärztinnen<br />

und Ärzte, die dieselben Anliegen<br />

verfolgen. «Dabei gefällt mir am besten,<br />

dass ich mit kleinen Schritten etwas für<br />

die Ärzteschaft zum Positiven verändern<br />

kann», fasst Marius sein Engagement zusammen.<br />

Als Mitglied in der Kerngruppe<br />

Strategie <strong>2017</strong>–2020 stellt sich Marius<br />

zudem den Zukunftsfragen des <strong>VSAO</strong>. «Es<br />

ist spannend und lehrreich, mich mit zukünftigen<br />

Tätigkeitsfeldern des <strong>VSAO</strong> auseinanderzusetzen»,<br />

erklärt der junge Arzt<br />

und baldige Familienvater.<br />

Aktuell arbeitet Marius am Regionalspital<br />

Emmental und befindet sich in der Weiterbildung<br />

zum Facharzt Anästhesie. Den<br />

Ausgleich zum Alltag findet er beim Sport<br />

oder bei der Gartenarbeit. Sein Wunsch<br />

bleibt, sich noch lange im <strong>VSAO</strong> zu engagieren<br />

und ein glückliches Familienleben<br />

führen zu können.<br />

■<br />

16 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong>


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<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

17


FOKUS ▶ SAUBER<br />

Geldwäscherei für Anfänger<br />

Was ist schmutziges Geld? Und wie kriegt man es sauber? Der Straftatbestand der Geldwäscherei<br />

ist noch nicht sehr alt. Geschaffen wurde das Gesetz, um mafiösen Organisationen quasi den<br />

Geldhahn zuzudrehen. Dass dies nicht so einfach ist, zeigt die Praxis. Denn die Quelle der Geldströme<br />

lässt sich oft nur schwer finden. Und selbst Spitäler können als Waschmaschinen missbraucht werden.<br />

Dave Zollinger, Rechtsanwalt lic. iur. 1<br />

«Geldwäscherei» ist ein Begriff, der seit<br />

1990 im Schweizer Strafgesetzbuch (StGB)<br />

steht. Seit dann wird bestraft, wer Vermögenswerte<br />

versteckt, die «wie er weiss oder<br />

annehmen muss, aus einem Verbrechen<br />

herrühren». Verbrechen sind Delikte, die<br />

in der Schweiz mit mehr als drei Jahren<br />

Freiheitsstrafe bestraft werden. Drogenhandel,<br />

Erpressung, aber auch schwerer<br />

Raub oder Betrug. Es geht also um Geld<br />

aus schweren Delikten, das versteckt werden<br />

soll. Das Gesetz bezeichnet das Waschen<br />

als Handlung, die «geeignet ist, die<br />

Ermittlung der Herkunft, die Auffindung<br />

oder die Einziehung von Vermögenswerten<br />

zu vereiteln». Der Täter will den Verbrechenserlös<br />

so verstecken, dass man ihn<br />

nicht mehr als Verbrechenserlös erkennt<br />

und er ihn frei gebrauchen kann. Zum<br />

Beispiel, indem er ihn auf ein Konto einer<br />

anderen Person oder ins Ausland überweist,<br />

in bar abhebt oder in ein Schmuckstück,<br />

ein Haus oder ein schnittiges Auto<br />

investiert.<br />

Gesetzliche Grundlagen<br />

Bei Geldwäscherei geht es nicht um<br />

Schwarzgeld. Dieser Begriff steht in keinem<br />

Gesetz, bezeichnet im Volksmund<br />

aber einfach Geld, das gegenüber den<br />

Steuerbehörden nicht deklariert wird. Da<br />

die meisten Steuerdelikte mit Freiheitsstrafen<br />

von nicht mehr als drei Jahren<br />

bedroht werden, sind sie keine Verbrechen<br />

und das betroffene Geld kein Geldwäschereiobjekt.<br />

Allerdings gibt es seit 2016 eine<br />

Ergänzung im StGB: Seit da können auch<br />

Vermögenswerte aus «qualifizierten Steuervergehen»<br />

Geldwäschereiobjekte sein.<br />

1 Dave Zollinger war jahrelang Leiter der für<br />

Geldwäscherei und internationale Verfahren<br />

zuständigen Staatsanwaltschaft im Kanton<br />

Zürich, dazu während knapp sechs Jahren<br />

Mitglied der Aufsichtsbehörde über die Bundesanwaltschaft.<br />

Heute ist er als selbständiger<br />

Rechtsanwalt in Wetzikon ZH tätig.<br />

Das ist dann der Fall, wenn der Täter nicht<br />

einfach Geld in der Steuererklärung verschwiegen<br />

hat, sondern vielmehr gefälschte<br />

Urkunden (typischerweise eine<br />

falsche Buchhaltung) verwendet und<br />

damit pro Jahr mehr als 300 000 Franken<br />

hinterzogen hat. Kleinbetriebe fallen da<br />

meistens weg.<br />

Seit 1998 gibt es ein so genanntes Geldwäschereigesetz<br />

(GwG). Das richtet sich aber<br />

nicht an die Geldwäscher, sondern an die<br />

«Finanzintermediäre», also an natürliche<br />

oder juristische Personen, welche berufsmässig<br />

das Geld von anderen Personen<br />

verwalten oder verschieben. Das können<br />

Banken sein, Vermögensverwalter, aber<br />

auch Treuhänder. Diesen schreibt das<br />

GwG gewisse Pflichten vor, welche sie im<br />

Umgang mit diesem Geld zu beachten<br />

haben. Prominent dabei ist die Meldepflicht:<br />

Wenn ein Finanzintermediär den<br />

Verdacht hat, dass das Geld seiner Kundschaft<br />

aus einem Verbrechen herrühren<br />

könnte, dann muss er die Behörden informieren.<br />

Er sendet eine Meldung an die<br />

Meldestelle Geldwäscherei, welche den<br />

offiziellen Namen «Money Laundering<br />

Reporting Office of Switzerland MROS»<br />

trägt und zum Bundesamt für Polizei im<br />

EJPD gehört. Dieses MROS prüft die Meldung<br />

und leitet sie gegebenenfalls an eine<br />

Strafverfolgungsbehörde weiter. Das ist –<br />

vor allem bei internationalen Sachverhalten<br />

– sehr häufig die Bundesanwaltschaft.<br />

Schwierige Beweislage<br />

Historisch war Geldwäscherei ein Thema<br />

zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität.<br />

Man dachte, man könne mafiöse<br />

Organisationen am besten bekämpfen,<br />

wenn man ihnen das Geld entziehe. Bei<br />

der Geldwäschereibekämpfung geht es<br />

daher nicht primär um das Bestrafen von<br />

Menschen, sondern um das Einziehen von<br />

Geld, im nationalen wie im internationalen<br />

Rahmen. Gelegentlich werden auch<br />

Menschen dafür verurteilt, aber in der<br />

Regel häufiger für das Verletzen von Sorgfaltspflichten<br />

als für das Begehen der eigentlichen<br />

Geldwäscherei. Im internationalen<br />

Verhältnis ist die häufigste Konstellation<br />

das Vorliegen eines Bankkontos in<br />

der Schweiz, das von Geld aus dem Ausland<br />

gespiesen wird. Manchmal werden<br />

zwar auch Verbrechen in der Schweiz begangen<br />

und deren Erlös hier gewaschen,<br />

aber viel häufiger führen ausländische<br />

Vortaten zu Zahlungsflüssen in die<br />

Schweiz. Das macht das Ermitteln nicht<br />

einfach, weil in der Regel sämtliche Beweismittel<br />

der Vortat im Ausland liegen.<br />

Geldwäschereiverfahren in der Schweiz<br />

werden häufig nicht wegen mafiöser Vortaten<br />

(Drogenhandel, Erpressung etc.),<br />

sondern wegen Betrugsverfahren oder<br />

anderer Vermögensdelikte geführt. Weshalb?<br />

Bei Milieudelikten herrscht ein Konsens<br />

zwischen den Beteiligten (z.B. dem<br />

Käufer und Verkäufer von Drogen), dass<br />

niemand darüber informiert werden soll.<br />

Entsprechend erfährt die Polizei kaum<br />

etwas davon, ausser jemand benimmt sich<br />

besonders auffällig oder gibt ihr einen<br />

Tipp. Bei Vermögensdelikten wie Betrug<br />

gibt es aber immer einen Geschädigten,<br />

und der erstattet eben Anzeige, wenn sein<br />

Geld nicht schmutzig war. Und daher gibt<br />

es viel häufiger Geldwäschereiverfahren<br />

mit Vermögensdelikten als möglicher Vortat.<br />

Sehr beliebt sind auch Korruptionsvortaten<br />

– diese werden oft nach einem Regierungswechsel<br />

im Rahmen einer politischen<br />

Aufräumaktion entdeckt und führen<br />

dann ebenfalls zu Anzeigen und<br />

internationalen Ermittlungsverfahren.<br />

Heikle Spitalkonten<br />

Können auch Ärzte und Spitäler von Geldwäscherei<br />

betroffen sein? Da sie keine Finanzintermediäre<br />

sind, gelten für sie die<br />

Pflichten des GwG grundsätzlich nicht. Es<br />

sind aber schon Konstellationen denkbar,<br />

18 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong>


FOKUS ▶ SAUBER<br />

bei denen sich vor allem Kliniken Gedanken<br />

machen müssen. So kommt es nicht<br />

selten vor, dass ausländische Privatpatienten<br />

grosse Vorauszahlungen auf das Spitalkonto<br />

machen, letztlich von diesem<br />

Geld dann aber nicht alles oder sogar nur<br />

einen Bruchteil für die Behandlung brauchen.<br />

Dafür verlangen sie dann, dass Einkäufe<br />

bei Juwelieren und Uhrenhändlern<br />

vom Spitalkonto bezahlt werden oder dass<br />

der Restsaldo auf ein anderes als das Herkunftskonto<br />

überwiesen wird. Hier gilt es<br />

zu beachten, dass nicht plötzlich eine Art<br />

Bankbeziehung entsteht, indem das Spital<br />

Rechnungen der Patienten für externe<br />

Leistungen bezahlt, die nichts mit der eigentlichen<br />

Behandlung zu tun haben. Wir<br />

sehen also: Sauberes Geld im strafrechtlichen<br />

Sinn liegt dann vor, wenn es nicht<br />

aus einem Verbrechen oder einem qualifizierten<br />

Steuervergehen herrührt. Weiss<br />

wird es aber erst, wenn es auch ordnungsgemäss<br />

versteuert ist. Für porentiefe Reinheit<br />

braucht es also mehr. ■<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

19


FOKUS ▶ SAUBER<br />

Überwachen und vorsorgen<br />

Die Frage lautet nicht ob, sondern wann. Wann wird sich die saisonale Grippe, die alljährlich<br />

auftritt, zu einer pandemischen Influenza auswachsen? 2009 war dies letztmals der Fall, wobei<br />

die Pandemie glücklicherweise sehr mild ausfiel. Zum Schutz der Bevölkerung existiert ein<br />

nationaler Influenzapandemieplan. Zu den Massnahmen gehört auch eine so simple Vorkehrung<br />

wie die Handhygiene.<br />

Dr. med. Anne Iten, Präsidentin der Eidgenössischen Kommission für Pandemievorbereitung und -bewältigung (EKP)<br />

Heinrich Lehmann, MSc, MAE, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Bundesamt für Gesundheit BAG<br />

Die saisonale Grippe, die durch die Influenzaviren<br />

A oder B ausgelöst wird, tritt<br />

jedes Jahr als Epidemie in variabler Intensität<br />

auf und ist zeitlich und räumlich<br />

begrenzt. Der Influenzavirus breitet sich<br />

von einer Person zur nächsten aus, hauptsächlich<br />

über Tröpfchen und durch direkten<br />

Kontakt. Manchmal kann es zu einem<br />

Antigenshift kommen, der zum Auftreten<br />

eines neuen Virustyps führen kann. Gegen<br />

diesen ist in der Regel ein Grossteil der<br />

Bevölkerung nicht immun. Diese Art Ereignisse<br />

betreffen nur das Influenza-A-<br />

Virus und können zu einem massiven<br />

Anstieg der Grippefälle weltweit führen:<br />

die pandemische Influenza. Die Schweiz<br />

ist in den letzten hundert Jahren fünfmal<br />

von weltweiten Influenzapandemien erfasst<br />

worden. 2009 war die letzte Pandemie,<br />

die sich glücklicherweise als sehr<br />

milde herausstellte.<br />

Die nächste Pandemie ist schwer vorherzusagen:<br />

Wir wissen nicht, wann und wo<br />

sie auftreten wird, mit welcher Geschwindigkeit<br />

sie sich ausbreiten wird und mit<br />

welchem Schweregrad für die verschiedenen<br />

Altersgruppen. In diesem Kontext<br />

müssen wir uns auf den Kampf gegen die<br />

nächste Influenzapandemie vorbereiten.<br />

WHO und Schweiz<br />

Die WHO muss weltweit die Führerschaft<br />

über die globalen Gesundheitsfragen sicherstellen.<br />

Ihre Aufgabe besteht darin,<br />

das Risiko eines erneuten Auftretens einer<br />

Pandemie einzuschätzen und die Leitlinien<br />

der Strategien und Massnahmen<br />

zur Pandemiebewältigung zu definieren.<br />

Die Schweiz erlässt nationale Leitlinien.<br />

Die Massnahmen ergeben sich aus dem<br />

schweizerischen Epidemiengesetz sowie<br />

aus der Struktur und den Kapazitäten des<br />

schweizerischen Gesundheitssystems. Der<br />

Influenzapandemieplan Schweiz zielt auf<br />

den Schutz und die Erhaltung des Lebens,<br />

des Wohls und der Gesundheit der Bevölkerung<br />

sowie auf die Minimierung der<br />

Opferzahlen und die Vermeidung von<br />

wirtschaftlichen Folgeschäden. Auf Ebene<br />

der Kantone und, im Idealfall der Institutionen,<br />

bestehen operationelle Pandemiepläne.<br />

Entwicklungsphasen<br />

In Zeiten normaler Influenzaaktivität<br />

besteht ein Pandemierisiko immer dann,<br />

wenn ein Influenzavirus bekannt wird,<br />

das auf den Menschen übertragbar ist und<br />

gegen das in der Bevölkerung keine hinreichende<br />

Immunität besteht.<br />

Sobald das Virus besser an den Menschen<br />

angepasst ist und die Übertragbarkeit von<br />

Mensch zu Mensch zunimmt, besteht<br />

akute Pandemiegefahr. Es werden Massnahmen<br />

ergriffen, um die Ausbreitung<br />

des Virus zu verzögern. In der Phase der<br />

Pandemie werden zusätzliche Massnahmen<br />

ergriffen, um dem Virus entgegenzuwirken.<br />

Dann folgt die Postpandemie: Während<br />

der Phase des Abflauens der Pandemie<br />

wird alles unternommen, um die<br />

essentiel len Dienstleistungen des Landes<br />

rasch wieder aufzubauen und zu normalisieren.<br />

Verfügbare Mittel<br />

Überwachung<br />

Die Überwachung der Influenzaaktivität<br />

ist seit 1986 eine Aufgabe des Bundes. Ziel<br />

ist die Früherkennung der neuen Influenza-A-Subtypen<br />

bei Mensch und Tier. Im<br />

Falle einer Pandemie sind alle Ärzte und<br />

Laboratorien verpflichtet, die Grippefälle<br />

zu melden. Die gesammelten epidemiologischen<br />

Daten ermöglichen eine genaue<br />

Warnzeichen<br />

Pandemie<br />

(Pandemic phase)<br />

Entwicklungsphasen<br />

der Pandemie<br />

(in Klammer WHO-Phasen)<br />

(Alert phase)<br />

Normale Influenzaaktivität<br />

(Interpandemic phase)<br />

Postpandemie<br />

(Transition phase)<br />

Normale Influenzaaktivität<br />

(Interpandemic phase)<br />

Grafik: Von der Schweiz berücksichtigte Entwicklungsphasen der Pandemie<br />

20 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong>


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FOKUS ▶ SAUBER<br />

Beschreibung der Situation, die Identifikation<br />

vulnerabler Gruppen und die Ableitung<br />

von Schutzmassnahmen.<br />

Verhaltensmassnahmen<br />

Diese Massnahmen sollen die Bevölkerung<br />

bezüglich persönlicher Hygiene<br />

sensibilisieren. Zentral ist das regelmässige<br />

und gründliche Händewaschen sowie<br />

Verhaltensregeln bei respiratorischen<br />

Symptomen. Hier kann die Bevölkerung<br />

eine wesentliche Rolle bei der<br />

Prävention und Eindämmung einer<br />

Pandemie spielen. Diese Massnahmen<br />

sind natürlich auch in Pflegeinstitutionen<br />

essentiell.<br />

Kontaktmanagement und<br />

Absonderungsmassnahmen<br />

Diese von den Behörden verordneten<br />

Massnahmen zielen auf die Eindämmung<br />

der Influenza. Die Quarantäne<br />

dient der Absonderung von Personen, die<br />

einem Ansteckungsrisiko ausgesetzt waren<br />

(Verdachtsfälle, Kontaktpersonen),<br />

jedoch nicht krank sind bzw. keine Symptome<br />

zeigen. Die Isolierung ist die Absonderung<br />

von kranken oder infizierten<br />

Personen.<br />

Behördliche Massnahmen des<br />

Distanzhaltens<br />

Menschenansammlungen erhöhen die<br />

Wahrscheinlichkeit der Übertragung von<br />

Influenzaviren: Schulen können geschlossen<br />

und Veranstaltungen abgesagt<br />

werden. Vor deren Einsatz muss die Verhältnismässigkeit<br />

der Massnahmen bezüglich<br />

Nutzen und Wirkung sorgfältig<br />

geprüft werden.<br />

Medizinische Versorgung<br />

Im Falle einer Pandemie wird das Gesundheitswesen<br />

extremen Belastungen<br />

ausgesetzt. Die medizinische Versorgung<br />

der Patienten ist Aufgabe der Kantone. Die<br />

überkantonale Koordination obliegt den<br />

Kantonen in Zusammenarbeit mit dem<br />

BAG. Sollte ein erhöhter Koordinationsbedarf<br />

zwischen den Partnern bestehen,<br />

wäre es die Aufgabe des Bundes, die Koordination<br />

der zivilen und allenfalls militärischen<br />

Mittel sicherzustellen.<br />

Der Influenzapandemieplan Schweiz<br />

stellt den Spitälern und anderen Pflegeeinrichtungen<br />

Checklisten zur Verfügung,<br />

um sie bei der Planung der im Hinblick<br />

auf eine Pandemie intern umzusetzenden<br />

Massnahmen zu unterstützen.<br />

Schutzmassnahmen<br />

Die praktizierte Handhygiene kann die<br />

Übertragung von Krankheitserregern<br />

wirksam reduzieren, wie beispielsweise<br />

das Grippevirus. In Spitälern ist die Reinigung<br />

der Hände mit einem Händedesinfektionsmittel<br />

üblich. Für die Bevölkerung<br />

muss die Handreinigung mit Seife<br />

jederzeit möglich sein.<br />

Die Schutzmasken reduzieren das Risiko<br />

einer Übertragung durch Tröpfchen oder<br />

Aerosole, je nach deren Eigenschaften.<br />

Ihre Anwendung erfolgt unter Berücksichtigung<br />

der Umstände (Beruf, betroffene<br />

Gruppen). In den Leitlinien und Empfehlungen<br />

des Influenzapandemieplans<br />

Schweiz 2018 werden die Stückzahl der<br />

Masken, über die die Pflegeeinrichtungen<br />

verfügen sollten, genannt.<br />

Antivirale Medikamente<br />

Antivirale Medikamente (Neuraminidasehemmer)<br />

können zur Therapie oder Prävention<br />

eingesetzt werden. Deren Anwendung<br />

erfolgt gemäss den Empfehlungen<br />

der Experten. Die Verabreichung dieser<br />

Therapien muss mit Bedacht erfolgen, um<br />

das Auftreten von Resistenzen und einen<br />

übermässigen Konsum zu vermeiden.<br />

Impfung<br />

Die Impfung ist die wirksamste präventive<br />

Massnahme zum Schutz vor Infektionen,<br />

die durch das Influenzavirus verursacht<br />

werden. Im Falle eine Pandemie kann ein<br />

passender Impfstoff aber erst vier bis sechs<br />

Monate nach Auftreten eines pandemischen<br />

Virus einsatzbereit sein.<br />

Kommunikation<br />

Kommunikation ist ein wesentlicher Bestandteil<br />

der Vorbereitung und Bewältigung<br />

von Pandemien. Sie dient der Information<br />

und Aufklärung aller betroffenen<br />

Gruppen über das richtige Verhalten.<br />

Verschiedene Informationskanäle (Printmedien,<br />

Radio, Fernsehen, soziale Netzwerke)<br />

werden zur Verbreitung von einfachen,<br />

kurzen und verständlichen Botschaften<br />

genutzt. Die Ärzte spielen dabei<br />

als Multiplikatoren der Informationen<br />

eine wesentliche Rolle.<br />

Weitere Informationen<br />

Auf der Website des BAG finden sich unter<br />

dem Begriff «Pandemie» aktuelle Informationen.<br />

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www.bag.admin.ch/pandemieplan<br />

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22 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong>


FOKUS ▶ SAUBER<br />

Vom Käfer zur Formel 1<br />

Dass er einmal Rennautos bauen und einen Rennstall besitzen würde, war Peter Sauber nicht in<br />

die Wiege gelegt. Als Sohn eines Elektrounternehmers schien seine Laufbahn vorgezeichnet. Aber<br />

seine Leidenschaft fürs Autobauen gepaart mit Durchhaltewillen und Mut führten ihn bis<br />

in die Formel 1. Sauber förderte auch Talente wie Michael Schumacher oder Kimi Räikkönen.<br />

Communication Sauber F1 Team<br />

Für Autos hatte sich Peter Sauber nicht<br />

besonders interessiert und schon gar nicht<br />

für den Rennsport. Dass Sauber Motorsport<br />

schon seit mehr als 40 Jahren im<br />

Geschäft ist, hatte in der frühen Phase vor<br />

allem mit Zufall, dann aber mit ausgeprägtem<br />

Durchhaltewillen und später mit<br />

viel Arbeit und Geschick zu tun.<br />

Peter Saubers Vater besass ein Unternehmen<br />

für elektrotechnische Anlagen mit<br />

rund 200 Mitarbeitern, dessen Räumlichkeiten<br />

sich in Zürich sowie an der Wildbachstrasse<br />

in Hinwil befanden. Der Weg<br />

von Peter Sauber schien vorgezeichnet: Er<br />

absolvierte eine Ausbildung zum Elektromonteur<br />

mit dem Ziel, sich weiterzubilden<br />

und dann in die Fussstapfen seines Vaters<br />

zu treten. Doch es kam alles anders.<br />

1967 fuhr Peter Sauber täglich mit einem<br />

VW-Käfer zur Arbeit, bis ihn ein Freund<br />

dazu überredete, diesen Wagen tunen zu<br />

lassen. Zum Spass beteiligte sich Peter Sauber<br />

damit im selben Jahr an ein paar Club-<br />

Rennen. Was aber viel wichtiger war: Seine<br />

Lust am Basteln wurde geweckt. Er veränderte<br />

den Käfer so stark, dass dieser letztlich<br />

die Strassenzulassung verlor. Das<br />

führte zum nächsten Schritt. 1970 entschied<br />

Peter Sauber, sich mit dem Bau von<br />

offenen, zweisitzigen Rennsportwagen als<br />

selbstständiger Unternehmer zu etablieren.<br />

Im Keller des Elternhauses in Zürich entstand<br />

der Sauber C1. Als Typenbezeichnung<br />

wählte Sauber den ersten Buchstaben des<br />

Vornamens seiner Ehefrau Christiane.<br />

Noch im gleichen Jahr gründete er die PP<br />

Sauber AG und bezog die eigens dafür gebaute<br />

Werkstatt auf dem Firmenareal seines<br />

Vaters an der Wildbachstrasse in Hinwil.<br />

Mit dem C1 gewann er 1970 den Schweizer<br />

Meistertitel bei den Sportwagen, beliess es<br />

dann aber bald bei vereinzelten Auftritten<br />

als Rennfahrer. 1974 stülpte er den Helm<br />

zum letzten Mal über und verlegte sich danach<br />

ganz aufs Konstruieren. Das «C» als<br />

Markenzeichen wurde beibehalten.<br />

Sauber hatte sich keine einfache Aufgabe<br />

gestellt. In der Schweiz vom Bau von<br />

Rennsportwagen zu leben, schien ein Ding<br />

der Unmöglichkeit. Aber das war für Sauber<br />

noch lange kein Grund, aufzugeben.<br />

Er biss sich durch. Arbeitstage endeten oft<br />

spät in der Nacht. Das Geld war knapp.<br />

Sportwagenerfolge<br />

Internationale Beachtung fand Sauber<br />

durch den C5, mit dem Herbert Müller<br />

1976 die damals prestigeträchtige Interserie<br />

gewann. Es folgten erste Einsätze in Le<br />

Mans. Sauber Motorsport hatte mittlerweile<br />

vier Mitarbeiter.<br />

1981 gewannen Hans-Joachim Stuck und<br />

Nelson Piquet auf einem von Sauber gebauten<br />

BMW M1 nach Gruppe-5-Reglement<br />

das 1000-Kilometer-Rennen auf<br />

dem Nürburgring. Das folgende Jahr war<br />

ein entscheidendes für Peter Sauber: Er<br />

erhielt vom Schweizer Kunststoffunternehmen<br />

Seger & Hoffmann den Auftrag,<br />

ein Fahrzeug für die Sportwagen-Weltmeisterschaft<br />

(Gruppe C) zu bauen. Es<br />

wurde der Sauber C6. In dieser Zeit entstand<br />

der Kontakt zu Ingenieuren bei<br />

Mercedes, die sich für das Thema Rennsport<br />

interessierten. Ganz privat natürlich,<br />

denn beim Stuttgarter Automobilhersteller<br />

war internationaler Motorsport seit<br />

einem schweren Unfall in Le Mans 1955<br />

tabu.<br />

Ab 1985 verwendete Sauber in seinen<br />

Rennsportwagen Mercedes-Motoren und<br />

rückte damit Stuttgart noch ein bisschen<br />

näher. Bereits ein Jahr später gewannen<br />

Henri Pescarolo und Mike Thackwell auf<br />

einem Sauber C8 das 1000-Kilometer-<br />

Rennen auf dem Nürburgring. Weitere<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

23


FOKUS ▶ SAUBER<br />

Sauber F1 Team<br />

Erfolge kamen hinzu, was letztlich Mercedes<br />

zur Rückkehr in den internationalen<br />

Motorsport bewog. Ab 1988 war Sauber<br />

offiziell Werksteam von Mercedes. Professor<br />

Werner Niefer, damals Vorstandsvorsitzender<br />

von Mercedes, entschied 1989, die<br />

Rennwagen silbern zu lackieren. Es war<br />

die Wiedergeburt der Silberpfeile. Höhepunkt<br />

dieser Partnerschaft war dasselbe<br />

Jahr, 1989, in dem man nicht nur die<br />

Sportwagenweltmeisterschaft für Fahrer<br />

und Teams gewann, sondern auch beim<br />

legendären 24-Stunden-Rennen in Le<br />

Mans einen Doppelsieg feierte. Ein Jahr<br />

später konnte der Gewinn der Weltmeistertitel<br />

wiederholt werden. Sauber Motorsport<br />

war auf rund 50 Mitarbeiter angewachsen.<br />

In diese Zeit fiel auch die Gründung<br />

des Junior-Teams, eine Idee des<br />

damaligen Sauber-Geschäftspartners Jochen<br />

Neerpasch. Die Wahl fiel auf Michael<br />

Schumacher, Heinz-Harald Frentzen<br />

und Karl Wendlinger. Allen dreien hat<br />

Peter Sauber den Einstieg in die Formel 1<br />

ermöglicht.<br />

Formel 1<br />

Weil der Stern der Sportwagen-WM zu<br />

sinken begann, orientierte sich Mercedes<br />

in Richtung Formel 1. Im Sommer 1991<br />

wurde sie zum gemeinsamen Projekt erhoben,<br />

die Vorbereitungen liefen auf<br />

Hochtouren. Sauber baute auf dem Firmengelände<br />

in Hinwil eine neue Fabrik.<br />

Doch bereits im November kam die Hiobsbotschaft.<br />

Wegen des schwierigen wirtschaftlichen<br />

Umfelds entschied sich der<br />

Mercedes-Vorstand gegen einen werksseitigen<br />

Einstieg in die Formel 1. Sauber<br />

hatte zwei Optionen: Sich mit einer finanziellen<br />

Abfindung zurückzuziehen oder<br />

diese als Startkapital für die Formel 1 zu<br />

nutzen. Im Januar 1992 entschied er sich<br />

zum Sprung ins kalte Wasser. Im Herbst<br />

fanden die ersten Testfahrten mit dem C12<br />

statt, der von einem Ilmor-Triebwerk befeuert<br />

wurde. Knapp 70 Mitarbeiter zählte<br />

das Unternehmen damals.<br />

Am 14. März 1993 standen in Kyalami wie<br />

geplant zwei Sauber C12 für Karl Wendlinger<br />

und JJ Lehto am Start beim Grossen<br />

Preis von Südafrika. Mit dem fünften<br />

Rang des Finnen und zwei WM-Punkten<br />

wurde die Premiere ein gefeierter Erfolg.<br />

Verträge mit Red Bull und Petronas bildeten<br />

ab 1995 ein solides Fundament und<br />

erlaubten dem Schweizer Team, sich als<br />

feste Grösse in der Formel 1 zu etablieren.<br />

In den Jahren 1995 und 1996 war Sauber<br />

Werksteam von Ford, ab 1997 fuhr man<br />

mit Ferrari-Motoren, die den Namen des<br />

Titelsponsors Petronas trugen.<br />

Der Durchbruch liess noch auf sich warten.<br />

Dann aber folgten 2001 drei Höhepunkte<br />

in der Teamgeschichte Schlag auf<br />

Schlag: die Partnerschaft mit der Schweizer<br />

Grossbank Credit Suisse, der Mitte<br />

<strong>Oktober</strong> feststehende vierte Rang in der<br />

Konstrukteurs-WM und wenige Tage später<br />

der erste Spatenstich zum eigenen<br />

Windkanal.<br />

In dieser Zeit brachte Peter Sauber auch<br />

frisches Blut in die Formel 1: Er holte Kimi<br />

Räikkönen und Felipe Massa in sein Team<br />

und empfahl später den Verantwortlichen<br />

bei BMW auch Robert Kubica.<br />

BMW-Ära<br />

Im Jahr 2005 suchte Peter Sauber nach<br />

einem neuen Motorenpartner. Mittlerweile<br />

über 60 Jahre alt, hatte er auch nichts<br />

dagegen, sein Lebenswerk in starke Hände<br />

zu geben. Ein Angebot von BMW schien<br />

die Lösung. Der Automobilhersteller, der<br />

seit der Saison 2000 mit Williams am<br />

Start war, wollte ein eigenes Werksteam.<br />

Am 22. Juni 2005 verkündete BMW die<br />

Übernahme von Mehrheitsanteilen am<br />

Schweizer Team.<br />

Das dritte Jahr des Teams BMW Sauber F1,<br />

die Saison 2008, wurde zum nächsten<br />

Höhepunkt in der Teamgeschichte. Mittlerweile<br />

war der Ausbau in Hinwil abgeschlossen,<br />

der Personalbestand betrug<br />

nun über 400 Mitarbeiter. Für 2008 hatte<br />

man sich den ersten Sieg zum Ziel gesetzt.<br />

Es wurde gleich ein Doppelsieg. Robert<br />

Kubica gewann in Kanada vor Nick Heidfeld.<br />

Insgesamt schaffte das Team BMW<br />

Sauber F1 2008 elf Podestplätze. In Bah-<br />

24 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong>


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FOKUS ▶ SAUBER<br />

Sauber F1 Team<br />

rain holte Kubica die erste Poleposition,<br />

Heidfeld steuerte die ersten beiden<br />

schnellsten Rennrunden zur Statistik bei.<br />

Das Team wurde am Ende mit 135 Punkten<br />

WM-Dritter.<br />

Nach einem schwierigen Start in die Saison<br />

2009 folgte am 29. Juli eine schockierende<br />

Nachricht: BMW verkündete anlässlich<br />

einer Pressekonferenz in München<br />

den Ausstieg aus der Formel 1 zum Saisonende.<br />

Mit Platz sechs in der Weltmeisterschaft<br />

(36 Punkte) verabschiedete sich<br />

BMW aus der Formel 1.<br />

Neustart<br />

Am 27. November 2009 fand die nächste<br />

Pressekonferenz statt, diesmal in Hinwil.<br />

Peter Sauber ha tte sich mit BMW geeinigt<br />

und sein Lebenswerk wieder zurückgekauft.<br />

Die Freude war jedoch getrübt,<br />

denn BMW hatte zuvor bereits entschieden,<br />

Personal abzubauen. Die Anzahl<br />

Mitarbeiter wurde von 388 auf 260 reduziert.<br />

Mit diesem Personalbestand, mit<br />

Ferrari als Motorenpartner und den Piloten<br />

Kamui Kobayashi und Pedro de la<br />

Rosa nahm die Hinwiler Mannschaft die<br />

Saison 2010 in Angriff. In den darauffolgenden<br />

Jahren wurde das Privatteam mit<br />

finanziellen Herausforderungen konfrontiert<br />

– die Formel 1 wurde als Ganzes<br />

immer teurer, doch Gelder von Sponsoren<br />

blieben mehr und mehr aus. Seit Juli 2016<br />

hat das Team mit der Schweizer Investmentfirma<br />

Longbow Finance einen neuen<br />

Besitzer – seither ist die Existenz des<br />

Teams gewährleistet. Mit dem Besitzerwechsel<br />

trat Peter Sauber von allen Funktionen<br />

zurück, Monisha Kaltenborn blieb<br />

CEO und Teamchefin. Am 21 Juni dieses<br />

Jahres trennte sich die Longbow Finance<br />

SA von Monisha Kaltenborn. ■<br />

Sauber F1 Team<br />

26 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong>


FOKUS ▶ SAUBER<br />

Kritik des reinen Gewissens<br />

Mit sich im Reinen zu sein, ein reines Gewissen zu haben, ist eine ständige Aufgabe: Es gilt, eine<br />

Übereinstimmung zwischen seinen sittlichen Überzeugungen und seinem Handeln zu erreichen.<br />

Zeitlebens befindet sich der Mensch deshalb in einem inneren Dialog. Damit dieser gelingt, braucht<br />

es Erfahrung, Mündigkeit und die Kompetenz, «gut» und «böse» zu unterscheiden.<br />

Prof. Dr. Hanspeter Schmitt, Lehrstuhl Theologische Ethik, Theologische Hochschule Chur<br />

Sauberkeit im Sinne hygienischer Standards<br />

und Anforderungen hat zweifellos<br />

mit Gewissen und Gewissenhaftigkeit zu<br />

tun: Es braucht Menschen, die in den jeweiligen<br />

Bereichen ihre diesbezügliche<br />

Verantwortung wahrnehmen. Man denke<br />

an die fachliche Erarbeitung und konsequente<br />

Umsetzung solcher Standards,<br />

etwa in medizinischen und pflegerischen<br />

Bereichen. Man denke aber auch an das<br />

Anliegen, die heilsame Spontaneität und<br />

Nähe sozialer Beziehungen – bei allem<br />

Interesse an Hygiene und Schutz – nicht<br />

völlig zu blockieren. Um dafür gute Lösungen<br />

zu finden, braucht es gleichfalls<br />

fach-, situations- wie menschengerechte<br />

Gewissensaktivitäten.<br />

Reines Gewissen?<br />

Mein Thema ist aber nicht die eben angetönte<br />

gewissenhafte Praxis der Sauberkeit.<br />

Vielmehr soll es um die Qualität von Gewissensarbeit<br />

als solcher gehen. Die klassische<br />

Rede spricht hier vom «reinen Gewissen»,<br />

wobei dieser Begriff geklärt<br />

werden muss. Zunächst wird damit ein<br />

Mensch gewürdigt, der mit sich «im Reinen»<br />

ist: Er ist sich sicher, dass er in einer<br />

herausfordernden Situation die Leitideen<br />

des Humanen und seine daran orientierten<br />

Überzeugungen nicht unterboten hat.<br />

Gewissen als Medium sittlicher Identität!<br />

Ergänzend fällt mir aber sofort ein Satz<br />

des Satirikers Stanislaw Jerzy Lec (1909–<br />

1966) ein: «Er hatte ein reines Gewissen.<br />

Er benutzte es nie.» Diese pointierte Kritik<br />

des vermeintlich reinen Gewissens macht<br />

deutlich, dass es nicht gewissenhaft und<br />

damit getan sein kann, sich seiner Verantwortung<br />

für den Aufbau von Gerechtigkeit,<br />

sozialem Glück und Lebenschancen<br />

bequem, schlau oder feig zu entziehen.<br />

Vielmehr strebt das Gewissen dahin, sich<br />

persönlich zu engagieren und sich mit<br />

den Fragen des Wohls der Person und des<br />

Gemein- und Weltwohls tatsächlich zu<br />

befassen. Es gilt also, sein Gewissen zugunsten<br />

überzeugender humaner Lösungen<br />

einzusetzen und dabei «sauber»,<br />

sprich gekonnt zu nutzen.<br />

Schmutzige Rhetorik<br />

Auf diesem anspruchsvollen, zugleich<br />

faszinierenden Weg wird man jedoch bemerken,<br />

dass das Gewissen oft nur ein<br />

«schmutziger» rhetorischer Trick ist.<br />

Nicht immer ist Gewissen im Spiel, wenn<br />

man sich darauf beruft oder es einfordert:<br />

Jemand pocht auf sein «Gewissen», will<br />

aber nur seine Ziele durchsetzen oder seine<br />

Vorurteile abschotten. Oder man appelliert<br />

an das «Gewissen» eines anderen,<br />

aber nicht um seine Mündigkeit zu fördern,<br />

sondern um ihn einzuschüchtern.<br />

In hierarchisch geformten Beziehungen<br />

oder Institutionen geschieht das oft autoritär<br />

und repressiv: Diverse Positionen<br />

oder Vorgänge werden als alternativlos<br />

propagiert, Anfragen daran empfindlich<br />

sanktioniert. Abhängige drohen in einer<br />

solch prekären Lage ihre Gewissenskräfte<br />

zu verleugnen oder zu verlernen; sie beginnen<br />

sich selbst zu verschweigen. Das<br />

aber verletzt ihre Freiheit und Würde! Es<br />

wird ihnen das Recht genommen, die Beschaffenheit<br />

des jeweiligen Bereiches zu<br />

hinterfragen, um kraft eigener Anschauung<br />

und Überzeugung an seiner humanen<br />

Qualität mitzuwirken. Zwanghafte,<br />

überängstliche, nicht unterscheidungsfähige<br />

Charaktere oder völlig ins Private<br />

zurückgezogene Lebensstile sind eine<br />

Folge derart gewissenloser Systeme.<br />

Positive Klärung<br />

Worin das um- und klarsichtig («rein»?)<br />

engagierte, am Guten interessierte Gewissen<br />

positiv besteht, ist damit noch nicht<br />

gesagt. Die Antwort ist mehrteilig und<br />

lautet, dass das Gewissen als Kompetenz<br />

selbstkritischer Mündigkeit fungiert.<br />

• Zunächst zur Mündigkeit, von der<br />

schon die Rede war: Es geht darum,<br />

dass Menschen in der Lage sind und die<br />

Chance brauchen, selbstbestimmt zu<br />

leben. Gemeint ist nicht Willkür, sondern<br />

humanes Handeln, aber auf Basis<br />

eigener inhaltlicher Überzeugung und<br />

Zustimmung zu den guten Gründen für<br />

eine mögliche Tat. Nur so kann die<br />

Würde und Subjektgerechtigkeit<br />

menschlicher Praxis gewahrt bleiben.<br />

Das Gewissen steuert hier die prinzipielle<br />

Kraft zur Unterscheidung von<br />

«gut» und «böse» bei, provoziert unter<br />

diesem Vorzeichen aber auch vernünftige<br />

Abwägungen, was das Gute bzw.<br />

Humane umständehalber und im Detail<br />

ist. Am Ende bindet es die reflektierende<br />

Person in ihrem Handeln an ihre<br />

so erreichte Einsicht.<br />

• Daran erkennt man bereits, dass dies<br />

einen zutiefst selbstkritischen, sittliche<br />

Identität anzielenden Prozess darstellt.<br />

Sich das Gewissen als Funktion oder<br />

Organ «ethischer Mathematik» vorzustellen,<br />

geht daher an seinem Wesen<br />

vorbei, so sehr es die konkrete Lösung<br />

praktischer Aufgaben betrifft. Dabei<br />

aber wissen sich Menschen vor sich<br />

selbst gebracht: Unablässig bewegt sie<br />

in ihrem Gewissen, ob sie sich mit ihrem<br />

Denken, Wollen und Tun auf der<br />

Spur ihrer eigenen Menschlichkeit befinden.<br />

Zeichen dafür ist der interne<br />

Dialog, den wir angesichts praktischer<br />

Fragen mit uns selbst führen. In ihm<br />

findet die existentielle Sorge um die<br />

Integrität wie um die Fortentwicklung<br />

eigener humaner Standards ihren spürbaren<br />

Ausdruck.<br />

• Diese inhaltlichen Standards fallen<br />

allerdings weder vom Himmel, noch<br />

liegen sie durch genetische oder psychische<br />

Veranlagungen fest. Vielmehr ist<br />

das leitende, im Gewissen jeweils zu<br />

verantwortende Wissen um «gut» und<br />

«böse» ein durch Erziehung, Herkunft,<br />

Kultur, Erfahrung und Bildung vermitteltes<br />

Bewusstsein. Es hängt daher an<br />

der kommunikativen und sozialen<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

27


FOKUS ▶ SAUBER<br />

Qualität dieser Lernwege, ob sie taugliches<br />

moralisches Sachwissen erzeugen,<br />

vor allem aber mündige Personen, die<br />

damit selbstbestimmt, schöpferisch<br />

und verantwortlich umgehen können.<br />

Kompetenz meint hier, dass dieses Entwicklungspotential<br />

– ähnlich der<br />

Sprach-, Erlebens- und Denkfähigkeit<br />

– zur basalen Ausstattung gehört, die<br />

jedem Menschen mitgegeben ist.<br />

Zusätzliche Erläuterungen<br />

Weitere wesentliche Aspekte des Gewissens<br />

möchte ich zumindest kurz erläutern:<br />

• Etwa dass das Gewissen nicht nur in<br />

Konflikt- oder Ausnahmesituationen<br />

gefragt ist: Viel mehr ist es Voraussetzung<br />

jeder humanen Alltagskultur, in<br />

der es schlicht darum geht, die Perspektiven<br />

sozialen Glückes und authentischer<br />

Redlichkeit nicht schleichend zu<br />

verlieren bzw. ohne Not oder rein egoistisch<br />

aufs Spiel zu setzen.<br />

• Gewissensfreiheit: Sie ist unveräusserlich<br />

und ein Anhalt für Subjektgerechtigkeit<br />

in grossen Gebilden und Gruppen.<br />

Damit umzugehen, ist aber oft<br />

eine Herausforderung – erst recht,<br />

wenn legitime Interessen miteinander<br />

streiten oder man vermutet, dass ein<br />

Irrtum in der sachlichen oder sittlichen<br />

Beurteilung vorliegt.<br />

• Gewissen und Kompromiss: Die Gewissensarbeit<br />

besteht konkret darin,<br />

humane Ideale mit Realitäten zu verbinden.<br />

Oft geht es um das aktuell<br />

mögliche Optimum des Guten. Gemeint<br />

sind aber nicht faule Kompromisse<br />

oder billige Ausreden, sondern<br />

vertretbare Lösungen, die den komplexen<br />

Lebenswirklichkeiten Rechnung<br />

tragen.<br />

• Schliesslich das «einsame» Gewissen:<br />

Zweifellos sind Gewissensakte sehr persönlich;<br />

sie erzeugen eine exklusive<br />

Bindung an die darin vollzogene eigene<br />

sittliche Überlegung. Um aber dahin zu<br />

kommen, nach bestem Wissen und<br />

Gewissen entscheiden zu können, bedarf<br />

es verlässlicher Beratung, Kommunikations-<br />

und Sozialformen.<br />

Lauterkeit, Güte, Trost<br />

Hält man sich das vor Augen, ist deutlich,<br />

was «reines Gewissen» nur heissen kann:<br />

Das ruhige Bewusstsein, in grösstmöglicher<br />

Übereinstimmung mit überzeugt<br />

getragenen Prämissen humaner Orientierung<br />

zu handeln und zu leben. Hingegen<br />

werden diesbezügliche Differenzen und<br />

Selbstwidersprüche im Gewissen als<br />

schlecht und «beissend» erlebt. Sie erfordern<br />

weiterführende Reflexion und Klärung.<br />

Wenn die Theologie mit Blick auf<br />

solche Differenzen auch von einem getrösteten<br />

Gewissen spricht, bedeutet das<br />

keine moralische Kapitulation. Sie verweist<br />

damit auf jene absolute Güte, die erst<br />

Menschen fähig macht, in ungeteilter<br />

Lauterkeit zu leben.<br />

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28 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

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FOKUS ▶ SAUBER<br />

«Es gehört zum Leben»<br />

Ekelgefühle und zu viel Empathie darf Alexander Häusler nicht entwickeln. Als Tatortreiniger<br />

muss er respektvoll, aber professionell seine Arbeit erledigen. Oftmals trifft er auf total<br />

vermüllte Wohnungen, in denen Menschen verstorben und während einer gewissen Zeit<br />

unentdeckt geblieben sind. Wichtig ist es ihm, trotz widerlichen Zuständen nicht über die<br />

ehemaligen Bewohner zu richten.<br />

Mit Alexander Häusler, Tatortreiniger, sprach Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin <strong>VSAO</strong>-Journal. Bilder: Martin Guggisberg.<br />

Waren Sie ein ordentliches Kind?<br />

Alexander Häusler: Nein eigentlich<br />

nicht. Aber offenbar war ich nie speziell<br />

heikel. Als ich zehn Jahre alt war, starb<br />

meine Mutter zuhause. Meine Eltern lebten<br />

getrennt; ich war bei meinem Vater.<br />

Mit ihm zusammen ging ich nach ihrem<br />

Tod in die Wohnung, wo wir das Blut wegwischten.<br />

Das hat mir damals nichts ausgemacht.<br />

Wie sind Sie Tatortreiniger<br />

geworden?<br />

Wohl eher zufällig. Ursprünglich habe ich<br />

Koch gelernt. Danach habe ich verschiedenste<br />

Dinge gemacht, u.a. habe ich als<br />

Maler gearbeitet, Magnetspulen gewickelt<br />

und war auch als Verkäufer tätig. An meiner<br />

letzten Arbeitsstelle bin ich mit einem Tatortreiniger<br />

ins Gespräch gekommen. Seine<br />

Arbeit interessierte mich, und ich habe ihn<br />

eine Zeitlang begleitet. Danach habe ich<br />

beschlossen, mich selbstständig zu machen.<br />

Wo haben Sie Ihr Handwerk<br />

gelernt?<br />

Eine eigentliche Lehre gibt es nicht, und<br />

der Titel ist nicht geschützt. Eine sehr rudimentäre<br />

Ausbildung habe ich anfänglich<br />

von meinem Kollegen erhalten. Den<br />

grössten Teil meines Wissens, rund 95<br />

Prozent, habe ich mir jedoch selbst angeeignet.<br />

Ich lerne täglich dazu und kann<br />

auf meinen Erfahrungen aufbauen. Heute<br />

bin ich so weit, dass ich wohl als einziger<br />

Tatortreiniger Blut restlos von den<br />

Wänden entfernen kann.<br />

Was muss man sich genau<br />

unter einem Tatort vorstellen?<br />

Unter Tatort versteht man einen Ort, wo<br />

eine Leiche gelegen hat. Das muss nicht<br />

zwingend ein Gewaltverbrechen sein, oftmals<br />

sind es Suizide oder Menschen, die<br />

eines natürlichen Todes gestorben, aber<br />

nicht sofort aufgefunden worden sind. Ich<br />

habe schon Orte gereinigt, an denen ein<br />

Verstorbener drei Monate lang gelegen<br />

hat. Oftmals treffe ich auf eine Situation,<br />

wo ein völlig verwahrloster Mensch verstorben<br />

ist, d.h. auf eine Kombination<br />

zwischen Tatort und Messiewohnung.<br />

Wie viele Tatorte reinigen Sie<br />

durchschnittlich pro Jahr?<br />

Ungefähr zwischen vierzig und sechzig.<br />

Ich würde sagen durchschnittlich einen<br />

pro Woche.<br />

Von wem erhalten Sie Ihre<br />

Aufträge?<br />

Das ist ganz unterschiedlich. Zum einen<br />

sind es Behörden, die Polizei, Sozialdiens-<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

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FOKUS ▶ SAUBER<br />

te usw., zum andern sind es Private, die<br />

sich an mich wenden. Letzthin wurde ich<br />

um drei Uhr morgens von der Polizei zu<br />

einem Tatort gerufen. Ein Mann hatte<br />

zuerst seine Frau umbringen wollen, sich<br />

dann aber selbst die Kehle durchgeschnitten.<br />

Es war ein sehr blutiger Tatort, den<br />

man wegen der Angehörigen möglichst<br />

schnell reinigen musste. Das ist aber die<br />

Ausnahme. In der Regel erscheine ich erst,<br />

wenn die Polizei ihre Arbeit erledigt hat<br />

und die Leiche abtransportiert ist.<br />

Was geht in Ihnen vor, wenn<br />

Sie einen Tatort betreten?<br />

Nicht viel. Ich erachte den Tod als etwas<br />

Natürliches, das zum Leben gehört. Wenn<br />

ich jedesmal über die Tragik von Gewaltoder<br />

Suizidopfern oder von vollkommen<br />

vereinsamten, verwahrlosten Menschen<br />

nachdenken würde, könnte ich meine<br />

Arbeit nicht machen. Wichtig erscheint<br />

mir, dass man nicht über Menschen, die<br />

in völlig verdreckten Wohnungen gelebt<br />

haben, urteilt.<br />

Dennoch. Gibt es Erlebnisse,<br />

die Sie bis heute begleiten?<br />

Ja, was mich beschäftigt, ist ein unwürdiges<br />

Verhalten am Tatort. Ich habe einmal<br />

Zur Person<br />

Alexander Häusler ( geb. 1963 ) ist Vater von drei Kindern.<br />

Als ursprünglich ausgebildeter Koch arbeitete er als Maler,<br />

Rohrleiterentstopfer, Verkäufer, Silikonierer, Supraleitermagnetspulenwickler<br />

und in vielen anderen Berufen.<br />

Seit fünf Jahren hat er ein eigenes Geschäft für<br />

Spezialreinigung und Tatortreinigung.<br />

www.tatortreinigung-zuerich.ch<br />

einen andern Tatortreiniger begleitet und<br />

gesehen, dass dessen Angestellte mit dem<br />

Blut richtig gehend gespielt haben. Das<br />

war ein Alptraum. In Erinnerung geblieben<br />

ist mir ein Familiendrama. Es hatte<br />

eine Messerstecherei gegeben, welcher der<br />

Grossvater zum Opfer gefallen war. Mutter<br />

und Tochter hatten überlebt. Als ich am<br />

Boden die blutigen Fussabdrücke des Kindes<br />

gesehen habe, war ich sehr betroffen.<br />

Als Vater reagiert man sensibel auf solche<br />

Bilder.<br />

Sie reinigen auch Messiewohnungen.<br />

Welche Herausforderungen<br />

stellen sich hier?<br />

Das kommt auf die Situation an. Ich unterscheide<br />

zwischen den geordneten und<br />

den ungeordneten Messies. In die erste<br />

Kategorie fallen die Sammelwütigen, die<br />

alles anschleppen und aufbewahren, aber<br />

nicht im Dreck leben. Bei denen ist es<br />

höchstens staubig. Die ungeordneten Messies<br />

verslumen, d.h., sie werfen alles auf<br />

den Boden, bis sich ihre Wohnung in eine<br />

Müllhalde verwandelt. Ich habe schon<br />

Wohnungen gesehen, die bis auf Hüfthöhe<br />

verschmutzt waren. Dazwischen gibt es<br />

natürlich alle Abstufungen. Speziell geordnete<br />

Messies führen nach aussen hin<br />

oft ein normales Leben, gehen einem Beruf<br />

nach usw. Während die ganz schlimmen<br />

Messies meist auch psychisch krank<br />

oder süchtig sind. Erstaunlicherweise<br />

treffe ich zunehmend öfters auf junge<br />

Menschen, die ihre Umgebung verkommen<br />

lassen.<br />

Was erzeugt bei Ihnen<br />

Ekelgefühle?<br />

Eigentlich nichts. Einmal musste ich die<br />

Wohnung eines Alkoholikers reinigen, der<br />

nach seinem Tod mehrere Wochen lang<br />

unentdeckt geblieben war. Dieser Geruch<br />

zwischen Alkohol und Käse war schwer zu<br />

ertragen. Selbst meine sehr teure Atemmaske<br />

samt Kohlefilter konnte nicht mehr<br />

mithalten. Oftmals finde ich noch<br />

menschliche Überreste, aber daran habe<br />

ich mich gewöhnt. Widerlich sind Wohnungen,<br />

in den Fäkalien herumliegen.<br />

Respekt hatte ich auch vor der Wohnung<br />

einer drogensüchtigen Frau. Man hatte<br />

mir versichert, dass ich nur wenig Blut<br />

und kaum Spritzen finden würde. Das traf<br />

zunächst auch zu. Dann öffnete ich einen<br />

Schrank, der voller benutzter Spritzen war,<br />

an denen teilweise noch Blut klebte. Da ist<br />

trotz Spezialhandschuhen höchste Vorsicht<br />

geboten. Ebenso wenn sich Schimmelpilze<br />

ausgebreitet haben.<br />

Wie schützen Sie sich selbst?<br />

In der Regel stelle ich zuerst ein Ozongerät<br />

in die Wohnung, welches die Gerüche beseitigt.<br />

Erst danach mache ich mich an<br />

die Reinigung. Dazu trage ich je nachdem<br />

einen Schutzanzug, eine Atemmaske mit<br />

Kohlefilter, Schutzbrille usw. Hinzu kommen<br />

der Situation angepasst verschiedene<br />

Handschuhe.<br />

Wo kommen Sie an Ihre<br />

Grenzen, d.h., was lässt sich<br />

nicht mehr reinigen?<br />

Parkettböden, die blutverschmiert sind,<br />

kann man kaum mehr reinigen, da der<br />

Leichengeruch nicht mehr verschwindet.<br />

In solchen Fällen muss der Boden neu<br />

gemacht werden. Ebenso wenn Leichenwachs<br />

sich durch den Boden frisst. Meine<br />

Arbeit ist nur der Anfang. Wenn eine Wohnung<br />

gereinigt ist, in denen eine Leiche<br />

länger gelegen hat oder die völlig verdreckt<br />

war, muss meistens alles renoviert<br />

werden.<br />

Wie reagieren Unbekannte,<br />

wenn Sie Ihren Beruf<br />

erwähnen?<br />

Oftmals mit Befremden, aber daran habe<br />

ich mich gewöhnt. Einmal sagte mir jemand,<br />

ich würde die niedrigste Beschäftigung<br />

von allen ausüben. Manche bewundern<br />

mich auch dafür und sind<br />

dankbar. Ich selbst finde meinen Beruf<br />

sehr spannend.<br />

■<br />

30 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong>


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FOKUS ▶ SAUBER<br />

Seifenoper – endlose Unterhaltung<br />

Die Seifenoper hat ihren Ursprung in den USA, wo sie als von Seifenproduzenten gesponserte<br />

Radiosendung begann und sich bis heute zu einem weltweit erfolgreichen Genre in der TV-Landschaft<br />

entwickelte. Neben Herausforderungen des Alltags gehören Protagonisten dazu, mit<br />

denen man sich gut identifizieren kann. Zudem soll man dem Geschehen auch folgen können,<br />

wenn man eine Folge verpasst hat.<br />

Stefan Köppli, lic. phil. I, Dozent für Kommunikation und dipl. Berufsfachschullehrer<br />

Viele Fans warten schon den ganzen Tag<br />

sehnsüchtig auf den Start «ihrer» Soap<br />

(Kurzform von Soap Opera; engl. für Seifenoper).<br />

In diesen Serien geht es um das<br />

nackte (Über-)Leben. In Rekordschnelle<br />

werden die mit Tragik, Glück, Liebeskummer,<br />

Allerweltsproblemen und allem Möglichen<br />

gefüllten Episoden abgedreht. Der<br />

Soap-Fan fiebert täglich oder wöchentlich<br />

mit den Schauspielern und ihren grossen<br />

oder auch weniger grossen Problemen<br />

mit. Dass dies jedoch nicht viel mit der<br />

Realität zu tun hat, kriegen die meisten<br />

Soap-Anhänger nicht mit. Sie erkennen<br />

die Schauspieler als eine Art «Ersatzfamilie»<br />

an, denn so viel Leben, wie in einer<br />

täglichen Soap, bekommen wohl die<br />

meisten zu Hause oder in ihrem Umfeld<br />

nicht gerade geboten. Seifenopern sind<br />

sehr erfolgreich mit regelmässig Millionen<br />

von treuen Zuschauern. Ein Grund dafür<br />

ist die Tatsache, dass man die Serie regelmässig<br />

sehen muss, um mitzukommen.<br />

Ursprung und Entstehung<br />

Die Seifenopern haben ihren Ursprung in<br />

den USA bei den Radio-Soaps der 1930er-<br />

Jahre und müssen als speziell auf die<br />

Hausfrauen ausgerichtetes Medienprodukt<br />

mit werbetechnischem Zweck verstanden<br />

werden. Dazu lockten die Radiostationen<br />

vor allem Seifenfabrikanten<br />

bzw. Waschmittelkonzerne wie «Procter<br />

& Gamble» oder «Colgate-Palmolive»<br />

als Sponsoren an – daher der Name Soap<br />

Opera.<br />

Formale Aspekte waren die langsame, vor<br />

allem auf Gesprächen aufgebaute und<br />

viele Wiederholungen enthaltende, thematische<br />

Entwicklung. Sie stellten dabei<br />

sicher, dass ein Mithalten mit der Handlung<br />

auch möglich war, wenn während<br />

der Ausstrahlung weiter im Haus gearbeitet<br />

wurde oder die Frau sogar einmal eine<br />

Episode verpasste. Es scheint daher nicht<br />

erstaunlich, dass die Soaps schon bald<br />

grossen Erfolg hatten und die Hausfrauen<br />

ihre tägliche Arbeit den Sendungen entsprechend<br />

einteilten. Dieser enorme Erfolg<br />

der Radio-Seifenopern wurde erst mit dem<br />

Aufkommen des Fernsehens unterbrochen,<br />

was viele Sponsoren dazu bewog,<br />

das Radio zu verlassen und Fernseh-Seifenopern,<br />

die heute noch «Radio mit Bildern»<br />

genannt werden, zu produzieren.<br />

Endlos und wortlastig<br />

Das augenfälligste Merkmal einer Soap<br />

Opera ist, dass sie keinen Anfang und kein<br />

Ende besitzt. Es ist auch durchaus möglich,<br />

dass Zuschauer, welche nicht von<br />

Anfang an dabei waren, problemlos später<br />

einsteigen und dennoch der Handlung<br />

folgen können. Auch ein Ende ist bei der<br />

Soap Opera, die deshalb als Endlosserie<br />

bezeichnet wird, nicht vorgesehen. Diese<br />

narrative Unendlichkeit und die Erzählstruktur<br />

sind eng miteinander verbunden.<br />

Aufgrund der zeitlich sehr dichten Folge<br />

der einzelnen Sendungen muss die Soap<br />

Opera ein sehr langsames Erzähltempo<br />

einhalten. Ein weiteres Merkmal der Soap<br />

Opera ist die Beachtung der Zeitkontinuität.<br />

Durch das Vermeiden von Zeitsprüngen<br />

innerhalb einer Folge wird dem Zuschauer<br />

der Eindruck vermittelt, bei allem,<br />

was die verschiedenen Charaktere<br />

erleben, dabei zu sein. Um diesen Eindruck<br />

zu verstärken, wird bei den täglich<br />

ausgestrahlten Soap Operas oft in der<br />

gleichen Szene wieder eingesetzt, in der<br />

am Vortag ausgeblendet wurde.<br />

Ein weiteres wichtiges Merkmal ist die<br />

Dominanz des Wortes. Bei den Radio-<br />

Soaps war es logischerweise unverzichtbar.<br />

Es hat seine Bedeutung jedoch bis<br />

heute nicht verloren. Hierfür gibt es drei<br />

Gründe: Zum einen sind die filmischen<br />

Möglichkeiten bei einer Soap sehr eingeschränkt,<br />

weil der hohe Zeitdruck bei der<br />

Produktion und die niedrigen Budgets nur<br />

in wenigen Fällen aufwendige Kamerafahrten<br />

oder Aussenaufnahmen erlauben.<br />

Und zum andern, weil es dadurch dem<br />

Zuschauer auch bei eingeschränkter Aufmerksamkeit<br />

ermöglicht wird, der Handlung<br />

zu folgen. Ein weiterer Grund dafür<br />

ist, dass nur durch das gesprochene Wort<br />

Vermutungen einzelner Charaktere über<br />

das künftige Verhalten anderer zum Ausdruck<br />

kommen können.<br />

Eine weitere Eigenschaft der Seifenopern<br />

sind die komplexen Beziehungen der einzelnen<br />

Personen zueinander. Das dichte<br />

Beziehungsgeflecht wird normalerweise<br />

über das verwandtschaftliche oder aber<br />

das soziale Umfeld konstruiert.<br />

Zuschauer und ihre<br />

Motive<br />

Lange sah man den Soap-Anhänger als<br />

weibliches, hilflos ausgeliefertes Opfer der<br />

Medienbotschaft. Auch wenn noch heute<br />

die Mehrheit der Rezipienten Frauen sind,<br />

weisen die Erkenntnisse aus der Medienforschung<br />

darauf hin, dass zurzeit ein<br />

heterogeneres Bild vom typischen Seifenopern-Fan<br />

existiert.<br />

Worin besteht die Faszination? Tatsache<br />

ist, dass viele unbewusste, emotionale<br />

Prozesse das Sehen von Seifenopern bestimmen.<br />

Medienforscher fanden heraus,<br />

dass es verschiedene Zusammenhänge<br />

zwischen den Rezipienten und den Seifenopern<br />

gibt. So entstanden u.a. folgende<br />

wissenschaftliche Erkenntnisse:<br />

– Je höher die Unzufriedenheit im Leben<br />

ist, desto höher ist die Involviertheit in<br />

die Geschichten.<br />

– Zufriedene Zuschauer verstehen das<br />

Sehen von Soaps als Unterhaltung,<br />

32 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong>


FOKUS ▶ SAUBER<br />

während unzufriedene Rezipienten eskapistische<br />

Gründe angeben.<br />

Weitere Gründe für den Soap-Opera-Konsum<br />

sind zudem die Identifikation mit<br />

den Protagonisten bzw. die Beziehung zu<br />

ihnen, Lösungen für Alltagsprobleme,<br />

Bestandteil des Alltags (Ritual/Routine),<br />

emotionale Erfahrungen und – wie schon<br />

erwähnt – die Unterhaltung.<br />

US- und UK-Produktionen<br />

Vereinfacht dargestellt gibt es zwei Arten<br />

von Seifenopern. Es sind dies US-Soaps<br />

und britische Seifenopern. Während sich<br />

die nordamerikanische Soap (z.B. Dallas<br />

oder Denver Clan) an der gutsituierten<br />

Oberschicht orientiert, spielt die britische<br />

Seifenoper (z.B. Coronation Street,<br />

EastEnders) im Arbeitermilieu. Die Themen<br />

in den deutschen Soaps wie Gute<br />

Zeiten, Schlechte Zeiten (RTL), Marienhof<br />

(ARD) oder Unter uns (RTL) beschränken<br />

sich weitgehend auf die aus<br />

Amerika stammenden Soaps. Elemente<br />

des sozialen Realismus, wie sie in England<br />

zu finden sind, existieren noch bei der<br />

Lindenstrasse (ARD). Die Lindenstrasse<br />

ist übrigens die älteste deutschsprachige<br />

Seifenoper, seit 1985 wurden schon über<br />

1600 Folgen ausgestrahlt.<br />

Schweizer Produktionen<br />

Es gibt zwei Fernsehserien mit Seifenoper-<br />

Charakter aus Schweizer Produktion. Die<br />

TV-Soap Lüthi und Blanc war eine Sendung<br />

von Schweizer Radio und Fernsehen<br />

(SRF) und wurde zwischen 1999 und<br />

2007 ausgestrahlt. Sie enthält alle Merkmale<br />

einer klassischen Seifenoper und<br />

beinhaltet jeweils verschiedene Handlungsstränge,<br />

die sich um das Schicksal<br />

der Familien rund um einen eigensinnigen<br />

Schokoladefabrikpatron und dessen<br />

Familie drehen.<br />

Die Nachfolgeserie von Lüthi und Blanc<br />

war die Serie Tag und Nacht, ebenfalls<br />

produziert von Schweizer Radio und Fernsehen<br />

(SRF). Diese Arztserie wurde von<br />

September 2008 bis Mai 2009 ausgestrahlt<br />

und erzählt vom Alltag einer Notfallstation<br />

im Zürcher Hauptbahnhof. Im Vordergrund<br />

standen dabei die Mitarbeiter, deren<br />

Privatleben oft die Arbeit überlagert,<br />

und die Schicksale der Menschen, die in<br />

der Station medizinische und psychologische<br />

Hilfe suchen. Wegen der zu tiefen<br />

Einschaltquote wurde auf die Produktion<br />

einer zweiten Staffel verzichtet und somit<br />

konnte Tag und Nacht in keiner Weise an<br />

den Erfolg von Lüthi und Blanc anschliessen.<br />

Dies hatte vielleicht auch mit der<br />

US-amerikanischen Fernsehserie Dr.<br />

House mit dem Arzt Dr. Gregory House,<br />

einem Spezialisten für Diagnostik, zu tun,<br />

die sehr erfolgreich war und übrigens zum<br />

Genre «Drama» und nicht zu den Seifenopern<br />

gehört.<br />

■<br />

Quellen:<br />

Köppli, Stefan (1999): Soap Opera – Eigenschaften,<br />

Inhalte & Rezipienten. Unveröffentlichte<br />

Seminararbeit. Institut für Publizistikwissenschaft<br />

und Medienforschung der Universität<br />

Zürich.<br />

Rössler, Patrick (1988): Dallas und Schwarzwaldklinik<br />

– eine Programmstudie über<br />

Seifenopern im deutschen Fernsehen. München.<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

33


FOKUS ▶ SAUBER<br />

Suppe, Seife, Seelenheil<br />

Die Heilsarmee ist eine Freikirche der besonderen Art. Seit über 150 Jahren steht sie als «Kirche der<br />

Strasse» im Kampf gegen soziale Missstände, Ungerechtigkeit und Not. Von der Liebe Gottes<br />

motiviert wirkt sie heute in 128 Ländern und stellt dabei nicht nur das körperliche (Suppe) und das<br />

geistliche Wohl (Seelenheil) in den Mittelpunkt, sondern auch die Würde des Menschen (Seife).<br />

Philipp Steiner, Abteilungsleiter Marketing & Kommunikation Heilsarmee Schweiz<br />

Die Heilsarmee ist eine internationale<br />

Bewegung und Teil der weltweiten christlichen<br />

Kirche. Ihre Botschaft gründet sich<br />

auf die Bibel. Ihr Dienst ist motiviert von<br />

der Liebe zu Gott. Ihr Auftrag ist es, das<br />

Evangelium von Jesus Christus zu predigen<br />

und menschliche Not ohne Ansehen<br />

der Person zu lindern. Die Heilsarmee<br />

geht davon aus, dass es notwendig und<br />

möglich ist, in der heutigen materialistischen<br />

Zeit ein sichtbares, fröhliches und<br />

aktives Christentum zu leben.<br />

Der Anfang der Heilsarmee liegt in England,<br />

genauer gesagt in den Elendsvierteln<br />

Londons. William Booth, der Gründer,<br />

wurde 1829 in Nottingham, England,<br />

in arme Verhältnisse hineingeboren. Mit<br />

15 Jahren stiess er auf die methodistische<br />

Bewegung, die jeden einzelnen Menschen<br />

aufrief, sich für Jesus Christus zu entscheiden.<br />

William Booth folgte diesem Aufruf,<br />

und fünf Jahre später war er bereits methodistischer<br />

Laienprediger.<br />

Die industrielle Revolution stürzte viele<br />

Menschen in die Armut. Prostitution und<br />

Alkoholismus waren weit verbreitet. Da<br />

diese «Schafe ohne Hirten» nicht in die<br />

Kirche kamen, vertrat Booth die Ansicht,<br />

die Kirche müsse zu den Leuten gehen.<br />

Und da einem hungrigen Magen nicht gut<br />

predigen ist, begann er nicht nur seelische,<br />

sondern auch materielle Not zu<br />

lindern – zu Beginn unter viel Spott, Gelächter<br />

und Unverständnis der «Frommen»<br />

und gegen den Widerstand von<br />

Bordellbesitzern und Kneipenwirten.<br />

William Booth führte auch einen Kampf<br />

gegen hygienische Missstände und setzte<br />

alles daran, dass die Selbstachtung des<br />

Menschen wieder hergestellt werden<br />

konnte. Legendär sind zum Beispiel die<br />

sogenannten Slum Sisters. Sie zogen mit<br />

Besen und Scheuerbürsten aus, um die<br />

Wohnungen der Armen zu reinigen und<br />

mit ihnen zu beten.<br />

Die ursprünglich als «Christliche Mission<br />

Ost-Londons» bekannte Bewegung nahm<br />

1878 den Namen Heilsarmee an. Grund<br />

dafür war, dass Booth die effektivste Methode,<br />

einen «Krieg gegen die Armut» zu<br />

führen, darin sah, die Hilfe militärisch zu<br />

organisieren und die Helfer in einer «Armee»<br />

zu ordnen.<br />

Heilsarmee in der Schweiz<br />

Die Heilsarmee verbreitete sich schnell in<br />

ganz Grossbritannien und weiter ins Ausland.<br />

1882 kam sie erstmals in die<br />

Schweiz. Die ersten Heilsarmee-Versammlungen<br />

stiessen auch hierzulande auf<br />

grossen, zum Teil tätlichen Widerstand.<br />

Aus diesem Grund war die Heilsarmee in<br />

ihren Anfängen in manchen Kantonen<br />

verboten. Schliesslich vermochte sie durch<br />

ihre Taten und ihre Nächstenliebe zu<br />

überzeugen und gewann die Sympathie<br />

der Bevölkerung und die Anerkennung der<br />

Behörden.<br />

Die Slum Sisters<br />

Immer noch aktuell<br />

Heute noch kämpft die Heilsarmee gegen<br />

soziale Missstände. Der alte Slogan «Suppe,<br />

Seife, Seelenheil» hat nichts an Aktualität<br />

eingebüsst. Mit all ihren vielfältigen<br />

Angeboten vermittelt die Heilsarmee<br />

Sicherheit, Selbstwert und Sinn. Dies sind<br />

Grundbedürfnisse eines jeden Menschen.<br />

Aber durch verschiedenste Umstände<br />

verlieren Menschen den Boden unter ihren<br />

Füssen. Und damit ihre Sicherheiten,<br />

ihre Selbstachtung, ihre Identität, ihren<br />

Glauben.<br />

Die Seife der Heilsarmee heisst heute im<br />

übertragenen Sinn: Wir stärken die Per-<br />

34 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong>


FOKUS ▶ SAUBER<br />

sönlichkeit, den Glauben an Gott und an<br />

sich selbst und wahren die Würde jedes<br />

Menschen. Wir orientieren uns dabei an<br />

den Grundsätzen einer christlichen Ethik.<br />

Diese geht davon aus, dass jeder Mensch<br />

Anspruch auf Lebensbedingungen hat,<br />

welche auf Respekt, Teilhabe, Freiheit,<br />

Solidarität und Zuwendung gründen.<br />

In der Heilsarmee geschieht dies in vielfältigen<br />

Arbeitsbereichen:<br />

• Kinderheime, Jugendheime und<br />

Krippen<br />

• Entlastungsferienplätze für körperlich<br />

und geistig Behinderte<br />

• Wohnheime mit Werkstätten sowie<br />

integrierter Beschäftigung<br />

• Arbeitsintegration<br />

• Alters- und Pflegeheime, Alterswohnungen<br />

• Notschlafstellen und Betreutes<br />

Wohnen<br />

• Betreuung und Integration von<br />

Asylsuchenden<br />

• Sozialberatungsstellen<br />

• Nachforschungsdienst für Vermisste<br />

• Gefängnisdienst<br />

• Fachstelle für soziale Gerechtigkeit<br />

• Kinder- und Jugendarbeit, Freizeitangebote,<br />

Jugend- und Erwachsenenbildung<br />

(Prävention)<br />

• Diakonische Einsätze im Rahmen<br />

des Korps (Gemeinde)<br />

Programme im Osten Nairobis<br />

Mit dem WASH-Projekt verbessert die Heilsarmee Kenia in Zusammenarbeit mit der Heilsarmee Schweiz<br />

die hygienische Situation in 40 Heilsarmee-Primarschulen in den ländlichen Gebieten im Osten<br />

Nairobis. Das Projekt hat vier Schwerpunkte:<br />

• Das Sammeln und Aufbewahren von Regenwasser. Einrichtungen an den Schulgebäuden ermöglichen<br />

das Sammeln von Regenwasser. Dieses wird in grossen Tanks aufbewahrt, um später genutzt<br />

werden zu können.<br />

• Den Zugang zu sauberem und sicherem Trinkwasser sicherstellen. Ein Teil des gesammelten Regenwassers<br />

wird gereinigt und in Trinkwasserbehälter gefüllt. Die Kinder können damit ihren Durst<br />

stillen.<br />

• Der Bau von neuen Toilettenanlagen, die den Bedürfnissen der Mädchen und Knaben entsprechen.<br />

Dazu gehören auch Einrichtungen zum Händewaschen.<br />

• Die Schulung der Kinder und Angestellten im Bereich Wasser, Gesundheit und Hygiene. So werden<br />

die Kinder für die Problematik sensibilisiert und sind motiviert, sowohl in der Schule als auch zu<br />

Hause auf eine minimale Hygiene zu achten.<br />

Gegen 10 000 Schulkinder profitieren beim WASH-Projekt von verbesserten sanitären Einrichtungen<br />

und Wasserversorgung. Dies hat nicht nur einen positiven Einfluss auf die Gesundheit der Kinder,<br />

sondern verbessert auch deren schulische Leistungen.<br />

• Gemeinschaft, Gottesdienste und<br />

Feste feiern, Seelsorge<br />

• Brockenstuben, Secondhandläden<br />

u.a.<br />

Saubere Verhältnisse<br />

Zu den Kernkompetenzen der Heilsarmee<br />

gehört von jeher die Beratung von Menschen<br />

in schwierigen Lebenslagen. Weltweit<br />

klärt sie Menschen über ihre Rechte<br />

auf, begleitet sie beim Gang auf Ämter<br />

und unterstützt sie dabei, zu ihren Rechten<br />

zu kommen.<br />

Die Heilsarmee fördert auch die Gesundheitsversorgung<br />

der Ärmsten, indem sie in<br />

vielen Ländern Gesundheitszentren betreibt,<br />

Wasser- und Hygieneprojekte lanciert<br />

(s. Kasten) und wichtige Aufklärungs-<br />

und Präventionsarbeit leistet. Sie<br />

setzt sich für Bildung für alle ein und<br />

betreibt weltweit zahlreiche Schulen, Kindergärten<br />

und Kindertagesstätten. Daneben<br />

bietet sie Alphabetisierungskurse für<br />

Erwachsene an und schafft durch Landwirtschafts-<br />

und Handwerkskurse, technische<br />

Grundausbildungen und praktische<br />

Unterstützung in Form von Mikrokrediten,<br />

Saatgut und Nutztieren neue<br />

Lebensgrundlagen.<br />

Auch im Katastrophenfall – egal ob Erdbeben,<br />

Wirbelsturm, Überschwemmung<br />

oder Dürre – engagiert sie sich an vorderster<br />

Front. Nach der Katastrophe arbeitet sie<br />

Wiederaufbauprojekte aus, damit Menschen<br />

zurück ins Leben finden. Und sie<br />

kämpft für Nahrung und sauberes Trinkwasser<br />

für alle.<br />

Jede lokale christliche Gemeinde der<br />

Heilsarmee (Korps) steht allen offen als<br />

ein Ort der Begegnung, an dem christliche<br />

Gemeinschaft gepflegt wird. In seelsorgerlichen<br />

Beratungsgesprächen werden zwischenmenschliche<br />

Fronten abgebaut und<br />

Beziehungen geklärt. Persönliche Not<br />

findet ein offenes Ohr und immer wieder<br />

dürfen wir erleben, wie Gott Menschen<br />

heilt und wieder herstellt. Seife für die<br />

Seele. Auch da soll das vielfältige Programm<br />

dazu beitragen, dass Menschen<br />

Frieden mit Gott und ihre Selbstachtung<br />

(wieder)finden.<br />

Dies alles hat zwar nur bedingt mit Seife<br />

zu tun, dennoch widerspiegelt die Arbeit<br />

der Heilsarmee heute eines der Grundanliegen<br />

von William Booth: «Der erste<br />

Schritt zur Rettung eines Menschen ist,<br />

ihn seine Selbstachtung wieder gewinnen<br />

zu lassen.»<br />

■<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

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PERSPEKTIVEN<br />

FACHSERIE: AKTUELLES AUS DER DIABETOLOGIE – DIABETES MELLITUS IM KINDES-<br />

UND JUGENDALTER<br />

Neue Technologien in der Therapie<br />

Wundermittel gibt es leider noch keine, aber neue Technologien und Insuline vermögen den Blutzucker<br />

immer besser einzustellen, mit dem Ziel, das Risiko von Hypoglykämien und Spätkomplikationen<br />

deutlich zu senken. Dies ist insbesondere bei Kindern und Jugendlichen wichtig, da sie<br />

physisch, aber auch was ihren Alltag angeht, grösseren Veränderungen unterliegen als Erwachsene.<br />

Melanie Hess, Oberärztin; Urs Zumsteg, Chefarzt, Universitätskinderspital beider Basel, Pädiatrische Endokrinologie/Diabetologie<br />

Bei Kindern und Jugendlichen bedeutet<br />

die Diagnose Diabetes mellitus (Typ 1)<br />

praktisch immer eine lebenslange Insulintherapie.<br />

Dabei wurde diese in den<br />

vergangenen Jahren durch neue Insulinpräparate<br />

und durch moderne Technologien<br />

immer mehr der Physiologie angepasst.<br />

Auch die Lebensqualität konnte<br />

dadurch wesentlich verbessert werden,<br />

z.B. durch den Einsatz sensorunterstützter<br />

Insulinpumpensysteme oder das Flash-<br />

Glukose-Monitoring, das den Betroffenen<br />

bei entsprechender Motivation und Compliance<br />

hilft, ihren Blutzucker ohne grossen<br />

Aufwand regelmässig zu überprüfen<br />

und damit optimal einzustellen.<br />

Herausforderung<br />

Der insulinpflichtige Diabetes mellitus<br />

(Diabetes mellitus Typ 1, T1D) stellt die<br />

betroffenen Kinder und Jugendlichen, ihre<br />

Eltern, aber auch das betreuende Diabetesteam,<br />

oft vor eine grosse Herausforderung:<br />

Zum einen sind in der Altersgruppe häufige<br />

Dosisänderungen bei abnehmender<br />

Restfunktion, Krankheiten, Pubertät,<br />

Wachstum, Sporttage, Schullager usw. an<br />

der Tagesordnung, so dass die Insulineinstellung<br />

nur selten über mehrere Wochen<br />

die gleiche ist.<br />

Zum anderen müssen wiederholte Episoden<br />

von schweren Hypoglykämien vermieden<br />

werden, die sowohl kurzfristige<br />

Effekte wie Krampfanfälle oder Bewusstlosigkeit<br />

als auch langfristige Effekte wie<br />

die Beeinträchtigung der kognitiven<br />

Funktion oder Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörungen<br />

mit sich führen können<br />

(1,2). Trotzdem sollte die Blutzucker(BZ)-<br />

Einstellung möglichst normnah sein (s.<br />

Tabelle 1), um das Risiko von Spätkomplikationen<br />

zu minimieren.<br />

Um diese Gratwanderung erfolgreich zu<br />

schaffen, ohne dabei die Lebensqualität<br />

der Betroffenen aus dem Auge zu verlieren,<br />

stehen heute verschiedene technische<br />

Hilfsmittel zur Verfügung. Dabei muss<br />

man sich bewusst sein: Es sind Hilfsmittel,<br />

keines davon vermag den Diabetes «wegzuzaubern».<br />

Sensorunterstütze<br />

Insulinpumpe<br />

Die Insulinpumpentherapie zur Behandlung<br />

des T1D wird bereits seit mehr als 40<br />

Jahren verwendet, in der Pädiatrie seit ca.<br />

15 bis 20 Jahren (3). Die stündlich programmierbare<br />

kontinuierliche Basalrate<br />

und die zusätzliche Gabe von Insulinboli<br />

BZ-­‐Kontrolle Gesund Gut Mässig Schlecht <br />

Nüchtern BZ (mmol/l) 3.6-­‐5.6 5-­‐8 >8 >9 <br />

Postprandiale BZ (mmol/l) 4.5-­‐7 5-­‐10 10-­‐14 >14 <br />

Nächtliche BZ (mmol/l) 3.6-­‐5.6 4.5-­‐9 9 11 <br />

Tabelle 1: Orientierungswerte der Blutglukose bei Diabetes mellitus (nach 14)<br />

zu den Mahlzeiten ist zum aktuellen Zeitpunkt<br />

sicher die «physiologischste» Therapieform<br />

für Patienten mit T1D aller<br />

Altersgruppen. Auch aus diesem Grund<br />

zeigt sich in den letzten Jahren in vielen<br />

Ländern eine deutliche Zunahme der Verwendung<br />

von Insulinpumpen (4–6). Ob<br />

dies mit einer signifikanten Verbesserung<br />

der Langzeiteinstellung und langfristig<br />

mit einer Minimierung von Spätkomplikationen<br />

auch bei pädiatrischen Patienten<br />

einhergeht, ist noch Gegenstand von<br />

laufenden Studien. Insgesamt zeigt sich<br />

aber doch, gemessen am HbA1c-Wert, eine<br />

verbesserte BZ-Einstellung bei Patienten<br />

unter Insulinpumpentherapie im Vergleich<br />

zu Patienten mit einer funktionellen<br />

Insulintherapie mittels mehrfacher<br />

Insulininjektionen (7).<br />

Eine zusätzliche Verbesserung der BZ-<br />

Einstellung kann durch die Kombination<br />

einer Insulinpumpe mit einer kontinuierlichen<br />

Glukosemessung (CGM) erreicht<br />

werden, die sogenannte sensorunterstützte<br />

Insulinpumpe (SAP, sensor-augmented<br />

insulin pump) (Abb. 1). Dabei wird über<br />

einen separaten Sensor der Glukosegehalt<br />

der interstitiellen Flüssigkeit alle fünf Minuten<br />

gemessen (cave: nicht 1:1 auf den<br />

aktuellen BZ übertragbar, da eine zeitliche<br />

Lücke von mehreren Minuten besteht!)<br />

und auf die Insulinpumpe übertragen.<br />

Damit werden Verläufe der letzten Stunden<br />

dargestellt, es können zudem bei zu<br />

hohen oder niedrigen BZ-Werten akustische<br />

Alarme programmiert und auch<br />

Trends der nächsten Minuten angezeigt<br />

werden.<br />

Neuere Systeme weisen zudem eine individuell<br />

einstellbare Hypoglykämie-Abschaltung<br />

auf (semi closed loop system),<br />

was das Risiko unerkannter (und auch<br />

nächtlicher) Hypoglykämien senkt (8)<br />

(Abb. 2). Es konnte gezeigt werden, dass<br />

36 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

CGM-Sensoren können hingegen nur fünf<br />

bis sieben Tage genutzt werden und benötigen<br />

zusätzlich täglich mindestens zwei<br />

Kalibrierungen mittels eines BZ.<br />

Abbildung 1: Beispiel für Insulinpumpe mit Sensor (SAP), © Medtronic<br />

dadurch nicht nur die Ängste vieler Eltern der nun neu ab dem 1.7. in die MiGelvor<br />

unerkannten nächtlichen Hypoglykämien<br />

ihrer Kinder reduziert, sondern bei leichter erstattungsfähig wird. Hierbei<br />

Liste aufgenommen und damit auch<br />

regelmässigem Gebrauch auch der HbA1c- handelt es sich um einen CGM-Sensor, der<br />

Wert weiter gesenkt werden kann (9). seine Daten nicht kontinuierlich und «ungefragt»<br />

an einen Empfänger sendet,<br />

Der nächste Schritt wird ein vollständiges<br />

closed loop system sein, das bereits bei sondern der aktiv mittels eines «Scanners»<br />

abgefragt wird (11,12); dies zwar mit<br />

Kindern und Jugendlichen in Studien untersucht<br />

wurde (10).<br />

dem Nachteil, das keine Hypoglykämie-<br />

Warnung erfolgt, für viele Jugendliche<br />

aber mit dem Vorteil, dass ihr Leben nicht<br />

Flash-Glukose-Monitoring<br />

durch akustische Töne/Warnungen gestört<br />

wird, wenn sie es nicht wollen. Vor-<br />

Seit Mai 2016 ist nun auch in der Schweiz<br />

ein Flash-Glukose-Monitoring (FGM)- teilhaft ist auch, dass der FGM-Sensor 14<br />

System verfügbar, der Free Style Libre ® , Tage genutzt werden kann. Die meisten<br />

Bild 2: Ausdruck in der Sprechstunde nach Auslesen der Insulinpumpe<br />

Neue Insuline<br />

Wie fast immer in der Pädiatrie findet die<br />

Einführung neuer Medikamente, in diesem<br />

Fall Insuline, bei Kindern und Jugendlichen<br />

deutlich zeitverzögert im Vergleich<br />

zur Erwachsenenmedizin statt.<br />

Neben den schon seit längerem gebräuchlichen<br />

NPH- und Normalinsulinen werden<br />

heute auch in der Pädiatrie zunehmend<br />

lang- und schnellwirkende Analoginsuline<br />

eingesetzt, die durch den Ersatz<br />

einzelner Aminosäuren im Vergleich zum<br />

humanen Insulin gekennzeichnet sind.<br />

a) Langwirkende Analoginsuline<br />

Lantus ® , Levemir ® , Tresiba ®<br />

Insulin detemir (Levemir ® ), Insulin<br />

glargine (Lantus ® ) und seit kurzem<br />

auch Insulin degludec (Tresiba ® ) sind<br />

die aktuell verfügbaren und für Kinder<br />

und Jugendliche am häufigsten verwendeten<br />

langwirkende Analoginsuline.<br />

Diese bilden die Basis («Basalinsulin»)<br />

und zeigen im Vergleich zu den<br />

früher eingesetzten NPH-Insulinen<br />

eine geringere Tag-zu-Tag-Variabilität<br />

(13). Zudem ist je nach Dosis auch die<br />

einmalige Gabe am Tag/Abend von<br />

Lantus (oft) und Tresiba (immer)<br />

möglich, was gerade für Jugendliche<br />

Verläufe <br />

Gewebezucker<br />

Pumpenabschaltung bei drohender Hypoglykämie<br />

Insulinboli zu den Mahlzeiten oder zur <br />

Korrektur erhöhter BZ-­‐Werte<br />

Abbildung 2: Ausdruck in der Sprechstunde nach Auslesen der Insulinpumpe<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

37


PERSPEKTIVEN<br />

mit einem wechselnden Rhythmus<br />

während der Woche und am Wochenende<br />

sehr vorteilhaft sein kann.<br />

b) Schnellwirkende<br />

Analoginsuline<br />

NovoRapid ® , Apidra ® , Humalog ®<br />

Der Vorteil von Insulin aspart (Novo-<br />

Rapid ® ), Insulin lispro (Humalog ® )<br />

oder Insulin glulisin (Apidra ® ) ist der<br />

sehr schnelle Wirkungseintritt, so dass<br />

diese Insuline bei gutem Ausgangs-BZ<br />

meist ohne relevanten Spritz-Ess-Abstand<br />

verabreicht werden können. In<br />

Ausnahmefällen können diese Insuline<br />

auch erst während/nach der Mahlzeit<br />

gegeben werden, dies bietet gerade<br />

für Kleinkinder mit noch oft unvorhersehbarem<br />

Essverhalten einen entscheidenden<br />

Vorteil. Die Wirkdauer liegt bei<br />

ca. zwei bis drei Stunden, so dass die<br />

Insulinverabreichung besser auf die<br />

individuellen und spontanen Bedürfnisse<br />

angepasst werden kann. Diese<br />

Flexibilität, die gerade im Kindes- und<br />

Jugendalter sehr oft notwendig ist,<br />

bringt vor allem für die Lebensqualität<br />

der betroffenen Familien einen grossen<br />

Vorteil.<br />

Résumé<br />

Neue Therapieformen und -technologien<br />

bedeuten heute mehr Aufwand und Schulungen<br />

für die betroffenen Kinder und<br />

Jugendlichen, aber auch für ihre Familien<br />

und ihre Umgebung mithilfe eines<br />

interdisziplinär zusammengesetzten<br />

Teams. Der grosse Erfolg dabei ist, dass<br />

die modernen Insuline und die Einführung<br />

der intensivierten Insulintherapie<br />

mittels Mehrfachinjektionen oder Insulinpumpensystem<br />

nun eine weitgehend<br />

norm nahe BZ-Einstellung ermöglichen,<br />

ohne gleichzeitig mehr Hypoglykämien<br />

hervorzurufen. Das Ganze geht mit einer<br />

Reduktion des Risikos für Spätkomplikationen<br />

und einer für den Patienten deutlichen<br />

Steigerung der Lebensqualität<br />

einher.<br />

■<br />

Literatur<br />

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unawareness by asymptomatic nocturnal<br />

hypoglycemia. Diabetes 1993; 42: 1233–<br />

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3. Garvey et Wolfsdorf: the Impact of Technology<br />

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and its impact on metabolic control: comparison<br />

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Endocrine Society, and the International Society<br />

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7. Blackman SM et al; Insulin pump use in<br />

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registry is associated with lower hemoglobin<br />

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824-33. doi: 10.1056/NEJMoa1206881.<br />

11. Gehr B. MMW – Fortschritte der Medizin<br />

(<strong>2017</strong>) 159: 58. doi:10.1007/s15006-017-9161-0.<br />

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method for glucose monitoring in children<br />

and young people with diabetes Arch Dis<br />

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13. Lepore M et al; Pharmacokinetics and Pharmacodynamics<br />

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Long-Acting Human Insulin Analog Glargine,<br />

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8(6): 408–418.<br />

38 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

AUS DER «THERAPEUTISCHEN UMSCHAU»: ÜBERSICHTSARBEIT<br />

Ernährungsdogmen durch<br />

den Fleischwolf: Wie viel bleibt<br />

am Knochen?<br />

David Fäh, Berner Fachhochschule, Fachbereich Gesundheit / Ernährung und Diätetik, Bern<br />

Universität Zürich, Institut für Epidemiologie, Biostatistik und Prävention, Zürich<br />

Quiz<br />

<strong>Nr</strong>. Behauptung Ihre Antwort Punkt<br />

1 Nüsse halten schlank Richtig Falsch<br />

2 Wiederholte Diäten verringern<br />

Richtig Falsch<br />

den Grundumsatz<br />

3 Fruchtsäfte sind gesund Richtig Falsch<br />

4 Milch und Kalziumsupplemente<br />

Richtig Falsch<br />

helfen gegen Osteo-<br />

porose<br />

5 Vitamintabletten halten uns Richtig Falsch<br />

Erkältungsviren vom Leib<br />

und verlängern das Leben<br />

6 Moderater Alkoholkonsum<br />

fördert die Gesundheit<br />

Richtig Falsch<br />

<strong>Nr</strong>. Behauptung Ihre Antwort Punkt<br />

7 Fetter Fisch ist gesünder als Richtig Falsch<br />

Fleisch<br />

8 Eine Salzreduktion hilft in Richtig Falsch<br />

jedem Fall<br />

9 An apple a day keeps the Richtig Falsch<br />

doctor away<br />

10 Die «mediterrane Ernährungsweise»<br />

hilft beim Abnehmen<br />

Richtig Falsch<br />

Total Punktzahl<br />

Erklärung<br />

1. Nüsse halten schlank<br />

Früchte und Gemüse helfen das Gewicht<br />

im Lot zu halten. Aber Nüsse? Diese enthalten<br />

viel Fett und damit deutlich mehr<br />

Kalorien als Grünzeug. Walnüsse enthalten<br />

sogar mehr Kalorien als Pommes<br />

Chips, die weiss Gott nicht als Diätmittel<br />

gelten (siehe Tabelle 1).<br />

Obwohl manche ihrer Vertreter zu Früchten<br />

oder Hülsenfrüchten gehören, stehen<br />

Nüsse in der Schweizerischen Lebensmittelpyramide<br />

gleich mehrere Stufen höher<br />

als ihre botanischen engen Verwandten.<br />

Dementsprechend sollten sie zurückhaltender<br />

konsumiert werden als Früchte und<br />

* Der Artikel erschien ursprünglich in der «Therapeutischen<br />

Umschau» (2016; 73 (11): S. 679-686). MEDISER-<br />

VICE <strong>VSAO</strong>-Mitglieder können die «Therapeutische<br />

Umschau» zu äusserst günstigen Konditionen abonnieren.<br />

Details s. unter www.hogrefe.ch/downloads/vsao.<br />

Gemüse, so die Empfehlung. Das haben<br />

Nüsse ihrem hohen Gehalt an Fett und<br />

Eiweiss zu verdanken. Müssen wir deshalb<br />

darauf verzichten täglich eine oder zwei<br />

Hand voll davon zu essen, so wie das bei<br />

Früchten und Gemüse im Rahmen von «5<br />

am Tag» empfohlen wird? Nein, denn<br />

Nüsse sind mindestens ebenso gesund [7].<br />

Studien zeigen auch, dass rohe Nüsse keine<br />

Gefahr für die Figur darstellen [8 – 10].<br />

Im Gegenteil: Vor allem Mandeln können<br />

sogar beim Abnehmen helfen [11] . Wie<br />

geht das bei dieser hohen Kaloriendichte?<br />

Der scheinbare Widerspruch liegt darin<br />

begründet, dass Nüsse zwar viel Energie<br />

enthalten, unser Körper aber nur einen<br />

Teil davon nutzt. Den Rest scheidet er mit<br />

dem Stuhl wieder aus, weil viele Zellen der<br />

Nuss das darin enthaltene Fett nicht hergeben.<br />

Nüsse sättigen auch besser als<br />

Chips & Co., wodurch wir weniger Kalorien<br />

aus anderen Speisen oder Getränken<br />

zu uns nehmen. Auch der relativ hohe<br />

Eiweissanteil der Schalenfrüchte kommt<br />

Figurbewussten entgegen. Eiweisse können<br />

vom Körper schlecht als Energieträger<br />

genutzt werden.<br />

Ein Teil der darin enthaltenen Kalorien<br />

verpufft in Form von Körperwärme, der<br />

sogenannten postprandialen Thermogenese.<br />

Ein anderer Teil der Energie geht mit<br />

dem Urin verloren, da Harnstoff – das<br />

Abbauprodukt von Eiweissen – immer<br />

noch Energie enthält. Auch das Fett leistet<br />

einen Beitrag: Im Gegensatz zu jenem,<br />

das in Frittiertem und Paniertem vorkommt,<br />

verbrennt unser Körper Nussfett<br />

bevorzugt [12]. Werden Nüsse verarbeitet<br />

– also geröstet, gemahlen oder gesalzen<br />

– verlieren sie diese wertvollen Eigenschaften<br />

teilweise. Salz fördert Appetit und<br />

Durst. Mahlen und vor allem Rösten zerstören<br />

die Wände der Nusszellen [13]. Das<br />

darin enthaltene Fett wird verfügbarer:<br />

wir nehmen mehr davon in unseren Körper<br />

auf und scheiden weniger unverdaut<br />

aus. Erdnussbutter enthält also deutlich<br />

mehr nutzbare Kalorien als die gleiche<br />

Menge an rohen Erdnüssen. Wer nicht auf<br />

die figurfreundlichen Eigenschaften von<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

39


PERSPEKTIVEN<br />

Tabelle 1. Energie- und Makronährstoffgehalt pro<br />

100 Gramm von Walnüssen und Pommes Chips<br />

Nährstoffe<br />

Walnuss Pommes Chips<br />

Wasser (Gramm) 4.1 1.9<br />

Energie (kcal) 654 532<br />

Eiweiss (Gramm) 15.2 6.4<br />

Fett (Gramm) 65.2 34.0<br />

Kohlenhydrate (Gramm) 13.7 53.8<br />

Nahrungsfasern (Gramm) 6.7 3.1<br />

Quelle: USDA<br />

Nüssen verzichten will, isst sie also am<br />

besten direkt von der Pflanze. Nüsse schälen<br />

zu müssen bremst unser Esstempo.<br />

Dies unterstützt die sättigenden Eigenschaften<br />

der Nüsse zusätzlich.<br />

2. Wiederholte Diäten verringern<br />

den Grundumsatz<br />

Eine starke Kalorienrestriktion führt zu<br />

einem raschen Gewichtsverlust. Weil der<br />

Körper nicht nur Fett, sondern auch Zucker<br />

benötigt, baut er Muskelmasse ab, um<br />

daraus Glukose herzustellen. Bei der erneuten<br />

Gewichtszunahme – die fast immer<br />

folgt – legt der Körper vor allem an<br />

Fettmasse zu. In dieser gängigen und<br />

immer wieder zitierten Vorstellung führt<br />

dieser Jojo-Effekt dazu, dass Diätgeplagte<br />

mit jeder Radikalkur «fetter» werden indem<br />

sie den Fettanteil ihres Körpers erhöhen.<br />

Entsprechend sänke der Grundumsatz<br />

des Organismus, da dieser in erster<br />

Linie von der verschwenderischen Muskulatur<br />

bestimmt wird. Stimmt das wirklich?<br />

Wer in der wissenschaftlichen Literatur<br />

sucht, sieht sich in dieser Annahme nicht<br />

bestätigt. Tatsächlich scheint «Weight Cycling»<br />

bei Übergewichtigen keinen Einfluss<br />

auf die Körperzusammensetzung<br />

und damit auf den Grundumsatz zu haben<br />

[14,15]. Selbst bei Normalgewichtigen,<br />

die (relativ) viel Gewicht verloren haben,<br />

erholt sich die Muskelmasse weitgehend<br />

[16,17]. Bei Übergewichtigen scheint das<br />

Problem einer Gewichtsreduktion darin<br />

zu liegen, dass viele von ihnen einen besonders<br />

effektiven Stoffwechsel haben.<br />

Nach Erreichen des Zielgewichts passt sich<br />

dieser an die verringerte Energiezufuhr<br />

an und wird sparsamer. Dies erklärt, warum<br />

stark Übergewichtige, 6 Jahre nach<br />

dem Gewichtsverlust bei durchschnittlich<br />

unverändertem Gewicht einen um rund<br />

250 kcal niedrigeren Grundumsatz hatten<br />

verglichen mit dem Zustand unmittelbar<br />

nach der Gewichtsreduktion [18].<br />

Unter dem Strich verursachen restriktive<br />

Diäten die stärksten Veränderungen aber<br />

im Kopf, also in den Gehirnregionen, die<br />

unser Essverhalten steuern. Wer sich selber<br />

kalorisch einschränkt, riskiert, dass sein<br />

Gehirn nachhaltig umprogrammiert wird.<br />

Dadurch reagieren Personen, die wiederholt<br />

Diäten durchgeführt haben, auf Stress<br />

und andere Emotionen vermehrt mit –<br />

meist unkontrollierter – Nahrungseinnahme.<br />

Diese geschieht jedoch nicht etwa<br />

mit einer Mahlzeit sondern mit Snacking<br />

oder Heisshungerattacken (Binge Eating),<br />

was die erneute Gewichtszunahme nach<br />

einer Diät erklärt [19]. Diese Umprogrammierung<br />

des Gehirns erklärt aber auch,<br />

warum Menschen, die wiederholt eine Diät<br />

durchgeführt haben, ein erhöhtes Risiko<br />

haben eine Essstörung zu entwickeln<br />

[20,21]. Restritkive Diäten verursachen<br />

also den grössten Schaden im Kopf und<br />

nicht im restlichen Körper.<br />

3. Fruchtsäfte sind gesund<br />

Für viele klebt an Fruchtsäften immer<br />

noch ein gesundes Image. Schliesslich<br />

gelten Früchte zurecht als gesund und ihr<br />

Konsum senkt nachweislich das Risiko an<br />

unterschiedlichen chronischen Krankheiten<br />

zu erkranken [22]. Wer regelmässig<br />

Früchte isst, hat auch seltener Gewichtsprobleme<br />

als Personen, die darauf verzichten<br />

[23]. Und der Saft daraus? Dieser<br />

hat gegenüber der Frucht einen erheblichen<br />

Nachteil: Die Verarbeitung. Früchte<br />

trinken anstatt sie zu essen sättigt schlechter,<br />

weil die Kauarbeit entfällt und die<br />

sättigenden Nahrungsfasern fehlen.<br />

Durch Fruchtsaft können wir uns in kurzer<br />

Zeit viel mehr Kalorien zuführen, als<br />

dies mit Früchten möglich ist. Dadurch<br />

unterscheiden sich Fruchtsäfte nur geringfügig<br />

von Süssgetränken. Entsprechend<br />

ist der Konsum von beiden mit einem<br />

erhöhten Risiko für Gewichtszunahme<br />

assoziiert [9,24] . Der Zucker aus dem<br />

Fruchtsaft ist gesünder als jener aus<br />

Süssgetränken? Wieso denn auch,<br />

schliesslich stammt auch letzterer aus<br />

«natürlichem» Ursprung, nämlich der<br />

Zuckerrübe. Und gerade Fruktose, die beispielsweise<br />

in Apfelsaft in grösseren Mengen<br />

vorkommt, birgt Gesundheitsrisiken.<br />

Der übermässige Verzehr erhöht die Triglyzeridwerte<br />

im Blut und verschlechtert<br />

die Wirkung von Insulin [25].<br />

4. Milch und Kalziumsupplemente<br />

helfen<br />

gegen Osteoporose<br />

Milch für starke Knochen. Das leuchtet<br />

ein, schliesslich enthält sie viel Kalzium,<br />

woraus unser Skelett aufgebaut ist. Viele<br />

Schweizer verzichten aber lieber auf Milch<br />

und nehmen Kalzium stattdessen konzentriert<br />

in Tablettenform zu sich. Und<br />

zwar täglich [26]. Tun sie sich damit etwas<br />

Gutes? Wahrscheinlich nicht: Weder Milch<br />

noch Kalziumsupplemente beeinflussen<br />

das, woran wir letztlich interessiert sind:<br />

das Risiko einer Knochenfraktur [27 – 29].<br />

In einer Studie hatten Milchkonsumenten<br />

sogar ein höheres Frakturrisiko als Milchabstinente.<br />

Dies könnte darauf zurückzuführen<br />

sein, dass Patienten mit erhöhtem<br />

Frakturrisiko von ihren Ärzten eher die<br />

Empfehlung bekommen haben,<br />

Milch(produkte) zu konsumieren [28].<br />

Letztere und Kalzium-Supplemente gerieten<br />

jüngst in Verruf gesundheitsschädigend<br />

zu sein. Bezüglich Herz-Kreislaufkrankheiten<br />

bergen Kalziumsupplemente<br />

wahrscheinlich höhere Risiken als ein<br />

hoher Konsum an kalziumreichen Lebensmitteln.<br />

Menschen, die über Jahre<br />

täglich Kalziumtabletten schlucken, haben<br />

eine höhere Wahrscheinlichkeit einen<br />

Herzinfarkt zu erleiden als Personen, die<br />

das nicht tun [30]. Da Supplemente keinen<br />

klinisch bedeutsamen Vorteil bringen,<br />

sollten diese nicht leichtfertig verordnet<br />

werden [29,31,32]. Sinnvoller als die<br />

Empfehlung Tabletten zu schlucken oder<br />

täglich Parmesan zu essen, ist der Hinweis,<br />

sich zu bewegen. Egal wie und wann:<br />

Hauptsache so viel wie möglich [33,34].<br />

Auch andere Massnahmen zur Sturzprophylaxe,<br />

sowie ein vorsichtiger Umgang<br />

mit Medikamenten und Alkohol im Alter<br />

ist eine einfache, kostengünstige und effektive<br />

Massnahmen um Frakturen vorzubeugen.<br />

Denn wenn der Knochen nicht<br />

brechen kann, verliert auch die Osteoporose<br />

ihren Schrecken [35].<br />

5. Vitamintabletten halten<br />

uns Erkältungsviren<br />

vom Leib und verlängern<br />

das Leben<br />

Jedes Jahr dasselbe Spiel: Die Tage werden<br />

kürzer und die Werbung für Vitaminsup<br />

40 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

Faeh_Abb1_Neu.pdf 1 20.09.17 17:30<br />

Abbildung 1. Alkoholkonsum und HDL-Cholesterin, systolischer Blutdruck und ermitteltes<br />

Gesamt-KHK-Risiko. Quelle: [58]<br />

Erkältung um 1 – 3 Tage verkürzen. Offen<br />

bleibt aber auch hier, ob die Chance,<br />

sich zu erkälten, durch vorbeugende Einnahme<br />

von hohen Zinkdosen verringert<br />

werden kann [38]. Eine Cochrane-Metaanalyse<br />

zum Thema musste wegen zu<br />

vieler Fehler und Plagiaten zurückgezogen<br />

werden [39]. Langandauernde Einnahme<br />

von Vitaminen und Mineralstoffen<br />

in Dosen, die den täglichen Bedarf um<br />

das mehrfache übersteigen, werfen eine<br />

andere Frage auf: wie harmlos ist das,<br />

also nach dem Motto: «nützt es nicht,<br />

schadet es nicht»? Schon länger bekannt<br />

ist, dass Raucher mit einem erhöhten<br />

Lungenkrebsrisiko rechnen müssen,<br />

wenn sie Betakarotin / Vitamin A in Tablettenform<br />

einnehmen [40,41]. Jüngere<br />

Studien legen nahe, dass auch für Nichtraucher<br />

und Menschen ohne anderweitig<br />

erhöhtes Krankheitsrisiko die Einnahme<br />

von Vitaminen risikobehaftet ist. Betakarotin,<br />

Vitamin E, Vitamin A und möglicherweise<br />

auch Folsäure und Vitamin B12<br />

nützen in vielen Fällen nicht nur nichts,<br />

sie könnten auch schaden, indem sie das<br />

Krebs- und Herzkreislaufrisiko erhöhen<br />

[42 – 48].<br />

Abbildung 2. Alkoholkonsum und Risiko für ischämischen Hirnschlag.<br />

Quelle: [51]<br />

plemente und Speziallebensmittel für ein<br />

«aktives Immunsystem» länger und<br />

zahlreicher. Deren Hersteller suggerieren,<br />

dass wir erkältungsfrei durch den Winter<br />

navigieren und dabei erst noch fit und<br />

leistungsfähig bleiben. Doch was bringen<br />

Vitamin C, B12, Zink & Co. tatsächlich?<br />

Bisher konnten Studien keinen vorbeugenden<br />

Effekt von Vitaminsupplementen<br />

gegen Erkältung nachweisen [36]. Möglicherweise<br />

verkürzt Vitamin C die Krankheitsdauer<br />

minimal und lindert auch die<br />

Symptome geringfügig, wenn es vor der<br />

Infektion eingenommen wird. Die klinische<br />

Relevanz bleibt aber fragwürdig,<br />

denn auf die Infektionswahrscheinlichkeit<br />

hatte Vitamin C keinen Einfluss [37].<br />

Hochdosiertes Zink konnte die Dauer der<br />

6. Moderater Alkoholkonsum<br />

fördert<br />

die Gesundheit<br />

Ein Gläschen in Ehren kann niemand<br />

verwehren. Dies umso mehr, als moderater<br />

Konsum gut für Herz und Kreislauf<br />

sein soll. Zumindest wurde das uns Medizinern<br />

mit dem «French Paradox» im<br />

Grundstudium eingeimpft. Und tatsächlich<br />

wurde diese Annahme immer wieder<br />

wissenschaftlich scheinbar untermauert<br />

[49 – 51]. Mehr noch: «vernünftiger»<br />

Konsum von Wein, Bier & Co. soll auch<br />

das Risiko, an Typ 2 Diabetes zu erkranken,<br />

senken [51 – 53]. Das Dogma, dass<br />

das tägliche Gläschen Rotwein zum<br />

Abendessen auch gesundheitliche Vorteile<br />

bringt gerät nun buchstäblich ins Wanken.<br />

Untersuchungen lassen vermuten,<br />

dass die typische «U» oder «J»-Form dieses<br />

Zusammenhanges (Abbildung 1 und<br />

2) zwischen Alkoholkonsum und Herz-<br />

Kreislauf- und Diabetesrisiko in Tat und<br />

Wahrheit eine Folge von Fehlern im Studiendesign<br />

ist (siehe Tabelle 2)[54 – 57].<br />

Möglicherweise ergibt sich unter dem<br />

Strich also kein Gesundheitsvorteil für<br />

moderate Alkoholtrinker. Denn Alkoholkonsum<br />

birgt selbst bei moderatem Kon-<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

41


PERSPEKTIVEN<br />

Tabelle 2. Gründe, warum bei moderaten Trinkern fälschlicherweise gegenüber Abstinenten ein niedrigeres Krankheits- /<br />

Sterberisiko gefunden wurde.<br />

Bevölkerungsgruppe<br />

Menschen, die gestorben sind,<br />

bevor sie in die Studie hätten<br />

eingeschlossen werden können<br />

Menschen, die überlebt haben,<br />

aber nicht in die Beobachtungsstudie<br />

eingeschlossen wurden<br />

Moderate Trinker, die ihr Trinkverhalten<br />

zwischen dessen<br />

Erhebung und dem Ereignis<br />

verändert haben<br />

Starke Trinker<br />

Grund für Fehleinschätzung<br />

des Risikos von moderaten<br />

Trinkern<br />

Unerreichbar<br />

Unerreichbar, ungeeignet oder<br />

nicht willens für den Einschluss<br />

Falsche Definition von<br />

«moderaten Trinkern»<br />

Nicht berücksichtigt beim<br />

Vergleich zwischen Abstinenten<br />

und moderaten Trinkern<br />

Ehemalige starke Trinker Nicht als solche ausgewiesen und /<br />

oder nicht berücksichtigt beim<br />

Vergleich zwischen Abstinenten<br />

und moderaten Trinkern<br />

Erklärung<br />

Alkohol kann schon in jungen Jahren zum Tode führen, z. B. durch<br />

Unfälle oder Suizid. Schliesst die Beobachtungsstudie Teilnehmer erst<br />

ab ca. 25 oder Jahre ein, dann fehlen diese Personen auch in der Gruppe<br />

der moderaten Alkoholtrinker. Die in die Studie eingeschlossenen<br />

«gesunden Überlebenden» haben einen «Selektionsprozess» hinter<br />

sich, wodurch die Gesundheitsrisiken von moderatem Alkoholkonsum<br />

unterschätzt und die Vorteile überschätzt werden.<br />

Gründe für die Nicht-Teilnahme an der Studie sind oft mit Alkoholkonsum<br />

verbunden. Untersuchungen zeigen, dass Alkoholkonsumenten<br />

(auch moderate), die nicht in Studien eingeschlossen werden, problematischere<br />

Trinkmuster und schwerwiegendere alkoholbedingte Folgen<br />

haben als Alkoholkonsumenten, die teilnehmen.<br />

Wer moderat trinkt, kann sein Verhalten auch verändern und zu einem<br />

starken Trinker oder einem Abstinenten werden. Beobachtungsstudien<br />

schauen aber vor allem den Gesundheitszustand von Personen an, die<br />

nicht nur moderat trinken, sondern die zusätzlich dieses Verhalten<br />

auch nicht verändern. Dies stellt eine selektive Gruppe von moderaten<br />

Trinkern dar und entsprechende Vergleiche widerspiegeln nicht das<br />

gesamte Risiko, welches von moderatem Trinken ausgeht. Zudem wird<br />

die Vergleichs-Gruppe (also die Abstinenten) verfälscht, in dem dort<br />

eher vulnerable Personen erscheinen können: Gerade im Alter ist eine<br />

Krankheit oft ein Grund, weshalb Menschen aufhören moderat zu trinken.<br />

Diese vulnerable Gruppe ist dann in der Gruppe der Abstinenten.<br />

Die «gesunden» moderaten Trinker bleiben indes in ihrer Gruppe, womit<br />

die relativen «Vorteile» von moderatem Trinken «künstlich aufgeblasen»<br />

werden.<br />

Starkes Trinken ist nicht nur eine Exposition, sondern kann auch eine<br />

Folge von moderatem Alkoholkonsum sein und muss deshalb beim<br />

Vergleich zwischen moderatem Konsum und Abstinenz mitberücksichtigt<br />

werden. Zudem gibt es sehr viele «Confounder», die in Studien<br />

nicht berücksichtigt werden (können) und die moderate Trinker<br />

gegenüber starken Trinkern fälschlicherweise einen nicht-konsumbedingten<br />

Gesundheitsvorteil attestieren.<br />

Unter den Abstinenten gibt es auch einige ehemalige starke Trinker. Da<br />

diese ein erhöhtes Sterberisiko haben, wird der Gesundheitsvorteil von<br />

moderaten Trinkern beim Vergleich mit dem von Abstinenten überschätzt.<br />

Die Gruppe der Nicht-Trinker schliesst nicht nur Menschen ein,<br />

die nie Alkohol konsumiert haben und damit ein tiefes Krankheitsrisiko<br />

haben, sondern auch Ex-Trinker mit hohem Gesundheits- und<br />

Rückfallrisiko. Durch den Verglich mit einer Referenzgruppe, die mit<br />

Personen mit erhöhtem Gesundheitsrisiko «kontaminiert» ist, entstehen<br />

«künstlich» niedrige relative Krankheitsrisiken sowie künstlich<br />

hohe relative Gesundheitsvorteile von moderaten Trinkern. Aus dem<br />

gleichen Grund, wie oben für die starken Trinker beschrieben, dürfen<br />

ehemalige Trinker nicht aus der Analyse ausgeschlossen werden, sondern<br />

müssen als separate Gruppe gemeinsam mit moderaten, starken<br />

und Nie-Trinkern untersucht werden, was in den allermeisten Studien<br />

nicht gemacht wurde.<br />

Erstellt basierend auf [54]<br />

42 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

Tabelle 3. Vorteile der «mediterranen Ernährungsweise»<br />

für die Gesundheit.<br />

Gesundheitseffekte der<br />

Medi terranen Ernährung<br />

Risiko-Reduktion für Mortalität durch<br />

koronare Herzkrankheit<br />

Ausmass<br />

20 – 40 %<br />

Risiko-Reduktion für Krebs- Mortalität 20 – 30 %<br />

Risiko-Reduktion für Gesamt-Mortalität 17 – 25 %<br />

Risiko-Reduktion für kardio vaskulären<br />

Erkrankungen<br />

Risiko-Reduktion für Diabetes Typ 2<br />

(Inzidenz)<br />

Abnahme von Körpergewicht, BMI,<br />

Bauchumfang<br />

Verbesserung bei Komponenten des<br />

metabolischen Syndroms<br />

Angepasst nach [76]<br />

25 – 45 %<br />

25 – 30 %<br />

Im Schnitt<br />

5 Kilo nachhaltiger<br />

Gewichtsverlust<br />

variabel, um<br />

30 – 40 %<br />

Box 1. Eigenschaften der «mediterrane Ernährungsweise»<br />

Lebensmittel:<br />

• Täglich Gemüse, Früchte sowie Nüsse, Samen oder<br />

Kerne<br />

• Nahrungsfaserreiche Kohlenhydratquellen<br />

(z. B. Vollkornprodukte)<br />

• Öle, die hauptsächlich aus einfach ungesättigten<br />

Fettsäuren bestehen, für die Zubereitung (Olivenöl,<br />

Rapsöl)<br />

• Milchprodukte (ungesüsst), Eier, Fisch, Meeresfrüchten<br />

und Geflügel als tierische Eiweissquelle<br />

• Rotes Fleisch und Fleischprodukte auf ca. zwei Mal pro<br />

Woche beschränken<br />

• Zurückhaltung bei Süssem, Durst kalorienfrei löschen<br />

• Moderaten Alkoholkonsum zum Essen tolerieren<br />

(vorzugsweise Rotwein)<br />

Einkauf, Zubereitung, Esskultur:<br />

• Zu saisonalen, regionalen und frischen Lebensmitteln<br />

greifen<br />

• Nur ausnahmsweise stark verarbeitete Produkte<br />

• Abwechslungsreich einkaufen, zubereiten und essen<br />

• Dämpfen und Garen statt Frittieren und Panieren<br />

• Mit frischen Kräutern und Gewürzen zubereiten<br />

• Gemeinsam eine Mahlzeit zelebrieren<br />

• Die mediterrane Ernährung erlaubt alles – mit Mass.<br />

Es gibt keine Verbote<br />

Angepasst nach «aTavola – Die hausärztliche Kurzintervention<br />

zur gesunden Ernährung, Ärztemanual».<br />

sum Gesundheitsrisiken, wie ein erhöhtes<br />

Sucht- und Unfallrisiko, sowie ein erhöhtes<br />

Risiko für manche Krebsarten [51, 55,<br />

59].<br />

Für Viele ist das abendliche Glas Wein aber<br />

auch einfach ein Genussmittel und ein<br />

Stück Lebensqualität, was dafür spricht<br />

ein solches Konsummuster weiterhin zu<br />

tolerieren. Die neuen Zweifel an den Gesundheitsvorteilen<br />

von Alkohol sollten<br />

Ärzte nun aber erst recht davon abhalten,<br />

Abstinenten den Konsum von Alkohol<br />

nahe zu legen, nur um die HDL-Werte<br />

etwas schöner aussehen zu lassen (siehe<br />

Abbildung 1).<br />

7. Fetter Fisch ist gesünder<br />

als Fleisch<br />

Zwei Mal pro Woche Fisch, dafür weniger<br />

rotes Fleisch: So lauten die gängigen<br />

Empfehlungen nationaler Ernährungsgesellschaften.<br />

Tatsächlich können wir<br />

unser Sterberisiko möglicherweise senken,<br />

wenn wir von Schnitzel und Cervelat<br />

auf Lachs und Thunfisch umsteigen<br />

[60]. Wahrscheinlich sind aber nicht die<br />

viel gelobten Omega-3-Fettsäuren der<br />

Grund dafür, sondern ganze einfach die<br />

Tatsache, dass wir weniger rotes und verarbeitetes<br />

rotes Fleisch essen [61]. Studien<br />

zeigen, dass Omega-3-Fettsäuren<br />

praktisch keine positive Wirkung auf die<br />

Gesundheit, beispielsweise auf Herz-<br />

Kreislaufkrankheiten, haben [62,63].<br />

Frühere positive Ergebnisse sind teilweise<br />

auf Schwächen der Studien zurückzuführen.<br />

So zeigten praktisch nur Beobachtungsstudien<br />

nicht aber aussagekräftigere<br />

Interventionsstudien einen positiven<br />

Effekt [62,63]. Für Menschen, die<br />

kein rotes Fleisch und Wurstwaren konsumieren,<br />

bringt Fischkonsum also<br />

wahrscheinlich keine gesundheitlichen<br />

Vorteile. Dies umso mehr, als wir nicht<br />

wissen, mit welchen Schadstoffen wilder<br />

und Zuchtfisch belastet ist und inwiefern<br />

das Fischkonsumenten schaden könnte<br />

[64]. Schliesslich würde das ohnehin<br />

schon beschädigt Ökosystem der Weltmeere<br />

zusätzlich belastet, würden Bewohner<br />

der Schweiz und anderer Binnenländern<br />

ihren Fischkonsum durchschnittlich<br />

auf die empfohlene Menge<br />

steigern.<br />

8. Eine Salzreduktion hilft<br />

in jedem Fall<br />

Dass eine Reduktion der Einnahme an<br />

Kochsalz den Blutdruck bei manchen<br />

Menschen senken kann, ist wenig umstritten<br />

[65]. Die zentrale Frage ist vielmehr,<br />

ob diese Reduktion auch mit einem niedrigeren<br />

Risiko für Herzinfarkt und Hirnschlag<br />

einhergeht, hier herrscht Unklarheit,<br />

denn manche Untersuchungen legen<br />

nahe, dass das Herz-Kreislauf-Risiko zunimmt<br />

wenn die Salzzufuhr zu stark gedrosselt<br />

wird, womit wir wieder bei der J-<br />

oder U-Kurve angelangt wären [66,67].<br />

Unter den Personen, die viel Salz konsumieren,<br />

scheinen zudem nur Bluthochdruckpatienten<br />

von einer Salzreduktion<br />

zu profitieren, nicht jedoch Menschen mit<br />

normalem Blutdruck [67].<br />

Möglicherweise kompensiert der Körper<br />

eine Reduktion der Kochsalzzufuhr indem<br />

er das Renin-Angiotensin-Aldoseteron-System<br />

und den Sympathikus aktiviert.<br />

Dies wiederum könnte Stresshormone<br />

auf den Plan rufen und die Blutfettwerte<br />

verschlechtern [68]. Allerdings stellt<br />

sich auch hier die Frage inwieweit die ermittelte<br />

J- respektive U-Form der Kurve<br />

nicht eine Folge ist von Schwächen im<br />

Studiendesign [56]. Fraglich ist auch, wie<br />

gut eine 24-Stunden-Urin-Messung, die in<br />

Salzstudien angewandt wird, den alltäglichen<br />

Salzkonsum abbilden kann [69].<br />

Eine Salzreduktion kann auch unabhängig<br />

von dessen Einfluss auf den Blutdruck<br />

und Herz-Kreislauf-Sterberisiko Sinn machen.<br />

Salziges Essen ist mit Adipositas<br />

assoziiert, was definitiv ein Gesundheitsrisiko<br />

darstellt [70].<br />

9. An apple a day keeps<br />

the doctor away<br />

Fleissige Apfelesser gehen nicht seltener<br />

zum Arzt als Personen die diese Frucht<br />

meiden. Trotzdem scheinen Apfelliebhaber<br />

gesünder zu sein, denn sie nehmen<br />

weniger Medikamente ein [71]. Dies wird<br />

durch eine Studie bestätigt, die gezeigt<br />

hat, dass der tägliche Apfel einen ähnlichen<br />

Gesundheitseffekt haben könnte wie<br />

Statine. Was klar für den Apfel spricht:<br />

verglichen mit den Statinen schmeckt er<br />

und hat erst noch deutlich weniger Nebenwirkungen<br />

[72]. Wer den Spruch also<br />

wortwörtlich versteht, kommt zum<br />

Schluss, dass er wahrscheinlich falsch<br />

liegt, da täglicher Apfelkonsum nicht zu<br />

weniger Arztbesuchen führt. Wer aber da-<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

43


PERSPEKTIVEN<br />

von ausgeht, dass der tägliche Apfel der<br />

Gesundheit hilft indem er Medikamenteneinnahme<br />

obsolet mach, liegt genau<br />

richtig. Warum auch immer: täglich einen<br />

Apfel essen macht Sinn und schliesslich<br />

klingt «An apple a day keeps the<br />

pharmacist away» weniger eingänglich.<br />

10. Die «mediterrane<br />

Ernährungsweise» hilft<br />

beim Abnehmen<br />

Bereits in den 1950er Jahren entdeckten<br />

Forscher im Rahmen der Sieben-Länder-<br />

Studie, dass die traditionelle Art und Weise,<br />

wie die Menschen in Griechenland und<br />

anderen Ländern am Mittelmeer assen,<br />

gesundheitliche Vorteile bot [73,74]. Seither<br />

bestätigten Resultaten von zahlreichen<br />

Beobachtungs- und Interventionsstudien<br />

den schützenden Effekt dieser<br />

Ernährungsweise auf die Entstehung von<br />

chronischen Krankheiten (Tabelle 3)<br />

[32,75]. Der Name «mediterran» kann<br />

aber in die Irre führen, weil diese Ernährungsweise<br />

nicht mehr viel gemein hat<br />

mit der Art und Weise wie heute in Mittelmeeranrainerstaaten<br />

gegessen und getrunken<br />

wird. Auch sind gewisse von<br />

dieser Ernährungsweise propagierte Lebensmittel,<br />

wie Vollkornbrot oder -teigwaren,<br />

in mediterranen Ländern traditionell<br />

nicht vertreten.<br />

Jüngere Studien zeigen auch, dass Personen,<br />

die sich «mediterran» ernähren,<br />

abnehmen und – das ist viel wichtiger –<br />

das Gewicht danach auch lange halten<br />

können [77,78]. Im Gegensatz zu Diäten<br />

ist bei der mediterranen Ernährung nichts<br />

verboten. Sie ist auch farbenfroh, vielseitig<br />

und genussfreundlich (sieh Box 1). Dies<br />

erklärt auch, warum die Studienteilnehmer<br />

sich nach sechs Jahren immer noch<br />

an diese Ernährungsform hielten, obwohl<br />

sie niemand daran erinnerte oder sie kontrollierte[78].<br />

Sechs Jahre nach Beginn der Ernährungsumstellung<br />

hatte die mediterrane Gruppe<br />

Zusammenfassung<br />

Ernährungsempfehlungen stehen auf wackligen Füssen [1, 2]. Dies im Widerspruch zur Wahrnehmung<br />

vieler Menschen, dass Gebote und Verbote rund ums Essen und Trinken Dogma-Charakter haben. Da<br />

diese von den Medien gebetsmühlenartig wiederholt werden, ohne dass Wert auf Alter, Zahl, Art, Unabhängigkeit<br />

und Qualität der ursprünglichen Studien gelegt wird, halten sich vermeintliche Ernährungsweisheiten<br />

hartnäckig. Empfehlungen beruhen auf Expertenkonsens, die sich wiederum meistens<br />

auf Beobachtungsstudien stützen. Diese Studien haben zahlreiche Schwächen und lassen damit viel<br />

Raum für fehlerhafte Resultate und Interpretationen [1,2]. Somit können wir mit einer gewissen<br />

Entspanntheit an den Esstisch sitzen und uns auch mal zwischendurch etwas (angeblich) «Ungesundes»<br />

gönnen. Dies umso mehr, als dass es wahrscheinlich auch nicht schadet sich an eine Empfehlung<br />

zu halten, auch wenn sie nicht fundiert ist. Die Empfehlung täglich 1.5 bis zwei Liter Wasser kann<br />

kaum schaden, selbst wenn ihr Nutzen unklar ist [3 – 5]. Wichtig ist aber Augen und Ohren offen<br />

halten und Studienresultate kritisch zu werten und zu hinterfragen. Vom Knochen allein wird schliesslich<br />

niemand satt. Zugegeben: Manchmal fällt es einem schwer sich von fixen Vorstellungen zu lösen<br />

und neue Erkenntnisse anzunehmen: Wer hätte schon vor kurzem noch seinem allergiegefährdeten<br />

Kleinkind Erdnüsse zur Prophylaxe vorgesetzt [6]?.<br />

Putting dietary dogmas through the grinder: how<br />

much remains on the bone?<br />

Abstract: Dietary recommendations are based on shaky ground [1, 2]. This is in contrast to the perception<br />

of many people that imperatives and interdictions related to eating and drinking have dogmatic<br />

character. Half-truths often persist over decades because they are repeated again and again by the<br />

media without sufficiently considering age, number, type, independence and quality of the originating<br />

studies. Recommendations rely on expert consensus which again is mostly based on observational<br />

studies. Such studies have numerous limitations and let room to flawed results and interpretations [1,<br />

2]. Accordingly, we can sit on our dining table in a relaxed manner and allow ourselves to eat or drink<br />

something «presumably unhealthy» from times to times. And this even more so because it is probably<br />

not harmful to follow a recommendation which is not scientifically based: To drink 1.5 to 2 liters of<br />

water per day most likely does no harm even if its advantage is not clear [3 – 5]. Importantly, we should<br />

keep our ears and eyes wide open and critically evaluate and challenge study results. Finally, nobody<br />

gets satisfied from the bones alone.<br />

im Durchschnitt ein niedrigeres Körpergewicht<br />

als zu Studienbeginn, während<br />

die Gruppen mit der fett- resp. kohlenhydratreduzierten<br />

Diät ihr Ausgangsgewicht<br />

ganz oder fast wieder erreicht hatten. ■<br />

PD Dr. med. David Fäh, MPH<br />

Berner Fachhochschule<br />

Fachbereich Gesundheit /<br />

Ernährung und Diätetik<br />

Stadtbachstrasse 64<br />

3008 Bern<br />

david.faeh@bfh.ch<br />

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44 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong>


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<strong>Nr</strong>. Behauptung Ihre Antwort Punkt<br />

1 Nüsse halten schlank Richtig Falsch<br />

2 Wiederholte Diäten verringern den<br />

Grundumsatz<br />

Richtig Falsch<br />

3 Fruchtsäfte sind gesund Richtig Falsch<br />

4 Milch und Kalzium supplemente helfen<br />

gegen Osteoporose<br />

5 Vitamintabletten halten uns Erkältungsviren<br />

vom Leib und verlängern das Leben<br />

6 Moderater Alkoholkonsum fördert die<br />

Gesundheit<br />

Richtig Falsch<br />

Richtig Falsch<br />

Richtig Falsch<br />

7 Fetter Fisch ist gesünder als Fleisch Richtig Falsch<br />

8 Eine Salzreduktion hilft in jedem Fall Richtig Falsch<br />

9 An apple a day keeps the doctor away Richtig Falsch<br />

10 Die «mediterrane Ernährungsweise»<br />

hilft beim Abnehmen<br />

Total Punktzahl<br />

Richtig Falsch<br />

(So sieht es der Autor. Der Leser ist frei sich aufgrund der zitierten Literatur ein eigenes<br />

Bild zu machen und somit zu einer anderen Lösung zu kommen).<br />

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48. Sauer J, Mason JB, Choi S-W. Too much folate:<br />

a risk factor for cancer and cardiovascular<br />

disease? Curr Opin Clin Nutr Metab<br />

Care 2009; 12: 30 – 36.<br />

49. Reynolds K, Lewis B, Nolen JDL, Kinney GL,<br />

Sathya B, He J et al. Alcohol Consumption<br />

and Risk of Stroke. JAMA 2003; 289: 579.<br />

50. Ronksley PE, Brien SE, Turner BJ, Mukamal<br />

KJ, Ghali WA. Association of alcohol consumption<br />

with selected cardiovascular disease<br />

outcomes: a systematic review and<br />

meta-analysis. BMJ 2011; 342.<br />

51. O'Keefe JH, Bhatti SK, Bajwa A, DiNicolantonio<br />

JJ, Lavie CJ. Alcohol and Cardiovascular<br />

Health: The Dose Makes the Poison …or the<br />

Remedy. Mayo Clin Proc 2014; 89: 382 – 393.<br />

52. Joosten MM, Chiuve SE, Mukamal KJ, Hu FB,<br />

Hendriks HFJ, Rimm EB. Changes in alcohol<br />

consumption and subsequent risk of type 2<br />

diabetes in men. Diabetes 2011; 60: 74 – 9.<br />

53. Li X-H, Yu F -f., Zhou Y-H, He J. Association<br />

between alcohol consumption and the risk<br />

of incident type 2 diabetes: a systematic review<br />

and dose-response meta-analysis. Am J<br />

Clin Nutr 2016; 103: 818 – 829.<br />

54. Naimi TS, Stockwell T, Zhao J, Xuan Z, Dangardt<br />

F, Saitz R et al. Selection biases in<br />

observational studies affect associations<br />

between ‘moderate’ alcohol consumption<br />

and mortality. Addiction 2016. doi: 10.1111/<br />

add.13451.<br />

55. Stockwell TR, Chikritzhs TN. Late-life increases<br />

in alcohol consumption among postmenopausal<br />

women appear associated with<br />

greater breast cancer risk and less coronary<br />

heart disease risk. Evid Based Med 2016; 21:<br />

195.<br />

56. Marschner IC, Simes RJ, Keech A. Biases in<br />

the Identification of Risk Factor Thresholds<br />

and J-Curves. Am J Epidemiol 2007; 166:<br />

824 – 831.<br />

57. Knott C, Bell S, Britton A. Alcohol Consumption<br />

and the Risk of Type 2 Diabetes: A Systematic<br />

Review and Dose-Response Metaanalysis<br />

of More Than 1.9 Million Individuals<br />

From 38 Observational Studies. Diabetes<br />

Care 2015; 38: 1804 – 1812.<br />

58. Foerster M, Marques-Vidal P, Gmel G, Daeppen<br />

J-B, Cornuz J, Hayoz D et al. Alcohol<br />

Drinking and Cardiovascular Risk in a Population<br />

With High Mean Alcohol Consumption.<br />

Am J Cardiol 2009; 103: 361 – 368.<br />

59. Faeh D, Minder C, Gutzwiller F, Bopp M.<br />

Culture, risk factors and mortality: can Switzerland<br />

add missing pieces to the European<br />

puzzle? J Epidemiol Community Heal 2009;<br />

63: 639 – 645.<br />

60. Pan A, Sun Q, Bernstein AM, Schulze MB,<br />

Manson JE, Stampfer MJ et al. Red meat<br />

consumption and mortality: results from 2<br />

prospective cohort studies. Arch Intern Med<br />

2012; 172: 555 – 63.<br />

61. Wang X, Lin X, Ouyang YY, Liu J, Zhao G,<br />

Pan A et al. Red and processed meat consumption<br />

and mortality: dose–response<br />

meta-analysis of prospective cohort studies.<br />

Public Health Nutr 2016; 19: 893 – 905.<br />

62. Chowdhury R, Stevens S, Gorman D, Pan A,<br />

Warnakula S, Chowdhury S et al. Association<br />

between fish consumption, long chain omega<br />

3 fatty acids, and risk of cerebrovascular<br />

disease: systematic review and meta-analysis.<br />

Bmj 2012; 345: http://www.bmj.com/<br />

content/bmj/345/bmj.e6698.pdf.<br />

63. Chowdhury R, Warnakula S, Kunutsor S,<br />

Crowe F, Ward HA, Johnson L et al. Association<br />

of Dietary, Circulating, and Supplement<br />

Fatty Acids With Coronary Risk. Ann Intern<br />

Med 2014; 160: 398 – 406.<br />

64. Copat C, Arena G, Fiore M, Ledda C, Fallico<br />

R, Sciacca S et al. Heavy metals concentrations<br />

in fish and shellfish from eastern Mediterranean<br />

Sea: Consumption advisories.<br />

Food Chem Toxicol 2013; 53: 33 – 37.<br />

65. He FJ, Li J, MacGregor GA. Effect of longerterm<br />

modest salt reduction on blood pressure.<br />

In: He FJ (ed). Cochrane Database of<br />

Systematic Reviews. John Wiley & Sons, Ltd:<br />

Chichester, UK, 2013 doi: 10.1002/14651858.<br />

CD004937.pub2.<br />

66. Mente A, O'Donnell M, Rangarajan S, Dagenais<br />

G, Lear S, McQueen M et al. Associations<br />

of urinary sodium excretion with cardiovascular<br />

events in individuals with and without<br />

hypertension: a pooled analysis of data from<br />

four studies. Lancet 2016; 388: 465 – 475.<br />

67. O'Donnell M, Mente A, Rangarajan S, Mc-<br />

Queen MJ, Wang X, Liu L et al. Urinary Sodium<br />

and Potassium Excretion, Mortality,<br />

and Cardiovascular Events (Supplementary<br />

Appendix). N Engl J Med 2014; 371: 612 – 23.<br />

68. Graudal NA, Hubeck-Graudal T, Jurgens G.<br />

Effects of low sodium diet versus high sodium<br />

diet on blood pressure, renin, aldosterone,<br />

catecholamines, cholesterol, and triglyceride.<br />

In: Graudal NA (ed). Cochrane Database<br />

of Systematic Reviews. John Wiley &<br />

Sons, Ltd: Chichester, UK, 2011 doi:<br />

10.1002/14651858.CD004022.pub3.<br />

69. Rakova N, Jüttner K, Dahlmann A, Schröder<br />

A, Linz P, Kopp C et al. Long-term space<br />

flight simulation reveals infradian rhythmicity<br />

in human Na + balance. Cell Metab<br />

2013; 17: 125 – 131.<br />

70. Song HJ, Cho YG, Lee H-J. Dietary sodium<br />

intake and prevalence of overweight in<br />

adults. Metabolism 2013; 62: 703 – 708.<br />

71. Davis MA, Bynum JPW, Sirovich BE. Association<br />

Between Apple Consumption and Physician<br />

Visits. JAMA Intern Med 2015; 175: 777.<br />

72. Briggs ADM, Mizdrak A, Scarborough P. A<br />

statin a day keeps the doctor away: comparative<br />

proverb assessment modelling study.<br />

BMJ 2013; 347.<br />

73. Menotti A, Lanti M, Puddu PE, Kromhout D.<br />

Coronary heart disease incidence in northern<br />

and southern European populations: a<br />

reanalysis of the seven countries study for a<br />

European coronary risk chart. Heart 2000;<br />

84: 238 – 244.<br />

74. Panagiotakos DB, Chrysohoou C, Pitsavos C,<br />

Menotti A, Dontas A, Skoumas J et al. Fortyyears<br />

(1961 – 2001) of all-cause and coronary<br />

heart disease mortality and its determinants:<br />

the Corfu cohort from the Seven<br />

Countries Study. Int J Cardiol 2003; 90:<br />

73 – 79.<br />

75. Estruch R, Ros E, Salas-Salvadó J, Covas M-I,<br />

Corella D, Arós F et al. Primary prevention<br />

of cardiovascular disease with a Mediterranean<br />

diet. N Engl J Med 2013; 368: 1279 – 90.<br />

76. Korre M, Tsoukas MA, Frantzeskou E, Yang<br />

J, Kales SN. Mediterranean Diet and Workplace<br />

Health Promotion. Curr Cardiovasc<br />

Risk Rep 2014; 8: 416.<br />

77. Shai I, Schwarzfuchs D, Henkin Y, Shahar<br />

DR, Witkow S, Greenberg I et al. Weight Loss<br />

with a Low-Carbohydrate, Mediterranean, or<br />

Low-Fat Diet. N Engl J Med 2008; 359:<br />

229 – 241.<br />

78. Schwarzfuchs D, Golan R, Shai I. Four-year<br />

follow-up after two-year dietary interventions.<br />

N Engl J Med 2012; 367: 1373 – 4.<br />

46 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

Grosse Berufszufriedenheit, beliebt<br />

bei den Patienten und entsprechend<br />

hohe Nachfrage. Interessiert?<br />

Die UNION Schweizerischer komplementärmedizinischer<br />

Ärzteorganisationen<br />

vereinigt als Dachverband<br />

über 1000 Ärztinnen und Ärzte,<br />

welche zusätzlich zu ihrer konventionellen<br />

Facharztausbildung eine Weiterbildung<br />

gemäss Fähigkeitsprogrammen in<br />

Phytotherapie, Homöopathie, Anthroposophisch<br />

erweiterter Medizin oder Traditioneller<br />

Chinesischer Medizin des<br />

Schweizerischen Instituts für Weiter- und<br />

Fortbildung (SIWF) abgeschlossen haben.<br />

Die UNION entstand 1996 aus der «Arbeitsgruppe<br />

Komplementärmedizin» heraus<br />

und dient den Behörden und der<br />

FMH seither als Gesprächspartner in allen<br />

Fragen zur ärztlichen Komplementärmedizin.<br />

Nach mehr als 20 intensiven Arbeitsjahren<br />

konnte im Juni ein erstes wichtiges Etappenziel<br />

erreicht werden:<br />

Ärztliche Leistungen der Komplementärmedizin<br />

werden seit dem<br />

1. August <strong>2017</strong> definitiv von der<br />

Grundversicherung vergütet. Mit<br />

diesem Entscheid anerkennt die<br />

Schweizer Regierung, dass die<br />

Komplementärmedizin die gesetzlichen<br />

Vorgaben hinsichtlich<br />

Wirksamkeit, Zweckmässigkeit<br />

und Wirtschaftlichkeit erfüllt.<br />

Dass sich die UNION auch für Qualität<br />

einsetzt, hat sie gezeigt, indem sie 2016<br />

mit zahlreichen anderen Ärzteorganisationen<br />

die Qualitäts-Charta der FMH unterzeichnet<br />

hat.<br />

Die vier in der UNION vereinten Fachgesellschaften<br />

bieten interessante und flexible<br />

Curricula zu den entsprechenden Fähigkeitsausweisen<br />

an. Diese werden von<br />

den einzelnen Fachgesellschaften verwaltet,<br />

sind vom SIWF anerkannt und berechtigen<br />

zur Abrechnung der speziellen Tarifpositionen<br />

im TARMED.<br />

Für den Fähigkeitsausweis Homöopathie<br />

z.B. besteht folgendes Angebot:<br />

Nach einem kostenlosen Einführungstag,<br />

an dem die Homöopathie als Methode und<br />

ihre Anwendung am Beispiel von Verletzungen<br />

vorgestellt wird, lernen die Teilnehmenden<br />

in vier Modulen, wie sie die<br />

Homöopathie in akuten und chronischen<br />

Krankheitsfällen zum Nutzen der Patientinnen<br />

und Patienten und integrativ zur<br />

konventionellen Medizin einsetzen können.<br />

Nach einer Prüfung über die Grundlagen<br />

werden unter Supervision erste eigene<br />

Patienten behandelt. Für den Antrag<br />

des Fähigkeitsausweises braucht es den<br />

Nachweis von 360 Stunden Weiterbildung.<br />

Ausserdem müssen zwei eigene Kasuistiken<br />

unter Supervision innerhalb eines<br />

Jahres sowie eine dokumentierte homöopathischen<br />

Notfallbehandlung, ebenfalls<br />

supervidiert, absolviert werden.<br />

Die anthroposophisch erweiterte Medizin<br />

bietet sowohl national als auch international<br />

Kurse und Weiterbildungen an. Um<br />

den Fähigkeitsausweis SIWF zu erlangen,<br />

sind 360 Stunden Weiterbildung über einen<br />

Zeitraum von zwei Jahren nachzuweisen.<br />

Als Beispiel für einen der anerkannten<br />

Weiterbildungsgänge wird die Ärzteausbildung<br />

an der Klinik Arlesheim angeboten.<br />

Diese beginnt mit einem dreitägigen Einführungskurs.<br />

Dabei geben junge und<br />

erfahrene Ärzte Einblicke in die Grundlagen<br />

der anthroposophischen Medizin und<br />

ihre therapeutischen Möglichkeiten. Bei<br />

Interesse kann ein zweijähriges Seminar,<br />

bestehend aus zwölf Modulen Klinik sowie<br />

mehreren Spezialwochen, angeschlossen<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

47


PERSPEKTIVEN<br />

und danach der Fähigkeitsausweis SIWF<br />

erworben werden.<br />

Die SMGP (Schweizerische Medizinische<br />

Gesellschaft für Phytotherapie) bietet eine<br />

Weiterbildung in Phytotherapie mit dem<br />

Ziel Fähigkeitsausweis SIWF an (Kursprogramm<br />

mit 11 Kursen, Exkursionen und<br />

Tagungen in einem 3-jährigen Zyklus).<br />

Diese Kurse sind stark auf die Praxis ausgerichtet,<br />

vom Stil her aber «postgraduated»<br />

mit offener Diskussion über verschiedene<br />

Therapieansätze und Lehrbuchmeinungen.<br />

Sie werden in zwei Sprachen<br />

(deutsch und französisch) angeboten. Die<br />

SMGP versucht mit ihrem Fähigkeitsprogramm<br />

an die jahrtausendalte Tradition<br />

der Phytotherapie anzuknüpfen unter Einbezug<br />

der heutigen Zeit und der modernen<br />

wissenschaftlich orientierten Medizin.<br />

Die Anerkennung der Phytotherapie als<br />

moderner Wissenschaft wird durch die<br />

jährlich im Herbst stattfindenden Schweizerischen<br />

Jahrestagungen für Phytotherapie<br />

in der Deutschschweiz und die alle zwei<br />

Jahre stattfindenden Phytotherapietagungen<br />

in der Romandie gefördert. Hierzu<br />

werden namhafte Referentinnen und Referenten<br />

aus ganz Europa eingeladen.<br />

Eine Vierländertagung (Deutschland, Österreich,<br />

Schweiz und neu die Niederlande)<br />

findet alle zwei Jahre alternierend in<br />

den verschiedenen Ländern statt.<br />

Die Chinesische Medizin TCM bietet mit<br />

ihrer 2500 Jahre alten Tradition die Möglichkeit,<br />

Patienten ergänzend zur Schulmedizin<br />

oder nur mit dieser Methode zu<br />

behandeln. Die Akupunktur kann ein<br />

energetisches Ungleichgewicht mit seinen<br />

unterschiedlichen Symptomen regulieren;<br />

die chinesische Arzneilehre behandelt<br />

aufgrund der energetischen Diagnostik<br />

mithilfe von Kräutern.<br />

Die Ausbildung erfordert 360 Ausbildungsstunden,<br />

die auf vier Module aufgeteilt<br />

werden: Grundlagen der Chinesischen<br />

Medizin, Akupunktur, Arzneilehre und<br />

Aurikulomedizin. Eine eidgenössische<br />

Prüfung in allen vier Modulen berechtigt<br />

zum Erwerb des Fähigkeitsausweises.<br />

Die UNION mit ihren vier komplementärmedizinischen<br />

Richtungen ist in den<br />

nächsten drei Jahren am MEDIfuture Kongress<br />

in Bern mit einem Stand vertreten.<br />

Wir freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme.<br />

Weitere Informationen finden Sie auf<br />

folgenden Websites:<br />

■<br />

Homöopathie:<br />

www.svha.ch<br />

Anthroposophisch erweiterte Medizin:<br />

www.vaoas.ch<br />

Phytotherapie:<br />

www.smgp.ch<br />

Traditionelle Chinesische Medizin:<br />

akupunktur-tcm.ch<br />

48 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong>


PERSPEKTIVEN<br />

D as erleseneObjekt<br />

Wenn der Brunnen versiegt<br />

Prof. Iris Ritzmann, Medizinhistorikerin in Zürich<br />

Das Künstlerkollektiv Lucy und Jorge Orta<br />

hat sich einen Brunnen ausgedacht, einen<br />

Brunnen auf Rädern, den sie «Portable<br />

Water Fountain» nennen. Alles scheint<br />

hier in Bewegung zu sein, sogar der Brunnen<br />

selbst weist die Form eines Rades auf.<br />

Acht Wasserhähne, je vier davon nach<br />

rechts oder nach links ausgerichtet, machen<br />

aber schnell klar, dass sich dieser<br />

Brunnen nicht selbst drehen kann. Auf<br />

dem Brunnen stehen mehrere Glasflaschen<br />

mit Schraubverschluss, jedoch<br />

ohne ihre Deckel. Rein theoretisch könnten<br />

sie also das Brunnenwasser auffangen,<br />

dann aber nicht sicher verwahren.<br />

Zwei Holzgriffe deuten an, dass sich der<br />

Metallbrunnen mit menschlicher Muskelkraft<br />

fortbewegen liesse.<br />

Am Brunnen hängt ein Blecheimer. Vielleicht<br />

soll er als historisierendes Objekt an<br />

eine Vergangenheit erinnern, an den<br />

Dorfbrunnen, wo man sich lange Zeit vor<br />

der allgemeinen Trinkwasserversorgung<br />

das Wasser für den eigenen Haushalt holte.<br />

Doch im Gegensatz zum Dorfbrunnen<br />

scheint nur ein kleiner Wassertank in der<br />

Mitte der Installation die Röhren des<br />

Brunnens zu speisen. So zumindest liesse<br />

sich erklären, wie die Wasserverteilung<br />

auf die acht Hähne ablaufen könnte. Sieht<br />

man sich den rollenden Brunnen jedoch<br />

genauer an, wird klar, dass die Röhren gar<br />

nicht mit dem Tank in Verbindung stehen.<br />

Aus diesem Brunnen fliesst kein Wasser.<br />

Oder frei nach René Magritte: Ceci n’est<br />

pas une fontaine.<br />

Die Schweiz als Wasserschloss Europas ist<br />

mit Wasser verwöhnt. Was aber passiert,<br />

wenn es eines Tages durch klimatische<br />

Veränderungen auch in der Schweiz zu<br />

einer Wassernot käme? Unter dem religiös<br />

konnotierten Titel «Wasser unser» hat das<br />

Alpine Museum der Schweiz diese Schreckensvision<br />

mitsamt dem fahrbaren<br />

Brunnen in Szene gesetzt. ■<br />

Installation «Portable Water Fountain» des Künstlerkollektivs Lucy und Jorge Orta<br />

(Copyright: Alpines Museum der Schweiz)<br />

Wasser unser.<br />

Sechs Entwürfe für<br />

die Zukunft<br />

27. <strong>Oktober</strong> 2016 bis<br />

7. Januar 2018<br />

Alpines Museum der Schweiz<br />

Helvetiaplatz 4<br />

3005 Bern<br />

Öffnungszeiten<br />

Montag: geschlossen<br />

Dienstag: 10–20 Uhr<br />

Mittwoch bis Sonntag: 10–17 Uhr<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

49


MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

BRIEFKASTEN<br />

Zwischen meiner jetzigen und der nächsten Weiterbildungsstelle habe<br />

ich sechs Wochen frei. Ich werde deshalb eine längere Reise nach Asien<br />

machen. Ist eine Reiseannullationsversicherung sinnvoll? Und was<br />

ist überhaupt versichert?<br />

Reiseannullationsversicherungen sind grundsätzlich eine gute Sache, weil sie preisgünstig<br />

abgeschlossen werden können und im Bedarfsfall – sofern die entsprechenden<br />

Deckungsvoraussetzungen erfüllt sind – viel Leistung versichert ist. Je nach Bedarf<br />

kann eine ganzjährige Annullationsversicherung (Versicherung für eine unbestimmte<br />

Anzahl Reisen) abgeschlossen werden oder für jede Reise eine separate im Rahmen<br />

des Buchungsvorganges oder im Falle der Buchung via Kreditkarte über diese, sofern<br />

der Kartenanbieter eine solche vorsieht. Was den Leistungsumfang anbelangt, unterscheiden<br />

sich diese beiden Varianten hinsichtlich des Deckungsumfangs grundsätzlich<br />

nicht voneinander. Es ist schlicht Geschmackssache, welche Versicherung man<br />

für sich wählt.<br />

Wichtig bei dieser Art von Versicherungen ist jedoch, vor Abschluss genau nachzufragen<br />

bzw. sich zu erkundigen, welche Fälle von der Versicherungsdeckung umfasst werden<br />

und welche nicht. Speziell den Fragen, wer ist versichert, wo ist man versichert, welche<br />

Ausschlüsse gibt es und welche Leistungen werden erbracht, kommt entscheidende Bedeutung<br />

zu.<br />

Leo Loosli, Jurist Vertragsrecht,<br />

AXA-ARAG Rechtsschutz AG<br />

Üblicherweise springen Annullationsversicherungen dann ein, wenn Sie die Reise wegen<br />

Krankheit, Unfall, Todesfall in der Familie oder Stellenverlust nicht antreten können.<br />

Auch bei Ereignissen wie der Verwüstung der Wohnung durch Hochwasser oder durch<br />

Einbruch sind die Reisekosten im Annullationsfall je nach Versicherungsgesellschaft<br />

versichert.<br />

Klassische Ausschlüsse sind etwa vorbestehende Krankheiten, unabhängig davon, ob<br />

Sie davon Kenntnis gehabt haben, Komplikationen nach Operationen oder wenn der<br />

Versicherte das Ereignis selbst verschuldet hat. Damit ist zum Beispiel die absichtliche<br />

Teilnahme an Verbrechen, eine fristlose Kündigung oder aber eine Unfallfahrt ohne<br />

Führerschein gemeint. Üblicherweise findet sich ein ganzer Katalog solcher Ausschlussgründe<br />

in den Allgemeinen Versicherungsbedingungen. Diese Auflistung gilt es sorgfältig<br />

zu studieren, damit im Bedarfsfall keine unangenehmen Überraschungen aufwarten.<br />

Wie muss ich vorgehen, falls ich gezwungen bin, meine Reise zu annullieren?<br />

Wenn sich ein Vorfall ereignet, sollten sie idealerweise umgehend die Allgemeinen Versicherungsbedingungen<br />

Ihrer Reiseannullationsversicherung konsultieren. Vielfach<br />

muss die Meldung eines Ereignisses, beispielsweise eines Unfalles, innert weniger Tage<br />

schriftlich und unter Beilage sämtlicher Dokumente gemeldet werden. Im Zweifelsfall<br />

sollte eine Verletzung oder Krankheit, insbesondere bei ungewissem Heilungsverlauf, so<br />

rasch als möglich präventiv gemeldet werden. So können Sie gemeinsam mit der Annullationsversicherung<br />

das weitere Vorgehen bestimmen und stellen sicher, dass Sie<br />

Ihrer Ansprüche nicht wegen verspäteter Anmeldung verlustig gehen.<br />

ACHTUNG: Eine Absage wegen Schwangerschaft ist in der Regel nur versichert, wenn<br />

diese nach der Buchung begonnen hat und Komplikationen auftreten oder aber das EDA<br />

Frauen in Erwartung von einer Reise in das besagte Land abrät. Falls die Reisewarnung<br />

bereits zum Zeitpunkt der Buchung bestand und die Schwangerschaft erst danach beginnt,<br />

kann auf Eigenverschulden abgestellt und die Leistung verweigert werden. ■<br />

AXA-ARAG bietet MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-Mitgliedern eine Rechtsschutzversicherung<br />

zu sehr vorteilhaften Konditionen an. Haben Sie noch weitere Fragen? Wenden Sie<br />

sich an Ihren Ansprechpartner bei MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC unter Telefon 031<br />

350 44 22 oder per E-Mail info@mediservice-vsao.ch.<br />

50 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong>


MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Krankenkasse für Grenzgänger<br />

Haben Sie als Ärztin oder Arzt eine Stelle in der Schweiz in Aussicht? Möchten Sie – sei es als<br />

Einzelperson, sei es zusammen mit Ihrer Familie – aber weiterhin im grenznahen Ausland<br />

wohnen bleiben? Dann gilt es, bei Ihrer Krankenversicherung einige Punkte zu beachten, damit<br />

Sie im Krankheitsfall optimal versichert sind.<br />

Jeton Kqiku, Leiter Grenzgängergeschäft Sympany<br />

Als Grenzgängerinnen und Grenzgänger<br />

gelten Berufstätige, die in der Schweiz<br />

arbeiten und ihren Wohnsitz in einem EUoder<br />

EFTA-Staat haben, wobei sie mindestens<br />

einmal pro Woche an ihren Wohnort<br />

zurückkehren. Die meisten Grenzgänger<br />

in der Schweiz kommen aus dem südbadischen<br />

Raum, dem Elsass und dem<br />

französischen Jura.<br />

Versicherungspflicht<br />

Grundsätzlich müssen sich Grenzgänger<br />

am Arbeitsort und somit in der Schweiz<br />

krankenversichern, und zwar spätestens<br />

drei Monate nach Arbeitsaufnahme. Wer<br />

eine Versicherung im Wohnland nachweisen<br />

kann und einen entsprechenden Antrag<br />

beim Arbeitskanton stellt, kann sich<br />

von dieser Versicherungspflicht in der<br />

Schweiz befreien lassen. Allerdings bietet<br />

eine Krankenversicherung in der Schweiz<br />

für Grenzgänger zahlreiche Vorteile, und<br />

das Schweizer Gesundheitssystem geniesst<br />

einen hervorragenden Ruf.<br />

Behandlung hier und dort<br />

Nicht nur die Grenzgänger selbst, sondern<br />

auch ihre nicht erwerbstätigen Ehepartner,<br />

ihre minderjährigen Kinder und ihre<br />

unterhaltsberechtigten volljährigen Kinder<br />

sind in der Schweiz versicherungspflichtig.<br />

Dank der Grenzgängerversicherung<br />

können sie sich sowohl in ihrem<br />

Wohnland, als auch in der Schweiz medizinisch<br />

behandeln lassen. In Notfällen<br />

sind auch medizinische Behandlungen<br />

in Drittstaaten versichert, also beispielsweise<br />

während einer Ferienreise oder einer<br />

Kongressteilnahme im Ausland. Bei<br />

Behandlungen in der Schweiz gelten der<br />

Leistungskatalog und die Kostenbeteiligung<br />

der obligatorischen Grundversicherung<br />

nach KVG. Bei Behandlungen im<br />

Wohnland kommen die entsprechenden<br />

Regelungen des Wohnlandes zur Anwendung.<br />

Je nach Wohnland gelten für Grenzgänger<br />

und insbesondere auch für ihre Familienmitglieder<br />

unterschiedliche Regelungen.<br />

Darum empfiehlt sich in jedem<br />

Fall eine Beratung bei einem auf Grenzgängerfragen<br />

spezialisierten Krankenversicherer.<br />

■<br />

Krankenversicherung für Grenzgängerinnen<br />

und Grenzgänger<br />

Sympany bietet für Grenzgängerinnen und Grenzgänger, die in der Schweiz arbeiten<br />

und ihren Wohnsitz in einem EU-/EFTA-Staat haben, das Versicherungsprodukt<br />

euroline gemäss KVG (Krankenversicherungsgesetz) an. Folgende Vorteile bietet<br />

Sympany:<br />

• Grösste Krankenversicherung für Grenzgänger mit langjähriger Erfahrung<br />

• Medizinische Behandlung in der Schweiz und im Wohnland möglich<br />

• Auch für Familienmitglieder, die nicht erwerbstätig sind<br />

Sympany, Peter Merian-Weg 4, 4002 Basel<br />

Weitere Informationen zu Versicherungen für Grenzgänger: +41 58 262 43 04,<br />

grenzgaenger@sympany.ch, www.sympany.ch<br />

Wir können Ärztinnen und Ärzten einiges bieten, weil wir sie gut verstehen.<br />

Als MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-Mitglied gehören Sie zu einer privilegierten Gruppe:<br />

Sie haben exklusiven Zugang zu einer Online-Stellenvermittlung und auf den<br />

PraxenMarkt Praxsuisse. Als angehender Arzt können Sie zudem exklusiv an<br />

Laufbahn-Kongressen und an vielen Seminaren auf höchstem Niveau teilnehmen.<br />

www.mediservice-vsao.ch<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

51


Unsere Angebote – Ihre Vorteile<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC hat mit folgenden Unternehmen Zusammenarbeitsverträge<br />

abgeschlossen und kann deren Versicherungslösungen anbieten:<br />

Allianz Suisse<br />

• Motorfahrzeugversicherung<br />

• Hausrat- und Privathaftpflichtversicherung<br />

• Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherung<br />

• Geschäftsversicherung<br />

• Gebäudeversicherung<br />

• Technische Versicherung<br />

• Krankentaggeldversicherung<br />

• Unfallversicherung UVG<br />

• UVG-Zusatzversicherung<br />

Helvetia<br />

• Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherung<br />

• Geschäftsversicherung<br />

• Technische Versicherung<br />

ZURICH<br />

• Motorfahrzeugversicherung<br />

• Hausrat- und Privathaftpflichtversicherung<br />

• Gebäudeversicherung<br />

• Reiseversicherung<br />

• Krankentaggeldversicherung<br />

Visana<br />

• Unfallversicherung UVG<br />

• UVG-Zusatzversicherung<br />

• Krankentaggeldversicherung<br />

AXA-ARAG<br />

• Rechtsschutzversicherung (Privat-, Verkehrs- und Berufsrechtsschutz)<br />

Innova<br />

• Krankentaggeldversicherung<br />

Schweizerische Ärzte-Krankenkasse<br />

• Krankentaggeldversicherung / Invaliditäts-Taggeld<br />

Assura · Concordia · Sanitas · Swica · Sympany · Visana<br />

• Krankenzusatzversicherungen<br />

Versicherung der Schweizer Ärzte Genossenschaft<br />

• Lebensversicherung<br />

Nutzen Sie unsere Kooperationspartner und profitieren Sie von<br />

den Vorteilen und Rabatten.<br />

Falls Sie bereits eine Versicherung bei einer der oben genannten Versicherungen besitzen,<br />

dann prüfen Sie einen Übertritt in unsere Kollektivverträge. Wir unterstützen Sie gerne dabei.<br />

Für Auskünfte wenden Sie sich bitte an:<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Telefon 031 350 44 22<br />

info@mediservice-vsao.ch<br />

52 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong>


MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Gerüstet für den Notfall<br />

Selbstständige Ärztinnen und Ärzte sind gut versichert. Sollte man meinen. Leider drohen ihnen<br />

aber auch Gefahren, die sie meist ausblenden. Wer nicht kalt erwischt werden will, sorgt vor.<br />

Michael Stutz, Leiter Business Transformation Retail Commercial, Zurich Schweiz<br />

Was geschieht, wenn ein selbstständiger<br />

Arzt wegen Unfall oder Krankheit monatelang<br />

ausfällt? In der Regel ist er taggeldversichert.<br />

Sein Einkommen ist weitgehend<br />

gesichert. Aber die Praxis steht ohne<br />

Arzt schlicht still. Keine der üblichen<br />

Versicherungen kommt für die entgangenen<br />

Einnahmen auf. Das Salär seiner<br />

Angestellten muss der Arzt aber auch<br />

dann bezahlen, wenn die Praxis vorübergehend<br />

kein Geld mehr einbringt. Kurz:<br />

Die Ausgaben bleiben, die Einnahmen<br />

schwinden. Fazit: Während der rekonvaleszente<br />

Arzt langsam wieder gesund wird,<br />

wird seine Praxis immer kränker.<br />

Gute Versicherung statt<br />

«Kriegskasse»<br />

Um solchen Problemen zu begegnen, begnügen<br />

sich manche Ärzte mit einer mehr<br />

oder weniger gut gefüllten «Kriegskasse».<br />

Das ist besser als nichts, hilft aber nicht<br />

bei der Organisation des Praxisalltags.<br />

Seit kurzem gibt es für finanzielle und<br />

organisatorische Probleme, die eine lange<br />

Abwesenheit eines Arztes mit sich bringen<br />

können, wirksame und zahlbare Versicherungslösungen.<br />

Noch nie war es für Ärzte<br />

so einfach, sich für den Notfall zu rüsten.<br />

Drei Fragen an René<br />

Harlacher, Leiter Underwriting,<br />

Zurich Schweiz<br />

Was raten Sie einem Arzt, der<br />

sich umfassend versichern<br />

möchte?<br />

Zunächst soll er sich informieren. Es sind<br />

ganz neue Versicherungslösungen auf<br />

dem Markt, die speziell für Unternehmen<br />

in der Grösse einer Arztpraxis entwickelt<br />

worden sind. Bisherige Angebote umfassen<br />

Leistungen, die auf die Bedürfnisse<br />

grösserer Firmen ausgerichtet sind und<br />

für Arztpraxen kaum sinnvoll oder finanziell<br />

nicht tragbar sind.<br />

Welche Risiken soll ein Arzt<br />

versichern?<br />

Grundsätzlich alle Risiken, die den Arzt<br />

in schwere finanzielle Bedrängnis bringen<br />

würden oder den normalen Praxisalltag<br />

gefährden. In jedem Fall gilt: Absichern<br />

soll man so viel wie nötig und so wenig<br />

wie möglich. Hilfreich sind deshalb Versicherungsmodelle,<br />

die individuelle Lösungen<br />

erlauben. Jeder Arzt deckt massgeschneidert<br />

ab, was er braucht.<br />

Wie finden Ärzte am besten<br />

heraus, was sie brauchen?<br />

Generell kann man sagen: Je mehr Verantwortung<br />

in der Hand eines einzelnen<br />

Arztes liegt, desto besser muss sich diese<br />

Praxis auf den möglichen Ausfall dieses<br />

Arztes vorbereiten. Gibt es einen Notfallplan?<br />

Wer trifft wichtige Entscheidungen?<br />

Wer kümmert sich um die Patienten und<br />

wer erledigt die reguläre und zusätzliche<br />

Administration? Wie werden finanzielle<br />

Engpässe beseitigt? Alle diese Fragen sollten<br />

Ärzte mit einem Versicherungsexperten<br />

erörtern.<br />

■<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC und Zurich arbeiten seit vielen Jahren zusammen. Ihr Mehrwert als<br />

Mitglied bei MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC: vorteilhafte Konditionen beim Abschluss ausgewählter Versicherung<br />

bei Zurich.<br />

Sind Sie interessiert an vorteilhaften Versicherungslösungen? Kontaktieren Sie MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-<br />

ASMAC unter Telefon 031 350 44 22 oder per E-Mail info@mediservice-vsao.ch<br />

<strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

<strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC<br />

53


IMPRESSUM<br />

KONTAKTADRESSEN DER SEKTIONEN<br />

<strong>Nr</strong>. 5 • 36. Jahrgang • <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong><br />

Herausgeber/Verlag<br />

AG<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Aargau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

MEDISERVICE <strong>VSAO</strong>-ASMAC<br />

Bahnhofplatz 10A, Postfach, 3001 Bern<br />

Telefon 031 350 44 88, Fax 031 350 44 89<br />

journal@vsao.ch, journal@asmac.ch<br />

www.vsao.ch, www.asmac.ch<br />

Im Auftrag des <strong>VSAO</strong><br />

Redaktion<br />

Catherine Aeschbacher (Chefredaktorin),<br />

Franziska Holzner-Arnold, Kerstin Jost, Lukas Staub,<br />

Denis Uffer, Anna Wang, Sophie Yammine<br />

Geschäftsausschuss <strong>VSAO</strong><br />

Daniel Schröpfer (Präsident), Anja Zyska Cherix<br />

(Vize präsidentin), Angelo Barrile (Vizepräsident),<br />

Nora Bienz, Christoph Bosshard, Michel Clément,<br />

Marc Oliver Eich (swimsa), Karin Etter, Lars<br />

Frauchiger, Marius Grädel-Suter, Dina-Maria Jakob,<br />

Gert Printzen, Miodrag Savic, Hervé Spechbach<br />

Druck, Herstellung und Versand<br />

Stämpfli AG, Wölflistrasse 1, CH-3001 Bern<br />

Telefon +41 31 300 66 66<br />

info@staempfli.com, www.staempfli.com<br />

Layout<br />

Tom Wegner<br />

Inserate<br />

Zürichsee Werbe AG, Fachmedien, Markus Haas<br />

Laubisrütistrasse 44, 8712 Stäfa<br />

Telefon 044 928 56 53<br />

E-Mail vsao@fachmedien.ch<br />

Auflagen<br />

Druckauflage: 22 655 Expl.<br />

WEMF/SW-Beglaubigung 2016: 21 702 Expl.<br />

Erscheinungshäufigkeit: 6 Hefte pro Jahr.<br />

Für <strong>VSAO</strong>-Mitglieder im Jahresbeitrag inbegriffen.<br />

ISSN 1422-2086<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 6/<strong>2017</strong> erscheint im Dezember <strong>2017</strong>.<br />

Thema: Peripherie (Verbandsjournal)<br />

© <strong>2017</strong> by <strong>VSAO</strong>, 3001 Bern<br />

Printed in Switzerland<br />

BL/BS<br />

BE<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion beider Basel,<br />

Geschäftsleiterin und Sekretariat: lic. iur. Claudia von Wartburg, Advokatin,<br />

Hauptstrasse 104, 4102 Binningen, Telefon 061 421 05 95,<br />

Fax 061 421 25 60, sekretariat@vsao-basel.ch, www.vsao-basel.ch<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Bern, Geschäftsführung: Janine Junker, Gerhard Hauser,<br />

Schwarztorstrasse 7, 3007 Bern, Telefon 031 381 39 39, Fax 031 381 82 41,<br />

bern@vsao.ch, www.vsao-bern.ch<br />

FR ASMAC Sektion Freiburg, Gabriela Kaufmann-Hostettler, Wattenwylweg 21,<br />

3006 Bern, Tel. 031 332 41 10, Fax 031 332 41 12, info@gkaufmann.ch<br />

GE Associations des Médecins d’Institutions de Genève, Postfach 23,<br />

Rue Gabrielle-Perret-Gentil 4, 1211 Genf 14, amig@amig.ch, www.amig.ch<br />

GR<br />

JU<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Graubünden, 7000 Chur, Samuel B. Nadig, lic. iur. HSG,<br />

RA Geschäftsführer/Sektionsjurist, Tel. 078 880 81 64, info@vsao-gr.ch,<br />

www.vsao-gr.ch<br />

ASMAC Jura c/o Jonathan Garessus, 6, chemin des Fontaines, 2800 Delémont,<br />

jonathan.garessus@gmail.com<br />

NE ASMAC Sektion Neuenburg, Joël Vuilleumier, Jurist, Rue du Musée 6,<br />

Postfach 2247, 2001 Neuenburg, Tel. 032 725 10 11, vuilleumier@valegal.ch<br />

SG/AI/AR <strong>VSAO</strong> Sektion St.Gallen-Appenzell, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

SO<br />

TI<br />

TG<br />

VD<br />

VS<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Solothurn, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

ASMACT, Associazione Medici Assistenti e Capiclinica Ticinesi,<br />

Avv. Lorenza Pedrazzini, c/o Ordine dei Medici del Cantone Ticino,<br />

Via Cantonale-Stabile Qi, 6805 Mezzovico-Vira,<br />

Tel. 091 930 63 00, Fax 091 930 63 01, lorenza.pedrazzini@gmail.com<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Thurgau, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

ASMAV, case postale 9, 1011 Lausanne-CHUV,<br />

asmav@asmav.ch, www.asmav.ch<br />

ASMAVal, p.a. Maître Valentine Gétaz Kunz,<br />

Ruelle du Temple 4, CP 20, 1096 Cully, contact@asmaval.ch<br />

Zentralschweiz (LU, ZG, SZ, GL, OW, NW, UR)<br />

<strong>VSAO</strong> Sektion Zentralschweiz, Geschäftsstelle: lic. iur. Eric Vultier,<br />

Auf der Mauer 2, 8001 Zürich, vultier@schai-vultier.ch,<br />

Telefon 044 250 43 23, Fax 044 250 43 20<br />

Gütesiegel Q-Publikation<br />

des Verbandes Schweizer Medien<br />

ZH <strong>VSAO</strong> ZÜRICH, Rechtsanwältin Susanne Hasse, Rämistrasse 31,<br />

Postfach 160, 8024 Zürich, Tel. 044 941 46 78, info@vsao-zh.ch<br />

54 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong>


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Gekürzte Fachinformation Zink Biomed ® 20 Z: Zink-D-gluconat, entspricht 20 mg Zink. I: Zinkmangelzustände, Deckung eines erhöhten Zinkbedarfs,<br />

Acrodermatitis enteropathica, Therapie des Morbus Wilson. D: Bei Zinkmangelzuständen / bei erhöhtem Bedarf: 1– 2 Filmtabletten täglich. KI:<br />

Überempfindlichkeit auf einen der Inhaltsstoffe, schwere Niereninsuffizienz, akutes Nierenversagen. VM: Bei längerfristiger Anwendung sollte neben Zink<br />

auch Kupfer labordiagnostisch überwacht werden. Vorsicht bei gleichzeitiger Gabe von Zink und Eisen- bzw. Kupfersalzen, Chelatbildnern, Chinolonen,<br />

Tetrazyklinen: Einnahmeabstand von mindestens 2 h einhalten. UW: Selten: leichte Übelkeit oder Erbrechen. P: 50 Filmtabletten. Kat. B. Ausführliche<br />

Angaben siehe www.swissmedicinfo.ch.<br />

© Biomed AG. 08/<strong>2017</strong>. All rights reserved. CH-8600 Dübendorf, biomed@biomed.ch, www.biomed.ch.<br />

1. Keen CL, Gershwin ME: Zinc deficiency and immune function. Annu. Rev. Nutr. 1990; 10: 415-31. 2. Neve J. et al., J. Pharm. Belg., 1993; 48:5 – 11.

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