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VSAO JOURNAL Nr. 5 - Oktober 2017

Sauber - Diabetes/Mineralstoffe, Zulassungssteuerung: nächste Runde

Sauber -
Diabetes/Mineralstoffe,
Zulassungssteuerung: nächste Runde

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PERSPEKTIVEN<br />

FACHSERIE: AKTUELLES AUS DER DIABETOLOGIE – DIABETES MELLITUS IM KINDES-<br />

UND JUGENDALTER<br />

Neue Technologien in der Therapie<br />

Wundermittel gibt es leider noch keine, aber neue Technologien und Insuline vermögen den Blutzucker<br />

immer besser einzustellen, mit dem Ziel, das Risiko von Hypoglykämien und Spätkomplikationen<br />

deutlich zu senken. Dies ist insbesondere bei Kindern und Jugendlichen wichtig, da sie<br />

physisch, aber auch was ihren Alltag angeht, grösseren Veränderungen unterliegen als Erwachsene.<br />

Melanie Hess, Oberärztin; Urs Zumsteg, Chefarzt, Universitätskinderspital beider Basel, Pädiatrische Endokrinologie/Diabetologie<br />

Bei Kindern und Jugendlichen bedeutet<br />

die Diagnose Diabetes mellitus (Typ 1)<br />

praktisch immer eine lebenslange Insulintherapie.<br />

Dabei wurde diese in den<br />

vergangenen Jahren durch neue Insulinpräparate<br />

und durch moderne Technologien<br />

immer mehr der Physiologie angepasst.<br />

Auch die Lebensqualität konnte<br />

dadurch wesentlich verbessert werden,<br />

z.B. durch den Einsatz sensorunterstützter<br />

Insulinpumpensysteme oder das Flash-<br />

Glukose-Monitoring, das den Betroffenen<br />

bei entsprechender Motivation und Compliance<br />

hilft, ihren Blutzucker ohne grossen<br />

Aufwand regelmässig zu überprüfen<br />

und damit optimal einzustellen.<br />

Herausforderung<br />

Der insulinpflichtige Diabetes mellitus<br />

(Diabetes mellitus Typ 1, T1D) stellt die<br />

betroffenen Kinder und Jugendlichen, ihre<br />

Eltern, aber auch das betreuende Diabetesteam,<br />

oft vor eine grosse Herausforderung:<br />

Zum einen sind in der Altersgruppe häufige<br />

Dosisänderungen bei abnehmender<br />

Restfunktion, Krankheiten, Pubertät,<br />

Wachstum, Sporttage, Schullager usw. an<br />

der Tagesordnung, so dass die Insulineinstellung<br />

nur selten über mehrere Wochen<br />

die gleiche ist.<br />

Zum anderen müssen wiederholte Episoden<br />

von schweren Hypoglykämien vermieden<br />

werden, die sowohl kurzfristige<br />

Effekte wie Krampfanfälle oder Bewusstlosigkeit<br />

als auch langfristige Effekte wie<br />

die Beeinträchtigung der kognitiven<br />

Funktion oder Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörungen<br />

mit sich führen können<br />

(1,2). Trotzdem sollte die Blutzucker(BZ)-<br />

Einstellung möglichst normnah sein (s.<br />

Tabelle 1), um das Risiko von Spätkomplikationen<br />

zu minimieren.<br />

Um diese Gratwanderung erfolgreich zu<br />

schaffen, ohne dabei die Lebensqualität<br />

der Betroffenen aus dem Auge zu verlieren,<br />

stehen heute verschiedene technische<br />

Hilfsmittel zur Verfügung. Dabei muss<br />

man sich bewusst sein: Es sind Hilfsmittel,<br />

keines davon vermag den Diabetes «wegzuzaubern».<br />

Sensorunterstütze<br />

Insulinpumpe<br />

Die Insulinpumpentherapie zur Behandlung<br />

des T1D wird bereits seit mehr als 40<br />

Jahren verwendet, in der Pädiatrie seit ca.<br />

15 bis 20 Jahren (3). Die stündlich programmierbare<br />

kontinuierliche Basalrate<br />

und die zusätzliche Gabe von Insulinboli<br />

BZ-­‐Kontrolle Gesund Gut Mässig Schlecht <br />

Nüchtern BZ (mmol/l) 3.6-­‐5.6 5-­‐8 >8 >9 <br />

Postprandiale BZ (mmol/l) 4.5-­‐7 5-­‐10 10-­‐14 >14 <br />

Nächtliche BZ (mmol/l) 3.6-­‐5.6 4.5-­‐9 9 11 <br />

Tabelle 1: Orientierungswerte der Blutglukose bei Diabetes mellitus (nach 14)<br />

zu den Mahlzeiten ist zum aktuellen Zeitpunkt<br />

sicher die «physiologischste» Therapieform<br />

für Patienten mit T1D aller<br />

Altersgruppen. Auch aus diesem Grund<br />

zeigt sich in den letzten Jahren in vielen<br />

Ländern eine deutliche Zunahme der Verwendung<br />

von Insulinpumpen (4–6). Ob<br />

dies mit einer signifikanten Verbesserung<br />

der Langzeiteinstellung und langfristig<br />

mit einer Minimierung von Spätkomplikationen<br />

auch bei pädiatrischen Patienten<br />

einhergeht, ist noch Gegenstand von<br />

laufenden Studien. Insgesamt zeigt sich<br />

aber doch, gemessen am HbA1c-Wert, eine<br />

verbesserte BZ-Einstellung bei Patienten<br />

unter Insulinpumpentherapie im Vergleich<br />

zu Patienten mit einer funktionellen<br />

Insulintherapie mittels mehrfacher<br />

Insulininjektionen (7).<br />

Eine zusätzliche Verbesserung der BZ-<br />

Einstellung kann durch die Kombination<br />

einer Insulinpumpe mit einer kontinuierlichen<br />

Glukosemessung (CGM) erreicht<br />

werden, die sogenannte sensorunterstützte<br />

Insulinpumpe (SAP, sensor-augmented<br />

insulin pump) (Abb. 1). Dabei wird über<br />

einen separaten Sensor der Glukosegehalt<br />

der interstitiellen Flüssigkeit alle fünf Minuten<br />

gemessen (cave: nicht 1:1 auf den<br />

aktuellen BZ übertragbar, da eine zeitliche<br />

Lücke von mehreren Minuten besteht!)<br />

und auf die Insulinpumpe übertragen.<br />

Damit werden Verläufe der letzten Stunden<br />

dargestellt, es können zudem bei zu<br />

hohen oder niedrigen BZ-Werten akustische<br />

Alarme programmiert und auch<br />

Trends der nächsten Minuten angezeigt<br />

werden.<br />

Neuere Systeme weisen zudem eine individuell<br />

einstellbare Hypoglykämie-Abschaltung<br />

auf (semi closed loop system),<br />

was das Risiko unerkannter (und auch<br />

nächtlicher) Hypoglykämien senkt (8)<br />

(Abb. 2). Es konnte gezeigt werden, dass<br />

36 <strong>VSAO</strong> <strong>JOURNAL</strong> ASMAC <strong>Nr</strong>. 5 <strong>Oktober</strong> <strong>2017</strong>

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