WIRTSCHAFT+MARKT 06/2017
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Steht der Verbrennungsmotor<br />
wirklich vor dem Aus?<br />
Aus dem In- und Ausland hören<br />
wir Forderungen nach dem<br />
Aus des Verbrennungsmotors,<br />
es werden gar Jahreszahlen<br />
genannt und beschlossen.<br />
Ist das angesichts neuer<br />
Forschungsergebnisse<br />
gerechtfertigt? Wird der<br />
Elektromotor allein die Zukunft<br />
bestimmen? Ist eine Quote für<br />
E-Autos sinnvoll?<br />
Von Rudolf Miethig (VBIW)<br />
Bus mit Wasserstoffmotor.<br />
Die Teilnehmer der Jahrestagung<br />
des Arbeitskreises Verkehrswesen<br />
konnten E-Autos begutachten<br />
und fahren. Sie waren von den Fahreigenschaften<br />
der leisen Flitzer beeindruckt.<br />
Auch zogen sie eine Bilanz über<br />
die erzielten Reichweiten. Die erste Hürde,<br />
300 Kilometer, haben einige Hersteller<br />
schon genommen. 500 Kilometer sind<br />
das nächste Ziel, und wenn 1000 Kilometer<br />
erreicht sein werden, wird sich das E-<br />
Auto endgültig durchsetzen, so hört man<br />
vielfach.<br />
Hyundai ix35 Fuel Cell als Taxi in Paris.<br />
Zur Vergrößerung der Reichweite forscht<br />
zum Beispiel das Fraunhofer-Institut für Keramische<br />
Technologien und Systeme IKTS<br />
in Dresden an der Verdichtung der Batterien,<br />
in dem es die Zellen übereinander stapelt.<br />
Eine metallische Folie, die mit keramischen<br />
Speichermaterialien beidseitig<br />
beschichtet wird, wirkt dabei als Bipolar-<br />
Elektrode. Eine Seite wirkt als Anode, die<br />
andere als Kathode. Es entfallen Leitungen.<br />
So können in einer Batterie bestimmter<br />
Größe mehr Batteriezellen untergebracht<br />
werden.<br />
Ein anderes, phantastisch anmutendes<br />
und von der Fachwelt noch misstrauisch<br />
beäugtes Forschungsergebnis verkündete<br />
die Nanoflowcell AG in Liechtenstein.<br />
Die Digitalausgabe der „Welt“ berichtet<br />
immerhin von einer Probefahrt mit einem<br />
Prototyp, der von Flusszellen angetrieben<br />
wird. In zwei je 95 Liter großen Tanks speichert<br />
der Wagen Elektrolyt-Flüssigkeiten,<br />
die in dem einem Tank positiv, in dem anderen<br />
Tank negativ geladen sind. Durch Ionenaustausch<br />
in einer sogenannten „galvanischen<br />
Zelle” entsteht Strom. Das Betanken<br />
des Fahrzeugs mit den Elektrolyt-<br />
Flüssigkeiten würde einem heute üblichen<br />
Tankvorgang ähneln. Denn die Ladezeit<br />
der E-Autos ist jetzt die Crux, nachdem<br />
das Problem der Reichweiten kurz vor der<br />
Lösung steht. Das Laden ist für Grundstücksbesitzer<br />
und Fahrzeugflotten, die<br />
am Abend zum Ausgangsort zurückkehren,<br />
kein Problem. Die Tagungsteilnehmer<br />
konnten sich aber nicht vorstellen, wie das<br />
Laden in Stadtzentren und Wohngebieten<br />
bewerkstelligt werden soll. Da müssen Ladestationen<br />
außerhalb der Stadt her, bei<br />
denen der Fahrer auf das Schnellladen<br />
wartet, während er einen Kaffee trinkt<br />
oder Einkäufe macht. So die Idee der Protagonisten<br />
von E-Autos. Von 15 Minuten<br />
ist die Rede, die erreicht werden müssten.<br />
Fotos: Wikimedia/StralsundByzantion (oben), Wikimedia/Nbkf (unten)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 6/<strong>2017</strong>