Taxi Times DACH - September 2017
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TAXIZENTRALEN<br />
WENN DREI<br />
SICH STREITEN<br />
Das »geteilte« <strong>Taxi</strong> wird kommen.<br />
Die Frage ist nur, wer dabei Regie führt.<br />
Die Zentralen stehen in den Startlöchern.<br />
Deutlich zu erkennen: Mit Clever Shuttle dringt auch<br />
die Bahn in den Markt der individuellen Personenbeförderung<br />
ein. Durch Sharing wird es preisgünstiger.<br />
FOTO: Clever Shuttle<br />
Die Zeit drängt aus Sicht der Zentralen.<br />
Das wurde Anfang <strong>September</strong><br />
deutlich, als innerhalb weniger<br />
Tage sowohl der taxifremde Anbieter<br />
Clever Shuttle als auch der mit dem <strong>Taxi</strong>gewerbe<br />
agierende Vermittler mytaxi neue<br />
Initiativen vorstellten. Clever Shuttle, ein<br />
Unternehmen, an dem die Deutsche Bahn<br />
mit 21 Prozent beteiligt ist, hat seine<br />
Sharing-App nach Berlin, Leipzig und München<br />
jetzt auch in Hamburg gelauncht. Falls<br />
ähnliche Touren zustande kommen, werden<br />
mehrere Fahrgäste gemeinsam transportiert.<br />
Der bis zu 40 Prozent günstigere<br />
Fahrpreis steht fest, auch wenn keine Fahrgemeinschaft<br />
zustande kommt.<br />
Fahrzeuge von Clever Shuttle haben eine<br />
Mietwagenkonzession. Laut Gesetz können<br />
mit Mietwagen keine Sammel touren angeboten<br />
werden, da dies als unzulässige<br />
„Einzelplatzvermietung“ gilt. Die Politik<br />
hat für Clever Shuttle aber eine Ausnahmegenehmigung<br />
gewährt, was aufgrund der<br />
unbestrittenen personellen Verquickungen<br />
zwischen der Bahn und dem Verkehrsministerium<br />
nicht verwundert, zum anderen<br />
aber auch in der Tatsache begründet ist,<br />
dass dort aus schließlich Elektro fahrzeuge<br />
zum Einsatz kommen. Was gut für die<br />
Umwelt ist, erlaubt auch freiere gesetzliche<br />
Interpretationen.<br />
In Hamburg fahren beispielsweise zehn<br />
Wasserstofffahrzeuge. Damit lassen sich<br />
allerdings kaum flächendeckende Ange bote<br />
bewerkstelligen. Das beruhigt (noch) das örtliche<br />
<strong>Taxi</strong>gewerbe, das wiederum mit einer<br />
ei genen Lösung in den Startlöchern sitzt.<br />
SHARE-TAXI IM TROCKENVERSUCH<br />
Speziell in Hamburg werden derzeit von der<br />
Hansa-Funk-<strong>Taxi</strong>zentrale im Trockenversuch<br />
die Parameter zur Vermittlung und<br />
Durchführung von geteilten <strong>Taxi</strong>fahrten<br />
(Share-<strong>Taxi</strong>) getestet. „Wir werden dort<br />
beweisen, dass das Thema Share im <strong>Taxi</strong>bereich<br />
nicht ganz so einfach ist, wie sich<br />
das manche Start-ups vorstellen“, verspricht<br />
Robert Abel von FMS, wo man die<br />
Funktion bereits in den aktuellen App<br />
Relaunch integriert hat.<br />
„Zu berücksichtigen sind etliche Parameter<br />
– wie beispielsweise auf Fahrgastseite<br />
die zwingende Eingabe des Fahrtziels bei<br />
der App-Bestellung, ein Vorbestellungszeitfenster<br />
von etwa 20 Minuten und die Teilnahme<br />
am <strong>Taxi</strong>-Payment, damit im Falle<br />
eines Nichtantretens der Fahrt nach der<br />
Vermittlung eine vorher vereinbarte<br />
Stornogebühr abgebucht werden kann.“<br />
Auch der Fahrer muss das System unterstützen:<br />
Bei jeder Abholadresse bzw. bei<br />
jedem Ausstiegspunkt ist die manuelle Eingabe<br />
des aktuellen Taxameterpreises notwendig.<br />
Danach ist das System automatisch<br />
in der Lage, die jeweiligen Kostenanteile pro<br />
Fahrgast zu berechnen.<br />
All dies erfordert einen immensen<br />
Programmierungs- und Entwicklungsaufwand,<br />
den man bei mytaxi, dem Konkurrenten<br />
der <strong>Taxi</strong>zentralen, offensichtlich auch<br />
schon in Angriff genommen hat. Unter dem<br />
Namen „match“ sollen auch über die<br />
mytaxi App geteilte Touren gebucht werden<br />
können, allerdings zunächst einmal nur in<br />
Warschau. Für Deutschland ist ein Start in<br />
einigen Monaten vorgesehen. Die <strong>Taxi</strong>zentralen<br />
haben also noch einen Entwicklungsvorsprung.<br />
<br />
jh