Stadionzeitung_2017_18_6_Pokal_Kiel_Ansicht
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36<br />
Ihr Lebensraum ist der hohe Norden. 36 Jahre waren sie dort zurückgezogen in den<br />
Regionen fernab der Bundesliga. Doch nach 13.210 Tagen sind die Störche wieder<br />
in den Bundesligagefilden gelandet. Holstein <strong>Kiel</strong>, der Aufsteiger aus der 3. Liga, will<br />
auch im <strong>Pokal</strong> seinen glänzenden Saisonstart weiter veredeln. Der Zweitligist kommt mit<br />
Selbstvertrauen, einer Top-Offensive und einem bekannten Mainzer Gesicht.<br />
Keiner weiß mit Bestimmtheit, woher der Spitzname<br />
des <strong>Kiel</strong>er SV Holstein von 1900 kommt: „Die Störche“.<br />
Wahrscheinlich von der Farbenverteilung unten nach oben:<br />
Rote Stutzen, weiße Hosen – so wie die roten Beine und<br />
weißen Federn der Weißstörche. Aber jeder weiß jetzt mit<br />
Bestimmtheit: Die Störche bringen als erfolgreicher Aufsteiger<br />
Farbe in die Zweite Bundesliga. Aufgeschwungen aus der 3.<br />
Liga, beflügelt durch den <strong>Pokal</strong>sieg gegen Braunschweig, per<br />
Höhenflug in die oberen Sphären der Zweitligatabelle und eben<br />
jetzt gelandet in Mainz, um die zweite <strong>Pokal</strong>runde zu drehen.<br />
Als die Länderspielpause Anfang Oktober anstand, hätten<br />
die <strong>Kiel</strong>er sicher gerne weitergespielt. Da standen nach<br />
neun Spielen schon sechs Siege auf dem Konto. Auch der<br />
Geschäftsführer Sport, Ralf Becker, ist da zufrieden: „Natürlich<br />
haben wir den Jungs schon zugetraut, dass sie guten Fußball<br />
spielen können, aber dennoch sind die Ergebnisse der letzten<br />
Wochen keine Selbstverständlichkeit. Dafür arbeiten wir jede<br />
Applaus, Applaus: Der <strong>Kiel</strong>er<br />
Fußball anno <strong>2017</strong> kommt<br />
beim Publikum gut an.<br />
36 Jahre<br />
1981 verabschiedeten<br />
sich die <strong>Kiel</strong>er aus der<br />
Zweitklassigkeit und<br />
verbrachten die folgenden<br />
dreieinhalb Jahrzehnten<br />
meistens in Liga drei<br />
(Regionalliga bzw. Dritte<br />
Liga) und den Großteil<br />
davon im Tabellenmittelfeld.<br />
Acht Spielzeiten erlebten die<br />
Störche in Liga vier.<br />
In der Zweitliga-Relegation<br />
2014/15 scheiterten<br />
die <strong>Kiel</strong>er an<br />
<strong>18</strong>60 München.<br />
Woche hart. Das Trainerteam macht einen wahnsinnig guten<br />
Job. Die Jungs kriegen einen Plan mit, wissen, was sie auf<br />
dem Platz erwartet und setzen das zurzeit richtig gut um. Sie<br />
treten selbstbewusst auf und haben Spaß daran, sich in der<br />
Liga zu messen.“ Dass der Spaß bei geringerer Punktausbeute<br />
flügge werden könnte, soll unter anderem die gedankliche<br />
Erdanziehungskraft verhindern: „Dennoch bleiben alle mit<br />
beiden Beinen auf dem Boden. Unser großes Plus ist die mannschaftliche<br />
Geschlossenheit. Das ist eine Einheit, auf und neben<br />
dem Platz. Wir konnten nach dem Aufstieg fast die komplette<br />
Mannschaft zusammenhalten, haben uns im Sommer nur<br />
punktuell verstärkt. Dadurch greifen viele Automatismen, jeder<br />
weiß, was seine Aufgabe ist.“<br />
Die nächste Aufgabe heißt jetzt: Mainz 05 im <strong>Pokal</strong><br />
ausschalten, um die Euphorie in <strong>Kiel</strong> vollends gen Himmel<br />
wachsen zu lassen. Die ist jetzt schon so groß, dass nicht nur<br />
die regionalen Medien diskutieren, ob Handball-Gigant THW<br />
<strong>Kiel</strong> zu Holsteins Kickern aufschauen muss. Der THW befindet<br />
sich nämlich vergleichsweise im Sinkflug – vom Serienmeister<br />
zum Mittelmaß. Doch die Handballer haben immerhin etwas<br />
voraus – sie sind amtierender <strong>Pokal</strong>sieger.<br />
Die <strong>Pokal</strong>hürde für die Fußballer sollte aber, so Becker<br />
zum Nullfünfer, mit gehörig Anlauf gemeistert werden können:<br />
„Das Spiel gegen Mainz 05 ist natürlich eine wahnsinnig große<br />
Herausforderung für uns. Wir freuen uns auf die anstehende<br />
Aufgabe, solche Spiele sind absolute Highlights für uns, für die<br />
Mannschaft, den Verein und natürlich auch unsere Fans. Wir<br />
reisen allerdings auch hier mit dem Ziel an, eine Runde weiter<br />
zu kommen. Und darauf bereiten wir uns vor. Ich bin überzeugt<br />
davon, dass das Trainerteam auch an diesem Abend einen Plan<br />
hat, wir werden selbstbewusst auftreten und versuchen, unser<br />
Spiel zu spielen.“<br />
Den Plan entwickeln soll Trainer Markus Anfang, den<br />
Plan umsetzen soll ein Kader, der die gute Aufstiegsstimmung<br />
jetzt in die zweite Liga auf den Rasen bringt. Die Taktik im<br />
Gegensatz zu früheren Zeiten: Nicht verwöhnte Ex-Stars,<br />
sondern hungrige Aufstiegshelden und Ergänzungen sollen<br />
es richten. Und sie tun es mit Erfolg. Besonders dank der