Landkreis Aichach-Friedberg - ganz persönlich
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ALTLANDRAT DR. THEODOR KÖRNER<br />
„MEIN“<br />
Wittelsbacher<br />
Land<br />
ALTLANDRAT DR. THEODOR KÖRNER<br />
Im Wittelsbacher Land bin ich daheim, es ist meine Heimat!<br />
Heimat, nicht nur gefühlt, Heimat erlebt und gelebt. Ganz im<br />
Sinne, wie es mein besonders geschätzter Schriftsteller, der<br />
Baden-Badener Reinhold Schneider, ausdrückt: „Heimat ist der<br />
Raum, in den man mit jedem Jahr tiefer eindringt.“ Jedes Lebensjahr<br />
hat sicherlich Akzente, die Heimat fühlen und erleben lassen. Komprimiert<br />
sind es die Jahre der Kindheit, der Jugend, des Studiums und der<br />
ersten Berufserfahrung, die das Gefühl für Heimat prägen – ein Gefühl,<br />
das den Raum Heimat nicht nur einfach lebenswert macht,<br />
sondern geradezu einlädt, für ihn gestaltend tätig zu werden.<br />
Die Kindheit prägte das Umfeld meiner Mutter, einer gebürtigen<br />
lnchenhofenerin. Sie stammte aus einem kleinen bäuerlichen Anwesen.<br />
Der bäuerliche Alltag bei der Großmutter und dem Onkel war bestimmt<br />
vom Kornmandl-Aufstellen über Kartoffelklauben bis hin zum<br />
Viehhüten und schaffte Bezug zum bäuerlich geprägten, an der Jahreszeit<br />
orientierten Denken der Menschen, Bezug zur Landschaft, im<br />
Wortsinn zur Bodenhaftung. Diese Bodenhaftung verstärkte ein einjähriges<br />
„Zwischenspiel“ im Internat, dem Oblatenkonvikt in Dillingen,<br />
umgeben von preußischen Patern und einer flachen Donaulandschaft<br />
mit viel Nebel, jeglicher gewohnten Freiheit beraubt. Da war der<br />
Wechsel zu den bayerischen Benediktinern bei St. Stephan in Augsburg<br />
wie die freie Luft in Beethovens Fidelio. Ich war einfach meinem<br />
geliebten Leahad, wie wir Einheimischen zu lnchenhofen, dem Wallfahrtsort<br />
St. Leonhard sagen, wieder näher und wieder öfter dort. Vor<br />
allem wieder bei meinen alten Schulfreunden.<br />
Die Jugendzeit prägte die Herkunft meines Vaters, der aus dem<br />
Gasthof „Zur Linde“ in <strong>Friedberg</strong> stammte und der sich nach der<br />
späten Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft dort neben<br />
seinem Hauptberuf als Eisenbahner engagierte. Es wurde ja jede Kraft<br />
gebraucht. Schon früh durfte ich in der Schänke mithelfen, Bier zapfen,<br />
Weizenbier einschenken. Nach der bäuerlichen „kleinen“ Welt<br />
erschloss sich mir eine städtische „große“ Welt mit Geschäftsleuten,<br />
wohlbestallten Handwerkern und Honoratioren mit jeweils strengen<br />
Privilegien, was ihre Weinpokale und Bierkrüge betraf; einfach eine<br />
liebenswerte, aus meiner Sicht ungetrübte Welt, auch eine Welt des<br />
ersten Trinkgelds. Dort geknüpfte Bekanntschaften sollten mir später<br />
auf meinem Weg hilfreich wieder begegnen. Auch dieser Erfahrungsbereich,<br />
so erfuhr ich, war eng verknüpft mit dem bäuerlichen Land,<br />
bezog doch mein Onkel für seine Metzgerei die wesentliche Grund-<br />
geb. 1941 in Inchenhofen, verheiratet, ein Sohn / 1962 Studium<br />
Philosophie und Recht an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU)<br />
München, 1967 Erstes Staatsexamen, Referendar, Tätigkeit bei<br />
Anwälten in Augsburg und <strong>Friedberg</strong>, 1971 Zweites Staatsexamen,<br />
Wissenschaftlicher Assistent an der Universität Augsburg / 1974<br />
Regierung von Schwaben, 1975 Landratsamt Augsburg / 1975 Promotion<br />
zum Dr. jur. an der LMU München / 1978 Stadtrat in <strong>Friedberg</strong>,<br />
Kreisrat in <strong>Aichach</strong> / 1980 Persönlicher Referent des Landtagspräsidenten,<br />
Regierungsdirektor, 1981 Verwaltungsdirektor bei der<br />
Bayerischen Verwaltungsschule, 1984 – 1989 Fraktionsvorsitzender<br />
Stadtrat und Stellvertreter des Landrats, 1989 – 2002 Landrat des<br />
<strong>Landkreis</strong>es <strong>Aichach</strong>-<strong>Friedberg</strong> / 2004 bis heute Rechtsanwalt<br />
lage seines Tuns direkt aus den Ställen von Landwirten seines Vertrauens<br />
aus der näheren Umgebung. Besonders in Erinnerung blieben gelegentliche<br />
Besuche meines Onkels beim Direktor der Pschorr-Bräu in<br />
München. Nicht nur, dass sich der Direktor ausführlich über den Alltag<br />
in <strong>Friedberg</strong> berichten ließ, für mich fiel bisweilen ein Taschenmesser<br />
ab, ein Statussymbol für jeden Buben auf dem Land.<br />
Die Studienzeit in der lärmend und un<strong>persönlich</strong> empfundenen<br />
Landeshauptstadt gab schließlich den Ausschlag, meine <strong>ganz</strong>en<br />
Bemühungen darauf zu richten, in „meinem“ <strong>Landkreis</strong> eine ständige<br />
Bleibe zu finden, nicht zuletzt deshalb, weil ich meine ersten beruflichen<br />
Schritte in einer, vom Inhaber liebevoll „Bauernkanzlei“ genannten,<br />
Anwaltskanzlei in <strong>Friedberg</strong> machen durfte. Es waren bleibende<br />
Eindrücke in den ländlichen Alltag, vor allem bei Fragen der Hofübergabe,<br />
des Vieh- und Getreidehandels. Und als mich der legendäre<br />
Landrat Dr. Franz-Xaver Frey in Augsburg noch dazu ermunterte, mich<br />
kommunalpolitisch, statt beim Staat, zu engagieren, war mein weiterer<br />
Weg vorgezeichnet.<br />
Meine Frau Franziska, eine Augsburgerin, zog mit und wir bezogen<br />
ein Reihenhaus in <strong>Friedberg</strong>, die Bekanntschaften aus der Schänke<br />
wuchsen zu Freundschaften, der damalige Landtagsabgeordnete, ein