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Landkreis Aichach-Friedberg - ganz persönlich

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PROF. DR. DR. PETER LÖW<br />

Georg von Hegnenberg, dem Dux, wie man ihn hier noch heute respektvoll<br />

nennt. Der hatte den deutschen Kaiser Karl V. bei der<br />

Schlacht von Tunis 1535 aus der Hand der Osmanen gerettet und wurde<br />

als Dank zum Goldritter und Heerführer des kaiserlichen Heeres erhoben.<br />

Die Hofmark wurde Erblehen. So wird das Wittelsbacher Land<br />

vom Norden bis zum Süden von altbaierischen Gebieten und Wittelsbacher<br />

Schlössern durchzogen, auch wenn manchmal nur noch die<br />

Steine, wie z. B. bei Beatae Mariae Virginis, von der prächtigen Vergangenheit<br />

künden. Augsburg-Ost wollten sie diese kulturträchtige und<br />

eigenständige Region taufen, 1972/73, provisorisch natürlich. Wir<br />

nennen Augsburg auch nicht <strong>Aichach</strong>-<strong>Friedberg</strong>-West.<br />

Wie schön das Land ist, wurde mir erst auf einer Ballonfahrt bewusst.<br />

Von Hofhegnenberg kommend blies uns ein freundlicher Wind<br />

aus Italien nach Norden. Hinter saftigen Wiesen und sanften Hügeln<br />

zogen die stolzen Städte vorbei, Mering mit der Pfarrkirche St. Michael<br />

samt Wehranlage, <strong>Friedberg</strong> mit seinem Schloss und den trutzigen<br />

Mauern, unter uns blitzte die Paar, der Lech grüßte aus der Ferne. Bei<br />

Sankt Afra im Felde soll die Heilige einst den Märtyrertod gefunden<br />

haben und die Wallfahrtskirche „Unseres Herrn Ruh“ ist eine der<br />

schönsten Rokokokirchen in Bayern. Von oben entwickelte sich eine romantische<br />

Landschaft, irgendwie surreal, klein und doch vertraut. Ich<br />

erinnerte mich unwillkürlich an ein Gedicht von Joseph Freiherr von<br />

Eichendorff: „Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus, flog durch<br />

die stillen Lande als flöge sie nach Haus.“ Dann setzte der Wind uns<br />

sachte ab.<br />

Nichts deutet heute mehr darauf hin, dass unser Wittelsbacher<br />

Land auch andere als friedliche Zeiten gesehen hat. Doch schon 955<br />

konnten die Ungarn nur in blutigen Schlachten am Lech aufgehalten<br />

werden, Teile der Kämpfe fanden wohl bei uns vor Mering statt. Und<br />

auch die Schweden trieben im 30-jährigen Krieg hier ihr Unwesen und<br />

zogen brennend und mordend durch das Land. Schloss Hofhegnenberg<br />

wäre beinahe selbst dem Brandschatzen zum Opfer gefallen – ja<br />

Kapelle St. Willibald in Hergertswiesen bei Eurasburg<br />

Möchte ich aber meine Ruhe und meinen Frieden finden, bleibe<br />

ich einfach im <strong>Landkreis</strong>, steige auf den Hofhegnenberger Burgfried<br />

und schaue auf die majestätischen Alpen und auf mein<br />

Wittelsbacher Land.<br />

hätte nicht die heilige Jungfrau Maria <strong>persönlich</strong> dem Treiben ein Ende<br />

gesetzt und, so berichtet die Legende, die schwedischen Horden in<br />

die Flucht geschlagen. Schloss Hofhegnenberg jedenfalls blieb als<br />

eines der wenigen Schlösser der Zeit unversehrt. Die heilige Maria verehren<br />

wir bis heute, aber natürlich nicht nur deswegen. Ein Land der<br />

Wunder braucht es manchmal auch in unserer Zeit.<br />

Fahre ich gen Westen über den Lech und weiter tief ins Schwabenland,<br />

merke ich wie die Welt sich immer mehr verändert. Es fehlen die<br />

bayerisch geprägten Dörfer, es wird anders gegessen,<br />

es wird anders gesprochen. Und wo sind die<br />

schmucken Dorfkirchen mit Engeln und Weihwasser,<br />

mit Marienfiguren und Opferkerzen? Und<br />

leuchtet der Himmel überhaupt noch in blau und<br />

weiß? Dann möchte ich am liebsten wieder umdrehen<br />

und heimfahren, dorthin, wo man sich zu Hause<br />

fühlt, dorthin, wo es gemütlich ist und man sich<br />

kennt. „Hier bin ich Mensch, hier darf ich‘s sein“, möchte man mit<br />

Goethe sagen. Als „Wittelsbacher Landler“ geht es einem eben gut.<br />

Zieht es mich in eine große Stadt, sind München und Augsburg nicht<br />

weit, möchte ich nach Westen oder Osten reisen, ist die A 8 gleich um<br />

die Ecke, strebe ich gar in die weite Welt, ist der Flughafen in München,<br />

manchmal auch der in Augsburg, <strong>ganz</strong> nahe. Möchte ich aber<br />

meine Ruhe und meinen Frieden finden, bleibe ich einfach im <strong>Landkreis</strong>,<br />

steige auf den Hofhegnenberger Burgfried und schaue auf die<br />

majestätischen Alpen und auf mein Wittelsbacher Land.

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