6_ 2017
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12 oder in 24 Unterteilungen gegliedert<br />
war, konnten die Kinder<br />
einen Zeiger jeden Tag eine Unterteilung<br />
weiterstellen. Oftmals waren<br />
diese Unterteilungen mit Texten<br />
von Liedern oder Bibelversen<br />
unterlegt.<br />
1904 erschien der Weihnachtskalender<br />
»Im Lande des Christkinds«.<br />
Er basierte auf einer Idee<br />
des Verlegers Gerhard Lang. Dieser<br />
frühe kommerzielle Kalender<br />
bestand aus zwei bedruckten Elementen:<br />
einem Bogen mit 24 Bildern<br />
zum Ausschneiden sowie<br />
einem Karton, auf dem auf 24 Feldern<br />
Verse abgedruckt waren, die<br />
Gerhard Lang selbst verfasst hatte.<br />
Jeden Tag schnitten die Kinder ein<br />
Bild aus und lasen einen Vers vor.<br />
Am 24. Dezember durfte dann das<br />
in Weiß gekleidete Christkind aufgeklebt<br />
werden. Gerhard Lang<br />
kann als »Vater« der Weihnachtskalender<br />
angesehen werden. Mit<br />
viel Leidenschaft entwickelte er<br />
zahlreiche Varianten, darunter<br />
auch solche, deren Törchen geöffnet<br />
werden konnten.<br />
Während des »Dritten Reiches«<br />
kam es zu einer Instrumentalisierung<br />
des Adventskalenders im Sinne<br />
der Ideologie der Nationalsozialisten.<br />
Anfang der 1940er-Jahre<br />
wurde der Druck von Bildkalendern<br />
als kriegsunwichtig eingestellt. Die<br />
NSDAP gab einen eigenen Kalender<br />
heraus, der aus einem kleinen<br />
Heft bestand. Es enthielt Erzählungen,<br />
Lieder und Mal- sowie Bastelvorschläge,<br />
die der nationalsozialistischen<br />
Ideologie folgten. Der Versuch<br />
der Nationalsozialisten, diese<br />
Tradition umzudeuten, scheiterte.<br />
Schon zu Weihnachten des Jahres<br />
1945 hingen in den Stuben wieder<br />
Adventskalender, die christliche<br />
Inhalte zeigten.<br />
Das Puppen- und Spielzeugmuseum<br />
Coesfeld bietet bis Mitte<br />
Januar 2018 die Gelegenheit, sich<br />
historische Adventskalender einmal<br />
genauer anzuschauen:<br />
»Wir präsentieren viele historische<br />
Adventskalender, die wir von<br />
einer Sammlerin zur Verfügung<br />
gestellt bekommen haben. Unsere<br />
Ausstellung zeigt verschiedene Systeme<br />
von Adventskalendern – so<br />
zum Beispiel jene, die über ein kleines<br />
Rädchen verfügten. Drehte das<br />
Kind an diesem Rädchen, so veränderte<br />
sich das angezeigte Motiv.<br />
Aber auch komplexere Adventskalender,<br />
künstlerisch aufwendig<br />
gestaltet und mit kleinen Büchlein<br />
versehen, können bei uns bewundert<br />
werden. Sehr interessant sind<br />
zudem die alten Abriss-Adventskalender,<br />
bei denen ein Törchen<br />
geöffnet oder abgerissen wird und<br />
hinter denen sich liebliche kleine<br />
Zeichnungen befinden. Und wir<br />
bieten in unserer Ausstellung den<br />
Interessierten die Möglichkeit, sich<br />
ein Bild von der Vielseitigkeit der<br />
Adventskalender zu machen und<br />
Spannendes zu entdecken.«<br />
Das Puppen- und Spielzeugmuseum<br />
ist mittwochs, samstags und<br />
sonntags von 14.30 bis 17.30 Uhr<br />
geöffnet. Sonderführungen können<br />
unter der Rufnummer (0 25 41)<br />
7 0912 telefonisch vereinbart werden.<br />
Das Museum ist in der Walkenbrückenstraße<br />
25 beheimatet.<br />
Blutegel – Wunderwerke mit Biss<br />
Sie sind verkannte Tiere, leiden unter<br />
einem schlechten Ruf und lösen bei den<br />
meisten Menschen ein Ekelgefühl aus.<br />
Und trotzdem kann man sie als kleine Heiler<br />
der Natur bezeichnen, als »lebende<br />
Arznei«, die Heilungsprozesse unterstützen<br />
kann: Blutegel!<br />
»Wäre bekannter, wie nützlich diese<br />
Tiere im Heilungsprozess sein können, würde<br />
man positiver über sie denken«, schildert<br />
Regina Leonhardt, Geschäftsführerin<br />
von MEDIAL – Praxis für Naturheilkunde<br />
und Physiotherapie in Rosendahl-Darfeld.<br />
»Der Biss der kleinen Tiere kann nicht nur<br />
Schmerzen lindern und Entzündungen heilen,<br />
sondern er kann sogar Thrombosen<br />
auflösen.« Doch das sind nicht die einzigen<br />
Anwendungsgebiete: »Das Sekret des<br />
Blutegels kann bei Erkrankungen helfen,<br />
die mit Durchblutungsstörungen im Zusammenhang<br />
stehen, wie zum Beispiel bei<br />
Gefäßerkrankungen. Aber die Tiere können<br />
auch bei Migräne, Rheuma, Bandscheibenvorfällen<br />
und Sehnenscheidenentzündungen<br />
helfen. Auch bei Tinnitus kommen die<br />
Tiere zum Einsatz und können dieses Leiden<br />
lindern.«<br />
Doch wie genau können diese Tiere, die<br />
in Nahaufnahme aussehen, als seien sie der<br />
Fantasie eines Horrorautors entsprungen,<br />
den Heilungsprozess positiv beeinflussen?<br />
»Das Geheimnis liegt in ihrem Sekret, das<br />
sie in die Bisswunde geben. Darin ist eine<br />
Vielzahl an Stoffen enthalten, die auf sehr<br />
unterschiedliche Weise heilsam sein können.<br />
Zum einen enthält es den Gerinnungshemmer<br />
Hirudin, der dafür sorgt, dass die<br />
Bisswunde bis zu 24 Stunden nachblutet.<br />
Dieser Stoff kann aber auch entzündungshemmend<br />
wirken. Ebenso der Stoff Eglin,<br />
der im Speichel des Blutegels vorkommt.<br />
Der Stoff Bdellin wiederum vermag enzymhemmend<br />
zu wirken, und schließlich kann<br />
der im Speichel enthaltene Wirkstoff Destabilase<br />
zur Auflösung von Blutgerinnseln<br />
führen.«<br />
Blutegel sind wahre Feinschmecker. Das<br />
Blut starker Raucher ist ihr Ding nicht. Und<br />
auch Reste von Duschgels oder Salben auf<br />
der Haut entsprechen nicht ihrem Geschmack.<br />
»Viele meiner Patienten äußern<br />
vor der ersten Behandlung mit Blutegeln<br />
die Angst, dass das Tier auf ihrem Körper<br />
herumkriechen und in Körperöffnungen<br />
eindringen könnte. Aber das passiert nicht,<br />
denn beim Ansetzen fixiere ich den Blutegel<br />
mit einem kleinen Gläschen. Es kann<br />
keiner entwischen.«<br />
Medizinische Blutegel werden eigens<br />
gezüchtet und unterliegen strengen rechtlichen<br />
Vorgaben.<br />
»Die Zusammenarbeit mit einem medizinischen<br />
Blutegel ist kurz. Er wird nur einmal<br />
eingesetzt. Auch wenn diese Tiere in<br />
der freien Natur ein Alter von bis zu dreißig<br />
Jahren erreichen können, ist die Lebenszeit<br />
eines medizinischen Blutegels doch sehr<br />
begrenzt. In der Regel wird er nach der<br />
Behandlung getötet. Allerdings geht man<br />
mittlerweile dazu über, die Tiere nicht sofort<br />
zu töten, sondern man setzt sie in eine<br />
Art Rentnerbecken, wo sie dann noch viele<br />
Jahre leben«, erklärt Regina Leonhardt.<br />
Haben Sie Fragen zur Blutegeltherapie?<br />
Dann kontaktieren Sie Regina Leonhardt<br />
unter der Rufnummer (0 25 45) 9190 00.<br />
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