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12 oder in 24 Unterteilungen gegliedert<br />

war, konnten die Kinder<br />

einen Zeiger jeden Tag eine Unterteilung<br />

weiterstellen. Oftmals waren<br />

diese Unterteilungen mit Texten<br />

von Liedern oder Bibelversen<br />

unterlegt.<br />

1904 erschien der Weihnachtskalender<br />

»Im Lande des Christkinds«.<br />

Er basierte auf einer Idee<br />

des Verlegers Gerhard Lang. Dieser<br />

frühe kommerzielle Kalender<br />

bestand aus zwei bedruckten Elementen:<br />

einem Bogen mit 24 Bildern<br />

zum Ausschneiden sowie<br />

einem Karton, auf dem auf 24 Feldern<br />

Verse abgedruckt waren, die<br />

Gerhard Lang selbst verfasst hatte.<br />

Jeden Tag schnitten die Kinder ein<br />

Bild aus und lasen einen Vers vor.<br />

Am 24. Dezember durfte dann das<br />

in Weiß gekleidete Christkind aufgeklebt<br />

werden. Gerhard Lang<br />

kann als »Vater« der Weihnachtskalender<br />

angesehen werden. Mit<br />

viel Leidenschaft entwickelte er<br />

zahlreiche Varianten, darunter<br />

auch solche, deren Törchen geöffnet<br />

werden konnten.<br />

Während des »Dritten Reiches«<br />

kam es zu einer Instrumentalisierung<br />

des Adventskalenders im Sinne<br />

der Ideologie der Nationalsozialisten.<br />

Anfang der 1940er-Jahre<br />

wurde der Druck von Bildkalendern<br />

als kriegsunwichtig eingestellt. Die<br />

NSDAP gab einen eigenen Kalender<br />

heraus, der aus einem kleinen<br />

Heft bestand. Es enthielt Erzählungen,<br />

Lieder und Mal- sowie Bastelvorschläge,<br />

die der nationalsozialistischen<br />

Ideologie folgten. Der Versuch<br />

der Nationalsozialisten, diese<br />

Tradition umzudeuten, scheiterte.<br />

Schon zu Weihnachten des Jahres<br />

1945 hingen in den Stuben wieder<br />

Adventskalender, die christliche<br />

Inhalte zeigten.<br />

Das Puppen- und Spielzeugmuseum<br />

Coesfeld bietet bis Mitte<br />

Januar 2018 die Gelegenheit, sich<br />

historische Adventskalender einmal<br />

genauer anzuschauen:<br />

»Wir präsentieren viele historische<br />

Adventskalender, die wir von<br />

einer Sammlerin zur Verfügung<br />

gestellt bekommen haben. Unsere<br />

Ausstellung zeigt verschiedene Systeme<br />

von Adventskalendern – so<br />

zum Beispiel jene, die über ein kleines<br />

Rädchen verfügten. Drehte das<br />

Kind an diesem Rädchen, so veränderte<br />

sich das angezeigte Motiv.<br />

Aber auch komplexere Adventskalender,<br />

künstlerisch aufwendig<br />

gestaltet und mit kleinen Büchlein<br />

versehen, können bei uns bewundert<br />

werden. Sehr interessant sind<br />

zudem die alten Abriss-Adventskalender,<br />

bei denen ein Törchen<br />

geöffnet oder abgerissen wird und<br />

hinter denen sich liebliche kleine<br />

Zeichnungen befinden. Und wir<br />

bieten in unserer Ausstellung den<br />

Interessierten die Möglichkeit, sich<br />

ein Bild von der Vielseitigkeit der<br />

Adventskalender zu machen und<br />

Spannendes zu entdecken.«<br />

Das Puppen- und Spielzeugmuseum<br />

ist mittwochs, samstags und<br />

sonntags von 14.30 bis 17.30 Uhr<br />

geöffnet. Sonderführungen können<br />

unter der Rufnummer (0 25 41)<br />

7 0912 telefonisch vereinbart werden.<br />

Das Museum ist in der Walkenbrückenstraße<br />

25 beheimatet.<br />

Blutegel – Wunderwerke mit Biss<br />

Sie sind verkannte Tiere, leiden unter<br />

einem schlechten Ruf und lösen bei den<br />

meisten Menschen ein Ekelgefühl aus.<br />

Und trotzdem kann man sie als kleine Heiler<br />

der Natur bezeichnen, als »lebende<br />

Arznei«, die Heilungsprozesse unterstützen<br />

kann: Blutegel!<br />

»Wäre bekannter, wie nützlich diese<br />

Tiere im Heilungsprozess sein können, würde<br />

man positiver über sie denken«, schildert<br />

Regina Leonhardt, Geschäftsführerin<br />

von MEDIAL – Praxis für Naturheilkunde<br />

und Physiotherapie in Rosendahl-Darfeld.<br />

»Der Biss der kleinen Tiere kann nicht nur<br />

Schmerzen lindern und Entzündungen heilen,<br />

sondern er kann sogar Thrombosen<br />

auflösen.« Doch das sind nicht die einzigen<br />

Anwendungsgebiete: »Das Sekret des<br />

Blutegels kann bei Erkrankungen helfen,<br />

die mit Durchblutungsstörungen im Zusammenhang<br />

stehen, wie zum Beispiel bei<br />

Gefäßerkrankungen. Aber die Tiere können<br />

auch bei Migräne, Rheuma, Bandscheibenvorfällen<br />

und Sehnenscheidenentzündungen<br />

helfen. Auch bei Tinnitus kommen die<br />

Tiere zum Einsatz und können dieses Leiden<br />

lindern.«<br />

Doch wie genau können diese Tiere, die<br />

in Nahaufnahme aussehen, als seien sie der<br />

Fantasie eines Horrorautors entsprungen,<br />

den Heilungsprozess positiv beeinflussen?<br />

»Das Geheimnis liegt in ihrem Sekret, das<br />

sie in die Bisswunde geben. Darin ist eine<br />

Vielzahl an Stoffen enthalten, die auf sehr<br />

unterschiedliche Weise heilsam sein können.<br />

Zum einen enthält es den Gerinnungshemmer<br />

Hirudin, der dafür sorgt, dass die<br />

Bisswunde bis zu 24 Stunden nachblutet.<br />

Dieser Stoff kann aber auch entzündungshemmend<br />

wirken. Ebenso der Stoff Eglin,<br />

der im Speichel des Blutegels vorkommt.<br />

Der Stoff Bdellin wiederum vermag enzymhemmend<br />

zu wirken, und schließlich kann<br />

der im Speichel enthaltene Wirkstoff Destabilase<br />

zur Auflösung von Blutgerinnseln<br />

führen.«<br />

Blutegel sind wahre Feinschmecker. Das<br />

Blut starker Raucher ist ihr Ding nicht. Und<br />

auch Reste von Duschgels oder Salben auf<br />

der Haut entsprechen nicht ihrem Geschmack.<br />

»Viele meiner Patienten äußern<br />

vor der ersten Behandlung mit Blutegeln<br />

die Angst, dass das Tier auf ihrem Körper<br />

herumkriechen und in Körperöffnungen<br />

eindringen könnte. Aber das passiert nicht,<br />

denn beim Ansetzen fixiere ich den Blutegel<br />

mit einem kleinen Gläschen. Es kann<br />

keiner entwischen.«<br />

Medizinische Blutegel werden eigens<br />

gezüchtet und unterliegen strengen rechtlichen<br />

Vorgaben.<br />

»Die Zusammenarbeit mit einem medizinischen<br />

Blutegel ist kurz. Er wird nur einmal<br />

eingesetzt. Auch wenn diese Tiere in<br />

der freien Natur ein Alter von bis zu dreißig<br />

Jahren erreichen können, ist die Lebenszeit<br />

eines medizinischen Blutegels doch sehr<br />

begrenzt. In der Regel wird er nach der<br />

Behandlung getötet. Allerdings geht man<br />

mittlerweile dazu über, die Tiere nicht sofort<br />

zu töten, sondern man setzt sie in eine<br />

Art Rentnerbecken, wo sie dann noch viele<br />

Jahre leben«, erklärt Regina Leonhardt.<br />

Haben Sie Fragen zur Blutegeltherapie?<br />

Dann kontaktieren Sie Regina Leonhardt<br />

unter der Rufnummer (0 25 45) 9190 00.<br />

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