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Das Coburger Land - ganz persönlich

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eggen musste, damit man die Fußspuren Geflüchteter erkennen konnte, in plötzlichem<br />

Entschluss über die Grenze geflohen, als auf westdeutscher Seite bayerische Grenzpolizisten<br />

auftauchten?<br />

Heute weisen nur noch Schilder<br />

auf den früheren Eisernen Vorhang<br />

bei Holzhausen hin.<br />

Hat nicht ein anderer Bauer, der nachts im Grenzgebiet ernten durfte, heimlich seine<br />

Verwandten in Lempertshausen besucht und ist im Morgengrauen zurückgeschlichen<br />

durch Stacheldraht und Minenfeld? Und haben nicht dummerweise seine Westverwandten<br />

Stunden später „drüben“ angerufen und gefragt, ob ihr Vetter oder Neffe unbeschadet<br />

zu Hause eingetroffen sei, nicht ahnend, dass das Telefongespräch abgehört wurde? Auch<br />

die Webers Alma, die Großmutter meines Freundes Erhard Leicht, war einmal beim Reisigsammeln<br />

auf die Thüringer Seite geraten und dort festgenommen worden. Noch während<br />

des Verhörs hielt sie krampfhaft einen derben Stock, den sie nicht hergeben wollte,<br />

den brauchte sie noch für ihren „Göker“. Bereitgestelltes Essen, denn das Verhör gegen<br />

die „Agentin der Bonner Ultras“ dauerte Stunden, wies sie trotz ihres Hungers zurück:<br />

„Des könnt ja vergift sei!“ Ihr Enkel durfte sie dann an der Grenze bei Adelhausen abholen.<br />

Einmal haben drei Betrunkene aus Hildburghausen in der Nacht die Grenzzäune bei<br />

Adelhausen überstiegen und sind in Roßfeld angekommen. Dort trafen sie morgens um 3<br />

Uhr den Milchfahrer aus Rodach, der bei den Bauern die frischgemolkene Milch abholte.<br />

Der erzählte ihnen dann, im letzten Abschnitt der Grenze vor dem letzten Zaun, wo sie<br />

schon gesungen hatten vor Glück, weil sie gehofft hätten, schon „den Westen“ erreicht zu<br />

haben, da lägen die Minen, die sie hätten zerfetzen können. Da erschraken sie noch nachträglich.<br />

Im Sommer 1967 lebte ich während der Semesterferien für einige Wochen bei meiner<br />

Großmutter in Coburg. Als ich ihr erklärte, am 25. August, dem dritten Jahrestag meiner<br />

Befreiung aus dem Zuchthaus Waldhain in Sachsen, nach Rodach fahren und beim<br />

Straufhain an der Grenze entlanggehen zu wollen, packte sie das blanke Entsetzen. Ich<br />

sollte doch an Dr. Joachim Holz denken, unseren früheren Hausarzt in Rodach, der hätte<br />

sich einmal mit seiner Frau hinterm Georgenberg im Wald verirrt. Sie hätten stunden-

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