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RUBR IK<br />
PALAIS HABER<br />
GESCHICHTE DES SCHEIBENSCHLÖSSCHENS<br />
Der Werkmeister Ludwig Britsch erwarb 1853 das Grundstück<br />
und errichtete hier bis 1855 nach eigenen Planungen<br />
ein herrschaftliches Gebäude mit Seitenflügel, Hof und<br />
Garten. Das Gebäude verkaufte Britsch dann bereits 1855<br />
für 40.000 Gulden an den bedeutenden Karlsruher Bankier<br />
Moritz Salomon von Haber (1798-1874), der es für seinen<br />
Sohn Heinrich erwarb. Heinrich von Haber (geboren 1824)<br />
diente als österreichischer Offizier in der nahen Bundesfestung<br />
Rastatt und behielt das Gebäude bis zu seiner Übersiedlung<br />
nach Paris im Jahre 1880. Sein Vater, Moritz Salomon<br />
von Haber, hatte als Karlsruher Großfinanzier und<br />
Berater des großherzoglichen Paares in den frühen 1840er<br />
Jahren im Mittelpunkt der von Ehrenhändeln und öffentlichem<br />
Aufruhr begleiteten „Haber-Affäre“ gestanden.<br />
Seit 1880 war das Haus im Besitz des Arztes Dr. Emil<br />
Knecht, der 1899 Stallungen und Remise zur Wohnnutzung<br />
umbauen ließ. Nach dem 1920 erfolgten Erwerb führten die<br />
renommierten Architekten Scherzinger und Härke als neue<br />
Eigentümer 1926 neben kleineren Grundrissveränderungen<br />
einen Ausbau des Dachgeschosses durch. Auch wurde 1935<br />
nach eigenem Entwurf eine Haustüre eingesetzt, zumal der<br />
Zugang vorher nur über die Torfahrt möglich gewesen war.<br />
Bei dem Anwesen handelt es sich um ein besonders gutes<br />
und gut erhaltenes Beispiel des privatwirtschaftlichen, gehobenen<br />
Wohnungsbaus in der Blütezeit der europäischen<br />
Kurstadt Baden-Baden.<br />
Der zu Wohlstand gekommene Werkmeister Ludwig Britsch<br />
(gestorben 1856) schuf hier auf einem topographisch ungünstigen<br />
Eckgrundstück in Hanglage mit großem Geschick<br />
ein repräsentatives Stadtpalais. Beispielhaft führte Britsch<br />
vor, welches die ästhetischen und lebensweltlichen Bedürfnisse<br />
der europaweit in das Modebad zuziehenden aristokratischen<br />
und großbürgerlichen Oberschicht waren.<br />
Ludwig Britsch, der den Titel „Werkmeister” führte, entwickelte<br />
sich in den 1830er und 1840er Jahren zum erfolgreichsten<br />
lokalen Baumeister in Baden-Baden. Formal von<br />
der Karlsruher Bauschule – unter dem allmächtigen Heinrich<br />
Hübsch – beeinflusst, führte er in der Kurstadt eine<br />
Reihe von Um- und Neubauten durch, die in den Stadtgeschichtlichen<br />
Sammlungen Baden-Baden dokumentiert sind,<br />
darunter sogar einige Hotelbauten. Von der Hand des Ludwig<br />
Britsch stammen weiterhin sein eigenes Wohnhaus in<br />
der Stephanienstraße 14 (1835), das Fürstenbergische Palais<br />
(Stephanienstraße 15, 1833/34), das Haus Stephanienstr. 16<br />
(1832-35) und die Villa von Bose (Stephanienstr. 13, 1853).<br />
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