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Tassilo, Ausgabe Januar/Februar 2018 - Das Magazin rund um Weilheim und die Seen

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neun, also in einem Alter, wo man<br />

sich ernsthaft <strong>die</strong> Frage stellen<br />

muss, ob so ein intensives Amt aus<br />

Sicht einer Mutter überhaupt zu<br />

verantworten ist. Mein Mann war<br />

<strong>und</strong> ist auch Beamter bei der Landeshauptstadt<br />

München. Damals<br />

haben wir uns <strong>die</strong> Elternzeit geteilt,<br />

was gut funktioniert hat. Ich<br />

habe das Glück, einen Mann zu haben,<br />

der sich immer gerne <strong>um</strong> <strong>die</strong><br />

Kinder kümmert. Letztlich war <strong>die</strong><br />

Entscheidung für eine Kandidatur<br />

insofern gut, weil ich nochmals<br />

etwas Neues in Angriff genommen<br />

habe.<br />

Mit der Familie geklärt, dann ja gesagt,<br />

dann kandi<strong>die</strong>rt. Wie haben<br />

<strong>die</strong> Bürger reagiert?<br />

„Wer is ’n des?“ Eine Münchnerin,<br />

<strong>die</strong> jetzt bei uns Bürgermeisterin<br />

werden will? Dabei war ich ja nie<br />

eine Münchnerin, habe nicht einen<br />

Tag in München gewohnt. Stattdessen<br />

bis zur Bürgermeisterwahl<br />

schon 17 Jahre in Penzberg. Als<br />

Pendlerin habe ich vom Wohnort<br />

tatsächlich nicht viel mitbekommen.<br />

Aber als zweifache Mutter<br />

ist man ständig mit anderen Eltern<br />

<strong>und</strong> verschiedenen Organisationen<br />

zusammen – so entstand ganz<br />

schnell ein Netzwerk. Und aus der<br />

Schlafstadt wurde schließlich eine<br />

richtige Heimat.<br />

Sie haben mit 53,78 Prozent der<br />

Stimmen gleich im ersten Wahlgang<br />

gewonnen, sich durchgesetzt<br />

gegen Richard Kreuzer <strong>und</strong> Wolfgang<br />

Sacher, damals zwei Haudegen<br />

der Penzberger Politik. Hat Sie<br />

der doch recht deutliche Wahlerfolg<br />

überrascht?<br />

Während des Wahlkampfs wurde<br />

mein Ehrgeiz geweckt <strong>und</strong> ich<br />

habe mir gedacht, war<strong>um</strong> meinen<br />

<strong>die</strong> beiden eigentlich, dass sie das<br />

besser können als ich. Den Bürgern<br />

habe ich offensichtlich den<br />

glaubhaften, ehrlichen Eindruck<br />

vermittelt, dass ich mich z<strong>um</strong> Wohl<br />

unserer Stadt einsetzen will. Jetzt<br />

sitze ich knapp vier Jahre später in<br />

meinem Amtszimmer <strong>und</strong> bin der<br />

Meinung, dass ich das Versprechen<br />

auch halten konnte, weil seither<br />

viel passiert ist.<br />

Reiben Sie sich gerade wegen des<br />

Erfolgs manchmal verw<strong>und</strong>ert <strong>die</strong><br />

Augen, wenn Sie ihren beeindruckenden<br />

Lebenslauf Revue passieren<br />

lassen?<br />

Wegen Familiennachzugs bin ich<br />

1970 im Alter von knapp zwei Jahren<br />

von Siebenbürgen mit meiner<br />

Familie nach Deutschland gekommen.<br />

Eine reiche Tante aus Amerika,<br />

<strong>die</strong> dort eine große Rinderfarm<br />

führte, hat uns aus Siebenbürgen<br />

freigekauft. Damals ist wirklich viel<br />

Geld geflossen. Es gibt sogar ein<br />

Buch über unsere Familie mit dem<br />

Titel „Der Befreiungsplan“. Aufgewachsen<br />

<strong>und</strong> bis z<strong>um</strong> Abitur zur<br />

Schule gegangen bin ich in Geretsried,<br />

dann nach Hof z<strong>um</strong> Stu<strong>die</strong>ren,<br />

wo ich auch meinen späteren<br />

Mann aus Murnau kennengelernt<br />

habe. Nach erster gemeinsamer<br />

Zeit in der Dachgeschosswohnung<br />

bei meinen Eltern haben wir uns<br />

etwas Gemeinsames gesucht <strong>und</strong><br />

sind so auf Penzberg gestoßen. Da<br />

wir beide in München arbeiteten,<br />

musste der Arbeitsplatz für uns<br />

gut erreichbar sein. Außerdem<br />

suchten wir für <strong>die</strong> Planung einer<br />

Familie einen Ort mit guter Infrastruktur.<br />

Penzberg war damals wie<br />

heute perfekt für uns beide. 20<br />

Autominuten nach Murnau, wo<br />

mein Mann aufgewachsen ist. 20<br />

Autominuten nach Geretsried, wo<br />

ich aufgewachsen bin. Und 35 Autominuten<br />

nach München.<br />

Die Pendlerei nach München ist für<br />

Sie als Bürgermeisterin inzwischen<br />

Geschichte. Wie kommen Sie mit<br />

den Penzberger Stadtratsmitgliedern,<br />

wie mit den Parteien aus?<br />

Die erste Halbzeit war in hohem<br />

Maße arbeitsintensiv, aber eher<br />

unaufgeregt. Mein Credo, ein Miteinander<br />

im Stadtrat zu pflegen,<br />

ist mir sehr wichtig. Wobei ich den<br />

Eindruck habe, dass es bei den<br />

Fraktionen zunehmend auch <strong>um</strong>s<br />

Profilieren geht. Vermutlich, <strong>um</strong><br />

sich für <strong>die</strong> nächste Wahl 2020 in<br />

Position zu bringen.<br />

Sie haben ja für <strong>die</strong> SPD kandi<strong>die</strong>rt,<br />

sind aber parteilos.<br />

Ganz genau. <strong>Das</strong> ist ein großer Vorteil.<br />

Es muss natürlich eine starke<br />

SPD geben, <strong>die</strong> mich schließlich<br />

auch aufgestellt hat. Aber es muss<br />

auch eine starke Bürgermeisterin<br />

geben. <strong>Das</strong> ist dann der Fall, wenn<br />

sie Mehrheiten auf sich vereinigen<br />

kann. Da <strong>die</strong> SPD bei uns keine<br />

absolute Mehrheit hat, brauche<br />

ich im Stadtrat so oder so auch <strong>die</strong><br />

Stimmen aus den anderen Fraktionen,<br />

sonst könnte ich unsere<br />

Beschlüsse nicht durchbringen.<br />

januar / februar <strong>2018</strong> | 11

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