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Ihr Regionalmagazin „tassilo“ klärt auf …<br />
Segnung, Weihe<br />
oder Einweihung?<br />
<strong>Tassilo</strong>land | Einweihung des neuen<br />
Kinderspielplatzes, des neuen<br />
Hortes, des neuen Feuerwehrhauses,<br />
des neuen Schwimmbades,<br />
der neuen Umgehungsstraße.<br />
<strong>Das</strong> sind fünf von unzähligen Beispielen,<br />
<strong>die</strong> diversen Einladungsschreiben<br />
oder Zeitungsberichten<br />
zu entnehmen sind. Was <strong>die</strong> Wenigsten<br />
wissen: Diese Meldungen<br />
sind falsch. Zwar existiert der<br />
Begriff „Einweihung“ im Duden<br />
<strong>und</strong> wird auf der ein oder anderen<br />
Plattform als „Festakt zur Eröffnung<br />
oder Inbetriebnahme von<br />
Gebäuden oder technischen Einrichtungen“<br />
beschrieben. Bedenkt<br />
man allerdings, dass sich das Wort<br />
„Einweihen“ von „Weihe“ ableitet,<br />
dürfte es bei Neueröffnungen<br />
oder Inbetriebnahmen keine Verwendung<br />
finden. Weder Spielplatz<br />
noch Hort noch Feuerwehrhaus<br />
können im Wortsinne eingeweiht<br />
werden. Martin Bestele, Pfarrer<br />
der Gemeinden Pähl, Raisting <strong>und</strong><br />
Wielenbach, bestätigt das: „Die<br />
Weihe ist ganz <strong>und</strong> gar dem gottes<strong>die</strong>nstlichen<br />
Ra<strong>um</strong> zugeordnet<br />
<strong>und</strong> nicht dem gewöhnlichen, alltäglichen.“<br />
Will heißen: Geweihte<br />
Menschen oder Gegenstände sind<br />
einem rein religiösen Gebrauch<br />
bestimmt. Kirchen, Altäre <strong>und</strong><br />
Kerzen sind klassische Gegenstände,<br />
<strong>die</strong> geweiht werden. Bischöfe,<br />
Priester, Diakone, Mönche, Nonnen<br />
oder Äbte sind Personen, <strong>die</strong><br />
geweiht werden – <strong>und</strong> dann im<br />
Sinne oder Auftrag Gottes leben,<br />
arbeiten <strong>und</strong> handeln.<br />
Segen <strong>die</strong>nt<br />
alltäglichem Leben<br />
Generell dürfen eine Weihe nur<br />
Bischöfe, Priester <strong>und</strong> Diakone des<br />
römisch-katholischen Glaubens<br />
ausführen. „Weil es<br />
sich bei der Weihe<br />
<strong>um</strong> einen besonderen<br />
religiösen Akt<br />
handelt, der sozusagen<br />
<strong>die</strong> Bevollmächtigung<br />
von<br />
Gott voraussetzt“,<br />
sagt Martin Bestele.<br />
Meist findet sie<br />
in Form eines Gebets<br />
mit Kreuzzeichen<br />
statt, gepaart<br />
mit Zeichen <strong>und</strong><br />
Riten, unter anderem Handauflegung,<br />
Salbung mit Öl, Besprengung<br />
mit Weihwasser <strong>und</strong> Einräuchern<br />
mit Weihrauch. Während<br />
kleinere, religiöse Gegenstände<br />
wie Kerzen oder Heiligenfiguren<br />
vom Priester oder Diakon geweiht<br />
werden dürfen, sind „höhere“<br />
Weihungen ausschließlich dem<br />
Bischof vorbehalten: Altar, Kapelle,<br />
Friedhof, Kirchenglocke <strong>und</strong><br />
<strong>Weilheim</strong>s Pfarrer Dr. Adalbert Mayer <strong>und</strong> Mesner<br />
<strong>Tassilo</strong> Kraus segnen einen Adventskranz.<br />
Priester, <strong>um</strong> einige Beispiele zu<br />
nennen.<br />
In Sachen Segnung sieht das<br />
ganz anders aus. Die darf jeder<br />
gläubige Bürger römisch-katholischen<br />
Glaubens ausüben. Einige<br />
„Segens-Beispiele“ aus dem alltäglichen<br />
Leben: Eltern, <strong>die</strong> ihren<br />
Kindern vor dem Einschlafen ein<br />
Kreuzzeichen auf <strong>die</strong> Stirn setzen,<br />
damit sie gut, ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> wohl-<br />
Fahrzeuge wie <strong>die</strong>se Oldtimer werden im alltäglichen Leben eingesetzt<br />
<strong>und</strong> damit gesegnet, nicht geweiht.<br />
42 | tassilo