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allem Regieführen Teamarbeit sind. Er hat sich, wohl auch aus<br />
schlechten Erfahrungen, immer nur auf sich selbst verlassen<br />
wollen und selbst die wohlmeinendsten Ratschläge ignoriert.<br />
Eine etwas verquere Selbstwahrnehmung steht ihm vielleicht<br />
obendrein im Weg. Bis heute hält er sich für eine Art Wiedergänger<br />
von James Dean. Dabei hat er eher etwas von der<br />
tragischen Diva Norma Desmond aus „Sunset Boulevard“.<br />
„VERFÜHRERISCH<br />
UND FESSELND “<br />
VARIETY<br />
Hat er sich eigentlich irgendwie eingemischt in die<br />
Arbeit an „The Disaster Artist“?<br />
Eigentlich nicht wirklich. Tommy verhält sich eigentlich grundsätzlich<br />
anders, als man es erwartet, und zu meiner Überraschung<br />
hat er sich größtenteils rausgehalten aus unserem<br />
Projekt. Ich habe ihn aber auch meinerseits ganz bewusst<br />
kaum involviert. Als Grundlage dienten mir Gregs Buch und<br />
allerlei Aufnahmen, die er damals bei Tommy eingesteckt hat.<br />
Jede Menge sehr persönliche Monologe und Gedanken, die<br />
Tommy auf Autofahrten durch Los Angeles aufgenommen<br />
hatte, lange bevor er „The Room“ tatsächlich gedreht hat. Das<br />
einzige, worauf Tommy vertraglich pochte, war, dass er in einer<br />
Szene unseres Films mitspielen kann.<br />
Darauf haben Sie sich eingelassen?<br />
Ja, allerdings ist die jetzt im Kino erst am Ende des Abspanns<br />
zu sehen. (lacht) Das war nicht von Anfang an der Plan, wir<br />
haben uns schon Mühe gegeben, ihn wirklich zu integrieren.<br />
Aber wann immer wir eine Idee hatten, bestand er darauf, dass<br />
es eine Szene mit mir sein musste – was wir wiederum nicht<br />
wollen, denn der echte Tommy im Gespräch mit dem Film-<br />
Tommy, das passte einfach nicht zu unserer Vision. Wir drehten<br />
sie, doch zwischenzeitlich sah es so aus, als würde die Szene<br />
der Schere zum Opfer fallen. Doch als wir dann noch einmal<br />
mit ihm verhandeln mussten, um Originalsequenzen aus „The<br />
Room“ im Abspann verwenden zu dürfen, hatte er plötzlich<br />
ein Druckmittel in der Hand. Und so fanden wir schließlich<br />
die Lösung, die Szene quasi als Extra-Schmankerl nach dem<br />
Abspann zu zeigen.<br />
Glauben Sie eigentlich, dass Wiseau jemals einen weiteren<br />
Film inszenieren wird?<br />
Wenn es nach ihm geht, auf jeden Fall. Er erzählte mir von<br />
seinem nächsten Projekt „American Stud“. Inspiriert von „American<br />
Gigolo“ mit Richard Gere, nur mit schwulem Sex. So hat<br />
er es beschrieben. Und er meinte, das sei kontrovers, warum<br />
auch immer. Aber er hat so begeistert davon berichtet, dass<br />
Seth Rogen und ich ihm versprochen haben, kleine Rollen darin<br />
zu übernehmen. Einfach aus Spaß. Wobei ich mir noch nicht<br />
wirklich vorstellen kann, dass der Film auch Wirklichkeit wird,<br />
denn dafür muss er nach eigenen Worten 20 Millionen Dollar<br />
auftreiben.<br />
Apropos schwuler Sex: Zwischen Tommy und Greg<br />
knistert es in „The Disaster Artist“ durchaus ein bisschen.<br />
War das komisch zu spielen, schließlich war Ihr<br />
Gegenüber Ihr eigener Bruder Dave?<br />
Moment, Moment, das Stichwort Sex ist hier ja schon mal<br />
ganz falsch. Wir wollen niemanden auf die falsche Fährte<br />
führen. Und das wäre mir mit Dave dann vielleicht wirklich<br />
etwas zu schräg geworden. Aber ich glaube auch nicht, dass<br />
Tommy Greg wirklich körperlich näherkommen wollte. Er war<br />
nur einfach sein einziger Vertrauter. Von daher ist das für mich<br />
keine Liebesgeschichte oder so, sondern eher eine emotional<br />
durchaus aufgeladene Bromance!<br />
*Interview: Jonathan Fink<br />
Das ganze Interview gibt es auf www.blu.fm.