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rik Februar 2018

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GESUNDHEIT<br />

SCHLAU ZU HIV<br />

mit Dr. Nazifa Qurishi<br />

In unserer HIV-Interviewreihe geht es<br />

in dieser Ausgabe um das Thema<br />

Therapietreue. Wie wichtig ist es,<br />

seine HIV-Medikamente regelmäßig<br />

einzunehmen, welche Vorteile<br />

ergeben sich, welche Nachteile<br />

entstehen durch unregelmäßige<br />

Einnahme? Wir fragten bei Dr.<br />

Nazifa Qurishi nach, Internistin mit<br />

Schwerpunkt Infektiologie und Suchtmedizin,<br />

die in der großen Gemeinschaftspraxis<br />

Gotenring in Köln niedergelassen ist. *ck<br />

Immer wieder liest man, HIV sei inzwischen eine<br />

„chronische Krankheit“. Stimmt das und was heißt<br />

das eigentlich?<br />

Die HIV-Infektion war und ist immer noch eine chronische<br />

Krankheit, da das Virus mit den uns zur Verfügung stehenden<br />

Medikamenten nicht wie die HCV-Infektion eliminiert werden<br />

kann. Aber was wir sehr wohl mit den hervorragenden Medikamenten<br />

erreichen, ist eine dauerhafte Virussuppression und<br />

dadurch eine Stabilisierung des Immunsystems und Wiederherstellung<br />

der Lebensqualität. Die Therapie ist jedoch dauerhaft<br />

notwendig, weil ein Absetzen oder Pausieren der Therapie<br />

erneut zum Virusnachweis und damit Absinken des Immunsystems<br />

führt. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“: Zurzeit wird aber<br />

ausreichend im Bereich der Viruseradikation geforscht, sodass<br />

die Hoffnung besteht, dass eines Tages doch eine medikamentöse<br />

Therapie entwickelt wird, die das Virus endgültig aus dem<br />

Körper entfernt.<br />

Heißt das, wenn ich als HIV-Positiver regelmäßig<br />

meine Tabletten schlucke, kann ich ganz normal mit<br />

HIV leben?<br />

Unregelmäßige Einnahme der Medikation fördert die Entwicklung<br />

der resistenten Viren und Nichteinnahme der Therapie<br />

resultiert in einer Verschlechterung des Immunsystems mit lebensgefährlichen<br />

Folgen. Unter einer dauerhaften Therapie erholt<br />

sich das Immunsystem, die Viren werden maximal unterdrückt,<br />

sodass im Rahmen der Kontrollen beim Arzt von einer Viruslast<br />

von 0 gesprochen wird. Nach mindestens sechs Monaten nicht<br />

nachweisbarer Viruslast ist der Patient nicht mehr ansteckend.<br />

Aus diesem Grund und zur Vorbeugung der HIV-assoziierten<br />

Infektionen sowie AIDS-definierenden Erkrankungen ist es ratsam,<br />

frühzeitig mit der Therapie anzufangen. Dies wird auch als<br />

„Treatment as prevention“ (TasP) bezeichnet.<br />

Und was, wenn ich mal eine Tablette vergesse? Kann<br />

ich nicht auch mal „Pause“ machen?<br />

Es ist immer sinnvoll, bei einer chronischen Krankheit auch<br />

jeden Tag die Therapie einzunehmen. Eine Therapiepause zum<br />

Beispiel im Urlaub führt zur Erhöhung der Viruslast im Körper<br />

und zu einer Verschlechterung des Immunsystems. Daher wird<br />

von Therapiepausen generell abgeraten. In besonderen Fällen,<br />

beispielsweise aufgrund von Änderungen der Lebensumstände<br />

oder Bedenken bezüglich der regelmäßigen Einnahme, ist ein<br />

offenes Gespräch mit dem behandelnden Arzt empfehlenswert.<br />

Die heutige moderne Therapie in Form von „Single Tablet<br />

Regimen“, abgekürzt als STR, erleichtert eine regelmäßige<br />

Einnahme. Diese Triple-Therapien haben eine hohe Effektivität<br />

und sind insgesamt deutlich besser verträglich.

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