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Zmitts_dureWasserzeichen

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Zum Aufführungsrecht<br />

• Das Recht zur Aufführung erteilt der<br />

teaterverlag elgg, CH-3123 Belp<br />

Tel. + 41 (0)31 819 42 09<br />

www.theaterverlage.ch / information@theaterverlage.ch<br />

Montag - Freitag von 09.00 bis 11.30 Uhr & 13.30 bis 17.00 Uhr<br />

• Der Bezug der nötigen Texthefte - Anzahl Rollen plus 1 - berechtigt<br />

nicht zur Aufführung.<br />

• Es sind darüber hinaus angemessene Tantièmen zu bezahlen.<br />

• Mit dem Verlag ist vor den Aufführungen ein Aufführungsvertrag<br />

abzuschliessen, der festhält, wo, wann, wie oft und zu welchen<br />

Bedingungen dieses Stück gespielt werden darf.<br />

• Auch die Aufführung einzelner Teile aus diesem Textheft ist<br />

tantièmenpflichtig und bedarf einer Bewilligung durch den Verlag.<br />

• Bei eventuellen Gastspielen mit diesem Stück, hat die aufführende<br />

Spielgruppe die Tantième zu bezahlen.<br />

• Das Abschreiben oder Kopieren dieses Spieltextes - auch<br />

auszugsweise - ist nicht gestattet (dies gilt auch für<br />

Computerdateien).<br />

• Übertragungen in andere Mundarten oder von der Schriftsprache in<br />

die Mundart sind nur mit der Erlaubnis von Verlag und Verfasser<br />

gestattet.<br />

• Dieser Text ist nach dem Urheberrechtsgesetz vom 1. Juli 1993<br />

geschützt. Widerhandlungen gegen die urheberrechtlichen<br />

Bestimmungen sind strafbar.<br />

• Für Schulen gelten besondere Bestimmungen.<br />

"Es gibt Leute, die ein Theaterstück als etwas "Gegebenes"<br />

hinnehmen, ohne zu bedenken, dass es erst in einem Hirn erdacht,<br />

von einer Hand geschrieben werden musste.“<br />

Rudolf Joho


z m i t t s d u r e<br />

ein Theaterstück für Jugendliche<br />

über das Erwachsenwerden (müssen)<br />

von<br />

Paul Steinmann<br />

entstanden im Auftrag und in Zusammenarbeit mit dem<br />

Basler Jugendtheater<br />

Erstaufführung: 20. Januar 1989<br />

Regie: Daniel Buser<br />

Alle Rechte: Paul Steinmann Rosenstrasse 11<br />

CH-8400 Winterthur T: 052/202 30 48<br />

F: 052/202 30 17, paul.s@bluewin.ch<br />

VORBEMERKUNGEN<br />

Zum Text<br />

„zmittsdure“, ein Stück über das Erwachsenwerden müssen, wurde 1988 für das<br />

Basler<br />

Jugendtheater geschrieben. Es ist so konzipiert, dass zwei Schauspielerinnen<br />

und zwei<br />

Schauspieler das Stück spielen kšnnen. Diese Besetzung braucht es mindestens.<br />

Allerdings ist die Anzahl der Mitspieler nach oben unbegrenzt.<br />

Der Text ist nicht als sakrosankte Literatur zu behandeln sondern als<br />

Arbeitsvorlage.<br />

Zielpublikum<br />

Jugendliche ab 14 Jahren.<br />

Zu den Personen und ihren Orten<br />

Auf der Ebene der Gegenwart, der Realität, treten vor allem 4 Personen in<br />

Erscheinung:<br />

Sonja, die gerne vor dem Spiegel steht.<br />

Boris, der am Sandsack das Boxen trainiert.<br />

Rita, Boris' Freundin, die in einem Cafe, einem alternativen, alkoholfreien<br />

Restaurant<br />

arbeitet.<br />

Alain, der oft am Schlagzeug übt und der Jüngste ist von allen.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 1<br />

- # -


Möglicherweise treten noch andere Figuren auf (z.B. im Cafe), die aber in<br />

dieser<br />

Fassung keinen Text haben. Text haben allerdings ein paar Stimmen, die zu<br />

Erwachsenen gehören, die man aber nie sieht.<br />

Alain kommt als Parzival auf der Parzival-Ebene, dem Wald vor. Der Wald ist<br />

der Ort<br />

des Unbewussten, der Gefühle, der Mythen, der Geschichten, der Träume. Dort<br />

können<br />

auch die anderen drei als verwandelte Figuren auftreten. Ebenso ist es aber<br />

auch<br />

möglich, dass ganz andere SchauspielerInnen die Wald-Ebene spielen. Gerade die<br />

Szenen der Parzival-Ebene kšnnen von anderen/ vielen gespielt werden.<br />

Es gibt die Rollen von<br />

Jeschute<br />

König Artus<br />

Roter Ritter<br />

Senneschall Keye<br />

Hofgefolge<br />

Gurnemanz<br />

Stadtbelagerer/Zweikämpfer<br />

Kondwiramours (Parzivals nachmalige Gattin)<br />

Anfortas (der leidende Gralskšnig)<br />

Reponse de Schoy (die schšnste Frau der Welt)<br />

Bewohner der Gralsburg<br />

Gawan (Parzivals Freund)<br />

Cundry (die Zauberin)<br />

Trevirzent (der Einsiedler)<br />

und andere.<br />

MusikerInnen und TechnikerInnen (Licht, Ton, Kulissen etc.) kšnnen ebenfalls<br />

zu<br />

Mitspielern werden.<br />

1. Szene V O R S P I E L<br />

Die Schauspielerinnen und Schauspieler betreten die Bühne über den Zuschauerraum.<br />

Sie begrüssen das Publikum im Vorbeigehen. Dann stellen sie sich auf und beginnen<br />

die Geschichte zu erzählen. (Wichtig ist, dass die Exposition des Stückes klar wird - vor<br />

allem die Exposition der Parzival-Story. Selbstverständlich können auch andere<br />

theatrale Mittel zur besseren Verständigung beigezogen werden [Film, Dias,<br />

Schattenspiel, Pantomime, etc.]. Das hängt auch von der Anzahl der Mitmachenden<br />

ab.)<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Allgemeine Begrüssung des Publikums, bis jemand Ruhe gebietet. Gedacht ist, dass<br />

pro (-) immer eine andere Person zu Wort kommt.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

- Mir verzelled Euch jetzt e Gschicht.<br />

- Dr Vatter isch e Glänzer gsi, stark und schön und irgendwie e Held. D<br />

Muetter het Herzeloyde gheisse<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 2<br />

- # -


- Guet, aber die Gschicht wämmer Euch jetzt nit verzelle, sondern d Gschicht<br />

vo dr Rita, em Alain, em Boris<br />

- Dr Vater het Gachmuret gheisse.<br />

- Ritter vo Bruef.<br />

- Er isch in dr ganze Wält umecho und isch sogar ghürote gsi mit ere<br />

Schwarze us em Oschte<br />

- Ich sägs Euch : dä het chönne schlägere<br />

- E Ritter schlägeret nit<br />

- Doch<br />

- E Ritter kämpft<br />

- niemmer het en besiegt<br />

- und zwar nach genau festgleite Regle: zerscht hocke si uf em Ross, mit<br />

de Lanze under de Ärm<br />

- mit de Schwärter<br />

- Galopp uf enand los. Ziel: dr ander us em Sattel z stäche.<br />

- d Schwärter<br />

- Jetzt, wenn der eint uf de Bode knallt, muess dr ander natürlich au<br />

abstiige, und de wird uf em Bode wiiterkämpft.<br />

- mit de Schwärter<br />

- Um was god s eigentlich ?<br />

- Um dr Parzival .<br />

- Dr Gachmuret het denn au no Herzeloyde ghürote. Näb dere Schwarze<br />

us em Oste het er no e Wiissi us em Weste müesse ha<br />

- Chum händ si ghürote gha, isch d Herzeloyde schwanger gsi und de<br />

Maa, de tapferi Ritter hed wieder müesse go schlegle<br />

- hed müesse imene Fründ z Hilf<br />

- das chunnt jo am Änd uf s glIich use: Mord und Totschlag. Uf jede Fall<br />

het s dasmol ihn breicht<br />

- Will die andere bschisse hän<br />

- isch jo gliich wieso, dr Gachmuret het is Gras bisse<br />

- Wo d Herzeloyde das vernoh het, isch ere zerscht schlächt worde und<br />

denn het si d Wehe übercho und schliesslech es Chind<br />

- e Bueb<br />

- dr Parzival<br />

- Dr Schmerz vo dr Herzeloyde isch gross gsi. Si hed ihre Maa verlore<br />

wägere dumme Schlacht<br />

- will er e Ritter gsi isch<br />

- Si het sich gseit: wenn eine uf dere Wält nit Ritter wird, denn mi Sohn. Si<br />

hed ne iipackt, hed es paar Chnächt und Mägd mitgnoh und isch in e<br />

grosse teufe Wald zoge<br />

- dört het si es Hüsli gha<br />

- Dr Parzival isch so schön und so stark worde wie si Vater<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 3<br />

- # -


- Aber im Wald usse hed er natürli nüd glehrt, ussert mit Pfiil und Boge<br />

umzgoh dass er hed chönne Reh und Hirsche erlegge<br />

- ..und Vögel..<br />

- ..höchschtens zuefällig<br />

- Zuefällig oder nit : töt isch töt.<br />

- d Vögel hän im Parzival e Sehnsucht gweckt. Er het nit gwüsst nach was.<br />

Er het eifach öppis gspürt, es Risse im Härze, es Zieh im Buuch und het<br />

gmeint, das chäm vo de Vögel<br />

- aber immer wenn er eine vo dene Vögel abgschosse gha hed, will er<br />

hed welle wüsse was los isch, isch si Schmärz nur no grösser worde. Er<br />

isch zur Muetter gsecklet und hed brüelet und isch nümmm druss cho<br />

- Er isch überhaupt nit eso druss cho<br />

- D Mueter au nit. Zerscht het si gmeint, si müessi alli Vögel töte, dass de<br />

Bueb nümm müess brüele, denn het si aber igsee, dass das nid good,<br />

das wäri bestimmt gäg de Wille vo Gott<br />

- Gott? Was isch Gott?<br />

- Gott? Das isch nit eifach z erkläre. Gott isch es Liecht, e hells<br />

wunderbars Liecht. Gott het au einisch Mönschegstalt agnoo und het eus<br />

alli erlöst. Wenn d wenn d i Not bisch, denn muesch bätte und denn hilft<br />

dr Gott<br />

- aha<br />

- heds öpper gschnallt?<br />

- Aber jetzt fertig Parzival ....<br />

- es isch denn cho wie s het müesse cho: Dr Parzival het eines Tages im<br />

Wald e entscheidendi Begegnig ghAlain:<br />

- Won er einisch amene schöne Morge so im Unterholz umenad stieflet,<br />

do ghört er es unbekannts Grüüsch<br />

- es Ross im Galopp<br />

- Und plötzli stoht vor ihm mächtig und gross uf emene starche,<br />

dampfende Ross e Maa inere Rüschtig<br />

- De Parzival het gmeint, das sig ne jetzt, de Gott..<br />

- Er isch vor em in d Chneu und hed afo bätte<br />

- Dr Ritter het scho chli komisch gluegt. Ich bi doch nit Gott. Ich bi e Ritter,<br />

Du Dubel gsehsch das nit.<br />

- He? Ritter? Was isch das? Wer macht die?<br />

- Die macht de König Artus. Und het im Ross d Spore geh und isch devo<br />

gritte.<br />

- ändlich het dr Parzival gwüsst, was er di ganz Zit gsuecht hed: er hed<br />

zum König Artus müesse go Ritter wärde. Er isch hei zur Muetter und<br />

hed eres gseit.<br />

- Die isch natürli fascht zämmebroche. Hejo, wenn us em Chind genau<br />

das wird, was mer hed welle verhidnere. Si het dänggt, nur no e Lischt<br />

cha mi Sohn vor em sichere Tod rette: Si het em Narrechleider aglegt<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 4<br />

- # -


und e Narrechappe und hed behauptet, das sig e wunderbari<br />

Ritterrüschtig<br />

- und e Sauspiess als Bewaffnig und e alte Chläppergaul als Strittross<br />

- Si het dänggt, wenn er überall usglacht wird , denn chunnt er schnell<br />

wieder hei<br />

- Aber es paar gueti Rotschläg hets em de doch au no mit uf e Wäg gäh:<br />

- bis denn höflich zu de Lüt und seisch ne e schöne Gruess vo mir<br />

- Wenn d en alte Maa triffsch mit lange, graue Hoor, däm muesch folge,<br />

will dä isch bestimmt gschiider als du<br />

- Wenn der e Frau begägnet, so gangere nit us em Wäg und wenn s dr will e<br />

Ring gäh oder e Kuss, de griiff zue<br />

- De Bueb het alles verstande, isch jonit blöd gsi, nur e chli hinderem<br />

Mond. Er het denn Adieu gseit und isch dervo gritte.<br />

- De Muetter isch sofort s Härz broche, si isch zämmegsunke und<br />

gschtorbe<br />

- Aber ebe, die Gschicht wämmer gar nit verzelle<br />

- er isch gritte und gritte und het dr Wäg zum König Artus gsuecht. Uf däm<br />

Wäg het er s erscht Mol gmerkt, dass es usserhalb vo däm Wald au no e<br />

Wält git<br />

- Allne Lüt, woner begegnet isch, hed er gseit : E schöne Gruess vo mim<br />

Mammi<br />

- Aber die Gschicht chunnt nit jetzt<br />

- und schliessli sich er anes wunderbars, grosses Zält änegritte<br />

- deet in isch d Jeschute gläge. Si het gschlofe und isch nume halb<br />

zuedeckt gsi<br />

- me het sofort gmerkt, dass es e Frau isch<br />

- aso die Gschicht vom Parzival isch jo scho rächt, aber,...<br />

- aber was?<br />

- aber die wämmer jetzt gar noni verzelle<br />

- Nid jetzt ?<br />

- Nei<br />

- Stimmt<br />

- aso ich mein..<br />

- ebe , nit jetzt, oder?<br />

- nei, si het au noni agfange<br />

- si fot erscht jetzt aa<br />

- ohni die Gschicht<br />

- Chönnd ihr alles wieder vergässe<br />

- Parzival uf sim Chläppergaul mit Narregwand und Sauspiess - glatt<br />

vergässe<br />

- Jetzt fangt nämlig e ganz e anderi Story a<br />

- in dere spilt sie (evtl. Name der Darstellerin) d Rita<br />

- Er (evtl. Name des Darstellers) isch ihre Fründ, dr Boris<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 5<br />

- # -


- Er (evtl. Name des Darstellers) spilt der Alain<br />

- und: Ladies and Gentlemen clap your hands für (evtl. Name der<br />

Darstellerin) d Sonja<br />

- (evtl. Name des Lichtmenschen) He, Liechtwächsel.<br />

2. SZENE C A F E<br />

Rita sitzt an einem Tischchen und liest eine Ansichtskarte. Sonja kommt, von Rita<br />

unbemerkt, ins Cafe und schleicht sich von hinten an Rita heran. Sie schnappt Rita die<br />

Karte aus den Händen.<br />

Sonja: Wald? Wo?<br />

Rita: Kanada. Die Wiiti.<br />

Sonja: Nid schlächt. Aber ich schick dir einisch e Charte vo L.A. oder Frisco<br />

oder Hollywood. New York City. Z Nachtmit em grosse Chare über d<br />

Highway. Lüt, wo crazy druff si, das fägt.<br />

Rita: Sicher au schön.<br />

Sonja: Oder zäme in d Disco. Bisch nit guet druff? Bisch so ne Depresso. Stell<br />

der doch emol voRita: ich und de Leonardo di Caprio imene Cabrio. Am<br />

Flughafe1000 Reporter, Hello.<br />

Rita:<br />

Sonja:<br />

Rita:<br />

Sonja:<br />

Goni lieber i Wald.<br />

Im Wald wartet niemmer uf di.<br />

Stört mi aber au niemer.<br />

Usser Ameisi und die Schiisszecke.<br />

Rita: Deet han i mini Rueh, keine wo di zämmeschisst will s Coci z warm isch<br />

oder dir an Arsch längt. Chani füdliblutt im Wald umetanze.<br />

Sonja: De gang doch in di Wald.<br />

Rita: Mach i au. Goni zu de Bäre.<br />

Sonja: Wenn i wott e Bär gseh, gooni i Zoo. Hets jedi Sorte.<br />

Boris tritt ein. Er küsst Rita.<br />

Rita: Bitte nid im Kafi.<br />

Boris: Chumm, stört doch niemmer.<br />

Rita: Doch, mich.<br />

Boris: Und deheim im Stübli...<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Rita:<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kafi?<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 6<br />

- # -


Boris: Es Mineral. Hüt hett em fascht eis tätscht. Sones Arschloch. De macht mi<br />

eifach fertig, konstant. Wenn in de Bude öppis lauft heisst s grad: Boris.<br />

Wie wenn ich an alle gschuld wär. Sone sture Bock<br />

Sonja: Zale.<br />

Boris: Das übernimm ich.<br />

Sonja: Isch nit nötig.<br />

Boris: Weiss ich au.<br />

Sonja: Merci<br />

Boris: Wenn i Fruscht ha, muess ich Gäld unter d Lüt bringe. De goht s mer<br />

grad wieder besser.<br />

Sonja: Tschau zämme.<br />

Boris und Rita: Tschüss.<br />

Sonja geht ab.<br />

Gerade als sie zur Türe raus will, tritt Alain ein. Er ist verblüfft und schaut<br />

sie einen Augenblick lang an. Auch sie bleibt stehen und schaut zurück.<br />

Liebe auf den ersten Blick?<br />

3. SZENE S C H L A G Z E U G<br />

Alain spielt auf Schlagzeug<br />

Alain: Schuel, Schiss-Schuel<br />

Sone Schiisdräck, die Schuel<br />

Hocke, hocke, lose, hocke, lose, lose<br />

Und de Leerer macht i d Hose<br />

Will er gar kei Aanig hed<br />

Macht er siche vor Angscht is Bett<br />

HahahahaHahahaa.<br />

Und jetz chund der Alain drAlain:<br />

Er stellt sich in Rednerpose.<br />

Miini Dame, miine Heere s isch eso und do draa gids nüd z rüttle.<br />

Wenn eine meint, es sig andersch, de wird er a d Wand gstellt. und:<br />

Mit dem Schlagzeug imitiert er eine Maschinengewehrsalve.<br />

D Ziite sind hert und wer nüd leert wird au nüd.<br />

Froge stelle ischscho rächt, wenn s di rächte Froge sind.<br />

No besser isch, wenn er di richtige Antworte uf eus Froge wüssid.<br />

Oni Fliiss kei Priis.<br />

Ohne Gäld kei Wält.<br />

Ohni Schlag kei Züg.<br />

Ohni Schweiss kei Scheiss.<br />

Bricht ab.<br />

Sone Seich.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 7<br />

- # -


Uuswandere sött me. I Dschungel zu de Gorillas<br />

Alain spielt einen Gorilla.<br />

Uaaa.<br />

Beginnt einen Rhythmus zu spielen.<br />

Stimme (von aussen):<br />

Rueh!<br />

4. SZENE S P I E G E L<br />

Sonja vor dem Spiegel. Sie schaut sich an. Leise Musik.<br />

Sonja: Hi, wie hesch es? Jo total guet. Und du? S good.<br />

Zieht Jacke aus und geht auf Spiegel zu.<br />

Hoi!<br />

Sie streichelt, küsst den Spiegel. Tritt zurück. Entdeckt ein Pickel, drückt Pickel aus.<br />

Tritt ein Stück zurück und betrachtet sich im Spiegel.<br />

Oh nei, die Bei!<br />

Und de Arsch!<br />

Die Bagge!<br />

Sie stellt das Radio lauter. Es ist ihr Song, der sie während des ganzen Stücks begleitet.<br />

Sie tanzt zur Musik. Sie schaut sich dabei im Spiegel zu. Die Musik wird von Radio-<br />

Nachrichten unterbrochen. Es ist von Unglück, Umweltverschmutzung, Verbrechen die<br />

Rede. Sonja stellt die Nachrichten sofort ab.<br />

Was chan ich denn defür, wenn die blöde Sieche alles kaputt mached.<br />

Stimme (von aussen): Sonja<br />

Sonja schminkt sich.<br />

Stimme: Sonja!<br />

Sonja: Was?<br />

Stimme: Stellsch de d Mischtkübelsäck no use.<br />

Sonja: Ouh nei.<br />

Stimme: Hesch mi verstande? Und nimme Jagge mit!<br />

Sonja: Wieso?<br />

Stimme: Süsch hesch nachher wider e Blosenentzündig.<br />

Sonja: Ich würd e Jaggen aalegge, wenn i eini hett, woni chönnt aalegge. I dem<br />

alte Teil gsehni jo us wines Batteriehuen.<br />

Stimme: Es Huehn mitere Blosenentzündig.<br />

Sonja packt ihre Sachen und verlässt das Zimmer.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

5. SZENE S A N D S A C K<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 8<br />

- # -


Boris boxt. Er trainiert hart.<br />

Boris steigert sich in eine Box-Kampf hinein. Er schlägt fest auf den Sandsack<br />

ein. Er keucht, schwitzt, küsst seine Oberarm-Muskeln.<br />

Er spielt gleichzeitig den Sportler und den Kommentator.<br />

Boris:<br />

One, two, three, four - Wapabaluba... I'm the winner... Wapabaluba<br />

Superman ... Wapabaluba... Boris, der Barbar.<br />

Boris, Boris for ever. Heute Abend geht es um den Titel.<br />

Deckig nid vergässe, d Deckig.<br />

Boris steht mit wutentbrannter Fratze im Ring. Er spuckt in die Menge.<br />

Stählern seine Muskeln. Wir befinden uns in der zweiten Runde. Boris<br />

kämpft wie ein Tier. Er schleicht sich an, tänzelt , ist clever. Und jetzt, er<br />

täuscht eine linke Gerade an und holt aus zum entscheidenden Schlag.<br />

K.O. Sieg!<br />

Das Riesenmonster liegt zerstört am Boden. Boris hat's geschaft. Die<br />

Menge juubelt. Tausend Groupies küssen seine schweissglänzenden<br />

Muskeln. Er winft sich in die Zuschauer. Er hat‘s geschaft.<br />

Rita ist während des ‚Kampfes‘ eingetreten.<br />

Boris:<br />

Sone Seich, läck mir das isch alles, woni bruche, e Sandsack und...<br />

Seine Hände schmerzen.<br />

Rita:<br />

Boris:<br />

...und?<br />

Und dich natürlich.<br />

Sie umarmen einander.<br />

Rita:<br />

Boris:<br />

Rita:<br />

Boris:<br />

Wemmer chönnt zue luegge, wiemer zügt wird.<br />

He?<br />

Ich ha nur dänkt, öb das en Iifluss hed.<br />

Uf was?<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Rita:<br />

Boris:<br />

Ich frog mi nur, öb das, wie miini Alte mitenand gschlofe händ en IIfluss<br />

hed uf miis Läbe.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Weiss nid.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 9<br />

- # -


Rita:<br />

Boris:<br />

Aso, wenn jetzt miini Eltere lieb gsii wärid, öb ich denn au lieb usecho<br />

wär.<br />

Du bisch jo lieb usecho.<br />

Rita:<br />

Boris:<br />

Rita:<br />

Boris:<br />

Rita:<br />

Boris:<br />

Rita:<br />

Boris:<br />

Rita:<br />

Boris:<br />

Aber ich cha mer gar nid vorstelle, dass es irgendwie guet ghaa händ im<br />

Bett. Ich glaub nid, dass ich es Wunschchind bi.<br />

Ich scho.<br />

Mii Vater hed mich gwünscht, dass er no eine mee zum Abschloo.<br />

Chumm.<br />

Ich ha mi Vater nur bsoffe gsee oder hässig. Fridlich isch er nur vorem<br />

Fernseechaschte gsii. Klischee. Aber stimmt .<br />

Am schlimmschte is aube gsii, wenn er hed wellehöre suufe. De simmer<br />

ami froo gsii, wenn er ändlich wider bsoffe hei cho isch.<br />

Zuefällig uf de Wält. Wil es blinds Spermeli imene günschtige Augeblick<br />

es blinds Eile gfunde hed.<br />

E Lucky punch.<br />

Do bruuchts jo gar kei Gfüül dezue.<br />

Dasch, wenn e Boxer scho aagschlage n isch, i de Seil hanget, de hofft<br />

er, dass er e K.O.-Träffer chalande - uf guet Glück. Fasch blind. Zaff?<br />

Chunnd aber sälte vor, sone Glücksträffer.<br />

Bi n ich die Glücksträffer?<br />

Wer weiss?<br />

6a. SZENE C A F E<br />

Rita bereitet eine kleine Feier vor. Sie schmückt das Café. Alain kommt hinein. Er hat<br />

Blumen bei sich.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Rita:<br />

Alain:<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Ou nei mir händ doch abgmacht, dass du wie zuefällig is Kafi ilaufsch,<br />

als Übrraschig. Und denn no Plastikblueme.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

Wieso nid, gsänd doch guet us, lampe nie, verdörid nid.<br />

zmitts dure 10<br />

- # -


Rita:<br />

Alain:<br />

Ewigi Liebi...<br />

Genau.<br />

Man wartet auf die Hauptperson.<br />

Alain: He, ha gläse, s Kafi gäng zue...?<br />

Rita:<br />

Alain:<br />

Rita:<br />

Alain:<br />

Rita:<br />

Alain:<br />

Rita:<br />

Alain:<br />

Hhm, passt doch alles zämme. Irgend so ne Spekulant hets kauft und<br />

risst s ab. Aber dem bräms i no eine ie ... und denn ab uf Kanada.<br />

Dem seit mer ebe Forschritt...<br />

Forschritt? Fortschritt isch alles kaputt mache.. d Luft, s Wasser, di alte<br />

Hüser, mis Kafi... alles was gern hesch wird dir kaputt gmacht.<br />

Sogar d Liebi.<br />

Ehrlich was het das no mit Liebe ztue ?<br />

Isch amel guet d Liebi<br />

Mich frührts. Und mängisch wett i niemer meh alänge oder vo niemertem<br />

aglängt werde.<br />

Chumm. I bin amel trotzdem verliebt.<br />

Bhalts am beste für dich, de cha der s niemer kaputt mache.<br />

I han ere no es Briefli gschribe. Findsch das guet?<br />

Er will Rita das Briefchen zeigen.<br />

Boris tritt ein.<br />

Boris: Hallo! Oh. Blueme vom Kavalier? Wirsch langsam erwachse.<br />

Rita:<br />

Was machid mer, wenn si chunnd?<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Alain:<br />

Boris:<br />

Happy birthday<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Oh Gott, nei.<br />

Sonja kommt. Sofort beginnt Boris ‚Happy Brithday‘ zu singen. Die andern steigen mit<br />

ein.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 11<br />

- # -


Sonja:<br />

Boris:<br />

Wow sone Überraschig. Wer het gwüsst, dass ich Geburtstag ha?<br />

D Rita<br />

Alein überreicht Sonja die Blumen.<br />

Alain: Mi Brüeder het gseit: Für e Geburtstag vonere Frau - Blueme.<br />

Sonja: Merci<br />

Boris: Wie alt bisch eigentlich ?<br />

Sonja: 16.<br />

Alain: Scho ?<br />

Boris:<br />

Sonja:<br />

Boris:<br />

Alain:<br />

Sonja:<br />

Alain:<br />

Boris:<br />

Sonja:<br />

Boris:<br />

Alain:<br />

Richtig erwachse, he?<br />

Merke nüd.<br />

Doch, jetzt bisch es ändlich. S hed mi scho dunkt, wo d Türe inecho<br />

bisch. So riif hesch uusgsee.<br />

Alt.<br />

Aso chumm.<br />

Nur e Witz.<br />

Chasch immerhin scho Töffli fahre.<br />

Lieber hätt i e Chauffeur.<br />

Stehts zu Diensten, Madam<br />

Ich lehr au scho uf die Theoretisch Prüefig.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Sonja:<br />

Boris:<br />

Immerhin.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Bravo.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 12<br />

- # -


7. SZENE C A F E / T A N Z<br />

Das belanglose Geschwätz zeigt nur die Oberfläche der Beziehungen. Was die vier<br />

Menschen wirklich ernpfinden, stellen sie in einern Tanz dar, der quasi auf einer zweiten<br />

Ebene (Gefühle) unvermittelt mit Musik einsetzt.<br />

Auflösung der Tanzebene.<br />

6b. SZENE C A F E<br />

Sonja:<br />

Alain:<br />

Sonja:<br />

Alain:<br />

Sonja:<br />

Alain:<br />

Rita:<br />

Sonja:<br />

Boris:<br />

Alain:<br />

Gueti Idee, Plastikblueme, no witzig.<br />

Ebe han i au dänkt.<br />

Ha de no es Briefli.<br />

Für mich? Merci.<br />

Aber erscht deheim läse<br />

Wieso?<br />

Will... eh... eifach<br />

Was hesch no uf e Geburtstag übercho?<br />

Es Buech, CDs.<br />

Es Buech? Igitt.<br />

Vo wämm?<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Sonja:<br />

vom Daddy.<br />

Sonja nimmt das Buch aus ihrer Tasche. Sie hält es Alain hin.<br />

Alain:<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Parzival.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 13<br />

- # -


Rita:<br />

Alain:<br />

Sonja:<br />

Zeig emol.<br />

Isch guet?<br />

Weiss nonig.<br />

Rita hat das Buch an sich genommen. Sie liest den Klappentext vor.<br />

Rita:<br />

Boris:<br />

Rita:<br />

Sonja:<br />

Alain:<br />

Sonja:<br />

Boris:<br />

'Diese wunderbare Rittergeschichte aus dem Mittelalter hat Wolfram von<br />

Eschenbach geschrieben, der selber Ritter gewesen und viel<br />

herumgekommen ist. In seinem grossen, 16 Bücher umfassenden Epos<br />

beschreibt er den Weg des adligen Parzival vom unwissenden, naiven<br />

Kind bis zu dem Punkt, wo er, als gereifter, kluger Mann zum König über<br />

die Gralsburg ernannt wird. Dazwischen liegt ein Weg voller Abenteuer,<br />

Enttäuschung, Zweikämpfe, Liebe, Sehnsucht, Einsamkeit und<br />

Verzweiflung.'<br />

Du und Ritter?<br />

Chömed jo gar kei Fraue vor.<br />

Weiss nid.<br />

Dörf i emol driluege?<br />

Bitte.<br />

Bisch du nid ächli z alt für so Märli-Büecher?<br />

Alain:(zitiert) ‚Die Heldengeschichte zeigt uns die Entwicklung eines Menschen vom<br />

unwissenden Kind bis zum reifen Mann, resp. zur reifen Frau.‘<br />

Boris:<br />

Rita:<br />

Vo wäge rifi Frau, hesch du doch nümme nötig.<br />

Defür du umso meh, Boris-Schatz.<br />

Alain: (zitiert immer noch) 'Der Held erlebt in der Geschichte alle Stationen und<br />

Probleme der Heranwachsens und der Adoleszenz.'<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Boris:<br />

Alain:<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Und was heisst das uf Dütsch?<br />

Das heisst, dass au du e Held bisch.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 14<br />

- # -


Boris:<br />

Alain:<br />

Brois:<br />

So n es Psychogschnorr, was sich do eine am Schriibtisch us em Finger<br />

sugt. Bringt doch nüd<br />

Aso ich würds gärn läse.<br />

Cha mer vorstelle. hesch es jo au nötig.<br />

Sonja: Gisch mers zrugg, wenn d s fertig hesch.<br />

Alain: Oh, merci.<br />

Sonja: Chasch mer de grad säge, öb ich s au sell läse.<br />

Alain:<br />

Klar.<br />

Boris: Für dchi isch das Buech genau s Richtigevo wäge Probleme des<br />

Erwachsenwerdens und so witer...<br />

8. SZENE C A F E / T A N Z<br />

Unterbruch (der, je nach Inszenierung auch an einer anderen Stelle vorkommen oder<br />

öfter wiederholt werden kann. Was die vier Menschen wirklich empfinden, stellen sie in<br />

einem Tanz dar, der quasi auf einer zweiten Ebene (Gefühle) unvermnittelt mit Musik<br />

einsetzt.<br />

Die Leute nehmen wieder 'normale' Haltungen ein sobald die Musik abgebrochen wird.<br />

6c. SZENE C A F E<br />

Alain:<br />

Sonja:<br />

Ich muess.<br />

Schön, bisch cho.<br />

Alain verabschiedet sich.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Boris:<br />

Alain:<br />

Alain ab.<br />

Aso - morn isch de Träning, Ritter Alain<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Has nid vergässe<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 15<br />

- # -


Boris: Dä isch glaub scho echli verknallt, Blueme und so ?<br />

Sonja:<br />

Rita:<br />

Und e Brief<br />

Liebesbrief.<br />

Sonja: Selli vorläse?<br />

Sie kramt den Brief hervor.<br />

Rita:<br />

‚Liebe Sonja, seit ich dich zum ersten Mal im Kafi gesehen habe...‘<br />

Findid ihr das lustig?<br />

9. SZENE S C H L A G Z E U G<br />

Alain sitzt allein am Schlagzeug. Er hat das Buch 'Parzival' von Sonja bei sich.<br />

Alain liest laut im Buch. Das, was er liest, verwandelt sich auf der Bühne<br />

allmählich in eine gespielte Szene auf der Parzival-Ebene.<br />

Alain: (Auf dem 1. Blatt des Buches:)<br />

Liebe Sonja, zu Deinem 18 ten Geburtstag wünsche ich dir alles Liebe.<br />

Dein Daddy.<br />

'Die Nacht verbrachte Parzival so gut es ging, bis der helle Tag heraufdämmerte.<br />

Da brach der Knabe auf und gelangte zu einer durchsichtig<br />

klaren Furt. Die Wiese auf der anderen Seite wurde von einem<br />

kostbaren Zelt geschmückt.<br />

Im Zelt fand er die edle Herzogen Jeschute. Sie war eingeschlafen und<br />

lag da in bezaubernder Schönheit. Ihr Mund war brennendrot: Waffe der<br />

Liebe und Herzensqual des liebesdurstigen Ritters. Im Schlaf hatten sich<br />

ihre von heisser Liebesglut gezeichneten Lippen leicht geöffnet. Sie lag<br />

da, ein wahres Wunder an Vollkommenheit.<br />

Die Zobeldecke bedeckte sie nur bis zu den zarten Hüften.‘<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Alain wird zu Parzival. Sein Pyjama wird zum Narrengewand.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

10. Szene: W A L D<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 16<br />

- # -


Die Szenerie wechselt in den Wald, in dem - wie und wo auch immer - alle nun<br />

folgenden Parzival-Szenen abspielen werden. Sie stehen im Kontrast zu den anderen<br />

Spielorten (Cafe, Schlagzeug, Spiegel, Sandsack) und trotzdem nicht ausserhalb dieser<br />

vier Orte sondern quasi innerhalb. Der Wald ist zum einen die Ebene, in der die<br />

Geschichte Parzivals erzählt wird, zum anderen aber auch die Ebene des<br />

Unterbewussten der vier Jugendlichen - vor allem Alains, der als Parzival diese<br />

Geschichten, Entwicklungen, Kämpfe erlebt.<br />

Auf der Bühne hat sich die oben beschriebene Szenerie mit der schönen Herzogin<br />

erstellt. Sie liegt da und lässt ihre Hand sehen, an der ein grosser Ring steckt.<br />

Die Szene spielt sich in etwa folgendermassen ab: (evtl. Off-Ton, resp. Beschreibung<br />

der Szene laut Eschenbach) 'Die bezaubernde Frau liess einen schlanken Arm und eine<br />

schneeweisse Hand sehen, an der unser Knabe einen Ring entdeckte. Der Ring zog ihn<br />

unwiderstehlich zum Bett. Er erinnerte sich nämlich seiner Mutter und ihres Ratschlags,<br />

der sich auf den Frauenring bezog. Der schöne Knabe sprang also mit einem Satz vom<br />

Teppich aufs Bett. Als er unversehens in ihren Armen lag, fuhr die liebliche, keusche<br />

Frau erschrocken empor, denn an ein Weiterschlafen war nicht zu denken. Obwohl die<br />

Edelfrau in laute Klagen ausbrach, kommerte sich Parzival nicht um ihre Worte,<br />

sondern zwang ihre Lippen an die seinen, presste die Herzogin sogleich heftig an sich<br />

und nahm ihr neben dem Ring auch einen Kuss. Nachdem er auch noch seinen Hunger<br />

und Durst gestillt hatte, zog er weiter.'<br />

Parzival: (zu Jeschute) E schöne Gruess vo miinere Mamma. Danke.<br />

Parzival lässt von Jeschute ab. Er geht weiter durch den Wald, alle grüssend, die ihn<br />

auslachen. Er grüsst auch das Publikum.<br />

Parzival: Jetzt goon i zum König Artus. Der sell mich zum Ritter mache.<br />

Im Wald ist der Thron des Königs aufgebaut. König Artus sitzt auf dem Thron. Um ihn<br />

herum das Gefolge. Fanfaren. Lärm. Hofdamen. Ritter. In weiter Ferne steht der Rote<br />

Ritter. Er ist watend. Parzival tritt mit leuchtenden Augen in den Hof von König Artus.<br />

Alle rundherum sind erstaunt über die Schönheit und lachen aber gleichzeitig u¨ber die<br />

komischen Plumpheit dieses Jungen. Sie machen ihm Platz, bis Parzival schliesslich<br />

vor dem Königsthron steht. Neben dem sitzenden König steht Keye, der Senneschall.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Parzivel: Bisch du de König Artus?<br />

Artus:<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Jo. Und wer bisch du?<br />

Parzival: Ich bi de Parzival.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 17<br />

- # -


Artus:<br />

Und was willsch?<br />

Parzivel: Ich will, dass du mich zum Ritter machsch.<br />

Gelächter rundherum.<br />

Artus: Das good nid so schnell, schöne Bueb.<br />

Parz.:<br />

Aber ich will e sone schöni roti Rüstig wie de Ritter dusse uf em Fäld.<br />

Ich will, Ich will, ich will.<br />

Keye: Denn hol der doch die Rüstig vom Rote Ritter, hol si der.<br />

(Zu Artus): Wenn er eso Luscht het...<br />

Artus: Wär e Ritter wärde will, muess scho sälber wüsse, was für ihn richtig<br />

isch.<br />

Parzival: Darf i?<br />

Keye:<br />

Parzival: Merci.<br />

Der Roti Ritter wird sich freue.<br />

Parzival eilt zum Roten Ritter.<br />

Parzival: He rote Ritter, gimmer dini Rüstig.<br />

Roter Ritter: Süsch no öppis? (lacht)<br />

Parzival: Dis Schwärt und dis Ross muesch mer au no geh, dr König het mers<br />

gschänkt.<br />

Roter Ritter: Der Artus cha nume öppis verschänke, wo ihm ghört, und sone prächtegi<br />

Rüstig würd er chum somene Esu wi dir geh.<br />

Parzival: Ich en Esel? Pass uf, was d seisch.<br />

Roter Ritter: Uufpasse? Vor wäm? Voreme settige Würschtli wi du eis bisch?<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Der Rote Ritter reizt Parzival so lange, bis dieser zu kämpfen beginnt. Schliesslich siegt<br />

Parzival. Parzival ist erstaunt, weil sich der Mann plötzlich nicht mehr bewegt. Doch<br />

endlich kann er ihm die Rüstung ausziehen. Parzival müht sich ab damit und kann sich<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 18<br />

- # -


das Eisengewand natürlich nicht mehr richtig anziehen. Er streift den Panzer über sein<br />

Narrengewand. Dann setzt er sich auf das Pferd und reitet davon.<br />

Song:<br />

Es zieht ne wiiter<br />

de Roti ritter<br />

und er rittet, rittet<br />

rittet elei dure Wald<br />

Er gspürt es Zieh<br />

Es Zieh wie no nie<br />

und er rittet, rittet<br />

rittet elei dure Wald<br />

Siis junge Härz het kei Rueh<br />

Er weis nid was tue,<br />

Die ganzi Wiiti schiint ihm so chlii<br />

Alles Breiti dunkt ne schmal<br />

jedi Würzi dunkt ne schal<br />

Er weiss trotzdäm nid, was andersch setti sii<br />

11. Szene: S P I E G E L<br />

Sonja übt vor ihrem Spiegel das 'Model-Sein'. Sie probiert verschiedene<br />

Körperstellungen, Grimassen, Tanzschritte. Sonja tanzt zu ihrer Musik.<br />

Sie beginnt neben Laufstegauftritten auch Interviews zu 'üben'.<br />

Sonja:<br />

Hello. Ja, Sonja, My name is Sonja. Just Sonja. Why not. Oh, danke,<br />

thank you, you, you. Yeah!<br />

Yes, I'm from ...<br />

It is not bad dort. It is ein tolles Land.<br />

Good, very gocd.<br />

I like choclate, bat I darf not eat eine ganze Tafel am Tag.<br />

Meine Figur, you know.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

I'm back from New York. We made Photos dort. It was very...<br />

anstrengend.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 19<br />

- # -


Yes, I love men, money and cars.<br />

Sie bricht das Spiel ab.<br />

Eine Stimme von aussen macht der Stimmung ein Ende.<br />

Stimme:<br />

Sonja. Abwäsche.<br />

Sonja: Jaa.<br />

Sie klaubt den Brief von Alain hervor. Sie liest halblaut.<br />

Sonja:<br />

Liebe Sonja,<br />

ich wollte es Dir schon lange sagen. Seit ich Dich zum ersten Mal<br />

gesehen habe<br />

Sie zerreisst den Brief.<br />

Sonja:<br />

Sorry, my dear.<br />

12. Szene S C H L A G Z E U G<br />

Alain spielt am Schlagzeug und singt/spricht so vor sich hin.<br />

Alain: Die hod doch kei Aanig. Es Modebäbi isch si. Was meint denn die? Was<br />

meint die eigentlich? Ich schribe doch nid eifach eso einere e<br />

Liebesbrief, oder.<br />

Bi doch keis Bubi me. Keis Bubi. Bubidubi.<br />

Hejo, i sett dänk e Chare ha, oder e Töff mit eme Siitewage und zwee<br />

glichlegi Helm. Goldig und silberig und e rote Blitz druff. Alain mit seiner<br />

Blitzmaschine. Mit der schönen Sonja auf dem Sozius.<br />

Song<br />

Mer fräse dur d Stadt<br />

Mer fräe übers Land<br />

Jedi Kurve hed es unbeschriiblichs Gfübl<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Mer luegid öis aa<br />

und em Tod in d Auge<br />

Aber i bi stark und gspür dini Händ uf em Buch<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

Du hebsch mi ganz fescht<br />

zmitts dure 20<br />

- # -


Länsch di an mich aa<br />

Und mer flügid grad diräkt i Mond<br />

Zerscht die theoretischi Pruefig, Alain.<br />

Boris tritt ein. Er verdeckt Alain von hinten die Augen. Einen Moment lang hofft Alain, es<br />

könnte Sonja sein.<br />

Boris:<br />

Alain:<br />

Boris:<br />

Alain:<br />

Boris:<br />

Alain:<br />

Boris:<br />

Was isch chunnsch nid?<br />

Was?<br />

Boxtraining. Ha de Schlüssel.<br />

Hüt nid.<br />

Hänk nid dr weich use.<br />

I bi nid guet druff. Tschau.<br />

Das isch die bescht Vorussetzig.<br />

13. Szene S A N D S A C K<br />

Alain:<br />

Boris:<br />

Alain:<br />

Boris:<br />

Alain:<br />

Boris:<br />

Si will nüt wüsse vomer.<br />

Chumm jetz.<br />

Sicher. D Rita heD mer s gseit.<br />

Si sell der s sälber säge.<br />

Meinsch, d Rita hed glooge?<br />

Glaubsch eigentlich wenn d einisch einere es Briefli schriibsch mit es<br />

paar schwülstige Näbesätz, de gump si dr grad a Hals?<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Alain:<br />

Boris:<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Aso erschtens isch s nid irgend eini und zweutens hani nid schwülstig<br />

gschribe. Scho gar nid in de Näbesätz.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

Und drittens hed si gar nid gmerkt, dass es e Liebesbrief gsii isch.<br />

zmitts dure 21<br />

- # -


Alain:<br />

Boris:<br />

Alain:<br />

Was sell i mache?<br />

Boxe.<br />

Zerscht e guete Rotschlag.<br />

Boris: E Frau erobere, do muesch vorgoo wie bim Boxe. Klar?<br />

Alain: Nö.<br />

Boris:<br />

Alain:<br />

Boris:<br />

Alain:<br />

Boris:<br />

Alain:<br />

Boris:<br />

Boxe. Dasch zerscht : Gfühl, Psychologie. Wennd i Ring stigsch und nid<br />

total sicher bisch, dass günnsch, d muesch gar nid uf der erscht Gong<br />

warte. De chaschs Handtuech grad schmeisse. Muesch d Händsche nid<br />

aalegge, wennd nid felsefescht devo überzoge bisch, dass günnsch.<br />

Genauso bi de Froue. Muesch als Sieger ufträtte. Muesch eifach sicher<br />

sii, dass du de kommendi Wältmeischter bisch. Und denn, tänzle.<br />

Scharwänzle, ächli uusprobiere, ächli us de Deckig locke, ächli spile,<br />

ächli zeuckle. Aber immer nätt, immer lächle.<br />

Und kei Müedigkeit vortüüsche. Immer schön draa blibe.<br />

Aber i cha jo nid mit de Boxerhösli und mit de Händsche bi der Sonja<br />

ifahre oder.<br />

Psychologisch scho.<br />

Psychologisch. Überhaupt nid logisch.<br />

Hani useme Film: Du muesch nur ei Körperteil vonere Frau beherrsche.<br />

Nur eine.<br />

Wele?<br />

Iri Seel.<br />

Alain: Hahaha. Alles klar. Du verzellsch so nä Schissdräck. Chan i überhaupt<br />

nüt afo mit dem. Nüt.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Boris:<br />

Alain:<br />

Alli Froue sind gliich. Oder amel ändlich. Die wänd eroberet werde, und<br />

debi Sigerinne blibe, dasch alles.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

I chume nid druss.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 22<br />

- # -


Boris:<br />

Alain:<br />

Boris:<br />

Muesch halt no chli warte.<br />

Boris, aber i bi jetz verliebt.<br />

Verliebt oder nume scharf?<br />

Alain:<br />

Boris:<br />

Sie boxen.<br />

Verwandlung in<br />

14. Szene W A L D<br />

Du Arsch, aso jetz boxid mer. Und zwar Ma gege Ma.<br />

Normalerwis trätt i nid gäg Juniore aa.<br />

Alain wird zu Parzival.<br />

Song<br />

Und er rittet euse Parzivel, er riitet schwer dur d Gägend<br />

Und de Wald isch teuf und s Ross isch schön<br />

Sone Ritt isch sehr beläbend.<br />

Sone Ritt, sone Ritt, sone Ritt bringt di uf d Schnurre<br />

Sone Wald, sone Wald, Parzival heisst zmitts dure<br />

Parzival (singt): Und er rittet euse Parzival, er riitet Tag und Nacht<br />

er riitet schnell, hed nid emol e chllini Pause gmacht<br />

So chunnd er denn zum Gurnemanz, de Maa hed graui Hoor<br />

Er isch en alte Ritterma und was er seid isch woor<br />

Gurnemanz (singt):<br />

Ich gseenes, seid de alti Maa zum Parzival wo cho isch:<br />

dass du jede Root vo mir nötig hesch und froo bisch<br />

wenn der eine wiiterhilft mit dem, wo d wüsse settisch<br />

wenn d e rächte, schöne, starche Ritter werde wettisch.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Gurnemanz pfeift Knechte herbei. Sie entkleiden Parzival und machen aus ihm einen<br />

rechten Ritter.<br />

Alle:<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Er isch einsami Klass, einsami Klass, einsam isch de Held<br />

Er isch einsami Klass, einsami Klass, einsam isch de Held<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 23<br />

- # -


Er good bim Gurnemanz i d Leer und isch scho bald e Ritter<br />

fächte lehrt er, kämpfe, schränze zueschloo und so wiiter<br />

Aber nid nur das ghört zumene rächte , stolze Rittersmaa<br />

Er muess näbem Kämpfe au e Blick für d Fraue haa.<br />

Er isch einsami Klass, einsami Klass, einsam isch de Held<br />

Er isch einsami Klass, einsami Klass, einsam isch de Held<br />

Ohni Liebi sigi s Läbe halb so abentüürlich<br />

dass e Maa sich leite lood vo de Minne sig natürlich<br />

Parzival (singt): Aber wie? aber wo? und wenn? wieso? werum?<br />

ich froge sovil i froge cha, will süsch blib i dumm<br />

ich froge gern, ich froge vil<br />

will i alles wüsse will<br />

Aber wie? aber wo? und wenn? wieso? werum?<br />

Gurnemanz (singt):<br />

Parzival, hör uf mit Froge, still, gib Rueh, gib Rueh<br />

wenn d losisch würdi ich dir gern e letschte Gfalle tue<br />

E letsche Rot, und folg dem guet, aacshlüssend chasch de goo:<br />

hör uuf mit froge, lueg nur zue, denn wirsch du alls verstoh.<br />

Parzival: Aber wie isch denn....<br />

Gurnemanz: Psscht......<br />

Parzival nimmt Abschied von Gurnemanz, der ihn - mittels Schwertschlag auf die<br />

Schulter - zum Ritterstand erhoben hat.<br />

Parzival reitet davon.<br />

15. Szene: S C H L A G Z E U G<br />

Alain sitzt nicht am Schlagzeug. Das Parzival-Buch liegt aber aufgeschlagen da Es<br />

klopft. Boris kommt rein und will Alain abholen zum Training.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Boris:<br />

Alain?<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Er schaut sich um. Kein Alain da. Er beschliesst zu warten und entdeckt das<br />

Parzivalbuch. Er liest die Stelle, wo Kondwiramours beschrieben wird. Sein belustigter<br />

Unterton ist nicht zu überhören.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 24<br />

- # -


Boris:<br />

“Gott hatte es ihr an nichts fehlen lassen Sie war wie eine von süssem<br />

Tau genetzte Rose, die ihre Blütenpracht in frischem Glanz erstrahlen<br />

lässt, weiss und rot zugleich, und sie brachte ihren Gast in arge<br />

Herzbedrängnis.”<br />

Herzbedrängnis...<br />

16. Szene: W A L D<br />

Alain ist zu Parzival geworden.<br />

Parzival liegt auf seinem Bett. Er hört ein Geräusch. Kondwiramours, die Königin von<br />

Pelrapeire tritt in sein Zimmer. Sie trägt einen Leuchter in den Händen, auf dem viele<br />

Kerzen brennen. Sie bleibt vor Parzivals Bett stehen. Sie schaut ihn an. Dann legt sie<br />

sich neben den liegenden Helden. Sie berühren einander nicht.<br />

Der Morgen graut. Parzival steht auf. Er legt seine Rüstung an und macht sich zum<br />

Kampf bereit.<br />

Er kämpft gegen zwei Ritter. Parzival siegt. Er kehrt zurück.<br />

Parzival:<br />

Kondwiramurs:<br />

Königin, d Stadt isch frei.<br />

Ich liebe dich.<br />

Parzival und die Königin umarmen einander. Grosses Hochzeitsfest.<br />

Pause.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

17. Szene: Z W I S C H E N S P I E L<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 25<br />

- # -


Wie zu Beginn des Stückes kommen die SchauspielerInnen an den Bühnenrand und<br />

rekapitulieren die Parzival-Geschichte für das Publikum.<br />

Pro (-) eine andere Person.<br />

- Der Vater isch e Glänzer gsi, starch und schön und irgendwie ein Held.<br />

D Muetter hed Herzeloide gheisse.<br />

- Der Vater hed Gachmuret gheisse. Er isch wiit umecho i de Welt und isch<br />

sogar ghürote gsi mit ere Schwarzen us em Oste.<br />

- Ich sägen eu: de hedchönne zueschlo. Besser gseid: kämpfe.<br />

- Ebe. Und näb dere Schwarze us em Oste het er no e Wiissi us em<br />

Weste müesse ha<br />

- Chum händ s ghürote gha, isch d Herzeloyde schwanger gsi und de<br />

Maa, de tapferi Ritter hed wieder müesse go schlegle<br />

- Deet hed er is Gras bisse<br />

- Ehrevoll<br />

- Und sie hed s Kind am Hals gha<br />

- De Parzival<br />

- D Muetter hed unbedingt welle, dass er nid Ritter wird<br />

- Wahrschindli grad wäge dem isch er eine worde<br />

- Er hed de Rot Ritter abegschlage und töt<br />

- Er isch i Lehr bim alte, graue Gurnemanz<br />

- er hed sich s Froge abgwöhnt<br />

- Er hed e Stadt befreit<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

- er hed d Kondwiramours ghürote<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

- Kei schlächte Karriere<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- Und si good no witer<br />

zmitts dure 26<br />

- # -


- Und wie!<br />

18. Szene W A L D<br />

Parzival reitet nach seinem Abschied von Konwiramours weiter.<br />

Song Es zieht ne wiiter de Roti Ritter<br />

er rittet ewegg von sinere schöne Frau<br />

Er riitet hei, zur Muetter hei<br />

d Sunne schiint, de Himmel isch no blau<br />

Aber gäge d Mittagsstund<br />

gseed er wie de Näbel chunnd<br />

weiss er nümm wo dure mit em Ross<br />

Dunkel wirds, er stiigt scho ab<br />

macht zum Schlofe sich parat<br />

do gseed er plötzli sones riisigs Schloss<br />

19. Szene C A F E<br />

Rita sitzt an einem Tischchen und liest im 'Bravo'. Sonja tritt ein.<br />

Sonja:<br />

Rita:<br />

Sonja:<br />

Rita:<br />

S Bravo. Bisch nid ä chli z alt dezue?<br />

Isch doch gliich. D Ziit muess ume.<br />

Alles Mumpitz. Wie Horoskop oder so Züüg.<br />

Weiss nid. Bi mir hed s scho parmol gstumme.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Sonja:<br />

Mich inträssierrid höchschstens so Gschichte vo de Sänger oder<br />

Filmstars. Nid emol d Schminktips chasch bruuche.<br />

Rita hält ihr das Heft hin.<br />

Rita:<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

Weles isch denn di Traumtyp, wenn d eine vo dene müestisch uswäle?<br />

zmitts dure 27<br />

- # -


Sonja:<br />

Rita:<br />

Dee do. Aber nur im Notfall.<br />

Bisch au no wälerisch.<br />

Sonja:<br />

Rita:<br />

Sonja:<br />

Rita:<br />

Sonja:<br />

Rita:<br />

Sonja:<br />

Rita:<br />

Sonja:<br />

Beide lachen.<br />

Rita:<br />

Sonja:<br />

Rita:<br />

Sonja:<br />

Meinsch ich hänk mi jedem a Hals? Do muess scho zuerst de Richtig<br />

cho. Ich schlo mich lieber elei dure als mit ere Pfiffe.<br />

Und de müesst is scho de Leo sii<br />

Mindischtens. Oder de (zählt einige der heissen Boys auf, die gerade en<br />

vogue sind)<br />

Gseh würdsch es nur im Fernsee oder uf de CD-hülle. Ich wett kei Star,<br />

nid gschänkt.<br />

Du hesch nach Traumtyp gfrogt. Träume isch i dem Fall erlaubt. Weles<br />

isch denn diine?<br />

Dee do.<br />

Oh, de luegt aber treu.<br />

Findsch?<br />

Wiene Reepinscher.<br />

Treu isch dänk wichtig. Amel für mich.<br />

Scho guet.<br />

Ich muess wüsse, dass eine zue mer hebt.<br />

Weisch das bim Boris?<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Rita:<br />

Sonja:<br />

Rita:<br />

Jo.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Denn isch jo guet.<br />

Wie meinsch das?<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 28<br />

- # -


Sonja:<br />

Rita:<br />

Sonja:<br />

Nüd<br />

Säg.<br />

Was isch?<br />

Rita: Tue nid so.<br />

Sonja: Goods no?<br />

Rita: Ich weiss scho, was lauft.<br />

Sonja:<br />

Es lauft niene gar nüd<br />

Rita: Ich känne doch de Boris. Ich gseene au, wie er dich aaluegt.<br />

Sonja:<br />

Rita:<br />

Jo und? Aaluege darf er mi dänk no, oder.<br />

Scho, aber nid eso. Und nid grad dich.<br />

Sonja: Jetzt reg di aber ab. S isch doch nüd los, nüd zwüschet em Boris und<br />

mir. Ich bi doch nit blöd.<br />

Du bisch doch.. e Fründin, oder, vo mir, e gueti<br />

Nimm der doch nid di Traumtyp ewegg. Wär mer no.<br />

Rita:<br />

Alain tritt ein.<br />

Alain:<br />

Tschuidigung<br />

Zämme<br />

Was machider?<br />

Rita: Was Fraue schiins de ganz Tag machid: schwätze und Heftli läse.<br />

Sonja:<br />

Rita:<br />

Und d Manne studiere<br />

Traumtype.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Alain:<br />

Oh, Traumtype. Ich ha mi Traumtyp gfunde.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Sonja und Rita: Ah jo!<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 29<br />

- # -


Alain:<br />

Sonja:<br />

Alain:<br />

De Parzival, das Buech vo dir. Das isch e Traumtyp, säg der, vo dem<br />

träum i Znacht. De würd der au gfalle.<br />

So? Hesch e Foti vonem?<br />

Sicher nid. Stellsch der eifach vor er gsäch so guet us, wie ich.<br />

Sonja: Verlangsch au no vil vomer.<br />

Alain:<br />

Sonja:<br />

Alain:<br />

Sonja:<br />

Alain :<br />

Rita:<br />

Alain:<br />

Sonja:<br />

Dä find i eifach guet. Good furt ab und schlood sich dure und kei<br />

Problem. Scho gar nid mit de Fraue<br />

So.<br />

Boris tritt ein.<br />

Boris:<br />

Rita:<br />

Alain:<br />

Die eint, die Königin vo dere Stadt, die chund freiwillig i siis Zimmer,<br />

Znacht. Aber si längid enand nid a. Am Morge gids denn e Zweukampf,<br />

und...<br />

Zwüschet em Parzival und de Königin?<br />

Nei, de Parzival muess zerscht de bösi Ritter besiige und denn chunnd<br />

er zum Loon d Königin zur Frau über...<br />

D Frau zum Loon ... Wiene Medaille oder was?<br />

Nei, sorry, die händ enand schampar gern gha natürlich. Waansinnig<br />

gern<br />

Und denn hän sie ghürote und händ feuf Chind gmacht und fertig, happy<br />

End.<br />

Wer well chind mache?<br />

Si Super-Rambo.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Boris:<br />

Das hed mit Rambo nüd ztue.<br />

Ah, ihr händ überhaupt kei Ahnig.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Sägs em lieb Boris. De Boris hed en Ahnig.<br />

Also, de Parzival trampet dur d Gägend und denn?<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 30<br />

- # -


Alain:<br />

Boris:<br />

Aso er hed siini Mueter wider welle gsee und isch churz nach dem<br />

Hochsig wieder losgritte. Aber er hed de Wäg verpasst und chunnd ine<br />

Burg. Und das isch d Gralsburg. Deet wird de Gral bewcht. Und die Burg<br />

findid nume die, wo userwählt sind.<br />

De Gral?<br />

Alain:<br />

Boris:<br />

Alain:<br />

Boris:<br />

Alain:<br />

Boris:<br />

Alain:<br />

Boris:<br />

Alain:<br />

Boris:<br />

Alain:<br />

Boris:<br />

Alain:<br />

Das isch de gröscht Schatz, wos je überhaupt geh hed. Aber dem chef uf<br />

de Burg, dem gods überhaupt nid guet.<br />

Puff mit de Büez?<br />

Schmerze. Isch verletzt.<br />

Wo?<br />

Unde.<br />

Wo unde?<br />

A de Dings.<br />

Was Dings?<br />

A den Eier. A de Hode. E giftige Speer hed ne deet troffe, aber will er d<br />

König vo de Gralsburg isch, chan er nid sterbe und es tuet eifach<br />

verdammi weh.<br />

Und werum bringt er sich nid um?<br />

Will er uf si Nachfolger muess warte.<br />

De Parzival.<br />

Hesch s erfasst. Er muess jetz nur i d Burg ine und luege, was so good,<br />

wie dee muess liide und de sett er Mitleid zeige und e Frog stelle.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Boris:<br />

Alain:<br />

Was für e Frog?<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Irgend eini. Wie good s? Zum Bispil.<br />

Boris: Und, macht er s?<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 31<br />

- # -


Alain:<br />

Weiss nid. Jetz goni go wiiter läse.<br />

Alain ab.<br />

Boris:<br />

Und mir es Schwepps.<br />

Rita holt das Getränk, während Sonja einen Fotoautomaten-Streifen auspackt.<br />

Boris: Wotsch mer e Foti schänke?<br />

Sonja:<br />

Boris:<br />

Sicher nid. Morn goni ebe zu dem Werbeheini. Muess e paar Phöteli<br />

mitbringe. Weli findsch die bescht?<br />

Bruuchs dänk gli en Mananger, he? Ich wett mich jo nid uufdränge mit<br />

miine Rotschläg. Aber.. Nur eis: Oder, s isch wie bim Boxe. Du muesch<br />

als Siegerin uufträge. Wenn d is Studio chunnsch, muesch wüsse , dass<br />

du di kommendi Miss World bisch. Siegessicher. Und denn tänzle,<br />

scharwänzle, ächli us de Deckig locke, spile zeuggle, Aber immer nätt,<br />

immer lächle. Und jede Schlag blitzschnell verdaue und lächle. Zähnd<br />

zeige.Und zueschlo, Applaus.<br />

Boris nimmt Photos von Sonja<br />

Boris:<br />

Rita:<br />

Di viert. Ich nämt die viert. Do bisch am Frächste.<br />

Aber die zweut isch die Schönscht.<br />

Boris: Schöne Fotene gids gnueg. Due muesch speziell sii., denn nämeds di.<br />

Du bisch doch speziell, oder<br />

Sonja:<br />

Boris:<br />

Weiss nid.<br />

Aber ich weiss.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

20. Szene W A L D<br />

zmitts dure 32<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

- # -


Alain wird Parzival.<br />

Er trifft zum ersten Mal in der Gralsburg ein, die sich für ihn öffnet. Ein Zauberreich.<br />

Die fremde Stimmung gefällt ihm, verändert ihn, doch er bleibt vorsichtig. Die<br />

'Belegschaft' der Burg ist ausnehmend freundlich und korrekt. Alles ist elegant und<br />

sauber, schön und stilvoll. Parzival wird der Panzer abgenommen. Schon da sieht er<br />

Dinge, die er noch nie zuvor gesehen hat. Doch er traut sich nicht zu fragen.<br />

Er wird zum Essen geladen. Teller, Besteck und Gläser fliegen herbei. Repanse de<br />

Schoy, die schönste Frau, die Parzival je zu Gesicht gekommen ist, trägt eine mit<br />

Wasser gefüllte Schale herbei. Parzival wäscht sich die Hände.<br />

Da wird Anfortas hereingeschoben, -getragen, -geleitet. Ein Mann, der so grosse<br />

Schmerzen hat, dass er nicht wiess, ob und wie er sich bewegen soll Parzival traut sich<br />

aber nicht zu fragen, was den anderen so schmerzt. Die Belegschaft der Burg hängt<br />

aber an Parzivals Lippen, in der Hoffnung, dass dieser die erlösende, mitleidende Frage<br />

stellen möge. Doch Parzival bleibt bei allem sichtbaren Leid des kranken Mannes<br />

stumm.<br />

Repanse de Schoy trägt einen Kelch vorbei, den Gralskelch, dem ein wunderbares Licht<br />

entströmt. Anfortas windet sich in Wahnsinnsschmerzen.<br />

Parzival isst, trinkt, versteht nichts, fragt nichts. Er bekommt ein Geschenk: ein schönes,<br />

neues Schwert. Dann geht er zu Bett.<br />

21. Szene: S P I E G E L /R E F L E X<br />

Sonja steht nicht vor dem Spiegel in ihrem Zimmer sondern - mit einer ganzen Reihe<br />

anderer Möchte-gern-Mobdels vor der Spiegelreflexkamera des Photographen. Sie ist<br />

gehemmt, verkrampft, als sie dran kommt.<br />

Vom Photographen kann man nicht viel erkennen, man sieht nur Blitze. Die Stimme des<br />

Photographen ist zu hören. Ebenso das ständige metallische Klicken des<br />

Photoapparates.<br />

Stimme:<br />

So - und sie sind also...<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Sonja:<br />

D Sonja.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Stimme: D Sonja, jawoll, guet - sig locker, relaxed - guet denn fömmer emol a:<br />

zerscht emol s Gsicht, zeig was d hesch und d Auge uf. Lächle bitte,<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 33<br />

- # -


Sonja:<br />

Stimme:<br />

Sonja:<br />

Stimme:<br />

Sonja:<br />

Stimme:<br />

Sonja:<br />

Stimme:<br />

stell der öppis Schöns vor, öppis wo Spass macht. Öpppis Herzigs,<br />

öppis weichs.<br />

Guet und immer lächle, immer e fröhlichi Spannig im Gsicht. Dasch guet,<br />

merci. Also Sonja, denn wämmer emol e paar Schrittli mache. Zerscht<br />

linggs, guet und umchere. Merci.<br />

Und jetzt ganz locker anestooh. Villicht s Spielbei e chli füre und<br />

tuesch mer öppis verzelle.<br />

Was?<br />

Eifach öppis.<br />

Ich... eh... ich...<br />

Villicht no bitz öppis meh, was eso machsch<br />

Ich wett,... ich fänds toll emol Chleider vor z füehre und...<br />

Und?<br />

Ich sing au gärn<br />

Bitte...<br />

Sonja: (Sie singt )<br />

Der Photograph unterbricht sie schnell.<br />

Stimme:<br />

Guet, denn gömmer no e chli in d Bewegig ine, eifach e chli bewege<br />

oder tanze, i gib e chli Musig ine und bitte nid über d Markierige useträte.<br />

Es kommt dieselbe Musik, mit der Sonja schon vor dem Spiegel getanzt hat. Nur<br />

gelingt der Tanz diesmal nicht halb so gut wie in ihrem Zimmer.<br />

Stimme:<br />

Und los. Und jetzt no echli nöcher vors Grafitti stoh - nur Muet s chunnt<br />

guet, das wird spontan und chumm echli fräch, mach d Jagge uf, füül di<br />

frei und guet. Du bisch jung und früsch. Jaa.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Disco-Sound erschüttert den Raum. Sonja bewegt sich steif und verunsichert. Nur noch<br />

Blitze vom Photographen und das Klicken des Apparates dazu.<br />

Sonja wird zur Puppe.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Die Musik bricht ab.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 34<br />

- # -


Stimme:<br />

Merci, das längt, die Nächschti bitte<br />

22. Szene: W A L D<br />

Parzival im Liebesschmerz. Er irrt einsam im Wald herum. Er sieht das Bild seiner<br />

verlassenen Frau vor sich. Blutstropfen im frischgefallenen Schnee.<br />

Ein fremder Ritter kammt herbei und fordert Parzival zum Zweikampf. Doch der Fremde<br />

Merkt, dass sein Gegner nicht in der Lage ist zu kämpfen, weil er mit Schmerzen an<br />

etwas anderes denkt. Der fremde Ritter versucht Parzival abzulenken von seinen<br />

trübsinnigen Gedanken.<br />

Gawan:<br />

Ich känne das, wenn d Liebe schmerzt, wenn d Sehnsucht eim s Herz<br />

verriisst.<br />

Parzivel: Wer bisch du?<br />

Gawan:<br />

Ich bin de Gawan, e Ritter vom König Artus.<br />

Parzival: Ich heisse Parzival, bi wiit ewegg vo deheim...<br />

Gawan:<br />

Parzival? Mir händ dich de ganz Zit gsuecht. Chumm mit zum König. Er<br />

will dich i siini Tafelrunde ufneh.<br />

Parzival und Gawan umarmen einander. Sie gehen zu Artus und seiner Tafelrunde.<br />

Dort werden sie willkommen geheissen. Sie feiern ein Fest. Sie singen, lachen, tanzen.<br />

Da tritt Cundry auf, eine alte, hässliche Zauberin.<br />

Es wird still.<br />

Cundry:<br />

König Artus, der Ruhm deiner Tafelrunde wurde zunichte, als man Herrn<br />

Parzival aufnahm, der äusserlich wie ein Ritter aussieht.<br />

Sie wendet sich zu Parzival.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Schande über Eure glänzende Schönheit und Eure männliche Stärke!<br />

Ich erscheine Euch sicher widerwartig, doch Ihr seid weit abscheulicher<br />

als ich. Sagt mir, warum habt ihr den armen Mann nicht von seinen<br />

Schmerzen erlöst, als er jammervoll und hilflos vor Euch sass? Ihr hättet<br />

Euch doch seiner Qual erbarmen müssen!<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 35<br />

- # -


Eure Mannesehre und Euer Ansehen schwinden. Bei keinem Manne<br />

habe ich je soviel Schönheit und gleichzeitig soviel Falschheit gefunden<br />

wie bei Euch. Euer Ruhm ist dahin!<br />

Du bist verflucht! Du bist verdammt!<br />

Du sollst keine Ruhe mehr finden.<br />

Cundry beschmutzt Parzival, der sich nicht gegen die Anschuldigungen wehrt.<br />

23. Szene C A F E<br />

Sonja sitzt da. Rita ist ebenfalls im Lokal.<br />

Rita:<br />

Sonja:<br />

Rita:<br />

Sonja:<br />

Ajo säg, wie isch s gange?<br />

Isch no guet gsi, spannend.<br />

Händs di gnoh?<br />

Si lütid aa.<br />

Rita: Was hesch müesse mache ?<br />

Sonja:<br />

Anestoh und bewege... eigentlich isches.. eigentlich isches beschisse<br />

gsi. ha mi total verchrampft. De Typ ...<br />

Sie beginnt zu weinen.<br />

Rita:<br />

Sonja:<br />

Rita:<br />

Das kenn i au. Isch doch überall s Gliich. Isch doch ei Usnützerei. Die<br />

Grosse mache die Chliine fertig, die Erwachsene d Chinder..<br />

Aber das wär doch nit nötig.<br />

Was isch scho nötig ... Für mi isches nötig, dass ich gli furt chumm, wäg<br />

vo däm Scheiss und denn ab uf Kanada..<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Sonja:<br />

Alain tritt ein.<br />

Alain:<br />

Dasch au kei Lösig..<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Hallo. Losid emol, de Parzivel hed e grosse Fehler gmacht, er isch in d<br />

Gralsburg cho und...<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 36<br />

- # -


Rita:<br />

Alain:<br />

Das interessiert mi jetzt nid.<br />

Wenn dir wüsstet, was dir verpasset. Do chunnsch richtig in s<br />

Noodäncke...<br />

Rita: Ich chumm au in s Nochedängge ohni dis Buech.<br />

Alain will die Stimmung aufheitern. Er drückt auf der Musikbox C7, den Song, den Sonja<br />

mag und der auch bei der Photosession zu hören war. Sonja achtet nicht darauf. Sie<br />

nimmt den Faden des Gesprächs mit Rita wieder auf.<br />

Sonja:<br />

Mer muess es eifach lehre ushalte.<br />

Rita: Wenn s alli lehre ushalte, denn verändertet sich sicher nüt.<br />

Sonja: Wenn de eifach abhausch , veränderet sich au nüt. Irgendwie muesch<br />

mitmache. Dasch d Wält. Isch brutal, aber wohr. Was wottsch denn<br />

mache? Es Transchparänt längt ä nid. Do muess jede sälber luege,<br />

wien er sich dureschlood.<br />

Alain versteht nicht, worum es hier geht.<br />

Rita:<br />

Aber s isch doch nit guet, machsch di kaputt, lueg di doch aa. De<br />

Photifritz het di total verarscht.<br />

Sonja: Wenn s mi nämid, denn gon i. Ich will das. S gid schliesslich überall<br />

komischi Lüt.<br />

Rita: Komisch isch guet. Brutali Söi, kaputti Type, wo nur dr Stutz gsänd und<br />

ihri eigeti Befriedigung.<br />

Sonja:<br />

24. Szene: W A L D<br />

Ich mache lieber emol e Fehler, als dass ich e Chance verpasse. Jetzt<br />

weiss i wie de Haas lauft. Ich stell mi druf i und denn goots, muesch<br />

luege.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Parzival reitet und reitet. Seit dem Besuch und dem Fluch Condrys ist er unterwegs und<br />

sucht die Gralsburg um seinen Fehler wieder gut zu machen. Er wird immer nder,<br />

glanzloser, trauriger. einsamer, älter.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 37<br />

- # -


Stimmen: Es zieht ne wiiter, dr Roti Ritter , und ar rittet<br />

Du bisch verfluecht und schuldig<br />

Dii Wäg het keis Ziel<br />

Diis Riite het kei Zwäck<br />

Cher um<br />

Song<br />

über die Verlassenheit<br />

Das ist truurig und bitter<br />

für de Parzival, de Roti Ritter<br />

Er isch dräckig und chli<br />

wetti gern schon gstorbe sii<br />

Er fühlt sich müed, sein Herz ist schwer<br />

weiss nid wohee und nid woher<br />

Er sucht und findt kei guete Ort<br />

isch nid rächt do und nid rächt fort.<br />

Parzival bricht zusammen.<br />

Der Einsiedler Trevirzent kommt und versorgt ihn. Er wäscht ihn. Parzival will etwas<br />

sagen.<br />

Trevirzent:<br />

Ich weiss. Dini Schuld isch gross. Aber villicht wird dir nomol vergee.<br />

Parzival: Ich muess zur Burg und d Froge stelle.<br />

Trevirzent: Du chasch die Gralsburg nur finde, wenn d sie nid suechsch.<br />

Vertrou uf dich. Und vertrou auf dee, wo mächtiger isch als du.<br />

Trevirzent lässt Parzival. Der zieht sich saubere Kleider an.<br />

25. Szene S P I E G E L<br />

Sonja in ihrem Zimmer vor dem Spiegel. Boris tritt leise ein. Sonja erschrickt heftig.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Boris:<br />

Sonja:<br />

Boris:<br />

Was isch?<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Jesses, ich ha gmeint s sig öpper ander.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

Jetz bin ichs leider.<br />

zmitts dure 38<br />

- # -


Sonja:<br />

Boris:<br />

Sonja:<br />

Wieso leider?<br />

Ich muess jo usgseh wie ne Zombie, so wie du verschriksch<br />

Scho vergässe.<br />

Zeigt ihr Kleid.<br />

Wie findsch?<br />

Boris: Stood der guet. Würkli, Überhaupt<br />

Sonja:<br />

Boris:<br />

Sonja:<br />

Boris:<br />

Sonja:<br />

Boris:<br />

Sonja:<br />

Was?<br />

Nüd.<br />

Säg.<br />

Nüd.<br />

Mer seid doch nid wäg nüd überhaupt.<br />

Ich scho.<br />

Hesch Schiss?<br />

Boris: Überhaupt ned. Überhaupt heisst: Gseesch überhaupt guet uus.<br />

Sonja:<br />

Boris:<br />

Sonja:<br />

Merci, Aber das isch Gschmacksach.<br />

Guet uusgsee?<br />

Chleider und so.<br />

Boris: Ich meine dänk nid Chleider. Ich min dich, au ohni Chleider<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Sonja:<br />

Boris:<br />

Sonja:<br />

Wie wotsch du das wüsse?<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Phantasie.<br />

Chunnd der das ami z Sinn, wenn d di Sandsack verhausch.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 39<br />

- # -


Boris:<br />

Sonja:<br />

Boris:<br />

Wie meinsch das?<br />

Nüd.<br />

Chum säg.<br />

Sonja: Ich stone scho uf Type mit Muskle aber...<br />

Boris: Wotsch es gsee?<br />

Sonja: Nei.<br />

Boris zeigt seinen Bizeps. Er will, dass Sonja ihn drückt. Sonja fasst nach einigem<br />

Zögern an. Das ist der Moment, wo Boris Sonja packt und zu küssen versucht. Sonja<br />

wehrt sich. Es ist ein stummer Kampf. Schliesslich knallt Sonja Boris eine Ohrfeige.<br />

Boris hört auf. Er geht ab.<br />

Boris geht zum Sandsack. Sonja schaut in den Spiegel. Alain liest. Rita packt ein.<br />

26. Szene C A F E<br />

Rita im Cafe. Sie räumt auf. Sonja kommt rein. Begrüssung.<br />

Sonja:<br />

Rita .... ich ... nehme es Mineral.<br />

Sonja zieht den Kopfhörer ihres Walkman über. Boris tritt ein. Er grüsst/küsst Rita.<br />

Dann sieht er auch Sonja, die ihn nicht bemerkt (bemerken will). Rita ab. Er nimmt<br />

Sonja die Kopfhörer weg.<br />

Boris:<br />

Sonja:<br />

Boris:<br />

Seid mer nümm grüezi<br />

Gimmer de Chopfhörer<br />

Zerscht grüezi säge<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Sonja:<br />

Boris:<br />

Wasch los, wotsch Krach afo?<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Bisch hässig?<br />

Sonja (nachäffend): Bisch hässig?<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 40<br />

- # -


Boris: Isch jo nüd passiert. Ha gmeint ...<br />

Sonja:<br />

Rita:<br />

D Nare meinid.<br />

Und wer isch de Nar?<br />

Rita: Wasch los?<br />

Boris: Nüd, wiso?<br />

Rita: S schmöckt so komisch<br />

Sonja:<br />

Rita:<br />

Sonja:<br />

Sie geht.<br />

Boris:<br />

Rita:<br />

Boris:<br />

Rita:<br />

Boris:<br />

Rita:<br />

Boris:<br />

Rita:<br />

Boris:<br />

Ich schmöcke nüd<br />

Irgendöppis isch fuul.<br />

Ich muess<br />

Si isch halt no es Bébé.<br />

Das gfallt der doch.<br />

Cha scho sii.<br />

Si gfallt der besser als ich.<br />

Sone Seich.<br />

Ich will furt.<br />

Wo äne?<br />

Niene bestimmts.<br />

De chasch grad so guet do bliibe<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Rita:<br />

Boris:<br />

Rita:<br />

Ebe nid<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Also, de gömmer halt uf Kanada. Zfriede?<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

Wott elei go.<br />

zmitts dure 41<br />

- # -


Boris:<br />

De halt . Aber ich bi de villicht au nümm do, wenn de umechunnsch.<br />

Boris geht<br />

Rita:<br />

Ich weiss<br />

27. Szene A N A L L E N S C H A U P L Ä T Z E N<br />

Café<br />

Rita hat gepackt. Sie trägt einen Koffer. Sie löscht das Licht im Cafe. Sie tritt hinaus.<br />

Sandsack<br />

Boris hockt bei seinem Sandsack. Rita kommt herein. Sie verabschieden sich<br />

voneinander. Umarmung.<br />

Spiegel<br />

Sonja blickt in den Spiegel. Sie geht aus dem Zimmer.<br />

Schlagzeug<br />

Alain sitzt am Schlagzeug. Er liest die letzte Seite des Buches. Sie scheint ihn zu<br />

freuen. Dann steht er auf und bringt das Buch zu Sonja zurück, die aber nicht zuhause<br />

ist.<br />

28. Szene N A C H S P I E L<br />

Dieselbe Erzählsituation wie beim Vorspiel. Die Spielerlnnen wenden sich direkt<br />

an das Publikum. Sie erzählen die Geschichte über Parzival zu Ende. Anders als bei<br />

den vier Jugendlichen ist es ein Happy-End.<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Der Text könnte auch als Song gestaltet werden.<br />

Pro (-) ein/e SpielerIn.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

- Jetzt müemer no schnell die Geschichte vom Parzival fertig verzelle.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 42<br />

- # -


- Er isch also no lang umenandzoge mit siim schlächte Gewüsse und er<br />

hed alles wieder welle guet mache.<br />

- Aber er hed die Burg nümme gfunde.<br />

- Also hed er ufgeh, Gott verfluecht und mit jedem, won ihm nid passt hed,<br />

hed er Striit agfange.<br />

- Sogar mit siim eigete Brüeder ...<br />

- Ja, de Gachmuret, si Vater hed jo ebe näb de Herzeloide no e schwarzi<br />

Frau us em Osten gha und mit dere hed er eben au e Sohn gha, e<br />

schwarz-wisse, de Feirefiz ...<br />

- Also: de beide Brüdere, de Parzival und de Feirefitz händ enand troffe<br />

und grad emol zümftig abgschlage.<br />

- Wo s denn aber gmerkt händ, dass eigentlich verwandt sind, sind beid<br />

froh gsii, dass keine der ander umbrocht hed und das isch de Grund gsi<br />

fürn es Riisefäscht.<br />

- Das hed de König Artus organisiert.<br />

- Bi dem Fäscht isch wider die grusegi Zauberi Cundry ufträtte. Dasmol<br />

met eme bessere Bricht.<br />

- De Parzival sig jetz riif. Er sell mit uf s Schloss cho und sini Froge stelle.<br />

Er heig jetz lang gnueg glitte und kampft und zwiiflet. Siini schön Frau<br />

Kondwiramours tüeg ne scho erwarte.<br />

- Und so sind s ufgstande und zur Gralsburg gritte. De Parzival hed de<br />

Gralskönig erlöst und siini Frau i Arm gno.<br />

- Si Brüeder Feirefiz aber, de schwarzwiiss, hed di wunderschön Repanse<br />

de Schoy ghürote.<br />

- Und rund um d Gralsburg ume hed s Land wider afo blüe<br />

und blüe<br />

und blüe...<br />

© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Ende.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 43<br />

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© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />

Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />

Kein Aufführungsrecht.<br />

zmitts dure 44<br />

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