Zirkus Bancrotti-origWasserzeichen
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Zum Aufführungsrecht<br />
• Das Recht zur Aufführung erteilt der<br />
teaterverlag elgg, CH-3123 Belp<br />
Tel. + 41 (0)31 819 42 09<br />
www.theaterverlage.ch / information@theaterverlage.ch<br />
Montag - Freitag von 09.00 bis 11.30 Uhr & 13.30 bis 17.00 Uhr<br />
• Der Bezug der nötigen Texthefte - Anzahl Rollen plus 1 - berechtigt<br />
nicht zur Aufführung.<br />
• Es sind darüber hinaus angemessene Tantièmen zu bezahlen.<br />
• Mit dem Verlag ist vor den Aufführungen ein Aufführungsvertrag<br />
abzuschliessen, der festhält, wo, wann, wie oft und zu welchen<br />
Bedingungen dieses Stück gespielt werden darf.<br />
• Auch die Aufführung einzelner Teile aus diesem Textheft ist<br />
tantièmenpflichtig und bedarf einer Bewilligung durch den Verlag.<br />
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Spielgruppe die Tantième zu bezahlen.<br />
• Das Abschreiben oder Kopieren dieses Spieltextes - auch<br />
auszugsweise - ist nicht gestattet (dies gilt auch für<br />
Computerdateien).<br />
• Übertragungen in andere Mundarten oder von der Schriftsprache in<br />
die Mundart sind nur mit der Erlaubnis von Verlag und Verfasser<br />
gestattet.<br />
• Dieser Text ist nach dem Urheberrechtsgesetz vom 1. Juli 1993<br />
geschützt. Widerhandlungen gegen die urheberrechtlichen<br />
Bestimmungen sind strafbar.<br />
• Für Schulen gelten besondere Bestimmungen.<br />
"Es gibt Leute, die ein Theaterstück als etwas "Gegebenes"<br />
hinnehmen, ohne zu bedenken, dass es erst in einem Hirn erdacht,<br />
von einer Hand geschrieben werden musste.“<br />
Rudolf Joho
<strong>Zirkus</strong> <strong>Bancrotti</strong><br />
Ein Stück<br />
von<br />
Margit Deuber<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
die jugendreihe 64<br />
-1-
<strong>Zirkus</strong> <strong>Bancrotti</strong><br />
Ein Stück für die Schule von Margit Deuber<br />
HD / 1 Theater- AG mit 23 Schülern / Turngruppe / Tanzgruppe<br />
Der Wanderzirkus <strong>Bancrotti</strong> steckt in finanziellen Schwierigkeiten.<br />
Eine ungewisse Zukunft drückt auf alle. Die Männer machen grosse<br />
Worte - lassen es an den Taten fehlen. Die Frauen und Kinder handeln:<br />
In der Stadt geben sie kleine <strong>Zirkus</strong>müsterchen und verkaufen gleich<br />
Eintrittskarten. So retten sie das Unternehmen. Und die Herren der<br />
Schöpfung müssen künftig die Damen gleichberechtigt auftreten<br />
lassen.<br />
Mit grossem Aufwand verbunden. Aber dankbar und<br />
pädagogisch wertvoll.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
-2-
Personen<br />
Herr <strong>Bancrotti</strong><br />
Pippa,<br />
<strong>Zirkus</strong>direktor<br />
seine Tochter<br />
August,<br />
Clown<br />
Augustine,<br />
seine Frau<br />
Flippi, Floppi und Flapsi, ihre Kinder<br />
Pavel Artist ⎫<br />
Tschechische Kinder:<br />
⎬ Jongleure<br />
Tatjana, Olga und Frantisek<br />
⎭<br />
Juan Artist ⎫<br />
Mexikanische Kinder:<br />
⎬ Akrobaten (Tanz, Inline-<br />
Rosa, Carmen und Isabella ⎭ Skating usw.)<br />
Italienische Kinder:<br />
Maria, Guilletta und Roman<br />
Mister Power<br />
Feuerspucker/-schlucker<br />
Madame Riva<br />
Dolly<br />
Lou<br />
Die Tanzgruppe „Las Ballerinas Primas“<br />
Die Turngruppe „Los Fantasticos“ oder andere!<br />
⎫<br />
⎬ Tiernummer<br />
⎭<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
-3-
Ergänzungen:<br />
1. Die Lokalitäten wie „Pfalz“, Bad Dürkheim“, u.s.w. können<br />
natürlich auf den jeweiligen Spielort abgeändert werden.<br />
2. Spielvariante:<br />
Es erscheint mir auch amüsant, wenn August die Möglichkeit hätte,<br />
bei der Vorstellung noch mitzuwirken. Er hatte im Verlauf des<br />
Stückes noch gar keine Möglichkeit, seine Künste zu zeigen.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
-4-
Vor der Vorstellung<br />
Dolly:<br />
Lou:<br />
Dolly:<br />
Lou:<br />
Dolly:<br />
Lou:<br />
Dolly:<br />
Zwei <strong>Zirkus</strong>mädchen mit Bauchladen im Gespräch.<br />
Sie packen ihre restlichen Vorräte aus. (Eine Tafel<br />
Schokolade, fünf Eis am Stiel, einige Tüten<br />
Bonbons.)<br />
Schau, Lou, alle meine Reichtümer! (Zum Publikum.)<br />
Das ist alles, was wir ihnen nachher noch anbieten<br />
können!<br />
(greift in die Hosentasche, krempelt sie nach aussen,<br />
es fallen zwei Pakete Kaugummi heraus.) Wow!<br />
Dolly! Übertreib nicht, wir haben sogar noch<br />
Kaugummi! Wer sagt’s denn! Alles paletti! Zur Not<br />
können wir ja noch aus Mais Popkorn machen! (Zum<br />
Publikum.) Das mögt ihr doch - oder?<br />
Und mit welchem Geld kaufst du den Mais? Der Chef<br />
ist ziemlich blank, wie damals in Venedig.<br />
(geht ins Publikum.) Freuen Sie sich auf die<br />
Vorstellung, ja? - Freuen Sie sich aber bitte nicht auf<br />
die Pause, unseren Bauchläden knurrt nämlich der<br />
Magen!<br />
Die Idee mit dem Popcorn ist so miserabel gar nicht!<br />
(Zum Publikum.) Meine Damen und Herren! Liebe<br />
Kinder! Wenn ihr in der Pause Popcorn futtern wollt,<br />
dann trampelt jetzt mal ganz fest und klatscht dabei!<br />
Los!<br />
Bravo! Ihr seid ein phantastisches Publikum! Klasse,<br />
die Bad Dürkheimer! (Ort kann geändert werden.)<br />
Bis die Vorstellung des grossen, weltbekannten <strong>Zirkus</strong><br />
<strong>Bancrotti</strong> beginnt, erlauben wir uns, Sie um eine kleine<br />
Popcorn-Spende zu bitten!<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
(Die beiden mischen sich unter das Publikum, Text<br />
frei.)<br />
-5-
Das Spiel<br />
1. Szene<br />
Pippa:<br />
<strong>Bancrotti</strong>:<br />
Pippa:<br />
<strong>Bancrotti</strong>:<br />
Pippa:<br />
<strong>Bancrotti</strong>:<br />
Pippa:<br />
Direktor <strong>Bancrotti</strong> alleine in der Manege, betastet<br />
die gespannten Seile, hebt sorgenvoll den Blick<br />
gegen die zerschlissene Zeltkuppel.<br />
Papa, mein Kostüm ist zu eng, hilf mir mal eben, ich<br />
krieg den Reissverschluss nicht zu. Könnt ich mir doch<br />
endlich mal ein neues Kostüm kaufen. Ist doch nicht<br />
zuviel verlangt nach fünf Jahren - oder?<br />
Du bist die beste Hochseiltänzerin, die die Welt je<br />
gesehen hat. Was du trägst, das spielt doch überhaupt<br />
keine Rolle. (Sucht Ausflüchte.) All die Sensationen,<br />
die ich der Welt, ja einem Weltpublikum schon<br />
geboten habe, Paris, Moskau, Los Angeles, Peking...<br />
Bern und nun Bad Dürkheim. Wollt ihr unser Publikum<br />
so tief enttäuschen. Und mich?<br />
Ach, Papa. Die <strong>Zirkus</strong>welt geht rauf und runter, es<br />
werden schon mal wieder bessere Zeiten kommen.<br />
Muss ich halt eben ein bisschen abspecken, da<br />
vielleicht ein paar neue Pailletten - mal sehen... Also,<br />
ich, ich wollte dir noch etwas sagen, Papa.<br />
Ich weiss, dein Kostüm...<br />
Das allein ist es nicht, Papa. Mir wird in letzter Zeit oft<br />
so merkwürdig auf dem Seil da oben, meine Knie<br />
zittern, ich kann kaum nach unten sehen, bekomme<br />
Schweissausbrüche...<br />
Aber Kind, um Himmels Willen, davon hast du nie<br />
etwas gesagt, du musst sofort zum Arzt gehen. Du<br />
musst Medikamente haben, wenn deine Nummer<br />
ausfällt, Pippa! Das wäre das Ende!<br />
Das Ende! Mein Ende vielleicht! Denkst du manchmal<br />
überhaupt noch daran, dass ich nicht nur deine Tochter<br />
bin, die dir immer gehorchen musste, sondern ganz<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
-6-
<strong>Bancrotti</strong>:<br />
Pippa:<br />
<strong>Bancrotti</strong>:<br />
Pippa:<br />
<strong>Bancrotti</strong>:<br />
Pippa:<br />
<strong>Bancrotti</strong>:<br />
Pippa:<br />
einfach ein Mensch, dem es einfach mal nicht gut geht?<br />
Warum fragst du nie: Wie geht es dir überhaupt,<br />
Pippa? Pippa soll tanzen, wie sie immer getanzt hat!<br />
Ich muss dir auch was sagen, Pippa. Auch was Ernstes.<br />
Du machst mir Angst, Papa. Sag schon, was dich<br />
bedrückt. Vor lauter Arbeit kommen wir gar nicht zum<br />
Reden. Aufbauen, abbauen, neue Nummern<br />
einstudieren, das scheussliche Gefühl in der<br />
Magengrube, eines Tages hoch auf dem Seil<br />
auszurutschen und abzustürzen.<br />
Kind, nein, das darf niemals geschehen, du bist die<br />
Attraktion des Weltzirkus mit dem grossen Namen<br />
<strong>Bancrotti</strong>, niemals ist aus unserer Familie jemand zu<br />
Schaden gekommen, nie! - Was soll das, Pippa. Ohne<br />
dich sind wir verloren.<br />
Papa, was meinst du mit ‘verloren’?<br />
Tja, Kind, es fällt mir wirklich schwer, es dir zu sagen,<br />
aber eines Tages müsste dein alter Vater doch einmal<br />
mit der Wahrheit herausrücken. Pippa, uns steht das<br />
Wasser bis zum Hals, wenn wir unsere Schulden nicht<br />
bezahlen können, müssen wir bis September aufgeben.<br />
Hier, lies diesen Brief!<br />
(liest.) 50’000 DM (CHF) bis (Datum selber wählen)<br />
... Zwangspfändung. - Und seit wann weisst du das<br />
schon? Warum um Gottes Willen hast du nie etwas<br />
gesagt?<br />
Ich hoffte halt immer noch, dass wir es irgendwie<br />
schaffen könnten. Ich hatte so sehr auf die<br />
mexikanischen Akrobaten gesetzt und auch auf die<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
Clowns, aber August fällt auch nichts Neues mehr ein,<br />
dieses Geigenstück im Spagat bringt doch keinen<br />
müden Lacher mehr, ebenso wenig seine Kinder, die<br />
nur gelangweilt zusehen, wie sich der Alte abrackert.<br />
Und erst die Jongleure, die bisher nie mehr als zwei<br />
Bälle in die Höhe brachten. Das ist ja lachhaft! - Ha!<br />
Lass den Kopf nicht hängen, Papa. Vielleicht hilft uns<br />
ja der Bürgermeister dieser kleinen Stadt hier, (Namen<br />
-7-
<strong>Bancrotti</strong>:<br />
Pippa:<br />
2. Szene<br />
selber einsetzen), heisst er, glaube ich. Das klingt nicht<br />
so, als sei er ganz und gar ein Unmensch.<br />
Tapferes Mädchen, so kenn ich dich wieder. Das<br />
vorhin, das war doch nur Spass, oder?<br />
Schon gut, Papa, ich geh mal zu Fernando, wegen der<br />
Ball-Nummer.<br />
(Pippa geht in Richtung Wohnwagen, <strong>Bancrotti</strong><br />
geht, den Brief lesend, in die andere Richtung ab.)<br />
Die Clown-Familie erscheint zur Probe.<br />
Vater August: (ruft in Richtung Wohnwagen, aus welchem ihm<br />
Augustine nachschaut.) Augustine, Weibchen, heute<br />
freu’ ich mich auf Kraut und Speck! Viel Speck! Und<br />
anschliessend noch Schokoladencreme mit<br />
Walnusssplittern! Hmmm!<br />
Augustine:<br />
Flapsi:<br />
Flippi:<br />
Unser ein und alles hängt an deiner Figur! Denk dran!<br />
In dein Gewand würde zwar auch ein schwangeres<br />
Känguruh passen, aber Spagat, das kann es nicht, das<br />
kannst nur du, August. Und vor allem noch<br />
Schokolade! Bei deinen ewigen Zahnschmerzen.<br />
Mama hat recht, Papa, denk doch nicht ständig ans<br />
Essen! Üb lieber „Oh mein Papa“. Auf den Ur-Oldie<br />
sind doch immer alle ganz high! Und hier, in Bad<br />
Dürkheim, (Ort kann geändert werden) können<br />
sicher viele mitsingen oder mitklatschen.<br />
Bescheuert! Mitklatschen! Wir sind Künstler und nicht<br />
vom Tingeltangel, wie diese Tscheckows, diese<br />
Jongleure, Zigeuner, prrrrr! Zigeuner hat der Chef da<br />
engagiert.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
-8-
Floppi:<br />
Flapsi:<br />
Er hat sie doch aber als Cinti und Roma vorgestellt.<br />
Doofkopf, das ist doch dasselbe. Vielleicht sind sie ja<br />
gut? Vielleicht proben wir eine gemeinsame Nummer!<br />
Vater August: So weit muss es noch kommen, dass wir als Familie<br />
allein nicht genug auf die Beine stellen. Schlag dir so<br />
einen Blödsinn augenblicklich aus dem Kopf, Kind.<br />
Lass uns lieber endlich unsere Nummer proben, sonst<br />
ist Mama mit dem Essen noch vor uns fertig!<br />
3. Szene<br />
(Lautes Kindergeschrei, herein stürmen<br />
mexikanische Kinder der Tanzgruppe und die<br />
Kinder der Jongleurfamilie.)<br />
Vater August: Halt! Halt! Ihr wisst doch genau, dass wir von zehn bis<br />
elf die Manegeprobe haben. Wo in drei Teufels Namen<br />
sind denn eure Eltern, die euch alle am besten in einen<br />
grossen Sack stecken sollten und dann feste zunähen.<br />
Juan: Aber Herr August, die sind alle beim Direktor, sie<br />
haben schon seit einem Monat kein Geld mehr<br />
bekommen. Wir haben kaum noch etwas zu essen!<br />
Vater August: Was, was, was, davon weiss ich ja gar nichts. Und<br />
überhaupt... - Und überhaupt ist das ja alles völlig<br />
übertrieben mit dem Geschwätz von Geld, wir haben<br />
beim <strong>Zirkus</strong> <strong>Bancrotti</strong> noch nie hungern müssen, wir<br />
sind schliesslich ein Star-<strong>Zirkus</strong> erster Klasse. So ein<br />
Unsinn, Kinder! Geht ruhig wieder hinaus!<br />
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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
(Kinder gehen widerstrebend ab.)<br />
Mister Power: (Muskelprotz.) He, August, was Neues? Machst du<br />
neuerdings auch’ne Tanznummer?<br />
Vater August: Tanznummer?<br />
-9-
Mister Power: Na mit den Kindern, die sich gerade um dich<br />
versammelt hatten. Vielleicht wär’s dann besser, gleich<br />
‘nen Flohzirkus aufzumachen!<br />
Vater August: Tja, ich weiss nicht, ob ich dich jetzt da einweihen soll,<br />
die Kinder behaupten, der <strong>Zirkus</strong> sei in<br />
Schwierigkeiten.<br />
Mister Power: Schwierigkeiten? So ein Schwachsinn! Bei der<br />
Truppe? (Demonstriert etwas, was nicht so ganz<br />
gelingt.)<br />
Feuerschlucker: Bist nicht so voll drauf, was Mister Power? Ist hier<br />
Generalversammlung oder Probe? Kinder rennen rein<br />
und raus, August ist immer noch hier, statt bereits an<br />
Augustines Suppentopf zu sitzen.<br />
Mister Power: Zu lästern, Freund, gibt’s da nix, du wirst dich, wenn<br />
die Gerüchte stimmen, in nächster Zeit vielleicht von<br />
Benzin und Streichhölzern ernähren müssen, davon<br />
hast du ja noch genügend Vorräte.<br />
Feuerschlucker: August, kannst du mich mal darüber aufklären, was da<br />
läuft?<br />
Flapsi: (kommt herbei.) Papa, komm nach Hause, das Essen<br />
ist fertig.<br />
Vater August: Ich komm mit, Kind. Redet euch nicht unnötig die<br />
Köpfe heiss! Es wird alles halb so warm gegessen, wie<br />
es gekocht wird!<br />
Flapsi: Aber nicht bei Mama!<br />
4. Szene<br />
(Beide ab.)<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
Kinder stürmen die Manege mit allerlei<br />
Trainingsgeräten.<br />
Carmen:<br />
Ole! Ole! Alle halten das Mund! Setzen sich hin!<br />
(Kinder gehorchen ihr.)<br />
-10-
Tatjana:<br />
Rosa:<br />
Carmen:<br />
Alle:<br />
Carmen:<br />
Pedro:<br />
Carmen:<br />
Frantisek:<br />
Carmen:<br />
Frantisek:<br />
Isabella:<br />
Frantisek:<br />
Carmen, wir müüsen doch proben, wir sind neu im<br />
Programm. Wir müssen gut sein, am Freitagabend!<br />
Sehr gut sogar!<br />
(spricht mit hartem -r.) Isabella und ich müssen<br />
unbedingt noch die Hebefigur hinkriegen und die<br />
Todesspirale! Ich hab’ solche Angst, dass es nicht<br />
klappen will!<br />
Claro. Wir alle müssen üben.<br />
(Stimmengewirr.)<br />
Warum hast du uns gerufen, Carmen?<br />
Das ist so: Vorhin, ich habe an Wohnwagen von Chef<br />
Stimmen gehört. Lautes Stimmen. Bin ich leise, leise<br />
hingegangen und habe...<br />
Spioniert!<br />
Genau!<br />
Wir haben auch schon gehört, was los ist! So eine<br />
verdammte...<br />
Caramba! Silencio! Jeder sagen was - und nichts ist<br />
richtig! Hört zu: <strong>Bancrotti</strong> muss bis September erstes<br />
haben 50’000 Schweizer Franken, sonst wir alle<br />
verloren. Alle! (Fängt an zu weinen, bestürzte<br />
Reaktion.)<br />
Wir sind neu bei euch, aber ich hätte nicht gedacht,<br />
dass ich mit solchen Heultanten zusammenarbeite!<br />
Geld! Das treiben wir schon auf!<br />
Meinst du, der <strong>Zirkus</strong> <strong>Bancrotti</strong> hat nur auf euch<br />
Zigeuner gewartet, dass ihr uns rettet!<br />
(stürzt sich auf sie.) Das müssen wir uns nicht<br />
gefallen lassen! Wir alle sind Artisten! Wir alle leben<br />
von der Hand in den Mund. Wir leben von unserem<br />
Publikum, das uns applaudiert, wenn wir gut sind -<br />
dieses Leben lieben wir alle - wie alle unsere Familien<br />
es schon immer getan haben. Wir alle sind „fahrendes<br />
Volk“!<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
-11-
Carmen:<br />
Roman:<br />
Guilletta:<br />
Roman:<br />
Maria:<br />
Olga:<br />
Carmen:<br />
Alle:<br />
Pippa:<br />
Maria:<br />
Roman:<br />
Carmen:<br />
Olga:<br />
Frantisek:<br />
Alle:<br />
Pippa:<br />
Es stimmt, du, Frantisek. Nicht jetz dem Kopfe lassen<br />
hängen. Wir denken nach, alle sind wichtig, alle wollen<br />
retten das <strong>Zirkus</strong>!<br />
(italienische Tiernummer. Roman erscheint mit<br />
einem Nilpferd an der Leine.) Hippo, ................,<br />
bene.<br />
(kleine Schwester mit Riesenschlange. Zu Roman<br />
gewandt.) Keine Angst, ist nicht pericoloso, habe Gift<br />
gerade herausgeholt.<br />
Bene, Guilletta. Sprecht ihr von Geld? Von Lire?<br />
Lire???<br />
Lire! Keine Deutsche Mark! (Schweizer Franken)<br />
Finito! Fine! Fin! Schluss!!! Was können wir tun um zu<br />
retten <strong>Bancrotti</strong>. <strong>Bancrotti</strong> darf nicht sterben!<br />
Nein, <strong>Bancrotti</strong> darf nicht sterben! Wir retten<br />
<strong>Bancrotti</strong>! Wir retten <strong>Bancrotti</strong>!<br />
Kinder, ihr habt euch alle in der Manege versammelt!<br />
Habt ihr etwa gelauscht? Ihr sollt euch keine Sorgen<br />
machen, wir schaffen das schon. Es ist nicht das erste<br />
Mal, dass uns das Wasser zum Halse stand.<br />
Wasser bis zum Halse, questo dice? Roman?<br />
Wir werden alle unsere Arbeit verlieren, wenn uns<br />
nicht rechtzeitig noch etwas einfällt.<br />
Überlegen wir alle, Kleine und Grosse, wie wir<br />
gemeinsam unseren <strong>Zirkus</strong> <strong>Bancrotti</strong> retten können.<br />
Mit Reden retten wir ihn bestimmt nicht. Arbeiten,<br />
proben müssen wir. Am Freitag müssen wir eine<br />
Sensation nach der anderen bieten. Das Publikum soll<br />
aus dem Staunen nicht wieder herauskommen!<br />
Vielleicht fällt uns ja noch eine ganz neue Sensation<br />
ein, vielleicht kann uns Augustine die Kostüme noch<br />
herausputzen.<br />
Ja, genau, an die Arbeit!<br />
Wenn ihr das wirklich alle wollt! Das ist wirklich<br />
phantastisch, aller Streit ist vergessen, wir halten alle<br />
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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
-12-
feste zusammen, und da kommt mir gerade noch eine<br />
Idee!<br />
5. Szene<br />
<strong>Bancrotti</strong>s Vollversammlung: <strong>Bancrotti</strong>, Pippa,<br />
August, Pavel, Juan, Mister Power, Feuerschlucker.<br />
Manege, alle schauen erwartungsvoll zum Eingang.<br />
Zuerst erscheint Pippa, dann mit sorgenvoller<br />
Miene <strong>Bancrotti</strong>.<br />
<strong>Bancrotti</strong>: (begrüsst alle persönlich, Anrede.) Liebe Freunde!<br />
Ihr wisst und dürft es niemals vergessen, es ist eine<br />
grosse Ehre, für den <strong>Zirkus</strong> meiner Familie zu arbeiten.<br />
Seit fünf Generationen reisen wir von Kontinent zu<br />
Kontinent, umjubelt von Tausenden von Zuschauern,<br />
nicht zuletzt um Pippa zu sehen, meine Erbin, die<br />
grosse Pippa <strong>Bancrotti</strong>!<br />
Pavel: Entschuldigen Sie, Herr Direktor! Wir alle haben<br />
grosse Sorgen und darüber wollten wir mit Ihnen<br />
sprechen jetzt...<br />
<strong>Bancrotti</strong>: Sorgen! Ein echter Artist denkt an seine Kunst, an die<br />
nächste Vorstellung. Alles andere wird sich schon<br />
finden.<br />
Pippa: Papa, wir müssen wirklich gemeinsam überlegen, wie<br />
wir das viele Geld auftreiben. Ich fühle mich so elend,<br />
sicherlich geht es den anderen ebenso. Wo sind denn<br />
eigentlich eure Frauen geblieben?<br />
Juan: Elena hat mit dem Baby zu tun.<br />
Pavel: Eva näht neue Röcke.<br />
Vater August: Augustine durfte nicht mit. Hmm, ich meine, ich habe<br />
ihr gesagt: Tinchen, das ist hier Männersache. Männer<br />
sind für das Geld zuständig, Frauen für die Küche und<br />
die Kinder. Es muss sich nicht jeder über alles in der<br />
Welt den Kopf zerbrechen!<br />
Männer: Recht hat er, der August!<br />
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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
-13-
Pippa: Augustine hat sehr vernünftige Ansichten, August! Du<br />
kannst sie doch nicht zu Hause einsperren.<br />
Vater August: Tinchen? Einsperren? Sie tut das, weil, na, sie liebt<br />
mich eben, mich, August.<br />
<strong>Bancrotti</strong>: Bravo! Das meine ich ja. Das Gefühl der Gemeinsamkeit,<br />
das ist es, das <strong>Zirkus</strong>leute wie Pech und Schwefel<br />
zusammenschweisst, nicht all das Gerede vom Geld!<br />
Mister Power: Lieber Herr Direktor! Von Geld kauft man aber auch<br />
das tägliche Brot ein! Und wenn ich nicht meine 4000<br />
Kalorien täglich bekomme, hebe ich in zwei Wochen<br />
noch nicht einmal mehr eine Fliege vom Boden auf!<br />
Und dann Herr <strong>Bancrotti</strong>? Aus mit meiner Nummer!<br />
Aus!<br />
Pavel: Meine Kinder sind auch traurig, weil die Schuhe viel<br />
zu klein sind und wir keine neuen kaufen können! So<br />
können sie sich nicht frei und locker bewegen.<br />
Pippa: Und mein Kostüm! Denk an die neuen Pailletten!<br />
<strong>Bancrotti</strong>: Pippa! Dass du jetzt auch noch anfängst zu jammern!<br />
Das ist einer echten <strong>Bancrotti</strong> unwürdig! Unwürdig!<br />
(Pippa läuft schluchzend davon.)<br />
<strong>Bancrotti</strong>: Frauen! Sie wird sich schon wieder beruhigen. Ihre<br />
Mutter war auch so sensibel, so überempflindlich, eine<br />
echte Künstlerin eben!<br />
Feuerschlucker: Herr Direktor, bitte! Ich habe gerade noch 5 Milliliter<br />
Spiritus! Wenn ich die verschluckt habe, was dann?<br />
Soll ich wie in diesem traurigen Film lebende<br />
Goldfische verschlingen?<br />
Juan: Wir alle müssen die Garantie haben, dass wir unsere<br />
Nummern darbieten können, sonst läuft uns das<br />
(Spielort nennen) Publikum weg! Stimmt’s?<br />
<strong>Bancrotti</strong>: Natürlich spielt ihr euere Nummer! Und so gut wie nie!<br />
Der Freitagabend! Er soll dem Publikum unvergesslich<br />
in Erinnerung bleiben! Die Wunder der Welt,<br />
eingefangen in der Welt der Manege! (Grosse Geste.)<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
-14-
6. Szene<br />
Flapsi:<br />
Flippi:<br />
Alle:<br />
Pippa:<br />
Carmen:<br />
Frantisek:<br />
Wenn ihr darauf besteht, treffen wir uns morgen um<br />
drei Uhr hier wieder und reden eben über Geld! Pah!<br />
Geld!<br />
(Er geht ab, die Männer folgen und äussern<br />
Unmut.)<br />
Kommt mal alle her! Los! Ich weiss, dass ihr euch<br />
versteckt habt, um zu lauschen! Kommt alle schnell<br />
her! Floppi! Flippi! Tatjana! Olga! Frantisek! Carmen!<br />
Isabella! Maria! Roman!<br />
(Die Kinder kommen aus allen Bereichen des Saales<br />
und der Bühne herbeigelaufen.)<br />
Habt ihr das gehört!<br />
(durcheinander.) Ja! Eine Schande ist das! Ich habe<br />
Angst! Die Väter tun nichts! Herr <strong>Bancrotti</strong> lässt uns<br />
im Stich! Der redet nur schön daher!<br />
(Pippa kommt.)<br />
Ihr habt alles gehört? Sicher seid ihr auch von mir<br />
enttäuscht!<br />
Nein, Pippa, wir sehen ja, dass es dir nicht gut geht. Es<br />
ist wegen deinen Papa.<br />
Jetzt wissen wir es ganz genau! Wir allein! Wir Kinder<br />
müssen den <strong>Zirkus</strong> retten!<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
(Sie gehen durchs Publikum und befragen die<br />
Zuschauer; sie haben ihre Tiere, Jongliergeräte<br />
oder ähnliches dabei.)<br />
Augustine:<br />
Flippi! Floppi! Flapsi! Wo steckt ihr Kerle wieder!<br />
Kommt sofort zu Mama!<br />
-15-
Augustine:<br />
Pippa:<br />
7. Szene<br />
(Die drei ducken sich, die anderen Kinder lachen.)<br />
Ich hab’ euch schon gesehen! Raus aus dem Zelt! Zeit<br />
zum Schlafengehen! Zähne putzen! Nägel schneiden!<br />
Ohren waschen!<br />
(Ein Wehgeschrei ertönt.)<br />
Na lauft schon! Vielleicht weiss Augustine Rat! Sie hat<br />
noch immer gewusst, wie’s weitergeht!<br />
(Augusts Kinder gehen zum Wohnwagen, die<br />
anderen Kinder verstecken sich neben der Manege<br />
und beobachten alles gespannt.)<br />
Bei August.<br />
Augustine wütet im Haushalt, setzt die plärrenden<br />
Kinder in Reih und Glied und fängt an, diese einer<br />
Generalreinigung zu unterziehen.<br />
Augustine: Hört auf zu jammern! Wollt ihr hören, dass die Leute<br />
sagen: <strong>Zirkus</strong>kinder sind schmutzig? (Spielt das.)<br />
Meine Kinder sind saubere <strong>Zirkus</strong>kinder!<br />
Vater August: Bravo, Tinchen! Das machst du wieder ganz prima!<br />
Augustine: Prima? Alles ist prima! Für die Männer! Ich habe keine<br />
Seife mehr.<br />
Vater August: Dann wasch sie eben mit heisserem Wasser!<br />
Kinder: (durcheinander.) Nein, Mama, das wirst du doch nicht<br />
machen!<br />
Augustine: Und wovon wirst du dich ernähren, August? Auch von<br />
heissem Wasser? Die Bohnen sind alle, der Speck<br />
auch, das Mehl reicht noch für zwei Pfannkuchen!<br />
Kinder: (durcheinander.) Den krieg ich! Nein! Ich!<br />
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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
-16-
Vater August: Versetz doch nicht die Kinder in Panik! Vater macht<br />
das schon!<br />
Augustine: Ja, Vater! Und Mutter? Zählt sie nichts?<br />
Vater August: Tinchen! Mein Täubchen! (Schneidet seine tollsten<br />
Grimassen.)<br />
(Die Kinder lachen nicht.)<br />
Flippi: Immer musst du Mama ärgern!<br />
Floppi: Au, du reisst mich ja an den Haaren, Mama!<br />
Flapsi: Stimmt es Mama, dass wird bald verhungern?<br />
Augustine: Meine Seele! Verhungern! (Stürmt mit dem<br />
Besenstiel in der Hand auf August zu.) Dass ich das<br />
erleben muss! Meine armen, armen kleinen Flöhchen!<br />
Vater August: Ich denke, deine Kinder sind die saubersten Kinder der<br />
Welt... (Findet das komisch.)<br />
Augustine: (nicht, drückt ihm den Putzlappen überm Kopf<br />
aus.) So! Nun haben sie dazu den saubersten Papa!<br />
(Weint auf Clownart.) Hättest du mich nur auch<br />
auftreten lassen! All die Jahre träume ich davon auch<br />
einmal da draussen zu stehen, von tosendem Beifall<br />
umgeben! Geld hätte ich verdient, viel Geld mit euch<br />
zusammen!<br />
Vater August: (lacht dröhnend.) Du Tinchen, ein Clown? - Du?<br />
Kinder: (durcheinander.) Ja! Toll, Mama! Dir wär bestimmt<br />
was Lustiges eingefallen!<br />
Augustine: Männergewäsch! Die armen Kleinen in Angst und<br />
Schrecken zu versetzen! Nicht so wahr ich Augustine<br />
heisse!<br />
Vater August: Mal im Ernst: Meinst du etwa, ich sei kein guter<br />
Clown? (Fängt laut an zu weinen, übertreibt.)<br />
Flapsi: Papa, hör endlich auf mit dem <strong>Zirkus</strong>!<br />
Flippi: Wir wollen auch in die Manege und nicht nur<br />
zugucken!<br />
Floppi: Ja, genau! Wir üben schon dauernd was, lass uns bitte<br />
doch mal mitmachen!<br />
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Kein Aufführungsrecht.<br />
-17-
Vater August: (wischt Tränen ab mit Riesentaschentuch.) Euer<br />
Papa arbeitet doch für euch! Ihr seid einfach noch zu<br />
klein!<br />
Augustine: Ich bin wohl auch zu klein!<br />
Vater August: Nein! Aber du bist meine Frau und die, die braucht<br />
nicht zu arbeiten!<br />
Augustine:<br />
8. Szene<br />
Augustine:<br />
(Augustine erfasst eine gewaltige Wut, sie wirft<br />
August mit wilden Flüchen alle Putzutensilien<br />
hinterher, die Kinder sind begeistert. - August<br />
flüchtet.)<br />
Hm, Kinder. Euer Vater meint es ja gut. Er hat eine<br />
gute Seele. Aber manchmal, Kinder, ist er so dumm, so<br />
dumm wie ein echter dummer August! So, und nun<br />
geht schlafen, morgen ist der Himmel über dem<br />
<strong>Zirkus</strong>zelt wieder blau! Das verspreche ich euch!<br />
(Umarmt die Kinder, diese gehen artig weg.)<br />
Augustine allein in der Manege.<br />
Ich wär für mein Leben gern einmal ein Clown. So wie<br />
mein Papa! (Sie bewegt sich zu dem Lied „Oh mein<br />
Papa...“) Mir gelingt alles! Ich singe, ich jongliere,<br />
balanciere, tanze auf dem Seil! Ich bringe die Leute<br />
zum Lachen und zum Weinen. Der Clown zeigt nie<br />
sein wahres Gesicht, aber er zeigt den Menschen sein<br />
Herz. All die Jahre habe ich auf dieses Gefühl<br />
verzichtet, Schluss! Aus! Vorbei! Heute beginnt mein<br />
neues Leben!<br />
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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
(Alle <strong>Zirkus</strong>kinder haben sie offensichtlich<br />
belauscht und applaudieren ihr.)<br />
-18-
Augustine:<br />
Kinder:<br />
Augustine:<br />
9. Szene<br />
Ihr verflixten <strong>Zirkus</strong>flöhe! Wo springt ihr denn noch<br />
herum? (Entdeckt die eigenen in der Schar.) Na, ihr<br />
Lauser, da habt ihr mich ja wieder ganz schön<br />
ausgetrickst!<br />
(rufen durcheinander.) Augustine, wir wollen den<br />
<strong>Zirkus</strong> retten! Wir müssen das Geld besorgen! Weisst<br />
du nicht Rat, liebe Augustine?<br />
Pssst! Nicht so laut! Die Männer brauchen uns gar<br />
nicht zu hören! Denen fällt doch in drei Leben nichts<br />
Gescheites ein! Kommt alle mit! Wir machen eine<br />
geheime Sitzung!<br />
Männerrat: <strong>Bancrotti</strong>, Juan, August, Pavel, Mister<br />
Power, Tscheckow.<br />
<strong>Bancrotti</strong>: Meine Herren! Ein vorübergehend unerfreulicher<br />
Sachverhalt führt uns hier in dieser Stunde zusammen.<br />
In Zeiten der Not - besser der drohenden Not - ist es<br />
von besonderer Bedeutung, dass wir Männer, gerade<br />
wir Männer die Köpfe oben behalten und uns in<br />
gemeinsamer Erinnerung an die Höhepunkte...<br />
Juan: Senor, bei allem Respekt, aber wenn Sie der Bank<br />
soviel Geld schuden, wir alle haben darunter zu leiden!<br />
Bekommen Sie keinen Kredit mehr von der Bank?<br />
<strong>Bancrotti</strong>: Nein. Die Bankleute haben kein Verständnis für uns<br />
<strong>Zirkus</strong>leute. Wir sind ihnen ein zu schwer<br />
berechenbares Völkchen - Kunst, tja, die kann niemand<br />
voraus berechnen und auch nicht das Publikum.<br />
Vater August: Aber Herr Direktor, Spass beiseite, meine Augustine,<br />
die lässt mir kein Haar mehr auf dem Kopf, wenn ich<br />
mit leeren Händen nach Hause komme!<br />
Pavel: Wir sind noch nicht so lange bei ihnen, Herr Direktor,<br />
Bei Roncilli, wo wir zuvor waren, da hatte der Direktor<br />
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Kein Aufführungsrecht.<br />
-19-
sich von einigen Artisten trennen müssen und diese<br />
mussten zum Teil ihre Tiere an Zoos abgeben!<br />
Mister Power: Wir müssen eben die nächsten Vorstellungen so<br />
fantastisch machen, dass den Leuten das Weisse in der<br />
Pupille schwarz wird vor Staunen.<br />
Vater August: Wie meinst du das, Powy?<br />
Mister Power: Wie ich das meine? (Bläht seine Muskeln auf.) Ich<br />
werde derjenige sein, der mit dem Laserstrahl kämpft!<br />
Pavel: Das hab’ ich schon in Tunis gesehen, das ist<br />
Weltspitzenklasse - aber teuer!<br />
<strong>Bancrotti</strong>: An dieser Stelle ist es Zeit zu sagen, dass die Bank mir<br />
einen Brief geschrieben hat. (Holt einen<br />
zerknautschten Brief aus der Hosentasche.)<br />
Deutsche Handel- und Wandelbank Bad Dürkheim.<br />
Sehr geehrter Herr Direktor, zu unserem grössten<br />
Bedauern müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir auf Ihre<br />
Vorschläge nicht länger einzugehen gewillt sind. Sie<br />
sind wirklichkeitsfremd und entbehren jeder betriebswirtschftlichen<br />
Schlüssigkeit. Mittelfristige Finanzplanung<br />
bei einem <strong>Zirkus</strong> entbehrt jeglicher soliden<br />
marktwirtschaftlichen - Blablabla...<br />
Feuerschlucker: (kommt hinzu.) Entschuldigen Sie die Verspätung, ich<br />
war...<br />
Vater August: Sie haben gerade den Herrn Direktor unterbrochen, er<br />
hat ein sehr wichtiges Schreiben von der Handel- und<br />
Wandelbank...<br />
<strong>Bancrotti</strong>: Den Schluss dieses Papiers vorzutragen, verbietet mir<br />
meine Artistenehre! Herr Brando, wo sind Sie<br />
gewesen?<br />
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Kein Aufführungsrecht.<br />
Feuerschlucker: Ich wollte im Dorfzentrum mit den Leuten sprechen,<br />
sie einladen zu unserer Gala am Freitag, aber sie hören<br />
mir gar nicht zu. Manche sagen, am Freitag sei doch<br />
das Fussballspiel Deutschland-Hawaii, das wollten sie<br />
auf keinen Fall verpassen...<br />
(Rufe der Entrüstung werden laut.)<br />
-20-
Feuerschlucker: Und, und im Fernsehen (hat Mühe,<br />
weiterzusprechen) gäbe es die phantastischsten<br />
Übertragungen der weltbesten <strong>Zirkus</strong>vorstellungen...<br />
<strong>Bancrotti</strong>: (wettert.) Da hört sich doch alles auf! <strong>Bancrotti</strong>!<br />
Dieser Name spricht für sich! Wir sind Weltklasse!<br />
<strong>Bancrotti</strong>:<br />
(Inzwischen hat sich Pippa auf ihr Seil begeben und<br />
übt Wenden auf einem Fuss.)<br />
Seht hinüber, meine Pippa! So wie sie tanzt keine auf<br />
dem Seil!<br />
(Pippa winkt ihnen zu.)<br />
Vater August: Herr Direktor. Ich habe nachgedacht. (Pause.) Wir<br />
sollten zu der nächsten Vorstellung einfach den<br />
Bundespräsidenten einladen. Wenn ich nur noch<br />
wüsste, wie der heisst.<br />
Pavel: Das weiss im Ausland jeder: (falscher Name) heisst<br />
er, so einfach.<br />
Vater August: Wie konnt ich das vergessen. (Fängt an zu weinen<br />
nach Clown-Manier.)<br />
Juan: Herr Direktor, darf ich Sie bitten, dass Sie mit mir<br />
gemeinsam noch einmal zum Direktor der Bank gehen.<br />
Sicher er hat schon gehört von Los Fernandos, den<br />
besten Akrobaten der Welt. Wir wollen nicht Briefe<br />
schreiben hin und her, er muss uns sehen und dann<br />
entscheiden über Kredit für <strong>Zirkus</strong> <strong>Bancrotti</strong>!<br />
Vater August: Recht hat er! Ich komme auch mit!<br />
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Kein Aufführungsrecht.<br />
Augustine: (im Hintergrund, hat wohl gelauscht.) Im<br />
Clownkostüm zum Bankdirektor! Das ist aber<br />
überhaupt nicht zum Lachen! Der wird dich doch nicht<br />
ernst nehmen!<br />
Vater August: Tinchen! Das ist Männersache!<br />
-21-
(Augustine schimpft vor sich hin. - Roman und<br />
Maria stürmen in die Manege, ziehen das Nilpferd<br />
hinter sich her.)<br />
<strong>Bancrotti</strong>: Kinder, hier ist eine ganz ernste Besprechung unter<br />
Erwachsenen. Ihr dürft uns jetzt auf keinen Fall stören.<br />
Maria: Aber...<br />
<strong>Bancrotti</strong>: Gehorchst du endlich!<br />
Roman: Die Erwachsenen! Hören Sie, Herr Direktor, was wir<br />
Kinder erreicht haben!<br />
Alle: Ihr Kinder?<br />
Maria: Wir haben Hippo im Sali, Sali...<br />
Roman: Ja, im Salinarium, im Schwimmbad, haben wir es ins<br />
Kinderplanschbecken gesetzt!<br />
Maria: Alle Leute wollen wissen, warum Hippo in Sali, und<br />
Roman dice, erzählst von <strong>Bancrotti</strong>, keiner kommst in<br />
Vorstellung, alle nix mehr essen und trinken...<br />
<strong>Bancrotti</strong>: Wer hat euch das erlaubt?<br />
Roman: Es ist unsere Idee, und sie ist gut! Viele, viele Leute<br />
wollen kommen am Freitag und haben uns Geld<br />
geschenkt! Hier! (Holt Geld aus seiner Hosentasche.)<br />
Juan: Fantastico! Und meine Kinder! Haben die sich etwa<br />
auch so etwas ausgedacht? Caramba! (Schlägt sich auf<br />
die Schenkel.)<br />
Augustine: Bravo! Kinder! Ihr seid toll! Reden ist Silber! Handeln<br />
ist aber Gold und... (Zeigt auf Roman.) Geld!<br />
Feuerschlucker: Wer’s glaubt! Leider versprechen die Leute viel, aber,<br />
ihr armen Kinder, sie werden es nicht halten.<br />
Maria: Si! Sie haben 47 Karten gekauft! Hier sind noch drei!<br />
<strong>Bancrotti</strong>: Wer hat euch die Karten gegeben?<br />
Augustine: Das war ich!<br />
Vater August: Du? Tinchen?<br />
Augustine: Jawohl, ich. Und es hat geklappt. Und wie! Stimmt’s?<br />
(Reibt sich die Hände.)<br />
Mister Power: Erzählt genau, was ihr gemacht habt, ihr <strong>Zirkus</strong>flöhe!<br />
Maria: Alle Leute wollen Hippo sehen und anfassen.<br />
Roman: Da ist der Direktor vom Schwimmbad gekommen und<br />
hat gesagt, er ruft die Polizei, wenn wir nicht gehen.<br />
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Kein Aufführungsrecht.<br />
-22-
Aber da war auch noch eine Frau von der Zeitung da,<br />
zufällig, die hat gesagt, sie macht ein Bild von uns, und<br />
er soll nicht so streng zu uns Kindern sein! Pippa...<br />
<strong>Bancrotti</strong>: Was, Pippa hat da etwa auch mitgemacht? Mein Gott!<br />
Die Polizei! Dann heisst es doch gleich wieder in der<br />
Zeitung, was die <strong>Zirkus</strong>leute wieder angerichtet haben!<br />
Ihr sollt die Finger davon lassen.<br />
Maria: (weint.) Hippo hat kein Essen mehr und...<br />
Pippa: (eilt herein.) Euch hört man ja schon auf drei<br />
Kilometer! Statt dass ihr den Kleinen dankbar seid,<br />
schimpft ihr mit ihnen herum!<br />
<strong>Bancrotti</strong>: Pippa! Das ist nun ganz und gar kein Spass mehr!<br />
Pippa: Nein, Papa! Deshalb war ich auch in der<br />
Zeitungsredaktion und habe von unseren Problemen<br />
gesprochen. Morgen wird ein grosser Artikel<br />
erscheinen mit dem Bild von Hippo im Schwimmbad.<br />
Dazu kommt ein Bericht über unsere Situation und ein<br />
Appell an alle Bürger der Stadt, am Freitag zur Gala zu<br />
kommen und <strong>Bancrotti</strong> zu retten!<br />
Augustine: Super! Bin ich stolz auf euch, Kinder! Na, ihr Männer?<br />
Da staunt ihr, was?<br />
Juan: Sagt endlich, was machen meine Kinder?<br />
Pavel: Und meine?<br />
Pavel:<br />
Olga:<br />
Augustine:<br />
Olga:<br />
Frantisek:<br />
(Jongleur-Kinder kommen, lassen sich erschöpft in<br />
der Manege fallen, ihr Vater bestürmt sie.)<br />
Frantisek, Olga, was habt ihr getan? Habt ihr auch<br />
Ärger gehabt mit der Polizei?<br />
Nein, Papa. Ich bin so müde!<br />
Erzählt, Kinder!<br />
Wir waren überall im Dorf! Vor dem Gemeindehaus,<br />
auf dem Kirchplatz, auf dem Dorfplatz und bei den<br />
Schulhäusern...<br />
Und haben überall jongliert mit Bällen und Keulen.<br />
Die Leute waren begeistert, und wir mussten viel<br />
erzählen von uns. Sie haben uns 120 Karten abgekauft<br />
und viele wollen noch andere Leute bringen...<br />
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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
-23-
Pavel: Da muss ich doch sagen: Kinder, ich bin stolz auf<br />
euch!<br />
Vater August: Herr Direktor! Und meine Idee, dass wir zum<br />
Bankdirektor gehen?<br />
<strong>Bancrotti</strong>: August, ich weiss nicht mehr, wo mir eigentlich der<br />
Kopf steht!<br />
(Flippi, Floppi und Flapsi erscheinen<br />
triumphierend.)<br />
Vater August: Meine Flöhe auch? - Augustine! Weib! Warum passt<br />
du eigentlich nicht auf meine Kinder auf.<br />
Augustine: Unsere Kinder!<br />
Tatjana: Uff, ich... (Ringt nach Luft.) Ich habe vom Pfarrer<br />
noch 17 Karten abgenommen bekommen für den<br />
Kindergarten!<br />
Olga und<br />
Frantisek: Prima! Gut gemacht!<br />
Flippi, Floppi<br />
und Flapsi: Aber wir erst! Hier, seht mal! (Zeigen T-Shirt mit der<br />
Aufschrift <strong>Zirkus</strong> <strong>Bancrotti</strong>.)<br />
Vater August: (völlig fassungslos.) Was um Gottes Willen habt ihr<br />
angestellt! Ich könnte gerade weinen!<br />
Flapsi: Papa! So klein sind wir nicht mehr! Wir wollen doch<br />
auch was tun! Also: Wir waren im Ort in der<br />
Bibliothek für Kinder und haben sie eingeladen für<br />
Freitag. Und dann sind wir im Migros und Coop<br />
gewesen, dort haben wir auch Reklame gemacht.<br />
Flippi: Ja, und da haben wir gesehen, wie...<br />
Floppi: ...wie die Stoff bedrucken.<br />
Flapsi: Wir haben gefragt wie das geht, und so haben wir<br />
unsere T-Shirts bedruckt! So können wir besser<br />
Reklame machen...<br />
Floppi: Wenn wir welche verkaufen wollten, bräuchten wir<br />
allerdings ein gewisses Startkapital und eine Bank...<br />
Vater August: Tinchen, sind das unsere Kinder! Tinchen!<br />
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Kein Aufführungsrecht.<br />
-24-
Augustine:<br />
Nein, August, diesmal sind es meine Kinder!<br />
Juan:<br />
Pippa:<br />
Juan:<br />
Pippa:<br />
Alle:<br />
Pippa:<br />
(Alle lachen, die Stimmung löst sich.)<br />
Na, nun fehlen nur noch meine Rettungs-Bengel!<br />
Sie müssten längst hier sein!<br />
Heraus mit der Sprache! Wo sind Carmen und Isabella?<br />
Sie wollten mit den anderen Mädchen in der<br />
Spielbank...<br />
Seid ihr übergeschnappt, verrückt, Kinder in der<br />
Spielbank...<br />
Nein, nein, nicht ganz drinnen, im Foyer wollten sie<br />
tanzen und auch Karten verkaufen.<br />
(Eine schwerreiche Dame erscheint, hat die<br />
Mädchen bei sich.)<br />
Dame: Gehören diese bezaubernden Geschöpfe zu ihrem<br />
Unternehmen?<br />
<strong>Bancrotti</strong>: (begeistert, gibt Handküsschen.) Liebe, gnädige<br />
Frau...<br />
Dame: Von Riva. Die Witwe des unvergessenen Clowns von<br />
Riva!<br />
Vater August: Der Riva? Oh!<br />
<strong>Bancrotti</strong>: Liebe Frau von Riva! Wie lange schon habe ich nichts<br />
von Ihnen gehört. Nach dem Tode Ihres Mannes,<br />
meinem lieben Freund Riva, gingen Sie, so hörte man,<br />
nach Südamerika.<br />
Dame: Ja, aber jetzt, nach zwanzig Jahren will ich mich noch<br />
ein bisschen in der Welt umsehen, mich ein bisschen<br />
amüsieren.<br />
Vater August: Der <strong>Zirkus</strong> <strong>Bancrotti</strong> hat grosse Sorgen. Können Sie<br />
uns nicht helfen?<br />
<strong>Bancrotti</strong>: Das haben wir doch gar nicht nötig! Verzeihen Sie ihm<br />
bitte, er ist häufig etwas vorschnell...<br />
Isabella: Das darf ich doch aber sagen... (Fragend zu der<br />
Dame.)<br />
Dame: Ja, natürlich!<br />
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Kein Aufführungsrecht.<br />
-25-
Isabella:<br />
Dame:<br />
<strong>Bancrotti</strong>:<br />
Carmen:<br />
Dame:<br />
Augustine:<br />
<strong>Bancrotti</strong>:<br />
Augustine:<br />
Dame:<br />
<strong>Bancrotti</strong>:<br />
Wir tanzten im Foyer des Casino, als sie uns entdeckte!<br />
(Spielen die Szene kurz an, Can-Can.)<br />
Ich war so begeistert von ihrem Temperament, dass ich<br />
sie fragte, woher sie kämen. Und so habe ich Sie, alter<br />
Freund, wiedergefunden!<br />
Ich bin... sprachlos!<br />
Sie will uns neue Kleider kaufen! Und sie hat<br />
versprochen, zu der Gala zu kommen.<br />
Das ist doch Künstlerehre, dass man sich ein bisschen<br />
hilft, ich habe auch als Tänzerin gearbeitet, bis ich<br />
Riva traf. Er wollte nicht, dass seine Frau auftritt.<br />
(nähert sich.) Das scheinen Clowns wohl so an sich zu<br />
haben. Sind eben besonders komische Mannsleute.<br />
Darf ich vorstellen? Augustine, Augusts Ehefrau und<br />
Mutter seiner drei Kinder!<br />
Ja, es ist schön, dass Sie uns ein bisschen beistehen<br />
wollen, wir kämpfen ums Überleben!<br />
So schlimm steht es? Davon haben die Mädchen noch<br />
gar nicht gesprochen!<br />
Kein Grund zur Sorge! Es geht rauf und runter im<br />
Leben, und wir Männer werden unseren <strong>Zirkus</strong> schon<br />
wieder flottkriegen. Dass ihr Kinder so viel<br />
unternommen habt, ist toll von euch, aber all diese<br />
finanziellen Transaktionen sollen weder hübsche<br />
Frauenköpfe noch Kinderherzen belasten! Kommen<br />
Sie, liebe, gnädige Frau, lassen Sie uns von guten alten<br />
Zeiten sprechen. (Zu den Kindern:) Und ihr, habt<br />
ruhig Vertrauen zum alten <strong>Bancrotti</strong>! Danke! (Zu den<br />
Männern:) Danke!<br />
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Kein Aufführungsrecht.<br />
(Alle ab mit ihren Kindern, die Aktionen<br />
besprechend.)<br />
-26-
10. Szene<br />
Augustine:<br />
Bei August.<br />
Augustine ordnet den Schminkkasten.<br />
Da fehlt auch einiges, August! Du wirst am Freitag mit<br />
einer gelben Nase auftreten müssen, die rote Paste ist<br />
ausgegangen! Hörst du? Was sagt mir dein männlicher<br />
Rat?<br />
(August hält das Gesicht in beide Hände gestützt<br />
und schaut dumpf vor sich hin.)<br />
Augustine: Sprichst du gar nicht mehr mit mir?<br />
Vater August: Dich kann man ja keinen Augenblick aus den Augen<br />
lassen! Was du da angezettelt hast mit den Kindern!<br />
Das hätte ganz schön schiefgehen können! Warum hast<br />
du kein Vertrauen zu mir? Ich habe dir doch wie oft<br />
gesagt, dass alles schon wieder in Ordnung kommen<br />
wird! (Fängt an zu jammern.)<br />
Augustine: Was ist los, August? Du wirst doch nicht in Tränen<br />
ausbrechen, nur weil deine Frau sich auch mal erlaubt<br />
hat, ungefragt gute Ideen zu haben! Ich habe auch<br />
meine Talente, weisst du?<br />
Vater August: Ja, ja, Tinchen. Darüber lass uns ein andermal reden.<br />
Was Schlimmes kommt auf mich zu! Auahhh!<br />
Augustine: (nähert sich.) Dein Zahn? Schon wieder! Die Backe<br />
wird ja schon ganz dick! Du musst dringend morgen<br />
zum Zahnarzt, heute ist das zu spät!<br />
Vater August: Morgen hat er nur nachmittags Sprechstunde, und die<br />
Gala-Vorstellung? Soll sie etwa ohne den grossen<br />
August stattfinden?<br />
Augustine: Da wird sich was finden; ich vertrete dich eben mal!<br />
Vater August: Tinchen, das verbiete ich dir! Ausdrücklich! Was<br />
wolltest du überhaupt vorführen?<br />
Augustine: Lass mir doch meine kleinen Geheimnisse!<br />
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Kein Aufführungsrecht.<br />
-27-
Vater August: (lacht.) Du hast mich nur wieder zum Lachen bringen<br />
wollen, Tinchen! Das schaffst du immer! Aber ganz im<br />
Ernst: Auftreten, das darfst du nicht! (Geht ab.)<br />
Augustine: Und ich werde auftreten! Ich werde der beste Clown<br />
sein, den die Welt je gesehen hat! Besser als August<br />
und sogar besser als dieser Riva mit seiner Diva!<br />
Kinder: Bravo, Mama, endlich hast du ein Machtwort<br />
gesprochen. Wir wollen auch in die Manege und den<br />
<strong>Zirkus</strong> retten!<br />
Augustine: Recht habt ihr. Los, kommt mit! (Ab.)<br />
11. Szene<br />
<strong>Bancrotti</strong>:<br />
<strong>Bancrotti</strong>:<br />
Noch eine halbe Stunde bis zur Vorstellung! So viel<br />
Aufregung die letzten Tage! Ob Pippa das alles<br />
durchsteht? Und die Kinder mit all ihren Ideen! Ob sie<br />
das alles schaffen? Noch 28 Minuten! Wo ist mein<br />
Zylinder? Und August, August ist immer noch beim<br />
Zahnarzt! Aber Elena von Riva ist da! Mein Gott, was<br />
für eine Frau! (Prüfender Blick in den Spiegel.) Für<br />
meine 55 sehe ich doch noch ganz passabel aus!<br />
(Die anderen Gruppen bereiten sich auf die<br />
Vorstellung vor, <strong>Bancrotti</strong> läuft hin und her.)<br />
Denkt an unseren guten Namen! Wenn die Vorstellung<br />
läuft, kommen wir vielleicht wieder ganz nach oben!<br />
Schaut nur diesen Zeitungsartikel! (Hält die Zeitung<br />
hoch.) Es darf einfach nichts schiefgehen! (Zum<br />
Publikum:) Stimmt’s?<br />
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Popcorn-Verkauf, kleine Pause!<br />
-28-
12. Szene<br />
<strong>Bancrotti</strong>:<br />
<strong>Bancrotti</strong>:<br />
<strong>Bancrotti</strong>:<br />
Galavorstellung<br />
Direktor <strong>Bancrotti</strong> moderiert.<br />
Freie Textgestaltung der Schüler je nach<br />
Programm.<br />
Augustine tritt zuletzt auf, für Direktor <strong>Bancrotti</strong><br />
unerwartet.<br />
Und nun meine Damen und Herren kommen wir zum<br />
En... (Stockt.)<br />
(Augustine erscheint mit einem Koffer in der Hand,<br />
bereit zum Auftritt.)<br />
Kommen wir zum eigentlichen Höhepunkt des Abends:<br />
Sie sehen eine in der Welt einmalige Sensation - einen<br />
weiblichen Clown! Manege frei für Augustine! Und...<br />
(Zunehmend überrascht.) Flippi, Floppi und Flapsi<br />
und...!<br />
(August kommt hektisch hereingestürzt, erblickt zu<br />
seinem grossen Erstaunen die Familie in der<br />
Manege. Augustine und die Kinder schauen ihn<br />
beschwörend an.)<br />
August! (Wischt sich den Schweiss von der Stirn.)<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
(Die Clown-Familien-Vorstellung läuft ab.<br />
Zaubern, jonglieren, musikalische Darbietungen.<br />
August schielt ständig zu Frau und Kindern und<br />
macht deshalb vieles falsch, wirkt noch lustiger als<br />
„dummer August“.)<br />
(Applaus. - Grosses Finale aller Gruppen. Licht<br />
aus.)<br />
-29-
Schlussbild<br />
August, Augustine und Kinder allein in der<br />
Manege.<br />
Augustine: (zu August.) Na, was sagst du jetzt?<br />
Vater August: (zögert.) Tja, hm, ihr wart, ihr wart...<br />
Alle Kinder: (stürzen auf die Bühne.) Ganz einfach suuuuper!<br />
Vater August: (legt seinen Arm um Augustines Schultern.)<br />
Tinchen, von nun an darfst du auftreten, wann immer<br />
du nur willst. Und beim Kartoffelschälen, na ja, da<br />
werde ich dir wohl auch mal helfen.<br />
Ende<br />
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-30-