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Verfahrenstechnik 1-2/2018

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VERFAHRENSTECHNIK IM ALLTAG I SERIE<br />

Gib Gummi<br />

Durch Vulkanisation werden Gummistiefel elastisch und beständig<br />

Beim Angeln, in der Landwirtschaft<br />

oder einfach nur bei Regenwetter –<br />

wenn widrige Umstände<br />

herrschen, sorgen Gummistiefel<br />

für trockene Füße.<br />

misch behandelt, wobei die Molekülkette<br />

auf etwa ein Drittel gekürzt wird. Diese<br />

Prozedur ist notwendig, um den Kautschuk<br />

für die verschiedensten Mischungszusätze<br />

aufnahmefähig zu machen.<br />

Zur Vulkanisation wird der Rohkautschuk<br />

mit Schwefel oder schwefelspendenden<br />

Stoffen (z. B. Dischwefeldichlorid), Katalysatoren<br />

(z. B. 2-Mercaptobenzothiazol oder<br />

Tetramethylthiuramdisulfid) und Füllund<br />

Farbstoffen erhitzt. Vulkanisiert wird<br />

meist mit rund 2 % Schwefel und einer<br />

Temperatur von 120 bis 160 °C. Dabei werden<br />

die langkettigen Kautschukmoleküle<br />

durch Schwefelbrücken vernetzt. Hierdurch<br />

gehen die plastischen Eigenschaften des<br />

Kautschuks bzw. der Kautschukmischung<br />

verloren, der Stoff wird mittels des Verfahrens<br />

der Vulkanisation vom plastischen in<br />

einen elastischen Zustand überführt. Der<br />

noch weiche Gummi wird auf den Leisten<br />

gepresst und von einer geteilten Form umschlossen.<br />

Nach dem Vulkanisieren kann<br />

die Form geöffnet und der Schuh entnommen<br />

werden.<br />

Das vulkanisierte Gummi hat gegenüber<br />

dem Ausgangsprodukt dauerelastische Eigenschaften,<br />

kehrt bei mechanischer Beanspruchung<br />

jeweils wieder in seine Ursprungslage<br />

Seit Charles Goodyear Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

zufällig entdeckte, dass Kautschuk<br />

durch den Zusatz von Schwefel und<br />

Ruß unter Erhitzung vulkanisiert und<br />

damit dauerhaft elastisch und nicht mehr<br />

klebend wird, traten Gummiprodukte ihren<br />

Siegeszug an. Hochwertige Gummistiefel<br />

werden auch heute noch aus echten Naturkautschuk-<br />

bzw. Gummimischungen mit<br />

hohen Gummianteilen hergestellt. Sie sind<br />

er heblich elastischer als Stiefel aus anderen<br />

Kunststoffen.<br />

Diese „echten“ Gummistiefel werden oft<br />

halbautomatisch in Pressformen hergestellt.<br />

Zunächst wird der zerkleinerte Rohkautschuk<br />

gewalzt, geknetet oder therzurück,<br />

hat eine höhere Reißfestigkeit, Dehnung<br />

und Beständigkeit gegenüber Alterung<br />

und Witterungseinflüssen.<br />

Alternative Werkstoffe<br />

Für die billige Massenproduktion werden<br />

Gummistiefel aus Kunststoffen wie PVC<br />

und Polyurethan weitgehend automatisch<br />

im Spritzverfahren hergestellt. Dafür wird<br />

Kunststoffgranulat mit Farbstoffen versetzt,<br />

aufgeschmolzen und mit Druck in die teilbare<br />

Form eingespritzt. Dabei wird eine Art<br />

Strumpf über einen Metallleisten gezogen<br />

und von einer geteilten Form eingefasst.<br />

Die Sohle wird meist in einem zweiten<br />

Schritt aus einer anderen Kunststoffmischung<br />

an den Rohling angebracht. Nach<br />

Abkühlung wird der fertige Stiefel aus der<br />

geöffneten Form entnommen und der Anguss<br />

abgetrennt.<br />

In der Landwirtschaft, insbesondere in<br />

der Nutzviehhaltung, kommen übrigens vor<br />

allem Gummistiefel aus Polyurethan (PU-<br />

Stiefel) zum Einsatz – sie sind im Gegensatz<br />

zu Naturkautschukstiefeln auch über längere<br />

Zeit güllebeständig. z<br />

Foto: Fotolia (C. Strom, 96516524)<br />

42 VERFAHRENSTECHNIK 1-2/<strong>2018</strong>

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