Stadionzeitung_2017_18_FCB_Ansicht
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20<br />
ANTHONY<br />
UJAH<br />
„Wir haben die Qualität,<br />
frühzeitig die Klasse zu halten.<br />
Wir müssen konstant punkten<br />
und für jeden Zähler hart<br />
arbeiten.”<br />
78<br />
In 78 Bundesliga-Partien<br />
für Mainz 05 (14),<br />
1. FC Köln (32) und<br />
Werder Bremen (32)<br />
erzielte Anthony Ujah<br />
23 Treffer und bereitete<br />
acht weitere Tore vor.<br />
Seine ersten beiden<br />
Tore markierte er im<br />
November 2011 gegen<br />
den VfB Stuttgart.<br />
wir zuhause 3:2 gewonnen. Die Punkte gehen nicht automatisch<br />
nach München. Auch in den letzten beiden Jahren hat<br />
Mainz Punkte geholt. An diese Spiele muss sich jeder erinnern.<br />
Bayern München zu bezwingen ist schwer, aber machbar!“<br />
Geht es nach Ujah, dann sollen dem Duell mit den Bayern<br />
in den kommenden Jahren viele weitere Aufeinandertreffen mit<br />
dem unangefochtenen Tabellenführer in den Farben des FSV<br />
folgen. Zum Einen, weil er überzeugt ist vom Klassenerhalt,<br />
zum Anderen aber auch, weil er am Bruchweg ganz bewusst<br />
einen Vertrag bis 2021 unterschrieben hat. „Ich möchte<br />
möglichst lange in Mainz bleiben und endlich sesshaft werden.<br />
Ich bin müde vom Umziehen und wünsche mir ein Zuhause<br />
und meine Familie um mich herum“, so Familienmensch Ujah.<br />
Freunde und Familie schließlich sollen, neben dem Fußball,<br />
in den kommenden Jahren absolute Priorität genießen. Nicht<br />
zuletzt, da der Stürmer im Dezember in Nigeria geheiratet<br />
hat und sich sein zweites Kind für den Spätsommer 20<strong>18</strong><br />
ankündigt, wie er stolz sagt. „Ich bin jetzt Papa und möchte<br />
das genießen. Fünf Kinder zu haben in ein paar Jahren kann<br />
ich mir gut vorstellen.“ Auch im Sinne der Familie soll Mainz<br />
das neue alte Zuhause werden und vorerst bleiben. Knapp acht<br />
Jahre, nachdem Ujah die afrikanische Heimat im Winter 2010<br />
verließ, nachdem er von einem skandinavischen Scout entdeckt<br />
und zu Lillestrom SK (erste norwegische Liga) gelotst worden<br />
war, soll vorerst Schluss sein mit Vereinswechseln.<br />
Den Traum von der Bundesliga, den er bereits als<br />
Straßenfußballer barfuß auf den Plätzen seiner Heimatstadt<br />
Ugbokolo träumte, möchte er leben und seinen bislang 23<br />
Treffern im Oberhaus des deutschen Fußballs viele weitere folgen<br />
lassen. Dass ihn die Erfüllung dieses Traums darüber hinaus<br />
ermöglicht, Menschen in der Heimat zu unterstützen, macht<br />
ihn stolz. Mit seiner „Tony Ujah Foundation“ unterstützt er die<br />
Ausbildung von Schülern bis hin zum universitären Abschluss,<br />
fördert vielversprechende Geschäftsideen, „an die wir selbst<br />
auch glauben“, wie Ujah sagt. „Zudem gibt es in Nigeria viele<br />
alleinstehende Frauen, die mittellos sind. Es ist normal, dass<br />
sie die Kinder großziehen und sich um den Haushalt kümmern.<br />
Sie brauchen Unterstützung. Ich bin froh, diese Unterstützung<br />
leisten zu können. Helfen zu können macht mich glücklich,<br />
zum Einen meiner Familie, zum Anderen den Menschen in der<br />
Heimat. Der Fußball hat es mir ermöglicht, etwas von meinem<br />
Glück zurück zu zahlen.“ Bei diesen und weiteren Projekten der<br />
Stiftung wird er unterstützt von seinen Eltern und Freunden aus<br />
der Heimat, denen er vertraut. Entscheidend sei, dass sein Geld<br />
auch dort ankomme, wo es gebraucht wird.<br />
Ujah hat seine Wurzeln nie vergessen, ist demütig<br />
geblieben und froh darüber, sich als Mensch trotz der Karriere<br />
als Profifußballer nicht verändert zu haben. Schließlich hat er<br />
selbst erst im Alter von 14 Jahren von seinem „Papa“ die<br />
ersten Fußballschuhe geschenkt bekommen, die er zunächst<br />
nicht tragen durfte, weil die Mitspieler ihm den Vorteil nicht<br />
gönnten. Eine Abmachung mit seinem Vater ein paar Jahre<br />
später war es dann, die ihm die Tür zum Profifußball öffnete.<br />
Ein Jahr lang, so die Vereinbarung, dürfe Tony sich beim nigerianischen<br />
Klub Abuja FC auf den Fußball konzentrieren und die<br />
Schule ruhen lassen. Es war ein Jahr, das für ihn den Grundstein<br />
legte für den ersten Profivertrag und ihm ermöglichte bei den<br />
skandinavischen Scouts vorzuspielen. Ihn, den sie in seiner<br />
Heimat Drogba riefen, weil der junge Ujah stets im Trikot des<br />
Champions-League-Siegers der Elfenbeinküste auf die Straße<br />
trat. Und wenn auch ein Sieg in der Königsklasse mit den<br />
Mainzern in naher Zukunft ausgeschlossen sein dürfte, möchte<br />
der Stürmer in seiner zweiten Amtszeit in Mainz familiäre<br />
Wurzeln schlagen, zumindest für ein paar Jahre, bis es nach<br />
der Karriere zurück in die nigerianische Heimat geht. Die Ziele<br />
von Ujah sind bescheidener: Kurzfristig steht der Klassenerhalt<br />
mit den 05ern ganz oben auf der Agenda sowie der dann doch<br />
nicht ganz so bescheidene Traum von einem DFB-Pokal-Triumph<br />
in Berlin. Mit einer guten Leistung gegen Bayern München will<br />
Ujah mit dem FSV heute Selbstvertrauen tanken für das vier<br />
Tage später anstehende Viertelfinal-Derby gegen Eintracht<br />
Frankfurt. Mit einem Sieg wären die Mainzer dann nur noch<br />
einen Schritt vom Finale entfernt. Ujah hofft in den kommenden<br />
Partien naturgemäß auf mehr Spielzeit und seinen ersten<br />
Treffer nach der Rückkehr an den Rhein. Die Familie in Afrika<br />
wird alle Daumen drücken, damit Familienmensch Ujah auch<br />
in der 05-Familie weiter Geschichte schreiben kann. Dem als<br />
Mensch und Profi gereiften Ujah zuzutrauen, ist dies allemal.