Magazin Personalwirtschaft 01/2018
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HR & ICH PRAXISTRANSFER<br />
Sicherheit wichtiger als Karriere und Gehalt<br />
Eine aktuelle Studie von meinestadt.de zeigt, auf welche Aspekte Personaler verstärkt achten<br />
müssen, wenn sie Fachkräfte ohne Studium erreichen möchten. Ein zentrales Ergebnis:<br />
Fachkräfte mit Berufsausbildung verfolgen andere Arbeits- und Lebenskonzepte als Akademiker.<br />
Die Studie<br />
u Die deutsche Wirtschaft klagt über einen massiven<br />
Fachkräftemangel. Für knapp zwei Drittel der offenen<br />
Stellen werden Fachkräfte mit Berufsausbildung gesucht.<br />
Längst führen ausgeschriebene Stellen für Lokomotivführer,<br />
LKW-Fahrer und Altenpfleger das Negativ-Ranking<br />
der längsten Vakanzzeiten in Deutschland an – weit<br />
vor den akademischen Berufen. HR-Verantwortliche in<br />
Unternehmen sind häufig selbst Akademiker, denen<br />
die Lebens- und Gedankenwelt von Fachkräften in der<br />
Regel fremd ist. Somit scheinen sie Schwierigkeiten zu<br />
haben, sich in deren Wünsche und Bedürfnisse hineinzuversetzen.<br />
Unternehmen und Recruiter müssen<br />
umdenken. Nur wer sich flexibel zeigt, wird vakante Stellen<br />
für Fachkräfte effizient besetzen können.<br />
1. Zielgruppe der Fachkräfte kennen und verstehen<br />
Fakt: Für die Employer-Branding-Studie wurden 2042<br />
Fachkräfte befragt, welche Aspekte für sie über die<br />
Wahl eines neuen Arbeitgebers entscheiden. Die beiden<br />
wichtigsten Kriterien sind aus Fachkräftesicht die<br />
Sicherheit des Arbeitsplatzes (63,7 Prozent „sehr wichtig“-Nennung)<br />
und die pünktliche Gehaltszahlung (60,3<br />
Prozent). Nicht einmal jede fünfte Fachkraft legt Wert<br />
auf ein überdurchschnittliches Gehalt.<br />
Die Employer-Branding-Studie wurde von meinestadt.de im Sommer 2<strong>01</strong>7 durchgeführt.<br />
Für diese Pilotstudie wurden 2042 Fachkräfte mit Berufsausbildung befragt, welche Aspekte<br />
für sie über die Wahl eines Arbeitgebers entscheiden. Die meisten Befragten stammen aus den<br />
Branchen Logistik, Handwerk, Handel und Gesundheitswesen. Der Lehrstuhl von Professor<br />
Dr. Matthias Baum von der Technischen Universität Kaiserslautern hat die Ergebnisse der<br />
Umfrage wissenschaftlich ausgewertet.<br />
Transfer: Da Sicherheitsaspekte von der Mehrheit der<br />
Befragten unmissverständlich als am wichtigsten bewertet<br />
werden, muss dieses Thema auch in einer Stellenanzeige<br />
als Attraktivitätstreiber im Vordergrund stehen,<br />
um Interesse zu wecken. Für den Großteil der<br />
Akademiker eine Selbstverständlichkeit, wird von den<br />
Fachkräften neben dem sicheren Arbeitsplatz die Pünktlichkeit<br />
der Gehaltszahlung sehr hoch priorisiert. Für<br />
Fachkräfte ist es auch tendenziell wichtiger, ein Gehalt<br />
zu bekommen, von dem sie gut leben können, als überdurchschnittlich<br />
entlohnt zu werden. Das ging aus vielen<br />
Freitextfeldern hervor. Stattdessen ist ihnen die<br />
Work-Life-Balance wichtiger – darauf sollte stärker<br />
eingegangen werden.<br />
2. Relevante Inhalte kommunizieren<br />
Fakt: Auch das Arbeitsklima ist ein entscheidender<br />
Faktor: Neben einer guten Beziehung zu den Kollegen<br />
(43 Prozent „sehr wichtig“-Nennung) geben 48,7 Prozent<br />
an, dass ihnen eine gute Unternehmenskultur und<br />
gute Stimmung im Unternehmen sehr wichtig seien. 49,5<br />
Prozent finden die Anerkennung der Arbeit durch den<br />
Chef oder die Chefin „sehr wichtig“. Ein weiteres spannendes<br />
Ergebnis: Gute Arbeitswerkzeuge (38,1 Prozent<br />
„sehr wichtig“-Nennungen) und guter Arbeitsschutz<br />
(37,9 Prozent „sehr wichtig“-Nennungen) sind wichtiger<br />
als „spannende Arbeitsinhalte“. In vielen Stellenanzeigen<br />
und auf Karriereseiten wird das Thema Arbeitsschutz<br />
allerdings kaum oder gar nicht thematisiert.<br />
Transfer: HR-Verantwortliche müssen sich schon bei<br />
der Formulierung einer Stellenanzeige und anschließend<br />
auch im Bewerbungsprozess viel stärker in die tatsächliche<br />
Zielgruppe hineinversetzen. Die bei akademischen<br />
Zielgruppen seit Jahrzehnten eingesetzten Leis-<br />
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<strong>Personalwirtschaft</strong> <strong>01</strong>_ 2<strong>01</strong>8