E_1928_Zeitung_Nr.097
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- <strong>1928</strong> ÄUTOMOBTL-RFVUC<br />
TOURISMUS.<br />
DIE STRASSEIMMISERE IN DER TSCHECHOSLOWAKEI<br />
Es sind schon ganze Bände über den<br />
schlechten Zustand des Strassennetzes in der<br />
Tschechoslowakei geschrieben worden und<br />
die Klagen und Eingaben, die die dortigen<br />
Clubs hierüber an die zuständigen Regie-,<br />
rungsbehörden gerichtet haben, wollen nicht<br />
aufhören. Um nun einmal eine einzige Front<br />
in dieser Frage herzustellen, hatte der Automobil-Club<br />
der Tschechoslowakei auf Ende<br />
September eine Konferenz der Vertreter aller<br />
Automobil- und Motorradfahrer-Clubs der<br />
Republik nach Prag einberufen. Es wurde<br />
dort besonders beanstandet, dass der für die<br />
rasche Verbesserung des Strassennetzes eingesetzte<br />
Strassenrat bisher nur zu einer einzigen,<br />
mehr repräsentativen Tagung einberufen<br />
worden war und dass daher von einer<br />
eigentlichen Arbeitstätigkeit nicht gesprochen<br />
werden könne. Da die erste Vorbedingung<br />
für die Schaffung eines gut ausgebauten<br />
Strassennetzes. in der Anwendung-moderner<br />
Bauweisen bestehe, diese Erfahrung aber nur<br />
Firmen besitzen, die fortlaufend mit dem Neubau<br />
von Strassen beschäftigt seien, so müsse<br />
in erster Linie verlangt werden, dass die<br />
Strassenumbauarbeiten an hochqualifizierte<br />
und finanziell leistungsfähige Firmen vergeben<br />
werde, d. h. der Staat solle vom Umbau<br />
in eigener Regie absehen.<br />
Der Raudnitzer Automobil-Club regte zudem<br />
an, dass der Staat nicht warten soll, bis<br />
die heute noch befahrbaren Strassen vollständig<br />
zusammengefahren sind, sondern die<br />
Strassen durch Ausbesserung der entstandenen<br />
kleineren Schäden in fahrbarem Zustand<br />
halten solle.<br />
Der Pilsener Automobil-Club verlangte,<br />
dass ausser den Staatsstrassen- auch das Bezirksstrassennetz<br />
ausgebaut und dass alljährlich<br />
ein Strassenbauprogramm für das kommende<br />
Jahr aufgestellt werde.<br />
Begrüsst wurde es, dass die Ministerialbeamten<br />
Studienreisen ins Ausland unternommen<br />
haben, um dort das Strassenwesen<br />
und die bezüglichen Bau- und Unterhaltsmethoden<br />
zu studieren. Verlangt wurde,<br />
dass der Strassenmeldedienst über die abgesperrten<br />
Strassen inskünftig besser funktioniere,<br />
da derselbe gegenwärtig noch sehr<br />
Glasdach über der kleinen Terrasse<br />
konnte sie nicht allein reinigen, denn sie war<br />
nicht schwindelfrei Aber einmal musste es<br />
doch gewaschen werden, denn die Gäste begannen<br />
sich schon über das schmutzige Vordach<br />
lustig zu machen und einige murrten sogar.Sie<br />
ging also zu einem Fensterputzer und<br />
fragte, was er für die Arbeit verlange. Sie<br />
erschrak über den Preis. Nein, so viel könnte<br />
sie.nicht bezahlen. Da musste sie jemand anderen<br />
finden.<br />
Sie fand tatsächlich etwas anderes. Ein<br />
Mann in zerrissenen Kleidern, wahrscheinlich<br />
ein Arbeitsloser, kam an dem Lokal vorbei<br />
und schaute mit begehrlichen Augen hinein.<br />
Das ist der Mann, den ich brauche, dachte<br />
die Wirtin, und rannte auf die Strasse. «He,<br />
Sie>, rief sie, «wollen Sie ein paar Franc<br />
verdienen!?>— Was soll ich denn machen?»,<br />
erkundigte sich der Mann misstrauisch.» —<br />
«Nichts anderes, als das Vordach waschen.<br />
Sie können durch die Oberlichte bequem hinaussteigen.<br />
Wasser, Seife und Tuch gebe<br />
ich.» — Der Mann nahm die Arbeit an. Er<br />
stieg durch die Oberlichte und begann zu<br />
waschen. Aber plötzlich verlor er das Gleichgewicht,<br />
stolperte und fiel durch das Glasdach<br />
auf den Fusssteig. Die Wirtin eilte herbei,<br />
die Gäste und Passanten ebenfalls. Aber<br />
wunderbarerweise war der Mann gut davongekommen,<br />
er hatte nur ein paar Schrammen<br />
und Beulen. Aber erschrocken war er gehörig.<br />
Die Wirtin schaute wütend auf das zerbrochene<br />
Glasdach, verwünschte zum erstenmal<br />
ihre Sparsamkeit, wollte sich jedoch<br />
gegenüber ihren Gästen nicht kleinlich zeigen.<br />
Edelmütig sagte sie zu dem Mann, der<br />
verstört auf dem Boden sass: «Kommen Sie<br />
herein und trinken Sie ein Glas Wein. Das<br />
wird Ihnen gut tun.» Der Mann richtete sich<br />
auf und taumelte ins Lokal. Die Wirtin holte<br />
ein Glas und eine Flasche, schenkte das<br />
Glas halbvoll ein und reichte es dem Mann.<br />
Dieser lebte auf, als er den Wein sah. Aber<br />
plötzlich bemerkte er, dass das Glas nur<br />
halbvoll war, schaute aufs Glas, dann auf die<br />
Wirtin, seine Augen begannen spöttisch drein<br />
zu blicken und unvermutet fragte er die Wirtin<br />
zum *Gaudium der Umstehenden in höflichstem<br />
Ton: «Nehmen Sie es, Frau Wirtin,<br />
mir nicht übel, aber ich möchte gern wissen,<br />
aus welcher Höhe ich bei Ihnen durch eine<br />
Glasscheibe lallen und wie viel Arme und<br />
Beine ich dabei brechen muss, um Anspruch<br />
auf ein volles Glas zu haben.»<br />
im argen Hegt. Auch die Aufstellung der<br />
Orientierunsrstafeln srelie ebenfalls sehr langsam<br />
vor sich und müsse beschleunigt werden.<br />
Die Strassenbeamten seien durch bessere<br />
Bezahlung so zu stellen, dass sie nicht<br />
noch auf Nebenverdienste angewiesen seien.<br />
Um für den Strassenunterhalt die notwendigen<br />
finanziellen Mitte] beizubringen, wurde<br />
angeregt, die jetzige Strassenfondsabgabe<br />
auf eine andere Basis zu stellen, und zwar in<br />
der Weise, dass an Stelle des bisherigen Modus<br />
der Erhebung auf Grund des Zylinderinhaltes<br />
des Motors der Betriebsstoffverbrauch<br />
als Basis angenommen werden soll. Verlangt<br />
wurde auch, dass ausser Betrieb stehende<br />
Fahrzeuge keine Steuer zu entrichten<br />
brauchen und dass z. B. bei Untergang eines<br />
Wagens durch Feuer etc. die bereits bezahlte<br />
Steuer rückvergütet wird. Da in den<br />
Gebirgsgegenden der Republik wegen Schnees<br />
ein Drittel des Jahres nicht gefahren werden<br />
kann,, soll für diese Zeitperiode keine Steuer<br />
bezahlt werden-müssen,^wte- dies z;:B^im<br />
Lande Vorarlberg der Fall sei. Nichtgebrauchte<br />
Wagen wären in diesem Falle zu<br />
plombieren und für steuerfrei zu erklären;'<br />
Der Tschechoslowakische Club in Brunn<br />
verlangte dringend, dass von der Regierung<br />
keine Pflastergelder und Strassengelder mehr<br />
bewilligt werden sollen, da für diese Zwecke<br />
die Strassenfondsabgabe bestehe. So- müsse<br />
z. B. in Pressburg auf der staatlichen Donau-'<br />
brücke ein Zoll bezahlt werden und in der 1<br />
Slowakei bestehen solche Abgaben alle 30:<br />
Kilometer.<br />
'<br />
Der Pilsener Automobil-Club stellte das Begehren,<br />
dass alle Niveauübergänge gesichert<br />
werden müssen, und sämtliche Clubs verlangten<br />
endlich, dass die Regierung mit der<br />
Ausarbeitung eines allgemeinen Automobilgesetzes<br />
endlich ernst mache, ebenso auch<br />
mit der Einführung des Rechtsfahrens in der<br />
ganzen Republik.<br />
Wie man sieht, fehlte es dieser wichtigen<br />
Tagung nicht an Anträgen und Verlangen<br />
aller Art. Die eingebrachten Anregungen<br />
sollen nun in einer Eingabe an die Regierung<br />
weiter verwertet und deren Ausführung<br />
mit allen Mitteln weiter verfochten werden.<br />
Es wird von Interesse sein zu sehen, wie<br />
sich die Regierung zu den einzelnen Postulaten<br />
stellt, von denen einige auch uns<br />
Schweizer besonders Interessieren dürften s.<br />
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T. A. 248.. Zürich—Paris. Nach den neuesten<br />
französischen Strassenbericbten ist die Route Basel<br />
Beifort, Vesoul, Langrea, Chaumont, Bar s.<br />
Aube, Troyes, Nogent 8. Seine, Provins. Paris in<br />
gutem Zustand. Sie ist zugleich auch die kürzeste<br />
Strecke (Zürich—Paris 575 km). Fast genau in<br />
der Mitte liegt Langres (285 km von Zürich),<br />
Städtchen mit 7000 Einwohnern (Hotel de la Paste<br />
mit 26 Zimmern ä 12 bis 25 Franken). Die nächste<br />
35 km weiter entfernte Stadt ist Chaumont (15.000<br />
Einwohner. Hotel de France: 40 Zimmer, von 12<br />
bis 60 Franken; Hot«! Terminus et de la Gare •<br />
42 Zimmer, von 12 bis 40 Franken). Für Paris ist<br />
es schwierig, ein Hotel für Sie abzugeben, angesichts<br />
der 20 Arrondtesements; es kommt immer<br />
darauf an, wo man geschäftlich zu tun hat. Eine<br />
geeignete Garage gibt Ihnen am besten das Hotel<br />
an, in dem Sie absteigen. H. Seh. in B.<br />
T. A. 249. Luzern—Trier (Variante). Ich kenne<br />
diese Strecke, allerdings nur auf der französischen<br />
Seite, die ich Ihnen aber ausserordentlich empfehlen<br />
kann. Die Strasse Basel. Mülhausen. Strassburg,<br />
Saverne, Sarreguemines, Saarbrücken, Saarlouis.<br />
Merzig, Mettlach, Trier ist durchwegs in sehr<br />
gutem Zustande und ist auch landschaftlich sehr abwechslungsreich.<br />
Die Fahrt durch das industriereiche<br />
Saargebiet ist äusserst interessant (Dillingen,<br />
etc.).<br />
Auf der Rückreise können Sie von Trier, der<br />
Mosel entlang, bis Koblenz fahren und dann rheinaufwärts<br />
zurück nach der Schweiz. Meines Wissens<br />
sind auch diese Strassen in gutem Zustande.<br />
Im Falle Sie von Trier aus Luxemburg besuchen<br />
wollten, müssen Sie im Besitze des belgischen<br />
Triptyks sein.<br />
Mit einem guten Wargen können Sie in einem<br />
Tage bis Saarbrücken fahren und am zweiten nach<br />
Trier.<br />
Sonst würde ich als erste Etappe Luzern—<br />
Strassburg wählen und dann Strassburg—Trier<br />
Strassen von Basel bis Saverne fast durchwegs<br />
geteert, im Sa^argebiet ebenfalls und auch die beliebte<br />
Kleinpflästerung. Zoll in Basel. Sarreguemines<br />
fürs Saargebiet, und in Mettlach—Weiten<br />
für Deutschland. J. L. in B.<br />
T. A. 249. Luzern—Trier. Für die Reise nach<br />
Trier raten wir Ihnen, sofern gerade trockenes<br />
Wetter vorherrscht, entschieden zur Benützung des<br />
Automobils. Auch wir würden die deutsche Seite<br />
vorziehen, wiewohl die Route durch das Elsass<br />
näher und durch die zu berührenden Städte Colmar,<br />
Se"lestat, Strassburg, Saverne. Phälsburg (hier<br />
schlechte Strasse) ebenfalls interessant ist; durch<br />
besetztes Gebiet müssen Sie zuletzt auf alle Fälle<br />
fahren; aber vielleicht ist es Ihnen möglich, die<br />
Hinreise auf der rechten, die Rückreise auf der<br />
linken Rheinseite auszuführen, oder umgekehrt.<br />
Vom Rhein 6ehen Sie übrigens auf beiden Wegen<br />
nicht viel. Die Routen sind zu entfernt von ihm.<br />
Als Route für die Hinreise wäre zu empfehlen :<br />
Luzern, Basel, Freiburg, Appenweier (Baden-<br />
Baden), Karlsruhe, Trier. 528 km: etwas näher •<br />
Luzern, Basel, Appenweier, Strasburg, Saarbrücken,<br />
Trier, 456 km. Für die Rückreise • Trier,<br />
Saarbrücken, Strassburg, Colmar. Mülhausen. Basel,<br />
Luzern, 446 km.<br />
Red.<br />
T. A. 250. Genf—Rom. Ihre Vermutung scheint<br />
mir als richtig, wenn Sie annehmen, dass die beste<br />
Verbindung nach Rom durch die französische Riviera<br />
und längs dem Mittelmeer führt. Alpenstrassen<br />
kommen ja in dieser vorgerückten Jahreszeit<br />
keine mehr in Betracht und zudem ist die<br />
Fahrt über Nizza bedeutend interessanter.<br />
Zur Fahrt selbst möchte ich Ihnen etwa folgende<br />
Route empfehlen, die Ihnen gewiss Ihre<br />
Reise genussreich gestalten wird.<br />
Von Genf aus ist zunächst Nizza zu erreichen.<br />
Dazu kommt eigentlich nur eine Route in Frage,<br />
die « Route des Alpes d'Hiver», die Sie folgendermassen<br />
führt:<br />
Genf, Aix-les-Bains, Chambery, Grenoble, Col de<br />
la Haute-Croix, Sisteron, Castellane, Nizza<br />
Der zweite Teil Ihrer Reise führt Sie nun längs<br />
der Mittelmeer-Küste bis Civitavecchia, von wo Sie<br />
dann ins Landesinnere nach Rom gelangen.<br />
Die zu durchquerenden Orte lauten wie folgt:<br />
' Nizza, San Remo, Savona, Genua, La Spezia, Pisa,<br />
Livorno, Grosseto, Civitavecchia, Rom.<br />
M. S. in L.<br />
T. A. 251. Genf—Adelboden—Lenk. Als nächste<br />
und beste Strasse ist zu empfehlen: Genf, Lausanne,<br />
Vevey, Bulle, Chäteau d'Oex. Zweisimmen,<br />
Lenk. Bei sehr viel Schnee (namentlich auf den<br />
Saanenmösern) ist besser der Umweg zu machen:<br />
Lausanne, Murten, Bern, Thun, Spiez, Zweisimmen,<br />
Lenk.<br />
Dasselbe gilt für die Route Genf—Adelboden,<br />
also gewöhnlich via Chäteau d'Oex—Simmental;<br />
sonst via Bern—Thun—Spiez—Frutigen. Die für<br />
Car alpin etwas schmale Strasse Frutigen—Adelhoden<br />
ist für Lastwagen und Camions gesperrt;<br />
aber vielleicht machen Sie ein Gesuch an die<br />
Kantonale Baudirektion in Bern. Gebühr für eventuelle<br />
Bewilligung Fr. 30.—. Die t Genossenschaft<br />
für Automobilverkehr» Frutigen—Adelboden in.<br />
Adelboden unterhält atich im Winter einen regelmässigen<br />
konzessionierten Personenbeförderungsdienst<br />
zwischen Frutigen und Adelboden. Für die<br />
Strecke Zweisimmen—Lenk ist keine besondere<br />
Taxe eingeführt. F. A. in O.<br />
(Touren-Fragen siehe nächste Seite)<br />
Rasches und sicheres Wechseln der Gänge<br />
gehört zu den elementaren Fertigkeiten der,<br />
FahrknnsL