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E_1929_Zeitung_Nr.080

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Selbstverständlich kann es sich nicht<br />

darum handeln — und es kann dies auch<br />

nicht die Ansicht des Bundesgerichtes sein<br />

•— dass der mitfahrende Eigentümer beständig<br />

kontrolliert und Verhaltungsmassregeln<br />

gibt, and gar etwa noch verpflichtet<br />

wäre, im Augenblick eines Unfalls Wegleitungen<br />

zu geben. Seine Verpflichtung<br />

besteht vielmehr darin, allgemein dafür besorgt<br />

zu sein, dass sein Chauffeur vorschriftsmässig<br />

fährt, damit auf diese<br />

Weise Unfälle verhütet werden können.<br />

Dabei, es sei dies nochmals ausdrücklich<br />

wiederholt, sind jedesmal bezüglich der<br />

Frage, ob sich der mitfahrende Eigentümer<br />

des unkorrekten Verhaltens bewusst<br />

war oder hätte bewusst sein müssen, die<br />

besonderen Verhältnisse in Berücksichtigung<br />

zu ziehen.<br />

Im Falle des marmelspielenden Knaben<br />

auf der Strasse Miecourt—Pruntrut konnte<br />

vom mitfahrenden Eigentümer nicht verlangt<br />

werden, dass er 15 Meter vor dem<br />

Kollisionspunkte noch Weisungen hätte<br />

erteilen sollen. Sein Verschulden lag vielmehr<br />

darin, dass er, offenbar in der Lage,<br />

den ganzen Vorfall verfolgen zu können,<br />

den Chauffeur nicht zu verminderter Geschwindigkeit,<br />

namentlich im Zeitpunkte<br />

der Signalabgabe, angehalten hat.<br />

Wenn die vorstehenden Ausführungen<br />

dazu beitragen können, die Frage der<br />

Haftbarkeit des mitfahrenden Eigentümers<br />

abzuklären, und die vielfach vorhandene<br />

Unsicherheit etwas zu beheben, so ist deren<br />

Zweck erfüllt. Es gibt eben auch hier, wie<br />

in vielen anderen Fällen, kein Schema. Die<br />

jeweiligen Verhältnisse und Verumständungen,<br />

die einem Unfall vorangegangen,<br />

ihn veranlasst oder dabei mitgespielt haben,<br />

werden immer für die Bejahung oder Verneinung<br />

der Haftung ausschlaggebend sein,<br />

wobei nicht vergessen werden darf, dass<br />

bei an sich ähnlichen oder gleichen Tatbeständen<br />

unter veränderten Verhältnissen<br />

und anderen Verumständungen das eine<br />

Mal das Vorhandensein eines Verschuldens<br />

bejaht, das andere Mal verneint werden<br />

muss. Festgehalten sei aber, dass auch das<br />

Bundesgericht der Auffassung ist, dass<br />

Die beiden wünschten der Mutter eine gute<br />

Nacht und verliessen das Haus. Als sie einige<br />

Zeit ohne zu reden nebeneinander gegangen<br />

waren, fragte der Bruder unvermittelt<br />

: « Du, Hedy, denkst du niemals an Fleissig?<br />

Er ist wieder im Land.»<br />

«Lieber Max, es verging in all den Jahren<br />

kein Tag, an dem ich nicht an ihn dachte.<br />

Mein Temperament hat mir damals einen<br />

Streich gespielt, den ich mit meinem Lebensglück<br />

bezahle, denn ich liebe Alfred noch<br />

heute. Dazu drückt mich das Gewissen, dass<br />

ich ihm vielleicht Unrecht getan und ihn, ohne<br />

seine Rechtfertigung anzuhören, ins Unglück<br />

gestossen habe. Auch wenn er gefehlt haben<br />

sollte, hätte meine Güte und Liebe stärker<br />

sein sollen als mein verletztes Ehrgefühl.<br />

Nun ist er ein armer Teufel, und ich werde<br />

eine ale Jungfer. Einen andern heiraten<br />

kann ich nicht.»<br />

Fortsetzung siehe Autler-Feierabend.<br />

Oesterreich<br />

Frankreich<br />

Ver. Staaten<br />

Spanien<br />

Dänemark<br />

Tsohecho'vakei<br />

Canada<br />

August <strong>1929</strong><br />

a 18<br />

b 1<br />

o 20<br />

d 21<br />

e 22<br />

f 10<br />

giae 1256<br />

a 25<br />

b 1<br />

c 18<br />

d 90<br />

e 41<br />

f 3<br />

g<br />

i<br />

a<br />

b<br />

3<br />

2<br />

o 17<br />

d 11<br />

e 37<br />

f 5<br />

g<br />

Belgien a 23<br />

b<br />

d 1<br />

e 3<br />

f 3<br />

Niederlande<br />

f<br />

Grossbritannien b 103<br />

a<br />

d 1<br />

f<br />

b<br />

o<br />

d<br />

e<br />

f<br />

g<br />

if<br />

f<br />

ff<br />

a<br />

b<br />

o<br />

d<br />

e<br />

f<br />

g<br />

i<br />

17<br />

310<br />

139<br />

41<br />

186<br />

2<br />

72<br />

434<br />

248<br />

62<br />

1<br />

12<br />

q ka<br />

31.60<br />

2.26<br />

132.06<br />

260.60<br />

302.83<br />

332.76<br />

6.67<br />

17.59<br />

6.40<br />

84.92<br />

4.78<br />

39.66<br />

9.85<br />

112.00<br />

1020.59<br />

586.42<br />

191.03<br />

59<br />

67.95<br />

2.78<br />

89<br />

132.61<br />

110.44<br />

508.32<br />

167.21<br />

3.31<br />

39.39<br />

77<br />

10.82<br />

42.97<br />

79.15<br />

15<br />

32<br />

166.67<br />

9.80<br />

8.60<br />

16.64<br />

3.02<br />

19.73<br />

1.43<br />

134.34<br />

3524.76<br />

2002.64<br />

1074.23<br />

11.46<br />

113.25<br />

12<br />

14<br />

Wert In Vt; Total<br />

36.335<br />

2.050<br />

57.847<br />

148.370<br />

188.540<br />

314.855<br />

4.195<br />

6.955<br />

4.526<br />

66.350<br />

3.090<br />

36.837<br />

6.200<br />

69.475<br />

406.770<br />

334.400<br />

138.428<br />

564<br />

34.835<br />

2.755<br />

250<br />

68.800<br />

62.700<br />

216.000<br />

144.148<br />

1.840<br />

33.527<br />

300<br />

8.000<br />

26.500<br />

64.725<br />

200<br />

370<br />

162.130<br />

5.500<br />

5.400<br />

13.304<br />

2.900<br />

17.780<br />

900<br />

40.600<br />

1.310.860<br />

1.015.702<br />

683.144<br />

6.587<br />

39.269<br />

357<br />

140<br />

759.147<br />

73.966<br />

496.493<br />

133.052<br />

570<br />

189.234<br />

3.113.842<br />

357<br />

140<br />

5<br />

160<br />

42 160<br />

306.38 294.090<br />

24.93 15.200<br />

511.01 236.722<br />

4935.81 1.942.100<br />

3528.10 1.847.492<br />

1866.80 1.362.726<br />

25.05 15.086<br />

188.79 81.059 5.794.476<br />

1017 11386.87<br />

a 431 617.08 577.223<br />

b 7 17.74 19.830<br />

o 51 390.02 164.913<br />

d492 5367.91 2.278.257<br />

e 240 3320.84 1.837.590<br />

f 63 1699.09 1.157.188<br />

g 1 14.20 12.122<br />

b. 4 60.44 22.857 6.069.980<br />

Nach wie vor stehen die Vereinigten Staaten<br />

an der Spitze unserer Lieferanten. Das<br />

von Amerika eingeführte Kontingent beläuft<br />

sich auf 3113842 Fr. oder auf 53,7% der<br />

Gesamteinfuhr. An zweiter Stelle steht Frankreich,<br />

dessen Einfuhrwert-, die Million noch<br />

übersteigt. Es folgen Deutschland, Italien,<br />

Grossbritannien und Belgien. Die Einfuhrerhöhung<br />

liegt ganz besonders in der Mehreinfuhr<br />

von nicht karossierten Chassis begründet.<br />

Die Einfuhr an Automobilen und<br />

Chassis von weniger als 800 kg hat sich nicht<br />

ganz verdoppelt, diejenige an Karosserien für<br />

alle Arten Automobile ist um 24 % und diejenige<br />

an Automobilen und Chassis von über<br />

1600 kg um 17 % gestiegen.<br />

Die<br />

AUTOMOBIL-REVUE <strong>1929</strong> — N n 80<br />

das zürcherische Obergericht einige Jahre dem mitfahrenden Eigentümer eine durchgreifende<br />

Beaufsichtigung seines Chauf-<br />

vorher in einem in den Blättern für zürcherische<br />

Rechtsprechung veröffentlichten feurs, d. h. eine Tätigkeit, welche die ange-<br />

Urteil geäussert. Auch es hält dafür, dass<br />

der neben dem Chauffeur mitfahrende,<br />

fahrkundige Automobileigentümer, welcher<br />

duldet, dass der Chauffeur unzulässig<br />

rasch fährt, für das zu schnelle Fahren Die Einfuhr im vergangenen Monat August<br />

betrug 5 794 475 Fr. gegenüber 6069980<br />

als mitverantwortlich betrachtet werden<br />

müsse.<br />

Fr. im gleichen Zeitraum des vorigen Jahres.<br />

Aus den vorstehenden Ausführungen und Verglichen mit der Einfuhrquote des Monats<br />

Beispielen geht hervor, dass bei Unfällen, Juli <strong>1929</strong> stehen wir vor einer Mindereinfuhr<br />

bei welchen den Chauffeur ein Verschulden von 1932 566 Fr., welche einzig einem geringeren<br />

Einkaufe in der Motorradbranche zuzu-<br />

trifft, nicht ohne weiteres auch den mitfahrenden<br />

Eigentümer ein Mitverschulden schreiben ist. Die Ausfuhr im August <strong>1929</strong><br />

trifft. Es wird dies vielmehr jedesmal auf erreichte 1284958 Fr., gegenüber 1580029<br />

Grund der vorliegenden Verhältnisse abgeklärt<br />

werden müssen. Massgebend für Monat Juli <strong>1929</strong> die Höhe von 1635 420 Fr.<br />

Fr. im August 1928. Da die Ausfuhrziffer im<br />

das Vorhandensein eines Verschuldens des erreichte, steht somit die Augustausfuhr um<br />

mitfahrenden Eigentümers ist, wie bereits 350462 Fr. zurück. Auch im Vergleich mit<br />

erwähnt, ob er an der Zuverlässigkeit seines<br />

Chauffeurs zu zweifeln keinen Anlass rund 300 000 Fr. zu konstatieren.<br />

der Augustausfuhr 1928 ist ein Rückgang von<br />

hatte, und ob er ein unkorrektes Verhalten Wir erinnern an die Nomenklatur der offiziellen<br />

Statistik :<br />

seines Chauffeurs wahrgenommen hat oder<br />

ihm ein solches nicht hat entgehen können.<br />

Es wird also dem mitfahrenden Eigentümer<br />

a) Motorzwei- und -dreiräder ohne Lederüberzug;<br />

b) andere (also solche mit Leberüberzug);<br />

ein gewisses Mass Aufmerksamkeit zugemutet.<br />

Er darf sich nicht auf den Stand-<br />

weniger als 800 kg;<br />

c) Automobile und Chassis im Stückgewicht von<br />

punkt stellen, dass, weil nun sein Chauffeur<br />

fährt, ihn sämtliche Vorschriften und 800 bis und mit 1200 kg;<br />

d) Automobile und Chassis im Stückgewicht von<br />

e) Automobile und Chassis im Stückgewicht von<br />

allfällig aus deren Widerhandlung entstehende<br />

Folgen nichts angehen. Er hat f) Automobile und Chassis im Stückgewicht von<br />

1200 bis und mit 1600 kg;<br />

zweifellos die Pflicht, in allen denjenigen mehr als 1600 kg;<br />

Fällen gegen unkorrektes Verhalten seines ?) Karosserien aller Art für Automobile;<br />

h) Elektrokarren;<br />

Chauffeurs einzuschreiten, die ihm bewusst i) Traktoren ohne Karosserie.<br />

werden oder ihm nach den gegebenen Umständen<br />

hätten bewusst sein müssen. Es Die<br />

wird auch den des Fahrens unkundigen<br />

Einfuhr<br />

Wageneigentümers unter Umständen ein im August <strong>1929</strong> verteilt sich auf folgende<br />

Verschulden treffen können, indem auch zwölf Länder:<br />

von diesem verlangt werden kann, dass er<br />

Stock<br />

z. B. die üblichen Geschwindigkeitsvorschriften<br />

kennt und gegebenenfalls seinen<br />

Deutschland<br />

Chauffeur darauf verweist.<br />

spannte Aufmerksamkeit des Mitfahrenden<br />

erheischen würde, nicht zugemutet werden<br />

kann. —<br />

Der Automobil-Aussenhandel im August <strong>1929</strong><br />

Italien<br />

August <strong>1929</strong><br />

1 10<br />

n<br />

1.027.509<br />

1289 11487.32<br />

DlindfifEiufnhr 275.505<br />

Ausfuhr<br />

im August <strong>1929</strong> erstreckte sich über 36 Län-<br />

der, gegenüber 33 im August des Vorjahres.<br />

Die Tabelle zeigt folgendes Bild :<br />

StOok Wert in Fr. Total Fr.<br />

Deutschland<br />

El<br />

a 31.65 32.706<br />

f 964.02 307.892 340.598<br />

Oesterreich a 3 4.40 4.170<br />

f 38.56 49.556 53.726<br />

Frankreich a 6 37.02 37.233<br />

f 27.84 41.3.09<br />

h<br />

7 152 78.694<br />

Italien a 3 6.47 7.422<br />

f 38.65 74.633 82.055<br />

Belgien afafafafafaf 60 535<br />

17.41 31.237 31.772<br />

Niederlande<br />

K 3.33 3.160<br />

31.70 15.512 18.672<br />

Grossbritannien<br />

39 665<br />

1 195.80 129.603 130.268<br />

Spanien 1421 21.92 17.035<br />

204.09 113.560 130.595<br />

Portugal<br />

1.47 850<br />

14 864<br />

Dänemark<br />

1 14<br />

2.48 6.405 6.419<br />

Schweden<br />

3 34<br />

12.21 16.532 16.566<br />

Polen<br />

1.61 1.581<br />

f 6.96 8.790 10.371<br />

Tschecho'vakei afafafabafaaa 3.25 5.041<br />

136.81 144.342 149.383<br />

Ungarn<br />

31 400<br />

11.72 11.012 11.412<br />

Jugoslavien<br />

5.62 4.020<br />

1.68 1.764 5.784<br />

Griechenland<br />

7.65 6.025<br />

68 600 6.625<br />

Russland<br />

1.04 1.600<br />

21.13 56.633 58.233<br />

Ostafrika<br />

1.82 2.200 2.200<br />

Niederl. Indien<br />

3.08 2.710 2.710<br />

Uruguay<br />

3 80<br />

42.00 23.845 23.925<br />

Norwegen<br />

66 841 841<br />

Finnland<br />

1.83 3.307 3.307<br />

Bulgarien<br />

3 42 42<br />

Rumänien<br />

3.09 4.635 4.535<br />

Türkei<br />

4.62 2.740 2.740<br />

Algerien<br />

5.09 10.270 10.270<br />

Marokko<br />

2.31 3.421 3.421<br />

Südafrika.<br />

12 353 353<br />

Japan<br />

2.36 3.918 3.918<br />

Ver. Staaten<br />

41 708 708<br />

Venezuela<br />

53.43 32.284 32.284<br />

Brasilien<br />

100.53 66.190 56.190<br />

Argentinien<br />

70 1.654 1.654<br />

Peru<br />

2 30<br />

f 30<br />

Bolivia ff 9.43 3.300 3.300<br />

Austral. Bund<br />

35 493 493<br />

August <strong>1929</strong> a<br />

bfh<br />

August 1928<br />

b<br />

d i<br />

48 131.60 127.481<br />

68 600<br />

10 1938.04 1.156.725<br />

7 152 1.284.958<br />

68 2070.39<br />

34 327.05 329.471<br />

42 1.292<br />

1 11.80 8.300<br />

27 1486.23 1.240.966 1.580.029<br />

62 1824.50<br />

Minder-Ausfuhr 295.071<br />

Deutschland bleibt unser bester Abnehmer.<br />

Während diese Stellung bis zum Juni <strong>1929</strong><br />

von der bedeutenden Motorradausfuhr abhing,<br />

ist im Juli und August durch einen vermehrten<br />

Automobilabsatz Deutschland an<br />

die erste Stelle gerückt. An zweiter Stelle<br />

steht die Tschechoslowakei, gefolgt von Spanien.<br />

Leider verzeichnen beide Länder einen<br />

etwas geringeren Absatz als im Juli <strong>1929</strong><br />

und im August 1928. Grossbritannien ist das<br />

einzige Land, dessen Absatz noch die 100 000<br />

Franken erreicht. Alle übrigen Länder beziehen<br />

nur in Werten von 10—100 000 Fr. Es<br />

sind dies Italien, dessen Markt sich langsam<br />

den Schweizer Produkten besser zu Öffnen<br />

scheint, Frankreich, Russland, Brasilien,<br />

Oesterreich, Venezuela, Belgien, Uruguay,<br />

Holland, Schweden, Ungarn, Polen und Algier.<br />

Hervorzuheben ist der steigende Absatz<br />

nach Russland. Während noch im Jahre 1927<br />

wir nur für 10 000 Fr. nach Russland liefern<br />

konnten, betrug im Jahre 1928 die Ausfuhrziffer<br />

bereits 20 534 Fr. Sie beträgt heute für<br />

die ersten acht Monate des Jahres 1928 bereits<br />

355 235 Fr. Lassen wir also Politik Politik<br />

und Wirtschaft Wirtschaft sein.<br />

Unverständlich.<br />

Man schreibt uns: «Mit grosser Freude las<br />

ich in Nr. 77 der «Automobil-Revue» Ihre under<br />

dem Titel «In welcher Schublade» erschienene<br />

Anfrage eines Einsenders an die<br />

hohe bernische Regierung, wann sie die stadtbernische<br />

Verkehrsordnung aus der Schublade<br />

zu ziehen und jn Kraft zu erklären gedenke.<br />

Wir haben nicht auf Antwort gewartet,<br />

wohl wissend, dass des Volkes Sprache<br />

in den höheren Regionen der Regierung<br />

keinen starken Eindruck mehr zu machen<br />

versteht.<br />

Nun werden aber die Verhältnisse in Bern<br />

geradezu skandalös. Di© Zahlen der täglichen<br />

Verkehrsunfälle der Stadt Bern mehren<br />

sich derart, dass man sich wirklich fragen<br />

muss, wie lange noch diesen Dingen der Lauf<br />

gelassen werden soll. Unterdessen hat die<br />

Presse das Vergnügen, stets länger werdende<br />

Polizei-Communiques über Verkehrsunfälle<br />

in ihren Spalten zu publizieren. Wie<br />

heisst es darin ?<br />

„i.Atn Dienstag sprang eine Frau vom<br />

Trottoir über die Fahrbahn, ohne auf den<br />

Verkehr zu achten, direkt vor ein. über den<br />

Platz fahrendes Lastauto. Natürlich warder<br />

Anprall unvermeidlich, die Frau musste per<br />

Sanitätsauto nach Hause geführt werden.<br />

Am gleichen Tag kam ein Fussgänger im<br />

Laufschritt vom Pulverweg her über den<br />

Platz gelaufen, wurde dabei von einem Auto<br />

erfasst und zu Boden geworfen. Der Fussgänger<br />

musste seine eigene Schuld zugeben.<br />

Eine Radfahrerin fuhr unvorsichtig die Schanzenstrasse<br />

hinunter, seitlich in ein Personenautomobil<br />

hinein und stürzte. Tags darauf<br />

lief an einer andern Strasse ein Kind einem<br />

Automobilisten direkt vor den Wagen in den<br />

Bremsweg und wurde natürlich überfahren,<br />

da es dem Autofahrer nicht mehr möglich<br />

war, den Unfall zu verhindern. Es sind dies<br />

nur wenige Beispiele. Die Liste solcher Verkehrsunfälle<br />

verlängert sich von Tag zu Tag.<br />

Selbstverständlich wird auch die beste Ver<br />

kehrsordnung den Verkehrsunfall nicht ganz<br />

aus der Welt schaffen können. Dagegen wäre<br />

die stadtbernische Verkehrsordnung geeignet,<br />

jedenfalls das Gefahrenmoment der<br />

Strasse auf ein Minimum zu reduzieren. Der<br />

gesamte Verkehr für bespannte Fuhrwerke,<br />

für den Fussgängerverkehr, für den Droschkenverkehr<br />

usw. sind in alle Details behandelt.<br />

Die stadtbernische Verkehrsordnung<br />

darf tatsächlich als mustergültig bezeichnet<br />

werden und wäre gewiss dazu angetan, der<br />

heute sich steigernden Verkehrsanarchie in<br />

Bern einen Riegel zu schieben.<br />

Die Zustände, wie sie sich langsam in den<br />

engen Strassen Berns herausbilden, schreien<br />

nach Abhilfe! Dem gemeinen Bürger scheint<br />

es, als ob dies auch den in Bern wohnenden<br />

Regierungsräten ersichtlich sein sollte. Allein,<br />

die Verkehrsordnung bleibt in der grünen<br />

Schublade liegen, die Herren sehen und<br />

lesen nichts und so lässt man den Dingen<br />

ihren Lauf. Vielleicht nur deshalb, weil man<br />

aus der ganzen Geschichte eine Prestigefrage<br />

gemacht hat? Beim Strassenverkehr<br />

jedoch, bei dem täglich der Tod auf seine<br />

Beute lauert, sollten Prestigefragen zwischen<br />

der Behörde X und der Behörde Y keine<br />

Rolle spielen dürfen. Das passive Verhalten<br />

der bernischen Regierung, trägt sie doch im<br />

gesamten die Verantwortung und nicht nur<br />

eine Direktion allein, wird dem gemeinen<br />

Bürger je länger je weniger verständlich.<br />

Durch dieses passive Verhalten und durch<br />

die Verzögerung einer dringenden Angelegenheit<br />

lädt sich die gesamtbernische Regierung<br />

eine Verantwortlichkeit und ein Mitverschulden<br />

an den täglich sich häufenden Verkehrsunfällen<br />

auf, die sich für sie einmal<br />

recht unangenehm auswirken könnten. Aber<br />

nicht nur das. Nicht nur politische Vernunft,<br />

sondern auch menschliches Gewissen sollten<br />

die bernische Regierung endlich dazu führen,<br />

der stadtbeniischen Verkehrsordnung Gesetzeskraft<br />

zu verleihen.<br />

Sfrassen<br />

Die Strasse von Gandrla. Nun ist der lange<br />

Kampf um die Strasse von Gandria endlich<br />

friedlich beigelegt. Der Staatsrat des Kantons<br />

Tessin hat die neuen Pläne genehmigt<br />

und sie mit dem Gesuch um die Bundessubvention<br />

an den Bundesrat weitergeleitet.<br />

Damit wird endlich ein alter Wunsch verwirklicht.<br />

Schon seit 1860 wurde eine<br />

Strasse verlangt, die Lugano mit dem obern<br />

Becken des Comersees verbinden soll. 1914<br />

baute Italien eine Fahrstrasse von Porlezza<br />

bis Oria dicht an der Schweizergrenze, aber<br />

die Fortsetzung auf Schweizergebiet Hess<br />

auf sich warten. Wie unsere Leser wissen,<br />

konnte man sich lange nicht über dieStrassenführung<br />

einigen. Die Tessiner Regierung<br />

wollte eine Fahrstrasse dem See entlang<br />

bauen. Dagegen protestierten aber weite<br />

Kreise unter Führung des Heimatschutzes, da<br />

durch eine solche Strasse der wundervolle<br />

Hang zwischen Lugano und Gandria zerschnitten<br />

worden wäre und das schöne Ufer<br />

seinen Reiz verloren hätte. Schliesslich sah<br />

dies auch die Tessiner Regierung ein und es<br />

wurde ein höher gelegenes Trasse in Vorschlag<br />

gebracht. Die Baukosten stiegen dadurch<br />

allerdings von einer Million auf 2,6<br />

Millionen Franken. Bei der neuen Linienführung<br />

wird auf die Erstellung von Tunnels<br />

verzichtet und die Strasse nach Möglichkeit<br />

in Einschnitten angelegt. Der romantische<br />

Fussweg am Ufer des Sees soll erhalten bleiben.<br />

Da die neue Strasse voraussichtlich einen<br />

sehr starken Verkehr erhalten wird, prüft<br />

die tessinische Baudirektion auch die Anlage<br />

einer neuen Strasse zwischen Castagnola<br />

und Lugano. Auch ohne diese Entlastungsstrasse<br />

wird es in Zukunft möglich sein, in<br />

sechs Stunden von Lugano nach St. Moritz<br />

zu fahren. g r .<br />

Ein guter Fahrer braucht die Bremsen so<br />

wenig als möglich. Er reguliert die Geschwindigkeit<br />

mit dem Gaspedal und erkennt durch<br />

angestrengte Aufmerksamkeit die Gefahren<br />

immer zur rechten Zeit.

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