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E_1930_Zeitung_Nr.048

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Die Zufahrtsstrassen aus der ganzen Schweiz sind ersichtlich In O. R. Wagners<br />

CH Tourlng, Führer für AutomobiJfahrer, offizielle Ausgabe des T. C. S.<br />

Besucher den einzigartigen<br />

AUTOMOBIL-REVUE <strong>1930</strong> — N°48<br />

und da steht wahrhaftigen Gottes ein Handwerksbursche<br />

— mit einem Buch in der<br />

Hand! «Mit dem Buch in der Hand kommst<br />

u durch das ganze Land.» Eine grossartige<br />

'ntdeckung.<br />

Und dann kann man ja das Buch in den<br />

Rucksack stecken und durch die Wälder laufen.<br />

Holz zum Feuer gibt es genug und an<br />

jeder Ecke eine Schutzhütte, die wochenlang<br />

leer steht und die ein junger, kräftiger Bursche<br />

leicht bezwingt.<br />

Auf den Bauerngärten hatte der Krieg keine<br />

einzige Blume verdrängt. Im Gegenteil, damals<br />

erfuhren die Blumen auf dem Land erhöhte<br />

Liebe. Man sammelte ihren Samen und<br />

'ermehrte sie. Statt viel Worte über das<br />

Heldentum der Gefallenen und das ökonomische<br />

Gebot der Stunde zu verlieren, pflanzten<br />

die Frauen Blumen auf die Gräber, die<br />

ärmsten wenigstens eine für jede Jahreszeit:<br />

eine Primel, eine Lilie, eine Aster, eine<br />

•hristrose.<br />

Wie aber verrieten die Schrebergärten der<br />

Städte das Elend der Zeit! Jahrelang nach<br />

dem Krieg wiesen die meisten Parzelle^ nicht<br />

eine einzige Blume auf, in zehn von hundert<br />

stand eine Sonnenblume, die sich selbsi ausgesät<br />

hatte, ganz selten eine Dahlie, ein©<br />

hohe Staudenaster.<br />

Plötzlich, vom Frühling 1925 an, sät» es<br />

in den Schrebergärten ein grosses Auferstehen.<br />

Damals fuhr ich quer durch Deutschland;<br />

am Eingang aller Städte grüssten die<br />

kleinen Qärten mit Akelei und fliegendem<br />

Herz und Lupinen, Rittersporn und Eisenhat,<br />

Mohn und Margueriten, und das letzte, was<br />

man von dem noch immer krätzigen und<br />

abbröckelnden Häuserwirrwarr sah, war wiederum<br />

die Farbenparade der neuen Zuversicht,<br />

womit die Aermsten ihre Städte umgaben.<br />

Seitdem schaue ich mit einer Freude,

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