E_1931_Zeitung_Nr.054
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pjo 54 --1981-<br />
und immer noch gehört er seinem Tempo<br />
und Schneid nach zu den Jungen. Er hatte<br />
zwar die feste Absicht, diesmal nur als<br />
Schlachtenbummler mitzumachen, aber dem<br />
Drängen seiner Freunde musste er in letzter<br />
Minute nachgeben, nachdem er kurzerhand<br />
auf die Nennliste gesetzt worden war, bevor<br />
er selbst zur Sache Stellung nehmen konnte.<br />
Und das war recht so, denn die habitues von<br />
Rheineck-Walzenhausen können sich das<br />
Rennen einfach nicht mehr ohne T. Walser<br />
denken.<br />
Die wie üblich am besten dotierte 5 Liter-<br />
Klasse sah drei Amateure am Start. C. Estler,<br />
dem wir am diesjährigen Gurnigel u. W. erstmals<br />
begegnet sind, setzte sich mit einer<br />
flotten Leistung an die Spitze und lässt für<br />
kommende Konkurrenzen recht Tüchtiges<br />
und Erspriessliches erwarten. Es ist überhaupt<br />
erfreulich und für unseren Autosport<br />
ermutigend, dass sich dieses Jahr eine Reihe<br />
Debütanten gemeldet haben, die alle vom<br />
rechten Holz zu sein scheinen und den späteren<br />
Veranstaltungen neuen Impuls geben<br />
werden. Zu ihnen zählt auch W. Roesli, der<br />
mit seinem geschlossenen Nash eine bemerkenswerte<br />
Zeit fuhr, trotzdem auch ihm die<br />
Rennpiste völliges Neuland war. Steinlin, der<br />
den zweiten Platz belegte, hatte wohl in der<br />
Absicht, es an nichts fehlen zu lassen, seine<br />
Pneus allzuprall gepumpt, weshalb sein Wagen<br />
denn auch im oberen, ungeteerten Strassenteil<br />
erheblich an Bodenfestigkeit einbüsste<br />
und dem Fahrer viel zu schaffen gab. Quebelin,<br />
Zeh., dem Scheibler seinen Chryslerwagen<br />
zur Verfügung gestellt hatte, setzte sich am<br />
Sonntag gleich in die Fussstapfen Zwimpers,<br />
der letztes Jahr die nämliche Maschine in<br />
Kategoriebestzeit fuhr. Der Sieg wurde ihm<br />
zwar nicht leicht gemacht. Am Samstag-<br />
Training ergab sich die Notwendigkeit, die<br />
Pleuelstange auszuwechseln. Die Demontage<br />
und Wiederbereitstellung des Wagens verlangte<br />
lange und saure Arbeitsstunden, die<br />
als Einleitung zu einem Rennen nicht gerade<br />
nervenberuhigend wirkten. Dennoch hatte er<br />
es geschafft und damit in einer Art und Weise<br />
auf dieser Strecke debütiert, die aber auch gar<br />
nichts zu wünschen übrig lässt. ZwimDfer<br />
scheint seinen Wagen gleich mit Garantie<br />
für Siege abgegeben zu haben, hat doch auch<br />
Scheibler am Gurnigel einen flotten Erfolg davongetragen.<br />
Der Markenkollege A. Muff war<br />
der Vierte im Bunde, der den Kategorierekord<br />
von 1930 umlegte. Vorgängig seiner<br />
Fahrt hat er das Motorradrennen bestritten<br />
und dort gleich den Tagessieg für sich beansprucht.<br />
Er kann also mit seinem sonntäglichen<br />
Ergebnis mehr als zufrieden sein<br />
und hat damit ad oculos gezeigt, dass man<br />
auch auf zwei Seiten und in zwei verschiedenen<br />
Sätteln sehr gut seinen Mann stellen kann.<br />
Pedrazzini, der Jüngere, machte sich auf seinem<br />
Studebaker Cabriolet mit echt Tessiner<br />
Elan auf die Reise. Er traute dann allerdings<br />
seinem Wagen in den Kurven Tempi zu,<br />
welche dieser zweimal mit gefährlichen<br />
Seitensprüngen quittierte. Beide Male blieb<br />
der Führer aber Herr der Situation und hat<br />
trotz dieser Fahrt mit Hindernissen eine ganz<br />
vorzügliche Zeit herausgebracht, welche ihn<br />
an die Spitze aller Amateure der Kategorie<br />
brachte.<br />
Die Sportwagen-<br />
konkurrenz eröffnete der Konstanzer Graf<br />
auf BMW und verbesserte die letztes Jahr<br />
mit einem nämlichen Modell, aber in<br />
der Tourenwagenkategorie gefahrene Zeit,<br />
sehr beträchtlich. Für diesen Piccolo unter<br />
den Wagen darf sich das Ergebnis wirklich<br />
sehen lassen, er hat sogar Maschinen mit<br />
einem bedeutend grösseren Zylinderinhalt in<br />
den Schatten gestellt. Schneider hatte auf<br />
seinem Derby gegen seine einzige Klassenkonkurrentin<br />
recht leichtes Spiel. Er legte<br />
sich neuerdings tüchtig an den Laden und<br />
setzte die Zeit als Erster seiner Kategorie<br />
unter die 7 Minutengrenze. Der diesjährige<br />
Sportsonntag im Ostzipfel unseresLandes wird<br />
ihm wohl in weit besserer Erinnerung bleiben,<br />
als der vor 5 Jahren, als er einem schwereren<br />
Unfall zum Opfer fiel und sogar darob zum<br />
Spitalpatient wurde. Dass er es sich nicht<br />
verdriessen liess und dem Rennsport treu geblieben<br />
ist, stellt ihm das beste Zeugnis aus.<br />
Den Schneid und den guten Willen, mit dem<br />
die Nürnbergerin Fräulein Minartz das Rennen<br />
auf ihrem himmelblauen Stoewer zu bestreiten<br />
beabsichtigte, in allen Ehren, aber<br />
die Berge scheinen bei uns doch weniger<br />
eben zu sein als in ihrer freundlichen Heimat!<br />
Auf Dr. Karrers Fahrt war man nicht wenig<br />
gespannt, nachdem er schon letztes Jahr die<br />
Kategoriebestzeit überlegen für sich gebucht<br />
hatte. Freilich waren ernste weitere Aspiranten<br />
auf diese Lorbeeren dieses Jahr nicht<br />
sehr zahlreich und so blieb der Entscheid<br />
ihm überlassen, seine früheren Erfolge wiederum<br />
mit einer neuen Bestleistung zu bekräftigen.<br />
Seine — wir möchten bald sagen<br />
ihm angeborene — fein berechnete Fahrkunst<br />
hat ihm auch neuerdings einen Zeitgewinn<br />
von mehr als 12 Sekunden gegenüber dem<br />
letztjährigen Resultat eingetragen und wir<br />
waren der Auffassung, dass er dabei noch<br />
nicht, einmal das Letzte aus sich und der<br />
Maschine herausgeholt hat, womit aber sein<br />
neuer Erfolg in nur um so besserem Licht erscheint.<br />
F. Caflisch, der seine Ferien in der<br />
Schweiz erfreulicherweise zu einem guten<br />
Teil in den Dienst des Autosportes stellt, hat<br />
sich sicher auch im Appenzellerland mit seiner<br />
Leistung auf einem schweren Mercedes-<br />
Benz neue Freunde geworben. Er kann mit<br />
zwei neuen Klassenrekorden (Gurnigel und<br />
Rheineck-Walzenhausen) seine Rückreise in<br />
seine zweite Heimat, Neapel, antreten. Seine<br />
liebenswürdige Gattin hat ihn wiederum als<br />
«Ballast» begleitet und beide haben ihren<br />
guten Humor nicht verloren, obwohl ein<br />
krasser Kerzenruss dem Fahrer keine Gelegenheit<br />
mehr gab, sein Können unbehindert<br />
zu beweisen.<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
Den Rennwagen-<br />
leistungen wurde unvermindertes Interesse<br />
dargebracht, und selbst die wenigen Bauern,<br />
die noch nach ihrem Heu sahen, Hessen die<br />
Gabel, die sowieso nicht allzu emsig wurde,<br />
nunmehr völlig ruhen. Dafür kam um so<br />
mehr «Zug» in all die vielen Appenzeller<br />
Pfeifen, die, entsprechend der vollständig<br />
beanspruchten Aufmerksamkeit ihrer Besitzer,<br />
unter Volldampf gesetzt wurden. Markiewiez<br />
hat erstmals mit seinem Austin die<br />
Liliputanerklasse 500—750 cem vertreten»<br />
und seine dabei eo ipso aufgestellte Rekordzeit<br />
zeigt, wie weit heute schon die Konstruktion<br />
der Kleinwagen gediehen ist Freilich<br />
ist auch der Fahrer» was seine Rennpraxis<br />
anbetrifft, kein «heuriges Häslein»,<br />
aber der schöne Erfolg bleibt nichtsdestoweniger<br />
ungeschmälert. H. Kessler hat<br />
mit dem im Jahre 1929 ebenfalls auf Amilcar<br />
aufgestellten Rekord gründlich aufgeräumt<br />
und hat mit seiner Zeit ein Ergebnis<br />
erzielt, das einem späteren Ansturm harten<br />
Wiederstand leisten wird. Und dies trotzdem<br />
ein Bruch in der Oelleitung die Motorenleistung<br />
in der oberen Streckenhälfte beeinträchtigte.<br />
H. C. Täuber wurde auf seinem Alfa Romeo<br />
zu einer wahren « revelation ». Letzten<br />
Sonntag hat er erstmals ein Rennen bestritten<br />
und gleich dort durch seine Technik<br />
höchlichst überrascht. Dieses Mal<br />
hat er nicht nur gehalten, was man sich von<br />
seinem Debüt versprechen konnte, sondern<br />
er schoss gleich den Vogel ab und erreichte<br />
mit einem neuen Rekord die zweitbeste Tageszeit!<br />
Er schaffte sich den Berg hinauf, als<br />
ob all die Kurven und Steigungen ein Kinderspiel<br />
seien, trotzdem die Strasse auch heute<br />
noch in ihrem tadellosen Zustande keineswegs<br />
mit sich spassen lässt. In Täuber hat<br />
Alfa Romeo einen äusserst aussichtsreichen<br />
Fahrer erhalten, der in kommenden schweizerischen<br />
Rennen noch manches gewichtige<br />
Wort mitsprechen wird. Fräulein Münz war<br />
wiederum mit von der Partie. Diesmal fuhr<br />
Resultate des Rheineck-Walzenhausen-Rennens <strong>1931</strong><br />
. Klasse Bang Fahrer Marke Zeiten Bemerkungen<br />
Touren wagen:<br />
750—1100 cc. Solo E. Meyer Exp. Renault 9.09,2<br />
1100—1500 ec. 1. A. Keller „ Alfa Romeo 6.22,2 Neuer jilassenrekord<br />
2. P. Müller „ Fiat 6.68,2<br />
3. P. Walser ,, ' Fiat } 7.43,8<br />
2000—3000 cc. 1. J. Strittmatter Exp. Bugatti 6.35,6 Neuer Klassenrekord<br />
2. T. Walser . „ Bugafjfci , 7.26,2<br />
1. FrauDold-Uster Amat. BugattV-'* ' 7.13,4<br />
2. Frl. Bühler „ Talbot 7.49,6<br />
3000—5000 cc. 1. H. Gübelin Exp. Chrysler 6.21,8 Beste Zeit der Tourenwagen.<br />
2- A. Muff „ Chrysler 6.29,4 Neuer Kat.- u. Klasgenrek.<br />
1. Chr. Estler Amat. Nash 7.12,4<br />
2. A. Steinlin „ Peugeot 7.13,6<br />
3. W. Rösli „ Nash 7.55,2<br />
5000—8000 cc. Solo C. Pedrazzini M Studebaker 7.00,4<br />
Sportwagen:<br />
500— 750 cc. Solo Cl. Graf Exp. B. M. W. 7.30,4 Klassenrekord aufgestellt.<br />
750—1100 CC. 1. J. Widler Amat. Derby 7.39<br />
2. C. Eugster „ Amilcar 7.43,6<br />
3. H. Bliokle „ D. K. W. 8.05,2<br />
1100—1500 cc. 1. E. Schneider Exp. Derby 6.57<br />
2. Frl. Minartz „ Stoewer 8.09<br />
2000—3000 cc. Solo Dr. J. Karrer „ Bugatti K. 5.38,8 Beste Zeit der Sportwagen<br />
Neuer Kat.- -u. Klass.-Rek.<br />
üeber 8000 cc. Solo F. Caflisch „ Merc.-Benz K. 6.46 Klassenrekord aufgestellt.<br />
Rennwagen:<br />
500— 750 cc. Solo Markiewicz Exp. Austin K. 6.30,8 Klassenrekord aufgestellt<br />
750—1000 cc. Solo H. Kessler „ Amilcar K. 5.54,6 Neuer Klassenrekord<br />
1100—1500 cc. Solo H. C. Täuber „ Alfa Romeo K. 5.34,2 Neuer Klassenrekord<br />
1500—2000 ec. Solo H. Stuber „ Bugatti K. 5.27 Beste Zeit der Rennwagen,<br />
beste Tageszeit, neuer Ka-<br />
2000—3000 cc. Solo Frl. Münz „ Bugatti K. 6.16,2 tegorie- u. Klassenrekord<br />
Legende: Amat. => Amateur, Exp. = Experte, K. = Kompressor.<br />
Die St. Moritzer<br />
Automobiiwoche abgesagt!<br />
Wie wir vernehmen, haben die Organisatoren<br />
der St. Moritzer Autowoche — die Vereinigung<br />
« Pro Auto St. Moritz — beschlossen,<br />
die St. Moritzer Autowoche dieses Jahr<br />
nicht durchzuführen. Der Beschluss dürfte<br />
kaum leichten Herzens gefasst worden sein,<br />
denn die beiden ersten Austragungen dieses<br />
sehr interessanten autosportlichen Wettbewerbes<br />
hatten in Sport- und Pressekreisen<br />
eine sehr gute Aufnahme gefunden und konnten<br />
in sportlicher und propagandistischer Hinsicht<br />
sehr schöne Erfolge • davontragen,<br />
Schwierigkeiten organisatorischer und finanzieller<br />
Natur haben dann aber doch den vorgenannten<br />
Beschluss zur Folge gehabt. Das<br />
Fehlen eines automobildichten Hinterlandes<br />
bringt der St. Moritzer Autowoche efoen nicht<br />
diejenigen grossen Zuschauermengen wie sie<br />
z: B. der Klausero oder auch der Gurnigel<br />
kennen. Zürich und St. Gallen liegen etwas<br />
weit ab und das gleiche gilt auch für das italienische<br />
Alimentierunigszentrum Mailand. So<br />
fand dann weder -das Kilometerrennen Sama*<br />
den-Pontresina noch das prächtige Berninarenneni<br />
trotz sehr guter quantitativer und qualitativer<br />
Beschickung die gewünschten grossen<br />
Zuschauermengen und damit auch die erwarteten,<br />
für eine solch gross aufgezogene<br />
Veranstaltung nötigen Einnahmen. Anderseits<br />
wurde stets alles getan, um mit einer einwandfreien<br />
Organisation all der verschiedenen<br />
Konkurrenzen aufwarten zu können, so<br />
dass die St. Moritzer Woche vor allem auch<br />
im Ausland besten Ruf besitzt.<br />
So wird man sich nun wohl damit albfinden<br />
müssen, dass dieser interessante Wettbewerb<br />
diesmal fehlen wird. Es ist jedoch ztl<br />
erwarten, dass späterhin die St. Moritzer Autowoche<br />
neu auferstehen wird und dann 1<br />
einen umso prächtigeren Erfolg buchen kann.<br />
Der Wegfall ist dieses Jahr umso mehr zu<br />
bedauern, als bekanntlich das voraussichtlich<br />
ausfallende Berninarennen als schweizerische<br />
Konkurrenz für die diesjährige Europa-<br />
Bergmeisterschaft auserkoren worden war.<br />
Nachdem nun leider Gumigel und Walzenhausen-Lachen<br />
bereits ausgefahren sind,<br />
steht als Ersatz nur noch das Luzerner Bergrennen<br />
Kriens-Eigental für die Europa-Bergmeisterschaft<br />
zur Verfügung. Für einen Ersatz<br />
sollte auf alle Fälle gesorgt werden,<br />
denn die Schweiz darf als eigentliches Alpenland<br />
in der europäischen Bergmeisterschaft<br />
dieses Jahres nicht fehlen, zumal auch die<br />
Initiative für diese Konkurrenz seiner Zeit<br />
von ihr ausgegangen ist. • 'S.<br />
sie ohne Begleiter, wohl um keinem Berichterstatter<br />
mehr Gelegenheit zu einem verunglückten<br />
Kommentar zu geben, wie dies<br />
kürzlich der Fall war, als der Mechaniker als<br />
Ballast mitfuhr, wie dies oft bei «Internationalen»<br />
geschieht. Sie hat sich bisher schon<br />
genügend und glänzend ausgewiesen, als<br />
dass die Anwesenheit des Mechanikers irgendwie<br />
als Omen einer mangelnden Sicherheit<br />
gedeutet werden könnte. Ihre Zeit hat<br />
dies mit aller Deutlichkeit bewiesen und ihre<br />
neue Auszeichnung als beste Damenfahrerin<br />
ist wohlverdient.<br />
Nun ist noch Stuber fällig. Auf 5.28.8 steht<br />
der absolute Streckenrekord. Lässt er sich<br />
noch weiter drücken? Stuber allein vermag<br />
uns die Antwort darauf zu geben und er tuts<br />
in bejahendem Sinn. Seine Fahrt wird zu<br />
einem wahren Triumphzug. Sein Name hat<br />
bei dem sportbegeisterten Völklein' Appenzells<br />
einen guten Klang und ist dem Küherbub<br />
so vertraut wie dem ältesten Bergbauern.<br />
Kaum ist er durchs Ziel geschossen<br />
und hat seine Maschine zum Stehen gebracht,<br />
umringt ihn eine dichte, hälsereckende Menge.<br />
Jeder will einen Blick aus der Nähe<br />
(Schluss Seite 5)