E_1931_Zeitung_Nr.058
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N» 58<br />
II. Blaff<br />
BERN. 14. Juli 1Q31<br />
N°58<br />
II. Bla^f<br />
BERN, 14. Juli <strong>1931</strong><br />
Ted»<br />
Ueber die Strassenhaltung<br />
des Automobils.<br />
Im allgemeinen hängt die Güte der Strassenhaltung<br />
des Automobils in erster Linie<br />
vom Konstrukteur und Fabrikanten des<br />
Chassis ab. Manchmal werden aber die<br />
besten Strassenhaltungseigenschaften eines<br />
Chassis nachträglich vom Karosseriefabrikanten<br />
oder Fahrer zunichte gemacht. Von<br />
tfrosser Bedeutung für den ruhigen Lauf des<br />
Wagens bei hohen Geschwindigkeiten ist<br />
ein fester starrer Wagenunterbau. Hat das<br />
Chassis nicht die nötige Festigkeit, so kommen<br />
die Achsen und Räder beim Ueberfahren<br />
von Unebenheiten jedesmal mehr oder<br />
weniger aus der Richtung, wodurch die<br />
Lenkung des Wagens erschwert wird. Desgleichen<br />
kann eine solche Nachgiebigkeit die<br />
stark beein-<br />
Ausnützung der Bremskraft<br />
trächtigen.<br />
Notizen<br />
Ein gleichmä.ssiges Arbeiten der Bremsen verlangt<br />
gute Schmierung aller Gelenke im Bremsgestänee.<br />
Bei guten Sportwagen und Rennwagen<br />
besitzt der Chassisrahmen zahlreiche und<br />
stark bemessene Querversteifungen, vorzugsweise<br />
solche in Rohrform. Die Federn stellen<br />
dann sozusagen den einzigen nachgiebigen<br />
Teil dar, wobei aber auch sie noch<br />
meist ziemlich steif gewählt werden. Auch<br />
die Stossdämpfereinstellung ist hier meist<br />
härter als sonst bei Personenwagen üblich.<br />
Von grosser Wichtigkeit erweist sich<br />
weiter die Verteilung des Gesamtgewichtes.<br />
In der Regel empfiehlt sich eine gleichmässige<br />
Verteilung des Gewichtes auf die bei-<br />
ser Gewichtsausgleich praktisch in vielen<br />
Fällen sehr stark gestört. Als Folge davon<br />
macht sich dann häufig die Tatsache bemerkbar,<br />
dass der Wagen der Lenkung nur ungenau<br />
gehorcht, weil den Vorderrädern die<br />
genügende Adhäsion auf den Boden fehlt.<br />
Wo nicht auf andere Weise, z. B. durch ganz<br />
leichte Ausbildung des Karosserie-Hinterteiles,<br />
ein Gewichtsausgleich zustandekommt,<br />
sollten deshalb die Reserveräder und das<br />
Gepäck möglichst innerhalb des Radstandes,<br />
d. h. in der Mitte des Wagens zwischen Vorder-<br />
und Hinterachse, angeordnet werden.<br />
Wieviel die Gewichtsverteilung ausmacht,<br />
kann man bei manchen Wagen mit grossen,<br />
hinten angeordneten Brennstoffbehältern<br />
schon dann erkennen, wenn der Brennstoffbehälter<br />
einmal voll und einmal nahezu leer<br />
ist. Je nach dem Gewicht, das dabei auf der<br />
Hinterachse lastet, ergeben sich schon sehr<br />
fühlbare Unterschiede in der Strassenhaltung.<br />
Die Stossdämpfer sollten bei einem Sportwagen<br />
in der Regel so eingestellt werden,<br />
dass sie die besten Fahreigenschaften bei<br />
voller Wagenbelastung ergeben. Der Wagen<br />
wird dann allerdings bei geringerer Belastung<br />
etwas hart zu fahren sein, zeigt aber<br />
doch noch eine bedeutend bessere Strassen-<br />
sobald bei etwas losem Boden gebremst oder<br />
haltung als bei voller Belastung und zubeschleunigt wird.<br />
schwach wirkenden Stossdämpfern.<br />
Von grossem Einfluss auf das präzise Arbeiten<br />
der Lenkung ist die gegenseitige Einstellung<br />
der Vorderräder. Stehen infolge<br />
falscher Einstellung die Vorderräder bei<br />
Gradausfahrt nicht mehr genau parallel zueinander,<br />
so ist ihre seitliche Führungskraft<br />
vermindert, der Wagen kann schon bei geringfügigen<br />
Anlässen ins Schleudern kommen.<br />
Damit die Räder bei der Fahrt genau<br />
parallel stehen, bedürfen sie allerdings im<br />
Stillstand, infolge der Nachgiebigkeit des<br />
Lenkverbindungsgestänges einer gewissen<br />
Vorspur. Man stellt dazu die Lenkverbindungsstange<br />
so ein, dass der Abstand vorn<br />
auf der Höhe der Radnaben zwischen dem<br />
linken und rechten Vorderradreifen etwa<br />
5 mm weniger beträgt, als der Abstand der<br />
betreffenden Stelle hinter der Achse. Es<br />
empfiehlt sich, diese Ausrichtung der Räder<br />
nach jedem auch noch so kleinen Zuden<br />
Achsen. Durch die Unterbringung der<br />
Reserveräder, der Gepäckkoffer und dersammenstoss genau nachzuprüfen und auch<br />
Benzinbehälter hinten am Wagen, wird die-<br />
sonst periodisch zu kontrollieren da durch<br />
das in den Gelenken entstehende Spiel sich<br />
mit der Zeit Veränderungen ergeben.<br />
Dieses Spiel kann übrigens als solches die<br />
Strassenhaltung nachteilig beeinflussen, besonders<br />
wenn es noch mit Spiel in den Radnaben<br />
parallel geht. Dass das Lenkgetriebe<br />
im Lenkstock nicht zu viel toten Gang haben<br />
darf, versteht sich eigentlich bei einem<br />
schnellen Fahrzeug von selbst. Je grösser<br />
das Spiel am Lenkgetriebe ist, desto schwieriger<br />
wird es für den Lenker, den Wagen genau<br />
auf einer bestimmten schmalen Fahrbahn<br />
zu halten.<br />
Mancher Wagen verlässt die Fabrik mit<br />
sehr guten Fahreigenschaften, verliert dann<br />
aber seine gute Strassenhaltung schon nach<br />
wenigen Jahren. Der Grund dafür liegt<br />
meist darin, dass der Fahrer selbst die wichtigsten<br />
Hilfsmittel für gute Strassenhaltung<br />
nicht kennt und vollständig ausser Acht<br />
lässt. Lässt man bei gewissen Sportwagen<br />
die Stossdämpfer verkommen, so zeigen sie<br />
plötzlich alle schlechten Fahreigenschaften.<br />
Sie beginnen schon auf nur rauhen Strassen<br />
zu springen und zu tanzen, hängen in den<br />
Kurven stark nach aussen und die Hinterräder<br />
neigen zum Schleudern und «Spinnen»,<br />
Wie die Stossdämpfer stärker angezogen<br />
werden sollen, je rascher man zu fahren beabsichtigt,<br />
so empfiehlt sich,mit zunehmender<br />
Fahrgeschwindigkeit auch ein härteres<br />
Aufpumpen der Pneus. Die Vorderradpneus<br />
vor allem vertragen häufig einen 15—25%<br />
höheren Druck als er von den Pneufabrikanten<br />
für die betreffenden Pneugrössen an Tou-<br />
Alle Gelenice der Lenkung sollen gut geschmiert<br />
und spielfrei erhalten werden.<br />
renwagen vorgeschrieben wird. Oft genügt<br />
eine Steigerung des Pneudruckes in den<br />
Vorderrädern auch schon, um eine Flatterneigung<br />
der Räder zu beseitigen. Eine<br />
Uebertreibung ist allerdings auch hier wieder<br />
schädlich. Pumpt man die Reifen zu<br />
hart auf, so geraten die Räder bei den kleinsten<br />
Strassenunebenheiten ins Hüpfen und<br />
ihre seitliche Führungskraft, die für die<br />
Schleudersicherheit des Wagens massgebend<br />
ist, nimmt wieder stark ab. Wichtig ist in<br />
jedem Fall ein genauer Ausgleich des<br />
Druckes zwischen den Rädern ein und derselben<br />
Achse. Die Reifen der Hinterräder<br />
dürfen wohl schwächer aufgepumpt sein als<br />
die der Vorderräder, sowohl sie, wie die<br />
Eine Unterbringung der Reserveräder seitlich des "Wagens stört häufig- die Gewichtsverteilunff<br />
als die Anordnung der Räder am hinteren Wagen-ende.<br />
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