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E_1931_Zeitung_Nr.056

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22 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1931</strong> - N° 56<br />

reichen könnten, war ein Problem, dessen<br />

Lösung mir zu ersparen ich den Himmel anrief.<br />

Wir wurden langsamer. Entweder drehten<br />

sich die Räder auf dem schlammigen Grund<br />

im Leerlauf, oder Wasser drang in den Vergaser<br />

ein. Als ich jedoch mehr Gas gab, arbeitete<br />

die treue Maschine wieder.<br />

Immer tiefer ging's, bis ich sicher war, dass<br />

der Motor ersäuft sein müsste. Wir bewegten<br />

uns so langsam, dass ich mehrmals dachte,<br />

wir ständen still. Da, plötzlich, erhob sich das<br />

gegenüberliegende Ufer vor uns.<br />

«Ich sagte dir, dass wir es schaffen würden<br />

», bemerkte Osa laut.<br />

Ohne sie einer Antwort zu würdigen, verlangsamte<br />

ich die Fahrt noch mehr und gab<br />

dann Vollgas, um mit Schwung auf die<br />

Böschung hinaufzukommen. Es war ein heldenmütiges<br />

Beginnen; auf halber Höhe kamen<br />

wir jedoch langsam zum Halten, standen eine<br />

Sekunde lang und glitten dann schmählich<br />

in die Fänge des Flusses zurück.<br />

Dreimal versuchten wir hinaufzukommen<br />

— und dreimal glitten wir wieder zurück.<br />

Beim letzten Versuch rutschte die ganze<br />

Böschung ab, und wir hätten uns beinahe<br />

überschlagen. Die Maschine blieb stehen, und<br />

wir staken im Fluss fest, etwa 3 Meter vom<br />

nächsten Land entfernt.<br />

« Ja, du hast mir gesagt, dass ich es schaffen<br />

würde«, sagte ich bitter zu Osa. «Und<br />

deshalb stecken wir jetzt in diesem Fluss<br />

fest! Wahrscheinlich ist der Wagen verloren.<br />

Vielleicht ertrinken wir. Und wenn wir's mit<br />

einem richtigen Tanganjikaregen zu tun<br />

haben, dann können wir in 14 Tagen auch<br />

noch hier sitzen, ohne dass das Wetter im<br />

geringsten besser wird ».<br />

- Nachdem ich dies Ultimatum von mir gege"ben<br />

hatte, fischte ich in meinem Rucksack<br />

nach einer Zigarre, die ich mir für den Nachmittag<br />

aufgehoben hatte. Sie war feucht und<br />

zerkrumpelt. Unsere Streichhölzer waren<br />

nass. Das Dach begann leck zu werden. Das<br />

Toben des Sturmes und des Flusses machte<br />

jeden Versuch aussichtslos, uns durch Abfeuern<br />

eines Schusses mit dem Lager zu verständigen.<br />

Willst du ein Butterbrot haben?» fragte Osa<br />

fröhlich und reichte mir ein nasses Etwas, das<br />

einmal die Hälfte eines Käsebrotes gewesen<br />

war.<br />

Ich lehnte dieses Friedensangebot ab. Ich<br />

wollte nichts zu essen; ich wollte aus dem<br />

verdammten Fluss herauskommen. Wenn wir<br />

uns für eine Weile auch noch in verhältnismässiger<br />

Sicherheit befanden, so wurde unsere<br />

Lage in verschiedener Hinsicht gefährlich,<br />

wenn wir länger blieben, wo wir waren.<br />

Der Verlust des Wagens würde sich in der<br />

Ausführung unserer Zukunftspläne ernstlich<br />

fühlbar machen. Er war für unsere Arbeit im<br />

Löwenland besonders vorgerichtet; was<br />

Schnelligkeit und Ausdauer anbelangte- so<br />

konnten wir uns auch da auf ihn verlassen,<br />

wo die beiden andern versagten; er war stark<br />

und neu, während die beiden andern alte<br />

Kämpen waren.<br />

Ich konnte kaum meiner ersten Eingebung<br />

widerstehen, auszusteigen und es mit Schwimmen<br />

zu versuchen. Dem standen jedoch we-<br />

könnte es sich auch fügen, dass wir ihn nur<br />

verwundeten, und dann wäre die Lage sehr,<br />

ernst geworden.<br />

Jetzt packte m?ch Osa beim Arm und kletterte<br />

auf den Sitz in kniende Stellung.<br />

« Der Fluss bricht über uns herein !» schrie<br />

sie.<br />

Mit einem Blick sah ich, dass sie recht hatte;<br />

das Wasser stieg und überspülte beinahe den<br />

Boden des Wagens. Blitzschnell überlegte<br />

ich: Wenn in unserm Benzinbehälter und andern<br />

leichten Teilen des Wagens ein gewisser<br />

Auftrieb geblieben war, so würden wir sehr<br />

bald von der reissenden Strömung empor-<br />

sentliche Gründe entgegen. Der Abstand<br />

zwischen uns und dem Ufer erweiterte sich<br />

mit jedem Augenblick — ein Schlund, den wir<br />

nicht durchwaten und vielleicht auch nicht<br />

durchschwimmen konnten. Auserdem hatte<br />

sich gerade unter uns ein böser Wirbel gebildet,<br />

der ganz so aussah, als ob er uns in<br />

den Strom hinaustreiben würde, wenn wir in<br />

seinen Bereich kämen; in diesem Falle wären<br />

wir sicher ertrunken. Ferner hätten wir unsere<br />

Gewehre nicht mitnehmen können, zumindest<br />

hätten wir sie nicht schussfertig ans Ufer gebracht.<br />

Wir wussten aus Erfahrung, wie gefährlich<br />

es war, selbst das kurze Stück bis<br />

zum Lager zurückzulegen, ohne gegen einen<br />

umherstreifenden Löwen gewappnet zu sein.<br />

Mussten wir einige Zeit am Platze verharren,<br />

so bedeutete das Heimmarsch bei Nacht,<br />

selbst wenn der Regen nachliess und das<br />

Wasser etwas fiel. Aber Roosevelt sagt:<br />

«Löwen sind bei Nacht angriffslustig und für<br />

Menschen gefährlich, und zwar um so mehr,<br />

je dunkler die Nacht ist; die Kühnheit des<br />

Löwen in einer finsteren Sturmnacht grenzt<br />

manchmal beinahe an das Unglaubliche».<br />

« Nun, was wollen wir machen?» fragte Osa<br />

in einem Tone, der zeigte, dass ihre Zuversicht<br />

etwas ins Wanken kam.<br />

Ich wollte gerade einige weitere, völlig<br />

überflüssige Bemerkungen machen, als ich<br />

sah, dass etwas wie ein gelblichgrauer Schatten<br />

über die triefende Windschutzscheibe<br />

huschte. Ich warf einen schnellen Blick um<br />

den Rahmen herum und erkannte, dass ein<br />

ziemlich grosser Löwe auf die Böschung getrabt<br />

war und uns unverwandt anschaute. Er<br />

schien sich gar nichts aus dem Regen zu<br />

machen, ja, er sah gar nicht einmal sehr nass<br />

aus.<br />

Natürlich kann ich nicht sagen, ob dieser<br />

Löwe jemals ein Flusspferd gesehen hatte.<br />

Wenn ja, dann hielt er uns sicher für ein<br />

solches Tier. Er hatte gar keine Angt, sondern<br />

war nur höchst neugierig. Er senkte den<br />

Kopf und sah uns an, als ob er sagen wollte:<br />

Du dicker grosser Tolpatsch. So ein Unsinn,<br />

ins Wasser zu steigen und sich nass zu<br />

machen »•<br />

Das Flusspferd ist das eine von den drei<br />

ausgewachsenen afrikanischen Tieren, die der<br />

Löwe nicht angreift, obwohl er auf die Jungen<br />

aller drei Arten pirscht. Die beiden andern<br />

sind das Rhinozeros und der Elefant. Selbstverständlich<br />

konnte der Löwe uns nicht für<br />

ein Krokodil halten, auch wenn er in der Vergangenheit<br />

schon einmal mit solchem Flusstier<br />

zu tun gehabt hätte. Soviel ich wejss,<br />

wird berichtet, dass Löw,en Krokodile- -fangen.<br />

und töten, wenn diese am Straride1Iegen. v Zs^. >-ganze Röhrensystem mit * seinen<br />

feilos sind umgekehrt schon Löwen von hungrigen<br />

Krokodilen gepackt und unter Wasser<br />

gezogen worden. Jedenfalls mochten wir bei<br />

dem Burschen ohne unser Wissen irgendeine<br />

Erinnerung wecken, die sein Interesse an uns<br />

erklärte.<br />

Was mich hauptsächlich beschäftigte, war<br />

die Tatsache, dass wir nur aus dem Rachen<br />

des Stromes entsteigen könnten, um vor dem<br />

Rachen des Löwen zu stehen. Natürlich konnten<br />

wir schiessen, wir hatten uns jedoch gelobt,<br />

wenn es irgend 'ginge, keine Löwen in<br />

der Nähe des Lagers zu töten; ausserdem<br />

gehoben und umgeworfen werden. Damit<br />

würden wir gezwungen sein, den Wagen<br />

preiszugeben und um unser Leben zu schwimmen<br />

— nur um dann dem Löwen gegenüberzustehen.<br />

Einer plötzlichen Eingebung folgend, versuchte<br />

ich zu hupen. Es erklang jedoch nur<br />

ein lächerlicher, gurgelnder Laut, der unsere<br />

ganze Hilflosigkeit kundmachte. Der Löwe<br />

antwortete sogleich mit einem Knurren, das<br />

ich zwar im Sturm nicht hören konnte, das<br />

aber durch die Art und Weise, wie er durch<br />

Herabziehen der Unterlippe die Zähne zeigte,<br />

deutlich erkennbar war.<br />

Sehr bald stieg das Wasser so hoch, .dass<br />

wir die Sitze ganz und gar verlassen mussten.<br />

Nachdem wir uns so fest als möglich in unsere<br />

Regenmäntel verpackt hatten, krochen<br />

wir mühselig in den Regen hinaus und kletterten<br />

auf das Dach des Wagens.<br />

Unsere Diskussion.<br />

Unsere Leser erinnern sich des männlichen<br />

Notschreis, der in Nr. 50 gegen die unhygienische<br />

Männerkleidung, die im Sommer zu einer wahren<br />

Folter werde, ausgestossen wurde. Nachdem<br />

in Nr. 54 der gegenteilige Standpunkt laut wurde,<br />

erreicht uns nun im richtigen Momente die<br />

Mitteilung, dass sich in Stuttgart eine «Internationale<br />

Gesellschaft für Reform der Männerkleidung»<br />

(IBD, Stuttgart) konstituiert habe, an<br />

deren Spitze der «Schneiderschreck» Curt Hagen<br />

steht, der in den letzten Jahren viel gegen die<br />

gewohnte Männerbekleidung wütete. Die Gesellschaft<br />

erlässt folgenden «Aufruf»:<br />

•<br />

«Wenn Kleidung Ausdruck der Zeit ist, dann<br />

haben wir den Höhepunkt kulturellen Tief stanerreicht,<br />

dann werden spätere Generationen<br />

ganz gewaltige intellektuelle und materialistische<br />

Verirrungen an Hand des Unfugs<br />

unserer augenblicklichen Männerkleidung erkennen<br />

! Daher Männer : « ermannet» euch !<br />

Macht endlich Schluss mit den ungesunden<br />

Modetorheiten! Kleidet euch gesund! Das<br />

gefütterten,<br />

wattierten, geleimten Anzügen; die geradezu<br />

geschmacklose Farbenarmut, die<br />

verlogene Weste, der «StoffpanzeT», Smoking,<br />

die dicken und schweren Stoffe überhaupt,<br />

steife Hemden und Kragen, schwere<br />

Hüte, Hosenträger, Strumpfhalter, Manschetten<br />

u. v. a. m. gehören schon längst ins<br />

«Museum für Modetorheiten»! Es lebe der<br />

«Luft-Zug» im «Schlupfzug»! Es lebe die<br />

neue Sachlichkeit in der Männerkleidung!<br />

Der berühmte Modediktator Prince of<br />

Wales hat sich bereit erklärt, den von<br />

Kurt rfacren propagierten Schlunfzua: aus-<br />

Frühlingsfahrten<br />

machen mehr Vergnügen,<br />

wenn Du ein<br />

mit Dir führst. Gute<br />

Glaser in allen Preislagen<br />

bei<br />

(Fortsetzung siehe Seite 24)<br />

„Kleider machen Leute "<br />

Autlev<br />

Fernglas<br />

OPTIKER BÜCHI, BERN<br />

SPITALGASSE 18<br />

Geburtstag<br />

Am Geburtstag ist der Tisch reich gedeckt.<br />

Der Braten dampft und ein Kuchen bleckt.<br />

Die Familie küsst das Glückskind ab,<br />

Weil es um ein Jährchen sich nähert dem<br />

Grab.<br />

Der Betroffene wischt sich die 'Augenflossen<br />

(Wenn er über vierzig); wenn er drunter dagegen,<br />

Spürt er im Busen sich etwas regen,<br />

Doch beherrscht sich sehr und nickt nur verdrossen.<br />

Dann geht er aus und ist sehr oetrüöt,<br />

Rührung und Besinnlichkeit loszuwerden,<br />

Und erstt wenn er eine Zigarre in den Mund<br />

geklebt<br />

Und fünf Bier getrunken, fühlt er sich wieder<br />

wohl auf Erden.<br />

Jochen.<br />

zuprobieren. Hagens Bestrebungen zielen<br />

in erster Linie auf Vereinfachung, Verbilligung<br />

und Reformierung des Alltags- und<br />

Sportanzuges; deshalb schuf er zunächst<br />

einen Einheits-« Schlupfzug», gewissermassen<br />

eine «neue Sachlichkeit» in der Kleidung;<br />

auf Grund derer die Fachleute individuell<br />

auf- und ausbauen sollen. Selbstverständlich<br />

ist auch die Gesellschaftskleidung<br />

reformbedürftig; zur Hebung der<br />

Volksgesundheit und Arbeitsfreude muss aber<br />

in erster Linie der Arbeits- und Strassenanzug<br />

leichter gestaltet werden. »<br />

Der temperamentvolle Leiter der Keformbestrebungen<br />

donnert in den folgenden Ausführungen<br />

weiter über die Nachteile der Herrenmode.<br />

Wir lassen es unsern Lesern anheimgestellt, über<br />

die Berechtigung dieser Behauptungen zu urteilen:<br />

«Die Männerkleidung von heute und gestern<br />

ist ungesund, nicht waschbar, farbenarm,<br />

lichtundurchlässig, kompliziert, steil,<br />

unästhetisch, unzeitgemäss.<br />

Hässliche, langweilige Herdenmenschen,<br />

Massentypen (Einheitskleidung!); fahle, ungesunde<br />

Haut ist infolge Wärmestauung von<br />

ermüdendem Troipenklima umgeben; Hautfunktion<br />

verkümmert, überempfindlich bei<br />

Witterungsumschlag (Erkältungen!).<br />

Viel zu teuer, da gesundheitschädlich! Allmonatlich<br />

hohe Extraausgaben für Bügeln,<br />

Kragen usw.<br />

3—6000! gr. (das 5—lOfache des Normal-<br />

Gewichts!) 10—16 Teile! 30—60 Knöpfe!<br />

Viele die Blutzufuhr unterbindende, Aerger<br />

und Verdruss verursachende Modefoltern!<br />

Umständliches Ankleiden (30—60 Minuten!),<br />

mit Flüchen und unästhetischen Anblicken<br />

verbunden (Schlitz, Kragenknopftragödien);<br />

3 Jahre vergeudet ein 50jähriger<br />

allein mit Umkleiden!<br />

Rasche Abnützung, da zu straffer Sitz; In<br />

der freien Bewegung gehemmt!<br />

Kratzige, unangenehme, schwere, dicke<br />

Stoffe (Staubfänger!), unsaubere Polsterungen<br />

(Rosshaar, Watte); gestärkte Wäsche,<br />

geleimte Futterstoffe erzeugen üblen Geruch<br />

und lästiges Schwitzen!<br />

Ignoriert Form und Anatomie! «tote»<br />

Kleidung verunstaltet «lebenden» Körper!<br />

(«Röhrensvstem» nach Bernhard Shaw)<br />

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