E_1933_Zeitung_Nr.050
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BERN, Dienstag, 13. Juni <strong>1933</strong> IV. Blatt der Automobil-Revue - N° 50<br />
Wir fahren...<br />
Reisepläne — Ferienpläne! Die Freude der<br />
Vorbereitungen gehört mit zu den Ferienfreuden.<br />
Und wer wollte nicht in die Ferien? Ein<br />
paar Wochen, ein paar freie Tage hat sicher<br />
jeder zur Verfügung, um ausspannen zu können<br />
und mit seinem Wagen dorthin zu fahren,<br />
wohin es ihn am meisten zieht. Wer sich bis<br />
heute noch nicht hat entschliessen können,<br />
der fasse nun rasch seinen Entschluss, wohin<br />
die Fahrt für ihn gehen soll.<br />
Zu Hause bleiben gilt nicht! Und wenn es<br />
auch nur ein verlängertes Weekend ist, einmal<br />
muss jeder hinaus, muss den Alltag von<br />
sich schütteln, muss sich frei machen von den<br />
Sorgen des täglichen Lebens und den Seinen<br />
und sich eine Freude machen.<br />
Alle die schönen Ferienorte im ganzen<br />
Schweizerlande, sie sind gerüstet, um Dich zu<br />
empfangen und aufs beste aufzunehmen.<br />
Vielleicht fällt die Wahl schwer, aber dann<br />
hat man ja mit dem Wagen die prachtvolle<br />
Möglichkeit, durchs Land zu fahren und dann<br />
gerade dort zu bleiben, wo es einem eben am<br />
besten gefällt. Dies ist der grosse Vorteil des<br />
Autlers, dass er ungebunden ist und jederzeit<br />
seinen Wagen dorthin lenken kann, wohin es<br />
ihn am meisten gelüstet.<br />
Fahrt also hinauf in unsere Berge, fahrt an<br />
tinsere vielen blauen Seen, fahrt kreuz und<br />
quer durchs Mittelland mit seinen reichen<br />
Städten, Städtchen und Dörfern, fahrt hinein<br />
in den Jura mit seinen Weiden und Wäldern<br />
und Ihr werdet frisch gestärkt wieder zu<br />
Eurer Arbeit gehen.<br />
Von Automobil-Karten<br />
und -Führern<br />
Der gesteigerte Automobil - Reiseverkehr,<br />
der heute vor keinen Landes- und Sprachgrenzen<br />
mehr Halt macht, hat zwangsläufig<br />
auch einer vermehrten Nachfrage nach Automobilkarten<br />
und Führern gerufen. Mit der<br />
gesteigerten Nachfrage sind zugleich auch<br />
die Anforderungen gestiegen, die heute an<br />
eine Automobil-Karte gestellt werden. Gleichzeitig<br />
sind diese Anforderungen zum Teil<br />
auch andere geworden als vor 25 Jahren. Die<br />
bedeutende Geschwindigkeitssteigerung im<br />
Automobilverkehr, dann der ausgezeichnete<br />
Ausbau des Strassennetzes und dessen immer<br />
bessere Signalisierung durch Strassentafeln,<br />
Wegweiser etc., haben der Herstellung von<br />
Automobilkarten ganz neue Wege gewiesen.<br />
Nicht überall hat man mit der neuen und<br />
raschen Entwicklung ganz Schritt gehalten<br />
und es scheint oft, dass der Unterschied, der<br />
zwischen einer Wander- und einer modernen<br />
Automobilkarte besteht, noch nicht immer<br />
ganz erfasst worden ist.<br />
Die für die europäischen Länder bestehenden<br />
Automobilkarten sind Legion, und wenn<br />
heute jemand eine grösere Reise unternimmt,<br />
so dürfte er eine erste Schwierigkeit darin<br />
sehen, aus der Unmenge vorhandener Karten<br />
die richtige Auswahl zu treffen. Wenn sich<br />
jemand vornimmt, für seine Auslandsreise<br />
die in jenem Lande herausgegebenen Karten<br />
zu beschaffen, so mag das gewisse Vorteile<br />
haben. Gleich sind aber auch in die Augen<br />
springende Nachteile vorhanden. So muss<br />
man sich zum Beispiel bei solchen Karten an<br />
eine vollständig neue Art der Darstellung gewöhnen.<br />
Nomenclatur, Strassensignaturen<br />
etc. sind ganz verschieden von den in unserem<br />
Lande gewohnten. Die Massstäbe<br />
variieren sehr stark und lassen deshalb oft<br />
falsche Vorstellungen über Entfernungen entstehen.<br />
Das Ideal ist, Karten von allen Ländern<br />
Europas in einheitlicher Ausführung zu besitzen,<br />
die zudem gleiche Massstäbe aufweisen<br />
oder doch zum mindesten bestimmte<br />
Massstabreihen zeigen, deren logische Auf-<br />
Mitten im Städtchen Brig steht an der Simplonstrasse<br />
der mächtige Stockalperpalast. Er war ehedem<br />
die Handelsburg des Säumerverkehrs über den<br />
Simplon, der Sitz der Handelsherren Stockalper, die<br />
ihn 1663 bis 1667 erbaut haben.<br />
einanderfolge ein Lesen der Karte sehr erleichtern.<br />
Die<br />
Forderungen an eine moderne Automobilkarte<br />
dürften sich etwa folgendermassen formulieren<br />
lassen:<br />
L Leichte Lesbarkeit der Nomenclatnr und<br />
Signatur.<br />
2. Deutliches Hervorheben des Strassennetzes,<br />
wobei Abstufungen die Wichtigkeit<br />
der einzelnen Strassenzüge deutlich<br />
hervortreten lassen.<br />
3. Leicht lesbare Kilometrierung, wobei ein<br />
Hauptaugenmerk auf eine klar hervortretende<br />
Kilometrierung zu legen ist<br />
4. Deutliche Hervorhebung der Hauptverkehrsorte.<br />
5. Aufführen aller, besonders für den autotouristischen<br />
Verkehr wichtigen Ausflugspunkte,<br />
Sehenswürdigkeiten etc.<br />
6. Praktisches, möglichst handliches Karteniormat.<br />
7. Einfache Faltung der Karte.<br />
Es ist oft nicht leicht, alle diese Forderungen<br />
bei Herausgabe einer Automobilkarte zu<br />
verwirklichen und doch sind sie nur ein Minimum<br />
dessen, was bei Ausführung einer<br />
solchen Karte berücksichtigt werden muss.<br />
Wir haben eingangs erwähnt, dass eine<br />
moderne Automobilkarte ganz anders bearbeitet<br />
sein muss, als eine Karte vor 25 Jahren.<br />
Wichtig ist vor allem, eine Grossorientierung<br />
zu geben. Diese wird dadurch erreicht, dass<br />
das Netz der Hauptdurchgangsstrassen möglichst<br />
deutlich hervorgehoben wird, ohne dass<br />
die individuelle Strassenführung als solche<br />
darunter leidet. Ebenso sind die Hauptverkehrsorte,<br />
Hauptstädte etc. möglichst augenfällig<br />
darzustellen, denn diese Elemente geben<br />
der Karte ein erstes Gerippe und erleichtern<br />
die Orientierung auch beim Eingehen<br />
in Details.<br />
Was bei einer Automobilkarte vor allem<br />
vermieden werden muss, ist die Darstellung<br />
allzu vieler Einzelheiten, die für den Automobilfahrer<br />
absolut nebensächlich sind und<br />
die eine Karte nur belasten und sie deshalb<br />
schwer lesbar machen.<br />
Wünschenswert ist jedenfalls, dass jede<br />
Karte auch eine Terraindarstellung erhalte.<br />
Auch diese Terraindarstellung kann bei den<br />
allgemein üblichen Masstäben sich nicht in<br />
Einzelheiten verlieren, aber sie muss doch in<br />
möglichster Klarheit die markanten Geländeformen<br />
zur Darstellung bringen. Eine geschickte<br />
Geländedarstellüng, verbunden mit<br />
einer genauen, der Wirklichkeit entsprechenden<br />
Entwicklung der Strasse, wobei auch genügend<br />
Höhenzahlen an wichtigen Geländepunkten<br />
eingeführt werden müssen, erlaubt<br />
dem Automobilisten ohne weiteres eine Beurteilung<br />
der vorkommenden Steigungen und<br />
Gefälle. Es gab und gibt heute noch Automobilkarten,<br />
die einen Schritt weiter gehen<br />
und durch bestimmte Signaturen und Zahlen<br />
die Steigungen und Gefälle in Prozenten angeben.<br />
Dies scheint uns heute eine veraltete<br />
Darstellungsmethode zu sein, denn es gibt<br />
doch in den Gebirgsgegenden kaum mehr<br />
eine Strasse, die nicht von jedem Wagen<br />
ohne weiteres überwunden wird.<br />
Eine ganz wesentliche Rolle bei der Erstellung<br />
von Automobilkarten bildet immer<br />
die Frage, welches der geeignetste<br />
Massstab<br />
sei. Eine allgemeine Regel aufzustellen tmd<br />
festzulegen, dass sich der oder jener Massstab<br />
für Automobilkarten am besten eignet,<br />
geht nicht an. Einmal schon deshalb nicht,<br />
weil in verschiedenen Ländern die geographischen<br />
und Verkehrsbedingungen vollständig<br />
verschieden sind. Als Beispiel sei angeführt,<br />
dass in Spanien, das ein ausgezeichnetes<br />
aber sehr weitmaschiges Strassennetz besitzt,<br />
man mit Massstäben von 1 :1 Mill. oder<br />
l : 1,5 Mill ohne weiteres auskommt und dabei<br />
doch noch alle wichtigen Einzelheiten in<br />
die Karte einzutragen vermag, ohne dieselbe<br />
zu überlasten. Anders liegen die Verhältnisse<br />
in der Schweiz, wo wir ein sehr gutes, aber<br />
auch sehr engmaschiges Automobilstrassennetz<br />
besitzen, das sich niemals nur einigermassen<br />
vollständig im Massstab 1 : 1 Mill.<br />
oder 1 : 1,5 Mill. darstellen lässt. Hier müssen<br />
wir schon zu Masstäben von 1 : 250,000,<br />
1 : 350,000 oder auch 1 : 500,000 greifen.<br />
Der Masstab für eine Karte kann auch<br />
nicht einfach nur nach Gesichtspunkten der<br />
einfachsten Darstellung gewählt werden,<br />
sondern es ist auch Rüchsicht zu nehmen auf<br />
das Format und damit der Falzung einer<br />
Karte. So ist für eine Karte der Schweiz in<br />
einem Blatt der Massstab 1 :350,000 sicherlich<br />
die unterste Grenze, die als Massstab gewählt<br />
werden darf, um das Kartenblatt nicht<br />
zu gross und unhandlich werden zu lassen.<br />
Zugleich werden bei diesem Massstab auch<br />
noch alle für den Automobilisten notwendige<br />
Details eingezeichnet werden können. Würden<br />
wir zum Beispiel bei Spanien einen ähnlichen<br />
Massstab wählen, so würde uns das<br />
eine unverhältnismässig grosse Zahl von Kartenblättern<br />
geben, die einmal teurer wären<br />
und zweitens doch nicht die Uebersichtlichkeit<br />
gewähren würden, wie es z. B. eine einblättrige<br />
Karte 1 i 1,5 Mill. ist.<br />
Die Forderung möglichst einheitliche und<br />
vollständige Karten für ganz Europa zu besitzen,<br />
war denn auch das ausschlaggebende<br />
Moment, das den Verlag Hallwag in Bern<br />
dazu führte, Automobilkarten von ganz Europa<br />
herauszugeben. Die Hallwag-Karten sind<br />
denn auch in den Grundzügen ihrer Darstellung<br />
alle gleich und deshalb für denjenigen<br />
der sich ihrer bedient, sowohl in der Schweiz<br />
wie im Balkan, im hohen Norden oder in<br />
Frankreich und Spanien gleich leicht lesbar.<br />
Ebenso sind die Massstäbe nach einer bestimmten<br />
Gesetzmässigkeit ausgewählt und<br />
jeweils den Bedürfnissen der verschiedenen<br />
Länder angepasst.<br />
Von den<br />
Automobilkarten der Schweiz<br />
möchten wir vor allem die CH Touring-Karte<br />
im Massstab 1 :250,000 erwähnen, die in<br />
einem Blatt Nord und einem Blatt Süd herausgegeben<br />
worden ist. Diese Karte ist die<br />
automobilistische Detailkarte der Schweiz und<br />
ist dank ihrer Genauigkeit auch der beliebte<br />
Wegweiser für alle Automobilisten, die nicht<br />
nur die grossen Strassen befahren, sondern<br />
auch abseits, die schönen Punkte unseres<br />
Landes aussuchen wollen. Die CH Touring-<br />
Karte 1:350,000 in einem Blatt ist wohl diejenige<br />
der Hallwag-Karten, die in der Schweiz<br />
ihre grösste Verbreitung gefunden hat. Sie<br />
ist im Besitz von Zehntausenden von Automobilisten<br />
und hat sich dank ihrer Uebersichtlichkeit,<br />
die dennoch eine weitgehende<br />
Detaillierung erlaubt, den ersten Platz unter<br />
den schweizerischen Automobilkarten gesichert.<br />
,<br />
Auf eine weitere Karte sei noch aufmerksam<br />
gemacht, die in ihrer Darstellung und<br />
ihrer Reichweite wohl überhaupt das Beste<br />
ist, was auf diesem Gebiet existiert. Es handelt<br />
sich um die Karte der Schweiz und ihrer<br />
Grenzgebiete im Massstab 1 :500,000 deren<br />
vorbildliche Beschriftung und genaueste Darstellung<br />
des Strassennetzes zusammen mit<br />
einer klaren Geländewiedergabe wohl den<br />
heutigen modernen Anforderungen, die an<br />
eine Automobilkarte gestellt werden, am besten<br />
entspricht.<br />
Dem Automobilisten, der in Basel, Genf, irr.<br />
Lugano oder St. Gallen ist, ist selbstverständlich<br />
mit einer Karte der Schweiz, die nicht'<br />
weit über deren Grenzen hinausgreift, nicht<br />
immer gedient. Zu diesem Zwecke wurden<br />
denn auch besondere<br />
Spezialkarten<br />
herausgegeben, die dem Bedürfnis dieser<br />
Automobilisten weitgehend entgegenkommen.<br />
So existiert für den Basler eine Karte<br />
1 :300,000, die das Gebiet der Nord-West-<br />
Schweiz, der Vogesen und des Schwarzwaldes<br />
umfasst; für den Genfer gibt es eine<br />
Karte 1 : 300,000 der welschen Schweiz, die<br />
auch Burgund und die französischen Alpen<br />
bis nach Grenoble einschliesst; für den Tessiner<br />
besteht die Karte 1 : 300,000 des Gebietes<br />
der Oberitalienischen Seen, und für den<br />
St. Galler endlich wurde eine Karte 1 : 300,000<br />
zusammengestellt, die das Gebiet der Nord-<br />
Ostschweiz, des Bodensees und von Oberbayern<br />
zur Darstellung bringt. Neben diesen<br />
spezifischen Weekendkarten wurden noch<br />
zwei Karten herausgegeben, die besonders<br />
beliebte touristische Gebiete in unserer Nachbarschaft<br />
umfassen, und zwar eine Karte des<br />
Schwarzwaldes, reichend von Zürich bis nach<br />
Heidelberg, im Massstab 1 : 250,000, und eine<br />
Karte der Dolomiten, von Innsbruck nach<br />
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Für Autofahrten stets Hallwaqkarten<br />
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