E_1948_Zeitung_Nr.049
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AUTOMOBIL REVUE<br />
MITTWOCH, 17. NOVEMBER <strong>1948</strong> - Nr. 49<br />
Bei Anlass einer Scheinwerferkontrolle gab<br />
die Sektion Zürich des ACS der Tages- und<br />
Fachpresse ihr Programm zur Hebung der Verkehrssicherheit<br />
bekannt. Der Winter mit seinen<br />
kurzen Tagen stellt gesteigerte Anforderungen<br />
an die Beleuchtungseinrichtungen der Automobile,<br />
deren Wartung immer noch sehr zu<br />
wünschen übrig lässt. Das beweisen die statistischen<br />
Auswertungen der Ergebnisse einer<br />
ersten Serie von<br />
Scheinwerferkontrollen,<br />
welche im Januar bei rund 500 Wagen von Mitgliedern<br />
durchgeführt worden waren. Nach den<br />
Angaben von Sekretär K. Banga, der den <strong>Zeitung</strong>sleuten<br />
das Verfahren zur Feststellung und<br />
Korrektur der Scheinwerfer am Objekt erläuterte,<br />
befanden sich nur bei acht Prozent der<br />
vorgeführten Personenwagen die Lichtanlagen<br />
in absolut einwandfreiem Zustand. Nahezu die<br />
Hälfte, genau 49 %, der Scheinwerfer warfen<br />
ihre Strahlen in die Baumwipfel, dagegen stellte<br />
man lediglich bei fünf Prozent eine zu tiefe Einstellung<br />
fest. Ferner musste wahrgenommen<br />
werden, dass ein Achtel der Stopplichter gar<br />
nicht oder nur ungenügend funktionierte; dazu<br />
kamen 3—4 % defekte Nummernschilderbeleuchtungen.<br />
Bekanntlich dürfen nach den Bestimmungen<br />
des MFG die Nebellampen nur in Verbindung<br />
mit den Markier- oder Stadtlichtern<br />
benützt werden. Nun zeigte es sich, dass nicht<br />
weniger als 60 Prozent der Nebellampen ihren<br />
Zweck verfehlten, weil sie zu hoch hinauf« zündeten<br />
•>. Sie müssen nämlich hart auf den Boden<br />
leuchten, weil ja der Nebel nie ganz bis auf die<br />
Strassenoberfläche hinabreicht. Ausserdem waren<br />
28 Prozent der Nebellampen falsch geschaltet,<br />
in der Regel mit den Scheinwerfern gekuppelt,<br />
wodurch geradezu eine eigene BlendWirkung<br />
durch reflektierende Strahlen provoziert<br />
wird.<br />
Unter der sachkundigen Leitung des technischen<br />
Experten Ing. Besmer besorgen auf<br />
dem Areal der Brauerei Hürlimann zwei Mechaniker<br />
mit einem Einstellgerät in wenigen Minuten<br />
die Kontrolle und, sofern das möglich ist,<br />
auch die erforderliche Korrektur.<br />
Für jedes vorgeführte Fahrzeug wird eine<br />
Mängelliste im Doppel ausgestellt. Das eine, dem<br />
Halter ausgehändigte Exemplar, gibt den Befund<br />
über Scheinwerfer, Abblendung, Parklichter,<br />
NebeHampen, Schlusslicht, Stopplicht, Kontrollschildbeleuchtung<br />
und Winker an, so dass der<br />
Garaßist sofort weiss, welche Arbeiten auszuführen<br />
sind. Der Durchschlag der Kontrollkarte liefert<br />
dem Sekretariat wertvolles statistisches Material,<br />
das die absolute Notwendigkeit solcher<br />
periodischer Ueberprüfungen eindeutig hervortreten<br />
lässt.<br />
Kampf regen die Verkehrssünder.<br />
In einem Expose legte der Sektionspräsident,<br />
Dr. H. Weisbrod, dar, dass die Behörden<br />
hinsichtlich der Verkehrserziehung zu wenig<br />
Vorbereitungen für den starken Wiederaufschwung<br />
des Strassenverkehrs getroffen haben.<br />
Autofahren ist weitgehend eine Charakterfrage;<br />
aber auch bestimmte psychische Zustände, wie<br />
innere Erregung, Freude oder Sorgen können<br />
die Aufmerksamkeit beeinträchtigen, und ein<br />
kleines Versehen schon genügt, um katastrophale<br />
Folgen auszulösen. Viele Automobilisten<br />
kennen die Gefahren zu wenig oder schätzen sie<br />
unrichtig ein; oft auch mangelt es an den<br />
Kenntnissen der gesetzlichen Vorschriften. In<br />
Zürich fehlt es an der Kameradschaft auf der<br />
Strasse und der gegenseitigen Rücksichtnahme<br />
unter den Automobilisten. Die Ehre des Wagens<br />
wird häufig mit der Ehre des Lenkers identifiziert;<br />
daraus entwickeln sich oft private Rennen,<br />
die mitunter auf offener Strecke schwere Unfälle<br />
zur Folge haben. Ausserdem erweist sich ein ansehnlicher<br />
Prozentsatz der Automobilisten als zu<br />
unbeholfen.<br />
Für die Verbände sind die Abhüfemassnahmen<br />
gegen Verkehrssünder natürlich beschränkt.<br />
Immerhin steht ihnen das wichtige Mittel der<br />
direkten Beeinflussung, die Stärkung des Verantwortungsbewusstseins<br />
zur Verfügung. Gerade<br />
dieser Seite des Problems wird in Amerika besondere<br />
Aufmerksamkeit geschenkt, indem man<br />
die Leute darüber aufklärt, dass ein rasches Verkehrsmittel<br />
zu einem gefährlichen Instrument<br />
werden kann, wenn man es nicht richtig und mit<br />
Vernunft behandelt und führt.<br />
Unmittelbar nach Kriegsende verfolgte die<br />
Sektion Zürich des ACS den Plan, Lautsprecherwagen<br />
einzusetzen, um eine private Verkehrserziehung<br />
zu inszenieren. Das Projekt scheiterte<br />
indessen am Einspruch der Behörden, welche<br />
die Ansicht verfochten, die Clubs dürften keine<br />
Polizeifunktionen ausüben. Deswegen mussten<br />
für die direkte Beeinflussung andere Mittel, wie<br />
wiederholte Aufrufe in der Sektionschronik, objektive<br />
Darstellungen von Unfallgeschehnissen,<br />
Vorträge und Filmvorführungen, eine «Gibacht<br />
• - Aktion mit Zellophantransparenten,<br />
Scheinwerferkontrollen usw., angewendet werden.<br />
AKTUELLES<br />
Verbesserung d(er Verkehrsdisziplin —<br />
heute dag Häuptziel der ACS-Sektion Zürich<br />
Hinzu gesellen sich technische Vorkehren,<br />
insbesondere Verbesserungen der Strassen und<br />
ihrer Signalisation. Der Initiative des ACS ist<br />
die Bekanntschaft mit Scotchlite und Catseyes<br />
zu verdanken. Leider zögern aber die kantonalen<br />
Baubehörden viel zu lange mit der Anwendung<br />
solcher, im Ausland längst erprobter und bewährter<br />
Hilfsmittel für eine deutlichere Markierung.<br />
Der enge Kontakt mit den städtischen und<br />
kantonalen Amtsstellen hat schon manches positive<br />
Resultat gezeitigt, und dauernde Aufmerksamkeit<br />
führte zu zahlreichen Vorschlagen für<br />
Verbesserungen.<br />
Schon m den Vorkriegsjahren Uess sich vom<br />
September zum Oktober beobachten, dass sich<br />
die Kurve* des schweizerischen Aussenhandels in<br />
aufsteigender Richtung zu bewegen pflegte.<br />
Diese Erscheinung prägte sich heuer indessen bei<br />
den Automobilimporten lange nicht mehr so<br />
stark aus wie im Vorjahr. Ja, die Einfuhrvermehrung<br />
beschränkt sich, verglichen mit dem<br />
vorhergehenden Monat, auf die Menge, derweilen<br />
der Importwert um gut eine Million Franken<br />
hinter dem im September erreichten Betrag<br />
blieb. Diese gegenläufige Entwicklung macht<br />
auf eine erneute Strukturveränderung in unseren<br />
Bezügen aufmerksam. Sie beruht in erster<br />
Linie darauf, dass sich der Anteil Deutschlands,<br />
dessen Export allerdings weitgehend kontingentiert<br />
ist, plötzlich stark gehoben hat, denn allein<br />
in der untersten Gewichtsklasse sind 350 Fahrzeuge<br />
aus dem nördlichen Nachbarland hereingekommen.<br />
Unter diesen Umständen rückte<br />
Deutschland plötzlich, wohl aber nur vorübergehend,<br />
auf den dritten Rang vor. Weiter scheint<br />
auch die Lieferung französischer Kleinwagen<br />
einen grösseren Umfang erreicht zu haben. Von<br />
diesen Spezialfällen abgesehen, haben sich die<br />
Anzeichen einer Marktbefriedigung verstärkt.<br />
Das Gesamtresultat blieb weit hinter der<br />
Rekordziffer des Oktobers 1947 zurück,<br />
die lediglich im April und Juni dieses Jahres<br />
leicht überschritten worden ist. Die Rückbildung<br />
des Einfuhrvolumens betraf namentlich die beiden<br />
oberen Gewichtspositionen, also Fahrzeuge<br />
mit über 1200 kg, und dementsprechend haben<br />
sich seit einigen Monaten die Verzollungen von<br />
amerikanischen und auch englischen Wagen vermindert.<br />
Auch die Inlandsmontage erfuhr teilweise<br />
eine leichte Drosselung, indem nur noch 25 englische<br />
Modelle der Gruppe 800—1200 kg sowie<br />
189 Amerikaner der folgenden Zollkategorie und<br />
Wir hätten uns nicht veranlasst gefühlt, in<br />
der Fachpresse auf die parlamentarischen Ereignisse<br />
im Zusammenhang mit dem Vorsteher<br />
des baselstädtischen Polizei-Departementes zurückzukommen,<br />
wenn die Tageszeitungen auf<br />
der ganzen Linie sachlich geblieben wären. Leider<br />
bewegt sich die Diskussion heute aber in<br />
Bahnen, die nicht nur an Niveau, sondern vor<br />
allem an Objektivität bedenklich zu wünschen<br />
übrig lassen.<br />
Es kann sich an dieser Stelle nicht darum<br />
handeln, den Fragenkomplex nach materiellen<br />
Gesichtspunkten zu erörtern. Immerhin darf soviel<br />
gesagt sein, dass die Interpellation im Basler<br />
Grossen Rat gewisse Vorgänge völlig einseitig<br />
zur Darstellung gebracht und insbesondere<br />
verschwiegen hat, weshalb ein Revirement bei<br />
den Polizeioffizieren notwendig wurde. Es dürften<br />
weniger gewisse Meinungsverschiedenheiten<br />
zwischen dem Departementsvdrsteher und dem<br />
Chef der Verkehrsabteilung über die Behandlung<br />
der Autbmobilisten als vielmehr rein sachliche<br />
Erwähnungen den Ausschlag gegeben haben.<br />
Demnach ist es völlig unberechtigt, dem<br />
Vorsteher des Polizeidepartementes, Regierungsrat<br />
F. Brechbühl, einfach die<br />
Kaltstellung eines fähigen Polizeioffiziers vorzuwerfen.<br />
Was die Frage der vorzeitigen Rückgabe eines<br />
entzogenen Führerausweises anbetrifft, liegen<br />
die Dinge im betreffenden Fall derart, dass ein<br />
gewisser Gnadenakt durchaus am Platze war<br />
und sich im übrigen restlos in den Kompetenzen<br />
des Departementsvorstehers bewegte. Von der<br />
Unterdrückung eines in die Wege geleiteten Verzeigungsverfahrens<br />
wird somit kaum die Rede<br />
sein.<br />
Von diesen Tatsachen abgesehen, darf nicht<br />
unerwähnt bleiben, dass der Vorsteher des Basler<br />
Polizeidepartementes um die Förderung des<br />
Strassenverkehrs unbestreitbare Verdienste erworben<br />
und sich seit seinem Amtsantritt bemüht<br />
hat, streng gerecht (und ohne irgendwelche<br />
Bevorzugungen) seines schwierigen Amtes<br />
zu walten. Wer ihn heute unmöglich machen<br />
Was ist zu tun?<br />
Das künftige Programm setzt sich eine Hebung<br />
der Verkehrsdisziplin zum Ziel. Leider<br />
bereitet dabei das Radio als eines der wirksamsten<br />
Aufklärungsmittel grosse Schwierigkeiten<br />
hinsichtlich einer regeren aktiven Mitarbeit.<br />
Ueberdies fehlt es in Zürich wegen der zu kleinen<br />
Mannschaftsbestände der Polizeikorps an der<br />
ständigen Ueberwachung, die wesentlich zur<br />
Verkehrssicherheit beitragen könnte. Die Sektion<br />
Zürich zieht nun eine private Ueberwachung<br />
in Erwägung, Wobei fehlbare Automobilisten<br />
durch einen höflichen Brief auf die<br />
Gefährlichkeit ihres Tuns aufmerksam gemacht<br />
werden sollen. Man gibt sich allerdings Rechenschaft,<br />
dass die Verwirklichung dieser Idee nicht<br />
einfach ist. Schon demnächst soll mit fahrenden<br />
Patrouillen in der Weise ein Versuch unternommen<br />
werden, dass Fahrer mit mangelhaft eingestellter<br />
oder defekter Beleuchtung eingeladen<br />
werden, sich zur Scheinwerferkontrolle einzufinden,<br />
die allen Automobilisten zugänglich ist.<br />
Mit Nachdruck befürwortet die Sektion die<br />
Bezeichnung.von Stoppstrassen und die Anbringung<br />
von Trennlinien. Sie hat sich anerboten;<br />
auf ihre Kosten im nächsten Frühjahr die<br />
Strecke Zürich—Winterthur mit den modernsten<br />
Signalen, Beschriftungen und Trennlinien auszurüsten,<br />
und es ist dringend zu hoffen, dass die<br />
kantonalen Behörden diesem Experiment ihre<br />
definitive Zustimmung erteilen. Von Signalisation<br />
und Bodenbeschriftung geht nämlich eine<br />
psychologische Wirkung aus, denn der Fahrer<br />
hat die Vorschriften immer vor Augen. Grosse<br />
Sorgen bereitet das Parkierungsproblem in der<br />
Stadt, für dessen Lösung sich radikale Aenderungen<br />
aufdrängen. Im Vorstand der Sektion<br />
hält man dafür, dass sich im Stadtkern limitierte<br />
Parkzeiten nicht mehr länger werden vermeiden<br />
lassen, denn jetzt verstopfen die den<br />
ganzen Tag vor den Geschäftshäusern abgestellten<br />
Wagen die Strassen.<br />
Im Tätigkeitsprogramm der Sektion Zürich<br />
des ACS stehen, wie Dr. Weisbrod abschliessend<br />
betonte, die Anstrengungen zur Hebung der Verkehrsdisziplin<br />
weitaus im Vordergrund, und die<br />
Mehrheit der anständigen Automobilisten hat<br />
alles Interesse daran, dass die schweren Verkehrssünder,<br />
die Strassenrowdies, strenge bestraft<br />
und aus den Kreisen der Motorfahrzeuglenker<br />
eliminiert werden.<br />
Unsere Automobileinfuhren im Oktober<br />
Was geschah in Basel?<br />
zwei schwere Wagen aus USA zusammengesetzt<br />
worden sind.<br />
Stück Wert Okt. 1947<br />
in Fr. * Stück<br />
USA 693 5 092 916 718<br />
Frankreich 415 2 052 975 786<br />
Deutschland 398 1605 913 4<br />
Grossbritannien 328 2 206 740 1110<br />
Italien 219 1 135 095 240<br />
Tschechoslowakei 11 54 730 39<br />
Verschiedene 6 5<br />
Total 2070 12192 759 2902<br />
* InkL Ersatz- und Einzelteile.<br />
Von der allgemeinen Steigerung unserer<br />
Ausfuhr hat der Sektor Motorfahrzeuge nur<br />
geringfügig profitiert; der Erlös verbesserte sich<br />
leicht auf Fr. 1 312 905. Neben zehn Personenund<br />
Lastwagen aus der Inlandmontage gingen<br />
9 Nutzfahrzeuge der eigenen Industrie nach dem<br />
Ausland.<br />
Die Aussenhandelsstatistik meldet für den<br />
Oktober einen<br />
neuen Monatsrekord für die Benxineinfuhr,<br />
die mit 26 675 t im Werte von Fr. 6 332 740 angegeben<br />
wird; dazu kommen 7492 t Dieseltreibstoffe<br />
im Wert Von Fr. 1 427 229.—. Es sind somit<br />
fast 4000 t Benzin mehr als im Vergleichsmonat<br />
1947 zur Verzollung gelangt, und auch das im<br />
August registrierte Maximum hat sich um fast<br />
5000 t erhöht. Wahrscheinlich hängt die zunehmende<br />
Eindeckung mit den Bestrebungen zusammen,<br />
Vorräte für den Winter mit seinen schlechteren<br />
Transportbedingungen (sinkende Leistungsfähigkeit<br />
der Rheinschiffahrt bei niedrigem<br />
Wasserstand und Frost), und darüber hinaus<br />
die Lagerhaltung für alle Eventualitäten zu<br />
erhöhen.<br />
will, sagt gegen aussen « Brechbühl» und meint<br />
vielleicht die bösen Automobilisten! Jedenfalls<br />
muss auffallen, wie sich just in diesem Moment<br />
gewisse nichtautomobilistische Kreise tüchtig<br />
regen. Man sollte aber in dieser sicher nicht<br />
leicht zu nehmenden Angelegenheit nach bestem<br />
Wissen und Gewissen sachlich bleiben. Das sind<br />
wir der Diskussion in einem freien, demokratischen<br />
Lande schuldig!<br />
Breo.<br />
Für raschen Ausbau der Simplonslrasse<br />
Die Antwort des Oberwallis auf das Montblanc-<br />
Tunnelprojekt.<br />
Prompt hat die merkwürdig berührende und<br />
nicht geringes Erstaunen erregende Meldung,<br />
besagend, dass von den 60 Millionen Schweizer<br />
Franken, welche der Bau eines Montblanc-Tunnels<br />
erfordere, bereits 45 Mill. Fr, gesichert seien<br />
und dass auch die Genfer Regierung dem Projekt<br />
ihre « Zustimmung » erteilt habe — eine<br />
Meldung, welche die « AR • in ihrer vorletzten<br />
Nummer kritisch beleuchtete und als zum mindesten<br />
verfrüht bezeichnete — im Oberwallis<br />
eine Reaktion ausgelöst. Der ehemalige Grossrat<br />
Anton Escher (Brig) holt nämlich zur Gegenoffensive<br />
aus und fordert in einem Artikel in<br />
den «Walliser Nachrichten» Regierung und<br />
Parlament des Kantons auf, noch im Laufe dieses<br />
Monats die Pläne für den Ausbau der Simplonstrasse<br />
zu genehmigen, damit dieser so<br />
rasch wie möglich durchgeführt werden könne.<br />
Eine Bundessubvention von 75 % stehe dafür in<br />
Aussicht<br />
Wenn auch im Wallis die Mühlen kaum so<br />
schnell mahlen werden wie es dieser Vorstoss<br />
verlangt, so ist er doch symptomatisch für die<br />
im Oberwallis herrschenden Strömungen und<br />
den Willen zu einer Gegenaktion gegen das<br />
Montblanctunnel-Projekt, worin man eine Gefährdung<br />
der eigenen touristischen und volkswirtschaftlichen<br />
Interessen befürchtet. Mit aller<br />
Klarheit bringt das Escher zum Ausdruck, wenn<br />
er die Notwendigkeit einer raschen Inangriffnahme<br />
des Simplonausbaues mit dem Hinweis<br />
begründet, dass darin die einzige Antwort auf<br />
... man muss sie hören alle beide!<br />
Einer meiner Freunde, begeisterter Automobilist<br />
und aufmerksamer Beobachter vor<br />
allem des Zürcher Strassenverkehrs, empfindet<br />
es seit langem schon als schwerwiegenden Mangel,<br />
dass die Strassenbahnen nicht mit Richtungsanzeigern<br />
versehen sind. Nicht einmal alle<br />
Eingeborenen und noch viel weniger die Ausländer<br />
sind über die verschiedenen Tramstrecken<br />
genau orientiert, und bei Geleiseabzweigungen<br />
hat er schon wiederholt die Beobachtung<br />
gemacht, dass ein Zusammenstoss zwischen<br />
Tram und Motorfahrzeugen nur dank der Reaktionsfähigkeit<br />
des Autolenkers vermieden<br />
wurde. Mein Freund ist der Auffassung, dass<br />
sich Richtungsanzeiger auch in die Strassenbahnwagen<br />
mit geringen Kosten einbauen Hessen<br />
und dass dies eine unbedingte Notwendigkeit<br />
wäre.<br />
Ganz anderer Ansicht ist man auf der Verwaltung<br />
der Stadt. Strassenbahnen in Zürich. Die<br />
Frage der Richtungsanzeiger wurde zwar ernsthaft<br />
geprüft, eine Einführung jedoch aus zwei<br />
Gründen abgelehnt: Einmal kämen die Kosten<br />
für den Einbau an den rund 500 Wagen der<br />
Städtischen Strassenbahnen sehr hoch zu stehen,<br />
müsste doch jeder Wagen, Triebwagen und<br />
Anhänger, mit mindestens vier Richtungsweisern<br />
versehen sein. Anderseits aber würde durch<br />
die Verwendung von Richtungsanzeigern die<br />
Kollisionsgefahr vergrössert, weil man zum<br />
vorneherein damit rechnet, dass die Anlage gelegentlich<br />
versagen könnte oder dass die Wagenführer<br />
das Betätigen der Richtungsanzeiger<br />
vergessen würden. Aus diesen Gründen und aus<br />
der Ueberlegung, dass Richtungsanzeiger bei keiner<br />
andern städtischen Strassenbahn der Schweiz<br />
verwendet werden (und das Tram von Vevey<br />
nach Villeneuve, dessen Wagen mit Richtungszeigern<br />
versehen sind? Red.), hält man eine Einführung<br />
auch in Zürich nicht für tunlich. Ueberdies<br />
seien Unfälle, die auf das Fehlen von Richtungsanzeigern<br />
zurückgeführt werden könnten,<br />
sehr selten.<br />
« Quod lieet Iovi, non licet bovi», ist man<br />
versucht zu sagen, wenn man die Stellungnahme<br />
der Strassenbahnverwaltung hört Mit Ausnahme<br />
des Fussgängers und der Tramführer ist<br />
jeder Strassenbenützer verpflichtet, geplante<br />
Richtungsänderungen rechtzeitig und deutlich<br />
anzuzeigen, mit dem offensichtlichen Zweck, vor<br />
allem entgegenkommenden und nachfolgenden<br />
andern Strassenbenützern zur Vermeidung von<br />
Kollisionen seine Absicht kundzutun. Auch bei<br />
Strassenbahnen wären im Hinblick auf Geleiseabzweigungen,<br />
an denen ja nicht zum vorneherein<br />
klar ersichtlich ist, welchen Weg das<br />
Tram einschlagen wird, Richtungsanzeiger unbedingt<br />
am Platze. Es mag ja sein, dass deren<br />
Fehlen in ganz seltenen Fällen zu Unfällen führt;<br />
unzweifelhaft aber leidet die Flüssigkeit des<br />
Verkehrs, wenn die andern Fahrzeugführer bei<br />
jeder Tramweiche abwarten müssen, in welcher<br />
Richtung wohl die Strassenbahn zu fahren gedenke.<br />
Dass dies besonders während der Stosszeiten<br />
infolge der zahlreichen Einsatzwagen,<br />
deren Ziel in den wenigsten Fällen ohne weiteres<br />
klar ist, unerfreuliche Situationen zur Folge hat,<br />
braucht wohl nicht näher erklärt zu werden.<br />
Mag sein, dass die Einführung der Richtungsanzeiger<br />
bei den Strassenbahnen mit erheblichen<br />
Kosten verbunden wäre. Wenn man jedoch berücksichtigt,<br />
dass auch der Einbau der Richtungsanzeiger<br />
in die Automobile nicht unentgeltlich<br />
erfolgt, müsste man zum Schlüsse kommen,<br />
dass dieses Argument gar nicht in die<br />
Waagschale fallen darf. Man wird höchstens<br />
verstehen, dass die bestehenden Wagen nicht<br />
von heute auf morgen umgebaut werden können;<br />
um so eher aber darf man erwarten, dass<br />
neue Wagen mit Richtungsanzeigern versehen<br />
werden.<br />
Wenn jedem Motorfahrzeuglenker, jedem<br />
Tiergespannführer und jedem .Radfahrer die gesetzliche<br />
Pflicht obliegt, Richtungsänderungen<br />
rechtzeitig anzuzeigen, so wird man dasselbe<br />
wohl auch von einem Tramführer verlangen<br />
dürfen. Es wäre deshalb auch nicht einzusehen,<br />
weshalb durch den Einbau der Richtungsanzeiger<br />
« die Unfallgefahr vergrössert» würde. Darüber<br />
ist man sich ja heute allgemein klar, dass<br />
Sicherheit und Flüssigkeit des Strassenverkehrs<br />
mit allen Mitteln gefördert werden müssen und<br />
dass hiezu sowohl die Gemeinwesen wie auch<br />
alle privaten Strassenbenützer ihr möglichstes<br />
beizutragen haben. R. S.<br />
den Montblanc-Plan liege. Ihm einen Ausbau<br />
des Grossen St. Bernhards gegenüberzustellen,<br />
wäre aber, wie er weiter darlegt, ebenfalls verfehlt,<br />
denn zum einen gehöre dieser Uebergang<br />
der selben Verkehrszone an wie der Montblanctunnel,<br />
und zum andern besitze das ganze Wallis<br />
von Martigny an aufwärts am Grossen St. Bernhard<br />
nur ein sekundäres, zweitrangiges Interesse.<br />
Davon abgesehen biete der Simplon bessere geographische<br />
dieser.<br />
Unsere Umfrage<br />
und klimatische Verhältnisse wie<br />
(Ein Ausbau der Simplonstrasse könnte allerdings<br />
noch aus einem anderen Grunde bald erhöhte<br />
Aktualität gewinnen und sich als verkehrspolitische<br />
Notwendigkeit erweisen, und<br />
zwar im Lichte jener erst kürzlich in der Presse<br />
erschienenen Nachrichten, wonach sich Studien<br />
für den Bau einer Autostrasse zwischen Domodossola,<br />
dem südlichen Einfallstor zum Simplon.<br />
und Turin im Gang befinden. Red.}