E_1948_Zeitung_Nr.051
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AUTOMOBIL REVUE<br />
MITTWOCH, 1. DEZEMBER <strong>1948</strong> - Nr. 51<br />
SPORTNACHRICHTEN<br />
ENGLAND<br />
Der englische Grand Prix ersetzt die<br />
Tuurist Trophy als «grande epreuve><br />
Als die internationale Sportkommission vor<br />
sechs Wochen den nächstjährigen Terminkalender<br />
aufstelle, da bezeichnete sie den Grossen<br />
Preis von England, der auf den 14. Mai 1949 angesetzt<br />
ist, ausdrücklich als « grande epreuve ».<br />
Dies musste um so eher auffallen, als in Art. 277<br />
des internationalen Sportreglementes als englische<br />
« grande epreuve » im Sinne dieser Bestimmungen<br />
bisher das Tourist-Trophy-Rennen<br />
aufgeführt war. Wie wir'nun von der FIA auf<br />
unsere Erkundigungen hin erfahren, ist vor einiger<br />
Zeit das «Tourist Trophy Race of Great<br />
Britain •» auf der Liste der « classic events • tatsächlich<br />
gestrichen und durch den « Grand Prix<br />
of the Royal Automobile Club of Great Britain »<br />
ersetzt worden.<br />
FRANKREICH<br />
fcin Grand Prix de France in neuer Form<br />
Vor einiger Zeit wurde bekanntgegeben, dass<br />
der Automobil-Club von Frankreich» darauf verzichte,<br />
den klassischen Grand Prix de l'ACF für<br />
Formelrennwagen im Jahre 1949 durchzuführen<br />
und sich damit begnüge, ein Grand-Prix-Rennen<br />
für Sportwagen am 7. August in Comminges abzuhalten.<br />
Wie man nachträglich erfährt, ist dieser<br />
Beschluss einer Verstimmung zuzuschreiben,<br />
die sich bei den leitenden Persönlichkeiten des<br />
ACF dadurch ergab, dass die Schweiz (nach der<br />
französischen 'Version ein Land, das im Rennsport<br />
nur eine zweite Rolle spielt) den 3. Juli<br />
nicht freigab, wofür sie gute Gründe ins Feld<br />
führen konnte. Die Entscheidung des ACF rief<br />
die Initianten für einen Grand Prix de France<br />
auf den Plan, der nun am 17. Juli 1949 auf der<br />
Rundstrecke von Reims über 500 km ausgefahren<br />
und mit zwei Millionen fFr. an Preisen dotiert<br />
sein soll. Einige bedeutende <strong>Zeitung</strong>en und<br />
Zeitschriften haben sich .mit dem Automobile-<br />
Club de Champagne zusammengetan, um der<br />
Veranstaltung einen grossen Rahmen zu geben.<br />
24 Stunden von Le Mans — ja oder .nein ?<br />
Diese Woche wird es sieh entscheiden, ob das<br />
24-Stunden-Rennen von Le Mans, das 1947 und<br />
1943 abgesagt werden musste, im nächsten Jahr<br />
nun stattfinden wird oder abermals verschoben<br />
werden muss. In den vergangenen Tagen nämlich<br />
wurde von einer interministeriellen Kommission<br />
ein erster Kredit von 20 Mill. fFr. bewilligt,<br />
der die Inangriffnahme der Wiederaufbauarbeiten<br />
an der Sarthe-Rundstrecke ermöglichen<br />
soll. Der Automobile-Club de l'Ouest als Organisator<br />
des Rennens klärt nun die Frage ab, ob<br />
diese Hilfe ausreichen wird, um auch die wichtigsten<br />
technischen Anlagen wieder instandzustellen.<br />
Anerkannte Rekorde<br />
Die von Chinetti am 3. November auf der<br />
Rennbahn von Montlhery am Volant eines<br />
2-Liter-Ferrari-Wagens verbesserten internationalen<br />
Rekorde der Klasse E (1501—2000 cm")<br />
sind von der FIA wie folgt homologiert worden:<br />
.100 Meilen 47'27,88" 203,435 km/h<br />
200 km 59' 00,20" 203,378 km/h<br />
1 Stunde 202,843 km/h<br />
SPANIEN<br />
Wieder Rennen in San Sebastian ?. '<br />
Die Behörden von San Sebastian prüfen gegenwärtig<br />
die Frage der neuerlichen Durchführung<br />
von Automobilrennen auf der im Süden<br />
der Stadt gelegenen 17,315 km langen Rundstrecke<br />
von Lasarte, die im Jahre 1935 zum<br />
letztenmal Schauplatz des Grossen Preises von<br />
Spanien war. Ob — sofern der Austrag eines<br />
Rennens im Jahre 1949 in finanzieller Beziehung<br />
gesichert.erscheint — im internationalen Terminkalender<br />
die Aufnahme des Grossen Preises von<br />
Spanien (als «grande epreuve» ) oder eines<br />
Grossen Preises von San Sebastian nachgesucht<br />
werden soll, darüber sind die Würfel noch nicht<br />
gefallen.<br />
USA<br />
Fortsetzung von Seite 5<br />
Indianapolis-Formel bleibt<br />
Nachdem in der ausländischen Fachpresse<br />
kürzlich Meldungen erschienen sind, die davon<br />
wissen wollten, das 500-Meilen-Rennen von Indianapolis<br />
werde nächstes Jahr nach der internationalen<br />
Formel 1 ausgetragen, erfahren wir<br />
vom Präsidenten der Indianapolis Motor Speedway<br />
Corp., Wilbur Shaw, dass diese Meldung<br />
frei erfunden ist. Tatsächlich stehe schon heute<br />
fest, dass sowohl das Rennen von 1949 als auch<br />
jenes von 1950 nach der bisherigen Formel<br />
(3 Liter mit, bzw. 4,5 Liter ohne Kompressor)<br />
steigen, würden, wobei die Reglementsbestimmungen<br />
gegenüber <strong>1948</strong> nur geringfügige Abänderungen<br />
aufweisen dürften.<br />
\nderungen im internationalen Sportkalender<br />
Nach einer Mitteilung der FIA sind auf dem<br />
.^»•nationalen Sportkalender 1949 folgende<br />
Änderungen vorzumerken:<br />
BRIEFE DER LESER AN DIE A.R.<br />
Briefe über allgemein intereuierende rVaflen werden gerne zur Veröffentlichung entgegengenommen Sie und mögllchit<br />
kurz zu fassen «nd an die Redaktion der «Automobil Kevoe>, Ireilenrainstr. 97, Bern, zu senden. Die Verwendung eines<br />
Pseudonyms ist gestattet, wenn der tedaklioa Name und Adresse des Absenders bekanntgegeben werden.<br />
dieser Vacmlarm «ein?<br />
Einer unserer Leser, der, in der Nähe eines<br />
stark frequentierten Restaurants wohnend, unter<br />
der nächtlichen Lärmentfaltung gewisser Automobilisten<br />
leidet, schickt uns einen SOS-Ruf,<br />
den wir gerne weitergeben, wiewohl das, worum<br />
er bittet, für einen jeden von uns selbstverständliches<br />
Gebot sein sollte.<br />
1. Nicht vor Häusern parkieren, wenn in der<br />
Nähe freier Platz vorhanden ist.<br />
2. Motor nicht unnötig leer laufen lassen.<br />
3. Wagentüren ruhig schliessen.<br />
4. Laute Gespräche vor Häusern vermeiden.<br />
5. Rücksicht auf die schlafenden Frühaufsteher<br />
'nehmen.<br />
•<br />
« Seit sechs Monaten > — schreibt dieser Einsender<br />
weiter — «haben wir noch nie vor<br />
00.30 Uhr schlafen können. Und wie uns, so ergeht<br />
es noch vielen anderen Familien, was der<br />
Automobilist jedoch gar nicht weiss.» (Herausreden<br />
kann er sich aber damit nicht, denn worin<br />
liegt des Nachtlärms Wurzel? Sozusagen immer<br />
in Unbedachtsamkeit, um nicht zu -sagen Gedankenlosigkeit.<br />
Und auf sie kann er sich zu<br />
seiner Entschuldigung nicht berufen. Red.)<br />
« Im Frieden leben ».<br />
Westschweizerische <strong>Zeitung</strong>en wie das Radio<br />
haben in den letzten Wochen der kürzlich in<br />
Neuenburg ins Leben gerufenen Aktion « Endlich<br />
im Frieden leben • ausfürliche Betrachtungen<br />
gewidmet. Träger dieser Bewegung sind<br />
Leute aus den verschiedensten Volkskreisen,<br />
Leute, die der Wille beseelt, der einen neuen<br />
Weltkrieg- resigniert als etwas Unausweichliches<br />
hinnehmenden Psychose den Kampf anzusagen.<br />
Durch eine entschlossene Kampagne wollen sie<br />
die Massen dazu bringen, sich ihrer bisher nie<br />
ausgenützten Macht bewusst zu werden* um eine<br />
starke Bewegung gegen das Tun der Diplomaten<br />
auszulösen.<br />
In der Schweiz mochte diese Aktion im Zeichen<br />
zuversichtlicher, guter Stimmung starten.<br />
Deshalb wendet sie sich auch an alle Automobilisten,<br />
damit sie mithelfen, ein « Klima » des<br />
Vertrauens zu schaffen. Wenn alle Besitzer von<br />
Personen- und Lastwagen an ihren Fahrzeugen<br />
eine Papierbanderole mit der Inschrift anbringen:<br />
« Wir möchten endlich im Frieden leben •,<br />
und wenn diese Losung durch die für die ( nächste,<br />
Zeit. zu. erwartenden Aufrufe des Radios "unterstützt<br />
wird, dann ist damit ein grosser-*Schritt<br />
im Kampf gegen die Kriegspsychose getan, «8ie<br />
heute in der Oeffentlichkeit soviel Unheil stiftet.<br />
Nachtfahrten in Amerika, und hei nns.<br />
Es ist zwar schon sehr viel pro und contra<br />
Sealed-Beam-Scheinwerfer geschrieben worden.<br />
G. A. Schoch hebt in seinem Artikel über den<br />
Strassenverkehr in Kanada («AR. Nr. 48/49)<br />
besonders deren Beliebtheit in Amerika hervor.<br />
Das stimmt, yor allem auch die Bemerkung, dass<br />
dort meist überhaupt nicht abgeblendet werde<br />
und dies in der Regel niemanden störe. Es geht<br />
aber nicht ohne weiteres an, diese Tatsachen als<br />
Argument für die Beibehaltung des erwähnten<br />
Beleuchtungssystems in der Schweiz zu benützen.<br />
Wie in vielen anderen Belangen des<br />
Strassenverkehrs, darf man auch hier die Verhältnisse<br />
bei uns und in Amerika in Parallelen<br />
setzen. Der Grund dafür, dass Sealed-Beam-<br />
Scheinwerfer sich drüben bewähren,' währenddem<br />
sie hier verboten werden mussten, liegt indessen<br />
keinesfalls darin, dass der amerikanische<br />
Fahrer gegen Blendwirkung weniger empfindlich<br />
ist; er ist vielmehr in der ganzen Struktur<br />
des Verkehrs selbst zu suchen. Nicht am c Blenden<br />
» an und-für sich liegt es also, sondern an<br />
den Gefahrenmomenten, vor die der geblendete<br />
Fahrer gestellt wird. Und hier ist die Sache nun<br />
die, dass drüben insbesondere die Dürchgangsstrassen<br />
ausschliesslich für den Automobilverkehr<br />
bestimmt sind, dieweil sie bei uns weitgehend<br />
auch andere Verkehrsteilnehmer benützen.<br />
Wird also in Amerika ein Automobilist<br />
beim Kreuzen durch die Scheinwerfer des anderen<br />
Wagens in der Sicht beeinträchtigt, so fährt<br />
er eben < blindlings » weiter. Er darf sich das erlauben,<br />
weil er nicht mit Radfahrern, Fussgängern,<br />
ungenügend beleuchteten Fuhrwerken<br />
rechnen muss Das ist die Gefahr, welche bei uns<br />
dem geblendeten Autofahrer droht und nicht<br />
etwa die Eventualität, dass sich die beiden kreuzenden<br />
Wagen streifen oder die Strasse verfehlen<br />
könnten. Beizufügen wäre noch, dass drüben<br />
der entgegenkommende Wagen auf seiner<br />
Fahrbahnhälfte bleibt und nicht, wie oft bei uns,<br />
frisch und fröhlich in der Strassenmitte fährt.<br />
L. R. D.<br />
« Der Blechdackel und sein Ahne. •<br />
Zu dem in Nr. 35 der « AR • veröffentlichten<br />
Artikel erlaube ich mir, Ihnen einige Erinnerungen<br />
mitzuteilen.<br />
Ich habe jahrelang die Patentabteilung der<br />
'-Hen:<br />
Tatra - Werke -geführt und hatte anlässlich<br />
Die Sizilien-Rundfahrt um die<br />
Targa Florio findet nicht am 21., sondern am<br />
einer Nichtigkeitsklage vom Salsbury-Patent<br />
20. März statt. Anderseits erfährt das Rundrennen<br />
von Salerno eine Verschiebung vom wichtig war, habe ich mich mit H. Salsbury in<br />
Gebrauch gemacht Da damals der Prozess sehr<br />
16. auf den 23. Oktober.<br />
Verbindung gesetzt und ihn nach Berlin eingeladen,<br />
wo er als Zeuge verhört wurde. Dies<br />
England:<br />
war im Jahre 1935. Salsbury war schon damals<br />
Das P r e s c o 11-Bergrennen ist auf den 11.<br />
(statt den 10.) September, der Berglauf von<br />
ein älterer, ergrauter Herr. Er erzählte mir, dass<br />
S h e 1 s 1 e y W a 1 s h auf den- 24. (statt den 27.)<br />
er sich durch eine Cyclecar-Konstruktion schützen<br />
wollte. Er war anscheinend durch die September angesetzt.<br />
fran-<br />
Cr.<br />
zosischen Cyclecars inspiriert, doch kam sein<br />
Patent nie zu einer Verwirklichung. Salsbury<br />
bat sich damals unsere Tatra-Wagen mit Inter-<br />
H. Ledwinka, der Konstrukteur der Tatra,<br />
hat das Salsbury-Patent erst im Jahre 1922 in<br />
die Hände bekommen, also nach Durchführung<br />
seiner Konstruktion.<br />
Auf das Salsbury-Patent süessen wir aui<br />
folgende Weise: H. Salsbury befürchtete, wie das<br />
Patent zeigt, das « Radieren » der Reifen beim<br />
Durchfedern des Wagens. Ledwinka dagegen behauptete<br />
immer und richtig (? Red.), dass eine<br />
solche Erscheinung während der Fahrt nicht<br />
entstehen kann, da die Ballonreifen durch ihre<br />
Elastizität solche Querbewegungen vollkommen<br />
verschlucken.<br />
Ledwinka wollte sich damals (1922) trotzdem<br />
eine ganz ähnliche Anordnung schützen lassen,<br />
und zwar nicht für Automobile, sondern für Geleisfahrzeuge,<br />
wo eine Spurveränderung natürlich<br />
unzulässig ist. Gerade bei dieser Gelegenheit<br />
wurde uns erstmals das Salsbury-Patent<br />
entgegengehalten.<br />
Es ist "bemerkenswert, dass die Vorderachse<br />
von Salsbury erst später für die Tatra-Wagen<br />
angenommen wurde. Die ersten Tatra-Zweizylinder<br />
hatten eine Vorderachse nach Art der<br />
alten Ford, nämlich eine halbelliptische Querfeder<br />
und dreieckige Abstützung. Erst beim<br />
Typ 57 haben wir bei Tatra die Nürfederachse<br />
eingeführt, welche wir von Röhr übernommen<br />
haben. Die neuen Röhr-Werke haben damals als<br />
Röhr-Junlor den Tatra-Wagen in Lizenz gebaut.<br />
Später wurde diese Lizenz an die Stoewer-<br />
Werke in Stettin übertragen.<br />
Aus obigem ersehen Sie, dass Salsbury doch<br />
noch Gelegenheit gehabt hat, seine Idee verwirklicht<br />
zu sehen. Es handelt sich in diesem<br />
Falle um den nicht allzu seltenen Fall, dass zwei<br />
geniale Menschen fast zur selben Zeit dieselbe<br />
Idee hatten, wobei aber nur der eine, glücklichere<br />
Gelegenheit fand, sie zu verwirklichen.<br />
Ing. M. Klavik, Prag.<br />
•. Die Jugend weiss es besser! ••<br />
Als vor einigen Wochen die Meldung von<br />
einem schweren Autounglück am Weissenstein<br />
jn den <strong>Zeitung</strong>en erschien, ging es mir durch<br />
den Sinn; wie ich selbst vor, bald 20: Jahren auf<br />
derselben Strecke und möglicherweise infolge<br />
äer nämlichen Umstände beinahe das Opfer<br />
eines Unfalles geworden wäre. Zu Nutz und<br />
Frommen aller Automobilisten sei jene Begebenheit<br />
erzählt. Warum ich für diese Zeilen die<br />
Ueberschrift gewählt habe, wie sie hier steht,<br />
wird der geneigte Leser selbst merken. Es scheint<br />
mir übrigens, dass gerade jetzt, seit dem Kriege,<br />
sehr viele « forsche • Fahrer am Steuer sitzen,<br />
denen es nicht schadete, wenn sie hie und da<br />
etwas überlegter handeln würden.<br />
An einem schönen, aber ziemlich kühlen<br />
Spätherbsttag unternahm ich mit meiner Familie<br />
e^nen Ausflug mit dem Wagen auf den<br />
Weissenstein. Hinauf via Gänsbrunnen auf<br />
schmaler, steiler und holpriger Strasse, auf der<br />
wir diverse « bäumige », aber kochende Wagen<br />
überholten. Da es oben ziemlich kühl war, verzogen<br />
wir uns zu einem z'Abig ins Hotel und<br />
Hessen uns dort ordentlich Zeit, bevor wir den<br />
Rückweg, auf der Südseite nach Solothurn hinunter,<br />
antraten.<br />
Bei'der Abfahrt hatte mein Sohn, .sonst ein<br />
guter, aber auf seine automobilistischen Kenntnisse<br />
etwas stolzer Fahrer, viel Mühe, den Gang<br />
zu wechseln. Infolge der Bise war das Getriebeöl<br />
dickflüssig geworden. Die Strasse verläuft zuerst<br />
über eine fast ebene Wiese, um dann ganz<br />
plötzlich in starkes Gefälle überzugehen. Ich<br />
riet dem Fahrer, vom Hotel weg im ersten Gang<br />
zu bleiben, da er doch bald in das starke Gefälle<br />
komme und dann froh sein werde, nicht<br />
schalten zu müssen. « Man fährt in ebenem Gelände<br />
doch nicht im Ersten! », kam die Antwort.<br />
Ich wollte ihm nicht am Zeug herumflicken und<br />
liess ihn also in den zweiten und dritten Gang<br />
schalten, was mit einigem Geknorze auch gelang.<br />
Eingangs der Strecke, die steil, schmal und<br />
mit giftigen Haarnadelkurven den Südabhang<br />
hinunterführt, versuchte der Lenker in den zweiten<br />
und ersten Gang zurückzuschalten, um die<br />
Wirkung der Fussbremse zu unterstützen. Allein,<br />
er brachte den Hebel nicht mehr in die richtige<br />
Stellung hinein. Der Wagen, mit fünf Personen<br />
beladen, kam immer mehr in Schuss. Fuss- und<br />
Handbremsen, genügten nicht um ihn aufzuhalten.<br />
Die Bremsbeläge wurden heiss und strömten<br />
dicken Rauch aus. Jetzt nahte die erste<br />
scharfe Kurve. Links der Berghang, rechts der<br />
Abgrund! Uns wurde schwül, sehr schwül zu<br />
Mut Im letzten Moment glückte es dem Fahrer,<br />
zu schalten, unmittelbar am Anfang der Kurve<br />
Haarscharf am Strassenrand vorbei und heftig<br />
schaukelnd winden vrir uns mit knapper Not<br />
hindurch und entrinnen einer Situation, die nahe<br />
an einem schweren Unfall vorbeiführt<br />
Und die Quintessenz: Vorsicht, wenn das Getriebeöl<br />
dickflüssig wird, was bei kühlem Wettet<br />
gerne der Fall ist. Lieber einmal «lächerlich •<br />
im ersten Gang fahren, wenn Gefahr droht, als<br />
im Notfall nicht schalten zu können! Nach kurzer<br />
Zeit wird sich das Oel durch d ie Wärme irr<br />
Getriebekasten wieder verdünnen! Aber eben<br />
« Die Jugend weiss es besser! » V. M.<br />
AVTOMOBILWIRTSCHAFT<br />
Die Lage im Autotransportgewerbe<br />
Im Geschäftsbericht über seine Tätigkeit<br />
während der Periode vom 1. Oktober 1947 bis<br />
50. September <strong>1948</strong> lässt der TAG einleitend die<br />
Geschäftslage im Autotransportgewerbe Revue<br />
passieren, wobei er hervorhebt, dass vom Frühjahr<br />
<strong>1948</strong> an in diesem Wirtschaftszweig nicht<br />
nehr die selbe Ueberkonjunktur herrschte wie<br />
in den entsprechenden Monaten 1947. Offensichtlich<br />
ist die Konjunkturspitze überschritten.<br />
esse angesehen. Offenbar hatte er ähnliche<br />
Fahreigenschaften auch bei seinem Wagen erwartet.<br />
Die Sachentransportunterneh-<br />
«er, die sich in ihrer Mehrzahl im Nah- und<br />
Regionalverkenr betätigen, begannen da und<br />
iort zu spüren, dass die Bautätigkeit etwas<br />
lachlässt, d. h. sich zu normalisieren beginnt.<br />
Die Transporte im Ueberlandverkehr und damit<br />
mittelbar verbunden der , Lastwagenspediteure<br />
stehen ebenfalls im Zeichen rückläufiger Entwicklung.<br />
Es beginnt an Aufträgen zu fehlen,<br />
weil die Lager der Verfrachter voll sind und die<br />
Importe nachlassen. Ein Druck auf die Tarife<br />
.•nacht sich bemerkbar, nicht zuletzt infolge der<br />
verstärkten Bemühungen der Bahnen, Frachtäbkommen<br />
mit verbilligten Taxen abzuschliessen,<br />
um die Verfrachter zu einer Abwanderung<br />
auf die Schiene zu veranlassen. Auch im Auslandstransportgeschäft<br />
sind Rückschläge zu<br />
verzeichnen. Im G e s e 11 s c.h aftswagengewerbe<br />
ist eine Normalisierung der Verhaltnisse<br />
eingetreten, zumal der vom Krieg<br />
her aufgestaute Nachholbedarf nun gesättigt ist.<br />
Nach wie vor herrscht zwar beim Publikum eine<br />
sehr grosse Reisefreudigkeit, doch wird sie durch<br />
die Verknappung der Geldmittel, durch die anhaltenden<br />
Devisenrestriktionen gebremst. Hinzu<br />
kommt, dass viele ausländische Gäste unser<br />
Land in ausländischen Autocars besuchen und<br />
deshalb die von schweizerischen Unternehmern<br />
angebotenen Transportmöglichkeiten nicht zu<br />
beanspruchen brauchen. Verglichen mit dem<br />
Vorjahr hat sich die Lage der Taxiunternehmer<br />
nicht wesentlich geändert. Währenddem<br />
in den Städten das Standplatz-Taxametergewerbe<br />
einen normalen Geschäftsgang registriert,<br />
ist die Lage der ländlichen Taxihalter<br />
unterschiedlich. Von den Aufträgen in dringlichen<br />
Fällen und von Ausflugsfahrten lebend,<br />
bekommen sie die weitere Vermehrung des Bestandes<br />
an Privatwagen zu spüren.<br />
Resümierend darf man deshalb für alle<br />
Zweige des Autotransportgewerbes festhalten,<br />
dass der Geschäftsgang nach wie vor als genügend<br />
bis gut gewertet werden darf, doch ist<br />
die angespannte Beanspruchung des Materials<br />
verschwunden. Der Rückgang der Nachfrage<br />
lässt sich in erster Linie auf den Umbruch der<br />
Konjunkturlage in eine Reihe von Wirtschaftszweigen<br />
zurückführen.<br />
Die Ertrags- und Vermögenslage der Unternehmer<br />
ist gegenüber dem Vorjahr nicht mehr<br />
so gut. Eine gewisse Anspannung lässt sich nicht<br />
verkennen. Sie hängt mit dem Umsatzrückgang<br />
zusammen, der den Unternehmer vor das Problem'<br />
stellt, die .Fixkosten auf eine kleinere Anzahl<br />
von Transportleisturigen zu verteilen. Hinzu<br />
kommt, dass sich die Gestehungskosten nur<br />
zum allerkleinsten Teil herabsetzen Hessen, ja<br />
dass einige der wichtigsten dieser Posten noch<br />
weiter angestiegen sind, indessen nicht durch<br />
Tariferhöhungen ausgeglichen werden konnten.<br />
Anders ausgedrückt heisst das, dass der Unternehmergewinn<br />
im Autotransportgewerbe sich<br />
vermindert hat. Hand in Hand mit der Verschlechterung<br />
der Ertragslage geht such eine<br />
solche der Vermögenslage, die eine vorsichtige<br />
Beurteilung verlangt. Aus allen diesen Elementen<br />
ergibt sich das Gesamtbild eines Gewerbezweiges,<br />
der unter den Auswirkungen einer weichenden<br />
günstigen Konjunktur steht.<br />
3872 Unternehmer mit ATO-Ausweisen.<br />
Im Abschnitt • Stand des Vollzugs der ATO •<br />
meldet der Bericht, dass am 30. September <strong>1948</strong><br />
die Zahl der Inhaber von ATO-Ausweisen für<br />
gewerbsmässigen Sachen-, Personentransport<br />
und für Lastwagenspedition sich auf 3872 belief.<br />
Nach den wesentlichsten Transportarten gegliedert,<br />
sind total' 1956 Betriebe mit gewerbsmässigen<br />
Personen-, 2380 mit gewerbsmässigem Sachentransport<br />
und 26 mit Lastwagenspedition<br />
vorhanden. Von den 3872 Betrieben entfallen<br />
2570 auf die deutsche, 1016 auf die französische<br />
und 286 auf den Tessin und das italienischsprechende<br />
Graubünden. Aus diesen Zahlen resultiert<br />
eine Abnahme der Betriebe um 85, verglichen<br />
mit dem Stand am 30. September 1947.<br />
Wenn davon ein nicht unbedeutender Teil auf<br />
die Sachentransport-Unternehmer entfällt, so<br />
erklärt sich das mit dem fortschreitenden Konzessionsverfahren<br />
einerseits und dem Verkauf<br />
von Transportgeschäften an bestehende Unternehmungen<br />
anderseits. Im übrigen verfügten die<br />
3872 Unternehmer zusammen über 9101 Fahrzeuge,<br />
nämlich 2979 Personenwagen, 538 reine<br />
Gesellschaftswagen, 351 Fahrzeuge mit auswechselbarer<br />
Karosserie für Personen- und Sachentransport,<br />
3501 Lastwagen, 192 Lieferwagen,<br />
224 Traktoren und 1498 Anhänger.<br />
In der Mitarbeit beim Vollzug der ATO erschöpft<br />
sich die Aufgabe des TAG nicht, vielmehr<br />
beschäftigt er sich auch noch mit anderen<br />
Problemen, deren wichtigstes die<br />
Tarifordnung; im Sachentransport<br />
bildet Im August 1947 wurde den Mitgliedverbänden<br />
ein erster Entwurf hiezu unterbreitet.<br />
Bald genug zeigten sich die Schwierigkeiten, denen<br />
die Verwirklichung dieses Werks begegnet,<br />
und noch heute schleppen sich die Verhandlungen<br />
innerhalb des TAG dahin, wobei immerhin<br />
gewisse Fortschritte in einzelnen Teilgebieten<br />
des ganzen Komplexes erzielt werden konnten.<br />
Noch aber sieht sich der Verband ausserstande,<br />
den längst fälligen zweiten Entwurf vorzulegen;<br />
die noch fehlende Stellungnahme besonders der<br />
am Nahverkehr interessierten Mitgliedverbände<br />
zur Frage der Einführung des Gewichtstarifes<br />
hindert ihn daran. Deshalb mag bis zur Inkraftsetzung<br />
einer Tarifordnung noch einige Zeit verstreichen,<br />
eine wenig erfreuliche Situation, die<br />
der Verwaltungsrat des TAG bedauert Man<br />
muss sich dabei jedoch der Tatsache bewusst<br />
bleiben, dass die Materie an sich ungewöhnliche<br />
Schwierigkeiten bietet. .