E_1948_Zeitung_Nr.053
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Nr. 53 - MITTWOCH, 15. DEZEMBER <strong>1948</strong><br />
SCHWEIZER SOLDATEN AUF PANZERFAHRZEUGEN<br />
Die Ausbildung der Panzer jäger<br />
Von Ilplm. Eugen Studer<br />
AUTOMOBIL REVUE<br />
II<br />
Wenn mit der Aufstellung der Panzerwagen-<br />
Detachemente im Jahre 1939 auch die ersten Erfahrungen<br />
über die Ausbildung und den Einsatz<br />
mechanisierter Mittel gemacht werden konnten,<br />
so bedeutet die kürzlich erfolgte Anschaffung<br />
von rund 150 Panzerjägern doch eigentlich die<br />
Geburtsstunde unserer mechanisierten<br />
Waffe. Die für unsere Verhältnisse<br />
sehr respektable Zahl wirft eine ganze Reihe<br />
von Problemen auf, die einer grundsätzlichen<br />
Abklärung bedürfen, während seinerzeit viele<br />
Fragen um und über die Panzerspähwagen in<br />
Anbetracht ihres kleinen Bestandes zum Teil mit<br />
Improvisationen gelöst werden konnten.<br />
Die Absicht, gepanzerte, selbstfahrende Panzerjäger<br />
für unsere Armee zu beschaffen; löste<br />
einen recht komplizierten Fragenkreis aus, der<br />
sich um folgende Piftikte dreht: Soll man eigene<br />
oder ausländische Fahrzeuge anschaffen? Können<br />
wir bei uns solche Fahrzeuge selbst bauen?<br />
Wie lang ist die Lieferfrist und wie hoch der<br />
Preis? Entsprechen die ausländischen Typen unsern<br />
Anforderungen? Sollen sie mit ausländischem<br />
Geschütz, Funk usw. übernommen werden,<br />
oder sollen eigene Waffen auf fremde<br />
Chassis montiert werden? Welcher ausländische<br />
Typ ist heute überhaupt lieferbar und ist anzunehmen,<br />
ob man in einigen Jahren noch Ersatzteile<br />
erhält, oder muss heute schon ein Reserveund<br />
Ersatzteillager für Jahre angelegt werden?<br />
Wohin geht die Entwicklung der selbstfahrenden<br />
Panzerabwehr? Soll man versuchen, ausländisches<br />
Material zu beschaffen und nebenbei<br />
eigene Studien forcieren oder klipp und klar die<br />
einheimische Produktion (vor allem aus finanziellen<br />
Gründen) ausser acht lassen? Sollen viele<br />
Panzer Jäger eines Modells beschafft oder laufend<br />
die neuern Modelle des Auslandes (sofern sie<br />
überhaupt käuflich sind) in geringen Mengen<br />
erworben werden, um mit einem Teil der Fahrzeuge<br />
ständig auf der Höhe der technischen Entwicklung<br />
zu sein? Neben diesen Fragen der Materialbeschaffung<br />
und der technischen Entwicklung,<br />
die immer wieder überdacht werden müssen,<br />
liegt das Gebiet der Ausbildung an solchen<br />
Waffen.<br />
Die Erfahrungen aus mehreren Kursen und<br />
Schulen der jetzt aus technischen Gründen ausgeschalteten<br />
Panzerspähwagen und. zwei Jahre<br />
Ausbildung an den Panzerjägern haben die<br />
Richtlinien für die hauptsächlichsten Gebiete<br />
der Ausbildung festlegen helfen.<br />
Der Lehrplan lässt sich folgendermassen gliedern:<br />
— Die allgemeine soldatische Ausbildung,<br />
— die technische und die Fahrausbildung,<br />
— die Schiessausbildung,<br />
— die Funkausbildung,<br />
— die Ausbildung der Spezialisten,<br />
— die Ausbildung im Verband.<br />
Es sei hier besonders die technische Seite der<br />
Ausbildung etwas eingehender dargestellt.<br />
Die allgemeine Ausbildung.<br />
Sie umfasst all das, was jeder Rekrut irgendeiner<br />
Waffe an körperlicher Ausbildung, Drill,<br />
Kenntnis des Dienstreglementes, Handhabung<br />
und Schiessfertigkeit an der persönlichen Waffe,<br />
Verwundetenhilfe, Gasdienst usw. erwerben<br />
muss. Drill ist für Besatzungen von Panzerfahrzeugen<br />
ebenso unentbehrlich wie für jede andere<br />
Truppe. Man hat hie und da den Eindruck<br />
erhalten können, dass der Drill bei den mechanisierten<br />
Truppengattungen des Auslandes abgeschafft<br />
worden wäre. Wir können es uns hier<br />
ersparen, die Aussagen ausländischer Heerführer<br />
über die Notwendigkeit des Drills bei allen Waffen<br />
zu zitieren oder die Ausbildungsprogramme<br />
mit der für den Drill reservierten Stundenzahl<br />
wiederzugeben. Es darf genügen, wenn festgehalten<br />
wird, dass unsere Panzerjägerrekruten im<br />
Rahmen der allgemeinen Ausbildung nebst vielem<br />
andern auch ihren Drill haben.<br />
Die technische und die Fahrausbildung.<br />
Vor dem Fahren muss der Rekrut ein Minimum<br />
an technischen Kenntnissen besitzen, damit<br />
er überhaupt richtig fahren lernt. Der Rekrut<br />
muss alles das, aber nur das, wissen, was<br />
zum richtigen Fahren und zum Unterhalt unbedingt<br />
notwendig ist. Einige Beispiele mögen<br />
diese Formulierung illustrieren: Der Fahrer<br />
muss den Verlauf der Betriebsstoffzufuhr vom<br />
Tank bis zum Vergaser kennen, damit er etwaige<br />
einfache Pannen selbst beheben kann.<br />
Den Vergaser braucht er nicht zu kennen, denn<br />
Vergaserpannen sind eine Sache des Mechanikers.<br />
Von der ganzen Zündanlage lernt er den<br />
Unterhalt der Batterie, die Reinigung und Kontrolle<br />
der Kerzen kennen, sonst nichts. Weil er<br />
an der Lichtmaschine nichts machen darf,<br />
braucht er auch nicht zu wissen, wie sie funktioniert.<br />
Das mag etwas brüsk tönen, aber die<br />
kurze Dauer der Ausbildung gestattet wirklich<br />
nur die Vermittlung des notwendigsten Wissens<br />
und Könnens. Anderseits muss der angehende<br />
DER PANZERJÄGER IM SCHLAMM. Die ältere Garde der Motorfahrer mag sich erinnern, dass hier einmal Gras wuchs,<br />
bevor die Panzer das Kommando übernahmen.<br />
DER PARKDIENST. Schwieriger als bei den gewöhnlicheren Fohrzeugen und womöglich noch wichtiger zur Erhaltung der<br />
Marschbereitschaft an den Panzerfahrzeugen ist der Parkdienst, unter welchem Begriff man alle Unterhaltsarbeiten zusammenfasst.<br />
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