2015 nahm Schweden mehr syrische Flüchtlinge pro Kopf auf als jedes andere europäische Land. Von den 163.000 Flüchtlingen, die 2015 dort ankamen, erhielten 32.000 Asyl. Viele von ihnen zog es nach Malmö, wo bereits viele Migranten aus dem Nahen Osten leben. Das Foto wurde nachgestellt gefahren hat. Mohammad war 12 Tage unterwegs und hat 7500 Euro gezahlt. Die anderen vier Flüchtlinge sind weiter bis nach Schweden gefahren, erzählt Mohammad. Er wollte nach Wien, weil sein Bruder hier arbeitet. Über die offizielle Familienzusammenführung hat es nicht geklappt, also hat ihm sein Bruder, der als Frisör arbeitet, Geld geschickt, damit er so nach Österreich kommt. Doch nicht für alle geht die Flucht so gut aus wie für Mohammad. Oft bieten Schlepper dubiose Dienstleistungen an, an die sie sich nicht halten können. Mahir telefoniert mit einem solchen Schlepper, der anbietet, seinen Bruder mit einem gefälschten syrischen Studentenvisum von Syrien nach Kiew zu bringen. „Von Kiew kann dein Bruder dann fliegen, wohin er möchte“, verspricht der Schlepper. Als sich Mahir skeptisch gibt und nachfragt, seit wann syrische Studenten so leicht nach Europa einreisen dürften, wird der Schlepper ungeduldig: „Vertrau mir einfach, Bruder.“ Aber Mahir kennt viel zu viele Geschichten, die schlecht ausgegangen sind, wo Schlepper Flüchtlinge mitten im Wald ausgesetzt haben und sie 30 Kilometer zu Fuß über die Grenze gehen mussten, wo sie von Polizisten aufgegriffen und wieder zurück geschickt wurden. Wie im Fall der kleinen Madina kann das auch tödlich enden. Sie wurde beim Versuch, mit ihrer Mutter und fünf Geschwistern in die EU zu gelangen, von einem Zug erfasst, nachdem sie an der kroatischen Außengrenze von Polizisten aufgegriffen worden waren. Die Polizisten hatten der Familie befohlen, mitten in der Nacht zu Fuß auf einer Eisenbahnstrecke zurück nach Serbien zu gehen (Profil berichtete). Und obwohl die Flüchtlinge die Risiken kennen, werden sie immer weiter versuchen, nach Europa zu gelangen. „Alles ist besser als der Krieg in unserer Heimat“, sagt Mahir. Die Angst vor dem Krieg überschattet die Angst vor der Flucht. „Natürlich ist es gefährlich, aber in Syrien könntest du jede Sekunde sterben, da erscheint alles andere harmlos dagegen“, erzählt Mahir. Und tatsächlich, die Nachfrage lässt nicht nach. Die Mitgliedszahlen in den Facebook-Gruppen der Schlepper steigen kontinuierlich. „Mein 16-jähriger Junge ist gerade in Athen. Er will in die Niederlande – sagen Sie uns wie“, postet ein neuer User in die Facebook-Gruppe. Ein paar Minuten später antwortet auch gleich ein Schlepper: „Es gibt da eine Möglichkeit. Es würde 5000 Euro kosten. Schick mir deine Nummer und wir besprechen alles Weitere.“ In den nächsten Stunden reihen sich 54 Kommentare unter diesem Beitrag. Alle sind an dieser Route interessiert. Wie viele von ihnen den Weg nach Europa tatsächlich schaffen, bleibt fraglich. Mahir schüttelt den Kopf: „Die Flüchtlings-Euphorie von 2015 ist weg. Erst wenn jemand auf der Flucht stirbt, interessieren sich die Leute wieder ein bisschen für uns – aber dann ist es sowieso schon zu spät.“ ● * Namen von der Redaktion geändert Werner Dieterich / Westend61 / picturedesk.com, Jens Wolf / dpa / picturedesk.com, Susanne Einzenberger, bereitgestellt 28 / POLITIKA /
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