gesagt, weil ich keine Probleme bereiten wollte und weil ich Angst hatte, ihn würde dann mehr an meiner Arbeit stören.“ Beschäftigt habe sie die Situation sehr, vor allem die Message mit dem „heimlich abpassen“, die habe sie erschrocken. „Ich habe mit meinen Eltern und mit meinem Freund darüber geredet und alle waren schockiert.“ Ein anderes Mal schreibt er ihr: „I love your legs.“ Sophie versucht, ein persönliches Gespräch mit ihm zu arrangieren, das dann aber doch nicht zustande gekommen ist. „Ich wollte ihm ins Gesicht sagen, dass ich sein Verhalten unpassend empfinde und dachte, das wäre persönlich besser, weil er es dann vielleicht nicht falsch auffasst.“ Auf Anfrage erklärt die Grazer Oper: „Wo Menschen auf engem Raum intensiv miteinander arbeiten, kann es naturgemäß zu Überschreitungen persönlicher Grenzen kommen. Im Theaterbetrieb entstehen durch die inszenierte Darstellung von extremen Lebenssituationen in manchmal überzeichneten Kostümen und unter oft hoher emotionaler Beteiligung der Künstler immer wieder Situationen, die Möglichkeiten zu sexueller Belästigung bieten können.“ Es gäbe die Möglichkeiten, mit Vorgesetzten, Betriebsrät*innen, dem Betriebsarzt, der Beauftragten für betriebliche Gesundheitsförderung oder externen Psycholog*innen zu sprechen. Intendantin Nora Schmid selbst betont, sie hätte die Protokolle nicht vorliegen und: „Facebook ist ein privater Kanal.“ Zudem erklärt sie, sie hätten erst von der Situation erfahren, als Kochheim schon weg war. Laut Margarete war der Ablauf anders: „Mit der Regie-Assistentin habe ich am 4.1. persönlich gesprochen und ihr von den Nachrichten erzählt. Meinem Abteilungsleiter habe ich am 7.1. eine E-Mail mit allen Schilderungen geschrieben. Bei der Premierenfeier am 13.1. habe ich mich mit einem der Betriebsräte darüber unterhalten, am 15.1. habe ich dem Betriebsrat noch einmal alles per Mail verschickt.“ Kochheim ist am 15.1. aus Graz abgereist. Die Intendantin gibt gegenüber biber bekannt, es sei schwer, über die nächsten Schritte zu sprechen. „Ist es ein Festangestellter, dann muss ich sofort handeln, weil der oder die jeden Tag im Haus ist. Herr Kochheim ist ja in Dänemark. Der ist ja gar nicht mehr hier“, so Nora Schmid. „Sollten sich die Schilderungen meiner Einschätzung nach bewahrheiten, so werde ich sicherlich noch einmal das Gespräch suchen und meinen Standpunkt klarmachen.“ „Die Geschichte meiner Profession ist die Geschichte des Flirts“ Am 15.1. erklärt einer der Betriebsräte Margarete in einer Mail, die der Redaktion vorliegt: „Er (Anm. der Red.: Kochheim) hat vieles zweideutig gedeutet, doch im Ganzen gelesen, wird klar, wohin es hinauslaufen sollte.“ Weiters: „Du hast richtig reagiert. Wenn die anderen Kolleginnen auch so einen schriftlichen SMS-Verkehr haben, wird es schwer für ihn, hier wieder eine Produktion zu machen.“ Die Juristin bei der Gleichbehandlungsanwaltschaft, Sandra Konstatzky, erklärt die rechtliche Lage: „Im Arbeitsverhältnis ist der Arbeitgeber gemäß der Fürsorgepflicht zu Abhilfemaßnahmen gegen sexuelle Belästigungen angehalten, auch bei verbalen sexuellen Belästigungen. Das kann auch bei arbeitnehmerInnenähnlichen Arbeitsverhältnissen eingefordert werden.“ Nach der Online-Veröffentlichung dieses Artikels am 23. Jänner 20<strong>18</strong> gibt Nora Schmid gegenüber der „Kleinen Zeitung“ bekannt, Kochheim werde nicht mehr an der Grazer Oper inszenieren: „Es wird kein Folge-Engagement für Kochheim an unserem Haus geben.“ Auch der ORF Steiermark berichtet über den Fall, die Grazer Frauenstadträtin Tina Wirnsberger kontaktiert biber und bietet den jungen Frauen Unterstützung an. Ursprünglich suchte auch eine vierte Frau den Kontakt, schickte alle Protokolle und wollte über Kochheim sprechen. In letzter Sekunde sagte sie das Treffen ab, wollte nicht, dass die von ihr geteilten Gespräche veröffentlicht werden. Sie sei froh, dass er sie und die anderen Frauen nicht mehr belästigt. Aus ihren Nachrichten geht hervor, dass sie Angst vor der Reaktion der Öffentlichkeit hat. Sie möchte die ganze Sache einfach hinter sich lassen, schreibt sie zuletzt. „Leider besteht immer noch die berechtigte Sorge von Frauen, dass eine Täter/Opfer-Umkehr stattfindet“, weiß auch Juristin Konstatzky. „Frauen sind oft mit Belästigungen von ‚mächtigen‘ Männern konfrontiert und fürchten, dass sie in der Branche nicht mehr Fuß fassen können.“ Philipp Kochheim selbst empfindet sein Verhalten auch am Ende des Gesprächs nicht als unangebracht und unprofessionell. „Unprofessionell hieße, dass es außerhalb dessen ist, was in jeder Produktion passiert. Ich garantiere Ihnen - und ich bin jetzt 20 Jahre beim Theater - das passiert in jeder Produktion“, so Kochheim. „Es wird überall geflirtet und noch viel mehr und viel weniger harmlos als diese Komplimente, die ich da gegeben habe.“ ● Dieser Artikel ist am 23. Jänner 20<strong>18</strong> auf www.dasbiber.at erschienen 42 / RAMBAZAMBA /
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