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Zum Aufführungsrecht<br />
• Das Recht zur Aufführung erteilt der<br />
teaterverlag elgg, CH-3123 Belp<br />
Tel. + 41 (0)31 819 42 09<br />
www.theaterverlage.ch / information@theaterverlage.ch<br />
Montag - Freitag von 09.00 bis 11.30 Uhr & 13.30 bis 17.00 Uhr<br />
• Der Bezug der nötigen Texthefte - Anzahl Rollen plus 1 - berechtigt<br />
nicht zur Aufführung.<br />
• Es sind darüber hinaus angemessene Tantièmen zu bezahlen.<br />
• Mit dem Verlag ist vor den Aufführungen ein Aufführungsvertrag<br />
abzuschliessen, der festhält, wo, wann, wie oft und zu welchen<br />
Bedingungen dieses Stück gespielt werden darf.<br />
• Auch die Aufführung einzelner Teile aus diesem Textheft ist<br />
tantièmenpflichtig und bedarf einer Bewilligung durch den Verlag.<br />
• Bei eventuellen Gastspielen mit diesem Stück, hat die aufführende<br />
Spielgruppe die Tantième zu bezahlen.<br />
• Das Abschreiben oder Kopieren dieses Spieltextes - auch<br />
auszugsweise - ist nicht gestattet (dies gilt auch für<br />
Computerdateien).<br />
• Übertragungen in andere Mundarten oder von der Schriftsprache in<br />
die Mundart sind nur mit der Erlaubnis von Verlag und Verfasser<br />
gestattet.<br />
• Dieser Text ist nach dem Urheberrechtsgesetz vom 1. Juli 1993<br />
geschützt. Widerhandlungen gegen die urheberrechtlichen<br />
Bestimmungen sind strafbar.<br />
• Für Schulen gelten besondere Bestimmungen.<br />
"Es gibt Leute, die ein Theaterstück als etwas "Gegebenes"<br />
hinnehmen, ohne zu bedenken, dass es erst in einem Hirn erdacht,<br />
von einer Hand geschrieben werden musste.“<br />
Rudolf Joho
Werner Wüthrich<br />
Happy<br />
Ein Monodram<br />
Besetzung Ein Mann<br />
Bild Kurslokal mit Dozentenpult.<br />
«Erfolgsstrategie: Mit zufriedenen Kunden erfolgreich<br />
sein!»<br />
Harald Portner ist als Verkäufer im Bereich Unterhaltungsund<br />
Haushaltselektronik seit Jahren die Nummer eins. Mit<br />
Naturtalent und Fleiss hat er auf der Karriereleiter Sprosse<br />
für Sprosse erklommen. Die Firmenleitung will das aussergewöhnliche<br />
Talent und seine Erfahrung nicht länger allein an<br />
der Front, sondern neu auch in der Chefetage für die Ausund<br />
Weiterbildung von jungen Verkäuferinnen und Verkäufern<br />
nutzbar machen. Der Frontkämpfer mit dem Übernamen<br />
Happy stellt sich der neuen Herausforderung mit<br />
routinemässiger Motivation. Im Kurs «Marketing und Verkauf»<br />
vermittelt der Selfmademan, Erfolg sei erlernbar und<br />
schildert seinen eigenen Weg bis ins «World Wide Web», das<br />
ihm endlich die Vision des wirklich grenzenlosen Unternehmertums<br />
verheisst.<br />
«In the Web like face to face: One customer, one business!»<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
elgger schaulust 11
Person<br />
Harald Portner, genannt Happy. Ein erfolgreicher Verkäufer<br />
als Kursleiter von «Marketing und Verkauf».<br />
Ort<br />
Kurslokal für interne Ausbildung. Auf der Bühne ein<br />
Pult für den Dozenten.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 2 –
I<br />
Happy<br />
Der Dozent des Seminars «Marketing und Verkauf»,<br />
Harald Portner, in neuem Anzug und Krawatte,<br />
wartet bis die letzten Zuschauer Platz genommen<br />
haben. Er raucht eine Zigarette mit Mundstück. Er<br />
schaut die Anmeldungen für den Kurs durch, kommentiert<br />
die Unterlagen der einzelnen Teilnehmer,<br />
wühlt in Lebensläufen, Zeugnissen und Fragebogen.<br />
Hin und wieder blickt er kurz auf, um die entsprechende<br />
Person – hämisch oder mit freudigem Lächeln<br />
– im Publikum zu suchen.<br />
H. Portner zu sich, zum Teil lesend. Gut, sehr gut. Umschulung.<br />
Grosse Erfahrung. Auch diese Frau beratungsstark.<br />
Beratungsstark? Umschulung. Welcome to a new level!<br />
Unterhaltungselektronik. Er lacht. Schreibt Internetz<br />
statt Internet.<br />
Er zündet sich eine neue Zigarette an und vertieft<br />
sich wieder in ein Bewerbungsschreiben.<br />
Beiläufig, laut. Rauchen Sie ruhig. Zu sich. Noch ein<br />
ökonomischer Direktor. Ah, selbständig Erwerbender!<br />
Ausgezeichnet, ausgezeichnet. Er blättert weiter. Doch<br />
noch geschafft. Ich gratuliere. Konzeptionistin mit<br />
langjähriger praktischer Erfahrung Wo war die Dame<br />
zuletzt? Er blättert weiter. Auch ein Kollege, Betriebsrepräsentant.<br />
Tja… Amüsiert sich über den Fragebogen.<br />
«Können Sie eine Niederlage leicht hinnehmen,<br />
ohne Ihre Enttäuschung hinunterzuschlucken»? Hm…<br />
«Wie leicht fällt es Ihnen, den Standpunkt eines Mitmenschen<br />
einzunehmen?» Mein lieber Mann! Keine<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
Antwort ist auch eine Antwort. «Können Sie sich<br />
schnell anpassen, auch wenn die neue Situation<br />
schwierig ist?» Mit dem Mut der Verzweiflung. Er<br />
blättert zu einem Fragebogen zurück. Nicht beantwortet.<br />
Er sucht sich einen anderen und liest. Dem kann<br />
ich helfen. Ah! Sehr gut. «Aufsteigen durch Umsteigen».<br />
Was war der Mann? Kundenberater für Küchen-<br />
– 3 –
möbel. Herrschaften, mein Ausbildungsplan heisst Praxis.<br />
Auf geht's!<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 4 –
II<br />
Happy<br />
Harald Portner überprüft die Funktion seiner Geräte:<br />
Diverse Bildschirme, Leinwände und Lautsprecher<br />
zur audiovisuellen Vermittlung von Merksätzen,<br />
Standbildern, computeranimierten Grafiken,<br />
Tonfolgen, Film- und Musiksequenzen. Alle Geräte<br />
sowie die Raumbeleuchtung können mit einer zentralen<br />
Infrarot-Fernsteuerung bedient werden, deren<br />
Handhabung Happy perfekt beherrscht. Er drückt die<br />
Zigarette aus, greift zur Fernsteuerung und setzt die<br />
Stoppuhr in Betrieb.<br />
H. Portner Unser Seminar ist dem Thema «Marketing und Verkauf»<br />
gewidmet, und ich heisse Sie als Kursleiter zur<br />
betriebsinternen Weiterbildung willkommen. Herzlich<br />
willkommen. Sie haben sich beworben. Sie wurden<br />
ausgewählt. Sie haben bereits einen ersten Erfolg.<br />
Ladies and Gentlemen. Einen Schönengutenmorgen.<br />
Womit wir eben pünktlich begonnen hätten.<br />
Mein Name ist Harald Portner. Er verteilt Kursprogramm,<br />
Unterlagen, Schreibmaterial. Der Kurs entspricht,<br />
wie Sie gleich sehen werden, sowohl den strengen<br />
Richtlinien unseres Unternehmens, wie gleichzeitig<br />
internationalen Anforderungen. Ich lasse Ihnen<br />
das Programm verteilen. Sie alle bringen Vorkenntnisse<br />
und die notwendigen Voraussetzungen mit. Für<br />
die einen, wie ich gesehen habe, ist der heutige Tag<br />
Weiterbildung. Für andere gleich auch ein Neuanfang.<br />
Challenger and Challenge. Wir beglückwünschen Sie!<br />
Einzelne Umschulungen sind auch unter uns. So oder<br />
so, mit dem heutigen Datum beginnt ein neuer Lebensabschnitt.<br />
Er zeigt das Kursprogramm. Sie sehen, wir beschäftigen<br />
uns mit folgenden Schwerpunkten:<br />
«Der moderne Verkäufer – seine Chancen, seine<br />
Grenzen.» Erstens, zweitens, drittens… Das Programm<br />
gibt nur Stichworte. «Marketing oder Verkauf?»<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 5 –
Punkt 3: «Erfolgsstrategien. Mit zufriedenen Kunden<br />
erfolgreich sein.»<br />
H. Portner «Wer sind wir?» «Unsere Philosophie». «Corporate<br />
Identity – Schlagwort oder Wundermittel?»<br />
Ein weiterer Punkt: «Die positive Beziehung zum<br />
Geld.» Dann folgen einige Grundbegriffe:«Kurze Einführung<br />
in die Psychologie.» «Käufer und Verkäufer –<br />
eine menschliche Beziehung.» «Kundenbindung und<br />
Kommunikation.» Mit Ausführungen auch zur heiklen<br />
«Erotik des Verkaufens».<br />
«Ethik und Wirtschaft», «Ethik und Verkauf».<br />
Letzter Punkt: «Netpromotion: Online zum globalen<br />
Markt.»<br />
Wir haben ein gedrängtes Programm. Ich setze jeweils<br />
Pausen. Nachbereitung ist erwünscht. Für Abschweifungen<br />
fehlt die Zeit. Mittagspause dann von 12 Uhr 10<br />
bis 14 Uhr 00.<br />
Dieses Jahr sind in unserer Branche erneut 20'000 bis<br />
30'000 Stellen gefährdet. Dem Einzelhandel droht –<br />
laut neuesten Prognosen der OECD, der «Organisation<br />
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung»<br />
– landesweit ein Jahr der Entlassungen. Warum Sie<br />
sich hier einfinden, brauche ich nicht weiter auszuführen.<br />
Machen Sie sich Notizen. Wenn Sie Fragen<br />
haben, notieren Sie auch diese: Are you with me? Ich<br />
komme zu Punkt eins: «Unsere Philosophie».<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 6 –
III<br />
Happy<br />
Harald Portner schreitet ans Referentenpult und öffnet<br />
die erste Mappe.<br />
H. Portner «Unsere Philosophie». Er räuspert sich. «Wer sind<br />
wir?» Lange Pause, bis es ganz still ist. Wir haben das<br />
einmalige Glück, einer Traditionsfirma des Einzelhandels<br />
anzugehören. Wir haben Filialen im ganzen Land.<br />
Phantastische Läden. Die besten Produkte in Exklusivvertretung.<br />
Bei uns stimmt Preis mit Qualität überein.<br />
Bei uns stimmt alles. Denn «Unsere Philosophie»<br />
heisst: 1. Wir tun, was wir sagen. 2. Wir konzentrieren<br />
uns auf Prozesse. 3. Wir bauen auf unsere Mitarbeiter<br />
und Mitarbeiterinnen.<br />
Die wirklich wesentlichen Voraussetzungen für Erfolg<br />
und Aufstieg in unserem Beruf sind Eigeninitiative.<br />
Das Wissen, das Können und die Fähigkeit, den Blick<br />
vom Detail zu lösen und grössere Problemzusammenhänge<br />
nicht nur fachlich, sondern auch gefühlsmässig<br />
in den Griff zu bekommen. Eigeninitiative, wie gesagt,<br />
was versteht man darunter? Er wartet kurz. Kennt von<br />
Ihnen jemand ein praktisches Beispiel? Er fährt nach<br />
einer Pause fort. Sehen Sie, das ist der Grund, warum<br />
ich mich entschieden habe, heute zu Ihnen zu sprechen.<br />
Als Kursleiter und nota bene als erfolgreicher<br />
Verkäufer. Ohne persönlich zu werden: der Eigeninitiative<br />
verdanke ich sozusagen alles in meinem Leben.<br />
Wie heisst es doch in der Bibel so schön? «An ihren<br />
Taten sollt ihr sie erkennen!»<br />
Wenn wir also mit dem Kapitel «Unsere Philosophie»<br />
beginnen… Selbstverständlich bin ich kein Philosoph,<br />
jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinne. Worüber ich<br />
aber seit gut fünfundzwanzig Jahren verfüge, ist Praxis.<br />
Erfahrung an der Front. Der Verkaufsfront. Ein Leben<br />
im Dienste des Konsumenten – selbstredend auch der<br />
Konsumentin. Mein offizieller Titel ist zwar Betriebsrepräsentant:<br />
«For event marketing». Eigentlich bin<br />
ich, aber das kommt im offiziellen Titel nicht zum<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 7 –
Ausdruck, Projektmanager für die Bereiche «Promotions»,<br />
«Events and Training». «Training and Trainer»<br />
ganz im Sinne Ihrer persönlichen und beruflichen<br />
«Cultivation, Instruction and Education».<br />
H. Portner Die Front. Die Praxis. Die Verkaufspraxis ist unsere<br />
Philosophie. Und mein Zauberwort heisst: Motivation.<br />
Motivation. 1. Lust am Erfolg, 2. Wille zum Erfolg.<br />
Kurz: Motivation, Motivation und noch einmal Motivation.<br />
Kein Konzeptpapier, nicht eine Theorie und<br />
nicht eine Philosophie führt Sie zum Ziel, sondern, erstens…<br />
Er blickt fragend in die Runde. Und zweitens…<br />
Er tut es wieder – kann sich eine Bemerkung<br />
dann nicht verkneifen. Ich halte im übrigen nichts von<br />
Schulbank und Musterschülern. Are you with me?<br />
Mit Lust am Erfolg und dem Willen zum Erfolg habe<br />
ich Ihnen alles Wesentliche bereits gesagt. Gut ist<br />
daher immer – und macht mir auch besondere Freude,<br />
es zu lesen – wenn der Kursteilnehmer unter «besondere<br />
Wünsche» die beiden Wörtchen schreibt – schreiben<br />
würde: «Ich will!» Wer das auf seinem Fragebogen<br />
stehen hat, braucht sich mal vorerst über seine Zukunft<br />
keine Sorgen zu machen. Wer es noch nicht weiss, der<br />
wird es spätestens nach meinem Kurs heute abend<br />
wissen.<br />
Mit Nachdruck, einpaukend. Ob Raucher oder Nichtraucher,<br />
entscheidend ist, Sie wollen den Erfolg. Sie<br />
haben Lust auf Erfolg. Ohne jetzt abzuschweifen – in<br />
Anbetracht des Kursprogrammes könnte ich es mir gar<br />
nicht leisten – aber Tatsache ist, dass mit den beiden<br />
Wörtchen «Ich will» auch mein Leben einmal begann.<br />
Mein eigentliches Leben.<br />
Harald Portner verlässt als Kursleiter mehr und mehr<br />
das Referentenpult.<br />
Motivation. Motivation. Und noch einmal «Ich will!».<br />
Mehr brauche ich Ihnen nicht sagen. Unter uns: ich war<br />
im Einzelhandel, in dieser Firma, als Neunzehnjähriger<br />
schon eine ziemliche Nummer. Bevor ich als blutjunger<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 8 –
Happy<br />
Neuling drüben in eine dieser Nebenstellen kam,<br />
machte man dort, in unserer Zweigniederlassung, einen<br />
Umsatz von mageren zehn- bis fünfzehntausend – im<br />
Monat! Nicht am Freitag und nicht am Montag und<br />
nicht an einem einzigen Vormittag. Nach knapp zwei<br />
Jahren – Wirtschaftswunder – hatte ich, Sie werden es<br />
kaum glauben, die olle Schose auf einem Schnitt von<br />
hundertzwanzig- bis hundertvierzigtausend. Wauh!<br />
Total easy! War das Knochenarbeit!<br />
H. Portner Nicht normal, was schon damals die Konkurrenz für<br />
Anstrengungen unternommen hat: Sonderverkäufe.<br />
Aktionen. Eintausch, Umtausch. Miete-Kauf. Leasing.<br />
Shopping. So what? Challenger and Challenge. Wie<br />
hinlänglich bekannt, ist der Einzelhandel als solches,<br />
und meine Branche «High Tech, TV, PC, Net» im<br />
speziellen, weissgott overflow – überlaufen. Was sage<br />
ich «überlaufen»? Wer schliesslich die Nase vorn hat,<br />
bin ich! Sehr richtig! Man kennt da kein Pardon. Challenger<br />
and Challenge. Denn ich, stinkfrech, rufe in die<br />
versammelte Runde: Konter! Laut, dass es alle hören<br />
im Revier. Konter! Und übertrumpfe sie allesamt: Mit<br />
Super-Super-Angeboten. Mit Hits und WM-Volltreffern.<br />
Noch neueren Olympiafinals… and so on, and so<br />
forth. Angriff total!<br />
Für Harald Portner absolut kein Problem. Mit meinem<br />
Mundwerk: Tagg! Tagg! Tagg! High Tech is sun and<br />
fun! Da muss einer oder eine kreativ sein. Vor allem<br />
und allen anderen: noch initiativer, forscher, dynamischer.<br />
Bald habe ich dem Laden fünfundzwanzigtausend,<br />
dreissigtausend gebracht. Und Monat für Monat<br />
kletterte das Barometer höher: Fünfunddreissigtausend.<br />
Vierzigtausend! Nach einem halben Jahr, als<br />
der Chef das mal hörte, schaut er vorbei mit seinem<br />
alten «Plymouth» Baujahr 1953, das Armaturenbrett<br />
Holztäferung. Erkundigt sich, wer ich überhaupt sei:<br />
Wer ist dieser Mann? Ah, ja… Guten Tag.<br />
Mein Chef, inzwischen verstorben, war damals Regionalleiter.<br />
Monate später kommt er plötzlich wieder.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 9 –
Herr Kittel kommt also wieder in meinen Laden…<br />
Seine Taktik: Blitzbesuch. Ohne Vorwarnung. Kurz<br />
vorm Mittagessen. Ich lege ihm die neuesten Umsatzzahlen<br />
vor. Er sagt kein Wort. Einmal lädt er mich<br />
dann zum Essen ein. Und, beim Kaffee mit Grappa,<br />
sagt der Herr Chef nur: So, so, Portner heissen Sie! Ich<br />
blicke auf, fragend.<br />
H. Portner So, so, Harald Portner… Schweigen. Lange Pause. Wir<br />
sind alle zufrieden. Alle sehr zufrieden, H.P. H.Ä.P.<br />
Wir sind <strong>HAPPY</strong>. Pause. Blick. Wieder Pause. Er<br />
schaut mich abermals an, nippt am Glas, trinkt einen<br />
Schluck Grappa pur: <strong>HAPPY</strong>? Ich nicke. Er: Ich habe<br />
das Gefühl, man sollte mit Ihnen etwas wagen… Stille.<br />
Ich sage nichts. Blicke. Pause. Ich widerspreche nicht.<br />
Wir verabschieden uns – zwei Männer. Er ruft mir<br />
noch nach, beinahe vertraulich schon: So weitermachen,<br />
<strong>HAPPY</strong>! Und dann… Dann, der alles entscheidende<br />
Satz: Ich gebe Ihnen ab heute das doppelte<br />
Gehalt.<br />
Staubwolke. Er braust davon. Der alten Plymouth Baujahr<br />
1953 über alle Häuser. Mitsamt seiner Eichenholztäferung.<br />
Wauuh! So bin ich dagestanden. Es ist<br />
unfassbar. Ab sofort: doppeltes Gehalt. Das doppelte<br />
Salär! Das heisst, nein. Doch! Ich bin von der Lohntüte<br />
her… Mit einem Mal bin ich… Absolut crazy! Als<br />
Verkäufer, Abteilungsleiter! Abteilungsleiter! Abteilungsleiter<br />
bin ich! Ich schwöre Ihnen – es ist die<br />
Wahrheit. Abteilungsleiter! Mit doppeltem Gehalt fast<br />
schon Filialleiter! Ich… Ich bin von einer Sekunde auf<br />
die andere mein eigener Abteilungsleiter. Inoffiziell<br />
selbstverständlich! Und das ohne jede Kaderschule,<br />
ohne eines dieser ominösen Verkaufsseminare… Er<br />
verstummt mitten im Satz, überspielt den Ausrutscher.<br />
Jedenfalls… damals.<br />
Von dem Moment an änderte sich für mich alles.<br />
Können Sie sich das vorstellen: Das doppelte Salär!<br />
Das doppelte Gehalt! Das war Sugar for me! Ein Meilenstein<br />
in meinem Leben, wie das heutige Datum<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 10 –
Happy<br />
auch… Denn von diesem Moment an – Challenger and<br />
Challenge. Von da an hatte ich ein Ziel und… Das<br />
Handy piepst.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 11 –
IV<br />
Harald Portner meldet sich ungehalten am Telefon.<br />
H. Portner Ja, bitte? – Momentan, nicht. Ich rufe zurück. – Das<br />
war ja zu erwarten. – Nein, Bettina! Ja! Hier geht alles<br />
klar. – Du kennst mich ja. Er lacht.<br />
Welches Ding? Ein Ding ist ein Ding. – Ich weiss von<br />
nichts. – Du die Leute sind ganz prima, die wollen. –<br />
Die sind in Ordnung. Was bleibt ihnen anderes? –<br />
Challenger and challenge. Das ist nicht die erste Herausforderung,<br />
die ich angenommen habe. – I'm sorry.<br />
Du, ich muss. – Entschuldigung.<br />
Er klappt das Handy zu.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 12 –
V<br />
Harald Portner kehrt ans Referentenpult zurück.<br />
Happy<br />
H. Portner Wir wollen nicht abschweifen, aber ich hielt es für notwendig,<br />
gerade Ihnen heute und hier zu berichten, wie<br />
sogar ein Viertklassgeschäft – diese einstmals halb<br />
bankrotte Rumpelkammer drüben – mit Motivation<br />
wieder zu einer Kraft gemacht wurde. Zu einem bedeutenden<br />
Geschäft sozusagen. Mit Zukunft. Und<br />
schwarzen Zahlen.<br />
Unsere Philosophie also heisst: Wir tun, was wir sagen.<br />
Wir konzentrieren und auf Prozesse. Wir bauen auf<br />
unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Damit wir<br />
auch in Zukunft, unter schwierigeren Marktbedingungen,<br />
unser Ziel erreichen. Unser Ziel: Mit zufriedenen<br />
Kunden erfolgreich sein. Wir fahren weiter mit unserem<br />
Programm und kommen zu Punkt…<br />
Er nimmt sich die nächste Mappe vor, verlässt aber<br />
als Dozent gleich wieder das Referentenpult.<br />
Nein! Das muss ich Ihnen doch noch zu Ende führen.<br />
Ich bin nach dem Mittagessen mit dem Chef zurückgegangen<br />
in meinen kleinen grossen Laden. Zurück an<br />
die Front. Also, die Verkaufsfront, meine ich. Zurück<br />
in diese unscheinbare Nebenstelle. Und jetzt! Jetzt!<br />
Ging es dort richtig los: Fighting and hard fighting.<br />
Geräte setzen. Verkaufen, verkaufen! Verschieben,<br />
verballern, vermarkten. Und Stereoanlagen. And Personal<br />
Computers. Videorecorders. Armbanduhren.<br />
Vom Radiowecker, Rasierapparat bis zur Friteuse.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
Filmapparate und Projektoren. Tonbandgeräte. CD's,<br />
Schallplatten. Fernsehen! Nummer um Nummer. Modell<br />
um Modell. Stereo, Hi-Fi, Digital. CD-Rom,<br />
Telecom. Silicon Graphics, Mac, Dos. Home Video<br />
Theatre, Movie. Datenautobahnen, interaktives Kabelnetz.<br />
Teleshopping, Multimedia. Edutainment: Computerspiele<br />
fürs Kinderzimmer. Much Mega. Cyberspace.<br />
World Wide Web.<br />
– 13 –
Sie wissen, was das heisst, für uns an der Front: Ein<br />
Ziel haben. Nein? Wir sollten uns hier auch jährlich,<br />
wenn die Bemerkung gestattet ist, den neuesten High-<br />
Tech-Tower leisten.<br />
H. Portner Challenger and Challenge. Mein Umsatz steigt und<br />
steigt dann pro Monat. Ich habe immer mehr erreicht:<br />
Hunderttausend, hundertfünfzigtausend, zweihunderttausend!<br />
Habe einen Verkäufer gebraucht. Bald eine<br />
Verkäuferin mehr. Eine vierte, fünfte Kraft, für die<br />
Schallplatten. Für Personal Computer, Hardware. Software.<br />
Redifusion. Haushaltgeräte. Expandiert, expandiert,<br />
expandiert… Habe einen Servicemann bekommen.<br />
Den zweiten, dritten Techniker. Spediteure.<br />
Grössere Lieferwagen und-und-und. Die Verkaufsfläche<br />
verdoppelt, vervierfacht…<br />
Ich kann Ihnen genau flüstern, warum der Chef auf<br />
mich aufmerksam wurde! Warum er, mein Chef, mich<br />
– was glauben Sie! Motivation. Motivation. Motivation.<br />
Motivation war sein erstes und letztes Wort. Und<br />
ist auch mein Wort geworden. Das wichtigstes Wort in<br />
unserer Firma. Es ist ihm gelungen zu motivieren, mich<br />
zu motivieren. Motivation, um ans Fleisch ranzukommen!<br />
Eh… Er ärgert sich über seinen Ausrutscher.<br />
Ja! Er liebte es, mich klein zu machen. Weil er<br />
mich erziehen wollte. Ich muss wie Wachs und roher<br />
Lehm gewesen sein in seinen Händen…<br />
Er spielt kurz die Situation mit seinem Chef. Happy,<br />
herkommen! Sag einmal, dieser Spesensatz? Das ist<br />
kein Spesensatz, ist ein schlechter Witz! Für wen leben<br />
wir? Für die Kunden oder fürs eigene Portemonnaie?<br />
Gestehe! Diese Summe, kolossal überrissen! Was fällt<br />
Dir ein? Für wie blöd hältst du mich? Die kannst du<br />
nur mit Unfähigkeit rechtfertigen. So ging das zwischen<br />
ihm und mir! Aber, und das mochte er besonders,<br />
ich hielt ihm die Stange: Durch Unfähigkeit, ja?<br />
Chef, ich nehme es zur Kenntnis. Kurze Pause. Blick.<br />
Dann: Ich möchte aber immerhin feststellen dürfen,<br />
dass alle meine Vorgänger, sämtliche Kollegen Ver-<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 14 –
Happy<br />
käufer, Filialleiter eingeschlossen, noch unfähiger gewesen<br />
sein müssen. Reaktion Chef: Kein Wort. Er<br />
unterschreibt. Die Sache Spesenformular ist weg vom<br />
Tisch. Erledigt.<br />
H. Portner Und warum? Es waren meine Leistungen! Mein<br />
Schweiss und Blut! Der Mann hat mich gefördert. Gepusht.<br />
Erzogen fast, damit ich mich in der faszinierenden<br />
Geschäftswelt des Einzelhandels… Ich bin sozusagen<br />
seine grosse Entdeckung, und er war zu mir<br />
wie ein Vater… Er hat mich herausgeholt, aus dem –<br />
wie sagt man – herausgeholt aus dem Nichts.<br />
Wir bekamen mehr und mehr ein enges Verhältnis,<br />
persönlich, mein Chef und ich. Was bekanntlich mehr<br />
ist als das gleiche Parteibuch. Oder eine Mitgliedschaft<br />
im «Rotary-Club». Mein Chef lädt my person and Sue,<br />
meine damalige Freundin Susanna-Regina, nun öfters<br />
übers Wochenende zu sich ein und so weiter…<br />
Jedenfalls, ich bin sein Topmann. Und bald riefen alle:<br />
Happy – Happy – Happy! Der Name verbreitet sich<br />
sehr rasch. Unaufhaltsam. Von Laden zu Laden. An der<br />
ganzen Front. Aber auch betriebsintern. Hinauf, bis in<br />
die Chefetagen. Über Regionen und Bundesländer. Wo<br />
immer ich heute hinkomme, heisst es: Happy is coming<br />
now. Begabung ist Voraussetzung, hat mein Chef<br />
gesagt, der sehr rasch mein Talent erkannte: Begabung<br />
ist Voraussetzung, Happy. Aber du musst bei uns<br />
Nummer eins werden.<br />
Motivation. Motivation. Number one.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 15 –
VI<br />
Harald Portner zündet sich eine Zigarette an.<br />
H. Portner Jeden Freitag Nachmittag diese Sitzung beim Chef. Er<br />
spielt seinen Vorgesetzten. Ich danke Euch für die<br />
Aufmerksamkeit. Nächste Zielsetzung, Jungs: Umsatzverdoppelung.<br />
Noch Fragen? Burschen, Mädels! Bis in<br />
einer Woche! Immer: Nächste Zielsetzung, Jungs: Umsatzverdoppelung.<br />
Noch Fragen? Macht's gut an den<br />
Weltmeisterschaften! Good luck! Und Staubwolke.<br />
Weg war er, im Plymouth, Baujahr 1953.<br />
Tja. Zielsetzung. Motivation. Konkurrenz. Konkurrenz<br />
belebt. Auch die Konkurrenz der Verkaufsläden! Und<br />
des Verkaufspersonals: Wer ist, wer bleibt, wer wird<br />
number one? Ladies and Gentlemen. Ich war immer der<br />
erste. Ich bin der erste. Ich bleibe der erste – bis heute.<br />
Well, I'm Happy. Und es war beschlossene Sache, dass<br />
ich…<br />
Kurze Rauchpause. Öffnen Sie vielleicht die Fenster.<br />
Er atmet durch. I'm happy. Ehrlich! Er bläst kunstvoll<br />
ein, zwei Ringe in die Luft. Happiness is so wonderful,<br />
und ich bin absolutely… Auch eine mündliche Zusage<br />
ist eine Zusage.<br />
Er greift zum Handy und wählt. Ich bin es, Happy.<br />
Jetzt geht's besser. Wo brennt's? – Der Mann hat keine<br />
Ahnung! From Hongkong and Japanese. – Neueste<br />
Lieferung? – Aber das muss er doch wissen. – Wieso<br />
ich? – Bettina lass mich bitte aus dem Spiel. Ich habe<br />
hier Seminar. Keine Zeit, diesem Versager… – Jetzt<br />
soll er den Laden schmeissen. Mal ruhig ohne mich. –<br />
Ja! Sag' ihm das, ganz cool, mit meinen Worten.<br />
Er klappt das Handy zu, leise zu sich. Hm, jetzt lernen<br />
die ihren lieben Chef auch kennen. Ich hab's gewusst.<br />
Immer. Unfähig. Eine absolute Null. Bergner weiss<br />
nicht mal, wie Mengenrabatte geschrieben werden! An<br />
der Front herrschen ganz andere Gesetze. Da kommt er<br />
mit Lächeln und Händereiben nicht weiter. Und kann<br />
Papier produzieren so viel er will. Bergner ist eben<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 16 –
Happy<br />
nicht Kittel. Das wusste Kittel, Karl-Heinz, mein Chef.<br />
Sein Leitsatz: Wie Sie zu Ihren Ergebnissen kommen,<br />
meine Herren, ist egal. Hauptsache, Sie kommen dazu!<br />
H. Portner Das Handy piepst. Ja, bitte? – Lacht. Nein, Bettina!<br />
Ich dich doch auch. Aber sicher. – Liebes. Das war geschäftlich.<br />
– Er lacht verschmitzt. Welches Ding?<br />
Weiss von nichts. – Gefällt's dir…? Ja? Die Grösse<br />
weiss ich doch, rundum. – Neu müssen sie sein, rot und<br />
geschenkt. – Man bewundert den Gastdozenten. Das ist<br />
Fakt. – Da haben schon drei Herren und eine Dame vor<br />
dem Eingang auf mich gewartet und haben, haben nicht<br />
viel gesagt, und ich gar nichts. Nur die Hand gedrückt.<br />
Die Hand, du blödes As! Die Hand, ein Blick. Bettina,<br />
das sagt mehr als alle Worte. – Bei allem Eigenlob,<br />
mich hält man für ziemlich genial. – Höre mal, Liebes.<br />
Ein Ding ist ein Ding. Und geschenkt ist es auch. Und<br />
rot wie die Röschen. Deshalb bin ich noch kein<br />
Fetischist. – Fragt sich, wer von uns beiden raffinierter.<br />
– Ja, du fehlst mir auch. Er klappt das Handy zu.<br />
Man kann nicht überall gleichzeitig sein. Wissen Sie<br />
zufällig, wann Fussballweltmeisterschaft ist? Was das<br />
heisst, eine Fussballweltmeisterschaft, im Konkreten,<br />
für uns an der Front? Tja, wenn es nicht einmal Bergner<br />
weiss. Hochsaison. Schwerste Hochsaison. Da<br />
heisst es anfassen, zuschlagen! Schwerarbeit! Zackzack-zack!<br />
Gerät um Gerät. Sommerolympiade. Winterolympiade.<br />
Weltmeisterschaften. Championsleague.<br />
Worldcup. Geräte verhacken! Ja, ja, ja, das sind Tage.<br />
Tage und Nächte, sage ich Ihnen. Da läuft alles rund.<br />
Das hat man noch nicht erlebt, wenn das Fussball-<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
Fieber ausbricht! In meinen Zweigstellen gehen pro<br />
Match zwanzig, dreissig Stück zusätzlich! Obschon der<br />
Markt hart umkämpft ist. Ab Stange. Alles fabrikneue.<br />
TV-Geräte. Nur noch Grossbild, Stereo. Die geben<br />
Umsatz, nicht die Zweit- und Drittgeräte. Meine berühmten<br />
Umsätze. Und steigern sich von Ausscheidungsspiel<br />
zu Ausscheidungsspiel: Achtelfinals. Viertelfinals.<br />
Halbfinals. Endspiel!<br />
– 17 –
Unsere Philosophie heisst Praxis, und meine Philosophie<br />
insbesondere…<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 18 –
VII<br />
Happy<br />
Harald Portner geht zurück an das Pult und öffnet<br />
eine neue Mappe.<br />
H. Portner «Der moderne Verkäufer – seine Chancen, seine Grenzen,<br />
seine Erfolgsstrategien»<br />
Ladies and Gentlemen. Sie bringen, wie schon gesagt,<br />
für Marketing und Verkauf die optimalen Voraussetzungen<br />
mit. Und ich bereite Sie bestmöglichst auf die<br />
neue Herausforderung vor. Ihr Erfolg ist die Praxis.<br />
Das wissen Sie, das weiss ich. Und der Schlüssel zu<br />
unserem Erfolg heisst: Motivation, Motivation und<br />
noch einmal Motivation. Aber natürlich werden Sie<br />
Ihre künftige Aufgabe meistern! Keine Frage. Zeigt ins<br />
Publikum. Sie und Sie und auch Sie! Dafür garantiere<br />
ich mit meinem Seminar und meiner Person. Happy is<br />
coming now. Denn wir behandeln heute eine ganze<br />
Reihe neuester Gesichtspunkte und Strategien. Keine<br />
Details, keine unwichtigen Einzelheiten. Es geht um<br />
die «unité de doctrine» unserer Unternehmensgruppe.<br />
Nicht mehr und nicht weniger.<br />
Wir rufen sie uns noch einmal in Erinnerung, unsere<br />
drei Leitsätze, die da sind: 1. Wir konzentrieren uns auf<br />
Prozesse. 2. Wir bauen auf unsere Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter. 3. Wir tun, was wir sagen. Und die<br />
Zielsetzung? Blickt fragend ins Publikum. Richtig:<br />
Mit zufriedenen Kunden erfolgreich sein. Are you with<br />
me?<br />
Ob wir uns Verkäuferin, Verkäufer oder Manager for<br />
Marketing nennen, Verkaufen heisst immer… in Beziehung<br />
treten. Eine Beziehung aufbauen zur Kundin,<br />
zum Kunden. Der Mensch tritt in Beziehung zum<br />
Menschen. Sie und Sie und ich: Der Mensch existiert<br />
nicht allein. Der gute Verkäufer, die erfolgreiche<br />
Verkäuferin hat daher Menschenkenntnis. Menschenkenntnis<br />
– auch was die eigene Person betrifft.<br />
Menschenkenntnis haben ist das ganze Geheimnis des<br />
Verkaufens. Menschenkenntnis heisst Erfolg haben an<br />
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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 19 –
der Front. Und Menschenkenntnis ist Charakterkenntnis.<br />
Wir rufen uns die Situation in einem Laden, einem Geschäft,<br />
kurz in Erinnerung: Verkaufen besteht aus den<br />
vier wesentlichen Komponenten, die da sind: 1. Der<br />
Ware, also unserem Produkt. 2. Ihnen, der Verkäuferin,<br />
dem Verkäufer. 3. Einem Kunden. Und 4. Das müssen<br />
Sie wissen, dürfen es aber gleich wieder vergessen:<br />
dem Ladentisch. Er zeigt diese Grundsituation, spielt<br />
dann mit ihr.<br />
H. Portner Ziel eines jeden guten Verkäufers ist es, eine konfliktfreie<br />
Atmosphäre zwischen sich und dem Kunden zu<br />
schaffen. Bauen Sie daher den Ladentisch ab. Entfernen<br />
Sie alles Unfreundliche, Störende, Fremde zwischen<br />
Ihnen und der Kundin, dem Kunden. Treten Sie<br />
direkt, das heisst: persönlich in Beziehung mit dem<br />
Kunden. Selbstverständlich nicht distanzlos, nicht aufdringlich.<br />
Sondern, wie sagt man, von Mensch zu<br />
Mensch. Projektionen. Sie sehen hier Ladentisch,<br />
Kunde, Verkäufer, Produkt. Und hier: Nicht Konflikt,<br />
sondern Harmonie. Bedenken Sie immer: Verkaufen ist<br />
nie ein Drama. Je konfliktfreier ein Verkauf, je erfolgreicher<br />
der Verkäufer. Auch wenn ich der Meinung<br />
bin, dass Verkaufen nicht lernbar ist. Er ärgert sich<br />
über den Ausrutscher. Das gerade wollte ich nicht<br />
sagen. Entschuldigung. I'm sorry.<br />
Vielmehr bin ich der Meinung, dass Harmonie erlernbar<br />
ist. Den Ladentisch abbauen im Verkauf ist erlernbar.<br />
Dem Käufer zum Erfolg verhelfen ist erlernbar.<br />
Noch einmal unsere Grundsituation: Kunde, Verkäufer,<br />
Produkt, Ladentisch. Ladentisch ist eine vernachlässigbare<br />
Komponente. Und Verkaufen heisst in Beziehung<br />
treten. Der Mensch tritt in Beziehung zum Menschen.<br />
Aufgepasst! Wir überlegen jetzt: Wer will in unserer<br />
Beziehung von wem etwas? Richtig! Der Käufer. Der<br />
Konsument. Er ist primär der Aktive. Er will. Und<br />
nicht Sie oder ich. Nicht der Verkäufer. Nicht der Ladentisch.<br />
Der Käufer macht den ersten Schritt. Er be-<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 20 –
Happy<br />
tritt Ihren Laden. Er will eine Blume kaufen. Ein Fernsehgerät.<br />
Oder was auch immer. Ein Kilogramm Salz.<br />
Dieses Produkt hier, wenn Sie wollen. Der erste Schritt<br />
hat er gemacht, aber jetzt… Jetzt ist es an Ihnen, ihn<br />
dabei zu unterstützen, ihm, wenn sie wollen, zu<br />
«helfen». Damit er das Gerät, das Kilo Kartoffeln, den<br />
Blumentopf nicht bei der Konkurrenz kauft.<br />
H. Portner Ein guter Verkäufer ist nicht nur ein hervorragender<br />
Menschenkenner, ein Topverkäufer ist auch ein Menschenfreund.<br />
Ein Liebender. Ein Liebhaber, nicht im<br />
falsch verstandenen Sinn. Ich komme gleich auf die<br />
persönlichen Gefühle und ihre Problematik zu sprechen.<br />
Im Abschnitt «Gibt es eine Erotik des Verkaufens»<br />
mit Fragezeichen. Der geneigte Zuhörer merkt,<br />
dass wir uns der Frage, mit der Sie sich bereits im Fragebogen<br />
beschäftigt haben, annehmen: «Wie wirke ich<br />
auf andere Menschen?»<br />
Ich habe in meinen fünfundzwanzig Jahren mit Hunderten<br />
von Kolleginnen und Kollegen an der Front zusammengearbeitet.<br />
Ich kenne, gelinde gesagt, jedes Exemplar<br />
diesseits und jenseits des Ladentisches. Jeden<br />
Typus «Verkäufer» und jeden Typus «Käufer», im Sinne<br />
von Kundin oder Kunde. Verstehen Sie: ich schaue<br />
links, ich schaue rechts. Ich schaue nach vorn, ich<br />
blicke zurück. Was sehe ich?<br />
Kastanienbraune, lange Haare. Grüne Augen. Der<br />
Mund. Er spielt eine Kollegin und kommentiert. Blendend<br />
weisse Zähne. Eine Kollegin zum Anbeissen.<br />
Beste Schulzeugnisse. Fachlich weiss die ein Vielfaches<br />
mehr als ich. Eine Topfrau. Er demonstriert,<br />
wie die Kollegin sich bewegt. Im Verkauf können Sie<br />
die Dame vergessen. Mannequins gehören auf den<br />
Laufsteg. Und Puppen ins Schaufenster. Unglaublich,<br />
aber wahr. Die gute Frau war zu schön für den Verkauf.<br />
Sie bringt es auf fünf, sechs Heiratsanträge pro<br />
Tag, aber setzt nicht ein einziges Gerät. Absolut tragisch.<br />
Aufgepasst! Was ist passiert? Nicht das gewisse<br />
Etwas ist ihr zum Verhängnis geworden, nicht ihr ma-<br />
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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 21 –
kelloses Make up. Und auch nicht das wunderbare Parfüm.<br />
Sie ist am eigenen Unwissen gescheitert. Am<br />
Unwissen über die Gegenseite.<br />
Sie, meine Damen und Herren, werden Ihre Schönheit<br />
beim Bedienen nicht hinterm Berg halten. Aber Sie<br />
werden durch mich jetzt aufgeklärt über die richtige,<br />
korrekte Behandlung von Kundschaft.<br />
H. Portner demonstriert einen abgelöschten, müden Verkäufer.<br />
Ein ganz anderer Fall. Genau. Hängende Schultern.<br />
Schlurfender Gang. Keinen Elan. Keine Kraft, die Beine<br />
zu heben. Müde bin ich, geh zur Ruh. Mit so einem<br />
Gesicht ist kein Blumentopf zu gewinnen. Damit komme<br />
ich wieder, und es wird nicht das letzte Mal sein,<br />
auf einen meiner Kernsätze zurück, der da lautet: Motivation,<br />
Motivation. Ich will.<br />
Ich will Erfolg haben. Ich habe Spass am Verkauf. Ich<br />
bin ein überzeugter Verkäufer. Ich bin der geborene<br />
Verkäufer. Bin die geborene Verkäuferin. Sehen Sie,<br />
wenn Sie als Verkäufer Spass haben, haben Ihr Kunde,<br />
Ihre Kundin auch Spass. Das überträgt sich unweigerlich.<br />
In unserer Beziehung. Was Sie an der Front empfinden,<br />
im Positiven wie Negativen, wird auf den Kunden,<br />
und jeder Kunde ist ein Käufer, übertragen. Verkaufen<br />
muss Spass machen. Kaufen muss Spass<br />
machen. Und, was Ihnen und Ihrer Kundschaft Spass<br />
macht, wird Freunden und Bekannten und Verwandten<br />
weiter empfohlen. Das geht wie ein Lauffeuer. Ein<br />
Steppenbrand kann entstehen. So kommen Sie zu ständig<br />
mehr und mehr Kundschaft. Werden Sie auch Happy.<br />
Und kommen erst noch, nota bene, zu Ihrem…<br />
Genüssliche Geste des Geldzählens.<br />
Rauchpause.<br />
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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 22 –
VIII<br />
Happy<br />
Harald Portner zündet sich eine Zigarette an.<br />
H. Portner Geld ist übrigens nie Selbstzweck. Geld ist Glück.<br />
Selbst der berühmte französische Philosoph Jean-<br />
Jacques Rousseau, der mit «Zurück zur Natur!», hat<br />
gewusst: «Geld, das man besitzt, ist Mittel zur Freiheit,<br />
dasjenige, dem man nachjagt, Mittel zur Knechtschaft.»<br />
Ich will jetzt nicht dem Programm vorgreifen. Wie Sie<br />
dem Kursprogramm entnehmen, sind der Fortuna und<br />
der Beziehung zum Geld ja eigene Kapitel gewidmet:<br />
«Das Glück des Tüchtigen». Ich habe immer Glück<br />
gehabt mit meinen Leuten. Wir waren ein Team der<br />
Top Ten. Team wird bei mir überall, in Beruf, Freizeit<br />
und Familie, gross geschrieben.<br />
If at first you don't succeed, try, try, try again. Sie<br />
kennen den Unterschied zwischen einem Optimisten<br />
und einem Pessimisten? Genau: Der Optimist sieht in<br />
jeder Schwierigkeit eine neue Chance, der Pessimist in<br />
jeder Chance eine neue Schwierigkeit. Immer ein<br />
Team, immer phantastische Filialen, verstehen Sie.<br />
Auch meine Jungs und Mädels dort sind Optimisten<br />
und das nicht ohne Grund. Er bietet sein Handy an.<br />
Fragen Sie meine Sekretärin! Rufen Sie meine Mitarbeiter<br />
an. Ungeniert. Die Kolleginnen und Kollegen.<br />
In meinen Geschäften und Filialen vertraut jeder jedem:<br />
Produzent/Exporteur; Exporteur/Importeur; Importeur/Zentrallager<br />
und Depot.<br />
Und meine Leute im Laden wiederum. I'm happy mit<br />
der Firma. Dem Team. Der Leitung. Mit meinem Umsatz,<br />
selbstverständlich auch mit meiner neuen Aufgabe<br />
hier. Das ist der glücklichste Tag meines Lebens –<br />
jedenfalls bis jetzt. Aber, was weiss ein Aufsichtsrat<br />
schon vom Verkaufen! Was haben diese intellektuell<br />
Gebildeten für Vorstellungen von der Front. Okay,<br />
Okay, keine Intrigen, abgemacht! Keine kritischen<br />
Anmerkungen. Keine Politik. Keine Probleme. Wir<br />
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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 23 –
sind eine Firma. Verkaufen Geräte. PC, Video, TV.<br />
Wie gesagt, ich bin Optimist und very happy.<br />
Ohne Wachstum keine Arbeitsplätze. Keinen Wohlstand.<br />
Ohne Entfaltung keine glücklichen Mitarbeiter.<br />
Keine Befriedigung. Ich jedenfalls, finde das.<br />
Die Leute schaffen sich Probleme manchmal. Und<br />
dann will man uns, uns, womöglich noch weismachen,<br />
Probleme gehörten zum Leben, nicht wahr? Sie! Ich<br />
habe in meiner Zweigstelle eine Kollegin gehabt. Typ<br />
Marilyn Monroe. Eine Verkäuferin. Die hat doch tatsächlich<br />
einmal behauptet: Je mehr Probleme, desto intensiver<br />
das Leben! Mh! So hat sie auch alles und alle,<br />
na ja, buchstäblich verrückt gemacht. Sowas kann nicht<br />
gut gehen, auf die Dauer. Wir sind eine anständige Firma,<br />
habe ich zu ihr gesagt. Meine Zweigniederlassung<br />
ist eine Filiale und kein Verkehrshaus. Meine Verkäufer<br />
und ich, wir sind keine Kostverächter. Aber<br />
nach der Affäre mit der Monroe habe ich zu meiner<br />
Frau gesagt: Gaby, habe ich gesagt, da hast du es<br />
wieder. Gewissen Leuten, Gabriela, geht es einfach zu<br />
gut. Anyway, Geschichten, Geschichten.<br />
H. Portner Bei uns an der Front lernen Sie die Leute kennen!<br />
Auch unter der Kundschaft, ich sage es Ihnen offen.<br />
Junge, Junge. Wenn ich daran denke. Mich an all die<br />
Sachen erinnere, die einem so passiert sind. Im Geschäft<br />
und erst bei Anlieferung der Ware. Geschichten<br />
mit Kundinnen und Kunden. Unter dem Stichwort:<br />
Service. Geschichten. Was erzähle ich: ganze Romane!<br />
Oh, my God!<br />
Ich habe auch Familie und so, missverstehen Sie mich<br />
nicht. Aber es gibt viele – wie soll ich das formulieren<br />
– einsame Herzen, wenn ich dem so sagen darf. Wir<br />
Verkäufer haben immer etwas Psychologisches. Das<br />
brauchen Sie nämlich, wenn Sie an der Front sind und<br />
Erfolg haben wollen. Ich jedenfalls, I'm happy über<br />
meinen neuen Lebensabschnitt. Schliesslich habe ich<br />
bis jetzt gedient. Gedient, gedient und mich still ver-<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 24 –
Happy<br />
halten. Gearbeitet, gemäss der Philosophie ihrer Firma.<br />
Ich habe mich kein einziges Mal vorgedrängt.<br />
Er springt wie von der Tarantel gestochen auf, dreht<br />
die Zigarette aus und eilt ans Dozentenpult. Dort<br />
öffnet er rasch mehrere Mappen.<br />
H. Portner halblaut zu sich. Ich habe gedient! Dienen, dienen der<br />
Kundin, dem Kunden. Ist auch einziger Zweck der<br />
Firma, ehrlich! Ihr Zweck. Mein Zweck. Unser aller<br />
Streben. Was ist Corporate Identity? Vor allem, wie<br />
hilft Corporate Identity uns im Verkauf? Jedermann, ob<br />
Jung oder Alt, ob Frau oder Mann, kennt unser Logo,<br />
weltweit. Ausarbeitung des jährlichen Marketingplans.<br />
Vorausberechnung von Umsatz und Gewinn. Überwachung<br />
der Zielsetzungen. Der vorausberechneten<br />
Umsätze, Gewinne. Marktforschung. Marketingstrategien.<br />
Erweiterung des Produkteangebots. PR und Management.<br />
Koordinierte Werbung. Promotion. Management<br />
Verpackung. Produkteentwicklung. Vertrieb.<br />
Verbraucherforschung. Das schenken wir uns, im Augenblick.<br />
Die «Einfühung in die Psychologie» machen<br />
wir gleich anschliessend.<br />
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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 25 –
IX<br />
Harald Portner schliesst die Mappen und tritt ruhig<br />
vor das Pult.<br />
H. Portner laut zum Publikum. Ladies and Gentlemen, Verkaufen<br />
heisst die Menschen kennen. Die Menschen, mit ihren<br />
Tiefen und Oberflächen. Menschen, in all ihren Facetten,<br />
Ecken und Kanten. Jeder gute Verkäufer ist ein<br />
grosser Menschenkenner. Das steht zwar hier nicht in<br />
den Unterlagen. Aber ich weiss, wovon ich rede. Aus<br />
Erfahrung nämlich. Die praktische Erfahrung ist noch<br />
immer die beste Schule des Verkäufers.<br />
Standardsituation Verkauf und Marketing. Das Personal:<br />
der Verkäufer. Ein Kunde. Unbekannt. Ort des Geschehens:<br />
die Front.<br />
Er demonstriert. Die Ladentüre öffnet sich. Als Verkäufer.<br />
Was darf es sein? Er unterbricht sein Spiel<br />
und kommentiert. Schon falsch. Erst Motivation.<br />
Ladentüre geht. Kurz überlegen: Hauptziel? Ausweichoder<br />
Mindestziel. Bedürfnisse und Ziele des Kunden.<br />
Wahrscheinliches Verhalten des Kunden. Überzeugungsphase<br />
erst starten, wenn Zielrichtung bekannt.<br />
Also noch einmal: Verkaufstraining. Standardsituation.<br />
Ein Verkaufsgespräch? Wagt es niemand? Verkaufen<br />
is sun and fun! Ich kann und werde Sie überzeugen!<br />
Passen Sie auf! Ich zitiere Goethes «Faust»: «Grün ist<br />
des Lebens goldner Baum.»<br />
Er hängt seine Jacke über den Stuhl und spielt Verkäufer<br />
und Kunde. Verkäufer, ein Kunde, unbekannt.<br />
Ladentüre. Als Verkäufer. Was darf es sein? Er unterbricht<br />
sich erneut. Kundentypus! Den Kundentypus ja<br />
nicht vergessen. Die ganz verschiedenen Argumente<br />
zur Zielerreichung. Ihren Verhandlungsspielraum. Taktiken.<br />
Mögliche Gegenreaktionen. Dabei immer wieder:<br />
mein Hauptziel ist… Meine Zielsetzung… Wieder<br />
als Verkäufer. Was darf es sein? Haben Sie's auch<br />
schon mal versucht? Sehen Sie. Den Konsum- oder<br />
Kundentypen richtig behandeln und kennen, heisst<br />
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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 26 –
Happy<br />
mehr umsetzen. Mehr verkaufen. Mehr verdienen.<br />
Noch nie, seit der Vertreibung von Adam und Eva aus<br />
dem Paradies, ist der Kunde derart umworben worden.<br />
Sie! Ich weiss nicht, warum Sie schon wieder lachen.<br />
In der Praxis tritt ein Kundentyp selbstverständlich<br />
nicht reinrassig auf. Personal: wie gehabt. Ort: die<br />
Front.<br />
H. Portner spielt einen souveränen Kunden. Dabei steigt er<br />
zuweilen aus der Rolle, um zu kommentieren, spielt<br />
bald Kunde, bald Verkäufer. Richtig! Der «Alles- oder<br />
Besserwisser». Gehört zur Gattung Preis-Junkie: Sucht<br />
die billigsten Preise und investiert dafür auch Zeit. Er<br />
weiss alles. Hört alles. Sieht alles. Verfügt zum Teil<br />
über ein passables bis glänzendes Fachwissen. Hat auf<br />
alles und jedes eine passende Antwort bereit. Halt, halt<br />
Stop! Ein Fall für Happy. Da heisst es Abkürzen. Den<br />
Mann möglichst kurz halten. Auch die Fragen. Als<br />
Verkäufer. Kaufen Sie…? Nehmen Sie das Auslaufmodell<br />
oder das neueste Notebook? Haben Sie…?<br />
Führen Sie…? Bar oder Check? Kein Skonto, nein.<br />
Er spielt einen sehr schüchternen Kunden. Herr<br />
«Schüchtern», wo haben wir ihn? Ganz, ganz anders.<br />
Vorsicht, Vorsicht, Porzellan! Ist so leicht zu irritieren.<br />
Dem scheuen Kunden ist die Rolle eines Käufers<br />
immer peinlich. Wieder als Kunde. Ja, aber? Dass er<br />
noch eine Frage hat, wie wohl… Und zwar… Lieber<br />
schweigt er. Möchte er sich noch entschuldigen, dass er<br />
überhaupt zur Welt gekommen ist. Sehen Sie! So ist es.<br />
Ihm geben wir jetzt mal ein paar Streicheleinheiten.<br />
Spreche ihm Anerkennung zu. Als Verkäufer. Das<br />
sehen Sie vollkommen richtig. Och ja! Da bin ich jetzt<br />
noch gar nicht draufgekommen. Aber, doch, doch! Sie<br />
haben vollkommen recht. Originalton Chef: Nicht ausgesprochenes<br />
Lob beim Schüchternen ist entgangener<br />
Umsatz! Ein Tip von Happy: Vertreter dieser Population<br />
sind meistens Alte. Eine aussterbende Generation.<br />
Mussten in jungen Jahren starken Verzicht üben.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 27 –
Wen haben wir denn da…? Er spielt den arroganten<br />
Kunden. Ist das Ihre ganze Auswahl? Führen Sie nur<br />
zwei Marken? Wo sind die neuen Produkte aus Frankreich,<br />
aus Schweden? Kann ich mal den Abteilungsleiter<br />
sprechen? Der versucht Sie aber ganz schön, mit<br />
spitzen Bemerkungen zu legen. Oder zumindest auf<br />
den Zahn zu fühlen. Der Arrogante: Kopf oben. Ist<br />
überheblich. Eigentlich findet er es unter seiner Würde,<br />
dass er oder sie noch selber einkaufen muss. Dieser<br />
Kundschaft werden Sie nur mit einer knallhart angewendeten<br />
Ja-aber-Technik beikommen. Als Verkäufer.<br />
Vollkommen richtig, nur müssen Sie bedenken… Sie<br />
haben recht, allerdings ist dann zu berücksichtigen,<br />
dass…<br />
H. Portner Ah! Da haben wir ein ganz seltenes Exemplar! Er<br />
spielt den listigen Kunden. Der sogenannt «Listige».<br />
Geschickte Rhetorik, überzogene Fragetechnik. Sein<br />
erster und oberster Grundsatz lautet: Angriff ist die<br />
beste Verteidigung. Bei diesem Ausfrager-Typ hilft nur<br />
eines: Ruhe bewahren. Bei ihm kann und darf man,<br />
ausnahmsweise, ein klares Nein von sich geben. Der<br />
muss nämlich mal wissen, dass er nur in gewissen<br />
Grenzen mit Ihnen spielen kann.<br />
Sie und Sie allein sind Verkäufer! Übrigens, das müssen<br />
Sie sich gleich vom Anfang an bewusst sein: Jede<br />
Kundin, jeder Kunde sucht Ihre Schmerzgrenze. Will<br />
wissen, wie weit er oder sie gehen kann. Klartext beim<br />
«Listigen»: Ihn gleich erinnern, dass Sie ja schliesslich<br />
das Gerät, die Software oder was auch immer haben,<br />
auf das dieser Kunde nicht verzichten will. Spielt den<br />
souveränen Verkäufer. Verstehe schon. Absolut richtig,<br />
mein Herr. Sie wollen doch für Ihr Geld das Optimum.<br />
Kein Problem! Jedenfalls nicht für mich. Wir<br />
scheuen keinen Preisvergleich mit der Konkurrenz. Sie<br />
haben Zeit. Genug Zeit. Jede Menge Zeit. Der zählt zu<br />
den Glücklichen dieses Landes. Ich gratuliere! Ganz<br />
wie Sie wünschen. Wie Sie wollen. Machen Sie den<br />
Preisvergleich. Gehen Sie nur ruhig morgen noch zum<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 28 –
Happy<br />
Interdiscounter. Aber eines sage ich Ihnen heute schon,<br />
Sie werden zu mir zurückkommen. Ich habe zuhause<br />
auch dieses Gerät.<br />
H. Portner Und erst, was mein Service betrifft. Doch, doch. Ich<br />
kenne die Preise der Discounter und Warenhäuser,<br />
auch die Bedienung dort. Bitte, ich zeige es Ihnen!<br />
Kommen Sie nach Ladenschluss mit mir nachhause!<br />
Sehen Sie! So ist es. Ich gebe Ihnen jetzt einen guten<br />
Rat: Sie gehen zur Konkurrenz und machen ihren<br />
Ware/Preis-Vergleich. Alles klar? Ich? Warum sollte<br />
ich Sie anlügen? Genau! Spätestens nach einer Stunde<br />
sind Sie wieder bei mir im Landen. Sie werden in der<br />
ganzen Stadt kein besseres Gerät finden, suchen sie<br />
ruhig bis nach Sizilien und bis zum Ural. Top! Sie<br />
haben gewonnen: Dann können Sie also gleich mein<br />
Gerät… And so on, and so forth.<br />
Der «Pedant». Der «ewige Nörgler». Der «Konsum-<br />
Junkie», ein Weltmeister im Geldausgeben solange er<br />
kann. Der «Dickfellige». Der «Dinosaurier». Der «Moratoriumstyp»:<br />
besitzt alles, was er braucht, und überspringt<br />
eine, zwei Produktegenerationen, bis er mal etwas<br />
Neues kauft.<br />
Der «Aggressiv-Streitsüchtige». Wo haben wir ihn?<br />
Fast typisch! In den hinteren Reihen: Meist schlecht<br />
gelaunt. Lacht hämisch. Provoziert, um sich anschliessend,<br />
nach der Première, im Misserfolg der andern zu<br />
sonnen. Da hilft nur eines: Kalte Schulter. Nicht<br />
einmal ignorieren.<br />
Er spielt wieder den Verkäufer und den Kunden. Ja<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
kein Streitgespräch! Oder gar Tabuthemen im Verkauf,<br />
die da bekanntlich sind: Sport. Religion. Alter. Tagespolitik.<br />
Politik ganz allgemein. Er demonstriert. Sich<br />
kurz fassen. ihm zwar aktiv zuhören, nicken zwischendurch<br />
mit dem Kopf, um anzudeuten, wie sehr Sie seinen<br />
Ausführungen folgen. Selber verwenden Sie kurze,<br />
präzise Formulierungen, um anzudeuten, dass Sie mit<br />
dem Kunden übereinstimmen: Mmmh! Stimmt! Sie<br />
meinen damit sicherlich… Verstehe Sie sehr gut!<br />
– 29 –
K-i-s-s, Keep it short and simple. All right, that's it.<br />
Alles klar? Sie müssen nur an sich glauben. An sich einerseits<br />
und unsere Produkte andererseits. Sie müssen<br />
von unseren Produkten, von unserer Firma restlos<br />
überzeugt sein. Auf dem Bildschirm erscheint und ertönt<br />
der Merksatz. Nur wer selber überzeugt ist, kann<br />
Kundschaft überzeugen.<br />
H. Portner High Tech is sun and fun! Wir sind das führende Fachgeschäft.<br />
Wir allein sind die Nummer eins für TV,<br />
Video, Hi-Fi, Radio, Disco, Foto, Computer und-undund.<br />
Weil wir Partner sind. Easy, very easy, sag ich.<br />
Sie/Ich, Kaufen/Verkaufen. Vielleicht verstehen Sie<br />
mich jetzt: Ein Mann an der Front kommt nur durch<br />
seine Umsätze zu seiner Stellung. Durch Umsätze,<br />
Umsätze und: nochmals Umsätze. Bewusste Pause.<br />
Und sonst gar nichts. Ob Food, oder No-Food, einer<br />
zählt nur, was er setzt. Wie viele Stücke er setzt. Pro<br />
Stunde, pro Tag, pro Woche, im Jahr. Wie viele hundert,<br />
tausend, zehn- und hunderttausend Geräte. All<br />
present and correct. Verkaufen/Kaufen: It's your game.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 30 –
X<br />
Happy<br />
Harald Portner zündet sich eine Zigarette an. Stille.<br />
Er betrachtet seine Jacke, die als «Kunde» über dem<br />
Stuhl hängt.<br />
H. Portner eher zu sich. Das bin ich, ja, Verkäufer. Das bin ich. In<br />
einem weit grösseren Umfang, als ich es mir bewusst<br />
war, bisher. Ich habe mein Leben lang verkauft.<br />
Was willst du einmal werden, Harald? – Was mein<br />
Vater war, nur besser. Erfolgreicher.<br />
Und was bist du geworden, Häp? – Verkäufer! Beruf:<br />
Verkäufer. Telefonbuch: Verkäufer. Steueramt: Verkäufer.<br />
Trauschein: Verkäufer. Lebensversicherung:<br />
Verkäufer.<br />
So toll ist es: Läden, Läden, Läden! Soweit das Auge<br />
reicht. Einfach toll! Die Welt eine einzige Ladenstrasse.<br />
Und ich ihr Verkäufer. Number one. Verkaufen<br />
heisst leben. Und leben heisst… Ja, das bin ich! Bin<br />
Verkäufer! Bin ein Warenumschlagplatz. Dazu stehe<br />
ich! Ich verkaufe PC, Video, TV! Aber Sie? Was verkaufen<br />
Sie denn?<br />
Der Mensch, ein Einkäufer und Verkäufer. Der<br />
Mensch, ein Umschlagplatz! Wahnsinn, was so ein Leben<br />
ist. Aber das wichtigste ist und bleibt der Mensch.<br />
Die vordringlichste Aufgabe, die wir zu erfüllen haben,<br />
ist der Dienst am Kunden. An der Kundin, dem Kunden.<br />
Wer will das bestreiten? Was könnte ich Ihnen<br />
noch sagen? Unsere Firma hat genug Geschäftsfilialen.<br />
Die Geschäfte haben Platz genug für uns alle. Wer bei<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
uns eintritt, wird nicht enttäuscht. Nie. Meine Damen,<br />
meine Herren, es liegt somit also an Ihnen, welche<br />
Stelle sie einnehmen werden: diejenige des Verkäufers,<br />
oder, auf der anderen Seite des Ladentisches, die des<br />
Kunden. Eine jede und ein jeder nimmt in unserer<br />
Firma denjenigen Platz ein, der ihm zusteht. Brauchen<br />
können die uns alle. Niemand muss sich fürchten.<br />
Weder als Verkäufer, noch als Kunde.<br />
– 31 –
Hauptsache… Er geht zum Stuhl und wendet seine<br />
Jacke. Kaufen, Verkaufen. Im ernst: Mir hat bis heute<br />
noch nie jemand dreingeredet. Auch mein Chef nicht.<br />
Warum? Ich habe seit Jahren, stets und immer, die<br />
meisten Geräte plaziert. Sommer, Winter, auf jeder<br />
Stufe. In allen Bereichen und Belangen. Als Verkäufer.<br />
Als Abteilungsleiter. Als inoffizieller Geschäftsführer.<br />
My business ist nichts für rohe Eier. Wer in unserer<br />
Branche Freispiele machen will, muss ran an Speck<br />
und Fleisch! Wer hier steht wie ich, Tag für Tag an der<br />
Verkaufsfront, darf sich keine Blösse geben. Nicht<br />
einen Sekundenbruchteil und nicht eine Hundertstelssekunde.<br />
Stahlhart. Konzentriert. Gnadenlos. Ein Fight<br />
auf Leben und…<br />
H. Portner hält inne, ruhig. Eines müssen sie sich aber merken:<br />
Wir haben ein Netz. Wir können nicht fallen. Es gibt<br />
ein Netz. Bäume können in den Himmel wachsen. Das<br />
gibt mir Sicherheit. Ein Netz, auf das Verlass ist.<br />
Lassen wir das. Ich will mich ja vor Ihnen nicht produzieren.<br />
Harald Portner hat das gar nicht nötig! Happy!<br />
Du bist ein absolutes Verkaufsgenie. Sun and fun, haben<br />
sie alle gesagt. Alle. Mein Chef. Seine Sekretärin.<br />
Sogar die eigenen Kolleginnen und Kollegen! Als sie<br />
gesehen haben, was ich bringe. Yes! Yes! A great<br />
story! Ich mache plötzlich mehr Umsatz in unserem<br />
Laden als das Hauptgeschäft! Verstehen Sie: Mein Job<br />
ist Verkaufen. Und dabei will ich der beste sein: Want<br />
to be a winner. Als Verantwortlicher über zweitausend<br />
Quadratmeter Verkaufsfläche. Als Verantwortlicher<br />
über zwei Dutzend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
Und erst hier und jetzt, wo ich die alleinige Verantwortung<br />
übernehmen darf. Für einen budgetierten Jahresumsatz<br />
von über fünfunddreissig Millionen, eine<br />
jährliche Ertragssteigerung von fünfzehn Millionen, eine<br />
Umsatzzunahme von mindestens 7,5 Prozent. Challenger<br />
and challenge. Verkaufen ist fast wie eine Sucht.<br />
Wie ein Game. Wie Flippern im Spielsalon. Wer's<br />
besser macht, wer's besser kann, wer mit den fünf Ku-<br />
– 32 –
Happy<br />
geln am meisten punktet, macht die Freispiele! Is the<br />
winner! Kommt in den Final. Es ist wie Weltmeisterschaft<br />
am Bildschirm. Zugegeben: ich ertrage es absolut<br />
nicht, wenn irgendein anderer auf meiner Stufe,<br />
über mir, neben mir, unter mir, mehr Umsatz bringt<br />
und mehr Gewinn erzielt. Ist auch noch nicht vorgekommen,<br />
nebenbei bemerkt. Aber das muss ich Ihnen<br />
wirklich nicht sagen. Ich brauche weissgott keine Protektion,<br />
oder – im Vertrauen – mein Berufsgeheimnis:<br />
Wenn ich an der Front stehe, im Geschäft, nicht wie<br />
jetzt bei Ihnen auf diesem Teppich sondern richtig: in<br />
meiner Niederlassung. Da kennt Happy nur ein einziges<br />
Prinzip: Tagg-Tagg-Tagg! Jeder Kunde ein Geschäft.<br />
H. Portner Sagen Sie es bitte nicht weiter. Der Merksatz erscheint<br />
auf einem Bildschirm. Jeder Kunde ein Geschäft.<br />
Was? Wie? Sie fragen: Mein «Weltbild»? Gegenfrage:<br />
Was ist das? Oh! No, sir! Excuse me, nein! War nur<br />
Spass. Nein, im Ernst. Wenn ich es mir überlege, im<br />
Grunde: Es gibt Leute, die kaufen. Und es gibt Leute,<br />
die verkaufen. Der Rest is private. Reine Privatsache.<br />
Private interest and private life. Ja. Es gibt Kunden, die<br />
kaufen. Und es gibt Kunden, die nicht kaufen. Gates ist<br />
mein Zeuge. Und wir haben ein Netz. Ein Netz, auf das<br />
Verlass ist. Mehr nicht.<br />
Angenommen: Sie oder Sie betreten jetzt meine Niederlassung,<br />
also eine Ihrer Geschäftsstellen, dann wünschen<br />
Sie sich was, oder? Ein Gerät. Sie suchen ein<br />
Gerät, nicht wahr? Im Klartext heisst das: Schaffe ich<br />
es nicht, klingelt die Kasse drüben bei der Konkurrenz.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
Alles eine Frage der… Alles Technik. Weiss ich doch.<br />
Bitte, ich trete niemandem zu nahe. Leben und leben<br />
lassen. Money, money, money – double you, double<br />
you, double you! And the dollars müssen rollen, rollen,<br />
rollen. All systems go. That's it. In the Web like face to<br />
face: One customer, one business.<br />
Er muss plötzlich fürchterlich lachen. Sie! Die habe<br />
ich gesotten und beraten! Eine Kundin. Mal habe ich<br />
– 33 –
einer eine Television verkauft, die sich nach einem<br />
Haushaltgerät erkundigt hat! Nach einen Toaster. «Beraten»,<br />
«beraten», «gebraten» und schliesslich getoastet.<br />
Sprüche geklopft, ja! Auch so ein Geheimnis von<br />
mir: ein persönliches Verhältnis zur Kundschaft herstellen.<br />
Vor allem, wenn es sich um ein sogenannt<br />
weibliches Wesen handelt. Ich weiss doch, wovon ich<br />
rede! Ehrlich, nach sageundschreibe sechzehn Minuten<br />
habe ich die nette Dame so weit gehabt, dass sie mich<br />
angelacht hat. Oh! Ja! Das ist ein grossartiger Tag für<br />
mich, Herr Portner. Sie sind wunderbar. Oh, nein, nein!<br />
Ich will ja gar keinen Toaster. Bitte, meine Damen und<br />
Herren, wortwörtlich… Ich will ja gar keinen Toaster.<br />
Ich möchte von Ihnen ein neues Gerät! Television.<br />
Thirty-six channels, stereo with Fernbedienung. Ja, ja,<br />
ja! Und bei der Kasse sage ich der Kundin im Spass:<br />
Wenn Sie Ihr Frühstücksbrot dann hier auf den Apparat<br />
legen… Ein Riesengelächter. Sie fällt mir ins Wort: Sie<br />
haben ja vollkommen recht… High Tech is sun and<br />
fun! …dann wird es auch getoastet.<br />
H. Portner Eine andere Kundin, Anlieferung der Ware. Er demonstriert,<br />
wie er Fernsehgerät anliefert. Gling-glong!<br />
Gling-glong! Die Dame des Hauses öffnet. Guten Tag,<br />
gnädige Frau, wo darf ich ihn hinstellen? Normalerweise,<br />
ich habe das schon gesagt, verstehe ich mich<br />
ganz gut mit Frauen. Er zeigt, wie er das Gerät in die<br />
Wohnung der Kundin trägt. Hier. Recht so? Ihre Servicekarte<br />
mit Garantieschein. Jetzt brauche ich nur<br />
noch eine Unterschrift. Danke. Ich gratuliere Ihnen zu<br />
Ihrem Kauf. Lächeln. High Tech is very sun and fun!<br />
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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
Oh, là-là! Und dann richten Sie der Dame ihr Gerät<br />
ein. Testbild um Testbild. Er benutzt sein Handy, um<br />
die Sender einzustellen. Wo steckt er denn? Ah! Jetzt<br />
kommt er! Früher war's noch manuell, heute geht alles<br />
automatisch. «RTL» und so weiter. Sehen Sie! «Canal<br />
France». Und jetzt gleich Nummer zwei: SAT 3, BBC,<br />
Bayern, SWR, RAI, Eurosport, CNN. Sie steht neben<br />
Ihnen. In voller Erwartung. Sie geben der Dame mal<br />
die Fernbedienung in die Hand. Da haben Sie sehr gut<br />
– 34 –
Happy<br />
gewählt. Das ist ein Gerät! Sie werden sehen, ein<br />
Supertreffer für die nächsten Jahre. Die nächsten Jahre<br />
sind immer die besten, gell. Wissen Sie übrigens, reizende<br />
Frau, welches die zehn besten Jahre sind im<br />
Leben einer Dame? Richtig! Diejenigen zwischen<br />
vierundzwanzig und sechsundzwanzig. Na, na, na… Ist<br />
das ein Gerät oder kein Gerät. Harald Portner bricht<br />
das Spiel ab, Stimmungswechsel.<br />
Was möchten Sie denn noch hören? Dass Harald Portner<br />
nie stehen bleibt? Ich bin ein Mann der Tat. Ich<br />
will vorwärtskommen!<br />
Jeder Moment ist meine Chance!<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 35 –
XI<br />
Harald Portner sucht auf dem Pult nach seinen<br />
Unterlagen.<br />
H. Portner «Ethik und Wirtschaft», Ladies and Gentlemen, ist<br />
unserer Firma ein besonderes Anliegen… Plötzlich<br />
abbrechend. Ich sehe, die Zeit ist schon sehr fortgeschritten.<br />
Ich will Sie mit der guten Kinderstube nicht gross behelligen.<br />
Rasch gesprochen. Als die Lehrsätze der<br />
Moral entwickelt wurden, herrschte bei uns noch eine<br />
Armutsgesellschaft. Wir geben uns heute meist keine<br />
Rechenschaft mehr darüber. Unsere Zehn Gebote und<br />
die Verbote, die das Christentum – oder auch das<br />
Judentum, der Islam, der Buddhismus – vermitteln,<br />
stammen noch aus der Zeit der Agrarwirtschaft. Naturwissenschaften<br />
und moderne Technik haben uns grundlegend<br />
verändert. Zu der sogenannt natürlichen Kommunikation,<br />
einem Gespräch etwa, sind E-Mail und<br />
Net hinzugekommen. Die Datenautobahnen. Massenmedien.<br />
All dies beeinflusst das sogenannt zwischenmenschliche<br />
Verhalten, und damit die moralischen<br />
Normen im Verkauf. Die Unterschiede zwischen seinerzeit<br />
und heute sind am auffallendsten im Bereich<br />
der Waffen. Gewiss, es gab früher schon Pfeil und<br />
Bogen. Doch im wesentlichen kämpfte der Mensch<br />
Mann gegen Mann. Von Angesicht zu Angesicht. Face<br />
to face. Heute dagegen braucht jemand nur auf den berühmten<br />
roten Knopf zu drücken. Cost per Click, auch<br />
an der Verkaufsfront.<br />
Solche Umwälzungen in der Menschheitsgeschichte<br />
gehen natürlich auch an den Zehn Geboten nicht spurlos<br />
vorbei.<br />
Er verlässt das Rednerpult.<br />
Rauchpause!<br />
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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 36 –
XII<br />
Happy<br />
Harald Portner rettet sich zum Päckchen Zigaretten.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
H. Portner Raucherpause. Sie rauchen nicht? Bitte, es steht Ihnen<br />
frei. Selbstverständlich. Er zündet sich eine Zigarette<br />
an. Sie machen Pause vom Rauchen, und ich rauche<br />
das Doppelte. Wir machen eine Rauchpause. Und doch<br />
ist es für Sie und für mich nicht dasselbe. Man darf<br />
gewisse Gedanken gar nicht zuende denken. Eines Tages<br />
kommt es soweit, dass sich Computersysteme, verselbständigen.<br />
Auf korrekte Signale falsch reagieren<br />
zum Beispiel. Das ist mehr als die Hölle. Landleben.<br />
Landleben ist nicht das Leben eines Landes. Und ist<br />
auch nicht das Leben des Landes, wenn es kein Leben<br />
mehr… Rauchpause, Bauernschinken. Dasselbe ist<br />
nicht das gleiche. Oder Zigeunergulasch. Es handelt<br />
sich nicht um ein Gulasch aus Zigeunern, sowenig wie<br />
um den Schinken eines Bauern. Ein Gulasch nach der<br />
Art der Zigeuner. Wie eine Pause nach der Art des<br />
Nichtrauchers. Raucher oder Nichtraucher, der Mensch<br />
ist ohnehin ein Auslaufmodell. Ich habe gelesen, wir<br />
müssten nicht mehr aufeinander zugehen, um einander<br />
zu hören, oder um sich zu sehen.<br />
Er zieht weisse Handschuhe an und nähert sich wieder<br />
dem Pult. Es geht überhaupt nicht mehr um Sein<br />
oder Nichtsein. Aber nur wer sich promotet existiert.<br />
Der Verkäufer ein Auslaufmodell? Theoretisch ja.<br />
Dennoch wollen viele Kundinnen und Kunden eine<br />
Beratung. Die seriöse, individuelle Beratung. Durch<br />
den geschulten Verkäufer im Geschäft des Einzelhandels.<br />
Durch Sie und Sie also. Ladies and Gentlemen,<br />
der einzige Berufsstand, der heute noch Zukunft hat, ist<br />
Verkäuferin und Verkäufer. Erst wenn Ihnen diese<br />
Tatsache in Fleisch und Blut übergegangen ist, wenn<br />
Sie Ihre einmalige Chance erkannt und begriffen<br />
haben, dann ist unser Seminarziel erreicht: Mit zufriedenen<br />
Kunden erfolgreich sein. Und ich darf noch<br />
hinzufügen: Erfolgreich und glücklich sein. Der nächste<br />
Punkt, Ladies and Gentlemen…<br />
– 37 –
H. Portner blickt auf die Uhr. Er trocknet sich den Schweiss von<br />
der Stirne. Was sind Lebensziele? Und wie schnell<br />
greift man in die Leere, wenn wir sie mit Händen<br />
fassen möchten! Sie arbeiten für den nächsten Urlaub.<br />
Sie sparen sich ihn am Mund ab. Plötzlich dreht sich<br />
alles nur noch um diese vierzehn Tage Calabrien,<br />
Maderia oder Hawaii. Und, ehe Sie sich's versehen, ist<br />
die ganze Südsee weg. Sie haben sie nicht fassen<br />
können. Ein kurzer Traum. Ein, zwei Videobänder.<br />
Paar Fotos. Erinnerungen. Dunkelrote Abendhimmel<br />
über dem Mittelmeer. Das Alpenglühn im Winterurlaub.<br />
Da und doch nicht da. Nicht fassbar, weil nicht<br />
zu fassen. Aber, Hand aufs Herz, was Sie greifen und<br />
festhalten können, ist das hier…<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 38 –
XIII<br />
Happy<br />
Harald Portner steht am Pult und zieht einen<br />
Tausender hervor.<br />
H. Portner Geld hat man, man spricht nicht darüber. Sprechen wir<br />
also vom Geld. Er lässt die Echtheit der Banknote<br />
überprüfen. Was nichts kostet, ist nichts wert. Die<br />
Kasse muss stimmen.<br />
Er lächelt wissend, er benimmt sich wie ein Zauberkünstler<br />
und führt mit der Banknote einen Trick vor:<br />
Er lässt sie verschwinden, um sie dann, in der anderen<br />
Hand, wieder vorzuzeigen.<br />
Bis hierher, Ladies and Gentlemen. Alles Hokus-Pokus.<br />
Von jetzt an wird es fassbar. Geld ist konkret. Und<br />
Geld liebt glückliche Menschen. Das ist Glück. Nein.<br />
Halt, stop! Man spürt hier förmlich: zu viele Vorbehalte<br />
noch. Wenn und Aber, was Geld betrifft. Wir<br />
müssen das abbauen. Alle negativen Gefühle vergessen,<br />
meine Lieben. Wir haben jetzt zu lernen, unsere<br />
Einstellung zu Geld von Grund auf zu ändern.<br />
Positiv zu gestalten. Geld beginnt im Kopf und macht<br />
doch, wie es so schön heisst, sinnlich. Und ich zeige<br />
Ihnen gleich wie. Ein Ziel kann sein, zu Reichtum zu<br />
kommen. Doch, ja! Zu Geld zu kommen. Warum denn<br />
nicht? Sehen Sie, ich habe Geld gemacht in meinem<br />
Leben. Viel Geld. Das ist der entscheidende Punkt:<br />
Wären Sie mit sich und dem Liebengott zufrieden,<br />
wenn auf Ihrem Grabstein einmal nur ihr Name stünde?<br />
Und nicht wenigstens ein paar Zahlen eingemeisselt<br />
wären, sagen wir, Ihr durchschnittliches<br />
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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
Bruttoeinkommen pro Jahr. Was ich jetzt mache, habe<br />
ich noch nie gemacht. Entschuldigung, dass ich selber<br />
etwas aufgeregt bin. Es geht an diesem Punkt um<br />
Emotionen. Um Ihre Emotionen. Es ist ein absolut<br />
einwandfreier Indikator, wie Sie auf Geld reagieren.<br />
Kein Hokus-Pokus mehr. Sondern Gefühle. Meine<br />
Gefühle, Ihre Gefühle…<br />
Harald Portner zerreisst den Tausender.<br />
– 39 –
XIV<br />
Harald Portner tritt weg vom Pult und zündet sich<br />
rasch eine Zigarette an. Stille.<br />
H. Portner Tja, man macht so etwas nicht jeden Tag. Sie sehen<br />
mich ganz und gar ruhig.<br />
Er will gehen, kehrt zurück. Wir besprechen unsere<br />
Emotionen gleich anschliessend. Als nächstes jetzt eine<br />
Gesprächsrunde über das persönliche Gefühl. Über<br />
Ihre Beziehung zu Geld. Ich bin mir bewusst, einige<br />
haben gedacht, der traut sich nicht. Eine Tausendernote.<br />
Augenblick noch! Halten Sie Ihre Emotionen für<br />
die Gesprächsrunde fest. Der traut sich nicht. Habe ich<br />
auch gedacht. Ich habe die Geschichte einmal im Urlaub<br />
gehört. Im Tirol, hoch in den Bergen. Ein<br />
Barackendorf beim Bau der Autobahn durch den Arlberg.<br />
Kurz vor Weihnachten. Plötzlicher Wintereinbruch.<br />
Die Equipen eingeschneit. Zahltag. Die Bauarbeiter<br />
und Ingenieure warten auf Helis, die sie herausfliegen.<br />
Klappt aber nicht. Man wartet und wartet.<br />
Immer, wenn etwas eskaliert, ist auch Alkohol im<br />
Spiel. Schlag Mitternacht hält ein junger Arbeiter 50-<br />
Schilling gegen die Gaslaterne, bis die Note brennt. Er<br />
zündet damit die Zigarette an. Du traust dich nicht. Der<br />
nächste überbietet mit einem Fünfhunderter. Ein dritter<br />
hält seine ganze Lohntüte in die Höhe. Der Lärm verstummt,<br />
sämtliche Augenpaare richten sich auf den<br />
postgelben Umschlag. Harald Portner hebt einen<br />
Papierschnipsel auf. Monatslohn samt Sonderzulagen<br />
in Fetzen.<br />
Geld ist die einzige, die beste Selbsterfahrungsgruppe,<br />
die ich kenne. Er betrachtet die Schnipsel am Boden.<br />
Wahnsinn. Geld liebt glückliche Menschen. Und macht<br />
nur, was wir wollen.<br />
Er drückt die Zigarette aus. Er greift zu seinem<br />
Handy, tippt eine Nummer ein, bricht ab. Er zündet<br />
sich erneut eine Zigarette an.<br />
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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 40 –
Happy<br />
Ich, mit meinen Erfahrungen, soll Sie ausbilden? Dass<br />
ich nämlich jetzt gehe, hat seinen guten Grund. Verkaufen<br />
ist ohnehin nicht lernbar. Entweder man kann's<br />
oder kann es nicht. Alles eine Frage dessen, was Sie an<br />
Motivation mitbringen. Ich will… Ich kann… Ich<br />
bin… Keine Bücher. Keine frommen und keine lustigen<br />
Sprüche. Keine Schlagworte. Kein sogenannt<br />
theoretischer Überbau, oder wie das alles heisst:<br />
«Wissenschaftliche Techniken». «Strategien des Verkaufs».<br />
Untersuchungen. Pläne. Richtlinien. Organigramme.<br />
Alles Professorengeschwätz und Gelehrtenweisheiten.<br />
Wie diese Konzeptpapiere hier. Hochglanz.<br />
Wunderbar. Aber entweder einer bringt's, oder…<br />
H. Portner Auch Teamwork kann man nicht trainieren. Doch sind<br />
wir ein Team. Eine einzige grosse Familie. Eine Grossfamilie.<br />
In der jeder den ihm angemessenen Platz einnimmt,<br />
nicht wahr? Sie da, ich hier! Ich weiss, Sie<br />
bringen möglicherweise andere Erfahrungen mit. Ich<br />
bin zu gut für diesen Scheissjob.<br />
Aber wir haben Meinungsfreiheit. Wissen Sie, solange<br />
ein Mitarbeiter den entsprechenden Umsatz bringt,<br />
kann er sich eine Meinung erlauben. Und ich kann mir<br />
eine erlauben. Ist auch ein Aspekt der Philosophie. Da<br />
wir Meinungsfreiheit haben – wir noch, und Sie vielleicht<br />
wieder – sage ich Ihnen meine Meinung: Unsere<br />
Firma ist die beste. Aber unsere Firma wäre bedeutend<br />
besser, wenn sie auf Papier verzichten könnte. Grundübel<br />
jeder Philosophie ist das Papier. Im Gegensatz zur<br />
übrigen Konzernleitung komme ich von der Verkaufsfront.<br />
Ich weiss, wovon ich rede und jetzt rede ich<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
Klartext zu Ihnen. Wenn Sie auch Erfolg wollen, bin<br />
ich für die ganze Wahrheit. Und für totale Offenlegung<br />
der… Meine Wahrheit heisst Theorie und Erfahrung<br />
zusammen. Nur so geht Offenheit. Geht freie Meinungsäusserung.<br />
Ich bin für Meinungsfreiheit. Für die<br />
Freiheit der eigenen Meinung. Dieses Recht nehme ich<br />
mir noch heraus, wo immer ich stehe. Ich weiss nicht,<br />
wie Sie das handhaben. Schon möglich, dass das nicht<br />
– 41 –
zu unserem Seminar gehört. Auf dem Programmpapier<br />
jedenfalls ist es nicht erwähnt. Aber ich muss! Muss<br />
den Punkt anschneiden. Weil ich für den Erfolg dieses<br />
Kurses garantiere. Ich allein. Und was ich verspreche,<br />
das werde ich halten. Gleichgültig, wer immer das<br />
Kursprogramm zusammengestellt hat. Sie kriegen Ihr<br />
Kursprogramm bis zum letzten Gebot für die Netpromotion,<br />
keine Bange. Wo immer Sie und ich herkommen,<br />
unser gemeinsames Ziel heisst: Erfolg und<br />
Glück, sprich: Money, money, money. In diesem Punkt<br />
sind wir uns einig, nicht wahr? Wenn Sie eine hervorragende<br />
Bildung in theoretischer und praktischer Hinsicht<br />
Ihr eigen nennen, sehen Sie sich um, wo Sie sich<br />
damit befinden. Und wo befinde ich mich? Ich kommentiere<br />
das nicht.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 42 –
XV<br />
Harald Portner startet Multi-Media-Block.<br />
Happy<br />
Führungseigenschaften. Führungspersönlichkeiten sind<br />
Meister der Kommunikation. Führungspersönlichkeiten<br />
motivieren. Führungspersönlichkeiten suchen nicht<br />
ständig nach Techniken für Motivation, sie selbst sind<br />
die Motivation! Führungspersönlichkeiten bleiben auch<br />
unter Belastung gelassen. Führungspersönlichkeiten<br />
haben Entschlusskraft und reissen mit. Ein Plan informiert,<br />
aber er schafft keine Begeisterung. Führungspersönlichkeiten<br />
liefern Visionen. Wie sagte Martin<br />
Luther King: I had a dream! Nicht: Ich habe einen<br />
Plan.<br />
H. Portner Challenger and challenge. Motivation: Positive Rückmeldungen<br />
nicht vergessen. Jetzt sollen Sie mich mal<br />
belauschen? Are you online? Er nimmt sein Handy<br />
und wählt.<br />
Hallo, Gabriele! Ich bin ja, weisst du – Seminar –<br />
Wunderbar im Griff. Nein, die stellen Fragen. Tolles<br />
Auditorium. Keine Allesfresser und Wiederkäuer. Das<br />
ist Kundschaft! – Beautiful people. Ich finde das<br />
einfach toll, dass wir endlich hier tätig werden. Ist was<br />
für Happy, eine Herausforderung. Macht echt Spass. –<br />
Verhalten. Du klingst sehr verhalten. Bist du nicht<br />
allein. – Ah! Willst du, dass ich dich später? – Oder du<br />
mich. – Natürlich. Er klappt das Handy zu und küsst<br />
es.<br />
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Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 43 –
XVI<br />
H. Portner Wissen Sie, was das wichtigste im Leben ist? Sie<br />
hüllen sich vielsagend in Schweigen. Warum nicht?<br />
Vielleicht bin ich blind, oder wie oder was! Dass ich<br />
hier alles, alles falsch gemacht habe! Okay, Okay! Einmal<br />
hatte ich ein anderes Ziel in meinem Leben.<br />
Damals, mit siebzehn Jahren. Aber dann, nach dem<br />
Tod meines Vaters… Ich weiss nicht, ob Sie sich das<br />
vorstellen können. Es war anfänglich eine kleine, bescheidene<br />
Anfrage an das Leben: Ich will ein anderes<br />
Leben als Daddy and Mum. Um ehrlich zu sein, ich<br />
verdiente das Geld nur, um mein anderes Ziel zu erreichen.<br />
Und, um das Ziel zu erreichen, war ich zu<br />
allem bereit. Trat ein in Ihre Firma. Ging an die Front<br />
nur, um mir einen Freiraum zu erkämpfen. Mit diesem<br />
Ziel vor Augen beginne ich, Kunde um Kunde zu bedienen.<br />
Erst Mono, dann Stereo, schliesslich Hi-Fi! Ich<br />
habe Television um Television gesetzt. Jeder Kunde<br />
ein Geschäft. Umsatz gesteigert. Umsatz um Umsatz<br />
verdoppelt. Zielsetzung um Zielsetzung. Fleisch! Doch,<br />
je erfolgreicher ich verkaufe, umso mehr verliere ich<br />
diese meine eigentliche Zielsetzung, verliere… Mein<br />
Selbst besteht aus Umsatzsteigerung. Aus Verdoppelung<br />
des Umsatzes. Was glauben Sie, warum ich vor<br />
Ihnen stehe? Pause.<br />
Wahnsinn, was so ein Leben ist! Je näher du dem Ziel<br />
kommst, umso weiter entfernst dich davon. In ein und<br />
demselben Moment. Sie werden gelockt, geködert. Bis<br />
dich eines Tages hundert Augenpaare entsetzt anstarren,<br />
weil Du eine Pause machst.<br />
Es gibt Bäume, die in den Himmel wachsen, ein Netz,<br />
auf das Verlass ist. Wenn Sie von der Schulbank kommen,<br />
wissen Sie natürlich noch nicht wie ein Stück<br />
Fleisch schmeckt. Bis dann eines Tages ein Plymouth<br />
Baujahr 1953 mit Holztäferung heranbraust. Und auch<br />
Sie mal ran dürfen ans Fleisch! Sie sind ein Nobody,<br />
aber beginnen zu schnuppern! Eben waren Sie noch ein<br />
unscheinbares Insekt. Doch Sie heben die Nase, witt-<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 44 –
Happy<br />
ern, wittern… Der Wind… Etwas liegt in der Luft…<br />
Das Fieber. Der Jagdinstinkt… Und haben Sie ihn oder<br />
sie erlegt und es einmal gefressen, Ihr erstes Stück<br />
Fleisch… Überhaupt! Wenn Sie merken, wie gut<br />
Fleisch schmeckt. Fleisch! Fleisch! Fleisch! Wo bist<br />
du? Sie fangen an zu konsumieren. Je mehr Sie verdienen…<br />
Je mehr Sie sich verwandeln… Money, money,<br />
double you, double. Aber es wird Ihnen immer schwerer<br />
gemacht, ans Fleisch heranzukommen. Von Monat<br />
zu Monat schwerer. Nach dem Haus, dem Auto, Frau,<br />
dem ersten Kind, dem zweiten. Die Ansprüche steigen.<br />
Sie legen sich eine Zweitwohnung zu. Im Engadin. Auf<br />
Sylt. In der Toscana. Ihre Frau den Zweitwagen. Sie,<br />
eine Freundin, Freundinnen. Wenn mal ein Segelschiff<br />
auf dem Wasser steht, Fock und Spinnacker gehisst<br />
sind, dann träumen Sie bereits von der Jacht auf dem<br />
Mittelmeer. Hinter jedem Zweitgerät taucht das nächste<br />
auf! Das der Chef, der Vorgesetzte, der liebe Nachbar,<br />
der Schwager der Freundin, Ihr Parteipräsident<br />
bereits besitzt! Und Sie wandeln sich. Schön allmählich.<br />
Nach und nach. Und halb und halb. Opfer und<br />
Täter. Und mehr und mehr… Allzeit auf dem Sprung.<br />
Bewegen sich nur mehr in einem Netz. Sie sind Opfer<br />
und Fallensteller zugleich. Insekt und Spinne. Und Sie<br />
zappeln hin und zappeln her. Und, tsch… Auf und<br />
tsch… Ab in diesem gigantischen Wirrwarr. Nur wer<br />
vernetzt ist, existiert.<br />
H. Portner Fussball, zap. Weiterführende Links, klick. Quiz, zap.<br />
Talkshow, klick. Jumper Page, klick. Best Sites, klick.<br />
Search Engine, klick. Options, klick. Search for:<br />
Fleisch! Search.<br />
Das Netz gespannt. Alle Sinne in Erwartung. Da.<br />
Plötzlich. Cost per click, transmission done. Ich komme!<br />
Renne! Oh, money, money! Money makes Happy<br />
happy! Alles- oder Besserwisser müssen wehrlos gemacht<br />
werden. Dann der Biss, die Lähmung. Gelähmt.<br />
Ich kann ihn aussaugen! Guten Tag, Sie wünschen?<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 45 –
Tagg! Tagg! Die Ware. Tagg! Zack! Ein Biss. Fleisch<br />
von glücklichen Kunden. I'm happy, die Kasse klingelt.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 46 –
XVII<br />
Happy<br />
H. Portner Kaufen, verkaufen – auf Teufel-komm-raus! An der<br />
Front herrschen andere Gesetze als hier! Dreissig Jahre<br />
an der Front.<br />
Zu Weihnachten das obligate Firmenessen. Man gratuliert<br />
sich erneut zum Rekordumsatz mit entsprechendem<br />
Gewinn. Stösst an, Sektglas in der Hand, auf den<br />
Jahresabschluss. Im Beisein der Herren des Aufsichtsrates<br />
und Ihrer Damen. Happy is everybodys darling.<br />
Happy wird herumgereicht von seinen Vorgesetzten.<br />
Wie selbstverständlich bin ich ab sofort in der Chefetage.<br />
Stille Nacht, Heilige Nacht – das war eine Firmenweihnacht.<br />
Er zerknüllt das Kursprogramm. Aber ich bin von der<br />
Front.<br />
Grossartig! Sie betreuen das Kurswesen, Departement<br />
für Aus- und Weiterbildung.<br />
Nein, wieso?<br />
Wieso nicht? Wir profitieren alle. Happy makes<br />
everybody Happy. Are you with me?<br />
Scheisse! Totale Scheisse! Ich halte nichts von Kursen<br />
und Bla-bla. Was sollen zehn und hundert Referate<br />
über Verkauf und Marketing? Er zerknüllt das Kursprogramm.<br />
Wischen Sie sich damit den Arsch ab!<br />
Damit haben Sie noch kein einziges Gerät verkauft!<br />
Front bleibt Front. Und Happy ist Front. Kommt von<br />
der Front, gehört an die Front. Challenge enough to<br />
me!<br />
Aber bitte! Wie Sie wünschen! Vielleicht ist hier die<br />
Konzernleitung vertreten! Sind Informanten anwesend.<br />
Ich fahre gleich weiter. Sie haben Anrecht auf das<br />
ganze Seminar.<br />
Ich kann die nicht mehr sehen und hören, ihre<br />
Geschäftsberichte! Papiere! Papiere! Ihre Programmpapiere.<br />
Wie ich all das hasse! Die und ihren Einzel-<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 47 –
handel! Ihre Firmenweihnacht! Ihr reservierter Aufsichtsratstisch!<br />
Ihre gottverdammten wissenschaftlichen<br />
Verkaufsstrategien! Ihre frommen Worte! Positive<br />
Einstellung! Kennen sich untereinander von der<br />
Hochschule, Privatschule, aus dem Internat. Ihre<br />
Personalpolitik! Ihre Zielsetzungen! Prognosendiagramme!<br />
H. Portner reisst die Türen des Zuschauerraums auf. Nachhause!<br />
Gehen Sie nach Hause. Ja, oder beschweren Sie sich!<br />
Der Konsument hat immer recht!<br />
Wie ruhig sie dasitzen. Mich hasse ich am allermeisten.<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 48 –
Happy<br />
XVIII<br />
Harald Portner wieder am Dozentenpult. Legt sich<br />
eine nächste Mappe vor.<br />
H. Portner beherrscht. Ich komme zum letzten Punkt: «Netpromotion:<br />
Online zum globalen Markt».<br />
Er öffnet die Mappe. Welcome to the World Wide<br />
Web, kurz WWW. Are you online? Der erste Mausklick,<br />
ein Vergleich. Für alle diejenigen, die mit dem<br />
Surfen kaum Erfahrung haben. Er zeigt sein Handy.<br />
Das Telefon. Undenkbar, eine Firma ohne Telefon zu<br />
führen. Weil es die Kommunikation mit Millionen von<br />
Menschen erst möglich macht. Aber, Hand aufs Herz,<br />
eine Erfolgsgarantie bedeutet dieses Gerät in keinster<br />
Weise, höchstens eine Voraussetzung. Das Telefon<br />
wird nur mit Aufträgen oder Anfragen klingeln, wenn<br />
die Nummer bekannt gemacht wurde.<br />
Genau dies gilt auch für das weltweite Webmarketing.<br />
Er kostet die englischen Wörter aus. World Wide<br />
Web, WWW – es ermöglicht den synchronen Kontakt<br />
zu 50, 80 und 100 Millionen Kunden. Wenn Sie mich<br />
fragen, wann der richtige Zeitpunkt für eine Firma ist,<br />
das Netz zu nutzen, kann ich Ihnen eine klare Antwort<br />
geben: Jetzt! Aber nicht jede Homepage zieht automatisch<br />
Tausende von Aufträgen nach sich. So, let's<br />
think about Netpromotion.<br />
Würden Sie je ohne Regenschutz, Proviant und geeignetes<br />
Schuhwerk in die Berge gehen? Unsere Ausrüstung<br />
im World Wide Web sind nicht Seil und Eispickel,<br />
sondern Karte und Kompass: Die Zehn Gebote<br />
der Netpromotion.<br />
1. Gebot: Nur wer vernetzt ist, existiert.<br />
I am happy, meine Damen und Herren. Mehr als 100<br />
Millionen Menschen haben weltweit Zugang zum<br />
globalen Datennetz. Wieviele Kunden haben Sie in Ihrem<br />
Laden? Take your chance! Money, money, money –<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 49 –
WWW. The World Wide Web, das Netz der Netze, die<br />
Mutter aller Netze revolutioniert in den nächsten<br />
Jahren nicht nur die Marketinggesetze, sondern jeden<br />
Aspekt unseres Daseins. Ob in Politik, Wirtschaft, Kultur,<br />
Wissenschaft oder Sport, überall wird das erste Gebot<br />
lauten: Nur wer vernetzt ist, existiert.<br />
2. Gebot: Nur wer sich aktiv promotet, wird gefunden.<br />
Onlinepräsenz, das Thema! Everybody is jumping onto<br />
the Net, but just try to find them! Nochmals ein<br />
Vergleich mit dem Telefon. Da gibt es gedruckte<br />
Verzeichnisse, Auskunftsdienste. Fehlende Promotion<br />
bringt die attraktivste Homepage zum Scheitern.<br />
Search Engine-Adjustment, Domain-Name-Design,<br />
computerliterate Webmasters, Keyword-Research,<br />
Jumper Pages, Link-Trust, Bannerplacement, Newsgroups,<br />
Mailinglists – wenn das für Sie Fremdwörter<br />
sind… You gotta go where the boys hang around. Nur<br />
wer präsent ist, kassiert. Nur wer gefunden wird, ist<br />
präsent. Nur wer promotet, wird gefunden.<br />
3. Gebot: Das Netz ist ihr Marktplatz, nicht Spielzeug.<br />
Multimedia setzt sich in Gang.<br />
The Internet has made it easier than ever to market<br />
products and services across the globe.<br />
H. Portner Fleisch!<br />
Er wiederholt dieses Wort mehrmals – bis er zwischen<br />
den lauter werdenden Projektionen und Toneffekten<br />
allmählich weder zu hören noch zu sehen ist.<br />
In the Web like face to face<br />
One customer, one business<br />
Search for<br />
Money<br />
Double you, double<br />
Cost per Click<br />
Cost per Order<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 50 –
Happy<br />
Search for<br />
Double<br />
Money, money<br />
The Internet has made it easier than ever to market<br />
products and services.<br />
In the Web like face to face<br />
Two customers, two business'<br />
Search for<br />
Money, money<br />
Double you, double<br />
Cost per Click<br />
Cost per Order<br />
Serach for<br />
Double<br />
Money, money, money, money<br />
Across the globe.<br />
In the Web like face to face<br />
Four customers, four business'<br />
Search for<br />
Money, money, money, money<br />
Double you, double<br />
Cost per Click<br />
Cost per Order<br />
Search for<br />
Double<br />
Money, money, money, money<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 51 –
Money, money, money, money<br />
…<br />
© Teaterverlag Elgg in Belp.<br />
Kein Bearbeitungs- und Kopierrecht.<br />
Kein Aufführungsrecht.<br />
– 52 –