05.03.2018 Aufrufe

Griaß di' Magazin - Frühling 2018

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kleinod mit verborgenen Schätzen 5<br />

gekauft. Dort wohnte bis 1803 der Amtsknecht der<br />

Adelsfamilie Hörmann von und zu Gutenberg, dessen<br />

Aufgabe es war, der Adelsfamilie zu dienen und die<br />

Gefangenen zu versorgen.<br />

In der guten Stube aus dem 19. Jahrhundert steht<br />

unter dem traditionellen Herrgottswinkel der Tisch, an<br />

dem der junge Prestele bei den Hausaufgaben so manche<br />

Träne vergossen hat. Die dreifüßigen Stühle stammen<br />

aus einer Gutenberger Gaststätte.<br />

Vor dem geflickten Ledersofa erläutert Prestele das<br />

erste Kleinod, das beim alleinigen Rundgang übersehen<br />

worden wäre – einen mit Sägemehl ausgelegten<br />

Holzkasten. Den nutzten einst Oma und Opa, um<br />

ohne aufzustehen die Lunge zu entschleimen, berichtet<br />

er zur meist großen Freude der Schulkinder, die das<br />

Museum aufsuchen.<br />

Aber auch der herrliche Bauernschrank von 1799 hat es in sich: Nicht nur, dass<br />

dort wunderschöne Wachsmodeln, Geschirr und eine Meissner Gebäckdose von<br />

1920 zu finden sind. Im Schrank ist auch ein Geheimfach untergebracht, das<br />

Prestele durch Zufall entdeckte.<br />

In der angrenzenden Küche gibt es neben einer geflickten Pfanne und Bügeleisen<br />

mit Wechselgriff ein Waffeleisen mit Drehmechanismus zu bewundern. Ein<br />

Unikum ist zudem die Kaffeemaschine aus Glas, die wie eine heutige Espressomaschine<br />

funktioniert, so Prestele. Im Schlafzimmer ein Stockwerk höher finden<br />

sich die traditionellen Heiligenbilder, eine Aussteuerkommode<br />

und eine Wiege, die in Tirol erstanden<br />

wurde.<br />

Aus dem Schrank holt Prestele nicht nur den Hochzeitsfrack<br />

seines Vaters, sondern auch die Jacke eines<br />

Kriegsgefangenen – ohne Taschen, denn persönlicher<br />

Besitz war nicht erlaubt. Auch über dem Holzstiel mit<br />

„Vorderlader“ lässt Prestele frühere Zeiten lebendig<br />

werden: Er wurde bei der Kirchenwacht verwendet,<br />

wenn ein Gemeindemitglied durchs Dorf patrouillierte<br />

und aufpasste, während alle anderen beim Gottesdienst<br />

waren. Dass der kleine Morgenstern ein von<br />

polnischen Aufständischen benutzter Totschläger<br />

war, hat er erst durch Zufall – und einen Zeitungsbericht<br />

– erfahren.<br />

Groß<br />

oßer<br />

Klei<br />

nkin<br />

inde<br />

derb<br />

rber<br />

erei<br />

eich<br />

ch,<br />

Warm<br />

wass<br />

sser<br />

erbe<br />

beck<br />

cken<br />

und Brei<br />

eitr<br />

trut<br />

utsc<br />

sche<br />

he!<br />

Im Zimmer gegenüber zeigt Prestele ein etwa 100<br />

Jahre altes Hochzeitskleid – in Schwarz. Denn damals<br />

heirateten nur die sehr reichen Frauen in Weiß, die<br />

anderen wählten Schwarz, um das teure Kleid später<br />

noch an Festtagen und bei Beerdigungen nutzen<br />

zu können, erklärt Hans Prestele. Im gleichen Zimmer<br />

ist auch die komplette Flachsproduktion, einst Haupt-<br />

Einfach mal<br />

vorbeikommen!<br />

www.baeder.kaufbeuren.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!