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Beste Jahre 2018-03-31

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Foto: Felicitas Matern<br />

Der Mann fürs Herz<br />

Ein Interview mit Univ. Prof. Dr. Bruno K. Podesser,<br />

FA für Chirurgie und Herzchirurgie.<br />

Welches sind die Krankheitsbilder,mit<br />

denen Sie es am<br />

häufigsten zu tunhaben?<br />

Der Großteil dererwachsenen<br />

Patienten in der Herzchirurgie<br />

sind solche, dieentweder<br />

einen Koronarbypass (50%)<br />

oder eine Operation an einer<br />

Herzklappe (45%) brauchen,<br />

derRest sind Erkrankungen<br />

der Hauptschlagader (Aorta,<br />

rund5%). Kombinationen der<br />

3Operationen sindebenfalls<br />

möglich. Undesgibt Patienten,<br />

die kleinere Operationen am<br />

Herz in Lokalanästhesie brauchen,<br />

wiebeispielsweise die<br />

Implantation eines Schrittmachers<br />

oderDefibrillators.<br />

Wassinddie häufigsten operativen<br />

Maßnahmen undwie<br />

sind die Heilungserfolge?<br />

Ich will Ihnen die3wichtigsten<br />

Operationen kurz erläutern:<br />

Die Koronarbypass-<br />

Operation:<br />

Wenn Patienten über Brustschmerzen<br />

meist unter Belastung<br />

(anginapectoris) klagen<br />

und mitden Beschwerden zum<br />

Internisten/Kardiologen gehen,<br />

so wird mittels Herzkatheter<br />

festgestellt, welche Herzkranzgefäßebetroffen<br />

sind. Häufig<br />

kann dieVerengung gedehnt<br />

oder miteinemStent versorgt<br />

werden. Ist dies nicht möglich,<br />

so wird vomHerzchirurgen<br />

eine Bypass-Operation durchgeführt.Dabei<br />

wird die Verengung<br />

miteiner„Umleitung“<br />

durch eine körpereigene Vene<br />

oder Arterie überbrückt. Damit<br />

kommtwiedergenügend Blut<br />

zum Herzmuskel und der Patient<br />

istnach derRehabilitation<br />

wieder leistungsfähig.<br />

Der Aortenklappenersatz:<br />

Die verkalkteAortenklappe<br />

18 <strong>Beste</strong> <strong>Jahre</strong><br />

kommtmeist bei älteren Patienten<br />

vor und stelltzumeist das<br />

gemeinsame Endstadium verschiedener<br />

Ursachen dar.Diese<br />

reichenvon Entzündungen<br />

im Kindesalterbis zu angeborenen<br />

Veränderungen der<br />

Herzklappe. DasLeitsymptom<br />

istAtemnot bei zunehmend geringerer<br />

Belastung.Als Therapie<br />

bleibt schlussendlichnur<br />

der Ersatz derKlappe durch<br />

einebiologische (Rindoder<br />

Schwein) Klappe.Bei Patienten<br />

unter 60 <strong>Jahre</strong>n ist dermechanische<br />

Klappenersatz dieerste<br />

Wahl. BeibiologischenKlappen<br />

ist noch zu klären,wie diese<br />

implantiert werden. Für<br />

Hochrisikopatienten,<br />

dieälter<br />

als 80<strong>Jahre</strong><br />

sind,kann der<br />

Ersatz überdie<br />

Leiste durchgeführt<br />

werden.<br />

Bei Patienten<br />

unter<br />

80 <strong>Jahre</strong>n<br />

istder sicherste<br />

Operationszugangdie<br />

teilweise (minimal-invasive)<br />

oder vollständige<br />

Eröffnung des<br />

Brustkorbs. DasErgebnis<br />

derOperation ist<br />

die Wiederherstellung der<br />

Klappenfunktion und damit des<br />

ungehinderten Auswurfs von<br />

Blut aus dem Herz. DiePatienten<br />

haben keine Atemnot mehr<br />

und sind leistungsfähig.<br />

Foto:<br />

Die Mitralklappenrekonstruktion:<br />

Die Erkrankungen derMitralklappe<br />

zeichnen sich meist<br />

durchden Rückstau von Blut in<br />

die Lungeaus,womitwieder<br />

Atemnot im Vordergrund steht.<br />

DieundichteKlappe führt dazu,<br />

dass dasHerzweniger Blut<br />

auswirftals es könnte. Die<br />

Ursachen sind wiederum Entzündungen,<br />

altersbedingte Gewebsermüdung<br />

und angeborene<br />

Faktoren. Als Therapie ist<br />

in rund 90%der Patienten eine<br />

Rekonstruktion der eigenen<br />

Klappemittels eines Klappenrings<br />

möglich. Um dasBild<br />

einer Türe zu gebrauchen, so<br />

wird dasTürblatterhalten aber<br />

derTürrahmen erneuert. Bei<br />

rund 10% der Patienten wird<br />

die Klappe ersetzt. Dies istwiederum<br />

sowohl biologischals<br />

auch mechanisch möglich<br />

undhängtwiederum<br />

vom Alter des<br />

Patienten ab. Die<br />

Operationkann<br />

unter bestimmten<br />

Bedingungen<br />

minimalinvasivdurchgeführt<br />

werden. Das<br />

Ergebnis derOperation<br />

ist einedichte<br />

Klappe, keinRückstau<br />

in die Lunge<br />

undeine Verbesserung<br />

der Blutversorgungdes<br />

Organismus.<br />

Die Patienten haben keine<br />

Atemnot mehr und sind<br />

leistungsfähig.<br />

Wie lange dauert eineRehabilitation?<br />

DertypischeVerlauf einer<br />

Herzoperationist einAufenthalt<br />

im Krankenhaus von rund 8–10<br />

Tagen.Danach gehen diePatienten<br />

nach Hause und rund<br />

4–6Wospäter für 4Wochen<br />

auf Rehabilitation. Wirwerden<br />

oft gefragt, ob es nicht besser<br />

wäre, gleichins Rehab-Zentrum<br />

zu fahren. Dazu kann man<br />

sagen, dass in den ersten Wochen<br />

nach der Operation eine<br />

Rehabilitation oft noch zu früh<br />

ist und der Patient mehr vom<br />

Angebot desRehab-Zentrums<br />

hat, wenn er zuerst nach Hause<br />

gehtund die Wunde verheilt ist.<br />

Wie wichtig ist eine psychische<br />

bzw.seelische Gesundheit<br />

für dasHerz?<br />

Ich denke, das Wichtigste ist,<br />

dassman im Falleinergeplanten<br />

Operation miteineroptimistischen<br />

Einstellung zur Operation<br />

geht. Deshalbist es entscheidend,dass<br />

derPatient<br />

sich gut beiseinen behandelnden<br />

Ärzten über seine Krankheitund<br />

seine Möglichkeiten informiert.<br />

Wie kommt es zu einem<br />

plötzlichenHerztod (Sekundentod)?<br />

Klassischerweise istdieseine<br />

„tödliche Herzrhythmusstörung“,<br />

hervorgerufen meist entwederdurch<br />

eine plötzliche<br />

Minderdurchblutung (Herzinfarkt)oder<br />

durch einen stark<br />

verdicktenbzw.stark geschwächten<br />

Herzmuskel. Die<br />

Früherkennung derNeigung zu<br />

Rhythmusstörungen fälltindie<br />

Hand eines Kardiologen. Als<br />

Therapie haben wirdie Möglichkeit<br />

medikamentös oder<br />

durch Implantation eines Defibrillators<br />

zu helfen.<br />

Was kann man zur Vorsorge<br />

bzw.Früherkennung tun bzw.<br />

bei welchen Anzeichen sollte<br />

manzum Arzt gehen?<br />

Wichtig ist,ersteZeichen, den<br />

sprichwörtlichen „Schuss vor<br />

denBug“ zu erkennen. Wiralle<br />

sinddem täglichenStress<br />

unseres Alltagsausgesetzt.<br />

Umso mehr sollten wirwachsam<br />

sein und „Schmerzen in<br />

derBrust“, Herzstolpern, Atemnot<br />

unter Belastungund Ähnliches<br />

nicht einfach beiseite<br />

schieben. Im Zweifelsfallsollten<br />

Sieden Hausarzt, Internist oder<br />

Kardiologen aufsuchen und mit<br />

ihm Ihre Symptomebesprechen.<br />

Er weiß, was zu tun ist!<br />

Was ratenSie uns, um<br />

„herzgesund“zuleben?<br />

Grundsätzlich gilt,dass praktisch<br />

alle Herz-Kreislauferkrankungen<br />

multifaktoriell,also<br />

durch verschiedene Faktoren<br />

bedingt sind. MancheFaktoren<br />

können wirrelativ leicht beeinflussen:<br />

unsere Ernährung,<br />

Sportgewohnheiten, „Laster“<br />

(Stichwort Rauchen). Andere<br />

schwerer:die Belastung im<br />

Rahmen unserer Arbeit. Manche<br />

können wirdzt. garnicht<br />

beeinflussen: Stichwort genetische<br />

Bestimmung (familiäre<br />

Belastung).<br />

Internationale Studien zeigen<br />

aber ganz klar:zweimalwöchentlicher<br />

Ausdauersportwie<br />

Laufen(30 bis60Min.) senken<br />

das Herzinfarktrisiko signifikant<br />

und verlängern dasLebenum<br />

rund3<strong>Jahre</strong> –und dasselbst,<br />

wennman langsam läuft! Bei<br />

Herzklappenerkrankungen<br />

haben wirwenig Chancen, die<br />

Entstehung einer Erkrankung<br />

zu beeinflussen: diemeisten<br />

Klappenleiden sind erblich<br />

bedingt oderentstehen mit<br />

zunehmendem Alter durch Gewebsermüdung.Einzig<br />

akute<br />

Entzündungen können mitAntibiotikaerfolgreichbehandelt<br />

werden. Gerade nach einer<br />

überstandenen echten Grippe<br />

isteswichtig daranzudenken,<br />

wennimmerwiederFieberschübe<br />

auftauchen.<br />

Für dieZukunft kann man sagen,dassdzt.<br />

große Anstrengungen<br />

unternommen werden,<br />

um nicht nur dieErgebnisse<br />

der Herzchirurgie undKardiologiezuverbessern,<br />

sondern<br />

auch um bisher nicht beeinflussbareGrößen,wie<br />

die oben<br />

genanntengenetischen Bestimmung,zuverstehen<br />

und in<br />

weiterer Folge zu beeinflussen.<br />

Ich denke, es wird in 5–10 <strong>Jahre</strong>nganz<br />

neue Möglichkeiten<br />

geben, um Risikogruppen früherzuidentifizieren<br />

und möglicherweise<br />

zu therapieren.<br />

herzchirurg-podesser.at <br />

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<strong>Beste</strong> <strong>Jahre</strong> 19

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