Beste Jahre 2018-03-31
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Foto: Felicitas Matern<br />
Der Mann fürs Herz<br />
Ein Interview mit Univ. Prof. Dr. Bruno K. Podesser,<br />
FA für Chirurgie und Herzchirurgie.<br />
Welches sind die Krankheitsbilder,mit<br />
denen Sie es am<br />
häufigsten zu tunhaben?<br />
Der Großteil dererwachsenen<br />
Patienten in der Herzchirurgie<br />
sind solche, dieentweder<br />
einen Koronarbypass (50%)<br />
oder eine Operation an einer<br />
Herzklappe (45%) brauchen,<br />
derRest sind Erkrankungen<br />
der Hauptschlagader (Aorta,<br />
rund5%). Kombinationen der<br />
3Operationen sindebenfalls<br />
möglich. Undesgibt Patienten,<br />
die kleinere Operationen am<br />
Herz in Lokalanästhesie brauchen,<br />
wiebeispielsweise die<br />
Implantation eines Schrittmachers<br />
oderDefibrillators.<br />
Wassinddie häufigsten operativen<br />
Maßnahmen undwie<br />
sind die Heilungserfolge?<br />
Ich will Ihnen die3wichtigsten<br />
Operationen kurz erläutern:<br />
Die Koronarbypass-<br />
Operation:<br />
Wenn Patienten über Brustschmerzen<br />
meist unter Belastung<br />
(anginapectoris) klagen<br />
und mitden Beschwerden zum<br />
Internisten/Kardiologen gehen,<br />
so wird mittels Herzkatheter<br />
festgestellt, welche Herzkranzgefäßebetroffen<br />
sind. Häufig<br />
kann dieVerengung gedehnt<br />
oder miteinemStent versorgt<br />
werden. Ist dies nicht möglich,<br />
so wird vomHerzchirurgen<br />
eine Bypass-Operation durchgeführt.Dabei<br />
wird die Verengung<br />
miteiner„Umleitung“<br />
durch eine körpereigene Vene<br />
oder Arterie überbrückt. Damit<br />
kommtwiedergenügend Blut<br />
zum Herzmuskel und der Patient<br />
istnach derRehabilitation<br />
wieder leistungsfähig.<br />
Der Aortenklappenersatz:<br />
Die verkalkteAortenklappe<br />
18 <strong>Beste</strong> <strong>Jahre</strong><br />
kommtmeist bei älteren Patienten<br />
vor und stelltzumeist das<br />
gemeinsame Endstadium verschiedener<br />
Ursachen dar.Diese<br />
reichenvon Entzündungen<br />
im Kindesalterbis zu angeborenen<br />
Veränderungen der<br />
Herzklappe. DasLeitsymptom<br />
istAtemnot bei zunehmend geringerer<br />
Belastung.Als Therapie<br />
bleibt schlussendlichnur<br />
der Ersatz derKlappe durch<br />
einebiologische (Rindoder<br />
Schwein) Klappe.Bei Patienten<br />
unter 60 <strong>Jahre</strong>n ist dermechanische<br />
Klappenersatz dieerste<br />
Wahl. BeibiologischenKlappen<br />
ist noch zu klären,wie diese<br />
implantiert werden. Für<br />
Hochrisikopatienten,<br />
dieälter<br />
als 80<strong>Jahre</strong><br />
sind,kann der<br />
Ersatz überdie<br />
Leiste durchgeführt<br />
werden.<br />
Bei Patienten<br />
unter<br />
80 <strong>Jahre</strong>n<br />
istder sicherste<br />
Operationszugangdie<br />
teilweise (minimal-invasive)<br />
oder vollständige<br />
Eröffnung des<br />
Brustkorbs. DasErgebnis<br />
derOperation ist<br />
die Wiederherstellung der<br />
Klappenfunktion und damit des<br />
ungehinderten Auswurfs von<br />
Blut aus dem Herz. DiePatienten<br />
haben keine Atemnot mehr<br />
und sind leistungsfähig.<br />
Foto:<br />
Die Mitralklappenrekonstruktion:<br />
Die Erkrankungen derMitralklappe<br />
zeichnen sich meist<br />
durchden Rückstau von Blut in<br />
die Lungeaus,womitwieder<br />
Atemnot im Vordergrund steht.<br />
DieundichteKlappe führt dazu,<br />
dass dasHerzweniger Blut<br />
auswirftals es könnte. Die<br />
Ursachen sind wiederum Entzündungen,<br />
altersbedingte Gewebsermüdung<br />
und angeborene<br />
Faktoren. Als Therapie ist<br />
in rund 90%der Patienten eine<br />
Rekonstruktion der eigenen<br />
Klappemittels eines Klappenrings<br />
möglich. Um dasBild<br />
einer Türe zu gebrauchen, so<br />
wird dasTürblatterhalten aber<br />
derTürrahmen erneuert. Bei<br />
rund 10% der Patienten wird<br />
die Klappe ersetzt. Dies istwiederum<br />
sowohl biologischals<br />
auch mechanisch möglich<br />
undhängtwiederum<br />
vom Alter des<br />
Patienten ab. Die<br />
Operationkann<br />
unter bestimmten<br />
Bedingungen<br />
minimalinvasivdurchgeführt<br />
werden. Das<br />
Ergebnis derOperation<br />
ist einedichte<br />
Klappe, keinRückstau<br />
in die Lunge<br />
undeine Verbesserung<br />
der Blutversorgungdes<br />
Organismus.<br />
Die Patienten haben keine<br />
Atemnot mehr und sind<br />
leistungsfähig.<br />
Wie lange dauert eineRehabilitation?<br />
DertypischeVerlauf einer<br />
Herzoperationist einAufenthalt<br />
im Krankenhaus von rund 8–10<br />
Tagen.Danach gehen diePatienten<br />
nach Hause und rund<br />
4–6Wospäter für 4Wochen<br />
auf Rehabilitation. Wirwerden<br />
oft gefragt, ob es nicht besser<br />
wäre, gleichins Rehab-Zentrum<br />
zu fahren. Dazu kann man<br />
sagen, dass in den ersten Wochen<br />
nach der Operation eine<br />
Rehabilitation oft noch zu früh<br />
ist und der Patient mehr vom<br />
Angebot desRehab-Zentrums<br />
hat, wenn er zuerst nach Hause<br />
gehtund die Wunde verheilt ist.<br />
Wie wichtig ist eine psychische<br />
bzw.seelische Gesundheit<br />
für dasHerz?<br />
Ich denke, das Wichtigste ist,<br />
dassman im Falleinergeplanten<br />
Operation miteineroptimistischen<br />
Einstellung zur Operation<br />
geht. Deshalbist es entscheidend,dass<br />
derPatient<br />
sich gut beiseinen behandelnden<br />
Ärzten über seine Krankheitund<br />
seine Möglichkeiten informiert.<br />
Wie kommt es zu einem<br />
plötzlichenHerztod (Sekundentod)?<br />
Klassischerweise istdieseine<br />
„tödliche Herzrhythmusstörung“,<br />
hervorgerufen meist entwederdurch<br />
eine plötzliche<br />
Minderdurchblutung (Herzinfarkt)oder<br />
durch einen stark<br />
verdicktenbzw.stark geschwächten<br />
Herzmuskel. Die<br />
Früherkennung derNeigung zu<br />
Rhythmusstörungen fälltindie<br />
Hand eines Kardiologen. Als<br />
Therapie haben wirdie Möglichkeit<br />
medikamentös oder<br />
durch Implantation eines Defibrillators<br />
zu helfen.<br />
Was kann man zur Vorsorge<br />
bzw.Früherkennung tun bzw.<br />
bei welchen Anzeichen sollte<br />
manzum Arzt gehen?<br />
Wichtig ist,ersteZeichen, den<br />
sprichwörtlichen „Schuss vor<br />
denBug“ zu erkennen. Wiralle<br />
sinddem täglichenStress<br />
unseres Alltagsausgesetzt.<br />
Umso mehr sollten wirwachsam<br />
sein und „Schmerzen in<br />
derBrust“, Herzstolpern, Atemnot<br />
unter Belastungund Ähnliches<br />
nicht einfach beiseite<br />
schieben. Im Zweifelsfallsollten<br />
Sieden Hausarzt, Internist oder<br />
Kardiologen aufsuchen und mit<br />
ihm Ihre Symptomebesprechen.<br />
Er weiß, was zu tun ist!<br />
Was ratenSie uns, um<br />
„herzgesund“zuleben?<br />
Grundsätzlich gilt,dass praktisch<br />
alle Herz-Kreislauferkrankungen<br />
multifaktoriell,also<br />
durch verschiedene Faktoren<br />
bedingt sind. MancheFaktoren<br />
können wirrelativ leicht beeinflussen:<br />
unsere Ernährung,<br />
Sportgewohnheiten, „Laster“<br />
(Stichwort Rauchen). Andere<br />
schwerer:die Belastung im<br />
Rahmen unserer Arbeit. Manche<br />
können wirdzt. garnicht<br />
beeinflussen: Stichwort genetische<br />
Bestimmung (familiäre<br />
Belastung).<br />
Internationale Studien zeigen<br />
aber ganz klar:zweimalwöchentlicher<br />
Ausdauersportwie<br />
Laufen(30 bis60Min.) senken<br />
das Herzinfarktrisiko signifikant<br />
und verlängern dasLebenum<br />
rund3<strong>Jahre</strong> –und dasselbst,<br />
wennman langsam läuft! Bei<br />
Herzklappenerkrankungen<br />
haben wirwenig Chancen, die<br />
Entstehung einer Erkrankung<br />
zu beeinflussen: diemeisten<br />
Klappenleiden sind erblich<br />
bedingt oderentstehen mit<br />
zunehmendem Alter durch Gewebsermüdung.Einzig<br />
akute<br />
Entzündungen können mitAntibiotikaerfolgreichbehandelt<br />
werden. Gerade nach einer<br />
überstandenen echten Grippe<br />
isteswichtig daranzudenken,<br />
wennimmerwiederFieberschübe<br />
auftauchen.<br />
Für dieZukunft kann man sagen,dassdzt.<br />
große Anstrengungen<br />
unternommen werden,<br />
um nicht nur dieErgebnisse<br />
der Herzchirurgie undKardiologiezuverbessern,<br />
sondern<br />
auch um bisher nicht beeinflussbareGrößen,wie<br />
die oben<br />
genanntengenetischen Bestimmung,zuverstehen<br />
und in<br />
weiterer Folge zu beeinflussen.<br />
Ich denke, es wird in 5–10 <strong>Jahre</strong>nganz<br />
neue Möglichkeiten<br />
geben, um Risikogruppen früherzuidentifizieren<br />
und möglicherweise<br />
zu therapieren.<br />
herzchirurg-podesser.at <br />
ÄRZTEHEIM Wien 10<br />
GEDIEGENE SENIORENWOHNUNGEN<br />
Finanzierung privat<br />
oder mit<br />
Förderung<br />
+++ AUCH HAUSTIERE<br />
WILLKOMMEN +++<br />
• Neu adaptierte, großzügige<br />
Seniorenappartements mit Küche, modernem Bad<br />
und gemütlicher Loggia<br />
• Wohnen in der privaten Wohnung – auf Wunsch<br />
mit Betreuung, auch Pflege im Appartement<br />
möglich<br />
• Barrierefrei<br />
• Notruf (24 Stunden diplomierte Krankenpfleger<br />
anwesend)<br />
• Voll- oder Halbpension<br />
• Wäscheservice, Reinigung, Haustechnik<br />
• Zimmerservice möglich<br />
• Ärztliche Betreuung und Apothekenservice<br />
• Empfang im Foyer (zu Bürozeiten)<br />
• Schwesternstützpunkt 24 Stunden besetzt<br />
Tel: 01 / 6171190 | Dr. Eberle-Gasse 3 | 1100 Wien |www.foqus.at | aufnahme@foqus.at<br />
<strong>Beste</strong> <strong>Jahre</strong> 19