Mikrostruktur und Eigenschaften keramischer Formmassen ... - OPUS
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Kurzfassung<br />
scheidungsreaktion aus einer Flüssigphase, wie in Bild 1.4a schematisch dargestellt<br />
<strong>und</strong> im Folgenden beschrieben, für die Mullitbildung am wahrscheinlichsten.<br />
1. Ausgangszustand<br />
Charakteristisch für die <strong>Mikrostruktur</strong> der Back-up-Schicht ist ein heterogener, von<br />
Hohlkanälen <strong>und</strong> Poren (1-500 �m) durchzogener Kornverband. Grobe feinporige<br />
Al2O3-Besandungskörner, mit einer Korngröße bis zu 1 mm, sind in einer Matrix<br />
aus SiO2-Binder <strong>und</strong> kleinsten Al2O3-Füllerkörnern eingebettet.<br />
Die Bildung des 3/2-Mullits beginnt in den Zwickeln der 5-600 �m großen Al2O3-<br />
Füllerpartikel innerhalb der SiO2 Binderphase der Back-up-Schicht. Die gröberen<br />
Al2O3-Besandungskörner (0,12-0,5 mm) stehen in Kontakt zu der Tauchmassenschicht,<br />
sind aber weder an der Reaktion selbst beteiligt, noch wachsen<br />
Mullitsäume /DAV72/ auf ihnen auf.<br />
2. Bildung der SiO2-Flüssigphase<br />
Bei 1500 °C hat sich innerhalb des amorphen SiO2-Binders eine Flüssigphase<br />
gebildet bevor die Mullitreaktion einsetzt (Bild 1.4a/b). Für diese Viskositätserniedrigung<br />
ist das im SiO2-Sol enthaltene Na2O verantwortlich /HYD96/,<br />
/WAN92/, /WAN91/. Durch die Umwandlung des �-Al2O3 (Füller) zu �-Al2O3 <strong>und</strong><br />
Na /STE84/, /MCD79/, das zu Na2O oxidiert, steht zusätzlich Na2O zur Verfügung.<br />
3. Auflösen von Al2O3<br />
Die SiO2-Flüssigphase wirkt als „Becken“, in dem sukzessive Al2O3 aus den<br />
zwangsbenetzten Füllerpartikeln gelöst <strong>und</strong> angereichert wird.<br />
4. Primär-Mullitbildung/Ausscheidung<br />
Bis 5 �m große 3/2Mullit-Prezipitate mit gleichbleibenden Gitterkonstanten scheiden<br />
sich aus der niedrigviskosen SiO2-Flüssigphase aus (Bild 1.4b). Die Beteiligung<br />
der kristallinen SiO2-Phasen an der Mullitreaktion ist unwahrscheinlich.<br />
Dieser Prozess ist durch die Keimbildungs- <strong>und</strong> die Wachstumsrate bestimmt <strong>und</strong><br />
für die Anreicherung des Mullits von 14 Gew-.% nach 4 h Auslagerung bei<br />
1500 °C verantwortlich. Diese Reaktion ist abgeschlossen, wenn nicht mehr<br />
genügend freies SiO2 bzw. Flüssigphase zur Verfügung steht oder die Viskosität<br />
der Flüssigphase aufgr<strong>und</strong> der veränderten Zusammensetzung für den Ausscheidungsprozess<br />
zu hoch ist.<br />
5. Sek<strong>und</strong>är-Mullitbildung/Wachstum<br />
Die 1-5 �m kleinen Ausscheidungen (Mullit(1), Bild 1.4c) bilden bei fortgeführter<br />
Auslagerung (3-24 h) Mullitverbände von 20 �m Größe (Mullit(2) Bild 1.4c). Zwei<br />
Ursachen sind möglich:<br />
� Agglomeration der Einzelausscheidungen ohne chemische Wechselwirkung,<br />
� Wechselseitige Diffusion von Al- <strong>und</strong> Si-Spezies /WEI89/ zwischen den Mullti-<br />
Primärausscheidungen (Ostwaldreifung).<br />
Das sek<strong>und</strong>äre Wachstum ist in Bezug auf die Quantität des Mullits dem Prozess<br />
der Primärausscheidung untergeordnet. Zwischen 6 h <strong>und</strong> 24 h Auslagerung ist<br />
dieser Prozess für die Mullitentwicklung bestimmend.<br />
IX