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Mikrostruktur und Eigenschaften keramischer Formmassen ... - OPUS

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<strong>Mikrostruktur</strong> <strong>und</strong> <strong>Eigenschaften</strong><br />

<strong>keramischer</strong> <strong>Formmassen</strong><br />

im Feinguss<br />

Der Technischen Fakultät der<br />

Universität Erlangen-Nürnberg<br />

Zur Erlangung des Grades<br />

DOKTOR-INGENIEUR<br />

Vorgelegt von<br />

Anja Pfennig<br />

Erlangen 2001


Als Dissertation genehmigt von der Technischen<br />

Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg<br />

Tag der Einreichung: 29.08.2001<br />

Tag der Promotion: 14.12.2001<br />

Dekan: Prof. Dr. A. Winnacker<br />

Berichterstatter: Prof. Dr.-Ing. R. F. Singer<br />

apl. Prof. Dr.-Ing. H.-G. Sockel


Für meine Mutter<br />

auf der einen...<br />

...<strong>und</strong> meinen Vater auf der<br />

anderen Seite des Regenbogens


Inhaltsverzeichnis I<br />

1 KURZFASSUNG V<br />

2 MOTIVATION UND ZIELSETZUNG 1<br />

3 GRUNDLAGEN 3<br />

3.1 Vakuumfeinguss - Darstellung der Technologie 3<br />

3.2 Die Stützschicht der keramischen Formschale 5<br />

3.2.1 Refraktärformstoff: Aluminiumoxid Al2O3<br />

6<br />

3.2.2 Binder: Silika-Sol (kolloidale Kieselsäure) 7<br />

3.2.3 Reaktionen im Stoff-System Al2O3-SiO2-Na2O 7<br />

3.2.4 Einfluss der Phasenumwandlungen auf das Formschalenverhalten 12<br />

3.3 Tiegelmaterial aus Magnesiaspinell <strong>und</strong> Calciumaluminat-Zement 12<br />

3.3.1 Magnesiaspinell (MgAl2O4) als Aggregatphase 13<br />

3.3.2 Calciumaluminat-Zement als Bindephase 15<br />

3.3.3 Feuerfestbeton – Magnesiaspinellbeton 18<br />

3.3.4 Wechselwirkungen von Tiegelmaterialien mit Metallschmelzen 20<br />

4 EXPERIMENTELLE METHODIK 23<br />

4.1 Herstellung <strong>und</strong> Auslagerung der Back-up-Einzelmodule 23<br />

4.2 Herstellung <strong>und</strong> Auslagerung von Spinellbeton 24<br />

4.3 Erprobung des Spinellbetons als Tiegelmaterial 25<br />

4.3.1 Herstellung von Tiegeln 25<br />

4.3.2 Untersuchte Legierungen 26<br />

4.3.3 Korrosionsverhalten 26<br />

4.4 Charakterisierungsmethoden 27<br />

4.4.1 Bestimmung der Rohdichte <strong>und</strong> der offenen Porosität 27<br />

4.4.2 Chemische Analyse der Elementgehalte 27<br />

4.4.3 Thermische Analyse 28<br />

4.4.4 Röntgendiffraktometrie 29<br />

4.4.5 <strong>Mikrostruktur</strong>elle Untersuchungen 30<br />

4.4.6 Untersuchung der mechanischen <strong>Eigenschaften</strong> 32


II Inhaltsverzeichnis<br />

5 ERGEBNISSE – FORMSCHALE 35<br />

5.1 Charakterisierung der Stützschichten in Abhängigkeit von den<br />

Auslagerungsbedingungen 35<br />

5.1.1 Chemische Analyse 36<br />

5.1.2 Thermische Analyse 36<br />

5.1.3 Dehnungsverhalten <strong>und</strong> Dichte 38<br />

5.2 Röntgenographische Darstellung der Stützschichten in<br />

Abhängigkeit von den Auslagerungsbedingungen 40<br />

5.2.1 Phasenbestand nach dem Vorbrand 40<br />

5.2.2 Qualitative Hochtemperatur-Phasenanalyse<br />

5.2.3 Quantitative Phasenanalyse bei Raumtemperatur – Bestimmung<br />

41<br />

von Kor<strong>und</strong>, Mullit <strong>und</strong> amorphem SiO2 als Funktion der<br />

Auslagerung 44<br />

5.2.4 Bestimmung der Gitterkonstanten <strong>und</strong> der Kristallitgröße des<br />

Mullits<br />

47<br />

5.3 <strong>Mikrostruktur</strong> der Stützschicht nach Auslagerung bei 1500 °C 50<br />

5.3.1 Ausgangsgefüge nach dem Vorbrand 50<br />

5.3.2 Einfluss der Auslagerungsdauer 50<br />

5.4 Mechanische <strong>Eigenschaften</strong> 55<br />

5.4.1 Raumtemperatur-Biegefestigkeit als Funktion der Vorbehandlung 55<br />

5.4.2 Abschätzung der Erweichungstemperatur im Druckversuch 57<br />

5.4.3 Hochtemperatur-Biegefestigkeit zwischen 1000 °C <strong>und</strong> 1550 °C 58<br />

5.4.4 Verformung der Stützschicht bei 1000 °C <strong>und</strong> 1500 °C 61<br />

6 DISKUSSION – FORMSCHALE 64<br />

6.1 Reaktionsmechanismus von Mullit in der Stützschicht 64<br />

6.2 <strong>Eigenschaften</strong> <strong>und</strong> Festigkeitsverhalten der Formschale im<br />

Gießprozess<br />

68<br />

6.2.1 Bedeutung der Mullitbildung 70<br />

6.2.2 Einfluss der Flüssigphase <strong>und</strong> die Rolle von Na2O <strong>und</strong> Al2O3 71<br />

7 ERGEBNISSE – SPINELLBETON 76<br />

7.1 Charakterisierung des Spinellbetons 76<br />

7.1.1 Ausgangsmaterialien <strong>und</strong> chemische Analyse 76<br />

7.1.2 Phasenbestand in Abhängigkeit von der Temperatur 77


Inhaltsverzeichnis III<br />

7.1.3 Gefüge 78<br />

7.1.4 Thermische <strong>Eigenschaften</strong> 82<br />

7.1.5 Mechanische <strong>Eigenschaften</strong> 84<br />

7.1.6 Thermomechanische <strong>Eigenschaften</strong> 89<br />

7.2 Verwendungsmöglichkeiten von Spinellbeton 94<br />

7.3 Kompatibilität von Spinellbeton mit Nickelbasis-Superlegierungen 96<br />

7.3.1 Korrosionsverhalten des Spinellbetons in Kontakt mit Legierung 96<br />

7.3.2 Umschmelzversuche mit Legierung IN 792 97<br />

7.4 Vergleich von Spinellbeton-Tiegeln mit MgO- <strong>und</strong> Al2O3-Tiegeln 104<br />

7.4.1 Thermowechselbeständigkeit <strong>und</strong> Festigkeit nach dem Abguss 104<br />

7.4.2 Gefügebetrachtungen <strong>und</strong> Korrosionsbeständigkeit 105<br />

8 DISKUSSION – EIGNUNG VON SPINELLBETON-TIEGELN 108<br />

8.1 Herstellung <strong>und</strong> Handhabung 108<br />

8.2 Kompatibilität im Vergleich zu MgO <strong>und</strong> Al2O3<br />

109<br />

8.2.1 Wechselwirkungen <strong>und</strong> Reaktionsmechanismus an der Grenzfläche<br />

Spinellbeton-Tiegel/Superlegierung IN 792<br />

110<br />

8.3 Thermomechanik – Standzeit im Gießprozess 114<br />

8.3.1 Die Bedeutung der Zementphase CA6<br />

9 ZUSAMMENFASSUNG 117<br />

10 VERZEICHNISSE 120<br />

10.1 Literaturverzeichnis 120<br />

10.2 Formel- <strong>und</strong> Abkürzungsverzeichnis 133<br />

11 ANHANG 137<br />

11.1 Formschale 137<br />

11.2 Spinellbeton 142<br />

115


IV Inhaltsverzeichnis


Kurzfassung<br />

1 KURZFASSUNG<br />

MOTIVATION UND ZIELSETZUNG<br />

Turbinenschaufeln finden ihren Einsatz heute in Industriegasturbinen für<br />

Kombikraftwerke <strong>und</strong> Flugzeugtriebwerken /SET00/, /SIN94/. Durch gerichtete<br />

Erstarrung können stängelförmige oder einkristalline Kornstrukturen erzeugt<br />

werden. Solche Gefügestrukturen ermöglichen höhere Einsatztemperaturen der<br />

Turbinenschaufeln. Damit werden höhere Leistungen oder längere Lebensdauern<br />

erreicht <strong>und</strong> der Wirkungsgrad beträchtlich gesteigert /KRU98/. Der Bedarf nach<br />

neuen komplexen Legierungen <strong>und</strong> größeren Bauteilen erfordert die gezielte<br />

Anpassung der verwendeten keramischen Systeme an den Gießprozess. Zu<br />

diesen keramischen Systemen zählen die Formschale <strong>und</strong> der Tiegel.<br />

Die Stützschicht oder Back-up-schicht der keramische Formschale bestimmt die<br />

Maßgenauigkeit der Bauteile <strong>und</strong> garantiert eine endkonturnahe Fertigung. Ziel<br />

dieser Arbeit ist es, die <strong>Mikrostruktur</strong>charakteristika der in dieser Arbeit<br />

untersuchten SiO2-geb<strong>und</strong>enen Al2O3-Stützschicht herauszuarbeiten <strong>und</strong> ihre<br />

technische Relevanz zu erörtern. Die Korrelation der mikroskopischen mit den<br />

makroskopischen <strong>Eigenschaften</strong> <strong>und</strong> Erklärungsansätze für das mechanische<br />

Verhalten der Formschale während des Abgusses werden diskutiert.<br />

Ein weiteres Ziel dieser Arbeit ist es, das Werkstoffpotenzial von zementarmem<br />

Spinellbeton als Tiegelmaterial aufzuzeigen. Die Lebensdauer der im Feinguss<br />

eingesetzten Tiegel ist von wirtschaftlicher Bedeutung, da ihr Austausch<br />

erheblichen zeitlichen <strong>und</strong> finanziellen Aufwand bedarf. Gefordert wird daher die<br />

problemlose Wiederverwendbarkeit der Tiegel bis 1600 °C bei hohen Schüttgeschwindigkeiten<br />

beim Abguss der Legierung mit gleichbleibender Qualität der<br />

Bauteile. Neben dieser thermomechanischen Belastbarkeit soll die von der Atmosphäre<br />

unabhängige Beständigkeit gegenüber den vergossenen Legierungen <strong>und</strong><br />

die wirtschaftliche Verwendung im Gießprozess aufgezeigt werden.<br />

KONVENTIONELLE FORMSCHALE<br />

Die Stützschicht (Back-up) der Formschale besteht aus 11-20 Einzelschichtmodulen.<br />

In jedem Modul wird ein Schlicker (Tauchmasse) aus SiO2-geb<strong>und</strong>enem<br />

feinem Al2O3-Füllermaterial mit einer Besandung aus grobem Al2O3 kombiniert.<br />

Die Besandung im Fluidbett erlaubt den monolithischen Aufbau des Back-up-<br />

Materials ohne Schichtstruktur (Bild 1.1). Eingebrachte keramische Komponenten<br />

des zu untersuchenden Systems sind Al2O3, SiO2 <strong>und</strong> geringe Mengen Na2O<br />

(Tabelle 1.1). Na2O entstammt dem als Stabilisator zugefügten Silika-Sol oder aus<br />

den im Füllermaterial enthaltenen Anteil an �-Al2O3 (11Al2O3�Na2O).<br />

Tabelle 1.1: Mittlere Zusammensetzung der keramischen Back-up-Formschalenproben<br />

(wichtigste Oxidgehalte) in Gew.-% nach Auslagerung (1000-1500 °C / 0-18 h).<br />

Mittlere Zusammensetzung der Oxide im Back-up-Material (Gew.-%)<br />

Al2O3 SiO2 Na2O Fe2O3 CaO MgO ZrO2<br />

94 5,5 0,3 0,02 0,01 0,07 0,03<br />

V


VI Kurzfassung<br />

Back-up-Schichten BU: 8-10 mm (Al 2O 3 + SiO 2-Sol)<br />

innen (Bauteil)<br />

FC Ü<br />

SC Pore<br />

FC: Frontschichten/Facecoating (FF+SiO2-Sol) Ü: Übergangsschicht (FF+SiO2-Sol), FF=Feuerfestkeramik<br />

SC: Überzug/Sealcoating (Al2O3+SiO2-Sol) Bild 1.1: Schematischer Aufbau der (Al2O3, SiO2+Na2O)-Formschale. Gegenstand der<br />

Untersuchungen ist die monolithische Stützschicht (rechts, SEM-Aufnahme).<br />

Lineare thermische Dehnung <strong>und</strong> Dichte<br />

Das vorgebrannte (1200 °C/4 h/Ofen) Back-up-Material zeigt eine geringe <strong>und</strong><br />

nahezu lineare thermische Dehnung (ca. 1,2% mit �(25,1500)=8,4�10 -6� K -1 ) während<br />

kontinuierlichen Aufheizens mit 10 K/min. bis 1500 °C (Bild 1.2). Die Änderung der<br />

Dichte der Back-up-Schicht bei Temperaturbehandlung ist nicht signifikant (rechts,<br />

Bild 1.2). Sowohl grünes als auch vorgebranntes <strong>und</strong> bei 1500 °C ausgelagertes<br />

Material besitzen eine Rohdichte von ca. 2,7 g/cm 3 .<br />

Relative Längenänderung<br />

�L/Lo in %<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

SiO 2-Binder <strong>und</strong> Al 2O 3-Füller<br />

Al 2O 3-Besandung<br />

Pore<br />

Bild 1.2: Lineare thermische Ausdehnung der Stützschicht im Bereich von<br />

Raumtemperatur bis 1500 °C <strong>und</strong> Rohdichten nach thermischer Vorbehandlung.<br />

Phasenentwicklung <strong>und</strong> <strong>Mikrostruktur</strong> der Stützschicht<br />

außen<br />

linearer thermischer<br />

Ausdehnungskoeffizient<br />

� (25,1500°C)=8,4·10 -6 ·K -1<br />

0 500 1.000 1.500<br />

Temperatur in °C<br />

Al 2 O 3 -<br />

Besandungskorn<br />

Al 2 O 3 -Füllerkörner<br />

+ SiO 2 -Binder<br />

In Tabelle 1.2 ist der in der Formschalenstützschicht vorliegende Phasenbestand<br />

nach dem vierstündigen Vorbrand bei 1200 °C dargestellt. Bild 1.3 zeigt die bei<br />

Raumtemperatur mittels Rietveld-Methode (XRD) quantifizierten Phasen abgeschreckter<br />

Proben („in-situ“), die im Weiteren besprochen besprochen werden.<br />

Pore<br />

Porenkanäle<br />

Pore<br />

Auslagerung Rohdichte<br />

in g/cm 3<br />

Grünes Material 2,61 ± 0,05<br />

Vorbrand<br />

1200 °C/4 h/Ofen 2,72 ± 0,09<br />

Prozess<br />

1500 °C/1 h/Ofen 2,75 ± 0,09


Kurzfassung<br />

Tabelle 1.2: Phasenbestand der Back-up-Schicht nach dem Vorbrand.<br />

Einsatzstoffe/Phasen Analysemethode: Modifikationen PDF-Nr.<br />

Al2O3 (Füller <strong>und</strong> Besandung) XRD: �-Al2O3 (Kor<strong>und</strong>)<br />

XRD: �-Al2O3 (Diaoyudaoit, NaAl11O17),<br />

431484<br />

211096<br />

SiO2 (Binder: Silika-Sol) XRD: geringe Mengen amorphes SiO2<br />

XRD: geringe Mengen Quarz<br />

DSC: Tief(�)-Cristobalit <strong>und</strong> �-Tridymit<br />

461045<br />

Na2O (Stabilisator Sol) XRD: Keine reinen Phasen<br />

Gehalte Mullit <strong>und</strong> SiO 2-amorph in Gew.-%<br />

Bild 1.3: Röntgenographische Rietveld-Analyse bei Raumtemperatur: Quantitative Entwicklung<br />

der im Back-up-Material auftretenden Phasen Kor<strong>und</strong>, Mullit <strong>und</strong> amorphes SiO2<br />

als Funktion der Temperatur. (Fehlerbalken: � 2 -Werte, d. h. Abweichung der gemessenen<br />

von der berechneten Intensitätsverteilung.) Beim Aufheizen bis 1600 °C bildet sich Mullit<br />

bereits in der Aufheizphase, wohingegen bei 1500 °C eine Haltezeit erforderlich ist.<br />

Amorphes SiO2 ist oberhalb 1200 °C immer im Back-up-Material enthalten.<br />

Al2O3<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

SiO 2-amorph<br />

SiO 2-amorph<br />

Mullit<br />

SiO 2-amorph<br />

Mullit<br />

SiO 2-amorph<br />

Kor<strong>und</strong><br />

Kor<strong>und</strong><br />

Kor<strong>und</strong><br />

Kor<strong>und</strong><br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

Auslagerungsdauer in h<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

100<br />

0<br />

100<br />

1200 °C<br />

1400 °C<br />

1500 °C<br />

1600 °C<br />

�-Al2O3 (Kor<strong>und</strong>): Der Kor<strong>und</strong>gehalt bleibt mit ca. 94 Gew.-% bis zum ersten<br />

Auftreten des Mullits konstant <strong>und</strong> nimmt bei 1500 °C <strong>und</strong> 1600 °C als Funktion<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Gehalt Kor<strong>und</strong> in Gew.-%<br />

VII


VIII Kurzfassung<br />

der Auslagerungdauer ab (Bild 1.3). Da Kor<strong>und</strong> zur Ausbildung des Mullits<br />

herangezogen wird, ändert sich sein Gehalt analog dem zur stöchiometrischen<br />

Mullitbildung verwendeten Anteil.<br />

�-Al2O3 (Diaoyudaoit): Während der Aufheizphase ist das hexagonale �-Al2O3<br />

(11Al2O3�Na2O bzw. NaAl11O17) laut einer Hochtemperatur-Röntgenbeugungsanalyse<br />

(HTXRD) bis ca. 1350 °C stabil. Bei weiterem Aufheizen ist die partielle<br />

Transformation des in Füller (F-R) <strong>und</strong> Besandung (B-1) enthaltenen �-Al2O3 zu<br />

Al2O3 unter Abgabe von Na in die SiO2-Glasphase wahrscheinlich /STE84/.<br />

SiO2 Silika-Sol (Binder)<br />

Quarz <strong>und</strong> Cristobalit: Nach dem Vorbrand liegen �-Quarz, �-Tridymit <strong>und</strong> �-<br />

Cristobalit neben amorphen SiO2 vor. Bei erneutem Aufheizen im Prozess erfolgt<br />

bei 230 °C die mit einem Volumensprung (2,0-2,8%) verb<strong>und</strong>ene reversible<br />

Umwandlung des tetragonalen �-Cristobalits in den kubischen �-Cristobalit. Der<br />

größte Anteil des �-Quarzes <strong>und</strong> �-Tridymits geht zusammen mit nicht-kristallisierten<br />

amorphen SiO2 bei ca. 960 °C (laut thermischer Analyse) irreversibel<br />

ebenfalls zu Hoch(�)-Cristobalit über.<br />

Eine HTXRD-Analyse zeigt, dass der �-Quarz bis ca. 1450 °C-1500 °C stabil<br />

bleibt, wobei seine Aufzehrung mit der Mullitbildung einhergeht. Aufgr<strong>und</strong> der<br />

Umwandlung von erstens Quarz <strong>und</strong> zweitens amorphem SiO2 wird ab 1450 °C �-<br />

Cristobalit durch HTXRD nachgewiesen. Das Na2O wirkt dabei als Keimbildner.<br />

Die kristallinen SiO2-Phasen konnten röntgenographisch bei Raumtemperatur<br />

nicht nachgewiesen werden.<br />

amorphes SiO2: In Bild 1.3 sind bei jeder Temperatur unter Berücksichtigung der<br />

großen Fehlerbreite ca. 1 Gew.-% einer amorphen SiO2-Phase nachweisbar.<br />

3Al2O3�2SiO2 (Mullit)<br />

Die Mullitbildung beginnt zwischen 1450 °C <strong>und</strong> 1500 °C während einer temperaturkonstanten<br />

Haltephase. Bereits nach einstündiger Auslagerung bei 1500 °C<br />

sind ca. 11 Gew.-%. Mullit entstanden. Der Mullitgehalt steigt nach 6 h<br />

Auslagerung bis auf einen maximalen Wert von ca. 14 Gew.-% an <strong>und</strong> bleibt dann<br />

bis 24 h nahezu konstant (siehe hierzu auch Bild 1.6). Der Gehalt des gebildeten<br />

Mullits von der Temperatur <strong>und</strong> der Zeit unbhängig. Je höher die Halte- oberhalb<br />

der Bildungstemperatur liegt, desto schneller ist die Mullitreaktion abgeschlossen.<br />

Bei 1600 °C ist der maximale Mullitgehalt von 14 Gew.-% bereits nach 2 h<br />

Auslagerung erreicht (Bild 1.3). Die röntgenographisch bestimmten Gitterkonstanten<br />

des Mullits sowie das Volumen der Elementarzelle bleiben bei 1500 °C<br />

unabhängig von der Auslagerungsdauer nahezu konstant. Damit entspricht die<br />

stöchiometrische Zusammensetzung immer dem des 3/2Mullits (3Al2O3�2SiO2,<br />

PDF-Nr.: 150776). Die ebenfalls röntgenographisch nach Warren-Averbach<br />

bestimmte Kristallitgröße des Mullits beträgt bei 1500 °C ca. 30 nm.<br />

Wegen der beständigen Stöchiometrie des Mullits <strong>und</strong> der möglichen Bildung von<br />

metastabilen Phasen bei 1500°C im System Al2O3-SiO2 ist eine isotherme Aus-


Kurzfassung<br />

scheidungsreaktion aus einer Flüssigphase, wie in Bild 1.4a schematisch dargestellt<br />

<strong>und</strong> im Folgenden beschrieben, für die Mullitbildung am wahrscheinlichsten.<br />

1. Ausgangszustand<br />

Charakteristisch für die <strong>Mikrostruktur</strong> der Back-up-Schicht ist ein heterogener, von<br />

Hohlkanälen <strong>und</strong> Poren (1-500 �m) durchzogener Kornverband. Grobe feinporige<br />

Al2O3-Besandungskörner, mit einer Korngröße bis zu 1 mm, sind in einer Matrix<br />

aus SiO2-Binder <strong>und</strong> kleinsten Al2O3-Füllerkörnern eingebettet.<br />

Die Bildung des 3/2-Mullits beginnt in den Zwickeln der 5-600 �m großen Al2O3-<br />

Füllerpartikel innerhalb der SiO2 Binderphase der Back-up-Schicht. Die gröberen<br />

Al2O3-Besandungskörner (0,12-0,5 mm) stehen in Kontakt zu der Tauchmassenschicht,<br />

sind aber weder an der Reaktion selbst beteiligt, noch wachsen<br />

Mullitsäume /DAV72/ auf ihnen auf.<br />

2. Bildung der SiO2-Flüssigphase<br />

Bei 1500 °C hat sich innerhalb des amorphen SiO2-Binders eine Flüssigphase<br />

gebildet bevor die Mullitreaktion einsetzt (Bild 1.4a/b). Für diese Viskositätserniedrigung<br />

ist das im SiO2-Sol enthaltene Na2O verantwortlich /HYD96/,<br />

/WAN92/, /WAN91/. Durch die Umwandlung des �-Al2O3 (Füller) zu �-Al2O3 <strong>und</strong><br />

Na /STE84/, /MCD79/, das zu Na2O oxidiert, steht zusätzlich Na2O zur Verfügung.<br />

3. Auflösen von Al2O3<br />

Die SiO2-Flüssigphase wirkt als „Becken“, in dem sukzessive Al2O3 aus den<br />

zwangsbenetzten Füllerpartikeln gelöst <strong>und</strong> angereichert wird.<br />

4. Primär-Mullitbildung/Ausscheidung<br />

Bis 5 �m große 3/2Mullit-Prezipitate mit gleichbleibenden Gitterkonstanten scheiden<br />

sich aus der niedrigviskosen SiO2-Flüssigphase aus (Bild 1.4b). Die Beteiligung<br />

der kristallinen SiO2-Phasen an der Mullitreaktion ist unwahrscheinlich.<br />

Dieser Prozess ist durch die Keimbildungs- <strong>und</strong> die Wachstumsrate bestimmt <strong>und</strong><br />

für die Anreicherung des Mullits von 14 Gew-.% nach 4 h Auslagerung bei<br />

1500 °C verantwortlich. Diese Reaktion ist abgeschlossen, wenn nicht mehr<br />

genügend freies SiO2 bzw. Flüssigphase zur Verfügung steht oder die Viskosität<br />

der Flüssigphase aufgr<strong>und</strong> der veränderten Zusammensetzung für den Ausscheidungsprozess<br />

zu hoch ist.<br />

5. Sek<strong>und</strong>är-Mullitbildung/Wachstum<br />

Die 1-5 �m kleinen Ausscheidungen (Mullit(1), Bild 1.4c) bilden bei fortgeführter<br />

Auslagerung (3-24 h) Mullitverbände von 20 �m Größe (Mullit(2) Bild 1.4c). Zwei<br />

Ursachen sind möglich:<br />

� Agglomeration der Einzelausscheidungen ohne chemische Wechselwirkung,<br />

� Wechselseitige Diffusion von Al- <strong>und</strong> Si-Spezies /WEI89/ zwischen den Mullti-<br />

Primärausscheidungen (Ostwaldreifung).<br />

Das sek<strong>und</strong>äre Wachstum ist in Bezug auf die Quantität des Mullits dem Prozess<br />

der Primärausscheidung untergeordnet. Zwischen 6 h <strong>und</strong> 24 h Auslagerung ist<br />

dieser Prozess für die Mullitentwicklung bestimmend.<br />

IX


X Kurzfassung<br />

a) Schema b) TEM-Aufnahme<br />

1. Ausgangszustand<br />

�-Al2O3 11Al2O3 ·Na2O �-Al2O3 + 2Na + + O2- >1100 °C<br />

amorph-fest<br />

+Na 2 O,<br />

u. a. Alkalien<br />

��Al2O3 bzw.<br />

��Al2O3 2. Bildung der SiO2-Flüssigphase amorph-flüssig<br />

+Na2O, u. a. Alkalien<br />

SiO 2<br />

Mullit<br />

5. Sek<strong>und</strong>är-Mullitbildung/<br />

Akkumulation/Homogenisierung<br />

(Ostwald-Reifung)<br />

Mullit Mullit<br />

SiO 2<br />

Al 2 O 3<br />

kristallin<br />

(Cristobalit, ±Tridymit, ±Quarz)<br />

3. Auflösen von Al2O3 SiO2 + Al2O3 amorph-flüssig<br />

+Na2O, u. a. Alkalien stark angereichert<br />

4. Primär-Mullitbildung/Ausscheidung<br />

Al 2O 3<br />

Na<br />

Mullit<br />

Al 2O 3<br />

Al 2O 3<br />

Al 2O 3<br />

Al 2O 3<br />

0,5 �m<br />

Mullit<br />

Mullit<br />

SiO 2<br />

amorph<br />

Mullit (2)<br />

Al 2O 3<br />

Mullit (1)<br />

Al 2O 3<br />

Al 2O 3<br />

Al 2O 3<br />

Elektronen-<br />

amorphe Phase beugungsbilder kristalline Phase<br />

c) SEM-Aufnahme<br />

Ideale Zusammensetzung<br />

3/2-Mullit:<br />

Al2O3: 78 Gew.-%<br />

SiO2: 22 Gew.-%<br />

Al 2O 3-Korn<br />

Mullit (1)<br />

Mullit (2)<br />

mittlere<br />

Zusammensetzung<br />

Oxid in Gew.-%<br />

Na 2 O<br />

Mullit (1)<br />

Al 2O 3<br />

Bild 1.4: a) Schema des Reaktionsmechanismusses. b) TEM-Aufnahme eines Ausschnitts<br />

aus dem Binder-Füller-Bereich der Probe 1500 °C/1 h. Deutlich sind die in eine<br />

Matrix aus amorphem SiO2 eingelagerten kristallinen Al2O3-Füllerkörner zu erkennen.<br />

Dazwischen befinden sich kristalline Mullitkörner in direktem Kontakt mit der Matrix <strong>und</strong><br />

den Kor<strong>und</strong>(Al2O3)-Körnern. c) SEM-Aufnahme: Primärmullit (Mullit(1): kleinste Einzelkörner,<br />

ca. 1-5 �m) <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>ärmullit (Mullit(2): homogene Verbände, ca. 20 �m) im<br />

Binder-Füller-Bereich einer bei 1500 °C für 3 h ausgelagerten Probe.<br />

1<br />

1<br />

2<br />

Al 2 O 3<br />

99<br />

81<br />

78<br />

SiO 2<br />

0<br />

18<br />

20


Kurzfassung<br />

Hochtemperaturverhalten – Festigkeit <strong>und</strong> Verformung<br />

Das Hochtemperaturverhalten der Formschale wurde bei Temperaturen von<br />

1000 °C bis 1550 °C untersucht. Die Festigkeit wurde im Vierpunktbiegeversuch<br />

(Bild 1.5a <strong>und</strong> Bild 1.6), der Erweichungsbeginn des Materials im Druckversuch<br />

(Bild 1.5b) <strong>und</strong> die Verformung sowie der Kriechexponent im Vierpunktbiegekriechversuch<br />

bei konstanter Last ermittelt.<br />

Die Vierpunktbiegefestigkeiten ergeben sich aus den werkstoffspezifischen Kenngrößen<br />

Biegebruchspannung �0 <strong>und</strong> Weibull-Modul m (Maß für die Streuung der<br />

Messwerte /WEI51/) der auf Zug belasteten Unterseite der Back-up-Schichten.<br />

Für die Biegefestigkeit bei hohen Anwendungstemperaturen ist das komplexe<br />

Zusammenwirken folgender Prozesse <strong>und</strong> Gefügeveränderungen bei unterschiedlichen<br />

Auslagerungstemperaturen <strong>und</strong> -dauern verantwortlich:<br />

� Sinterprozesse,<br />

� Bildung, Viskosität <strong>und</strong> Kristallisation der SiO2-Schmelzphase,<br />

� Phasenumwandlung (Mullitkristallisation innerhalb der Binderphase.<br />

Die Festigkeit <strong>und</strong> das Verformungsverhalten sowie der dominiende Versagensmechanismus<br />

in der Formschale ist abhängig von der Temperatur <strong>und</strong> der Dauer<br />

der thermischen Beanspruchung. Von Raumtemperatur bis 1000 °C steigt die<br />

Festigkeit der Formschale aufgr<strong>und</strong> der zunehmenden Zähigkeit infolge von<br />

fortgeführten Sinterprozessen bei erhöhter Temperatur.<br />

Biegebruchspannung � 0 in MPa<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

5 h<br />

1 h<br />

a) Biegeversuch<br />

0<br />

1.000 1.200 1.400 1.600<br />

Temperatur in °C<br />

20<br />

0<br />

0,0 0,1<br />

Bruch<br />

0,2<br />

Dehnung � in %<br />

Bild 1.5: Einfluss der Auslagerungstemperatur <strong>und</strong> -dauer auf das Hochtemperaturverhalten<br />

der Formschale. Oberhalb 1200 °C ist ein deutlicher Festigkeitsabfall zu<br />

erkennen. a) Aufgetragen sind die im Vierpunktbiegeversuch gemessenen <strong>und</strong> aus<br />

Weibull-Diagrammen ermittelten Biegebruchspannungen �0 der Formschalenprobestäbe<br />

nach 1 h <strong>und</strong> 5 h Auslagerung bei verschiedenen Temperaturen. b) Das Erweichen der<br />

Formschale ab 1200 °C ist im Druckversuch anhand der deutlich flacher verlaufenden<br />

Spannungs-Dehnungs-Kurve würfeliger Proben zu erkennen.<br />

1000 °C: Bei 1000 °C verhält sich das Formschalenmaterial mit einer Biegebruchspannung<br />

von �0=23-30 MPa (Bild 1.5a) wie ein Festkörper, für den plastisch-<br />

Spannung � in MPa<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

900 °C<br />

1000 °C<br />

1200 °C<br />

XI<br />

b) Druckversuch<br />

Prüftemperatur


XII Kurzfassung<br />

viskose Verformungsvorgänge typisch sind. Der für die Deformation verantwortliche<br />

dominierende Kriechmechanismus (Kriechexponent n�5,5) ist ein Materialtransport<br />

durch Diffusion /TOR97/, /MUN89/ von unter Druckspannungen stehenden<br />

Korngrenzbereichen zu denen unter Zugspannung stehenden (Coble-Creep<br />

/COB70/) /OHI91/. Das Material versagt durch intrakristallinen Sprödbruch.<br />

1200 °C-1400 °C: Bei nachfolgenden Temperaturbehandlungen oberhalb 1200 °C<br />

kann die Bildung einer Schmelzphase durch Umwandlung des amorphen SiO2<br />

erfolgen, welche die Versinterung durch die Sinterhalsbildung verstärkt /HEN91/,<br />

/ROT99/. Damit wird zunächst auch die Festigkeit der Formschale gesteigert. Ein<br />

zu großes Schmelzvolumen jedoch führt zu einer Erweichung. Im Druckversuch<br />

bei 1200 °C ist das Erweichen der Formschale anhand der flacher verlaufenden<br />

Dehnungskurve (Bild 1.5b) zu erkennen. Auch die Biegebruchspannung �0 sinkt<br />

bei 1200 °C auf ca. 6 MPa (Bild 1.5a) <strong>und</strong> fällt bei 1400 °C sogar bis auf ca.<br />

1,5 MPa ab. Diese niedrigen Biegebruchspannungen sind damit zu erklären, dass<br />

bei 1400 °C (wie auch bei 1500 °C ohne Haltezeit) das größte Volumen an<br />

Schmelzphase im Back-up-Material vorliegt. Dadurch werden Diffusionsvorgänge<br />

/PHA83/ <strong>und</strong> Gleitprozesse /CHE97/ <strong>und</strong> damit die plastische Verformung der<br />

Formschale begünstigt.<br />

1500 °C Die Biegefestigkeit bei 1500 °C ist von der Auslagerungdauer <strong>und</strong> den<br />

damit verb<strong>und</strong>enen mikrostrukturellen Veränderungen abhängig (Bild 1.6):<br />

Biegebruchspannung � 0 in MPa<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

Mullit<br />

5<br />

8<br />

4<br />

Hochtemperatur-Festigkeit<br />

der Formschale<br />

6<br />

3<br />

2<br />

4<br />

1<br />

0<br />

0<br />

SiO2-amorph 5 10 15 20<br />

2<br />

0<br />

25<br />

Auslagerungdauer bei 1500 °C in h<br />

Bild 1.6: Einfluss der Auslagerungsdauer auf die Festigkeit der Formschale bei 1500 °C.<br />

Die Biegebruchspannung �0 steigt zwischen 0 <strong>und</strong> 2 h Auslagerung an (1-4 MPa) <strong>und</strong><br />

erreicht nach ca. 4 h bis 6 h eine mittlere Festigkeit von 2,5 MPa, die bis 24 h nahezu<br />

konstant bleibt. Aufgetragen sind die für verschiedene Auslagerungsdauern ermittelten<br />

Mullitgehalte, Gehalte der amorphen SiO2-Phase <strong>und</strong> Biegebruchspannungen �0, der<br />

63% der Proben standhalten. (rechts: ausgewählte Weibull-Diagramme <strong>und</strong> -Parameter<br />

m <strong>und</strong> �0 in MPa im Vierpunktbiegversuch geprüfter Proben. Fehlerbetrachtung: HT-<br />

Festigkeit: 95%ige Vertrauensbereiche nach DIN 51110 Teil 3, Mullit <strong>und</strong> Glasphase: � 2 ).<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

Mullit/SiO 2 amorph Gehalte in Gew.-%<br />

ln ln 1/(1-F)<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

ln � c �<br />

ln � c �<br />

ln � c �<br />

-1 0 1 2<br />

0 h<br />

m=3<br />

� 0 =1<br />

ln � c mit � in MPa<br />

1 h<br />

m=3<br />

�0=3,7 4 h<br />

m=3<br />

�0 =1<br />

10 h<br />

m=4<br />

� 0 =2,5<br />

24 h<br />

m=3<br />

� 0=2,2


Kurzfassung<br />

Nach 5 h Haltezeit <strong>und</strong> bei sehr hohen Temperaturen (1500-1550 °C) hat die<br />

Formschale wieder mehr Festigkeit (3,5-6 MPa, Bild 1.5a). Die Biegebruchspannung<br />

�0 bei 1500 °C steigt laut Bild 1.6 zwischen 0 h <strong>und</strong> 2 h Auslagerung an<br />

(1-4 MPa). Nach ca. 4 h bis 6 h Auslagerung ist eine mittlere Festigkeit von<br />

2,5 MPa erreicht, die bis 24 h nahezu konstant bleibt. Hierfür gibt es neben<br />

Sinterprozessen drei weitere mögliche Ursachen:<br />

1. Die gegenüber dem Hauptbestandteil des Back-up-Materials Al2O3 höhere<br />

Festigkeit /KIN75/ der neugebildeten Phase Mullit sowie lokale netzwerkartige<br />

/RAD74/ Verfestigung innerhalb der Korngrenzen.<br />

2. Die Verringerung des Flüssigphasengehalts infolge der Kristallisation des Mullits<br />

(Primär-Mullitbildung) aus der SiO2-Flüssigphase. Durch den Anstieg des<br />

Feststoffgehalts wird die plastische Verformung der Formschale erschwert.<br />

3. Eine Viskositätssteigerung der Schmelzphase infolge der Al2O3-Inkorporation.<br />

Der niedrige Kriechexponent (n�1) zeigt dass das Kriechverhalten bei 1500 °C<br />

von der Schmelzphase abhängig ist. Das Material fließt wie eine Flüssigkeit <strong>und</strong><br />

der im Binder-Füller-Bereich beginnende, interkristalline Kriechbruch ist für das<br />

Versagen verantwortlich. Die mittels Kriechexponenten abgeschätzte Dehnung für<br />

das untersuchte Formschalensystem liegt im Gießprozess, der durchschnittlich<br />

3 h bei 1500 °C dauert, bei ca. 0,003%. Die Verformung ist ausreichend klein, um<br />

im industrieellen Gießprozess die Maßgenauigkeit der Bauteile zu garantieren.<br />

Bedeutung von Flüssigphase <strong>und</strong> Mullitbildung im Gießprozess<br />

Die SiO2-Schmelzphase ist für die Verformung der Alumosilikat-Formschale, den<br />

so genannten „Bulging-Effekt“, im Gießprozess verantwortlich. Die Verformung ist<br />

um so größer, je größer das Volumen der Flüssigphase <strong>und</strong> je niedriger deren<br />

Viskosität ist. Die Viskosität hängt unmittelbar von der Temperatur <strong>und</strong> der<br />

Zusammensetzung der Flüssigphase ab (Bild 1.7), /HYD96/. Sie wird dabei durch<br />

das Na2O, das sich aus dem Sol-Stabilisator <strong>und</strong> dem dissoziierten �-Al2O3<br />

zusammensetzt, entscheidend gesenkt /WAN92/, /PHA83/.<br />

Berechnungen nach /URB81/ zeigen, dass das amorphe SiO2 ab ca. TTrans-min=<br />

1100 °C bei log�


XIV Kurzfassung<br />

� Verringerung des Volumens der Flüssigphase: Variation der Binder-/Füller-<br />

Verhältnisse innerhalb der Back-up-Schichten.<br />

� Einstellung höherer Viskosität (Änderung der Zusammensetzung /RAD74/):<br />

- Senkung des Na2O-Gehalts im Silika-Sol,<br />

- Elimination des �-Al2O3 aus den Füller/Besandungsmaterialien, um den<br />

gesamten Na2O-Gehalt der Formschale zu senken,<br />

- Zugabe von Al2O3 zum Silika-Sol. Realisiert ein kontrolliertes Verformen<br />

(z.B. wäre dies bei 1500 °C <strong>und</strong> 5,3 Na2O Mol mit mindestens 2 Mol Al2O3).<br />

log � mit � in Poise (dPas)<br />

20<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

Erweichungstemperatur<br />

log� = 7,6<br />

T Trans-min<br />

Na 2 O-1,5/Al 2 O 3 -0<br />

Na 2O-1,5/Al 2O 3-1<br />

Na 2O-1,5/Al 2O 3-10<br />

T Trans-max<br />

FEST<br />

900 1.000 1.100 1.200 1.300 1.400 1.500 1.600<br />

Temperatur T in °C<br />

SiO 2 rein<br />

FLÜSSIG<br />

Na 2 O-5,3/Al 2 O 3 -0<br />

Na 2O-5,3/Al 2O 3-1<br />

Na 2O-5,3/Al 2O 3-10<br />

log� = 13<br />

Transformationstemperatur<br />

ZÄH-PLASTISCH<br />

Bild 1.7: Dynamische Viskosität � in Abhängigkeit von der Temperatur nach einem<br />

Modell von Urbain /URB81/. In Abhängigkeit von den Na2O <strong>und</strong> Al2O3-Gehalten ist die<br />

Viskosität der modifizierten SiO2-Schmelzphase oberhalb ca. 1200 °C zähflüssig. Bei<br />

1000 °C ist die amorphe Phase unabhängig von ihrer Zusammensetzung erstarrt. Mit<br />

Gehalten von 5,3 Mol Na2O <strong>und</strong> 0 bis 1 Mol Al2O3 liegt die Viskosität der Schmelze bei<br />

1500 °C unterhalb der Erweichungstemperatur (log�=7,6) <strong>und</strong> ist damit flüssig.<br />

Bei einer Abgusstemperatur von 1500 °C wirkt die Mullitbildung durch Aufzehren<br />

des SiO2 aus der Schmelzphase bzw. Reduktion des Schmelzenvolumens dem<br />

Einfluss der Flüssigphase entgegen <strong>und</strong> verfestigt das nunmehr netzwerkartige<br />

Gefüge. Um die mit der Mullitbildung einhergehenden Gefügeänderungen<br />

möglichst gering zu halten, sollte der Abguss möglichst kurz (ca. 10 min) nach<br />

Erreichen der 1500 °C erfolgen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, den<br />

Gleichgewichtszustand des Gefüges nach ca. 6-10 h Auslagerung abzuwarten.<br />

Die heterogen über das gesamte Back-up-Modul verteilte mullitische Phase<br />

übernimmt hierbei den „in-situ“-Spannungsabbau durch Bildung feinster<br />

Mikrorisse /PAU93/, oder kann während der Sek<strong>und</strong>ärwachstumsphase bereits<br />

vorhandene Risse verfüllen /KIM97/ <strong>und</strong> den Gefügeverband stärken.


Kurzfassung<br />

ZUSAMMENFASSUNG – KONVENTIONELLE FORMSCHALE<br />

Für das untersuchte Al2O3-SiO2-Na2O-Formschalensystem ist das Verhalten der<br />

monolithisch aufgebauten Stützschicht bei typischen Gießtemperaturen zwischen<br />

1200 °C <strong>und</strong> 1550 °C sowohl mit der Mullit- als auch mit der Flüssigphasenbildung<br />

innerhalb des heterogenen Gefügeverbands korreliert. Die mikrostrukturellen<br />

<strong>Eigenschaften</strong> der Formschale ergeben sich hauptsächlich durch:<br />

� SiO2-Binder-Gehalt,<br />

� Na2O-Gehalt im SiO2-Binder <strong>und</strong> als �-Al2O3 im Al2O3-Einsatzmaterial,<br />

� Ort, Zusammensetzung <strong>und</strong> damit Viskosität der SiO2/Al2O3-Flüssigphase.<br />

Mullit: Die Bildung des Mullits in den Zwickeln der Al2O3-Füllerkörner ist temperatur-<br />

<strong>und</strong> zeitabhängig. Maximal werden nach 6 h Auslagerung bei 1500 °C, einer<br />

im Gießprozess üblichen Abgusstemperatur, 14 Gew.-% 3/2-Mullit mit der stöchiometrischen<br />

Zusammensetzung 3Al2O3�2SiO2 prezipitiert. Das amorphe SiO2 des<br />

Silika-Sol-Binders bildet unter Anwesenheit von mindestens 1,5 Mol Na2O bei<br />

1500 °C eine niedrigviskose Flüssigphase (log�=7,6), in die Al2O3 inkorporiert<br />

wird. Dieses Al2O3 stammt ausschließlich aus den Füllerkörnern der Tauchmasse.<br />

Das Na2O der Formschale setzt sich zusammen aus dem im Silika-Sol enthaltenen<br />

Anteil <strong>und</strong> dem Na, welches nach der Dissoziation von �-Al2O3-Füllerkörnern<br />

in die SiO2-Bindephase gelangt. Die Flüssigphase, die ihrerseits Diffusionsprozesse<br />

begünstigt, <strong>und</strong> die mögliche Bildung metastabiler Phasen im System<br />

Al2O3-SiO2-Na2O sind für die auf Ausscheidung <strong>und</strong> Wachstum zurückzuführende<br />

Mullitreaktion verantwortlich.<br />

Hochtemperatur-Festigkeit: Da die oberhalb 1200 °C plastisch viskose<br />

(log�


XVI Kurzfassung<br />

ZEMENTGEBUNDENER SPINELLBETON<br />

Der als Spinellbeton oder WTM-Spinell bezeichnete Endversatz wurde entwickelt,<br />

indem die eingesetzten Rohstoffe, wie MgO-Gehalt, Al2O3-Gehalt (Reaktivaluminiumoxid),<br />

Stöchiometrie der Spinellkörner, variiert <strong>und</strong> Korngrößenverteilung,<br />

Anmachwassermenge sowie Art <strong>und</strong> Menge der Additive angepasst wurden.<br />

Weiterhin wird dieser Endversatz charakterisiert <strong>und</strong> sein Werkstoffpotenzial als<br />

Tiegelmaterial aufgezeigt. Hierbei werden thermisches Verhalten, mechanische<br />

<strong>Eigenschaften</strong>, <strong>Mikrostruktur</strong> <strong>und</strong> Kompatibilität gegenüber im Vakuumfeinguss<br />

gebräuchlichen Superlegierungen betrachtet.<br />

Tiegelherstellung<br />

Tiegel aus dem Spinellbeton-Endversatz WTM-Spinell (Tabelle 1.3) werden für<br />

eine Versuchs-Gießanlage DS-Unit 4 (800 g Schmelzvolumen) <strong>und</strong> eine Industrie-<br />

Gießanlage DS-Unit 3 (10 kg Schmelzvolumen) hergestellt (Bild 1.8).<br />

Tabelle 1.3: Bestandteile (FA. ALCOA) des Spinellbeton-Versatzes WTM-Spinell.<br />

Hauptbestandteile Handels- Phasen Einwaage in %<br />

(Zusätzl. Wasser) bezeichnung<br />

Spinell stöchiometrisch. AR 78 MgAl2O4 40-65<br />

Spinell Al2O3-reich AR 90 MgAl2O4+Al2O3 3-8<br />

Spinell MgO-reich MR 66 MgAl2O4+MgO 3-8<br />

Reaktivalumina CTC 55 Al2O3 22-30<br />

Calciumaluminatpulver CA 270 CaO � Al2O3 3-8<br />

Additive diverse 0,1-1<br />

Zur Spinellbeton-Herstellung werden die Calciumaluminat- <strong>und</strong> Spinellpulver<br />

unterschiedlicher Körnungen sowie Additive in einem Hobartmischer auf kleinster<br />

Stufe 5 min. lang trocken- <strong>und</strong> nach Zugabe des Anmachwassers 5 min. lang<br />

nassgemischt. Ein Stufenbrand der für 24 St<strong>und</strong>en feucht gelagerten Tiegel<br />

erfolgt in oxidierender Atmosphäre.<br />

Tiegel für DS-Unit 4 Tiegel für DS-Unit 3<br />

Chargengewicht Chargengewicht<br />

bis 800 g<br />

bis 10 kg<br />

a) b)<br />

30 mm<br />

�52<br />

2° R10<br />

98<br />

2° R10<br />

Bild 1.8: Tiegel <strong>und</strong> Abmessungen für Vakuum-Feingussanlagen. a) 800 g-Charge<br />

Spinellbeton-Tiegel, gegossen <strong>und</strong> Al2O3-Tiegel gepresst, Fa. Haldenwanger für<br />

Versuchsanlage DS-Unit 4. b) 10 kg-Charge Spinellbeton-Tiegel für DS-Unit 3.<br />

�95<br />

170<br />

WTM-Spinell<br />

50 mm


Kurzfassung<br />

Phasenbestand <strong>und</strong> Gefüge<br />

XVII<br />

Im Spinellbeton treten in Abhängigkeit von der vorangegangenen Temperaturbehandlung<br />

zwischen 110 °C <strong>und</strong> 1500 °C die Phasen Spinell MgAl2O4, Periklas<br />

MgO, Kor<strong>und</strong> Al2O3 sowie die Zementphasen CA (CaO � Al2O3), CA2 <strong>und</strong> CA6 auf.<br />

Bis etwa 1000 °C reagiert das im Spinellbeton enthaltene MgO mit freiem Al2O3 zu<br />

MgAl2O4-Spinellen. Gleichzeitig wandeln aluminium- <strong>und</strong> magnesiumreiche<br />

Spinelle zu stöchiometrischen Spinellen um. Ein Großteil des aus dem Reaktiv-<br />

Aluminiumoxid/Spinell stammende Al2O3 wird unterhalb 1500 °C für die Bildung<br />

von CA2 <strong>und</strong> bei 1500 °C für die Bildung von CA6 aufgezehrt. Bis ca. 1000 °C<br />

enthält der Spinellbeton CA. Unter Vakuum ist bei 1500 °C neben CA6 auch CA2<br />

präsent, während in oxidierender Atmosphäre alles CA2 mit Al2O3 zu CA6 reagiert.<br />

Im Spinellbeton sind grobe Spinellkörner (Aggregat) regellos in einer Matrix aus<br />

feinem Spinell, Reaktiv-Aluminiumoxid/Spinell <strong>und</strong> abgeb<strong>und</strong>enem Zement eingebettet<br />

(Bild 1.9a <strong>und</strong> b). Die multimodale Korngrößenverteilung sorgt dafür, dass<br />

der Raum zwischen den großen Körnern ausgefüllt wird. Die Porosität verteilt sich<br />

zum einen auf die Matrix, zum anderen auf die Spinellkörner.<br />

a) Vorbrand 1000°C/1h<br />

Sinterporen<br />

im Spinellkorn<br />

b) Brand 1500°C/1h<br />

Poren infolge<br />

Dehydrataton<br />

CA 6<br />

1 mm<br />

c)<br />

CA6 CA CA Spinell<br />

6 6<br />

Spinell<br />

CA6 CA6 d)<br />

Spinell<br />

Spinell<br />

Spinell<br />

CA 6<br />

Pore<br />

CA 6<br />

1 µm<br />

CA 6<br />

aluminiumoxidreicher<br />

Sinterspinell<br />

Spinellaggregatkorn<br />

Zementphasen nach dem Brand bei 1500 °C / 1 h<br />

Pore<br />

Matrix<br />

Bild 1.9: Gefügedarstellungen des WTM-Spinellbetons. a) Lichtmikroskopische Aufnahme<br />

des bei 1000 °C vorgebrannten Gefüges. b) Nach dem Brand bei 1500 °C füllen die in<br />

ihrer Korngrößenverteilung abgestuften Spinelle die Lücken zwischen den jeweils<br />

größeren Fraktionen auf. Die hellen Bereiche sind Al2O3-reichem Spinellrohmaterial AR90<br />

der Fa. ALCOA zuzuordnen. c) TEM- <strong>und</strong> d) SEM-Aufnahme von wärmebehandeltem<br />

(1500 °C/1 h) Spinellbeton. Eine EDX-Analyse unterscheidet die nadelförmige, netzwerkartig<br />

verhakte Zementphase CA6 deutlich von den eingebetteten Spinellkörnern.<br />

CA 6<br />

Spinell


XVIII Kurzfassung<br />

Die Matrix besteht aus feinkörnigem Spinell, Reaktivaluminiumoxid (Al2O3 feinster<br />

Körnung) <strong>und</strong> Zementphasen, die je nach thermischer Vorbehandlung hydratisiert<br />

oder dehydratisiert vorliegen. Der Zement dient als Bindephase, der Reaktiv-<br />

Aluminiumoxid/Spinell als Mittel zur Matrixoptimierung <strong>und</strong> die zugegebenen<br />

Additive der Verarbeitbarkeit /KRI96/. Die Zementphasen wachsen auf den Spinellkörnern<br />

auf <strong>und</strong> bilden ein feinverfilztes Gefüge, welches die Spinellkörner<br />

zusammenhält (Bild 1.9c <strong>und</strong> d). Infolge einer einstündigen Temperaturbehandlung<br />

bei 1500 °C wandeln sich die Zementphasen rekonstruktiv zu CA6 um.<br />

Physikalische <strong>und</strong> thermische <strong>Eigenschaften</strong> des Spinellbetons<br />

Die physikalischen <strong>und</strong> thermischen <strong>Eigenschaften</strong> sind in Bild 1.10 dargestellt.<br />

a)<br />

Lineare Ausdehnung in %<br />

1,0<br />

0,5<br />

10 mm<br />

8 mm<br />

lin. therm.<br />

Ausdehnungskoeffizient<br />

a t : 9,5·10 -6 K -1<br />

500 1.000 1.500<br />

Temperatur in °C<br />

c)<br />

d)<br />

8 mm<br />

Temperaturleitfähigkeit<br />

in cm2 /s<br />

97<br />

0 300 600 900<br />

-1<br />

1.200 1.500<br />

Temperatur in °C<br />

Bild 1.10: Physikalische <strong>und</strong> thermische <strong>Eigenschaften</strong> von Spinellbeton:<br />

b)<br />

Masse in %<br />

a) Dilatometerkurve von Spinellbeton zwischen 500 °C <strong>und</strong> 1500 °C <strong>und</strong> einer Haltezeit<br />

von einer St<strong>und</strong>e bei 1500 °C. b) Wärmetönung <strong>und</strong> Masseverlust unter Vakuum von<br />

grünem Spinellbeton (mit 5 K/min bis 1500 °C/1 h, mit 5 K/min. bis RT). c) Typische<br />

statistische Verteilung von Blasen unterschiedlicher Größen innerhalb des Spinellbetons.<br />

Die Höhe des rekonstruierten 3-D-Volumens aus �Ct-Messungen beträgt 300 Schichten<br />

mit 34 �m pro Schicht. d) Die Temperaturleitfähigkeit von Spinellbeton unter Vakuum ist<br />

bei Raumtemperatur ca. viermal höher als bei 1000 °C bis 1200 °C.<br />

100<br />

99<br />

98<br />

0,030<br />

0,025<br />

0,020<br />

0,015<br />

0,010<br />

0,005<br />

TG<br />

DSC<br />

0,000<br />

0 500 1.000 1.500<br />

Temperatur in °C<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

DSC in µV/mg


Kurzfassung<br />

XIX<br />

Thermische Ausdehnung (Bild 1.10a)<br />

Die maximale lineare Dehnung des Spinellbetons beträgt 1,4%. Zwischen 1310 °C<br />

<strong>und</strong> 1500 °C beträgt die lineare Schrumpfung 0,2%. Die einstündige Haltezeit bei<br />

1500 °C ergibt eine zusätzliche Längenabnahme von 0,1%. Somit weist der<br />

Spinellbeton nach 1 h Auslagerung bei 1500 °C eine bleibende lineare Sinterschrumpfung<br />

von 0,3% auf. Bestimmt wurde ein linearer thermischer Ausdehnungskoeffizient<br />

zwischen 500 °C <strong>und</strong> 1500 °C von 9,5·10 -6 K -1 .<br />

Masseverlust <strong>und</strong> Wärmekapazität (Bild 1.10b)<br />

Anhand der thermischen Analse (DSC) wird deutlich, dass zwischen Raumtemperatur<br />

<strong>und</strong> 1500 °C, sowohl beim Aufheizen als auch beim Abkühlen, keine merkliche<br />

Phasenumwandlung abläuft. Der geringe Masseverlust von 2% beim Aufheizen<br />

auf 1500 °C wird ausschließlich durch Wasserabgabe bis 300 °C <strong>und</strong> Dehydrationsreaktionen<br />

bis 700 °C erklärt /GEO83/.<br />

Porosität (Bild 1.10c) <strong>und</strong> Dichte<br />

Insgesamt verfügen die Spinellkörner über eine geringe geschlossene Porosität<br />

von 2 Vol.-% /KRI92/. Die Poren können 0,1 bis 10 µm groß sein. In der Matrix<br />

treten vereinzelt Blasen mit bis zu 2 mm Durchmesser auf. Die offene Porosität<br />

beträgt 20 Vol.-%. Die Porengrößen sind von 0,1 µm bis 2,0 µm breit gestreut.<br />

Die Rohdichte <strong>und</strong> die geometrisch ermittelte Dichte von Spinellbeton liegen<br />

unabhängig von der vorangegangenen Wärmebehandlung bei ca. 2,8 g/cm³. Wird<br />

die zwanzigprozentige Porosität mit der Rohdichte verrechnet, so ergibt sich eine<br />

Dichte um 3,5 g/cm³. Dies entspricht dem Wert, der sich aus den eingesetzten<br />

Spinellen, dem Reaktiv-Alumina/Spinell <strong>und</strong> demZement ergibt.<br />

Temperatur- <strong>und</strong> Wärmeleitfähigkeit (Bild 1.10d)<br />

Die mittels Laser-Flash-Verfahren gemessene Temperaturleitfähigkeit ist für den<br />

Spinellbeton bei 25 °C viermal so hoch wie bei 1000 °C, 1200 °C <strong>und</strong> 1500 °C.<br />

Mechanische <strong>und</strong> thermomechanische <strong>Eigenschaften</strong><br />

Die (thermo-)mechanischen <strong>Eigenschaften</strong> des Spinellbetons ergeben sich aus<br />

der Biegebruchspannung �0 <strong>und</strong> dem Weibull-Modul m, welche in Vierpunktbiegeversuchen<br />

(Biegestäbe 60 mm × 11 mm × 9 mm) ermittelt wurden (Bild 1.11).<br />

E-Modul (Bild 1.11a)<br />

Der mittels Frequenzinterferometrie dynamisch bestimmte E-Modul sinkt für Spinellbeton<br />

linear von 63 GPa bei Raumtemperatur (RT) auf 24 GPa bei 1000 °C.<br />

Bei RT liegt der E-Modul deutlich unter dem von Al2O3 mit 410 GPa /HEU90/.<br />

Raumtemperatur- <strong>und</strong> Hochtemperatur-Festigkeit (Bild 1.11b)<br />

Der Weibull-Modul m liegt für alle gesinterten <strong>und</strong> bei Raumtemperatur geprüften<br />

Spinellbeton-Proben zwischen 10 <strong>und</strong> 20 <strong>und</strong> zeigt damit eine für Keramiken<br />

geringe Streuung der Einzelwerte �c an. Die Festigkeit des grünen Materials (4-<br />

7 MPa) ist nach einem Brand bei 1500 °C für eine St<strong>und</strong>e unter Vakuum oder<br />

oxidierender Atmosphäre auf 30-37 MPa gestiegen. Unabhängig von der Auslagerungsdauer<br />

liegt die Heißbiegefestigkeit bei der prozessrelevanten Temperatur<br />

von 1500 °C bei �0-Werten von 11-12 MPa. Wegen der fehlenden Schmelzphase


XX Kurzfassung<br />

bei hoher Temperatur, sind Sintervorgänge infolge einer Festkörperdiffusion wahrscheinlich.<br />

Dieses wirkt sich positiv auf das Heißbiegeverhalten des Spinellbetons<br />

aus, da es keine Festigkeitseinbußen durch viskoses Fließen gibt.<br />

a)<br />

E-Modul in GPa<br />

Spannung in MPa<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0 200 400 600 800 1.000<br />

Temperatur in °C<br />

Bruchkante<br />

RT-Prüfung<br />

nach Brand:<br />

1500 °C/1 h/ox.<br />

HT-Prüfung<br />

bei 1500 °C/1 h/ox.<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />

Durchbiegung in µm<br />

Bruchkante nach<br />

1500 °C-Biegeprüfung<br />

Spinellkorn<br />

Bruchkante<br />

Bild 1.11: Mechanische <strong>Eigenschaften</strong> von WTM-Spinellbeton:<br />

50<br />

Matrix<br />

a) Verformungsverhalten bei Raumtemperatur (RT) nach Brand bei 1000°C <strong>und</strong> Hochtemperatur(HT)-Verhalten<br />

bei 1500 °C. b) Weibull-Plots nach Vierpunktbiegeprüfung bei<br />

RT nach 1500 °C-Brand <strong>und</strong> bei 1500 °C. c) E-Moduln gemessen mittels Frequenzinterferometrie<br />

bei steigender Temperatur. d) Typische Bruchkante nach Heißbiegeprüfung.<br />

Verformungsverhalten (Bild 1.11c) <strong>und</strong> Bruchgefüge (Bild 1.11d)<br />

Mit maximalen Durchbiegungen vor dem Versagen bei Raumtemperatur von ca.<br />

5 �m <strong>und</strong> 35-40 �m bei 1500 °C zeigt der Spinellbeton große Steifigkeit unabhängig<br />

von der thermischen Vorbehandlung. Die größeren Durchbiegungen im<br />

Vakuum als in oxidierender Atmosphäre bei gleicher Festigkeit sind möglicherweise<br />

im Verbleib von CA2 neben CA6 im Gefüge <strong>und</strong> damit einem geringeren<br />

Sintergrad bei gleicher Thermobehandlung begründet.<br />

Der reißverschlussartige Rissfortschritt durch das Material zeigt, dass mehrere<br />

Rissausbreitungsmechanismen zusammenwirken.<br />

Thermowechselbeständigkeit (TWB) (Bild 1.12)<br />

Der Einfluss der thermischen Vergangenheit der Temperaturdifferenz �T sowie<br />

der Anzahl der Abschreckzyklen auf die TWB des Spinellbetons wurde durch<br />

b)<br />

ln ln 1/(1-F)<br />

c) d)<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

grün<br />

grün<br />

m=7<br />

m 1 h<br />

m=18<br />

bei 1500 °C RT<br />

nach Brand<br />

1500 °C/1 h<br />

Vakuum<br />

m=16<br />

3 h<br />

m=20<br />

1,0 2,0 3,0 4,0<br />

ln� c mit � in MPa<br />

m<br />

ox.<br />

m=10<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4


Kurzfassung<br />

XXI<br />

Abschrecken an Luft ermittelt. Der Vorbrand bei 1000 °C bleibt ohne Einfluss auf<br />

die TWB von grünem Spinellbeton (Bild 1.12a). Für den bei 1000 °C vorgebrannten<br />

<strong>und</strong> bis �T=1000 K geprüften Spinellbeton beträgt die Biegebruchspannung �0<br />

nach jedem Abschreckzyklus unverändert 6 MPa (MgO-Werkstoff: 3 MPa). Ein<br />

einstündiger Vorbrand bei 1500 °C bzw. das Aufheizen auf die Prüftemperatur von<br />

1500 °C dagegen erhöht die �0-Werte auf ca. 16 bis 18 MPa. Die Restfestigkeit ist<br />

dann unabhängig von der Temperaturdifferenz �T (Ausnahme �T=250 K) <strong>und</strong> der<br />

Anzahl der Thermowechselzyklen (Bild 1.12b).<br />

Biegebruchspannung � 0 mit � in MPa<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

a) TWB: Temperaturdifferenz �T<br />

Vorbrand:<br />

1500 °C/1 h/Ofen<br />

Vorbrand<br />

bzw. Thermoschock:<br />

5 x 1500 °C/1 h/Luft<br />

10<br />

Vorbrand:<br />

1000 °C/1 h/Ofen<br />

5<br />

0<br />

ohne Vorbrand<br />

0 250 500 750 1.000 1.250 1.500<br />

Temperaturdifferenz �T in K<br />

b) TWB: Anzahl der Zyklen<br />

Spinell<br />

VB 1500 °C/1 h<br />

�T 1500 K Spinell<br />

VB 1500 °C/1 h<br />

�T 1000 K<br />

MgO VB 1000 °C/1 h<br />

�T 1000 K<br />

0 5 10 15 20<br />

Anzahl der Zyklen<br />

Spinell<br />

VB 1000 °C/1 h<br />

�T 1000 K<br />

Bild 1.12: Thermowechselbeständigkeit TWB des Spinellbetons in Abhängigkeit von der<br />

thermischen Vorbehandlung VB (Biegebruchspannungen �0 aus Vierpunktbiegeversuch,<br />

Fehlerbetrachtung: 95%ige Vertrauensbereiche nach DIN 51110 Teil 3). Nur ein Vorbrand<br />

bei 1500 °C steigert die Restfestigkeit. a) Einfluss der Temperaturdifferenz �T nach<br />

einmaligem Abschrecken in Luft (Darstellung nach Hasselman /HAS77/). b). Die Anzahl<br />

der Thermowechselzyklen (alternierendes Aufheizen auf die Prüftemperaturen <strong>und</strong><br />

Abschrecken in Luft auf RT) hat keinen Einfluss auf die Festigkeit des Spinellbetons.<br />

Die gute TWB bei �T=1500 K, die hohe Festigkeit <strong>und</strong> Bruchzähigkeit sowie das<br />

gute Heißbiegeverhalten des Materials ist auf die Korrelation von Sinterprozessen<br />

mit den irreversibel in der Tiegelbindephase gebildeten CA6-Nadeln zurückzuführen,<br />

die die Matrix mit den Spinellaggregaten „verhakt“. Dies ermöglicht Einsatz<br />

von Spinellbeton-Tiegeln bei Gebrauchstemperaturen von 1500 °C ohne<br />

Vorbrand. Gleichzeitig wird die TWB sowohl von der Matrixporosität, als auch von<br />

der Porosität im Spinell positiv beeinflusst. Obwohl infolge der Volumenvergrößerung<br />

bei der CA6-Bildung /KOP90/ aufgebaute Spannungen zur Initiierung<br />

von Rissen führen können, ist anzunehmen, dass der Rissfortschritt in den<br />

charakteristischen Poren <strong>und</strong> Blasen des Spinellbetons aufgehalten wird. Das<br />

wiederholte Abschrecken von 1000 °C <strong>und</strong> 1500 °C sowie prozessnahe Gießversuche<br />

haben gezeigt, dass Spinellbeton-Tiegel bis ca. 1600 °C unbedenklich<br />

mehrfach eingesetzt werden können.


XXII Kurzfassung<br />

Kompatibilität von Tiegeln mit Nickelbasis-Superlegierungen<br />

Untersucht wurden die Wechselwirkung von Spinellbeton-Tiegeln bei 1500 °C, die<br />

in den Gießanlagen DS-Unit 3 <strong>und</strong> DS-Unit 4 bei einem Druck von ca. 1�10 -6 bar<br />

eingesetzt werden, mit den typischen Nickelbasis-Superlegierungen IN 792, einem<br />

Derivat von IN 792 „WTM1“ <strong>und</strong> der hafniumhaltigen Legierung CM 247LCDS.<br />

Wird ein Spinellbeton-Tiegel mit ca. 350 g der hafniumhaltigen <strong>und</strong> daher<br />

reaktiven Legierung CM 247LCDS befüllt <strong>und</strong> 1 h bei 1500 °C gehalten, so verhält<br />

sich das Tiegelmaterial inert gegenüber der Superlegierung. Außerdem können<br />

hochlegierte Stahlschmelzen (Stahlguss 1.4571 <strong>und</strong> 1.4408) <strong>und</strong> Bronze problemlos<br />

in oxidierender Atmosphäre mit hoher Heiz- <strong>und</strong> Kühlgeschwindkeit (150 K/min<br />

bis <strong>und</strong> von Tmax=1600 °C) erschmolzen <strong>und</strong> vergossen werden /EIT00/.<br />

Umschmelzversuche mit Legierung IN 792<br />

Die Korrosionsbeständigkeit der Spinellbeton-Tiegel wurde nach Umschmelzversuchen<br />

(300 g Legierung IN 792) beurteilt. Ein Umschmelzzyklus im Vakuum<br />

umfasst: Aufheizen (25 °C auf 1530 °C) – Halten (10 min bei 1530 °C) – Abkühlen<br />

(auf 800 °C). Vor dem erneuten Einsatz wird sichergestellt, dass alle Tiegel rissfrei<br />

sind. Kontaminationen werden minimiert, indem der Tiegel vor jedem Einsatz mit<br />

Pressluft ausgeblasen wird. Die Häufigkeit der Umschmelzungen, ohne dass der<br />

Tiegel mechanisch oder chemisch geschädigt wird oder sich Oxide im Gussteil<br />

ansammeln, ist ein Maß für den maximalen Einsatz eines Tiegels im Gießprozess.<br />

Das Bulkgefüge des Spinellbeton-Tiegels bleibt nach 5-, 10- <strong>und</strong> 20- maligem<br />

Umschmelzen weitgehend unverändert gegenüber dem Tiegelausgangszustand<br />

(Bild 1.9). Die Spinellaggreate bleiben nach jedem Umschmelzvorgang kristallographisch<br />

unverändert (Gitterkonstante a ca. 8,05 Å). Die Zementphasen CA6, CA<br />

<strong>und</strong> CA2 agglomerieren zu ca. 50 µm großen Clustern CAx (Bild 1.13, links).<br />

Geringfügig lagern sich die Legierungsselemente Ti, Cr <strong>und</strong> Co inselartig um die<br />

Zementagglomerate an. Nach 10-12 Tiegelverwendungen beträgt die, im Verhältnis<br />

zur Tiegelwandstärke (8 mm) sehr kleine, qualitativ ermittelte Eindringtiefe<br />

500 µm. Sie ist nach 20 Einsätzen nur bis 600 µm angestiegen (Bild 1.13, rechts).<br />

innen (Legierung) außen (Tiegel)<br />

200 �m<br />

Spinell<br />

Zementagglomerat<br />

Matrix<br />

Eindringtiefe in �m<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

Bild 1.13: Links: Gefügeausschnitt der Tiegelwand nach 20 Umschmelzungen der<br />

Legierung IN 792. Rechts: Mit der Zahl der Umschmelzzyklen steigt die Eindringtiefe der<br />

Legierungselemente Cr <strong>und</strong> Co in den Spinelltiegel bis auf maximal 600 µm an.<br />

0<br />

Cr <strong>und</strong> Co<br />

0 5 10 15 20<br />

Anzahl der Umschmelzungen


Kurzfassung<br />

XXIII<br />

Unabhängig von der Zahl der Umschmelzungen sind ca. 3 Gew.-% Cr, das unter<br />

Vakuum aus der Legierung abdampft /HÖR00/, in den Spinellaggregaten enthalten,<br />

die sich in den ersten Mikrometern der Tiegelinnwand befinden. Die guten<br />

Hochtemperatur- <strong>und</strong> Korrosionseigenschaften der Spinelltiegel gegenüber Metallschmelzen<br />

bleiben bei dem zusätzlichen Einbau von Cr auf Zwischengitterplätze<br />

oder der Substitution von Mg oder Al durch Cr unbeeinflusst /HEN99/, /ENG96a/.<br />

In keiner der untersuchten Legierungen wurden oxidische Einschlüsse oder Tiegelausbrüche<br />

festgestellt. Die Gehalte der Legierungselemente von IN 792 befinden<br />

sich nach einmaligem Umschmelzen, was einem Abguss im Gießprozess entspricht,<br />

innerhalb zulässiger Toleranzen der vorgegebenen Spezifikation /SIE96/.<br />

Korrosionsverhalten des Tiegels <strong>und</strong> Reaktionsverlauf<br />

Selbst nach 20 Umschmelzzyklen sind die Tiegel mechanisch unbeschädigt.<br />

Bezüglich der Wechselwirkungen sind zwischen der Kontaktzone Ofenatmosphäre/Keramik/Metall<br />

<strong>und</strong> der Kontaktzone Metall/Keramik (gesamte Tiegelhöhe<br />

<strong>und</strong> Boden) keine Unterschiede feststellbar. Da nie ein Eindringen der Schmelze<br />

in den Spinell-Tiegel beobachtet wurde, sind Transportvorgänge infolge von Oberflächen-<br />

<strong>und</strong> Korngrenzen-Diffusion anzunehmen. Wechselwirkungen zwischen<br />

der Legierung <strong>und</strong> der Bindephase des Tiegelmaterials führen zum Aufbau einer<br />

oxidischen Reaktionsschicht aus einem Schlackefilm, der an der Tiegelwand<br />

anhaftet, <strong>und</strong> einem Bereich veränderter Tiegelinnenwand. (Bild 1.14). Die bis zu<br />

1,2 mm großen Spinellaggregate sind hieran nicht beteiligt.<br />

Ausgangszustand 1 x 5 x 10 x 10-20 x 20 x<br />

Legierung<br />

Gusshaut<br />

Schlackeschicht<br />

Poren<br />

Reaktionsschicht in Tiegelinnenwand<br />

Tiegel<br />

Anzahl der Umschmelzzyklen<br />

15 �m 35 �m<br />

Cr, Zr, Ti, Co, Hf<br />

Bildung von ZrO 2 , TiO 2 , Cr 2 O 3 , Co 2 O 3 , HfO 2<br />

80 �m<br />

Mg Sek<strong>und</strong>ärspinellbildung<br />

Getterschicht=Diffusionsbarriere<br />

Cr, Co nur in Zementagglomeraten<br />

Bild 1.14: Schematischer Reaktionsverlauf an der Metall/Keramik Grenzfläche <strong>und</strong><br />

Wirkungsweise des Spinellbeton-Tiegels als Funktion der Umschmelzzyklen. Die komplexen<br />

Zusammenhänge sind im Text erläutert.<br />

Nach einmaligem Abgießen bleibt neben der typischen Gusshaut aus oxidierten<br />

Legierungselementen ein schmaler oxidischer Schlackenfilm an der Tiegelinnenwand<br />

haften. Diese ca. 15 µm breite Schicht wächst nach 5 Umschmelzzyklen auf<br />

eine Gesamtbreite von 35 µm heran (Bild 1.15a). Der hohe Mg-Gehalt nahe der<br />

Grenzfläche deutet zum einen auf die Dissoziation des in der Bindephase enthaltenen<br />

MgO hin. Zum anderen verarmen die verschiedenen Spinellzusammensetzungen<br />

an Mg. Mg diff<strong>und</strong>iert in Richtung der heißen Legierung <strong>und</strong> der Spinell


XXIV Kurzfassung<br />

wird reicher an Al2O3 (Bild 1.14 <strong>und</strong> Bild 1.15c). Der dabei freigesetzte Sauerstoff<br />

ist ein möglicher Gr<strong>und</strong> für die Bildung des Schlackefilms. Diese „Getterschicht“<br />

wirkt als Diffusionsbarriere, in der das Mg sowie die sauerstoffaffinen Legierungselemente<br />

wie Cr, Co, Ti, Hf mit dem freien Sauerstoff zu ihren Oxiden geb<strong>und</strong>en<br />

werden /LIN87/ (Bild 1.15c). Sie sorgt dafür, dass auch nach 20 Umschmelzzyklen<br />

nur ca. 0,015 Gew.-% Mg in der Legierung enthalten sind.<br />

Desweiteren reagiert der Al2O3-reiche Spinell mit dem freien Mg zu sek<strong>und</strong>ärem<br />

Spinell. So wird ein weiteres Vordringen von Mg verhindert. Gleichzeitig bilden die<br />

Legierungselemente Mischkristalle mit Al2O3 bzw. Spinell an der Tiegelinnenwand,<br />

die ihrerseits Diffusionsvorgänge in das Tiegelinnere erschweren.<br />

a) 5 Umschmelzungen<br />

Einbettmittel<br />

innen (Legierung) 50 �m außen (Tiegel)<br />

Schlackefilm<br />

Gew.%<br />

Cr 55-62<br />

Ni 14-19<br />

Co 3-5<br />

Al 1-2<br />

Mg 1-10<br />

O 9-14<br />

Mg<br />

50 �m<br />

Matrix<br />

b) 10 Umschmelzungen<br />

Zone1 Zone2 Zone3 Tiegel<br />

Al 2 O 3 -reiche Spinelle<br />

Poren<br />

Spinellkorn<br />

Matrix<br />

innen (Legierung) außen (Tiegel)<br />

50 �m<br />

Bild 1.15: Spinellbeton-Tiegel nach Umschmelzversuchen. a) Spinelltiegel mit ca. 35 µm<br />

breitem Schlackefilm nach 5-maligem Umschmelzen. Hier sind die Legierungselemente<br />

Cr <strong>und</strong> Co <strong>und</strong> das in Richtung Legierung aus dem Tiegel diff<strong>und</strong>ierende Mg geb<strong>und</strong>en.<br />

b) Spinellbeton-Tiegel mit etwa 80 µm breiter veränderter, z.T. poröser Tiegelinnenwand<br />

nach 10-maligem Einsatz. c) Verteilung der Elemente Co, Cr, Mg <strong>und</strong> Ca an der<br />

Grenzfläche Metall/Tiegel nach 20 Umschmelzungen (erste 57 �m der Tiegelwand). Der<br />

Schlackefilm (ca. 10 µm) ist durch hohe Cr- <strong>und</strong> Co-Gehalte gekennzeichnet.<br />

Wird der Schlackefilm zusammen mit der Gusshaut durch Ausblasen vor jedem<br />

neuen Schmelzzyklus entfernt, bildet sich in der Tiegelinnenwand eine mehrzonige<br />

80 �m breite ebenfalls oxidische Reaktionsschicht aus (Bild 1.15b). Entlang<br />

von Poren kann es in nachfolgenden Einsätzen zum Abplatzen der Cr, Co <strong>und</strong><br />

Mg-reiche Zonen kommen (Bild 1.14). Dabei verhindert das Ausblasen der Tiegel,<br />

dass abgeplatzte Schichtteile, die zum Ausschuss des Bauteils führen, in die<br />

Legierungsschmelze gelangen. In anschließenden Aufschmelzzyklen wir dann<br />

erneut eine Reaktionsschicht in der Tiegelinnenwand aufgebaut.<br />

Spinellkorn<br />

c) 20 Umschmelzungen<br />

Schlacke- Tiegelmatrix<br />

film<br />

Intensität<br />

Cr<br />

Co<br />

Mg<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Ca<br />

Eindringtiefe in �m<br />

innen außen<br />

(Legierung) (Tiegel)


Kurzfassung<br />

Vergleich von Spinellbeton-Tiegeln mit MgO- <strong>und</strong> Al2O3-Tiegeln<br />

XXV<br />

Für die Bewertung im Gießprozess wurden je 10 kg einer IN 792-ähnlichen Nickelbasis-Superlegierung<br />

WTM1 in einem Spinellbeton-Tiegel (WTM), einem MgO<strong>und</strong><br />

einem Al2O3-Tiegel (beide Fa. Morgan) aufgeschmolzen <strong>und</strong> in der Gießanlage<br />

DS-Unit 3 für 1 h bei 1500 °C gehalten. Nach dem Abguss wurde die Restfestigkeit<br />

anhand von Biegestäben im Vierpunktbiegeversuch bestimmt (Bild 1.16).<br />

Biegebruchspannung<br />

�0 in MPa<br />

20<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Standzeit<br />

Hochtemperaturfestigkeit<br />

Thermowechselbeständigkeit<br />

MgO-<br />

Tiegel<br />

Spinellbeton-<br />

Tiegel<br />

Al 2O 3-<br />

Tiegel<br />

1 1-5 mindestens 10-20<br />

Zahl der möglichen Abgüsse<br />

TWB (1500 °C/1 h/Luft)<br />

zyklisch 5x-20x,<br />

������������T=1000 °C/1500 °C<br />

Abguss<br />

TWB (5x 1500 °C/1 h/Luft)<br />

HT (1500 °C/1 h)<br />

Bild 1.16: Festigkeiten nach unterschiedlichen Thermobehandlungen bei 1500 °C von<br />

Spinellbeton-, MgO- <strong>und</strong> Al2O3-Tiegematerial. Die Thermowechselbeständigkeit, die<br />

Hochtemperaturbeständigkeit <strong>und</strong> die Standzeit des Spinelltiegels ist deutlich erhöht.<br />

Die Festigkeit der Spinellbeton-Tiegel ist sowohl nach dem Abguss (�0=14 MPa)<br />

als auch nach zyklischen Abschreckversuchen von 1500 °C an Luft immer deutlich<br />

höher als die Festigkeiten von SiO2-geb<strong>und</strong>enen MgO (�0=3 MPa) <strong>und</strong> Al2O3-<br />

Tiegeln (�0=10 MPa) (Bild 1.16). Für wiederholten Einsatz im Gießprozess bei<br />

1500 °C bedeutet dies die höchste Standzeit der betrachteten Tiegelmaterialien.<br />

Während der Spinellbeton-Tiegel nach dem Abguss unbeschädigt ist, zeigen die<br />

beiden anderen Tiegel bis zu 1 mm große Ausbrüche an der Tiegelinnenfläche<br />

<strong>und</strong> klaffende Risse über die gesamte Tiegellänge (Bild 1.17a). Die glatte <strong>und</strong><br />

dichte Oberfläche <strong>und</strong> die gute Anbindung zwischen Spinellaggregaten <strong>und</strong> Matrix<br />

verhindern das Eindringen der Schmelze in den Spinellbeton-Tiegel (Bild 1.17c).<br />

Durch die in MgO- <strong>und</strong> Al2O3-Tiegeln gebildeten Risse dringt die Metallschmelze<br />

WTM1 ca. 4-5 mm tief in das Tiegelmaterial ein (Bild 1.17d). Dieses wurde auch<br />

nach Umschmelzversuchen von 800 g der Legierung IN 792 in kleinen Tiegeln<br />

beobachtet (Bild 1.17b). Die Legierungen enthalten bis zu 3 Gew.-% Si, welches<br />

Folge der Reaktion der Legierung mit dem SiO2 <strong>und</strong> der Diffusion von Si aus der<br />

Tiegelbindephasen in die Metallschmelze ist /GRO98/. Dieser Si-Gehalt in der<br />

Legierung führt letztendlich zum Ausschuss der Bauteile /GRO00/.<br />

Die auf 100 �m beschränkte Reaktionsschicht an der Grenzfläche Metall-Keramik<br />

erklärt die Korrosionsbeständigkeit der Spinellbeton-Tiegel. Ihr Gefüge bleibt unverändert<br />

<strong>und</strong> damit auch die mechanischen <strong>und</strong> thermischen <strong>Eigenschaften</strong>.


XXVI Kurzfassung<br />

a) Tiegel nach Abguss<br />

c) Spinell-Tiegel<br />

Tiegelinnenwand<br />

MgO Al 2O 3<br />

Matrix<br />

Spinell<br />

Spinell<br />

b) Al2O3-Tiegel Legierung IN 792<br />

Spinellkorn<br />

erhöhter<br />

Si-Gehalt<br />

im gesamten<br />

Metall<br />

Bild 1.17: a) Tiegel nach Einsätzen in der Gießanlage DS-Unit 3 <strong>und</strong> 4. b) Nach 5 Umschmelzvorgängen<br />

(RT-1500 °C/10 min./800 °C) enthält die Legierung IN 792 3-6 Gew.-<br />

% Si, das aus der SiO2-Bindephase des Al2O3-Tiegel stammt. c) WTM-Spinelltiegel nach<br />

Abguss. Die Anbindung zwischen Spinell <strong>und</strong> Matrix verhindert die Penetrationen durch<br />

aufgeschmolzene Legierung. Auf der Tiegelinnenwand bildet sich ein ca. 5-20 µm<br />

schmaler Schlackefilm. d) Bis weit in das Tiegelinnere ist die Legierung WTM1 nach dem<br />

Abguss in den MgO-Tiegel eingedrungen.<br />

ZUSAMMENFASSUNG — SPINELLBETON UND -TIEGEL<br />

Al 2O 3-<br />

Tiegel<br />

Al 2O 3<br />

Ziel der Untersuchung war es, das Werkstoffpotenzial von zementarmem calciumaluminat-geb<strong>und</strong>enem<br />

Spinellbeton aufzuzeigen, der wie folgt charakterisiert ist:<br />

� sehr gute TWB in reduzierender <strong>und</strong> oxidierender Atmosphäre,<br />

� gute Hochtemperaturbiegefestigkeit bis 1500 °C <strong>und</strong> geringe therm. Dehnung,<br />

� SiO2-freie Bindephase <strong>und</strong> damit chemische Beständigkeit,<br />

� Beständigkeit im Vakuum,<br />

� Beständigkeit gegenüber verschiedenen Superlegierungen, Stahl <strong>und</strong> Zinn,<br />

� leicht verarbeitbar, nichttoxisch <strong>und</strong> in jede beliebige Form einzubringen,<br />

� niedrige Produktionskosten <strong>und</strong> einfache Herstellung.<br />

Die Verwendung von Calciumaluminat(CA)-Zement als feuerfestes hydraulisches<br />

Bindemittel ergibt bereits nach einem Tag eine hohe Grünfestigkeit <strong>und</strong><br />

damit eine gute Handhabbarkeit. Während des Brennens wandeln sich die<br />

Hydratphasen unter Abgabe des Kristallwassers zu den ursprünglich eingesetzten<br />

Legierung<br />

Al 2O 3-<br />

Tiegel<br />

Schlackefilm<br />

d) MgO-Tiegel<br />

Tiegelinnenwand<br />

Legierung<br />

MgO<br />

Tiegelinnenwand<br />

Matrix mit<br />

SiO2-Bindephase MgO


Kurzfassung<br />

XXVII<br />

Zementphasen um. Bei Trocknung <strong>und</strong> Brand verliert der Spinellbeton insgesamt<br />

2% an Masse, was durch die Abgabe von freiem Poren- <strong>und</strong> Oberflächenwasser<br />

sowie Kristallwasser bedingt ist. Bei einem oxidierenden Brand bei 1500 °C haben<br />

sich nach einer St<strong>und</strong>e die CA-Phasen mit dem eingesetzten Al2O3 vollständig zur<br />

hochfesten Phase CA6 umgesetzt. Da keine Schmelzphasen auftreten, läuft der<br />

Sinterprozess als Reaktionssinterung über Festkörperdiffusion ab. Ein Gr<strong>und</strong> für<br />

die vergleichsweise geringe Porosität von 20%, <strong>und</strong> die Dichte von 2,8 g/cm³ ist<br />

die multimodale Korngrößenverteilung im Gefüge des verwendeten Magnesiaspinells,<br />

Reaktiv-Alumina/Spinells <strong>und</strong> Calciumaluminat-Zements.<br />

Gr<strong>und</strong> für die gute Heißbiegefestigkeit <strong>und</strong> TWB sind das Fehlen einer Schmelzphase,<br />

die Feuerfestigkeit der eingesetzten Rohstoffe <strong>und</strong> die relativ geringe<br />

thermische Dehnung des Spinellbetons von 9,5·10 -6 1/K. Diesbezüglich positiv<br />

wirkt auch das Auftreten der hochfesten Phase CA6 <strong>und</strong> die damit einhergehende<br />

Vernetzung des Gefüges in Kombination mit den im Material enthaltenen Poren<br />

<strong>und</strong> Blasen. Die charakteristische <strong>Mikrostruktur</strong> resultiert aus der Korngrößenverteilung<br />

<strong>und</strong> dem Herstellungsverfahren. Die stoffschlüssige Anbindung Zementmatrix<br />

an die Spinellaggregate erzwingt, dass von der Matrix ausgehende Risse<br />

durch die Körner laufen. Daraus ergibt sich bei einer hohen Festigkeit eine hohe<br />

Zähigkeit des Spinellbetons. Die zusätzlich geringe lineare Sinterschrumpfung von<br />

0,3 % erlaubt eine endkonturnahe Fertigung <strong>und</strong> ein rissfreies Brennen.<br />

Gießprozess: Spinellbeton-Tiegel zeichnen sich durch die Beständigkeit im<br />

Vakuum <strong>und</strong> in oxidierender Atmosphäre sowie die Beständigkeit gegenüber den<br />

vergossenen Legierungen (IN 792, IN 792-ähnliche WTM1, reaktive Hf-haltige<br />

CM 247LCDS, Stahlguss 1.4571 <strong>und</strong> 1.4408) bis 1600 °C aus. Die gute TWB <strong>und</strong><br />

die Korrosionsbeständigkeit ermöglichen die Wiederverwendbarkeit von Tiegeln<br />

verschiedener Fassungsvermögen bis zu 20 Mal bei hohen Heiz-, Kühl- <strong>und</strong><br />

Schüttgeschwindigkeiten. Die chemische Beständigkeit beruht auf der SiO2-freien<br />

CA-Bindephase. Damit bleiben Reaktionen aus, die auf der Dissoziation von SiO2<br />

in Bindephasen basieren <strong>und</strong> bei Inkorporation in die Legierungsschmelze zum<br />

Ausschuss der gegossenen Bauteile führen. In einer ca. 5 bis 80 �m breiten oxidischen<br />

Reaktionsschicht an der Tiegelinnenwand werden wechselseitig diff<strong>und</strong>ierende<br />

keramische Elemente <strong>und</strong> Legierungselemente zu ihren Oxiden geb<strong>und</strong>en.<br />

Somit bleibt die Zusammensetzung der Legierung IN 792 auch nach 20<br />

Umschmelzzyklen innerhalb der vorgegebenen Spezifikation. Ein weiterer Gr<strong>und</strong><br />

dafür, dass keine Tiegelelemente in die Legierung gelangen, wird in der sek<strong>und</strong>ären<br />

Spinellbildung am Tiegelinnenrand von Al2O3 bzw. Al2O3-reichen Spinellen mit<br />

dem in Richtung Schmelze diff<strong>und</strong>ierenden freien Magnesium gesehen. Oxidische<br />

Einschlüsse in der Legierung infolge von Tiegelausbrüchen werden durch das<br />

Ausblasen der Tiegel vor jedem neuen Schmelzzyklus vollständig vermieden.<br />

Im CA-geb<strong>und</strong>enen Spinellbeton konnte ein alternatives Tiegelmaterial gegenüber<br />

SiO2-geb<strong>und</strong>enem Al2O3 <strong>und</strong> MgO realisiert werden. Durch Einsetzen von Spinellbeton-Tiegeln<br />

kann die Ausschussrate der Bauteile verringert <strong>und</strong> durch die hohe<br />

thermomechanische Belastbarkeit <strong>und</strong> Mehrfachverwendbarkeit des Spinellbeton-<br />

Tiegels die Prozesszeiten verkürzt werden. Die einfache Herstellung bei niedrigen<br />

Kosten bestätigen außerdem die Wirtschaftlichkeit im Gießprozess.


Motivation <strong>und</strong> Zielsetzung<br />

2 MOTIVATION UND ZIELSETZUNG<br />

Das Modell-Ausschmelzverfahren wurde bereits vor etwa 4000 Jahren in Asien<br />

angewendet /FLE93/ <strong>und</strong> seitdem ständig weiterentwickelt. In Ägypten <strong>und</strong> China,<br />

sowie während der Bronzezeit in Mittel- <strong>und</strong> Nordeuropa wurden vor ca. 1500<br />

Jahren Kultgegenstände aus Bienenwachs geformt. Diese wurden mit Lehm umkleidet,<br />

das Wachs ausgeschmolzen <strong>und</strong> die Hülle gebrannt, um sie anschließend<br />

mit Metallen auszugießen. Waren es früher Metalle mit niedrigen Schmelztemperaturen<br />

wie Bronze, Silber <strong>und</strong> Gold, so sind es heute hochschmelzende<br />

komplexe Legierungen, so genannte Superlegierungen, für spezialisierte Anwendungsgebiete,<br />

die völlig neue Ansprüche an das Verfahren stellen. Das Bienenwachs<br />

wird durch spezielle Wachs-Spritzgussmassen, der Lehm durch eine<br />

Formschale aus speziell eingestellten Feuerfestsystemen <strong>und</strong> das Wasser, als<br />

Bindemittel im Lehm, durch Silika-Sole oder Silikaethylesther ersetzt. Erstellt<br />

werden keine Statuen oder Gefäße, sondern nunmehr komplexe Maschinenelemente<br />

wie Turbinenschaufeln, die nicht einzeln gefertigt, sondern als Cluster, z.T.<br />

unter Vakuum, in speziell ausgelegten Gießöfen endkonturnah gegossen werden.<br />

Turbinenschaufeln finden ihren Einsatz in Industriegasturbinen für Kombikraftwerke<br />

<strong>und</strong> Flugzeugtriebwerken /SET00/, /SIN94/. Durch gerichtete Erstarrung<br />

können stängelförmige oder einkristalline Kornstrukturen erzeugt werden. Solche<br />

Gefügestrukturen ermöglichen höhere Einsatztemperaturen der Turbinenschaufeln.<br />

Damit werden höhere Leistungen oder längere Lebensdauern erreicht <strong>und</strong><br />

der Wirkungsgrad beträchtlich gesteigert /KRU98/. Der Bedarf nach neuen<br />

komplexen Legierungen <strong>und</strong> größeren Bauteilen erfordert die gezielte Anpassung<br />

der verwendeten keramischen Systeme an den Gießprozess. Zu diesen<br />

keramischen Systemen zählen die Formschale <strong>und</strong> der Tiegel.<br />

Die keramische Formschale bestimmt vor allem die Maßgenauigkeit der Bauteile,<br />

welche die endkonturnahe Fertigung garantiert. Dafür ist innerhalb der Formschale<br />

die Stütz- oder Back-up-schicht verantwortlich. Stellvertretend für<br />

keramische Formschalensysteme wurde in dieser Arbeit eine SiO2-geb<strong>und</strong>ene<br />

Al2O3-Stützschicht ausgewählt. Die Zusammenarbeit mit Doncasters Precision<br />

Castings DPC-Bochum GmbH ermöglichte es, die Untersuchungen auf konkrete<br />

Fragen abzustimmen, die sich im Feinguss ergeben. Die <strong>Mikrostruktur</strong> der<br />

Stützschicht wirkt sich unmittelbar auf das Verhalten während des Gießprozesses<br />

aus. In hochspezialisierten Gießereien sind die makroskopischen <strong>Eigenschaften</strong><br />

der Formschale bekannt <strong>und</strong> ihr Verhalten wird im Gießprozess berücksichtigt.<br />

Bisher wenig untersucht sind die Auswirkungen der mikroskopischen<br />

Beschaffenheit. Ein Ziel dieser Arbeit ist es, die <strong>Mikrostruktur</strong> der Stützschicht zu<br />

charakterisieren, ihre technische Relevanz zu erörtern <strong>und</strong> die Korrelation der<br />

mikroskopischen mit den makroskopischen <strong>Eigenschaften</strong> aufzuzeigen. Insbesondere<br />

sollen Erklärungsansätze für das mechanische Verhalten der Formschale<br />

während eines Abgusses diskutiert werden, mit deren Hilfe eine Anpassung der<br />

Formschale für das spezifische Gießverfahren möglich wird.<br />

3


4 Motivation <strong>und</strong> Zielsetzung<br />

Des Weiteren wird in Zusammenarbeit mit dem Werkstoffzentrum Rheinbach<br />

GmbH ein zementarmer Spinellbeton entwickelt <strong>und</strong> im Rahmen dieser Arbeit das<br />

Potenzial dieses Werkstoffs als alternatives Tiegelmaterial vorgestellt.<br />

Die ursprüngliche Motivation dieses Teils der Arbeit bestand in der Entwicklung<br />

eines neuen SiO2-freien <strong>und</strong> damit chemisch-physikalisch inerten Systems für<br />

Formschalen. Jedoch stellten die komplexen Bauteilgeometrieen Anforderungen<br />

an den Schalenaufbau, die mit einem schnellabbindenden Beton nicht zu erfüllen<br />

waren.<br />

Zur selben Zeit konnten SiO2-geb<strong>und</strong>ene MgO- oder Al2O3-Tiegel, die in<br />

Versuchsanlagen bei WTM zum Aufschmelzen der Legierungen an Luft dienen,<br />

nur einen Gießzyklus lang verwendet werden. Der Gr<strong>und</strong> des katastrophalen<br />

Bruchs dieser, auch industriell genutzten Tiegel, ist die zu geringe Thermowechselbeständigkeit<br />

bei Gießtemperaturen bis 1600 °C. Auch beim Vakuumfeinguss<br />

bis 1530 °C waren die Tiegel nach 1-3 Gießzyklen so beschädigt, dass sie ausgewechselt<br />

werden mussten. Als immer problematischer wurde beim Mehrfacheinsatz<br />

die SiO2-Bindephase der Tiegel angesehen, die in neuesten Untersuchungen<br />

/GRO00/ zu Reaktionen mit der Legierung <strong>und</strong> letzlich zum Ausschuss<br />

des gegossenen Bauteils führen.<br />

Die Lebensdauer der im Feinguss eingesetzten Tiegel, deren Austausch<br />

erheblichen zeitlichen <strong>und</strong> somit finanziellen Aufwand bedarf, ist von großer<br />

wirtschaftlicher Bedeutung. Ein Tiegel aus SiO2-freiem zementgeb<strong>und</strong>enem<br />

Spinellbeton versprach den beim Abguss von Turbinenschaufeln benötigten<br />

Gießparametern standhalten zu können. Ziel ist es, die problemlose Wiederverwendbarkeit<br />

bei hohen Aufheiz- <strong>und</strong> Abkühlraten bis zu einer Temperatur von<br />

1600 °C <strong>und</strong> schnellen Schüttgeschwindigkeiten der Legierungen zu ermöglichen.<br />

Neben der thermomechanischen Belastbarkeit soll der Tiegel Beständigkeit<br />

sowohl in Vakuum als auch in oxidierender Atmosphäre besitzen <strong>und</strong> gegenüber<br />

den vergossenen Legierungen chemisch inert sein. Außerdem sind die<br />

gleichbleibende Qualität der abgegossenen Bauteile <strong>und</strong> die wirtschaftliche<br />

Verwendung eines Spinellbeton-Tiegels im Gießprozess sowie seine Vorteile<br />

gegenüber kommerziellen MgO- oder Al2O3-Tiegeln aufzuzeigen.


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

3 GRUNDLAGEN<br />

3.1 Vakuumfeinguss – Darstellung der Technologie<br />

Eine wirtschaftliche Möglichkeit, Gussteile endkonturnah herzustellen, ist im<br />

Feingussverfahren (investment casting) realisiert /FLE93/, /SPR87/, /DAR88/. Bei<br />

dieser auch als Modell- oder Wachs-Ausschmelzverfahren (lost wax process)<br />

bezeichneten Technologie gehen sowohl das Modell als auch die ungeteilte Form<br />

verloren /FRI84/, /GUE90/. Diese Neuanfertigung für jeden Abguss unterscheidet<br />

dieses Präzisionsgießverfahren von anderen Gießprozessen.<br />

Das Verfahrensprinzip zur Herstellung von Formschalen für den Feinguss umfasst<br />

die Herstellung des Urmodells aus Spezialwachsen, die Montage der<br />

Gießeinheiten, Trauben genannt, sowie die Fertigung der keramischen Gießform<br />

(Schritte 2-7 im Bild 3.1) /ROT99/, /ROT95/, /GUE90/, /FRI84/.<br />

Zusammensetzen<br />

zu<br />

Modelltrauben<br />

Spritzen der<br />

Wachsmodelle<br />

Brennen<br />

t<br />

T<br />

1 2+3 4<br />

Tauchen <strong>und</strong> Besanden<br />

Vakuum<br />

Vakuumgießen<br />

Entfernen der<br />

Keramikform<br />

Wachsausschmelzen<br />

5 6 7 8<br />

t<br />

p<br />

T<br />

Trennen vom<br />

Angusssystem<br />

Nachbearbeiten<br />

Sandstrahlen<br />

Bild 3.1:Schematische Darstellung der Herstellung <strong>und</strong> Verwendung von keramischen<br />

Formschalen im Feingussprozess (lost wax process). Beim Mehrfachaufbau erfolgen die<br />

Schritte 2 bis 7 analog mit der Traube.<br />

Die Herstellung der Formschale erfolgt unter möglichst konstanten klimatischen<br />

Bedingungen (Luftfeuchte, Temperatur, Windgeschwindigkeit) <strong>und</strong> beinhaltet die<br />

Herstellungsschritte: Tauchen <strong>und</strong> Besanden (2+3), Wachsausschmelzen (4) <strong>und</strong><br />

Brennen (5). Die spritzgegossenen Wachsmodelle werden alternierend in eine<br />

dünnflüssige Tauchmasse (Schlicker) aus Binder (z.B. Ethylsilikat (SiO2) bzw.<br />

Silika-Sol (SiO2+Na2O) oder Böhmit (AlOOH), /ROT94/) <strong>und</strong> Füller (feinkörnigem<br />

p<br />

T<br />

3


4 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Feuerfestpulver oder -mehl) getaucht <strong>und</strong> anschließend mit gröberem Pulver<br />

besandet. Aufgr<strong>und</strong> der unterschiedlichen Energieeinträge bei der Besandung<br />

führt die Verwendung einer Regenfall-Besandungsanlage zu einer gezielten<br />

Schichtstruktur, wohingegen die Besandung in einem Fluidbed einen<br />

monolithischen Schalenaufbau ohne Schichtstruktur ermöglicht /GUE90/. Tauch<strong>und</strong><br />

Besandungsvorgänge werden so oft durchgeführt, bis sich eine ausreichend<br />

dicke Schicht (ca. 6-12 mm) gebildet hat. Um eine Negativform zu erhalten, wird<br />

das Wachs unter Druck (8·10 5 Pa) <strong>und</strong> Temperatur (120 °C) in einem Dampfautoklaven<br />

ausgeschmolzen. Die Formschalen werden anschließend gebrannt,<br />

um eine ausreichende Transportfestigkeit zu erzielen. Vereinzelt wird das<br />

kombinierte Ausschmelz- <strong>und</strong> Brennverfahren des flash-firing verwendet /GUE90/.<br />

Im eigentlichen Gießprozess erfolgt der Abguss unter atmosphärischen<br />

Bedingungen bzw. Vakuum-/Schutzgasatmosphäre <strong>und</strong> abschließend das mechanische<br />

oder chemische Entformen <strong>und</strong> die Nachbearbeitung des Bauteils<br />

/KRU98/, /SPR87/ (Bild 3.1, Schritte 6 bis 8).<br />

Trotz der aufwendigen Formschalenherstellung besitzt das Verfahren bei<br />

schwierig zerspanbaren Metallen eine hohe Wirtschaftlichkeit /KEN93/, /PIW90/<br />

aufgr<strong>und</strong> der Vorteile, wie z.B. hohe Maßgenauigkeit <strong>und</strong> Oberflächengüte,<br />

Legierungskompatibilität <strong>und</strong> geringer Bearbeitungsaufwand, die ausführlich bei<br />

/SPR87/, /KEN93/, SMA97/ beschrieben <strong>und</strong> bei /ROT99/, /MEU99/ zusammengefasst<br />

sind.<br />

Vakuumfeinguss mittels Flüssigmetallkühlung<br />

Ein verbessertes Feingussverfahren für einkristalline (SC) <strong>und</strong> stängelkristalline<br />

(DS) Bauteile ist der optimierte Vakuumfeinguss von Ni-Basis-Superlegierungen<br />

mittels Flüssigmetallkühlung, /ERI74/, /SIN96/, /KRU97/, /GRO99/, /LOH00/. Die<br />

Technologie der Flüssigmetallkühlung (liquid metal cooling, LMC) zur gerichteten<br />

Erstarrung ermöglicht die Herstellung großer DS/SC-Bauteile z.B. Turbinenschaufeln.<br />

Es bietet ein Potenzial für bessere Bauteileigenschaften <strong>und</strong> bessere<br />

Wirtschaftlichkeit /KRU98/, /SIN94/. Für das LMC-Verfahren ergeben sich im<br />

Vergleich zum konventionellen Bridgman-Verfahren für die gerichtete Erstarrung<br />

höhere Temperaturgradienten <strong>und</strong> Abkühlgeschwindigkeiten <strong>und</strong> damit die<br />

Möglichkeit zu höheren Erstarrungsgeschwindigkeiten /FIT95/, /FIT97/. Wesentliche<br />

Vorteile des LMC-Verfahrens sind damit verkürzte Prozesszeiten, größere<br />

Bauteilcluster <strong>und</strong> in Bezug auf die Bauteilqualität eine verbesserte <strong>Mikrostruktur</strong><br />

/KRU97/, /KRU98/.<br />

Wegen zahlreicher sauerstoffaffiner Legierungselemente wird die induktiv<br />

erschmolzene Metallschmelze (ca. 1500-1550 °C) unter Vakuum (Druck


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

3.2 Die Stützschicht der keramischen Formschale<br />

Die Qualität des Bauteils ist unmittelbar von den <strong>Eigenschaften</strong> der keramischen<br />

Formschale abhängig. Dabei stellen komplexe Bauteilgeometrien mechanische,<br />

chemische <strong>und</strong> prozesstechnische Anforderungen an die Formschale (Bild 3.2)<br />

/FEI88/, /ROT99/. Aus diesen ergeben sich spezielle Anforderungen an die Füller<strong>und</strong><br />

Besandungsmaterialien der im Feinguss (insbesondere für das LMC-<br />

Verfahren) eingesetzten Feuerfeststoffe /DOS66/, /KUM73/:<br />

��direkte Anforderungen an FÜLLER- UND BESANDUNGSMATERIALIEN<br />

nach /KUM73/ <strong>und</strong> /ROT99/:<br />

- Resistenz gegenüber Metallschmelzen /KAS88/<br />

- niedriger Ausdehnungkoeffizient (


6 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

innen (Bauteil)<br />

1 2<br />

Fc Ü<br />

1 Fc: Frontschichten/Facecoating 1-2 mm<br />

Refraktärkeramik + SiO 2-Sol<br />

2 Ü: Übergangsschicht 1 mm<br />

Refraktärkeramik + SiO 2-Sol<br />

SiO 2 -Binder <strong>und</strong> Al 2 O 3 -Füller<br />

Pore<br />

Al 2O 3-Besandung<br />

3 Stützschicht<br />

Back-up-Schicht (BU)<br />

Bild 3.3: Schematischer Aufbau der Formschale. Die abgebildeten Schichtdicken<br />

entsprechen nicht den wahren Größenverhältnissen.<br />

Im Folgenden werden die Rohmaterialien der Back-up-Schicht näher beschrieben<br />

(ausgewählte <strong>Eigenschaften</strong> siehe Anhang Tabelle 11.1).<br />

3.2.1 Refraktärformstoff: Aluminiumoxid Al2O3<br />

Kor<strong>und</strong> �-Al2O3 – Besandung <strong>und</strong> Füllermaterial in der Stützschicht<br />

Das Mineral Kor<strong>und</strong> besitzt eine trigonale Kristallstruktur <strong>und</strong> wird als �-Al2O3<br />

bezeichnet. Kor<strong>und</strong> ist in Wasser unlöslich, chemisch inert <strong>und</strong> sehr verschlackungsbeständig<br />

/MEI94/. Die maximale Gebrauchstemperatur in oxidierender<br />

Atmosphäre liegt bei ca. 1950 °C <strong>und</strong> in Schutzgas bei ca. 1900 °C /VDGXI/<br />

(Anhang Tabelle 11.1). Sinterkor<strong>und</strong> (Tabulartonerde) besteht aus �-Al2O3-Kristallen<br />

mit tafelförmigem Habitus. Bei der Herstellung wird von calcinierter Tonerde<br />

ausgegangen, die granuliert <strong>und</strong> im Drehrohrofen bei etwa 1900 °C gesintert wird.<br />

Elektrokor<strong>und</strong>e oder Schmelzkor<strong>und</strong>e werden aus Bauxit unter reduzierenden<br />

Bedingungen geschmolzen. Dagegen erfolgt die Herstellung von Edelkor<strong>und</strong><br />

(höchster Reinheitsgrad, 99 Gew.-% Al2O3) aus calcinierter Tonerde unter<br />

oxidierenden Bedingungen. Er zeichnet sich durch hohe Härte <strong>und</strong> Sprödigkeit<br />

aus. Die unterschiedliche Herstellungsart bedingt im Sinterkor<strong>und</strong> eine höhere<br />

Porosität (17-22 vol%) als im dichten Elektrokor<strong>und</strong> (14-28 vol%) /SCH91/.<br />

4<br />

Sc<br />

außen<br />

3 BU: Stützschicht/Back-up BU 8-10 mm<br />

Al 2O 3 + SiO 2-Sol<br />

4 Sc: Überzug/Sealcoating


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Diaoyudaoit (NaAl11O17), �-Al2O3–Füllermaterial in der Stützschicht<br />

Nicht als Standardeinsatzmaterial, aber als Nebenprodukt im Sinterkor<strong>und</strong> werden<br />

auch geringe Mengen �-Alumina (Diaoyudaoit) vor allen in den Füllermehlen<br />

miteingebracht. Die rhomboedrische �-Tonerde (�-Al2O3: Na2O�11Al2O3) besteht<br />

aus Blöcken mit „Spinell“-Struktur (ccp der Sauerstoffatome /KLE90/), die über Al-<br />

O-Al Brücken verb<strong>und</strong>en sind /PET92/. Die Na + -Ionen sind locker in diesen<br />

Zwischenschichten eingeb<strong>und</strong>en /YAM68/. Deren Beweglichkeit verleihen �-Al2O3<br />

hohe ionische Leitfähigkeit. Ausführliche Untersuchungen zu Struktur, Stabilitätsfeld,<br />

Herstellung <strong>und</strong> mechanischen <strong>Eigenschaften</strong> finden sich bei /STE84/.<br />

3.2.2 Binder: Silika-Sol (kolloidale Kieselsäure)<br />

Bindemittel für Tauchmassen konventioneller Schalenaufbauten unterscheiden<br />

sich gr<strong>und</strong>sätzlich durch ihren SiO2-Gehalt (Böhmit (AlOOH) <strong>und</strong> Ti- oder Zr-Säureester<br />

sind SiO2-freie Binder) <strong>und</strong> das verwendete Dispergiermittel /ROT94/. Der<br />

SiO2-haltige alkoholische Ethylsilikat-Binder wird aufgr<strong>und</strong> von Alkoholemissionen<br />

im industrieellen Einsatz heute meistens durch einen SiO2-haltigen Binder auf<br />

Wasserbasis (kolloidale Kieselsäure oder Silika-Sol) ersetzt /ANO92/.<br />

Als Sol definiert werden kolloidale Dispersionen (Feststoffdispersion in flüssigem<br />

Dispergiermittel). Kommerziell erhältliche Sole werden mit Hilfe von Natriumsilikat<br />

(Natron-Wasserglas) <strong>und</strong> einem Ionenaustauscher-Harz hergestellt /ROB86/.<br />

Dabei werden die Na + -Ionen des Wasserglases durch H + -Ionen des Ionentauschers<br />

ersetzt, <strong>und</strong> es entsteht ein Harz, das mit Na + -Ionen angereichtert wird<br />

/VDG93/. Die Polymerisation der Si(OH)4-Moleküle erfolgt räumlich unter Abspaltung<br />

von Wasser zu resultierenden „kugeligen“ Partikeln mit einer Größe von 5 bis<br />

30 nm /AND93/ (Bild 3.4). Die SiO2-Konzentration beträgt ca. 30%, der Rest ist<br />

Wasser. Zur Stabilisierung des Sols werden ca. 0,2-0,5% Na2O zugesetzt<br />

(Zusammensetzung: Anhang Tabelle 11.1). Die Na-Kationen mit gleicher Ladung<br />

stoßen sich ab <strong>und</strong> verhindern eine vorzeitige Gelierung des nunmehr alkalischen<br />

Sols (pH-Wert: ca. 9). Die Gelbildungszeit wird durch Trocknungsvorgang<br />

reguliert, wobei der pH-Wert in den neutralen Bereich gehoben <strong>und</strong> die<br />

Vernetzung der Teilchen fortgeführt wird /ILE79/. Ausführliche Untersuchungen<br />

eines Silika-Sols finden sich bei /WAN92/, /MEU99/ <strong>und</strong> /ROT99/.<br />

Reaktion zur Herstellung kolloidaler Kieselsäure<br />

Säureionentauscher + Natriumsilikat Natriumionentauscher + Kieselsäure<br />

Polykondensation:<br />

Vereinigung von zwei Kieselsäuremolekülen Si(OH) 4 unter Wasserabspaltung<br />

HO<br />

HO<br />

Si OH<br />

HO<br />

HO<br />

HO<br />

Si OH<br />

HO<br />

Bild 3.4: Herstellung <strong>und</strong> Polymerisation von Silika-Sol (Polykondensation).<br />

HO<br />

HO<br />

HO<br />

Si O<br />

HO<br />

Si OH<br />

HO<br />

H 2O<br />

7


8 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

3.2.3 Reaktionen im Stoff-System Al2O3-SiO2-Na2O<br />

SiO2 (Binder)<br />

Vor dem Brennen der Formschale liegt das SiO2 in amorpher Form vor. Bild 3.5<br />

skizziert die Umwandlungen von Siliziumoxid nach heutigem Wissensstand, wobei<br />

Tridymit nur bei Verunreinigungen im SiO2 auftritt, das ansonsten bei ca. 1025 °C<br />

in Hochcristobalit (�) übergeht /MAT93/, /SAL82/. Diese irreversiblen <strong>und</strong><br />

displaziven Umwandlungen verlaufen träge, wohingegen die Hoch-/Tieftemperatur-Modifikationsänderungen<br />

(�-�) reversibel <strong>und</strong> spontan ablaufen.<br />

irreversibel/<br />

rekonstruktiv<br />

SiO2 amorph<br />

�-Quarz<br />

(Silika)<br />

870 °C<br />

reversibel/<br />

displaziv<br />

573 °C<br />

�-Quarz<br />

> 1000 °C<br />

��Tridymit 1470 °C<br />

160 °C<br />

��Tridymit<br />

120 °C<br />

��Tridymit<br />

reversibel/<br />

displaziv<br />

�-Cristobalit<br />

1713 °C<br />

Schmelze<br />

230 °C<br />

�-Cristobalit Kieselglas<br />

Bild 3.5: SiO2: Phasen <strong>und</strong> Umwandlungstemperaturen nach /PET92/ <strong>und</strong> /HEI77/.<br />

Die diffusionsgesteuerte Kristallisation von SiO2-Gel korreliert mit der Viskosität<br />

<strong>und</strong> ist daher nicht nur temperatur- sondern auch zeitabhängig /SHO88/. Je nach<br />

gewählten Parametern kann die SiO2-Binderphase der Formschale nach dem<br />

Sinterbrand bei ca. 1000 °C bis 1200 °C amorph oder kristallin oder in beiden<br />

Modifikationen nebeneinander vorliegen /MEU99/, ROT99/.<br />

Neben der Temperatur- <strong>und</strong> Zeitabhängigkeit wird das Umwandlungsverhalten<br />

des SiO2-Binders von der Zusammensetzung beeinflusst (Tabelle 3.1). Die<br />

Cristobalitbildung verläuft in verunreinigter Kieselsäure aufgr<strong>und</strong> der strukturellen<br />

Ähnlichkeit schneller als im reinen Kieselgel /FLÖ61/. Die Bildungsreaktion ist<br />

oberflächengesteuert, d. h. die Kristallisation erfolgt von der Oberfläche der<br />

amorphen SiO2-Bereiche in diese hinein /KNI96/. Bei Abkühlung durchläuft<br />

Cristobalit die Modifikationsänderung vom kubischen Hoch- zum tetragonalen<br />

Tiefcristobalit, die mit einer Volumenschrumpfung von ca. 2,8% verb<strong>und</strong>en ist<br />

/MAT93/, /PET92/, /MAJ88/. Beim Brennvorgang zunächst gebildeter Tridymit<br />

wandelt sich bei erneutem Aufheizen in Cristobalit um /MEU99/.<br />

Tabelle 3.1: Phasenumwandlungen von SiO2 in Silika-Solen nach /WAN92/.<br />

Zusammensetzung Umwandlungstemperatur<br />

SiO2-rein 1500<br />

SiO2 + 30 Gew.-% Al2O3<br />

1000<br />

SiO2 + 0,15 Mol Na2O 950<br />

SiO2 + 0,15 Mol Na2O+ 2 Gew.-% Al2O3 > 1100<br />

irreversibel/<br />

rekonstruktiv<br />

Die Anwesenheit des Alkalioxids Na2O begünstigt die Glasbildung im amorphen<br />

SiO2-Binder /SHO88/. Es senkt die Viskosität in SiO2-Glasschmelzen <strong>und</strong>


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

erniedrigt die Kristallisationstemperatur, da das Tetraedernetzwerk des SiO2<br />

aufgebrochen wird <strong>und</strong> Diffusionsvorgänge erleichtert werden. Als einziger Zusatz<br />

zu reinem amorphen SiO2 wirken Na2O <strong>und</strong> Al2O3 als Netzwerkwandler /SHO88/.<br />

Das als Intermediäre bezeichnete Al2O3 übernimmt bei gleichzeitiger Anwesenheit<br />

von Na2O die Funktion des Netzwerkbildners, so dass die Umwandlungstemperaturen<br />

wieder angehoben werden /WAN92/.<br />

Al2O3, �-Al2O3 (Besandung, Füller)<br />

Al2O3 ist während der Prozessführung an Luft oder unter Schutzgas bis 1600 °C<br />

stabil (siehe Kapitel 3.2.1). Temperaturführungen oberhalb 1500 °C können zum<br />

Verlust von Na aus dem �-Al2O3 führen. Unabhängig von der Herstellungsroute<br />

des �-Al2O3 wird bei Anwesenheit einer glasigen SiO2-reichen Phase zwischen<br />

1500 °C <strong>und</strong> 1600 °C die Anreicherung von Natrium in dieser festgestellt. Dieses<br />

SiO2 ist für eine partielle Transformation zu �-Al2O3 verantwortlich /STE84/.<br />

Mullit 3Al2O3�2SiO2 (Binder, Füllermaterial)<br />

In der Formschalen-Back-up-Schicht bilden SiO2-Binder <strong>und</strong> Al2O3-Füller das<br />

Zweistoffsystem Al2O3-SiO2. Die im Temperaturbereich bis 1600 °C stabile Verbindung<br />

Mullit existiert in den Zusammensetzungen 3Al2O3�2SiO2 bis 2Al2O3�SiO2,<br />

was einem Al2O3-Gehalt von 78 Gew.-% bis 72 Gew.-% entspricht /MÜL63/.<br />

Diskutiert werden metastabile Phasen <strong>und</strong> Entmischungen im binären System<br />

Al2O3-SiO2 sowie das Schmelzverhalten von Mullit /RIS77/ (Bild 3.6).<br />

Temperatur in °C<br />

2000<br />

Schmelze<br />

2054±5°C<br />

1900<br />

SiO2 + Schmelze<br />

Al2O3 + Schmelze<br />

1890±10°C<br />

1828±10°C<br />

1800<br />

1700<br />

1600<br />

1726±5°C<br />

MullitSS +<br />

Schmelze<br />

1587±10°C<br />

Al2O3 +<br />

MullitSS 1500<br />

1400<br />

MullitSS +<br />

SiO2 Gießtemperatur<br />

1500 °C<br />

1300 Metastabiles<br />

Spinodale<br />

1200<br />

1100<br />

Eutektikum<br />

Metastabile Entmischung<br />

SiO2 + Mullit (3/2)<br />

Brenntemperatur<br />

> 1200 °C<br />

1000<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

SiO 2<br />

Gew.-% 72 - 78 Gew.-% Al2O3 Bild 3.6: System Al2O3-SiO2. Stabilitätsfeld des Mullits <strong>und</strong> berechnete metastabile<br />

Phasengleichgewichte /RIS77/. Die angedeuteten Bereiche spinodaler Entmischung sind<br />

die thermodynamisch wahrscheinlichsten.<br />

Mullit<br />

9


10 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Es wird von einem metastabilen Eutektikum bei ca. 1300 °C ausgegangen, wo<br />

eine Alumosilikatschmelze mit Mullit koexistiert /RIS77/, /SMÜ94/. Nicht eindeutig<br />

geklärt ist, ob Mullit kongruent (1850 °C) oder inkongruent (1810 °C) schmilzt.<br />

Eine Übersicht der Reaktionsprodukte <strong>und</strong> Materialtransportmechanismen im<br />

reinen System Al2O3-SiO2 in Abhängigkeit von den verwendeten Ausgangsmaterialien<br />

wird bei /WEI89/ gegeben. Die Mullitreaktivität ist abhängig von der<br />

verfügbaren freien Oberfläche <strong>und</strong> somit in Pulvern höher als in kompaktem<br />

Material. Die Reaktion von SiO2 <strong>und</strong> Al2O3 zu Mullit erfolgt unter Volumenzunahme<br />

(1,3-2,7 Vol.-% bei Umsetzung als Pulver vorliegender Edukte bedingt<br />

durch die geringere Dichte des Reaktionsproduktes bezüglich der Edukte<br />

/MEC98/). In der Literatur wird eine Vielzahl von Mechanismen wie Fest-Fest-<br />

Reaktionen, Flüssig-Fest-Reaktionen <strong>und</strong> die Kombination aus beiden Mechanismen<br />

beschrieben (Bild 3.7).<br />

Typ 1 Typ 2a<br />

Stofftransport vorwiegend Inter-Diffusion von<br />

SiO 2 in Al 2 O 3 an Korngrenzen<br />

Reaktionstyp Fest-Fest<br />

Fest-Flüssig (SiO 2 )<br />

Mechanismus zonarer Aufbau mit Konzen-<br />

C Si<br />

trationsgradient (C Si / C Al ) Typ 2b<br />

SiO 2<br />

SiO 2<br />

Mullit<br />

Mullit<br />

Al 2O 3<br />

Al 2O 3<br />

Stofftransport vorwiegend Diffusion von Al2O3 in SiO2 Reaktionstyp Fest-Fest / Fest-Flüssig (SiO2 )<br />

Mechanismus Bildung von Mullit aus SiO2 bei Temperaturerniedrigung<br />

Stofftransport vorwiegend Auflösen<br />

von Al 2O 3 in SiO 2<br />

Reaktionstyp Fest-Flüssig (SiO 2 )<br />

Mechanismus Ausscheidung von Mullit aus SiO 2<br />

isotherm bei Übersättigung aufgr<strong>und</strong><br />

metastabilen Eutektikums<br />

SiO 2<br />

Mullit<br />

Al 2 O 3<br />

Bild 3.7: Schematische Darstellung der möglichen Gr<strong>und</strong>typen des Mullitreaktionsmechanismusses<br />

nach /MEC98/, /LIU94,/ /SMÜ94/, /HO94,/ /WEI89/, /WEI81/, /GRF61/.<br />

Fest-Fest-Reaktion: Da die Beweglichkeit der Atome eingeschränkt <strong>und</strong> thermisch<br />

aktivierte Platzwechselvorgänge erforderlich sind, verlaufen Festkörperreaktionen<br />

nur an Grenzflächen <strong>und</strong> träge. Der Reaktionsprozess ist diffusionskontrolliert.<br />

Im Mehrkomponentensystem Cr2O3, SiC, Al2O3 wird Mullit durch die<br />

Diffusion von SiO2 in Al2O3 gebildet /HO94/. Bei der Mullitfestkörperreaktion der<br />

reinen Ausgangsoxide SiO2 <strong>und</strong> Al2O3 oder der thermischen Zersetzung von<br />

Alumosilikaten haben Prozesstemperatur <strong>und</strong> Haltedauer sowie oxidische Zusätze<br />

Einfluss auf die Größe <strong>und</strong> spezifische Oberfläche der Kristalle, nicht aber auf die<br />

Menge des gebildeten Mullits /GRF61/.<br />

Fest-Flüssig-Reaktion: Im Gegensatz zu Fest-Fest-Reaktionen können Fest-<br />

Flüssig-Reaktionen spontan <strong>und</strong> schnell verlaufen. Während der diffusionskontrollierten<br />

Hochtemperaturreaktion in Festkörpern ist die Al-Diffusion für eine


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Mullitreaktion nicht ausreichend hoch, so dass der Bildungsmechanismus durch<br />

Entstehung einer Glasphase wahrscheinlich ist /WEI89/. Gr<strong>und</strong>legende Untersuchungen<br />

zum Reaktionssintern (Sintern bei gleichzeitiger chemischer Reaktion,<br />

d. h. Ausscheidung aus der Flüssigphase unter Bildung einer neuen Phase<br />

/SHO88/) im hochreinen Al2O3-SiO2-System sind bei /ROD85/ dargestellt. Dabei<br />

handelt es sich um spontane Keimbildung <strong>und</strong> Wachstumsvorgänge <strong>und</strong> nicht um<br />

Kornvergröberung (Ostwaldreifung) /LIU94/.<br />

Untersuchungen im Subsolidusbereich /WEI81/ ergeben ein metastabiles<br />

eutektisches Al2O3/SiO2-System, indem bereits bei ca. 1300 °C aus einer Flüssigphase<br />

infolge SiO2-Antransport <strong>und</strong> Al2O3-Lösung zunächst der 3/2-Mullit <strong>und</strong> im<br />

weiteren Reaktionsverlauf 2/1-Mullit ausgeschieden wird. /DAV72/ <strong>und</strong> /JOH82/<br />

dagegen erklären die Al2O3-Inkorporation oberhalb 1600 °C in die SiO2-<br />

Flüssigphase durch gleichzeitige Wachstums- <strong>und</strong> Auflösungsprozesse des<br />

Mullits. Der Diffusionsprozess zur Bildung von Mullit in einer solchen Flüssigphase<br />

wird von /DAV72/ als kooperative Migration von sauerstoffhaltigen Al- <strong>und</strong> Si-<br />

Komplexen beschrieben, deren Aufbau von der Zusammensetzung der Schmelze<br />

<strong>und</strong> der Prozesstemperatur abhängig ist. Die nach heutigem Wissensstand<br />

zweistufige Mullitreaktion in Kaolinit oberhalb 1400 °C umfasst die Bildung des<br />

Primärmullits aus metastabilem dehydrierten Kaolinit (Metakaolinit 2SiO2�Al2O3)<br />

infolge von Festkörper-Interdiffusion <strong>und</strong> die sek<strong>und</strong>äre Ausscheidung aus einer<br />

„verunreinigten“ resultierenden Glasphase /LIU94/. Hierzu löst sich Al2O3 in der<br />

SiO2-reichen Glasphase oder in einer metastabilen Alumosilikatglasphase, die<br />

innerhalb der Mischungslücke des binären Al2O3-SiO2-Phasendiagramms nach<br />

/RIS77/ (Bild 3.6) <strong>und</strong> /DOW69/ entsteht. Dabei wird die eutektische Temperatur<br />

durch die Anwesenheit von Verunreinigungen (Ca, Mg, Na) gesenkt /WAN91/.<br />

Werden �-Al2O3 <strong>und</strong> Quarz als Ausgangsprodukte /SMÜ94/ verwendet, so bildet<br />

sich bei 1500 °C um die Quarzkörner eine intermediäre Schmelzphase, in der �-<br />

Al2O3 gelöst wird. Aufgr<strong>und</strong> des metastabilen Gleichgewichts zwischen amorphem<br />

Alumosilikat <strong>und</strong> Mullit /RIS77/ scheidet sich bei Übersättigung der Schmelzphase<br />

Mullit überwiegend an der Grenzfläche zu den �-Al2O3-Körnern aus /SMÜ94/. Die<br />

Verdichtung <strong>und</strong> anschließende Mullitreaktion (TVS = transient viscous phase<br />

sintering) ebenfalls aus einer intermediären Schmelzphase bei �-Al2O3-Körnern,<br />

die mit amorphem SiO2 beschichtet sind, wird von /SAC91/ beschrieben. Die<br />

Reaktionstemperatur des Mullits kann durch die geeignete Wahl von SiO2-<br />

Modifikationen auf 1550 °C beschränkt /ALB95/ <strong>und</strong> nochmals auf ca. 1350 °C<br />

durch gezielte Dotierungen des Reaktionsbindesystems gesenkt werden /MEC98/.<br />

Zersetzung: In reduzierender Atmosphäre (log pO2 ca. 13 mbar) zersetzt sich<br />

Mullit oberhalb 1650 °C in einer zweistufigen Reaktion unter Abgabe von SiO <strong>und</strong><br />

O2 /DAV71/. In Abhängigkeit von der Temperatur <strong>und</strong> der Atmopsphäre evaporiert<br />

SiO2 aus Mullitkurzfaserfilz unter der Bildung von �-Al2O3 /ZAY91/.<br />

Mechanik: Die Hochtemperaturfestigkeit von kompakter Mullitkeramik ist<br />

abhängig von der Temperatur. Bis 1200 °C erfolgt das Kriechen über Diffusionsprozesse,<br />

oberhalb 1600 °C ist die Ausbildung einer SiO2-reichen Flüssigphase<br />

für plastische Verformung verantwortlich /TOR97/.<br />

11


12 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

3.2.4 Einfluss der Phasenumwandlungen auf das Formschalenverhalten<br />

Die bei thermischer Belastung aus dem amorphen SiO2-Binder hervorgehenden<br />

Phasen Cristobalit <strong>und</strong> Kieselglas bedingen die Formschalenfestigkeit in zwei<br />

gegenläufigen Prozessen. Die durch die Anwesenheit des Na2O im Silika-Sol<br />

begünstigte Entstehung einer Glasphase aus dem amorphen SiO2-Binder wirkt<br />

positiv auf den Sintervorgang der Formschale. Dieser wird als Flüssigphasensintern<br />

beschrieben /HEN91/. Die Anwesenheit des Natriums im Sol wirkt sich<br />

anderseits nachteilig auf die Hochtemperaturfestigkeit aus, da geringe Mengen<br />

Alkalien im SiO2 die Erweichungstemperatur beträchtlich senken /SHO88/,<br />

/URB81/. Dabei kann das Kriechverhalten einer siliziumoxidgeb<strong>und</strong>enen Formschale,<br />

welches von der Benetzung durch das SiO2 abhängig ist /HYD96/, gezielt<br />

über die Veränderung der Porositätsverteilung beeinflusst werden /JON95/.<br />

Cristobalit, dessen Kristallisationsneigung im Binder ebenfalls durch Na2O erhöht<br />

ist /GUE93/, vermindert die Kriechneigung /HIG86/. Gleichzeitig wird die<br />

Formschale durch die Anwesenheit von Cristobalit geschwächt, da die Thermowechselbeständigkeit<br />

von Cristobalit wegen des höheren linearen thermischen<br />

Ausdehnungskoeffizienten niedriger als die des Kieselglases ist. Außerdem<br />

verstärken die unterschiedlichen linearen Ausdehnungskoeffizienten (Anhang<br />

Tabelle 11.1) <strong>und</strong> die Volumina (Kapitel 3.2.3) bei der �-�-Transformation von<br />

Cristobalit die Rissneigung /JEL90/. Durch Gießen in eine heiße Formschale wird<br />

die auf Cristobalit zurückzuführende Mikrorissbildung eingegrenzt /ROT99/.<br />

Die Na2O-haltige SiO2-Flüssigphase begünstigt Diffusionsvorgänge. Die Mullitbildung<br />

wird beschleunigt, ohne jedoch die Menge des ausgeschiedenen Mullits zu<br />

beeinflussen /GRF61/. Der Bildungsmechanismus sowie die Auswirkung auf die<br />

Festigkeit in Al2O3-SiO2-Formschalensystemen sind bisher nicht untersucht.<br />

3.3 Tiegelmaterial aus Magnesiaspinell <strong>und</strong> Calciumaluminat-<br />

Zement<br />

An Schmelztiegel werden im Feinguss ähnliche Anforderungen gestellt wie an das<br />

Formschalenmaterial (Bild 3.2). Maßgeblich sind gute Thermoschockeigenschaften,<br />

eine geringe Dehnung, Beständigkeit im Vakuum <strong>und</strong> eine sehr gute<br />

chemische Beständigkeit gegenüber der aufzuschmelzenden Superlegierung.<br />

Oxide erfüllen diese Anforderungen deutlich besser als Nichtoxide /MEI94/, wobei<br />

auf den Einsatz von schmelzebildendem SiO2 verzichtet werden sollte /MON85/<br />

<strong>und</strong> toxische Substanzen wie Cr2O3 zu vermeiden sind. Von einem Werkstoff aus<br />

zementgeb<strong>und</strong>enem Magnesiaspinell ist eine Verbesserung der oben aufgeführten<br />

<strong>Eigenschaften</strong> zu erwarten. Der Magnesiaspinell dient als feuerfestes<br />

Füllmaterial in einer Matrix aus Calciumaluminat-Zement.


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

3.3.1 Magnesiaspinell (MgAl2O4) als Aggregatphase<br />

Unter dem Namen Spinell wird zum einen das Mineral mit der Zusammensetzung<br />

MgAl2O4, zum anderen alle Oxide zusammengefasst, die in der kristallographischen<br />

Struktur des Spinelltyps kristallisieren. Die große Anwendungsbreite,<br />

z.B. Farbkörper in Glasuren /HEU90/, Schutzbeschichtung für Festelektrolytsensoren,<br />

Elektrodenmaterial in Lithium-Batterien <strong>und</strong> Schmucksteine /SCH91/,<br />

liegt im kristallographischen Aufbau des Spinells begründet. Dieser stellt eine<br />

Mischung der Zinkblende- mit der Steinsalzstruktur dar /KLE90/, die eine<br />

weitgehende Austauschbarkeit der Gitteratome zuläßt. Es handelt sich um eine<br />

kubisch dichteste Packung von Sauerstoffionen, deren Tetraederlücken zu einem<br />

Achtel mit zweiwertigen <strong>und</strong> die Oktaederlücken zur Hälfte von dreiwertigen<br />

Kationen besetzt sind (Bild 3.8). Tabelle 3.2 zeigt Beispiele für Kationen, die in<br />

den Spinell eingebaut werden können.<br />

Bild 3.8: Struktur des stöchiometrisch zusammengesetzen Magnesiaspinells MgAl2O4.<br />

3D-Ansicht: Oktaeder- <strong>und</strong> Tetraederlücken, rechts kristallographische Daten.<br />

Tabelle 3.2: Gitterplatzbelegung <strong>und</strong> Verhalten verschiedener Kationen im Spinellgitter<br />

/HEU90/, /SIE98/.<br />

Schreibweise für Gitterplatzbelegung für Wertigkeit<br />

Spinelltyp<br />

[4] [6]<br />

A B2O4 A 2+ B2 3+ O4<br />

Inverser Spinell:<br />

[4] [6]<br />

B (AB)O4 B 3+ (A 2+ B 3+ )O4<br />

Strukturtyp der Ferrite, wichtig für magnetische <strong>Eigenschaften</strong><br />

Gitterplatz Kationen Bemerkung<br />

A 2+ Mg 2+ , Fe 2+ , Zn 2+ , Mn 2+ vollkommene Mischbarkeit - Diadochie<br />

B 3+ Al 3+ , Fe 3+ , Mn 3+ , Cr 3+ unvollkommene Mischbarkeit<br />

Oktaederplätze belegt durch Tetraederplätze belegt durch<br />

Fe 2+ , Cu 2+ , Al 3+ , Ni 2+ , Mn 3+ , Cr 3+<br />

Zn 2+ , Mn 2+ , Fe 3+ , Ga 3+ , Co 2+ , Mg 2+<br />

Laut Phasendiagramm des Systems MgO–Al2O3 in Bild 3.9, besitzt der Spinell<br />

eine große Phasenbreite hinsichtlich der Zusammensetzung. Magnesiaspinell<br />

MgAl2O4 gehört zu den wenigen Kristallen, die ohne in ihrer Elektroneutralität<br />

gestört zu sein, Kationenleerstellen besitzen /NEW78/. Kleinere Aluminiumionen<br />

13


14 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

können Magnesiumionen ersetzen bzw. Magnesiumionen können vollständig<br />

fehlen. Als Substitutionsmischkristall Mg1-xAl2(2x/3) x/3O4 zwischen MgAl2O4 <strong>und</strong><br />

Al2O3 gehorcht der Magnesiaspinell der Végard'schen Regel, welche besagt, dass<br />

sich die <strong>Eigenschaften</strong> zwischen den Endpartnern linear verändern /NEW78/.<br />

Demzufolge lassen sich z.B. die thermische Dehnung oder die Gitterparameter<br />

durch eine gezielte Dotierung einstellen: Je mehr Mg 2+ -Ionen durch kleinere Al 3+ -<br />

Ionen ersetzt werden, desto kleiner wird die Einheitszelle <strong>und</strong> die Anzahl der Kationenleerstellen<br />

nimmt zu, d.h. die thermische Dehnung wird verringert /SUM91/.<br />

Bild 3.9: Phasendiagramm des Systems MgO–Al2O3 /MUA70/.<br />

Magnesiaspinell MgAl2O4 wird im Feuerfestbereich entweder als Sinterspinell oder<br />

als Schmelzspinell verwendet /SCH91/. Er wird wie Aluminiumoxid Al2O3 oder<br />

Chromit Cr2O3 als neutraler feuerfester Werkstoff bezeichnet, da er mit Wasser<br />

weder sauer noch basisch reagiert. Im Vergleich dazu reagieren Al2O3-SiO2-<br />

Produkte, oder Silika SiO2 mit Wasser sauer, während Magnesiiumoxid MgO<br />

unter Bildung eines Hydroxids basisch reagiert /SCH91/. Vorteile des Magnesiaspinells<br />

als Einsatzmaterial in technischen Bereichen sind sein hoher Schmelzpunkt,<br />

seine gute Wärmeleitfähigkeit, seine geringe thermische Dehnung, seine<br />

chemische Beständigkeit sowie seine Beständigkeit im Vakuum /HEN99/,<br />

/ENG96a/. Außerdem ist er nichttoxisch, in größeren Mengen verfügbar <strong>und</strong><br />

durchläuft im Temperaturbereich des Abgussprozesses keine Phasenumwandlung<br />

/EVA93/. Als Sinterspinell verfügt er über kleine Poren (< 10 µm, /KRI92/),<br />

die den Thermoschock mildern <strong>und</strong> bei auftretenden Rissen zu einem R<strong>und</strong>en der<br />

Rissspitze <strong>und</strong> damit weniger Spannung an derselben führen.


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

3.3.2 Calciumaluminat-Zement als Bindephase<br />

Hochreiner Calciumaluminat-Zement wird als hydraulisches Bindemittel für die<br />

Herstellung von Feuerfestbeton verwendet. Dieser Zement unterscheidet sich von<br />

"normalem Bauzement“, d.h. Portlandzement, durch den geringeren Gehalt an<br />

SiO2 <strong>und</strong> freiem CaO sowie dem Fehlen von Fe2O3 /KOP90/. Zudem weist<br />

Calciumaluminat-Zement bereits 24 St<strong>und</strong>en nach dem Anrühren die gleiche<br />

Festigkeit auf wie Portlandzement nach 28 Tagen. In einem Drehrohrofen werden<br />

hochreines CaO <strong>und</strong> Al2O3 kalziniert <strong>und</strong> der entstandene Klinker anschließend zu<br />

feinem Zementpulver gemahlen /KOP90/.<br />

Die allgemein verwendete Zementschreibweise stellt die Phasen durch<br />

Abkürzungen für die jeweiligen Oxide bzw. Hydrate dar: A = Al2O3, C = CaO,<br />

H = H2O, SiO2 = S; z.B. CAH10 für die Phase CaO �AlO�10 H O /TAY90/.<br />

2 3 2<br />

Aufgr<strong>und</strong> des großen Unterschiedes in der Feldstärke (Z/d², mit Z als Kationenvalenz<br />

<strong>und</strong> d als interatomarem Abstand), ergeben sich im System CaO–Al2O3<br />

fünf Verbindungen, von denen C12A7, CA <strong>und</strong> CA2 kongruent schmelzen /NEW78/<br />

(Bild 3.10). Je nach Brennbedingungen im Drehrohrofen können sich Mischungen<br />

aus CaO-C3A-C12A7-CA-CA2-CA6-Al2O3 (Tabelle 3.3) einstellen, die nicht<br />

unbedingt im Gleichgewicht miteinander stehen müssen /TAY90/.<br />

Temperatur in °C<br />

2300<br />

2200<br />

2100<br />

2000<br />

1900<br />

1800<br />

1700<br />

1600<br />

1500<br />

1400<br />

1300<br />

1200<br />

CaO<br />

2570<br />

Calciumoxid +<br />

Schmelze<br />

1535<br />

Calciumoxid + C 3A<br />

3CaO·Al 2O 3 = C 3A<br />

Schmelze (S)<br />

Masse % 12CaO·7Al 2O 3 = C 12A 7<br />

CA + S<br />

CA2 + S<br />

~1750<br />

~1850<br />

CA6 +S<br />

~1730<br />

C12A7 + S<br />

C<br />

1455<br />

3A+S 1395<br />

1605 ~1595<br />

1400 CA + CA2 CA6 +<br />

Kor<strong>und</strong><br />

CA2 + CA6 C12A7 + CA<br />

C3A + C12A7 CaO·Al 2O 3 = CA<br />

Bild 3.10: Phasendiagramm des Systems CaO–Al2O3 /MUA95/.<br />

CaO·2Al 2O 3 = CA 2<br />

Kor<strong>und</strong> + S<br />

10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />

CaO·6Al 2O 3 = CA 6<br />

Tricalciumaluminat C3A ist nicht in Feuerfestzementen enthalten, da es aufgr<strong>und</strong><br />

seines hohen CaO-Gehaltes niedrigschmelzend ist /KOP90/. Allgemein gilt: je<br />

höher der Aluminiumoxidgehalt, desto feuerfester ist der Zement. Die ebenfalls<br />

niedrigschmelzende kubische Phase C12A7 ist in manchen schnellabbindenden<br />

Spezialzementen enthalten, denn C12A7 reagiert sehr schnell mit Wasser. Mono-<br />

15<br />

~2020<br />

Al 2 O 3


16 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

calciumaluminat CA ist der Hauptbestandteil von Feuerfestzement, da es zügig zu<br />

höchsten Festigkeiten abbindet <strong>und</strong> eine höhere Feuerfestigkeit als C12A7 aufweist<br />

/KOP90/. CA ist monoklin oder pseudohexagonal <strong>und</strong> kristallisiert in unregelmäßigen<br />

Körnern, die manchmal prismatisch <strong>und</strong> oft verzwillingt sind. Ein weiterer<br />

wichtiger Bestandteil von Feuerfestzement ist das monokline Calciumdialuminat<br />

CA2, das zu r<strong>und</strong>en Körnern oder breiten Nadeln kristallisiert. CA2 reagiert nur<br />

sehr langsam mit Wasser, während Calciumhexaaluminat CA6 (Kor<strong>und</strong>struktur,<br />

ähnlich �-Al2O3) bei Raumtemperatur nicht reagiert /TAY90/. Das CA6 stellt eine<br />

wichtige Hochtemperaturphase dar.<br />

Tabelle 3.3: Reaktivität mit Wasser, Dichte <strong>und</strong> Kristallsysteme der Calciumaluminat-Phasen<br />

C12A7, CA, CA2, CA6 /KOP90/, /TAY90/, /GEO83/.<br />

C12A7 CA CA2 CA6<br />

Reaktion mit Wasser sehr schnell schnell langsam keine Reaktion<br />

Dichte in g/cm³ 2,68 2,95 2,92 3,38<br />

Kristallsystem kubisch monoklin monoklin hexagonal<br />

Schmelztemperatur in °C 1360-1390 1600 1750-1765 1830<br />

Hydratation von Calciumaluminat-Zement<br />

Wird aluminiumoxidreicher Calciumaluminat-Zement bestehend aus CA, CA2 <strong>und</strong><br />

evtl. CA6 in Wasser gegeben, lösen sich die Zementphasen <strong>und</strong> bilden je nach<br />

Temperatur <strong>und</strong> Wassergehalt in einer exothermen Reaktion die Hydratphasen<br />

C2AH8, CAH10, C3AH6 <strong>und</strong> AH3 /GLA70/, /GEO83/, /TAY90/. Diese verfilzen<br />

miteinander <strong>und</strong> erstarren zu einer festen Paste, die nach einiger Zeit vollständig<br />

ausgehärtet ist. Die je nach Temperatur gebildete Hydratphase ist für die<br />

Erstarrungszeit des Zements entscheidend, da weitere Umwandlungen<br />

(conversion) der metastabilen Phasen CAH10 <strong>und</strong> C2AH8 zu stabilem Hydrogranat<br />

C3AH6 <strong>und</strong> kristallinem Gibbsit AH3 einsetzen. In dem nunmehr festen Material<br />

kann dies durch Volumenschrumpfung eine Zunahme der festigkeitsmindernden<br />

Porosität verursachen <strong>und</strong> damit zu einer Rissbildung führen /KOP90/. Die<br />

Umwandlungsreaktionen können durch eine Trocknung zwischen 32 °C <strong>und</strong> 50 °C<br />

in feuchter Atmosphäre kontrolliert werden /KOP90/, /CRO90/.<br />

Das Wasser-Zement-Verhältnis (w/z-Wert) ist entscheidend für das Abbindeverhalten<br />

eines Zements /KOP90/, /KEI71/. Zu wenig Wasser führt zu einer unvollständigen<br />

Hydratationsreaktion. Bei einem Wasserüberschuss wird das Verhaken<br />

der Hydratphasen zu einem festen Gefüge verhindert. Wird der ideale w/z-Wert<br />

nur wenig überschritten, so bilden sich wassergefüllte Poren, die keinen Beitrag<br />

zur Festigkeit liefern. Für Calciumaluminat-Zemente sind w/z-Werte um 0,4 am<br />

günstigsten /GEO83/.<br />

Dehydratation<br />

Eine vier<strong>und</strong>zwanzigstündige Trocknung bei 104 °C bis 110 °C führt zum Verlust<br />

von Oberflächenwasser <strong>und</strong> freiem Porenwasser sowie zu einer vollständigen<br />

Reaktion noch nicht umgewandelter metastabiler in stabile Phasen KOP90/.


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Wird der getrocknete Zement höheren Temperaturen als 110 °C ausgesetzt,<br />

verlieren die Hydrate ihr Wasser <strong>und</strong> die ursprünglich eingesetzten Zementphasen<br />

bilden sich im Gefüge neu /GEO83/. C3AH6 zersetzt sich ab 300 °C zu C12A7 <strong>und</strong><br />

aus kristallinem AH3 bildet sich hochreaktives, amorphes Alumina. Bei etwa<br />

600 °C reagieren die verschiedenen, dehydratisierten Phasen zu CA, während die<br />

Kristallinität weiter zunimmt <strong>und</strong> sich ab ca. 1000 °C CA2 bildet (Bild 3.12).<br />

Therm. Ausdehnungskoeffizient<br />

(20 °C bis 1000 °C) in 10-6 1/K<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

CaO 50<br />

Al2O3 C3A C12A7 CA CA2 CA6 Bild 3.11: Thermischer Ausdehnungskoeffizient in Abhängigkeit von der Zusammensetzung<br />

im System CaO–Al2O3 <strong>und</strong> mechanische <strong>Eigenschaften</strong> von dichtgesintertem<br />

CA6 im Vergleich zu dichtgesintertem �-Al2O3 /KOP90/.<br />

Bei 1500 °C bildet sich bei einem ausreichenden Angebot an �-Al2O3 aus CA2 die<br />

nichthydratisierende Bindephase CA6. Das Sinterverhalten (Fest- oder Flüssigphasensintern)<br />

hängt vom CaO/Al2O3-Verhältnis der Ausgangsstoffe ab. Die Bildungstemperatur<br />

von CA6 lässt sich z.B. durch die Zugabe von Reaktivalumina bis auf<br />

1350 °C senken, da dieses feine Aluminapulver leicht sintert. Charakteristisch für<br />

die CA6-Phase sind stängelige Körner mit einem Längen-zu-Dickenverhältnis von<br />

10:1 sowie die hohe Thermoschockbeständigkeit /KOP90/. Des Weiteren besitzt<br />

sie hervorragende mechanische <strong>Eigenschaften</strong> <strong>und</strong>, wie alle CA-Phasen, einen<br />

kleineren thermischen Ausdehnungskoeffizienten als Aluminiumoxid (Bild 3.12).<br />

Temperatur in °C<br />

0<br />

20<br />

40<br />

60<br />

100<br />

200-350<br />

600-1000<br />

1000-1300<br />

1400-1650<br />

Auslagerung: 24 h >90% rel. Feuchte<br />

H2O CA CA2 C12A7 Unhydrati- Alumina<br />

sierter Zement<br />

CAH10 AH 3<br />

Gel<br />

AH 3<br />

Al 2O 3<br />

C 2AH 8<br />

Al 2O 3<br />

Bild 3.12: Hydratations- <strong>und</strong> Dehydratationsreaktionen in Beton aus hochreinem<br />

Calciumaluminat-Zement mit Alumina Al2O3 als Füllstoff /GEO83/.<br />

CA2 CA6 CA<br />

C3AHx x=0-12<br />

Al 2O 3<br />

C 3AH 6<br />

CaO·CA12A7 CaO<br />

CA<br />

CA<br />

17<br />

Eigenschaft* CA6 �-Al2O3<br />

E-Modul in GPa 145 379<br />

Bruchfestigkeit in MPa 159 345<br />

Spannungsintensitätsfaktor<br />

KIc in MPa·m -1/2<br />

4,5 2,1 (a)<br />

4,0 (b)<br />

Therm. Ausdehnungs- 8,5 9,6<br />

koeffizient (c) in 10 -6 ·1/K<br />

krit. thermischer Schock 200-240 220-250<br />

Tc in °C<br />

* für dichtgesintertes Material<br />

(a) Saphireinkristall<br />

(b) MgO-dotiertes polykristallines Al2O3<br />

(c) 0 °C bis 1000 °C


18 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Additive<br />

Rheologie <strong>und</strong> Abbindeverhalten des Zements lassen sich durch Additive gezielt<br />

einstellen <strong>und</strong> kontrollieren /KOP90/, /NAR85/. Je nach Anwendungszweck<br />

werden Beschleuniger, Verzögerer, Entschäumer, Wasserreduzierer <strong>und</strong>/oder<br />

Superplastifizierer (Dispergiermittel) in sehr geringen Mengen eingesetzt.<br />

Verzögerer werden leicht an der Oberfläche von wachsenden Hydratationsprodukten<br />

adsorbiert <strong>und</strong> komplexieren gelöste Ca 2+ -Ionen. Diese zumeist organischen<br />

Produkte brennen beim Sinterbrand vollständig aus. Superplastifizierer<br />

bzw. Wasserreduzierer sorgen für eine verbesserte Dispergierung von<br />

Zementkörnern im Anmachwasser, was eine Flockulation verhindert /TAY90/.<br />

3.3.3 Feuerfestbeton - Magnesiaspinellbeton<br />

Feuerfestbetone bestehen aus einer feinen, hydraulischen Bindephase, dem<br />

Calciumaluminat-Zement, <strong>und</strong> gröberem Zuschlag in Form von feuerfesten<br />

Aggregaten wie Alumina oder Magnesiaspinell. Je nach Korngröße der<br />

Aggregatphasen wird in Mörtel (kleine Korngrößen) <strong>und</strong> Betone (grobe Körner)<br />

eingeteilt <strong>und</strong> je nach Konsistenz wird nach Stampf-, Rüttel- <strong>und</strong> Gießmassen<br />

unterschieden. Neue Technologien <strong>und</strong> neue synthetische Rohstoffe ermöglichen<br />

es, neue Feuerfestmaterialien zu entwickeln, die ohne Sinterbrand einsetzbar sind<br />

/KOL91/, /BUH96a/, /MCC88/, /RUH84/, /SEM94/, KRÖ85/.<br />

Für Thermoschockanwendungen ist eine diskontinuierliche Korngrößenverteilung<br />

der Aggregatphase am besten geeignet /HOM85/, /ZUR85/, /GAB95/, /BAU84/.<br />

Die Feinkornfraktionen befinden sich nach dem Furnas-Modell (Bild 3.13) in den<br />

Lücken zwischen den großen Körnern, was zu einer besonders dichten<br />

Teilchenpackung führt /REE95/.<br />

Bild 3.13: Dichteste Teilchenpackung nach dem Furnas-Modell /REE95/ mit Kugeln in<br />

einem Größenverhältnis von 320:39:7:1.<br />

Die Forderung nach hoher Feuerfestigkeit beschränkt die Matrixphase auf einen<br />

aluminareichen (��70% Al2O3), sehr gering verunreinigten Calciumaluminat-<br />

Zement. Eine Reduzierung des Zementgehalts von 20% bis 30% auf etwa 10%<br />

bei zementarmem (low cement, LC) <strong>und</strong> auf etwa 5% bei ultrazementarmem<br />

(ultralow cement, ULC) Beton führt zu einer Verbesserung der Feuerfesteigenschaften<br />

/NEW78/, /CLA85/, /BUH96b/. Eine solche Reduzierung lässt sich


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

erreichen, wenn ein Teil des Zements durch Feinstfüllstoffe wie amorphe<br />

Kieselsäuren oder Feinstalumina (Korngröße < 1 µm) ersetzt wird. Die Reaktivität<br />

der Feinstfüllstoffe erlaubt eine schnellere keramische Bindung beim Sintern<br />

HUT93/. Dabei ist Feinstalumina der Vorzug zu geben, da amorphe Kieselsäuren<br />

leichter eine Schmelze bilden <strong>und</strong> somit die Feuerfestigkeit bei sehr hohen<br />

Temperaturen maßgeblich senken /BUH96a/, /ZUR85/, /CLA85/, KRI94/. Die<br />

Verwendung eines Verflüssigers, auch Wasserreduzierer, Superplastifizierer oder<br />

Dispergiermittel genannt, reduziert den Anmachwasserbedarf deutlich. Aufgr<strong>und</strong><br />

der Dispergierung können alle Zementkörner trotz eines geringeren Wassergehaltes<br />

homogen von allen Seiten benetzt werden. Bei einem geringen Anmachwasserbedarf<br />

enstehen keine wassergefüllten Kapillarporen. Bei abnehmender<br />

Porosität steigt die Festigkeit <strong>und</strong> mit ihr die Dichte /WEA85/.<br />

Zementarme Feuerfestbetone zeichnen sich durch eine hohe Dichte <strong>und</strong> niedrige<br />

Porosität aus. Zudem verfügen sie über eine Thermowechselbeständigkeit <strong>und</strong><br />

Heißbiegefestigkeit, die häufig höher ist, als die von Steinen vergleichbarer Aluminagehalte<br />

/CRO90/, /BAN85/, KRI96/ /ZOG95/. Sie können in Form von Pfannenauskleidungen,<br />

Sauerstofflanzen, Abstich- <strong>und</strong> Gießrinnen eingesetzt werden.<br />

Zusätzlich werden Feuerfestbetone in Ölraffinerien <strong>und</strong> der Nichteisenindustrie<br />

verwendet. Die Vorteile für den Anwender liegen neben guten Feuerfesteigenschaften<br />

in einer einfachen Installation, einem geringeren Personal- <strong>und</strong> Zeitaufwand<br />

<strong>und</strong> einer guten Umweltverträglichkeit /KOL91/, /HUT93/, /BAN85/, /CHA94/.<br />

Spinell mit Calciumaluminat-Binder eignet sich aufgr<strong>und</strong> seiner Thermoschockbeständigkeit<br />

<strong>und</strong> seiner chemischen Beständigkeit gut als Aggregat beim Einsatz in<br />

Kontakt mit flüssigen Metallen, Glasschmelzen, Flugaschen <strong>und</strong> Schlacken<br />

/ENG96a/, /HEN99/ (Bild 3.14).<br />

Bild 3.14: <strong>Eigenschaften</strong> des Calciumalumiat-geb<strong>und</strong>enen Spinellbetons.<br />

19


20 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

3.3.4 Wechselwirkung von Tiegelmaterialien mit Metallschmelzen<br />

Bereits während der Herstellung der Meisterschmelze <strong>und</strong> beim anschließenden<br />

Aufschmelzen im Gießofen kommt es zu Wechselwirkungen zwischen den<br />

Legierungselementen <strong>und</strong> den keramischen Einsatzmaterialien wie Schmelztiegel,<br />

Gießrinnen, Filter <strong>und</strong> Trichter /GRO98/. Oxidische Reaktionsprodukte, die dabei<br />

in die Schmelze gelangen, führen zum Ausschuss der Bauteilkomponenten<br />

/SUT80/, SHA84/, /GRO00/.<br />

Die im Feinguss eingesetzten Tiegel bestehen typischerweise aus SiO2-geb<strong>und</strong>enen<br />

MgO-, Al2O3- <strong>und</strong> ZrO2-Materialien. Während des Gießprozesses sind die<br />

an den Grenzflächen Tiegelkeramik/Metallschmelze/Ofenatmosphäre ablaufenden<br />

Reaktionen abhängig von der Temperatur <strong>und</strong> Dauer der Thermobehandlung,<br />

der Anzahl der Umschmelzungen, der Legierungszusammensetzung, den Refraktärmaterialien<br />

der Tiegel <strong>und</strong> vor allem ihrer Bindephase sowie der Ofenatmosphäre<br />

/LIN87/ /EPR94/, /SUT80/. Aufgr<strong>und</strong> des chemischen Reaktionsgefälles<br />

kann es zu Auflösungsreaktionen der Keramik in Form von Sauerstoffabgabe aus<br />

der Keramik <strong>und</strong> -aufnahme im Metall kommen /MEI94/. Am Häufigsten wird die<br />

Inkorporation von Si, welches aus den Keramiken frei wird, in die Metallschmelze<br />

festgestellt. Gleichzeitig werden durch die Legierungselemente Al, Ti, Zr, Cr <strong>und</strong><br />

Hf Reaktionschichten aus stabilen Oxiden an der Tiegelinnenwand ausgebildet<br />

/LIN87/, /SUT80/, GRO98/ (Wechselwirkungen siehe Tabelle 3.4).<br />

Reaktionen mit Stahl<br />

Bei Verwendung einer Al2O3-SiO2-ZrO2-Keramik in Argonatmosphäre wird die<br />

plastische Deformation der Keramik nach Einsatz bei 1550 °C beobachtet<br />

/EPR94/. Dies ist auf die Diffusion von Mn <strong>und</strong> Cr aus dem erschmolzenen Stahl<br />

in den Tiegel zurückzuführen. Dabei beträgt die Eindringtiefe, d. h. die Dicke der<br />

ausgebildeten Reaktionsschicht in Abhängigkeit von der Dichte des keramischen<br />

Materials zwischen 0,7 mm <strong>und</strong> 1 mm. Eine hohe Dichte reduziert zwar die<br />

Eindringtiefe, wirkt sich wegen der geringen offenen Porosität aber negativ auf die<br />

Thermowechselbeständigkeit des Materials aus.<br />

Reaktionen mit Superlegierungen<br />

Wegen der Neigung zu Gaseinschlüssen, Poren- <strong>und</strong> Lunkerbildung werden<br />

Superlegierungen auf Fe-, Ni- oder Co-Basis im Ofen häufig im Vakuum abgegossen<br />

/BÜR98/. Die Legierungselemente ermöglichen den Einsatz der gegossenen<br />

Bauteile, an die spezielle Anforderungen, wie z.B. die Heißgaskorrosionsbeständigkeit<br />

bei Turbinenschaufeln, gestellt werden. Die in Tabelle 3.4<br />

genannten Elemente verhalten sich aufgr<strong>und</strong> ihrer Sauerstoffaffinität gegenüber<br />

Keramiken besonders reaktiv /SUT80/, /LIN87/.<br />

Wegen der schlechten Beständigkeit im Vakuum (ca. 10 -6 bar) <strong>und</strong> des hohen Si-<br />

Eintrages von 3,8% /MEI94/ in die metallische Schmelze sind nichtoxidische<br />

Keramiken, wie Si3N4, als Tiegelmaterialien ungeeignet. Die hohe Oberflächenrauigkeit<br />

einer BN-Keramik führt zu starker Kontaktreaktion mit Superlegierungsschmelze<br />

/MEI94/.


Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Die Hochtemperaturkorrosionsbeständigkeit folgender Keramiken nimmt beim<br />

Kontakt mit den Superlegierungen CMSX-2, CMSX-3 <strong>und</strong> IN713-LC der Reihe<br />

nach ab /LIN87/: Schmelz-Al2O3 - ZrO2 - ZrSiO4 - Tabular-Al2O3. Für alle<br />

Materialien werden Einsatzgrenzen von 90 min. unterhalb 1570 °C empfohlen.<br />

Reaktionsprodukte sind überwiegend auf Wechselwirkungen mit freiem SiO2<br />

zurückzuführen, welches aus dem SiO2-haltigen Binder bzw. dem SiO2 der<br />

Keramik selbst stammen kann. Bei Reaktionen der Elemente Hf, Ti, Al kommt es<br />

aufgr<strong>und</strong> der stark negativen Gibbs´schen Enthalpie �G zur Reduktion von SiO2<br />

<strong>und</strong> Si wird in der Schmelze gelöst. Mullit hingegen, welcher innerhalb der<br />

Keramiken gebildet wird, verhält sich wegen des positiven �G=94 kcal/mol inert.<br />

Die Reaktion 3(3Al2O3� 2SiO2) + 8Al � 13Al2O3�+ 6Si wird nicht spontan ablaufen.<br />

Bei Verwendung von MgO-Tiegeln mit Bindephase Monticellit (CaO·MgO·SiO2)<br />

<strong>und</strong> Spinell (MgAl2O4) bildete sich eine Reaktionsschicht aus Calciumaluminaten<br />

(CA <strong>und</strong> CA2) <strong>und</strong> Gehlenit (2CaO·MgO·SiO2) an der Tiegelinnenwand unter<br />

Abgabe von Si in die Metallschmelze /GRO98/, /GRO00/. Dies bedeutet eine<br />

Reduktion der Bindephase durch sauerstoffaffine Elemente der Hf-haltigen<br />

Legierung IN100 /GRO00/, /MEI94/. Bei einer Betriebstemperatur von 1500 °C-<br />

1550 °C ergibt sich ein konstanter Leistungsbereich des Tiegels. In diesem<br />

Bereich wird bei einem Schichtwachstum von ca. 25 µm pro Umschmelzung eine<br />

konstante Reaktionsschicht von 500 µm an der Tiegelinnenwand ausgebildet,<br />

welche aus den Oxiden der Bindephase besteht /GRO00/. Erst das Abplatzen der<br />

Schicht <strong>und</strong> die Gefahr, in einer neuen Schmelze aufgenommen zu werden,<br />

beendet die Einsatzzyklen des Tiegels (Bild 3.15).<br />

Anzahl Einschlüsse<br />

in Legierung<br />

Zone 1 Zone 2<br />

Zone 3<br />

Zone 4<br />

Aufbau der<br />

Reaktions-<br />

Schicht<br />

konstanter<br />

Leistungsbereich<br />

Schädigungsbereich<br />

Abplatzen der<br />

partielle<br />

Reaktionsschicht <strong>und</strong> Neubildung der<br />

vermehrt nichtmetallische Reaktionsschicht<br />

Einschlüsse<br />

Anzahl der Umschmelzzyklen<br />

Bild 3.15: Einfluss der Tiegelschädigung auf die Gussteilqualität als Funktion der Anzahl<br />

der Umschmelzungen nach /GRO98/.<br />

Die chemische Stabilität <strong>und</strong> damit die Einsatzbeständigkeit von einmal<br />

eingesetzten MgO-, MgAl2O4- <strong>und</strong> Al2O3-Tiegeln gegenüber einer reaktiven, Hfhaltigen<br />

Superlegierung nimmt folgendermaßen ab: Al2O3 > MgAl2O4 > MgO<br />

/SUT80/. Der Al2O3-Tiegel enthält die geringste Anzahl an Oxiden in der<br />

Grenzschicht Metall-Keramik (nur HfO2) <strong>und</strong> die wenigsten Einschlüsse in der<br />

Legierung (1,5 ppm, HfO2). Der Spinelltiegel zeigt nur geringfügig schlechtere<br />

<strong>Eigenschaften</strong>. An der Oberfläche der Tiegelinnenwand bildet sich für alle drei<br />

Tiegelmaterialien eine schmale Schicht aus ZrO2. In einer anderen Untersuchung<br />

21


22 Gr<strong>und</strong>lagen<br />

konnte die Schädigung der Innenwand eines Spinelltiegels durch Penetrationen<br />

<strong>und</strong> mechanische Beanspruchungen ebenfalls auf Reaktionen des enthaltenen<br />

freien SiO2 zurückgeführt werden /HEN99/.<br />

Aus thermodynamischen Gesichtspunkten laufen die folgenden Reaktionen zwischen<br />

SiO2, Al2O3 bzw. MgO sowie MgAl2O4 <strong>und</strong> Elementen der Legierung freiwillig<br />

(�G950 °C),<br />

- starke Mischkristallhärtung.<br />

Ti - substituiert Al in �´, erhöht damit �´-Volumenanteil.<br />

Hf - vermindert die Heißrissigkeit beim Gießen<br />

- wird in �´ eingebaut, erhöht dessen<br />

Festigkeit.<br />

Zr - korngrenzenwirksames Element;<br />

verzögert interkristallines Risswachstum,<br />

- erhöht Duktilität <strong>und</strong> Zeitstandfestigkeit.<br />

3MgO + 3Al � Al2O3 + 3Mg<br />

2(CaO� MgO� SiO2) + 2Al �<br />

1. Al2O3+Si+SiO� +2CaO+2MgO<br />

2. 3SiO + 2Al Al2O3 + 3Si<br />

SiO2 + Ti � TiO2 + Si<br />

Al2O3 + 3Ti � 3TiO + 2Al<br />

MgO + Ti � TiO + Mg<br />

SiO2 +Hf � HfO2 + Si<br />

ZrSiO4 + Hf � ZrO2 + Si + HfO2<br />

2Al2O3 + 3Hf � 3HfO2 + 4Al<br />

2MgO + Hf � HfO2 + 2Mg<br />

2MgAl2O4 +Hf � 2Al2O3+HfO2 +Mg<br />

SiO2 + Zr � ZrO2 + Si<br />

2Al2O3 + 3Zr � 3ZrO2 + 4Al<br />

2MgO + Zr � ZrO2 + 2Mg<br />

2MgAl2O4 + Zr � 2Al2O3+ZrO2 +Mg<br />

Reaktivität der Legierungselemente in Ni-Basis-Superlegierung: Hf –Ti –Zr –Al –Cr –Co<br />

Stabilität der Refraktärkeramiken in Bezug auf Hochtemperaturkorrosion mit Legierung<br />

/LIN87/: Schmelz-Al2O3 –ZrO2 –ZrSiO4 –Tabular-Al2O3 SUT80/: Al2O3 –MgAl2O4 –MgO<br />

Stabilität der gebildeten Oxide<br />

/LIN87/, /KIN76/: HfO2 – Al2O3 – TiO2 – SiO2 – Cr2O3 – WO2<br />

/MEI94/: ZrO2 – Al2O3 – TiO2 – MgO – SiO2<br />

Referenzen: /LIN87/ /MEI94/, /GRO98/, /SUT90/.<br />

Gleichgewichtspartialdrücke <strong>und</strong> thermodynamische Daten der Keramiken /KNA77/ sowie der<br />

Reaktionsabläufe /ADA82/, /SWA72/.


Experimentelle Methodik<br />

4 EXPERIMENTELLE METHODIK<br />

4.1 Herstellung <strong>und</strong> Auslagerung der Back-up-Einzelmodule<br />

Die Herstellung von Probestäben aus Back-up-Einzelmoduln (Stützschicht) durch<br />

sukzessive Tauch- <strong>und</strong> Besandungsgänge erfolgte bei der Firma Doncasters-<br />

Precesion Castings-Bochum GmbH (DPC-B) analog der Produktion von Formschalen,<br />

wie sie im konventionellen Feinguss-Prozess eingesetzt werden. Den<br />

Traubenaufbau bildeten statt der Wachsmodelle jeweils 12 Plexiglasscheiben<br />

(30 mm ×150 mm ×1 mm). Diese wurden manuell acht- bis elfmal alternierend in<br />

einen Schlicker aus feinstem Aluminiumoxid (Füller, üblicherweise kleiner 100 �m)<br />

mit silikatischem Binder getaucht <strong>und</strong> mit gröberem Al2O3 (Besandung,<br />

üblicherweise 0,12-1 mm) in einer Regenfallanlage oder ggf. in einem Fluidbed<br />

besandet. Ein aus Binder <strong>und</strong> Füller bestehender Seal-Coat (Schlicker-Überzug)<br />

schloss die Probenherstellung ab (Tabelle 4.1). Es entstanden so Quader mit den<br />

Maßen 30 mm × 150 mm × 12 mm, aus denen die der Analysemethode<br />

entsprechenden Geometrien herauspräpariert wurden. Für Kriechversuche<br />

wurden Würfel aus Back-up-Moduln hergestellt, die bis zu einer Dicke von 25 mm<br />

getaucht <strong>und</strong> besandet wurden. Als Formschalenproben bezeichnete Probestäbe<br />

mit den Frontschichten dienten zur Untersuchung der Festigkeit.<br />

Tabelle 4.1: Abfolge des Back-up-Moduls (Stützschicht) <strong>und</strong> Einsatzstoffe. Die nominelle<br />

Zusammensetzung befindet sich im Anhang Tabelle 11.2.<br />

Bezeichnung Aufbau<br />

Phasen/ Bezeichnung Korngröße<br />

Schichtmodul Material<br />

Frontschicht Nicht Gegenstand der Untersuchungen<br />

Back-up-Schicht Tauchmasse Binder Kolloidales Silika S-X 25 nm<br />

(Stützschicht) (Schlicker)<br />

SiO2 + Na2O<br />

Füller Al2O3 F-R < 60 �m<br />

F-N < 3 �m<br />

Besandung Al2O3 B-1, B-2, B-3 0,12-1 mm<br />

Sealcoating Nur Tauchmasse wie Back-up-Modul<br />

Brand <strong>und</strong> Auslagerung<br />

Vorbrand (1200°C/4h/Ofen): Die Back-up-Probestäbe wurden in einem elektrischen<br />

Ofen (Supertherm, Firma Nabertherm) bei 1200 °C für 4 h oxidierend<br />

vorgebrannt <strong>und</strong> im Ofen abgekühlt. Danach wurden die zur weiteren Untersuchung<br />

erforderlichen Geometrien mittels Diamantscheibe herausgesägt.<br />

Auslagerung: Alle vorgebrannten Proben wurden mit 10 K/min auf die gewünschten<br />

Haltetemperaturen 1000 °C, 1200 °C, 1400 °C, 1500 °C <strong>und</strong> 1550 °C<br />

gebracht <strong>und</strong> dort unterschiedlich lange, zwischen 0 <strong>und</strong> 24 St<strong>und</strong>en, in oxidierender<br />

Atmosphäre oder unter Vakuum getempert. Entweder erfolgte Ofenkühlung<br />

(Abkühlgeschwindigkeit >1 K/min) oder eine Abschreckung in Luft auf einer Kupferplatte<br />

(Abkühlgeschwindigkeit


24 Experimentelle Methodik<br />

4.2 Herstellung <strong>und</strong> Auslagerung von Spinellbeton<br />

In einer ausführlichen Versuchsreihe wurden verschiedene Versätze von calciumaluminatgeb<strong>und</strong>enem<br />

Spinellbeton vom Werkstoffzentrum Rheinbach GmbH<br />

hergestellt <strong>und</strong> bei WTM auf folgende <strong>Eigenschaften</strong> hin untersucht:<br />

� Handhabbarkeit, Verarbeitbarkeit <strong>und</strong> Substratanbindung<br />

� Fließvermögen, Formbarkeit <strong>und</strong> Abbindeverhalten<br />

� Trocknungseigenschaften, Grünfestigkeit <strong>und</strong> Thermowechselbeständigkeit<br />

� Lunker <strong>und</strong> Porosität von Probengeometrien (Quader <strong>und</strong> Versuchstiegel)<br />

Aus diesen Versuchsreihen geht der am besten geeignete Versatz hervor, der im<br />

Weiteren mit Spinellbeton oder WTM-Spinell bezeichnet wird. Hierfür wurden<br />

Magnesiaspinellpulver unterschiedlicher Körnungen, Reaktiv-Alumina/Spinell-<br />

Pulver, Calciumaluminatpulver <strong>und</strong> Additive eingewogen <strong>und</strong> in einem<br />

Hobartmischer auf kleinster Stufe 5 Minuten lang trockengemischt. Nach Zugabe<br />

des Anmachwassers wurde bei kleinster Stufe 5 Minuten lang nassgemischt. Die<br />

ausschließlich von der Firma ALCOA /ALC99/ bezogenen Bestandteile des<br />

Spinellbeton-Versatzes WTM-Spinell sind Tabelle 4.2 zu entnehmen.<br />

Tabelle 4.2: Bestandteile (FA. ALCOA) des Spinellbeton-Versatzes WTM-Spinell*.<br />

Hauptbestandteile<br />

(Zusätzl. Wasser)<br />

Handelsbezeichn.<br />

Phasen Einwaage in %<br />

Zusammensetzung Oxide<br />

Tabelle 7.1<br />

Spinell stöchiometrisch. AR 78 MgAl2O4 40-65<br />

Spinell Al2O3-reich AR 90 MgAl2O4+Al2O3 3-8<br />

Spinell MgO-reich MR 66 MgAl2O4+MgO 3-8<br />

Reaktivalumina CTC 55 Al2O3 22-30<br />

Calciumaluminatpulver CA 270 CaO � Al2O3 3-8<br />

Additive diverse 0,1-1<br />

*Der Versatz ist Eigentum des Lehrstuhls WTM, Universität Erlangen-Nürnberg<br />

Aus dem entwickelten Endversatz wurden als Probengeometrie kleine Biegestäbe<br />

(60 mm × 11 mm × 9 mm) sowie kleine Quader (25 mm × 25 mm × 25 mm)<br />

hergestellt <strong>und</strong> zur Homogenisierung <strong>und</strong> Porenreduzierung vor dem Erstarren 90<br />

Sek<strong>und</strong>en auf einem Vibrationstisch gerüttelt. Die Trocknung erfolgte in<br />

24 St<strong>und</strong>en bei 110 °C im Umluftofen.<br />

Um die Fließfähigkeit zu erhöhen, wurden dem Endversatz organische Additive<br />

wie Gluconsäure, Natriumcitrat <strong>und</strong> Plextol ® B 500 zugegeben <strong>und</strong> große<br />

Biegestäbe (160 mm × 40 mm × 20 bis 40 mm) hergestellt, die der Bewertung des<br />

Einflusses auf die mechanischen <strong>Eigenschaften</strong> dienen. In einem Versuch wurde<br />

der Wassergehalt um ein Prozent erhöht. Es wurden jeweils vibrierte <strong>und</strong><br />

nichtvibrierte Proben hergestellt <strong>und</strong> nach erfolgter Trocknung (110°C/24h, wie<br />

unten angegeben) gebrannt.<br />

Im Verlauf der Arbeiten wurde der als WTM-Spinell bezeichnete Versatz (vgl.<br />

Kapitel 4.3.2) im Hinblick auf Verbesserung der Fließeigenschaften von der Firma


Experimentelle Methodik<br />

Werkstoffzentrum Rheinbach GmbH weiter modifiziert, indem die Korngrößen der<br />

Ausgangspulver variiert wurden. Die Probenherstellung dieses nunmehr<br />

fließfähigen Versatzes ZA23D <strong>und</strong> deren thermische Behandlung erfolgte in<br />

Anlehnung an WTM-Spinell-Proben.<br />

Brand <strong>und</strong> Auslagerung<br />

Vorbrand (1000°C/1h/Ofen): Es wurde für alle Proben ein oxidierender Brand<br />

(1000°C/1h/Ofen) durchgeführt. Beim oxidierenden Stufenbrand in einem<br />

elektrischen Ofen (Supertherm, Firma Nabertherm) betrug die Heizrate 50 K/h bis<br />

250 °C <strong>und</strong> 450 °C mit jeweils 1 St<strong>und</strong>e Haltedauer. Mit 300 K/h wurde bis<br />

1000 °C weitergeheizt, eine St<strong>und</strong>e gehalten <strong>und</strong> nachfolgend mit 300 K/h auf<br />

Raumtemperatur abgekühlt.<br />

Auslagerung: Für weiterführende Untersuchungen wurden die vorgebrannten<br />

Probenstücke der jeweils geeigneten Geometrie analog 4.1 bei verschiedenen<br />

Temperaturen zwischen 1000 °C <strong>und</strong> 1500 °C oxidierend ausgelagert. Es erfolgte<br />

entweder Ofenkühlung oder Abschrecken an Luft. Ausgewählte Proben wurden<br />

unter Vakuum bei 1500 °C für eine St<strong>und</strong>e ausgelagert. Hierzu stand die Gießanlage<br />

DS-Unit 3 (WTM) mit der im Gießprozess üblichen Heizrate zur Verfügung.<br />

4.3 Erprobung von Tiegeln aus Spinellbeton<br />

4.3.1 Herstellung von Tiegeln<br />

Es wurden Tiegel aus dem Versatz WTM-Spinell für eine Versuchs-Gießanlage<br />

DS-Unit 4 /HÖN98/ (800 g Schmelzvolumen, Bild 4.1) <strong>und</strong> eine Industrie-Gießanlage<br />

DS�Unit 3 (10 kg Schmelzvolumen) hergestellt. Die aus den maßgefertigen<br />

Werkzeugen entformten Tiegel wurden zur Vermeidung von Trocknungsrissen<br />

für 24 St<strong>und</strong>en feucht gelagert <strong>und</strong> o.g. Brennzyklus unterzogen.<br />

Tiegel für DS-Unit 4 Tiegel für DS-Unit 3<br />

Chargengewicht Chargengewicht<br />

bis 800 g<br />

bis 10 kg<br />

a) b)<br />

30 mm<br />

�52<br />

2° R10<br />

98<br />

2° R10<br />

Bild 4.1: Abmessungen der Tiegel, die bei WTM aus Spinellbeton hergestellt <strong>und</strong> in der<br />

Versuchsanlage DS-Unit 4 (a) 800 g-Charge: WTM-Spinell, gegossen <strong>und</strong> Al2O3<br />

gepresst, Fa. Haldenwanger) <strong>und</strong> in der Vakuum-Feingussanlage DS-Unit 3 (b) 10 kg-<br />

Charge) eingesetzt werden.<br />

�95<br />

170<br />

WTM-Spinell<br />

50 mm<br />

25


26 Experimentelle Methodik<br />

Zum Vergleich der Spinellbeton-Tiegel (WTM-Spinell) mit konventionellem <strong>und</strong> im<br />

Feinguss eingesetztem Tiegelmaterial standen Tiegel der Firma Morgan aus MgO<br />

<strong>und</strong> Al2O3 für den Einsatz in der DS-Unit 3 <strong>und</strong> DS-Unit 4 zur Verfügung. Für<br />

Kompatibilitäts-, Gefüge- <strong>und</strong> Festigkeitsuntersuchungen werden die Tiegel im<br />

Anlieferungszustand, nach dem Einsatz im Prozess oder nach einer gezielten<br />

Auslagerung in Probestücke (Biegestäbe) gesägt <strong>und</strong> entsprechend präpariert.<br />

4.3.2 Untersuchte Legierungen<br />

Die Korrosionsbeständigkeit des Spinellbeton-Tiegels wurde gegenüber der<br />

konventionellen Nickelbasis-Superlegierung IN 792, einer IN 792-ähnlichen<br />

Legierung (WTM1) <strong>und</strong> der Hf-haltigen reaktiven Legierung CM 247LCDS<br />

untersucht (Tabelle 4.3).<br />

Tabelle 4.3: Zusammensetzungen der Legierungen IN 792 <strong>und</strong> CM 247LCDS /BÜR98/.<br />

Zusammensetzung der Legierungselemente in Gew.-%<br />

Legierung Cr Co Mo W Ta Al Ti C Hf Ni<br />

IN 792 konventionell 1) 12,4 9,2 1,9 3,9 4,2 3,5 3,9 0,07


Experimentelle Methodik<br />

Gießversuche - Spinellbeton als Formschale: Aus dem Endversatz wurden Rohre<br />

gefertigt, um Probestangen aus den Legierungen IN 792 mit <strong>und</strong> ohne Hf sowie<br />

CM 247LC DS (Kapitel 4.3.2) mittels Vakuumfeinguss herzustellen. Diese Formschalen<br />

wurden in der Gießanlage DS-Unit 4 im HRS- (high rapid solidification)<br />

<strong>und</strong> LMC- (liquid metal cooling) Verfahren /KRU97/, /KRU98/ eingesetzt. Die Absenkgeschwindigkeiten<br />

betrugen 3 mm/min <strong>und</strong> 6 mm/min. Beim LMC-Verfahren<br />

wurde zusätzlich mit 10 mm/min in ein 250 °C kühles Zinnbad eingetaucht.<br />

DS-Unit 3<br />

Serienabguss mit WTM1: Nach Einsatz der Spinell-Tiegel in der DS-Unit 3<br />

(Serienabguss mit Legierung WTM1, Vakuumwerte im Bereich 1�10 -6 bar) wurde<br />

das Korrosionsverhalten der Legierung untersucht. Zu Vergleichszwecken wurden<br />

dieselben Untersuchungen an einem MgO- sowie Al2O3-Schmelztiegel (Fa.<br />

Morgan) durchgeführt <strong>und</strong> die Ergebnisse gegenübergestellt.<br />

4.4 Charakterisierungsmethoden<br />

4.4.1 Bestimmung der Rohdichte <strong>und</strong> der offenen Porosität<br />

Die Porosität der Proben wurde mikroskopisch anhand von Größe <strong>und</strong> Verteilung<br />

der Poren im SEM <strong>und</strong> Micro-CT20, Fa. Sanco Medical, beurteilt. Dieses<br />

Verfahren erfasste die offene <strong>und</strong> die geschlossene Porosität, während die<br />

Messung am Lehrstuhl für Glas <strong>und</strong> Keramik, Universität Erlangen (WW3) mittels<br />

Wassereindringverfahren <strong>und</strong> Quecksilberdruckporosimetrie bei Raumtemperatur<br />

nur die offene Porosität der Proben berücksichtigt. Es wurden die Geräte<br />

Macropore 120 <strong>und</strong> Porosimeter 2000 der Firma Carlo Erba verwendet. Die<br />

Messungen für Rohdichte <strong>und</strong> offene Porosität erfolgten in Anlehnung an EN 993-<br />

1 (DIN51065, Teil 1; PRE/R9) mittels hydrostatischer Wägung /HEU90/. Dazu<br />

wurden die Proben (ca. 10 mm × 10 mm × 40 mm) zunächst trocken gewogen,<br />

anschließend unter Vakuum getränkt <strong>und</strong> unter Wasser gewogen. Nach Entfernen<br />

der Feuchte wurde die getränkte Probe gewogen. Aus den erhaltenen Messdaten<br />

wurden Rohdichte <strong>und</strong> offene Porosität errechnet <strong>und</strong> anschließend ein Mittelwert<br />

gebildet. Jeder angegebene Wert ist ein Mittelwert aus mindestens drei<br />

Einzelmessungen.<br />

4.4.2 Chemische Analyse der Elementgehalte<br />

Die quantitative chemische Elementanalyse (XRF) der keramischen Back-up-<br />

Proben erfolgte an Schmelztabletten (Durchmesser max. 51 mm, Höhe max.<br />

4,0 mm) bei DPC-B mittels simultanem Röntgen-Fluoreszenz-Spektrometer, Typ<br />

Philips PW1606. Als Eichstandards wurden internationale Standards <strong>und</strong><br />

selbsthergestellte Referenzproben gewählt. Für Messungen der Spinellbeton-<br />

Zusammensetzungen stand beim Werkstoffzentrum Rheinbach GmbH eine<br />

Röntgenfluoreszensanlage (RFA) der Firma Spectro (X-Lab2000) zur Verfügung.<br />

Hierzu sind Schmelztabletten mit Lithiumtetraborat mit einem Verdünnungsfaktor<br />

27


28 Experimentelle Methodik<br />

von 0,0909 hergestellt worden. Die mit einer Genauigkeit von �1% - 2% bestimmten<br />

Elementkonzentrationen sind in entsprechende Oxidgehalte umgerechnet<br />

(rationelle Analyse) <strong>und</strong> in Gew.-% angegeben.<br />

4.4.3 Thermische Analyse<br />

Dynamische Wärmestrom-Differenz-Kalorimetrie<br />

Zur Bestimmung der Phasenumwandlungen beim Aufheizen <strong>und</strong> Abkühlen,<br />

wurden wenige Zehntel Gramm des pulverisierten Back-up-Material bzw.<br />

Spinellbetons von ausgewählten Proben abgetrennt <strong>und</strong> im Differenzkalorimeter<br />

STA 409 (DSC) der Firma Netzsch analysiert (Tabelle 4.4). Für die Untersuchung<br />

des reinen Silika-Sols wurde die flüssige Suspension verdampft <strong>und</strong> das entstandene<br />

Pulver getrocknet. Die Legierungskompatibilität des Spinellbetons wurde<br />

überprüft, indem eine würfelige Probe der Legierung vollständig mit pulverisiertem<br />

Spinellbeton bedeckt <strong>und</strong> aufgeheizt wurde. Den gemessenen Wärmeströmen<br />

können Umwandlungen bei den entsprechenden Temperaturen zugeordnet<br />

werden. Für alle Versuche standen Al2O3-Tiegel, Al2O3-Referenzsubstanz <strong>und</strong> zur<br />

Bestimmung der Wärmekapazität ein Saphirstandard zur Verfügung.<br />

Thermogravimetrie<br />

Simultan zur DSC-Messung wurde bei ausgewählten Spinellbeton-Proben im<br />

gleichen Gerät eine thermogravimetrische Analyse (TG) durchgeführt, die den<br />

Masseverlust beim Aufheizen aufzeichnete.<br />

Tabelle 4.4: Temperaturzyklen <strong>und</strong> Atmosphäre bei DSC-Messungen.<br />

Aufheizen Temperaturmax Halten Abkühlen Atmosphäre<br />

in K/min in °C in min. in K/min. Bemerkungen<br />

Spinellbeton<br />

5 oder 2 1500 0 5 DSC/TG, Argonspülung Durchlauf: 6 l/h<br />

5 1500 60 5 DSC, Vakuum<br />

1 1500 DSC, cp-Messung, Vakuum<br />

10 1500 180 10 DSC, Kompatibilität mit Legierung (4.3.2)<br />

Stützschichten (Back-up) oder getrocknetes Silica-Sol<br />

10 1200 oder 1500 300 5 DSC, Luft<br />

2 1500 0 2 DSC, Argon, Durchlauf : 6 l/h<br />

5 1500 60 5 DSC, Vakuum<br />

1 1500 DSC, cp-Messung, Vakuum<br />

Dilatometrie<br />

Für die Bestimmung der thermischen Expansion stand ein Hochtemperatur-<br />

Dilatometer der Firma Netzsch-Gerätebau GmbH zur Verfügung. Die lineare<br />

thermische Ausdehnung der Formschalen Back-up-Schicht im Bereich RT bis<br />

1500 °C wurde im Vakuum anhand einer vorgebrannten (1200 °C/4 h) Probe


Experimentelle Methodik<br />

(9 mm × 9 mm × 30,22 mm) gemessen. Die Aufheizrate betrug 300 K/h bis<br />

1500 °C. Die lineare thermische Ausdehnung von Material aus einem gegossenen<br />

Block (7 mm × 5 mm × 23 mm) des Spinellbeton-Endversatzes wurde unter<br />

Argonatmosphäre bestimmt. Bei einer Aufheizrate von 300 K/h bis 1500 °C <strong>und</strong><br />

einer Haltezeit von einer St<strong>und</strong>e bei 1500 °C wurde die thermische Ausdehnung<br />

des Materials aufgenommen.<br />

Bestimmung der Wärmeleitfähigkeit<br />

Die Wärmeleitfähigkeit (WLF) wird nach folgender Formel indirekt aus der<br />

Temperaturleitfähigkeit bestimmt /NET96/:<br />

�( T) � a( T) ��( T) � c ( T)<br />

(4.1)<br />

mit �(T) Wärmeleitfähigkeit<br />

a(T) Temperaturleitfähigkeit<br />

�(T) Dichte<br />

cp(T) Wärmekapazität<br />

T Temperatur<br />

p<br />

Mit einer Laser-Flash-Apparatur LFA 427 der Firma Netzsch-Gerätebau GmbH<br />

am Standort Selb/Bayern, war es möglich an gebrannten Probewürfeln des<br />

Spinellbeton-Endversatzes (10 mm × 10 mm × 4 mm) die Temperaturleitfähigkeit<br />

bei Raumtemperatur, 1000 °C, 1200 °C <strong>und</strong> 1500 °C zu bestimmen. Die zur<br />

Berechnung benötigte Dichte wurde mittels einer hydrostatischen Waage<br />

bestimmt <strong>und</strong> für den gegebenen Temperaturbereich als konstant angesehen. Die<br />

Wärmekapazität ergab sich aus DSC-Messung <strong>und</strong> Saphirstandard (Tabelle 4.4).<br />

4.4.4 Röntgendiffraktometrie<br />

Phasenbestand <strong>und</strong> Kristallographie bei Raumtemperatur<br />

Im Rahmen der Phasenanalyse, Gitterparameter- <strong>und</strong> Kristallitgrößenbestimmung<br />

wurden ausgelagerte <strong>und</strong> abgeschreckte Back-up- <strong>und</strong> Spinellbeton-Proben,<br />

deren in-situ Phasenbestand auf diese Weise eingefroren ist, bei Raumtemperatur<br />

pulverdiffraktometrisch (XRD) untersucht. Die Proben wurden in einer<br />

Wolframcarbidmühle analysenfein gemahlen oder in einem Achatmörser bis zu<br />

einer Korngröße < 10 µm verrieben. Die Röntgenbeugungsanalysen wurden mit<br />

einem Siemens D-5000 matic Pulverdiffraktometer durchgeführt. Die Messung<br />

erfolgte mit Cu-K�1-Strahlung (Wellenlänge 1,5406 Å) bei Anregungsbedingungen<br />

von 50 kV <strong>und</strong> 15 mA. Dabei wurde in einem Winkelbereich von 2-Theta (2�)<br />

zwischen 4°-70° mit einer Schrittweite von 0,02° <strong>und</strong> einer Zählzeit von 15<br />

Sek<strong>und</strong>en pro Schritt gemessen. Die Röntgendiffraktogramme wurden rechnergestützt<br />

(Programm DIFFRAK plus® , Fa. Siemens AG) untergr<strong>und</strong>korrigiert <strong>und</strong> ausgewertet.<br />

Durch den durchgeführten qualitativen Vergleich der Diffraktogramme mit<br />

bekannten Peaklagen aus der PDF-Kartei können die Phasen bzw. die<br />

Kristallstruktur bestimmt <strong>und</strong> anhand der bekannten thermischen Vorbehandlung<br />

der Proben Umwandlungstemperaturen abgeschätzt werden.<br />

29


30 Experimentelle Methodik<br />

Die quantitative Bestimmung der Phasenbestandteile Mullit, SiO2,amorph <strong>und</strong> Kor<strong>und</strong><br />

durch das Werkstoffzentrum Rheinbach GmbH erfolgte in Analysen nach der<br />

Rietveldmethode /REV89/, /KRM92/, /INT99/ (Anhang Kapitel 11.1) mit dem<br />

Programm Siroquant 2.01 (Fa. Siemens AG). Die Ergebnisse der amorphen<br />

Phase wurden zur Absicherung zweimal bestimmt.<br />

Die Kristallitgröße, welche pulverdiffraktometrisch bestimmt wird, entspricht der<br />

Größe der kleinsten Einheiten in der betrachteten Phase (Kristallite), innerhalb<br />

derer die gleiche kristallographische Orientierung vorliegt, also demnach der Subkorngröße.<br />

Bereits kleine Orientierungsunterschiede, wie sie zwischen Subkörnern<br />

vorliegen, können zu Peakverbreiterungen führen. Aus den Peakverbreiterungen<br />

charakterischer Reflexe in Pulverdiffraktometerdiagrammen kann die<br />

Kristallitgröße rechnerisch bestimmt werden. Die Kristallitgröße des Mullits<br />

(3Al2O3�2SiO2) in den Back-up-Proben sowie der Einfluss der Wärmebehandlung<br />

auf diese Phase wurde mit dem Programm winfit ® /KRM92/ ermittelt. Die<br />

Auswertung zur Bestimmung der Kristallitgröße erfolgte nach dem Prinzip der<br />

Fourier-Methode nach Warren-Averbach, welche auf einer genauen Analyse der<br />

Peakform <strong>und</strong> der Abhängigkeit der Peakverbreiterung von 2� beruht /ALL94/,<br />

/KRM92, /HEG99/. Es werden die Peaks erster Ordnung (110) <strong>und</strong> zweiter<br />

Ordnung (220) zur Analyse herangezogen. Die Gitterkonstantenbestimmung des<br />

Mullits in der Formschale <strong>und</strong> des Spinells im Spinellbetontiegel erfolgte mit dem<br />

Programm Win-Metric Ver. 3.04, Fa. Siemens AG an ausgewählten Peaks.<br />

Hochtemperaturdiffraktometrie<br />

Das vorgebrannte Back-up-Probestück wurde in einem Achat-Mörser zerkleinert<br />

<strong>und</strong> auf einem Platin-Heizband aufgeschlämmt. Die Messung erfolgte mit Hilfe<br />

eines Philips-Diffraktometers mit ortsempfindlichem Detektor bei fortwährendem<br />

Evakuieren (Cu-K�1Strahlung, 2�: 0-120°, Röhrenspannung: 40 kV <strong>und</strong> -strom:<br />

30 mA, Schrittweite: 0.02°, Messzeit/Schritt: 8 sek.). Die Messungen wurden am<br />

Fraunhofer Institut für Silikatforschung in Würzburg von Herrn Dr. Klimera<br />

zwischen 800 °C <strong>und</strong> 1550 °C in 50 K-Schritten durchgeführt. Hierfür wurden<br />

Rampen mit 5 K/min zwischen den einzelnen Temperatur-Schritten gefahren <strong>und</strong><br />

20-minütige Haltezeiten nach Erreichen der jeweiligen Temperaturen eingelegt.<br />

Innerhalb dieser Haltezeiten erfolgte die eigentliche Messung (HTXRD). Die Probe<br />

wurde ausschließlich in der Aufheizphase gemessen <strong>und</strong> der Phasenbestand<br />

qualitatitiv bestimmt. Gerätebedingt wurde die Debye-Scherrer-Geometrie nicht<br />

optimal eingehalten. Die dadurch entstandenen Messfehler wurden behoben,<br />

indem mit Hilfe des Programms Gufi, Fa. Philips 3.0 eine 2-Theta-Korrektur<br />

anhand der bekannten Peak-Positionen von Kor<strong>und</strong> durchgeführt wurde.<br />

4.4.5 <strong>Mikrostruktur</strong>elle Untersuchungen<br />

Rasterelektronenmikroskopie<br />

Zur Beurteilung der Gefüge wird ein Rasterelektronenmikroskop (Scanning Electron<br />

Microscope, SEM) der Firma Philips (XL 30) verwendet. Neben Auflichtschliffen<br />

wurden auch Bruchflächen <strong>und</strong> unbehandelte Pulverproben mittels Rückstreu-


Experimentelle Methodik<br />

elektronendetektor (BSE) untersucht. Zur Elementanalyse stand ein energiedispersives<br />

Analysesystem zur Verfügung (DX-4, Firma EDAX. Die Untergr<strong>und</strong>korrektur<br />

wurde mittels Atomzahl-Absoptions-Fluoreszenz (ZAF) durchgeführt.<br />

Transmissionselektronenmikroskopie<br />

Die Untersuchung der Back-up-Proben hinsichtlich der Unterscheidung kristalliner<br />

<strong>und</strong> amorpher Phasen sowie der Position des Mullits (3Al2O3�SiO2) im Gefüge<br />

erfolgte durch Herrn D. Puppel Lehrstuhl Allg. Werkstoffwissenschaften, Universität<br />

Erlangen (WW1) mit einem Transmissionselektronenmikroskop (Transmission<br />

Electron Microscope, TEM) CM200 der Firma Philips. In Spinellbeton-Proben<br />

können Morphologie, Habitus <strong>und</strong> Verteilung der Calciumaluminat-Bindephase<br />

dargestellt werden. Dem Gerät sind eine energiedispersive Elementanalyse (DX-<br />

4, Firma EDAX) <strong>und</strong> eine STEM-Einrichtung (Scanning Transmission Electron<br />

Microscopy) angeschlossen. Zur Darstellung der amorphen oder kristallographischen<br />

Beschaffenheit der anwesenden Phasen wurden Elektronenbeugungsbilder<br />

herangezogen.<br />

Mikrosondenanalyse<br />

Die Elementverteilung der untersuchten Materialien wurde wellenlängendispersiv<br />

durch Anregung der K�1-Linien mit einer Mikrosonde JCXA 733 der Firma Jeol<br />

anhand von sogenannten Linescans bestimmt. In Back-up-Proben wurden Al, Si<br />

<strong>und</strong> Na näher untersucht. Die Kontaktzone Legierung/Spinellbeton-Tiegel wurde<br />

auf gegenseitige Wechselwirkung der Legierungselemente (Cr, Co) <strong>und</strong> Tiegelelemente<br />

(Al, Mg, Ca) in speziell präparierten Proben analysiert. Die Anwesenheit<br />

von Sauerstoff fließt durch stöchiometrische Berechnung der entsprechenden<br />

Elementoxide in die Analyse ein. Für die Beschleunigungsspannung wurden<br />

20 kV bei einem Probenstrom von 8-10 mA gewählt. Die Schrittweite bei der<br />

Probenbewegung betrug 1 �m bei einer Messzeit von 1 Sek<strong>und</strong>e pro Schritt.<br />

Keramographie<br />

SEM <strong>und</strong> Mikrosonde: Die Proben wurden in Epoxydharz eingebettet, so dass<br />

die mit Einbettmittel verfüllten Poren das Ausbrechen einzelner Körner verhindern.<br />

Nach dreiminütigem Evakuieren in einem Exsikkator wurden die Formen aufgefüllt<br />

<strong>und</strong> nochmals evakuiert. Anschließend härtete das Einbettmittel acht St<strong>und</strong>en an<br />

Luft aus. Für die Herstellung von Auflichtschliffen wurden Geräte <strong>und</strong> Stoffe der<br />

Firma Struers verwendet. Es ergeben sich folgende Einzelschritte:<br />

1. Einbetten in Epofix ® , vakuuminfiltriert (wie beschrieben)<br />

2. Schleifen in Schleifmaschine Abraplan ® , bis Oberfläche angeschliffen<br />

3. Schleifen mit Schleifscheibe Piano ® , bis plan <strong>und</strong> glänzend<br />

4. Schleifen mit SiC-Papier oder Diamantscheibe: Körnungen 320 bis 1200<br />

5. Polieren mit Poliermaschine Rotopol ® (Körnung 3 µm, 10 Minuten,<br />

Single Sample Holder 30 N, Lubrikant grün <strong>und</strong> weiß)<br />

Die Begutachtung der Schliffe erfolgte im Lichtmikroskop (Axiophot, Fa. Zeiss).<br />

Für Untersuchungen im SEM wurden die Schliffe jeweils 20 Sek<strong>und</strong>en mit Gold,<br />

bzw. für Mikrosondenuntersuchungen mit Graphit besputtert. Die Betrachtung der<br />

Morphologie der Pulver erfolgt im SEM an unbehandelten Pulverproben.<br />

31


32 Experimentelle Methodik<br />

TEM: Pulverproben des Back-up-Materials wurden auf ein Kupfernetz in Ethanol<br />

aufgeschlämmt <strong>und</strong> nicht weiter behandelt. Zur Probenpräparation ganzer Proben<br />

(Back-up <strong>und</strong> Spinellbeton) wurde zunächst ein stiftförmiger Quader mit einem<br />

Querschnitt von 1 mm × 1 mm gesägt. Von diesem Quader wurden mit einer<br />

Fadensäge 200 µm dünne Scheibchen abgetrennt, die Scheibchen anschließend<br />

auf einen Halter geklebt <strong>und</strong> auf eine Dicke von 50 µm geschliffen. Nach dem<br />

Einkleben des Scheibchens in einen Kupferring wurden die Proben in einer<br />

Hochleistungsionenätzanlage (RES010, Fa. Bal-Tec) von Herrn W. Langner am<br />

Lehrstuhl WW1 ionengedünnt.<br />

4.4.6 Untersuchung der mechanischen <strong>Eigenschaften</strong><br />

Ermittlung der Biegefestigkeit<br />

Die Biegefestigkeit kleiner vorgebrannter Biegestäbe (60 mm × 11 mm × 9 mm;<br />

siehe Kapitel 4.1, 4.2) des Formschalen-Materials (Back-up- mit Frontschicht)<br />

sowie des Spinellbeton-Endversatzes wurde im Vierpunktbiegeversuch bei Raumtemperatur<br />

<strong>und</strong> bei hohen Temperaturen bestimmt. Beim Vierpunktbiegeversuch<br />

betrug der obere Auflagerabstand S1=20 mm, der untere S2=40 mm (Bild 4.2). Die<br />

Frontschicht der Formschalen-Biegestäbe befindet sich dabei auf der Oberseite<br />

<strong>und</strong> die Stützschichten (Back-up-Schichten) auf der Unterseite, so dass diese auf<br />

Zug belastet wurden. Das entspricht den Spannungsverhältnissen in den<br />

Stützschichten beim Abguss. Es wurde ein Vorschub des Querhauptes von<br />

0,1 mm/min gewählt. Heißbiegeversuche wurden bei 1000 °C, 1200 °C, 1400 °C<br />

<strong>und</strong> 1500 °C an 10-15 Stäben nach Haltezeiten zwischen 0 h <strong>und</strong> 24 h durchgeführt.<br />

Die Heizrate betrug jeweils 10 K/min.<br />

Die Festigkeit lässt sich für den Vierpunktbiegeversuch berechnen nach /MUN89/:<br />

3 �(<br />

S2 � S1)<br />

�FB<br />

� C � 2<br />

2 � h � b<br />

(4.2)<br />

mit �C Biegefestigkeit eckiger Proben<br />

S1; S2 Abstände der Auflager<br />

FB<br />

aufgebrachte Kraft<br />

h Probenhöhe<br />

b Probenbreite<br />

Die statistische Auswertung erfolgt nach Weibull /WEI51/ durch Angabe der<br />

Biegebruchspannung �0 <strong>und</strong> des Weibullmoduls m, die Fehlerbetrachtung nach<br />

DIN 51110 Teil 3. Die Weibulltheorie beruht auf der Annahme des schwächsten<br />

Kettengliedes <strong>und</strong> berücksichtigt die statistische Verteilung der „Festigkeit der<br />

einzelnen Fehler“ /MUN89/, /BRÜ92/. Es ergibt sich für die Versagenswahrscheinlichkeit<br />

F die von der Belastung � abhängige Weibullverteilung:<br />

�<br />

� �<br />

� �<br />

F � 1�<br />

exp�<br />

� �<br />

� �<br />

� � �<br />

C<br />

0<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

m<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

(4.3)


Experimentelle Methodik<br />

Dargestellt wird die Verteilung in einem Weibull-Diagramm, in dem ln(ln(1-F) -1 ) als<br />

Funktion von ln �c aufgetragen ist. Die Parameter m sind als Steigung <strong>und</strong> �0 als<br />

zu ln(ln(1-F) -1 )=0 gehörender Wert auf der ln �c–Achse abzulesen. Der Weibull-<br />

Modul m ist ein Maß für die Stärke der Streuung der Festigkeit <strong>und</strong> �0 ist die<br />

Spannung, der 63% aller Proben standhalten.<br />

½ FB ½ FB S1 20mm<br />

Biegestäbchen<br />

Ofen<br />

oxidierend<br />

Bild 4.2: Aufbau <strong>und</strong> Apparatur für Vierpunktbiegeversuche an rechteckigen Balkenproben<br />

(60 mm × 11 mm × 9 mm) zur Ermittlung der (Heiß-)Biegefestigkeit. Die Auflager<br />

(Skizze rechts) wurden von der Firma Cerabo angefertigt.<br />

Die Festigkeit des Spinellbetons hinsichtlich des Einflusses zugeführter Additive<br />

wurde in Dreipunktbiegeversuchen an großen Stäben (160 mm × 40 mm × 20<br />

bis 40 mm) ermittelt. Es wurde ein unterer Auflagerabstand von 100 mm <strong>und</strong> eine<br />

Vorschubgeschwindigkeit von 1 mm/min gewählt. Unter gleichen Bedingungen<br />

wurden Dreipunktbiegeversuche mit dem Back-up-Material durchgeführt.<br />

Die Drei- <strong>und</strong> Vierpunktversuche wurden mit Prüfmaschinen der Firma Instron des<br />

Lehrstuhls für Glas <strong>und</strong> Keramik (WW3) durchgeführt.<br />

Bestimmung des Kriechverhaltens<br />

Für Untersuchungen des Verformungsverhaltens wurden Proben des Back-up-<br />

Moduls (ohne Frontschicht) verwendet, da diese Stützschicht im Prozess<br />

konstanter Belastung bei hohen Temperaturen ausgesetzt <strong>und</strong> maßgeblich für die<br />

mechanische Hochtemperaturbeständigkeit verantwortlich ist. Dieses wird in<br />

Vierpunktbiegekriechversuchen (Probengeometrie 20 mm x 20 mm x 60 mm) <strong>und</strong><br />

Druckversuchen (Probengeometrie 20 mm x 20 mm x 20 mm) nachgestellt. Das<br />

Aufheizen bis 1500 °C bzw. 1000 °C erfolgt mit 10 K/min. Die Untersuchung des<br />

Materials unter konstanter Last 50 N, 100 N <strong>und</strong> 200 N erfolgte bei 1000 °C <strong>und</strong><br />

1500 °C für den Biegekriechversuch gemäß des o.g. Aufbaus. Für den Druckversuch<br />

wurde die Probe zwischen zwei planparallele Druckstempel eingebracht.<br />

½ F B<br />

S 2<br />

40mm<br />

½ F B<br />

Belastungsrolle<br />

FC bei BU-Proben<br />

h<br />

33


34 Experimentelle Methodik<br />

E-Modul-Bestimmung<br />

Der E-Modul wurde an einem aus dem Spinellbeton-Endversatz gegossenen <strong>und</strong><br />

bei 1500 °C/1h/oxidierend gebrannten Stab am Lehrstuhl Allg. Werkstoffwissenschaften,<br />

Universität Erlangen mittels Frequenzinterferometrie zur Messung<br />

elastischer <strong>Eigenschaften</strong> nach der dynamischen Resonanzmethode durch Herrn<br />

G. Freimann bei Temperaturen bis 1000 °C ermittelt. Bei diesem Verfahren<br />

werden in einer stabförmigen Probe elastische Longitudinalwellen angeregt. Die<br />

entstehenden Eigenfrequenzen hängen von E-Modul <strong>und</strong> Dichte ab /MAC89/.<br />

fmax<br />

3 2<br />

F�l �a<br />

� a �<br />

� �1<br />

� 2 �<br />

16 �E� �l<br />

� l �<br />

4<br />

� 3<br />

(4.4)<br />

mit fmax maximale Durchbiegung<br />

F Kraft<br />

l unterer Auflagerabstand S2<br />

a<br />

�<br />

E<br />

Differenz (S2-S1)/2<br />

Flächenträgheitsmoment, wobei � = (b�h3)/12 mit b<br />

E-Modul h<br />

Probenbreite<br />

Probenhöhe<br />

Betrachtung der Thermowechselbeständigkeit<br />

Die Biegestäbe des Spinellbeton-Endversatzes sowie des Formschalenmaterials<br />

wurden in einer ersten Versuchsreihe auf 1200 °C aufgeheizt <strong>und</strong> vier St<strong>und</strong>en<br />

lang gehalten, bevor sie in Wasser abgeschreckt wurden. Die Bestimmung der<br />

Restfestigkeit erfolgte im Vier- <strong>und</strong> im Dreipunktbiegeversuch.<br />

Zur Untersuchung der Abhängigkeit der TWB von der Temperaturdifferenz �T<br />

wurden Biegestäbe (60 mm × 11 mm × 9 mm) aus den Spinellbeton-Tiegeln für<br />

die DS Unit-3 gefertigt. Zum Vergleich wurden auch Biegestäbe aus MgO-Tiegeln<br />

der Firma Morgan präpariert <strong>und</strong> bis 275 °C, 525 °C, 1025 °C <strong>und</strong> 1525 °C<br />

aufgeheizt, eine St<strong>und</strong>e ausgelagert <strong>und</strong> in Luft abgeschreckt. Dieser Vorgang<br />

wurde bis zu fünfmal wiederholt. Der Einfluss der Zyklenanzahl wurde nach<br />

zyklischen Thermowechselbehandlungen von Spinellbeton- <strong>und</strong> MgO-Proben mit<br />

einer Temperaturdifferenz von �T=1000 K am Lehrstuhl WTM (Öfen Typ MR 170<br />

<strong>und</strong> Typ M1100/1, Fa. HERAEUS) <strong>und</strong> mit �T=1500 K am Lehrstuhl Glas <strong>und</strong><br />

Keramik (Ofen HT 07/1700 Fa. NABERTHERM) bestimmt. Nach dem Aufheizen der<br />

Tiegel-Probestäbchen bis zur gewünschten Haltetemperatur von 1025 °C bzw.<br />

1525 °C (Überprüfung mit PtRh10-Pt-Thermoelement) umfasst je ein Zyklus:<br />

1. Nach einer Durchheizzeit von ca. 10 Minuten Abschrecken an Luft<br />

2. Bei Erreichen von 50 °C nach ca. 10 min Wiedereinbringen in den Ofen<br />

Anschließend wurde die Restfestigkeit bei Raumtemperatur im Vierpunkt-<br />

Biegeversuch (s.o.) ermittelt. Im selben Versuchsaufbau wurde die Restfestigkeit<br />

von Stäben gemessen, die aus Tiegeln stammten, die zum Abguss der Nickel-<br />

Basis-Legierung WTM1 (Tabelle 4.3) in der Vakuumfeingießanlage DS-Unit 3<br />

verwendet wurden. Verglichen wurden Spinellbeton-Tiegel (WTM) mit MgO- <strong>und</strong><br />

Al2O3-Tiegel (Firma Morgan).


Ergebnisse – Formschale<br />

5 ERGEBNISSE – FORMSCHALE<br />

Die Untersuchung der konventionellen Formschale erfolgt hinsichtlich des<br />

Verhaltens der sogenannten Stütz- oder Back-up-Schichten während des Gießprozesses.<br />

Die ermittelten Ergebnisse sind aufgr<strong>und</strong> der komplexen Herstellungsroute<br />

sowie der spezifischen Rohmaterialauswahl ausschließlich für das hier<br />

untersuchte Al2O3-SiO2-Back-up-Schichtsystem gültig (Kapitel 3.2). Hauptaugenmerk<br />

der Untersuchungen liegt auf dem Einfluss der Haltezeit auf das Verhalten<br />

der Formschale bei 1500 °C, einer im Gießprozess üblichen Heizer-, bzw.<br />

Abgusstemperatur, im Hinblick auf Gefügeänderungen <strong>und</strong> Festigkeit. Vorgänge<br />

bei der Herstellung <strong>und</strong> beim Brand sind mit Ausnahme der Untersuchungen des<br />

SiO2-Sols nicht Gegenstand der Beurteilung.<br />

Der hier angewendete Brennvorgang umfasst das Aufheizen (2-10 K/min) auf<br />

1200 °C in Luft, einer anschließenden vierstündigen Haltezeit <strong>und</strong> dem Abkühlvorgang<br />

(2-10 K/min). Der Gießprozess erfolgt nach kontinuierlichem Aufheizen<br />

(2-10 K/min) im Vakuum (ca. 10 -7 bar) bis 1500 °C nach unterschiedlich langer<br />

Haltezeit (Bild 5.1).<br />

Temperatur<br />

1500 °C<br />

1000 °C -<br />

1200 °C<br />

Raumtemperatur<br />

Brand oxidierend<br />

1000 °C - 1200 °C<br />

2-5 h<br />

Aufheizen /<br />

Abkühlen<br />

2-10 K/min<br />

Bild 5.1: Schematische Darstellung der typischen thermischen Belastung einer<br />

Formschale im Gießprozess.<br />

5.1 Charakterisierung der Stützschichten in Abhängigkeit von<br />

den Auslagerungsbedingungen<br />

Der schichtweise Schalenaufbau mit seiner charakteristischen Porenverteilung<br />

<strong>und</strong> das Zusammenwirken von SiO2-Binder mit verschiedenen Korngrößen <strong>und</strong><br />

Kornformen der Al2O3-Füller- <strong>und</strong> Al2O3-Besandungsmaterialien erfordert die<br />

Charakterisierung <strong>und</strong> Bewertung des Back-up-Materials als eine Gesamtheit.<br />

Eingebrachte keramische Komponenten des zu untersuchenden Systems sind<br />

Al2O3, SiO2 <strong>und</strong> geringe Mengen Na2O. Na2O entstammt dem als Stabilisator<br />

zugefügten Silika-Sol oder aus dem im Füllermaterial enthaltenen Anteil an �-<br />

Al2O3 (11Al2O3�Na2O, siehe Kapitel 4.1).<br />

Zeit<br />

Abguss im Vakuum<br />

1500 °C<br />

2-4 h<br />

Aufheizen /<br />

Abkühlen<br />

2-10 K/min<br />

teilweise<br />

Haltezeiten<br />

Brand insg. ca. 8-12 h Abguss insg. ca. 6-10 h<br />

35


36 Ergebnisse – Formschale<br />

5.1.1 Chemische Analyse<br />

Die chemische Analyse aller untersuchter Formschalenproben ergibt die in<br />

Tabelle 5.1 dargestellte mittlere Zusammensetzung der Stützschichten (Back-up-<br />

Material). Die Einzelmessergebnisse der ungebrannten sowie der zwischen<br />

1000 °C <strong>und</strong> 1500 °C unterschiedlich lange (0-18 h) ausgelagerten Proben sind<br />

Tabelle 11.3 im Anhang zu entnehmen. Die Temperaturbehandlung bedingt im<br />

Rahmen von Messgenauigkeiten keine signifikanten Änderungen der Oxidgehalte.<br />

Tabelle 5.1: Mittlere Zusammensetzung der keramischen Back-up-Formschalenproben<br />

(wichtigste Oxidgehalte) in Gew.-% nach Auslagerung (1000-1500 °C / 0-18 h).<br />

Mittlere Zusammensetzung der Oxide im Back-up-Material (Gew.-%)<br />

Al2O3 SiO2 Na2O Fe2O3 CaO MgO ZrO2<br />

94 5,5 0,3 0,02 0,01 0,07 0,03<br />

5.1.2 Thermische Analyse<br />

Die thermische Charakterisierung der im Formschalen-Back-up-Material ablaufenden<br />

Prozesse bei der Temperaturbehandlung durch den Brennvorgang <strong>und</strong><br />

während des Gießversuchs erfolgt mittels dynamischer Wärmestromdifferenz-<br />

Kalorimetrie (DSC). Dabei wird zunächst an getrocknetem, pulverisiertem reinem<br />

Silizium-Sol (amorphes SiO2) (Bild 5.2) die einzig reaktive Komponente des<br />

Formschalensystems gesondert <strong>und</strong> des Weiteren das gesamte Back-up-Material<br />

(Bild 5.3) thermisch analysiert.<br />

Im reinen Sol (amorphen SiO2) (Bild 5.2) bildet sich während des Brennvorgangs<br />

bei ca. 570 °C ein geringer Anteil �-Quarz aus. Zum Teil wandelt sich dieser bei<br />

ca. 870 °C in �-Tridymit um, was durch einen kleinen exothermen Ausschlag<br />

angedeutet ist. Im weiteren Verlauf des Aufheizens sollte die Umwandlung von<br />

�-Tridymit in Hoch(�)-Cristobalit (1470 °C) erfolgen (siehe Kapitel 3.2.3), welche<br />

allerdings anhand der Kurvenverläufe nicht nachgewiesen werden kann. Die<br />

Reaktion: amorphes SiO2/570°C/�-Quarz/870°C/�-Tridymit/1470°C/�-Cristobalit, die<br />

nur bei Anwesenheit von Verunreinigungen spontan abläuft /SAL82/, wird durch<br />

die als Keimbildner wirkenden Na-Atome des dem Sol zur Stabilisation beigesetzten<br />

Na2O ermöglicht. Diese Reakionen sind irreversibel <strong>und</strong> displaziv <strong>und</strong><br />

laufen sehr langsam ab. Aufgr<strong>und</strong> dieser Tatsache <strong>und</strong> der fehlenden Anzeige der<br />

Tridymit-Cristobalit-Reaktion muss angenommen werden, dass nicht die Gesamtheit<br />

des gebildeten �-Quarz <strong>und</strong> �-Tridymit zu �-Cristobalit umgesetzt wird.<br />

Signifikant ist der Kristallisationsbeginn bei ca. 960 °C. Hier reagiert der größte,<br />

bis zu ca. 960 °C amorph verbleibende Anteil des SiO2 sowie der �-Quarz dann<br />

irreversibel zu Hoch(�)-Cristobalit. Ursache hierfür ist die Anwesenheit der dem<br />

Sol zugesetzten ca. 0,15 Gew.-% Na2O /WAN92/. Während des Abkühlens<br />

durchläuft der gebildete kubische Hoch(�)-Cristobalit bei 230 °C eine polymorphe<br />

Umwandlung in seine tetragonale Tieftemperatur-Modifikation (�-Cristobalit). Bei<br />

erneutem Aufheizen während des Gießprozesses (Bild 5.2, rechts) wird diese, mit


Ergebnisse – Formschale<br />

einem Volumensprung (Erhöhung um 2,0-2,8%) verb<strong>und</strong>ene, reversible polymorphe<br />

Umwandlung erneut in Gegenrichtung durchlaufen. Während des<br />

weiteren Aufheizens sind keine deutlichen Reaktionen anhand von exothermen<br />

oder endothermen Peaks ersichtlich.<br />

-30,0<br />

exothermer<br />

Prozess<br />

Spannung in µV<br />

-27,5<br />

-25,0<br />

-22,5<br />

-20,0<br />

-17,5<br />

-15,0<br />

-12,5<br />

-10,0<br />

-7,5<br />

-5,0<br />

-2,5<br />

0,0<br />

Brennvorgang<br />

Quarzbildung 1. Aufheizen<br />

ca. 500-570 °C<br />

Tridymitbildung<br />

ca. 870 °C<br />

Aufheizen<br />

Abkühlen<br />

1200 °C<br />

SiO2 (amorph)<br />

�����Quarz �<br />

��Cristobalitbildung<br />

�� ��<br />

ca. 960-1000 °C<br />

irreversibel<br />

Cristobalitbildung<br />

230 °C<br />

0 500 1.000 1.500<br />

Temperatur in °C<br />

Prozess<br />

2. Aufheizen<br />

Cristobalitumwandlung<br />

�� ��<br />

�� ��<br />

Aufheizen<br />

Abkühlen<br />

Cristobalitumwandlung<br />

230 °C<br />

Bild 5.2: DSC-Kurvenverlauf des getrockneten <strong>und</strong> pulversierten reinen Silizium-Sols<br />

(amorphes SiO2). Dargestellt sind die Umwandlungsreaktionen während des Brennvorgangs<br />

(linkes Diagramm: erstes Aufheizen bis 1200 °C) <strong>und</strong> des Gießprozesses<br />

(rechtes Diagramm: zweites Aufheizen bis 1500 °C).<br />

Die mittels DSC analysierten thermischen Reaktionen im gesamten Back-up-<br />

Material (Bild 5.3) beschränken sich auf die Umwandlung des beim Brennen<br />

gebildeten Hoch(�)- zu Tief(�)-Cristobalit während des Abkühlens bei 230 °C<br />

(linkes Diagramm). Die Bildung des �-Cristobalits oder anderer SiO2-Phasen ist<br />

nicht erkennbar. Der den Gießprozess (rechtes Diagramm) nachstellende<br />

Versuchslauf zeigt die reversible �-�-Cristobalit-Umwandlung bei 230 °C in<br />

Aufheizrichtung. Diese Umwandlung lässt sich während des Abkühlens nicht<br />

erkennen. Ebenso werden die beim reinen Sol im DSC-Kurvenverlauf<br />

angedeuteten Bildungsreaktionen weiterer SiO2-Modifikationen in der Kurve des<br />

gesamten Back-up-Materials nicht angezeigt. Dieses liegt daran, dass das inerte<br />

Al2O3, welches mit ca. 94 Gew.-% den größten Anteil der Back-up-Schichten<br />

ausmacht, die Reaktionen des SiO2 mit nur geringen Wärmetönungen gegenüber<br />

der Analysempfindlichkeit der DSC abschirmt. Reaktionen des im Füller (F-R)<strong>und</strong><br />

Besandungsmaterial (B-1) enthaltenen �-Al2O3 (11Al2O3�Na2O) sind nicht<br />

ersichtlich.<br />

37<br />

SiO 2-Sol<br />

1500 °C<br />

0 500 1.000 1.500<br />

Temperatur in °C


38 Ergebnisse – Formschale<br />

-30,0<br />

exothermer<br />

Prozess<br />

Spannung in µV<br />

-27,5<br />

-25,0<br />

-22,5<br />

-20,0<br />

-17,5<br />

-15,0<br />

-12,5<br />

-10,0<br />

-7,5<br />

-5,0<br />

-2,5<br />

0,0<br />

Bild 5.3: DSC-Kurvenverlauf des gesamten Back-up-Materials für Brennvorgang (erstes<br />

Aufheizen bis 1200 °C) <strong>und</strong> Gießprozess (zweites Aufheizen bis 1500 °C). Zu erkennen<br />

sind die polymorphen Umwandlungen Hoch(�)- zu Tief(�)-Modifikation des Cristobalits.<br />

Seine Bildung oder die anderer Phasen ist nicht ersichtlich.<br />

5.1.3 Dehnungsverhalten <strong>und</strong> Dichte<br />

Das Dehnungsverhalten des Back-up-Materials im Temperaturbereich der Prozessführung<br />

(RT-1500 °C, Bild 5.4) ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt für die<br />

mechanische Belastbarkeit der Formschale <strong>und</strong> Maßhaltigkeit des Bauteils. Es ist<br />

wie die Dichte charakteristisch für jedes Formschalensystem.<br />

Relative Längenänderung<br />

�L/Lo in %<br />

Brennvorgang<br />

1. Aufheizen<br />

Cristobalitumwandlung<br />

230 °C<br />

1,2<br />

1,0<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

�� ��<br />

Abkühlen<br />

Aufheizen<br />

Back-up-Schicht<br />

(Al 2 O 3 + SiO 2 )<br />

1200 °C<br />

0 500 1.000 1.500<br />

Temperatur in °C<br />

Prozess<br />

2. Aufheizen<br />

�� ��<br />

Abkühlen<br />

Cristobalitumwandlung<br />

230 °C<br />

0 500 1.000 1.500<br />

Temperatur in °C<br />

Bild 5.4: Dehnungsverhalten der Stützschichten (Back-up) im Bereich von Raumtemperatur<br />

bis 1500 °C bei kontinuierlichem Aufheizen (linearer thermischer Ausdehnungskoeffizient<br />

�: 8,4*10 -6 K -1 ).<br />

Aufheizen<br />

Back-up-<br />

Material<br />

1500 °C<br />

0 500 1.000 1.500<br />

Temperatur in °C


Ergebnisse – Formschale<br />

Das bei 1200 °C für 4 h (Ofenkühlung) vorgebrannte Back-up-Material zeigt eine<br />

geringe (ca. 1,2%) <strong>und</strong> nahezu konstante Dehnung während kontinuierlichen<br />

Aufheizens (10 K/min) bis 1500 °C. Der lineare thermische Ausdehnungskoeffizient<br />

�(25,1500) für die Back-up-Schicht beträgt 8,4�10 -6 �K -1 . Dieser Wert entspricht<br />

dem Ausdehnungskoeffizienten für Aluminiumoxid, welches ca. 94 Gew.-% des<br />

Materials ausmacht. Die 1%ige Dehnungsänderung, die durch die Phasenumwandlung<br />

(�-�) des nach dem Vorbrand im Back-up-Material anwesenden<br />

Cristobalits bei 230 °C hervorgerufen wird /SHU90/, ist vollständig durch das<br />

inerte Al2O3 abgeschirmt. Dieses gilt auch für weitere SiO2-Modifikationen, deren<br />

Hoch-Tief-Temperaturumwandlungen mit Längenänderungen einhergehen (bei<br />

573 °C: �-�-Quarz: 0,25-0,45% <strong>und</strong> bei 870 °C: �-�-Tridymit: 0,17%).<br />

Weder der Vorbrand noch die Auslagerung bei 1500 °C für 1 h führen zu einer<br />

signifikanten Erhöhung der bei Raumtemperatur ermittelten Rohdichte des Backup-Materials<br />

(Tabelle 5.2) gegenüber der des ungebrannten Materials.<br />

Tabelle 5.2: Rohdichten der Back-up-Schicht nach thermischer Vorbehandlung.<br />

Auslagerung Grünes Material Vorbrand 1200 °C/4h/Ofen 1500 °C/1h/Ofen<br />

Rohdichte in g/cm 3<br />

2,61 � 0,05 2,72 � 0,09 2,75 � 0,09<br />

Um den Einfluss der Haltezeit bei 1500 °C auf die Dichte festzustellen, sind die<br />

absolute <strong>und</strong> relative Änderung der geometrischen Dichte in Bild 5.5 als Funktion<br />

der Auslagerungsdauer bei 1500 °C aufgetragen.<br />

Zunahme<br />

Dichteänderung �� in g/cm 3<br />

0,20<br />

0,15<br />

0,10<br />

0,05<br />

in g/cm<br />

in %<br />

3<br />

Back-up-Material<br />

Dichteänderung<br />

0,00<br />

-2<br />

-0,05<br />

-0,10<br />

0<br />

"Null"-Wert entspricht der geometrischen Dichte<br />

der Einzelproben nach dem Vorbrand<br />

-4<br />

�=2,72 g/cm<br />

5 10 15 20 25<br />

3 ± 0,09<br />

Auslagerungsdauer bei 1500 °C in h<br />

Bild 5.5: Änderung der geometrischen Dichte (bestimmt aus jeweils 10-15<br />

Einzelmessungen nach Luftabkühlung) als Funktion der Auslagerungsdauer bei 1500 °C.<br />

Die Dichtezunahme ist auf Sinterprozesse zurückzuführen.<br />

Sinterprozesse <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene Verringerung der Porosität sowie<br />

Phasenumwandlungen sind für die geringe Dichtezunahme der Back-up-Schicht<br />

verantwortlich. Allerdings liegt die Änderung der geometrisch bestimmten Werte<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Relative Dichteänderung in %<br />

39


40 Ergebnisse – Formschale<br />

innerhalb des für die Rohdichte ermittelten Fehlers von �0,09 g/cm 3 . Die Dichte<br />

steigt nach 1 h Auslagerung um ca. 3% (0,085 g/cm 3 ) gegenüber den<br />

vorgebrannten Proben an. Nach 3 h bis 24 h beträgt die Erhöhung nur noch ca.<br />

1% (0,025 g/cm 3) , was vermutlich auf eine Porositätserhöhung infolge Mikrorissbildung<br />

zurückzuführen ist /MAG90/.<br />

5.2 Röntgenographische Darstellung der Stützschichten in<br />

Abhängigkeit von den Auslagerungsbedingungen<br />

Da Phasenänderungen in der Stützschicht das Gefüge <strong>und</strong> damit die thermischen<br />

<strong>und</strong> mechanischen <strong>Eigenschaften</strong> der Formschale bestimmen /PAU93/, sind<br />

genaue Untersuchungen der intrinsischen Bestandteile des Materials erforderlich.<br />

Ziel ist es, den Bestand der Phasen bei unterschiedlichen Temperaturen zwischen<br />

1000 °C <strong>und</strong> 1500 °C <strong>und</strong> nach längerer Haltezeit bei diesen Temperaturen<br />

röntgenographisch qualitativ <strong>und</strong> quantitativ zu erfassen. Es soll dabei die Bildung<br />

einer Flüssigphase <strong>und</strong> des Mullits in Abhängigkeit von der Auslagerung insbesondere<br />

bei 1500 °C geklärt werden.<br />

5.2.1 Phasenbestand nach dem Vorbrand<br />

Für die Betrachtung der Phasenentwicklung während des Gießprozesses (Aufheizen<br />

<strong>und</strong> Haltedauer bei 1500 °C) stellt der Phasenbestand des bei 1200 °C für<br />

vier St<strong>und</strong>en vorgebrannten Back-up-Materials (Tabelle 5.3) die Ausgangssituation<br />

dar.<br />

Tabelle 5.3: Phasenbestand der Back-up-Schicht nach dem Vorbrand.<br />

Einsatzstoffe/Phasen Modifikationen PDF-Nummer<br />

Al2O3 �-Al2O3 (Kor<strong>und</strong>)<br />

�-Al2O3 (Diaoyudaoit, NaAl11O17)<br />

SiO2<br />

geringe Mengen amorphes SiO2<br />

431484<br />

211096<br />

geringe Mengen Quarz 461045<br />

aus DSC-Messung: Tief(�)-Cristobalit siehe Kap. 5.1.2<br />

Tridymit<br />

siehe Kap. 5.1.2<br />

Na2O keine reinen Phasen<br />

Nach dem Brand liegen im Formschalen-Back-up-Material bei Raumtemperatur<br />

neben dem Hauptbestandteil �-Al2O3 (Kor<strong>und</strong>, Besandung) auch �-Al2O3<br />

(Diaoyudaoit, NaAl11O17, feinkörniges Besandungs- <strong>und</strong> Füllermaterial), amorphes<br />

SiO2 (Silika-Sol) <strong>und</strong> Quarz (Silika-Sol) vor. Die Anwesenheit von Tief(�)-Cristobalit<br />

<strong>und</strong> geringen Mengen Tridymit ist wahrscheinlich, aber röntgenographisch nicht<br />

eindeutig nachweisbar (vergleiche Kapitel 5.1.2). Eine Reaktion des SiO2-Sols mit<br />

dem Al2O3 beim Brennvorgang bis 1200 °C konnte nicht nachgewiesen werden.<br />

Der Vorbrand bleibt ohne Einfluss auf die Al2O3-Phasen.


Ergebnisse – Formschale<br />

5.2.2 Qualitative Hochtemperatur-Phasenanalyse<br />

Die Hochtemperatur-Röntgenbeugungsanalyse dient der Erfassung des „in-situ“-<br />

Phasenbestands während des Aufheizvorgangs (5 K/min). In Bild 5.6 sind die<br />

Diffraktogramme in Abhängigkeit von der Temperatur dargestellt. Aufgr<strong>und</strong> des<br />

inerten Verhaltens des Systems sind Reaktionen erst oberhalb 800 °C zu<br />

erwarten. Die bei jeder Temperatur (20 min. Haltezeit) qualitativ ermittelten<br />

Phasen befinden sich in Tabelle 5.4.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Nullpunktverschiebung von ca. 3° 2-Theta sowie der Nichtlinearität<br />

(Stauchung) der Diffraktogramme ergeben sich Restriktionen bezüglich der<br />

Auswertung. Die anhand der bekannten Peak-Positionen von Kor<strong>und</strong> (�-Al2O3)<br />

durchgeführte 2-Theta-Korrektur der Rohdaten-Beugungsdiagramme wird zum<br />

einen durch die Verwendung der Raumtemperatur-Daten bezüglich der Peak-<br />

Positionen eingeschränkt. Zum anderen ergibt sich die Schwierigkeit, die Kor<strong>und</strong>-<br />

Peaks als solche einwandfrei zu identifizieren, da sich mit steigender Temperatur<br />

weitere metastabile Al2O3-Varietäten (Tabelle 5.4) bilden, die die Kor<strong>und</strong>-Peaks<br />

zum Teil überlagern, zum Teil in der unmittelbaren Nachbarschaft zu finden sind.<br />

Röntgen-Intensität (linear)<br />

��Cristobalit Mullit ��Tridymit<br />

1550 °C<br />

1500 °C<br />

1450 °C<br />

1400 °C<br />

1350 °C<br />

1300 °C<br />

1250 °C<br />

1200 °C<br />

1150 °C<br />

1100 °C<br />

1050 °C<br />

1000 °C<br />

950 °C<br />

900 °C<br />

850 °C<br />

800 °C<br />

10 20<br />

30<br />

40<br />

50<br />

60<br />

70<br />

80<br />

NaAl11O17 ��Quarz ��Kor<strong>und</strong><br />

Beugungswinkel 2� in °<br />

Bild 5.6: Phasenentwicklung der Back-up-Schicht beim Aufheizen zwischen 800 °C <strong>und</strong><br />

1550 °C einer bei 1200 °C für 4 h vorgebrannten Pulverprobe. Während der röntgenographischen<br />

Hochtemperaturanalyse wurden die Beugungsdiagramme „in-situ“ bei der<br />

jeweilig angegebenen Temperatur für 20 min. aufgenommen. Nicht-identifizierbare<br />

Reflexe sind z.T. Störreflexe <strong>und</strong> z.T. Anzeige für metastabile Al2O3-Varietäten.<br />

41<br />

Hochtemperatur-Röntgenbeugungsanalyse<br />

Back-up-Material (Vorbrand: 1200°C/4h/Ofen)


42 Ergebnisse – Formschale<br />

Tabelle 5.4: „In-situ“-Phasenanalyse: Auftreten <strong>und</strong> Existenzbereiche einzelner Phasen<br />

im Back-up-Material in Abhängigkeit von der Temperatur.<br />

Keramische Substanz (Mess-) Temperatur in °C<br />

Modifikation<br />

(in Reihenfolge ihrer<br />

Bildung)<br />

Al2O3<br />

PDF-<br />

Nr.<br />

211096<br />

�-Al2O3<br />

SiO2 Quarz 461045<br />

SiO2 Tridymit 421401<br />

Al2O3 Kor<strong>und</strong> 431484<br />

Al2O3 kubisch 040880<br />

Al2O3 hexagonal 260031<br />

Al2O3 hexagonal 100414<br />

Al2O3 monoklin 110517<br />

SiO2 �-Cristobalit 391425<br />

3Al2O3 �2SiO2 Mullit 150776<br />

800<br />

850<br />

900<br />

950<br />

1000<br />

1050<br />

1100<br />

1150<br />

1200<br />

1250<br />

1300<br />

1350<br />

1400<br />

1450<br />

1500<br />

1550<br />

Hauptbestandteil des gesamten Back-up-Materials ist das Besandungsmaterial<br />

Kor<strong>und</strong> (�-Al2O3). Außer der Phase Kor<strong>und</strong> wird eine Vielzahl Reflexe beobachtet,<br />

die Al2O3 zuzuordnen sind, jedoch nicht als Kor<strong>und</strong> identifiziert werden können. Es<br />

handelt sich vermutlich um zum Teil metastabile Hochtemperaturvarietäten von<br />

Al2O3. Aufgr<strong>und</strong> der nicht optimal durchzuführenden 2-Theta-Korrektur (RT-Daten<br />

von Kor<strong>und</strong> <strong>und</strong> nicht eindeutige Peak-Identifizierung) sind die in Tabelle 5.4<br />

außer Kor<strong>und</strong> aufgeführten Al2O3-Phasen als ein Vorschlag zu sehen.<br />

Während der Aufheizphase ist das hexagonale �-Al2O3 (Diaoyudaoit, NaAl11O17)<br />

bis ca. 1350 °C stabil. Bei weiterem Aufheizen erfolgt wahrscheinlich die partielle<br />

Transformation des im Füller- (F-R) <strong>und</strong> Besandungsmaterial (B-1) enthaltenen �-<br />

Al2O3 zu Al2O3 unter Abgabe von Na in die SiO2-Glasphase /STE84/. Eine genaue<br />

Aussage wird jedoch durch die kleinen Gehalte <strong>und</strong> die daraus resultierenden<br />

niedrigen Intensitäten der Peaks dieser Phase erschwert.<br />

SiO2<br />

a) SiO2 - amorphes SiO2 <strong>und</strong> Quarz<br />

In jeder Messung im untersuchten Temperaturbereich ist ein geringer amorpher<br />

Anteil nachweisbar, der dem ca. 0,38 Gew.% Na2O-haltigen SiO2 des Sols<br />

zugeordnet wird. Der �-Quarz bleibt bis ca. 1450-1500 °C stabil.<br />

Wegen der Abhängigkeit von Sintertemperatur <strong>und</strong> Sinterzeit /ROT99/ ist die<br />

vollständige irreversible Kristallisation von SiO2 zu Hoch-Cristobalit (Kapitel 3.2.3)<br />

zur Einstellung eines Gleichgewichtszustandes während der Temperaturführung<br />

im Brand <strong>und</strong> Gießprozess gehemmt. Im heterogenen Verband des Formschalen-<br />

Back-up-Materials ist daher der Verbleib von amorphen SiO2 <strong>und</strong> Quarz<br />

charakteristisch. Die Aufzehrung von �-Quarz bei ca. 1500 °C scheint mit der<br />

Mullitbildung einherzugehen.


Ergebnisse – Formschale<br />

b) SiO2 - Tridymit <strong>und</strong> Cristobalit<br />

Die Tatsache, dass bei 800 °C unter 25° 2-Theta-Reflexe auftreten, die möglicherweise<br />

der Phase �-Tridymit zuzuordnen sind, spricht dafür, dass die ursprüngliche<br />

thermische Behandlung der Probe (Vorbrand) bereits zur Bildung von<br />

Tridymit bzw. Cristobalit geführt hat. Zwischen 1250 °C <strong>und</strong> 1450 °C steigt die<br />

Intensität der Reflexe bei 2�=25°, was auf eine Zunahme des �-Tridymit-Gehaltes<br />

hindeutet. Möglicherweise ab 1400 °C, eindeutig ab 1450 °C, ist �-Cristobalit<br />

anwesend. Die Anreicherung von Tridymit, bzw. oberhalb 1450 °C von Cristobalit,<br />

in der Probe ist auf die Umwandlung von erstens Quarz <strong>und</strong> zweitens des amorphen<br />

SiO2 zurückzuführen. Dass Cristobalit bei niedrigerer Temperatur röntgenographisch<br />

nicht eindeutig nachgewiesen werden konnte, hat folgende Ursachen:<br />

� Der Gehalt liegt unterhalb der Nachweisgrenze (ca. 5 Gew-%).<br />

� Die Reflexe werden von den amorphen Wellenbergen des SiO2 überdeckt.<br />

� Die bei Raumtemperatur stabile tetragonale Modifikation �-Cristobalit hat<br />

aufgr<strong>und</strong> des niedrig-symmetrischen Kristallsystems einen geringen Flächenhäufigkeitsfaktor<br />

/REV89/. Damit werden zu wenig Netzebenen/Flächen in<br />

Reflexionsstellung gebracht <strong>und</strong> die erzielten Intensitäten sind zu gering, um<br />

zugeordnet zu werden. Die kubische Hochtemperaturmodifikation �-Cristobalit<br />

hingegen hat einen höheren Flächenhäufigkeitsfaktor. Eine Reflexionsstellung<br />

der Kristallflächen dieser Phase ist sehr wahrscheinlich. Wenn außerdem der<br />

Gehalt nach der Ausbildung zusätzlichen Cristobalits aus Quarz, Tridymit <strong>und</strong><br />

SiO2-amorph in der Probe erhöht wird, ergeben sich mess- <strong>und</strong> auswertbare<br />

Intensitäten der charakteristischen Beugungsmaxima.<br />

� Durch die Volumenverringerung bei der �-�-Cristobalit-Transformation (ca. 2-<br />

2,8%, /SHU90/) kann es zur Ausbildung von Mikrorissen kommen. Die Phase<br />

zerspringt in Mikrokristallite. Dieses hat Kristallitgrößen zur Folge, die keine<br />

scharfen Röntgen-Peaks mehr erzeugen /REV89/.<br />

� Korn- <strong>und</strong> Kristallitgrößeneinflüsse behindern die deutliche Reflexbildung.<br />

Mullit <strong>und</strong> Al2O3�SiO2 ± Na2O-Phasen<br />

Die Mullitbildung (3Al2O3�2SiO2) beginnt ab 1450 °C. Eine Alumosilikatphase oder<br />

Natrium-Alumosilikatphase tritt im gesamten Temperaturbereich nicht auf bzw.<br />

liegt unterhalb der röntgenographischen Nachweisgrenze (2-3 Gew.-%).<br />

Zusammenfassung Abschnitt 5.2.2<br />

Kor<strong>und</strong> <strong>und</strong> amorphes SiO2 sind Bestandteile der Einsatzmaterialien. Das<br />

gebrannte Back-up-Material besteht zur Hauptsache aus Al2O3 (Kor<strong>und</strong>), darüber<br />

hinaus ist eine amorphe (SiO2-)Phase, Quarz <strong>und</strong> Diaoyudaoit (�-Alumina-Phase)<br />

enthalten. Obwohl die Probe bereits thermisch behandelt wurde, konnte das<br />

Vorhandensein der zu erwartenden Phasen wie Tridymit bzw. Cristobalit nicht<br />

eindeutig nachgewiesen werden. Bei 1500 °C, der für den Gießprozess relevanten<br />

Temperatur, liegen Mullit, Hoch(�)-Cristobalit, Kor<strong>und</strong> <strong>und</strong> ein geringer Anteil an<br />

amorpher SiO2-Phase (mit Na2O) vor.<br />

43


44 Ergebnisse – Formschale<br />

5.2.3 Quantitative Phasenanalyse bei Raumtemperatur – Bestimmung von<br />

Kor<strong>und</strong>, Mullit <strong>und</strong> amorphem SiO2 als Funktion der Auslagerung<br />

Wurde im vorherigen Abschnitt die dynamische Phasenentwicklung während des<br />

Aufheizens von Raumtemperatur (RT) bis 1500 °C qualitativ betrachtet, soll nun<br />

der Phasenbestand in stationären Zuständen quantitativ untersucht werden. Dies<br />

erfolgt anhand von „in-situ“ eingefrorenen Proben. Als Beispiel der zur Quantifizierung<br />

mittels Rietveld-Methode herangezogenen Röntgenbeugungsanalysen<br />

zeigen in Bild 5.7 ausgewählte Diffraktogramme die Veränderung der kristallinen<br />

Phasen, insbesondere die Mullitbildung, infolge der Auslagerung nach 0 h, 1 h<br />

<strong>und</strong> 4 h bei 1500 °C.<br />

Bild 5.7: Röntgenographische Beugungsdiagramme ausgewählter abgeschreckter<br />

Proben. Dargestellt sind die Zustände des Back-up-Materials nach 0 h, 1 h <strong>und</strong> 4 h<br />

Auslagerung bei 1500 °C. Die zu Kor<strong>und</strong> (0,1,4 h) <strong>und</strong> Mullit (1,4 h) gehörigen Haupt-<br />

Peaks sind indiziert. Laut HTXRD (Kapitel 5.2.2) ist unter 1300 °C Auslagerungstemperatur<br />

neben dem Kor<strong>und</strong> auch �-Al2O3 anwesend. Bei höherer Temperatur treten<br />

auch weitere metastabile Al2O3-Phasen auf, die für eine Beurteilung der Formschale<br />

jedoch nicht signifikant sind. Diese Phasen werden durch intenistätsarme Peaks<br />

angezeigt. In allen Beugungsdiagrammen konnte amorphes SiO2 anhand „amorpher<br />

Wellenberge“ nachgewiesen werden. Diese wurden zur besseren Darstellung der<br />

kristallinen Phasen zusammen mit dem Untergr<strong>und</strong> korrigiert.<br />

Die für die Beurteilung der Formschalen-<strong>Eigenschaften</strong> bedeutsamen Phasen im<br />

Back-up-Material konnten in den abgeschreckten Proben eindeutig bestimmt <strong>und</strong><br />

quantifiziert werden:<br />

� Al2O3 (Kor<strong>und</strong> oder �-Al2O3) (Werte enthalten alle Al2O3-Modifikationen),<br />

� SiO2 (amorph),<br />

� Mullit (3Al2O3 2SiO2) ab 1500 °C nach mindestens 1 h Auslagerung.


Ergebnisse – Formschale<br />

A) Phasenentwicklung als Funktion steigender Temperatur<br />

Die Entwicklung der Phasen �-Al2O3 (Kor<strong>und</strong>), amorphes SiO2 <strong>und</strong> Mullit<br />

(eingefrorener Phasenbestand) in den ersten 6 h ist in Bild 5.8 als Funktion der<br />

Temperatur dargestellt. Die Ergebnisse wurden bei Raumtemperatur röntgenographisch<br />

mittels einer Rietveld-Analyse nach der Auslagerung zwischen 1200 °C<br />

<strong>und</strong> 1600 °C ermittelt (Einzelmesswerte siehe Anhang Tabelle 11.4).<br />

Gehalte Mullit <strong>und</strong> SiO 2-amorph in Gew.-%<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

SiO 2-amorph<br />

SiO 2-amorph<br />

Mullit<br />

Mullit<br />

SiO 2-amorph<br />

SiO 2-amorph<br />

Kor<strong>und</strong><br />

Kor<strong>und</strong><br />

Kor<strong>und</strong><br />

Kor<strong>und</strong><br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

Auslagerungsdauer in h<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

100<br />

0<br />

100<br />

1200 °C<br />

1400 °C<br />

1500 °C<br />

1600 °C<br />

Bild 5.8: Quantitative Entwicklung der im Back-up-Material auftretenden Phasen Kor<strong>und</strong>,<br />

Mullit <strong>und</strong> amorphes SiO2 in den ersten St<strong>und</strong>en bei verschiedenen Auslagerungstemperaturen<br />

(quantitative röntgenographische Rietveld-Analyse). Als Fehlerbalken werden<br />

� 2 -Werte abgetragen. Sie sind Maß für die Abweichung der im Diffraktogramm gemessenen<br />

zur theoretisch berechneten Intensitätsverteilung. Bei Aufheizen bis 1600 °C bildet<br />

sich Mullit bereits in der Aufheizphase, wohingegen bei 1500 °C eine Haltezeit erforderlich<br />

ist. Amorphes SiO2 ist oberhalb 1200 °C immer im Back-up-Material enthalten.<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Gehalt Kor<strong>und</strong> in Gew.-%<br />

45


46 Ergebnisse – Formschale<br />

B) Phasenentwicklung als Funktion der Auslagerungsdauer bei 1500 °C<br />

Die Anwesenheit der Phase Mullit im Back-up-Material der Formschale verändert<br />

den Phasenbestand bei 1500 °C, der Prozesstemperatur, signifikant. Die Gehalte<br />

von Mullit (3Al2O3�2SiO2), Kor<strong>und</strong> <strong>und</strong> amorphen SiO2 sind in Bild 5.9 bei 1500 °C<br />

als Funktion der Auslagerung bis 24 h dargestellt.<br />

Mullit <strong>und</strong> SiO2-amorph Gehalte in Gew.-%<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

Mullit<br />

SiO 2 -amorph<br />

0<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25<br />

Bild 5.9: Darstellung der mittels Rietveld-Analyse bei Raumtemperatur quantitativ<br />

bestimmten Gehalte für Mullit, Kor<strong>und</strong> <strong>und</strong> amorphes SiO2, die nach Auslagerung<br />

zwischen 0 h <strong>und</strong> 24 h bei 1500 °C <strong>und</strong> nach dem Abschreckvorgang im Back-up-Material<br />

eingefroren wurden. Als Fehlerbalken werden � 2 -Werte (Abweichung der gemessenen<br />

Intensitätsverteilung im Diffraktogramm des Mullits zur berechneten) angegeben. Sechsstündige<br />

Haltezeit genügt, um das Maximum des Mullitgehalt (14 Gew.-%) auszubilden.<br />

C) Besprechung der Phasen<br />

Auslagerungsdauer in h bei 1500 °C<br />

Kor<strong>und</strong><br />

Kor<strong>und</strong> (�-Al2O3): Der Kor<strong>und</strong>gehalt bleibt bis zum ersten Auftreten des Mullits<br />

konstant <strong>und</strong> nimmt bei 1500 °C <strong>und</strong> 1600 °C als Funktion der Auslagerungsdauer<br />

ab. Die Abnahme korrespondiert unmittelbar mit der Ausbildung von Mullit. Da<br />

Kor<strong>und</strong> zur Ausbildung des Mullits herangezogen wird, ändert sich sein Gehalt<br />

analog dem zur stöchiometrischen Mullitbildung verwendeten Anteil.<br />

SiO2: Kristalline SiO2-Variationen wie Cristobalit oder Quarz, die laut Hochtemperaturanalyse<br />

(Kapitel 5.2.2) anwesend sind, konnten in den temperaturbehandelten<br />

abgeschreckten Proben nicht eindeutig nachgewiesen werden. Ein Teil des<br />

ursprünglich im Binder enthaltenen SiO2 wird in andere Phasen eingeb<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

liegt dann als Mischkristall vor, wie z.B. im Mullit. Das gesamte SiO2 in der Backup-Schicht,<br />

der Anteil liegt bei ca. 5,5 Gew.-%, setzt sich zusammen aus:<br />

1. einer Mischkristallphase (Mullit),<br />

2. einem amorphen <strong>und</strong><br />

3. einem kristallinen Anteil, wobei der kristalline Anteil (Cristobalit oder Quarz)<br />

unterhalb der diffraktometrischen Nachweisgrenze (ca. 2-3 Gew.-%) liegt.<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Kor<strong>und</strong><br />

Gehalt in Gew.-%


Ergebnisse – Formschale<br />

Amorphes SiO2 (Glasphase): Die Glasphase setzt sich aus dem SiO2 des<br />

Silizium-Sols (Binder) <strong>und</strong> geringen Na2O-Anteilen (ca. 1,5 Gew.-%) zusammen.<br />

Es handelt sich um den sowohl beim Brennvorgang als auch bei dem<br />

untersuchten zweiten Aufheizvorgang bis 1600 °C nicht-kristallisierten SiO2-Anteil.<br />

In fast allen hier untersuchten Proben liegen die Gehalte des amorphen SiO2<br />

(Glasphase) unter 1%. Wegen der großen Fehlerbreite ist der Anteil der<br />

Glasphase nicht eindeutig bestimmbar. Die Änderung als Funktion der<br />

Auslagerungsdauer in den ersten 5 h bei der Prozesstemperatur von 1500 °C ist<br />

nicht signifikant. Nach Auslagerungen von mehr als 6 h konnte eine amorphe<br />

Phase nicht mehr eindeutig bestimmt werden.<br />

Mullit (3Al2O3�2SiO2): Während des kontiniuierlichen Aufheizvorgangs (10 K/min)<br />

bildet sich im Back-up-Material der Formschale bis zu einer Temperatur von<br />

1500 °C noch kein Mullit, auch wenn die Probe bei niedrigeren Temperaturen bis<br />

zu 18 h ausgelagert wird (Bild 5.8). Erst eine konstante Haltephase bei 1500 °C<br />

führt zu einer raschen <strong>und</strong> deutlichen Phasenausbildung. Nach bereits<br />

einstündiger Auslagerung sind ca. 11 Gew.-%. Mullit entstanden. Der Mullitgehalt<br />

steigt nach 6 h Auslagerung bei 1500 °C bis auf ca. 14 Gew.-% an <strong>und</strong> bleibt im<br />

folgenden Zeitraum bis 24 h nahezu konstant (Bild 5.9). Bei kontinuierlichem<br />

Aufheizen bis 1600 °C sind bei Erreichen dieser Temperatur ca. 13 Gew.-% Mullit<br />

enthalten (Bild 5.8). Nach zwei St<strong>und</strong>en Haltezeit ist der Gehalt nur wenig erhöht<br />

(ca. 14 Gew.-%) <strong>und</strong> liegt damit dann bei dem maximalen Wert des in der Backup-Schicht<br />

ausgebildeten Mullitgehalts.<br />

Unter Berücksichtigung der Ergebnisse der qualitativen Analyse <strong>und</strong> der<br />

Hochtemperaturanalyse ergibt sich eine Bildungstemperatur des Mullits zwischen<br />

>1400 °C <strong>und</strong> 1500 °C. Die näherungsweise Angabe von 1480 °C ist zulässig <strong>und</strong><br />

wird in Untersuchungen von /ROT99/, /MEU99/ bestätigt. Die Hochtemperatur-<br />

Röntgenanalyse ergibt eine Bildungstemperatur von ca. 1450 °C. Dabei muss<br />

beachtet werden, dass die Probe vor Erreichen der 1450 °C bei allen niedrigeren<br />

Messtemperaturen bereits jeweils 20 min. gehalten wurde. Im Gegensatz zu<br />

kontinuierlich aufgeheizten <strong>und</strong> abgeschreckten Proben ist das Back-up-Material<br />

hier thermisch vorbehandelt.<br />

5.2.4 Bestimmung der Gitterkonstanten <strong>und</strong> der Kristallitgröße des Mullits<br />

Zur Klärung der Bildungsreaktion des Mullits <strong>und</strong> für die Bewertung seines Einflusses<br />

auf die <strong>Mikrostruktur</strong> <strong>und</strong> damit auf die makroskopischen <strong>Eigenschaften</strong><br />

(Festigkeit) des Back-up-Materials ist eine nähere kristallographische Bestimmung<br />

hilfreich. Anhand der röntgenographischen Beugungsdiagramme der bei 1500 °C<br />

ausgelagerten <strong>und</strong> (luft-)abgeschreckten Proben erfolgt die Bestimmung der<br />

Gitterkonstanten <strong>und</strong> der Kristallitgröße des Mullits.<br />

Aus Bild 5.10 wird ersichtlich, dass sich die Gitterkonstanten sowie das Volumen<br />

der Elementarzelle als Funktion der Auslagerungsdauer nicht ändern.<br />

47


48 Ergebnisse – Formschale<br />

Gitterkonstanten a <strong>und</strong> b in Å<br />

7,8<br />

7,7<br />

7,6<br />

7,5<br />

Gitterkonstante: b<br />

Gitterkonstante: a<br />

7,4<br />

0 10 20<br />

Auslagerung in h bei 1500 °C<br />

Gitterkonstante c in Å<br />

Bild 5.10: Röntgenographische Bestimmung der Gitterkonstanten des Mullits: Einfluss<br />

der Auslagerungsdauer bei 1500 °C. Im untersuchten Auslagerungszeitraum bleiben die<br />

Gitterparameter nahezu konstant. Damit ist keine Änderung der stöchiometrischen<br />

Zusammensetzung des analysierten 3Al2O3�2SiO2-Mullits zu erwarten.<br />

Die gute Übereinstimmung zu den Daten der PDF-Kartei Nr. 150776 (Tabelle 5.5)<br />

zeigt an, dass die mittlere Zusammensetzung des gebildeten Mullits dem stöchiometrischen<br />

Verhältnis 3Al2O3�2SiO2 entspricht. Daher kann die Zusammensetzung<br />

dieses 3/2-Mullits im gesamten Untersuchungsbereich als konstant angesehen<br />

werden, da eine chemische Veränderung eine deutlichere kristallographische<br />

Änderungen aller Gitterparameter zur Folge haben muss.<br />

Tabelle 5.5: Vergleich gemessener Gitterkonstanten, Elementarzellenvolumen <strong>und</strong><br />

Gitterkonstantenverhältnisse des Mullits mit Daten der PDF-Kartei (Nr. 150776).<br />

Gitterkonstanten Mittelwerte der Messungen bei Raumtempe- PDF-Kartei<br />

Mullit 3Al2O3·2SiO2 ratur nach Auslagerung bei 1500 °C<br />

(Nr. 150776)<br />

a 7,5403 � 0,00137 7,5456<br />

b 7,6809 � 0,0145 7,6898<br />

c 2,8867 � 0,0056 2,8842<br />

V EZ 167,3638 � 0,943 167,35<br />

Verhältnis a/b nach 1 h 0,98468 nach 24 h 0,98712 � 0,00125 0,98125<br />

Verhältnis c/b nach 1 h 0,37565 nach 24 h 0,37471 � 0,00076 0,37507<br />

Zwei Ursachen liegen der Peakverbreiterung in Diffraktogrammen zu Gr<strong>und</strong>e: die<br />

Korngröße <strong>und</strong> die Gitterverzerrung (Eigenspannung im Gitter) /ALL94/. Da die<br />

Verbreiterung vom Winkel � abhängig ist, können beide Effekte von einander<br />

getrennt werden. Während die Verbreiterung durch Gitterverzerrung proportional<br />

zu tan� ist, verhalten sich die Effekte aufgr<strong>und</strong> der Korngröße umgekehrt<br />

proportional zu cos�. Geeignete Fourier-Analysen nach Warren-Averbach<br />

/KRM92/ ermöglichen somit die Bestimmung der Kristallitgröße der Phase, wenn<br />

von einem Peak mindestens zwei unmittelbar aufeinander folgende Ordnungen<br />

(hier: 1. Ordnung (110) <strong>und</strong> 2. Ordnung (220)) bekannt sind.<br />

3,0<br />

2,9<br />

2,8<br />

2,7<br />

2,6<br />

Gitterkonstante: c<br />

V EZ<br />

Volumen<br />

Elementarzelle<br />

0 10 20<br />

Auslagerung in h bei 1500 °C<br />

180<br />

175<br />

170<br />

165<br />

160<br />

Volumen der EZ in Å 3


Ergebnisse – Formschale<br />

Die Kristallitgröße des Mullits wurde im gesamten Back-up-Schichtmodul<br />

betrachtet, ohne das lokale Auftreten des Mullits zu berücksichtigen. Sie beträgt<br />

unabhängig von der Auslagerungsdauer bei 1500 °C <strong>und</strong> seinem Gehalt in den<br />

Formschalen Back-up-Schichten nahezu unverändert ca. 30 nm (Bild 5.11).<br />

Kristallitgröße in nm<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25<br />

Auslagerungsdauer in h bei 1500 °C<br />

Bild 5.11: Veränderung der Kristallitgröße <strong>und</strong> Gehalt des Mullits im Back-up-Material mit<br />

der Auslagerungsdauer. Die mit dem Pulverdiffraktometer <strong>und</strong> Fourieranalyse bestimmte<br />

Kristallitgröße ist die Größe der kleinsten Einheiten im Gefüge (hier: Subkörner des<br />

Mullits) innerhalb derer die gleiche kristallographische Orientierung vorliegt.<br />

Die gleichbleibende Kristallitgröße des Mullits ist eine weitere Bestätigigung dafür,<br />

dass sich ausschließlich 3/2Mullit bildet. Denkbar wäre eine abweichende<br />

stöchiometrische Zusammensetzung bzw. Kristallitgröße bei 1500 °C zwischen<br />

0 h <strong>und</strong> 1 h unmittelbar nach Einsetzen der Mullitbildungsreakion. Da das<br />

Formschalenmaterial im Prozess mindestens 1-2 h bei 1500 °C gehalten wird,<br />

bleibt dieser erste Zeitraum jedoch ohne Bedeutung.<br />

Zusammenfassende Betrachtung zum Mullit<br />

Mullit<br />

Kristallitgröße des Mullits<br />

(mittels Röntgendiffraktometrie <strong>und</strong> Fourieranalyse)<br />

Die Bildungsreaktion des Mullits ist temperatur- <strong>und</strong> zeitabhängig. Je höher die<br />

Temperatur oberhalb der Bildungstemperatur liegt, desto schneller erfolgt eine<br />

Gleichgewichtseinstellung der Phase zum umgebenden Material. Der 3/2Mullit mit<br />

einer Kristallitgröße von 30 nm entsteht bei kontinuierlichem Aufheizen oberhalb<br />

1500 °C, bzw. nach kurzer Haltezeit bei 1500 °C. Langzeitige Temperaturbehandlungen<br />

bei niedrigeren Temperaturen können zur Ausbildung von Mullit schon bei<br />

ca. 1450 °C führen. Eine Auslagerungstemperatur von 1600 °C führt bereits<br />

während des Aufheizens zur Mullitbildung <strong>und</strong> nach nur 2 h Haltezeit zum gleichen<br />

Mullitgehalt wie eine 6-stündige Temperung bei 1500 °C. Bis 24 h Auslagerung<br />

bleiben die 14 Gew.-% Mullitgehalt dann sowohl bei 1500 °C als auch bei 1600 °C<br />

im Back-up-Material erhalten.<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

Mullitgehalt in Gew.-%<br />

49


50 Ergebnisse – Formschale<br />

5.3 <strong>Mikrostruktur</strong> der Stützschicht nach Auslagerung bei 1500 °C<br />

5.3.1 Ausgangsgefüge nach dem Vorbrand<br />

Die gesamte Stützschicht der Formschale ist durch einen regellosen, makroskopisch<br />

homogenen Aufbau ohne Schichtstruktur charakterisiert. Eine Betrachtung<br />

der <strong>Mikrostruktur</strong> zeigt jedoch, dass in dem mikroskopisch heterogenen Gefüge<br />

grobe aber feinporige Al2O3-Besandungskörner in einer Matrix aus SiO2-Binder<br />

<strong>und</strong> kleinsten Al2O3-Füllerkörnern eingebettet sind (Bild 5.12). Vom Schaleninneren<br />

zum -äußeren steigt der Durchmesser der für die einzelnen Schichtmodule<br />

verwendeten Al2O3-Besandungskörner an (Korngrößengradient: 0,12-0,25 mm<br />

über 0,25-0,5 mm nach 0,5-1,0 mm). Dabei bleibt das Verhältnis von Binder zu<br />

Füller innerhalb der Tauchmassen der einzelnen Module nahezu gleich. Hohlkanäle<br />

oder längliche Poren (1-500 �m) unterbrechen die Bereiche der Füllerpartikel.<br />

An den Kontaktstellen zwischen den Besandungs- <strong>und</strong> den Füllerkörnern<br />

befinden sich hauptsächlich r<strong>und</strong>liche Poren. Die Hohlkanäle <strong>und</strong> die r<strong>und</strong>lichen<br />

Poren bilden zusammen das in Bild 5.12, rechts dargestellte <strong>und</strong> für die Back-up-<br />

Schicht typische Porennetzwerk.<br />

Porenkanäle<br />

Pore<br />

Pore<br />

Al 2 O 3 -<br />

Besandungskorn<br />

Al 2O 3-Füllerkörner<br />

+ SiO 2-Binder<br />

Bild 5.12: Links: SEM Aufnahme eines typischen Gefügeausschnitts der makroskopisch<br />

homogenen Stützschicht (Back-up-Schicht) nach dem Vorbrand (1200°C/4h). Charakteristisch<br />

sind Morphologie <strong>und</strong> mikroskopisch heterogene Anordnung von Poren, Besandungs-<br />

<strong>und</strong> Füllerkörnern. Rechts: 3-D-Rekonstruktion der Porenverteilung innerhalb der<br />

Stützschicht aus �Ct-Messungen (Höhe: 300 Schichten mit 34 �m pro Schicht).<br />

5.3.2 Einfluss der Auslagerungsdauer<br />

Pore<br />

8 mm<br />

8 mm<br />

Die Auslagerung von Back-up-Proben bei 1500 °C simuliert die im Gießprozess<br />

übliche Haltephase der Formschale vor dem Abguss. Eine qualitative optische<br />

Bewertung abgeschreckter Proben, deren Gefügeverband in-situ „eingefroren“ ist,<br />

ergibt, dass die Auslagerung bei 1500 °C keine Veränderung der Porösität oder<br />

Makrorissbildung bewirkt. Während der Temperaturbehandlung von bis zu 24 h<br />

reagieren die Ausgangskomponenten Al2O3 (Füllerkörner) <strong>und</strong> SiO2 (Binder) miteinander<br />

zu 3/2-Mullit (3Al2O3�2SiO2). In rasterelektronenmikroskopischen (SEM)<br />

10 mm


Ergebnisse – Formschale<br />

Untersuchungen wird deutlich, dass sich der Mullit ausschließlich in den Füller-<br />

Binder-Bereichen (Tauchmasse) befindet. Säume mit mullitischer Zusammensetzung<br />

an Al2O3-Füller- oder Al2O3-Besandungskörnern konnten in keiner Probe<br />

beobachtet werden. Die nähere Betrachtung des Gefüges erfolgt im folgenden<br />

nach steigender Haltezeit bei 1500 °C.<br />

1 h<br />

Unmittelbar nach Erreichen der 1500 °C-Haltetemperatur setzt die Mullitreaktion<br />

ein (vergleiche Kapitel 5.2.3). Mittels energiedispersiver Elementanalyse (EDX)<br />

können bereits nach einstündiger Auslagerung Gefügebereiche aus kleinsten<br />

Einzelkörnern (ca. 1-5 �m) mit der mittleren Zusammensetzung des 3/2-Mullits<br />

von ca. 78 Gew.-% Al2O3 <strong>und</strong> 22 Gew.-% SiO2 nachgewiesen werden.<br />

In SEM-Aufnahmen ist die in Kapitel 5.2.3 ermittelte amorphe SiO2-Phase nicht<br />

nachweisbar. Zur Klärung der Kristallinität <strong>und</strong> der lokalen Gefügeverhältnisse in<br />

den SiO2-Binder-Al2O3-Füller-Bereichen wurden die einzelnen Phasen mittels<br />

Transmissionselektronenmikroskopie (TEM) untersucht (Bild 5.13).<br />

Al 2 O 3<br />

0,5 �m<br />

Mullit<br />

Mullit<br />

SiO 2<br />

amorph<br />

Al 2O 3<br />

Al 2 O 3<br />

Al 2O 3<br />

Al 2 O 3<br />

Bild 5.13: TEM-Aufnahme eines Ausschnitts aus dem Binder-Füller-Bereich der Probe<br />

1500°C/1h. Deutlich sind die in eine Matrix aus amorphem SiO2 eingelagerten kristallinen<br />

Al2O3-Füllerkörner (Tauchmasse) zu erkennen. Dazwischen befinden sich kristalline 3/2-<br />

Mullitkörner in direktem Kontakt mit der Matrix <strong>und</strong> den Kor<strong>und</strong> (Al2O3)-Körnern. In allen<br />

SiO2-Bereichen ist ca. 1 Gew.-% Na2O enthalten.<br />

Deutlich sind die eingelagerten Kor<strong>und</strong>-Körner (Al2O3-Füller) sowie kristalline<br />

Bereiche mullitischer Zusammensetzung in einer SiO2-reichen amorphen Matrix<br />

zu erkennen. Die kristallinen Phasen, Kor<strong>und</strong> <strong>und</strong> Mullit, können durch ihre charakteristischen<br />

Elektronenbeugungsbilder jeweils voneinander <strong>und</strong> von amorphen<br />

Phasen unterschieden werden. Amorphes Material zeigt keine Bragg´schen Beugungsreflexe<br />

der auf Gitterplätzen befindlichen Atome, sondern nur diffuses<br />

Streulicht. Die Beugungsbilder der kristallinen Phasen zeigen einen hohen Streulicht-Anteil,<br />

da zum einen die umgebende amorphe Matrix <strong>und</strong> zum anderen eine<br />

51<br />

Elektronenbeugungsbild<br />

der kristallinen<br />

Phase<br />

Elektronenbeugungsbild<br />

der amorphen<br />

Phase


52 Ergebnisse – Formschale<br />

größere Schichtdicke analysiert werden. Die Phasenzuordnung erfolgte des<br />

Weiteren aufgr<strong>und</strong> der chemischen Zusammensetzung aus Punktmessungen<br />

mittels EDX, ihre Abgrenzung zu anderen Gefügebestandteilen aus Linescans.<br />

Der Mullit bildet sich in Zwickeln der Al2O3-Füllerkörner, die von einer mit Na2O<br />

angereicherten amorphen SiO2-Binder-Matrix umgeben sind, d. h. in der Kontaktzone<br />

der Edukte des Mullits (Bild 5.14). An diesen Kontaktzonen wird ein erhöhter<br />

Na2O-Gehalt (3-5 Gew.-%) festgestellt. Das Na2O ist zum einen als Stabilisator im<br />

Silika-Sol-Binder enthalten <strong>und</strong> zum anderen kann es aus der Dissoziation des �-<br />

Al2O3 (11Al2O3�Na2O) bestehenden Fülleranteils stammen (siehe Kapitel 5.2.2).<br />

Bei Anwesenheit von Na2O ist daher die Bildung einer niedrigviskoser Flüssigphase<br />

in diesem nicht kristallisierten SiO2 oberhalb 1200 °C sehr wahrscheinlich<br />

/HYD96/. Die einzelnen Mullitkörner sind durch scharfe Grenzen von den Al2O3-<br />

Füllerkörnern getrennt <strong>und</strong> wachsen diesen nicht auf.<br />

Bild 5.14: Verteilung der<br />

Gefügebestandteile in der<br />

Stützschicht nach 1h bei<br />

1500°C (Linescan, WDX-<br />

Analyse). Die relativen Gehalte<br />

von Al2O3, SiO2 <strong>und</strong><br />

Na2O zeigen die einzelnen<br />

Phasen <strong>und</strong> ihr Vorkommen<br />

im Gefüge an. Im<br />

Mullit sind ca. 23 Gew.-%<br />

SiO2 <strong>und</strong> in seiner Umgebung<br />

ca. 1-2 Gew.-% Na2O<br />

enthalten. Die Spalten zwischen<br />

Al2O3-Füller- <strong>und</strong><br />

Mullit- bzw. Binderphase<br />

entstehen entweder bei der<br />

Probenpräparation oder<br />

durch Thermospannungen<br />

während des Abkühlens.<br />

3 h<br />

Intensität<br />

Messspur<br />

5 �m<br />

Al 2O 3<br />

Na 2 O<br />

Einbettmittel<br />

Al 2O 3 Mullit Al 2O 3<br />

Ort der Analyse<br />

SiO 2<br />

5 �m<br />

Infolge weiterer Auslagerung nimmt der Anteil an Mulliteinzelkörnern innerhalb der<br />

amorphen SiO2-Binderphase im Back-up-Gefüge zu (Bild 5.15, Mullit (1)). Der<br />

Aluminiumoxidgehalt in den Einzelkörnern (Mullit (1)) ist im Vergleich zu dem<br />

stöchiometrischen 3/2-Mullit z.T. erhöht (Tabelle rechts, Bild 5.15). Ein möglicher<br />

Gr<strong>und</strong> hierfür ist, dass die Korngröße des Mullits das Auflösungsvermögen der<br />

Messoptik unterschreitet, <strong>und</strong> somit das Al2O3 benachbarter Alumiumoxidkörner<br />

mit in die Elementanalyse (EDX) eingeht.<br />

Desweiteren akkumulieren benachbarte Körner <strong>und</strong> bilden bis zu 15-20 �m große<br />

xenomorphe 3/2-Mullitverbände im Gefüge (Bild 5.15, Mullit (2)). Währenddessen<br />

erfolgt deren Anbindung an die Al2O3-Füllerkörner teilweise übergangslos <strong>und</strong><br />

dicht, teilweise bilden sich schmale Spalten <strong>und</strong> Risse zwischen den Mullit- <strong>und</strong>


Ergebnisse – Formschale<br />

den Al2O3-Körnern (Bild 5.15, Mullit (2) sowie Bild 5.14). Häufig verlaufen auch<br />

Risse durch die Mullitverbände hindurch, die am wahrscheinlichsten aufgr<strong>und</strong> von<br />

Thermospannungen entstehen (Bild 5.16, links, Vergrößerung aus Bild 5.15).<br />

Wegen der unterschiedlichen Atommassen können im 20 �m großen Mullitverband<br />

anhand verschiedener Helligkeitsstufen im Rückstreuelektronenbild (BSE)<br />

hellere Al2O3-reiche Bereiche von dunkleren SiO2-reichen (bis 34 Gew.-%)<br />

unterschieden werden (Bild 5.16). Dabei entspricht die mittlere Zusammensetzung<br />

des gesamten Verbands der des stöchiometrischen 3/2-Mullits.<br />

Mullit (2)<br />

Mullit (1)<br />

Mullit (1)<br />

Al 2O 3<br />

Na2O Al2O3 Al2O3-Korn 1 99<br />

Mullit (1)<br />

1 81<br />

Mullit (2)<br />

2 78<br />

Bild 5.15: SEM-Aufnahme des Binder-Füller-Bereichs einer bei 1500 °C für 3 h<br />

ausgelagerten Back-up-Probe. Deutlich sind verschiedene Morphologien, die der frühen<br />

Mullitgenese (Mullit (1): kleinste Einzelkörner, ca. 1-5 �m) <strong>und</strong> die der späteren Genesestadien<br />

(Mullit (2): homogene Cluster <strong>und</strong> Verbände, Korngröße ca. 20 �m) zu erkennen.<br />

Die gemessenen Na2O-Gehalte sind aufgr<strong>und</strong> der Analysegenauigkeit nur qualitativ zu<br />

bewerten, d. h. in dem nachgewiesenen SiO2 ist auch Na2O anwesend.<br />

3 h 5 h<br />

Mullit<br />

Riss<br />

Mullit<br />

helle Bereiche:<br />

SiO 2 12 Gew.-%<br />

Al 2O 3 87 Gew.-%<br />

Ideale Zusammensetzung<br />

3/2-Mullit:<br />

Al 2O 3: 78 Gew.-%<br />

SiO 2: 22 Gew.-%<br />

Bild 5.16: Mikrorisse <strong>und</strong> inhomogene Verteilung von Al2O3 <strong>und</strong> SiO2 innerhalb der 3/2-<br />

Mullitkörner im Binder-Füller-Bereich der Back-up-Schicht nach Auslagerung bei 1500 °C<br />

für 3 h (SEM-Aufnahmen, links: Ausschnittsvergrößerung von Mullit (2), Bild 5.15) <strong>und</strong> 5 h<br />

(rechts). Hellere, gegenüber dem 3/2-Mullit Al2O3-reiche Bereiche sind von einer dunkleren<br />

Phase umgeben. Diese „Matrix“ ist z.T. SiO2-reich (ca. 34 Gew.-%), z.T. entspricht sie<br />

mit 78 Gew.-% Al2O3 <strong>und</strong> 22 Gew.-% SiO2 der Zusammensetzung 3Al2O3�2SiO2.<br />

53<br />

mittlere<br />

Zusammensetzung<br />

Oxid in Gew.-%<br />

SiO 2<br />

0<br />

18<br />

20<br />

dunkle Bereiche:<br />

SiO 2 22 Gew.-%<br />

Al 2O 3 77 Gew.-%


54 Ergebnisse – Formschale<br />

5 h<br />

Neben den größeren Mullitverbänden sind nur wenige verstreute Mulliteinzelkörner<br />

an deren Randbereichen nachzuweisen. Auch nach fünf St<strong>und</strong>en Haltezeit<br />

bei 1500 °C (rechts, Bild 5.16) zeigt sich das Auftreten zweier Gefügebereiche<br />

innerhalb eines Mullitverbands. TEM-Untersuchungen an abgeschreckten Proben,<br />

die zwischen 3 h <strong>und</strong> 6 h ausgelagert wurden, zeigen keine Veränderung zu dem<br />

Gefügezustand nach 1 h Auslagerung (siehe Bild 5.13).<br />

18 – 24 h<br />

Nach 18 bis 24 St<strong>und</strong>en Auslagerung sind keine Einzelkörner mehr, sondern nur<br />

homogene 3/2-Mullitverbände erkennbar. Sie sind stoffschlüssig an die umgebenden<br />

Al2O3-Partikel geb<strong>und</strong>en, zeigen aber an ihren Rändern häufig Risse.<br />

Neben amorphen Bereichen aus reinem SiO2 können mittels TEM auch amorphe<br />

Bereiche aus SiO2 <strong>und</strong> Al2O3 nachgewiesen werden. Diese Alumosilikatglasphasen<br />

befinden sich an der Phasengrenze zu Al2O3-Füllerkörnern. Der Probenausschnitt<br />

mit ausgewählten Punktanalysen in Bild 5.17 enthält keinen kristallinen<br />

Mullit. In keiner TEM-Probe, auch nicht in speziellen Körnerpräparaten konnten<br />

kristalline SiO2-Phasen nachgewiesen werden.<br />

Al 2O 3<br />

1<br />

kristallin<br />

Al 2O 3<br />

amorph<br />

2<br />

SiO 2 + Na 2O<br />

3<br />

4<br />

7<br />

5<br />

8<br />

6<br />

10<br />

9 11<br />

Al 2 O 3<br />

12<br />

0,2��m<br />

Analysepunkt<br />

Bild 5.17: TEM-Aufnahme eines Ausschnitts der Probe 1500°C/18h. Die schwarze Linie<br />

zeigt die Phasengrenze der kristallinen Al2O3-Füllerkörner zu den amorphen Bereichen<br />

an. Der grenznahe amorphe Bereich besteht aus SiO2 <strong>und</strong> Al2O3 mit erhöhtem Na2O-<br />

Gehalt (Tabelle rechts: Elementverteilung aus Punktanalysen).<br />

Zusammenfassende Betrachtung der Mullitbildung bei 1500 °C im Gefüge<br />

� 0-1 h: Erste 3/2-Mullitbildung innerhalb der amorphen Na2O/SiO2-Matrix in<br />

Zwickeln der Al2O3-Füllerkörner ohne Beteiligung der Besandungskörner.<br />

� 1-4 h: Hauptsächlich Bildung von Einzelkörnern (1-5 �m), Akkumulation zu<br />

Verbänden (15-20 �m), Mikrorissbildung, Al2O3-reiche Bereiche im 3/2-Mullit.<br />

� 5-24 h: Homogeniesieren der Verbände, kaum Einzelkornbildung (Gehalt<br />

konstant, Kapitel 5.2.3), Anreicherung von Al2O3/Na2O innerhalb SiO2-amorph..<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

Oxide in Gew.-%<br />

Na 2O SiO 2<br />

Al 2O 3<br />

>1<br />

>1<br />

5<br />

4<br />

3<br />

>1<br />

5<br />

>1<br />

>1<br />

>1<br />

>1<br />

>1<br />

99<br />

96<br />

17<br />

63<br />

85<br />

99<br />

55<br />

96<br />

99<br />

99<br />

99<br />

93<br />

>1<br />

4<br />

83<br />

37<br />

15<br />

>1<br />

40<br />

4<br />

>1<br />

>1<br />

>1<br />

7


Ergebnisse – Formschale<br />

5.4 Mechanische <strong>Eigenschaften</strong><br />

Zur Bestimmung der mechanischen <strong>Eigenschaften</strong> der Formschale werden<br />

Biegefestigkeitsuntersuchungen im Vierpunkt- <strong>und</strong> Dreipunktbiegeversuch bei<br />

Raumtemperatur <strong>und</strong> bei hohen Anwendungstemperaturen durchgeführt. Bei den<br />

Vierpunktuntersuchungen ergeben sich die im Folgenden diskutierten Festigkeiten<br />

aus den werkstoffspezifischen Kenngrößen �0 <strong>und</strong> Weibull-Modul m der auf Zug<br />

belasteten Unterseite der Back-up-Schichten. Der �0-Wert entspricht der Biegebruchspannung<br />

bzw. dem Spannungsniveau <strong>und</strong> der Weibull-Modul m ist ein Maß<br />

für die Streuung der Messwerte /WEI51/. Hauptaugenmerk der Untersuchungen<br />

liegt auf dem mechanischen Verhalten der Formschale bei der im Gießprozess<br />

relevanten Temperatur von 1500 °C. Die Grenztemperatur, ab der die Formschale<br />

erweicht bzw. ihre Duktilität deutlich ansteigt, wird in Druckversuchen ermittelt. Im<br />

Vierpunktbiegekriechversuch wird auf das Verformungsverhalten der Formschale<br />

in Abhängigkeit von der Temperatur abschließend gesondert eingegangen.<br />

5.4.1 Raumtemperatur-Biegefestigkeit als Funktion der Vorbehandlung<br />

Die Biegefestigkeit bei Raumtemperatur (RT) steigt je höher die Temperatur <strong>und</strong><br />

je länger die Haltezeit der vorangegangenen Auslagerung gewählt wurde<br />

(Bild 5.18, Bild 5.19, Anhang Tabelle 11.5).<br />

ln ln 1/(1-F)<br />

2<br />

0<br />

Thermoschock<br />

1200°C/4h+1200°C/4h/H 2 O<br />

(Näherung: � 0 =6<br />

m 1<br />

1500°C/1h/<br />

oxidierend<br />

� 0 =14<br />

m =6<br />

-2<br />

-4<br />

m2 grün<br />

m2 (Näherung:<br />

�0 =7<br />

m =7)<br />

m<br />

1500°C/1h/Vakuum<br />

�0 =12<br />

m =6<br />

0,0 1,0 2,0<br />

ln �c mit � in MPa<br />

3,0 4,0<br />

Bild 5.18: Weibull-Diagramme (Versagenswahrscheinlichkeit lnln1/(1-F) als Funktion der<br />

Biegefestigkeit ln �c) der Ergebnisse aus der Vierpunktbiegeprüfung bei Raumtemperatur<br />

in Abhängigkeit von der thermischen Vorbehandlung des Formschalenmaterials.<br />

Für die grüne Formschalenprobe (60 mm x 10 mm x 10 mm) lässt sich aus dem<br />

Weibull-Diagramm (Bild 5.18) eine mittlere Vierpunktbiegefestigkeit von 7 MPa<br />

ermitteln. Ein oxidierender oder unter Vakuum (ca. 1�10 -7 bar) durchgeführter<br />

Brand bei 1500 °C für 1 h erhöht die Festigkeit auf das Doppelte (12-14 MPa). Die<br />

m 1<br />

55


56 Ergebnisse – Formschale<br />

Werte des geprüften Formschalenmaterials sind statistisch unbestimmt verteilt.<br />

Dies zeigt der Weibull-Modul m, d. h. die Steigung im Weibull-Diagramm, mit<br />

Werten unter 10 an. Der Weibull-Modul m <strong>und</strong> die �0-Werte für grüne <strong>und</strong> wasserabgeschreckte<br />

Proben können nur abgeschätzt werden. Die Biegefestigkeit der<br />

Thermoschockproben liegt im Bereich ihrer Grünfestigkeit. Die entsprechenden<br />

Kurven weisen zwei Steigungen (m1 <strong>und</strong> m2) auf, welche entweder durch<br />

vorgeschädigte <strong>und</strong> damit schwächste Proben (m2) verursacht werden oder einen<br />

Hinweis auf zwei unterschiedliche Schädigungsmechanismen geben /MUN89/.<br />

Thermoschockverhalten:<br />

Die niedrigen Restfestigkeiten ���b,3P) der nach der Auslagerung bei 1500 °C in<br />

Wasser abgeschreckten Proben bleiben mit 4-5 MPa nahezu über den gesamten<br />

Auslagerungszeitraum konstant (1200 °C/Vakuum (6 MPa Bild 5.19). Unabhängig<br />

von der thermischen Vorbehandlung liegt ein von mikrostrukturellen Veränderungen<br />

(Mullitbildung, SiO2) oder dem Grad der Versinterung (siehe Kapitel 5.1.2)<br />

unbeeinflusster überlagerter Schädigungsmechanismus vor. Die einzig auf<br />

Dehnungsunterschiede der hauptsächlichen Gefügebestandteile Al2O3 <strong>und</strong> Mullit<br />

zurückzuführende Rissbildung kann wegen der ähnlichen Ausdehnungskoeffizienten<br />

(ca. 8�10 -6 K -1 ) ausgeschlossen werden. Während des Abschreckvorgangs<br />

werden Gefügebestandteile (Füller-Binder-Besandung) aufgr<strong>und</strong> von Thermospannungen<br />

separiert. Die daraus resultierende Makrorissbildung ist für die<br />

geringe Festigkeit verantwortlich.<br />

Biegefestigkeit � b,3P in MPa<br />

22,5<br />

20,0<br />

17,5<br />

15,0<br />

12,5<br />

10,0<br />

7,5<br />

5,0<br />

2,5<br />

Einfluss der Temperatur<br />

t = konst. = 4 h<br />

1200 °C<br />

1400 °C<br />

0,0<br />

1200 °C 1400 °C<br />

Temperatur in °C<br />

1500 °C<br />

Einfluss der Zeit<br />

T = konst. = 1500 °C<br />

Bild 5.19: Raumtemperatur-Biegefestigkeiten von Formschalenproben aus Dreipunktbiegeversuchen<br />

(3PB) in Abhängigkeit von den Brennbedingungen (Vorbrand: 1200 °C/<br />

4 h/Ofen) <strong>und</strong> Vergleich der Biegefestigkeiten von luftgekühlten <strong>und</strong> in Wasser abgeschreckten<br />

Proben nach Auslagerung bei 1500 °C. Mit zunehmender Temperatur <strong>und</strong><br />

Auslagerungsdauer steigt die Festigkeit. Nach 4 h Haltezeit bei 1500 °C fallen die Werte<br />

ab. Angegeben sind die Mittelwerte (min. 3 Einzelwerte) mit Standardabweichungen.<br />

0 h<br />

1 h 2 h<br />

1500 °C<br />

Vierpunktbiegefestigkeit<br />

�0 Festigkeitsniveau-Vorbrand: 1200 °C/4 h/Ofen<br />

Festigkeitsniveau-grün<br />

an Luft abgekühlt<br />

4 h<br />

in H 2O<br />

abgeschreckt<br />

0 h 1 h 2 h 3 h 4 h 5 h<br />

Auslagerungsdauer bei 1500 °C


Ergebnisse – Formschale<br />

Wegen der unterschiedlichen Verläufe der Biegemomente liegen die Werte für die<br />

Dreipunktbiegefestigkeit der größeren Biegestäbe (100 mm x 30 mm x 10 mm) bis<br />

auf die Grünfestigkeit um ca. 30% oberhalb der Vierpunktbiegewerte <strong>und</strong> sind bei<br />

gleicher thermischer Vorbehandlung geringer gestreut /MUN89/. Für eine<br />

bruchstatistische Auswertung der Dreipunktbiegefestigkeit liegen nicht genügend<br />

Werte vor (Anhang Tabelle 11.5). Nach dem bei den Formschalen durchgeführten<br />

Vorbrand (1200 °C/4 h/Ofen) ist die Festigkeit gegenüber der Grünfestigkeit kaum<br />

erhöht (Bild 5.19). Ein weiterer Brand bei 1200 °C für 4 h führt zu einer Erhöhung<br />

auf �b,3P 14 MPa <strong>und</strong> ein Brand bei 1400 °C für 4 h auf �b,3P 16 MPa. Die<br />

Festigkeit bei 1500 °C steigt von �b,3P 16 MPa nach 0 h bis auf 18 MPa nach 1 h<br />

Auslagerung an, bleibt ca. 1 h konstant (2 h 17 MPa) <strong>und</strong> ist dann nach 4 h<br />

Auslagerung wieder auf 11 MPa abgefallen. Für diese Festigkeitsabnahme um ca.<br />

40% sind mikrostrukturelle Veränderungen, wie die Mullitbildung oder kontrollierte<br />

Rissausbreitung aufgr<strong>und</strong> der geringen Steifigkeit des Materials, verantwortlich.<br />

5.4.2 Abschätzung der Erweichungstemperatur im Druckversuch<br />

Die Übergangstemperatur, bei der das Back-up-Material erweicht <strong>und</strong> sich damit<br />

eine sprunghafte Erhöhung der Duktilität ergibt, wurde im Druckversuch bei<br />

verschiedenen Temperaturen ermittelt (Bild 5.20).<br />

Spannung � in MPa<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

1200 °C<br />

40<br />

20 900 °C<br />

1000 °C<br />

Bruch der Proben<br />

0<br />

0,00 0,05 0,10 0,15 0,20 0,25<br />

Dehnung � in %<br />

Druckversuch<br />

Prüftemperatur<br />

Bild 5.20: Typische Spannungs-Dehnungskurven von im Druckversuch geprüftem Backup-Material.<br />

Da die Dehnung unter 2% bleibt, wird die technische Spannung als Funktion<br />

der technischen Dehnung aufgetragen. Deutlich ist das Erweichen der Formschale ab<br />

1200 °C anhand der sinkenden Festigkeit <strong>und</strong> der höheren Duktilität zu erkennen. Dieses<br />

korreliert mit der Bildung einer SiO2-reichen Flüssigphase ab 1200 °C.<br />

Alle drei Kurven zeigen ein plastisches Fließen der Formschale, für das die amorphe<br />

SiO2-Bindephase verantwortlich ist. Anhand der flacher verlaufenden Dehnungskurve<br />

bei 1200 °C (Bild 5.20) ist das Erweichen der Formschale zu erkennen.<br />

Diese starke Verformung ist ein Hinweis auf die Anwesenheit einer Flüssig-<br />

57


58 Ergebnisse – Formschale<br />

phase, die aus der „Verflüssigung“ des SiO2-Binders innerhalb der Füller-Binder-<br />

Bereiche des Back-up-Materials resultiert. Die maximale Druckspannung beträgt<br />

nur 80 MPa bei einer Dehnung von 0,06%. Dagegen ist die Formschale bei<br />

900 °C <strong>und</strong> 1000 °C noch vollständig kristallin <strong>und</strong> entsprechend weniger duktil als<br />

bei 1200 C. Es werden Werte bis 120 MPa bei einer Dehnung von 0,02% bzw.<br />

0,03% erreicht.<br />

5.4.3 Hochtemperatur-Biegefestigkeit zwischen 1000 °C <strong>und</strong> 1550 °C<br />

Die Hochtemperaturfestigkeit (HT) der Formschale wird in Vierpunktbiegeversuchen<br />

<strong>und</strong> durch bruchstatistische Auswertungen (Weibull-Modul m <strong>und</strong> Spannungsnivieau<br />

�0) ermittelt. Die Weibull-Diagramme in Bild 5.21 erlauben die graphische<br />

Bestimmung des Spannungsniveaus �0 bei verschiedenen Temperaturen<br />

nach 1 h <strong>und</strong> 5 h Auslagerung. Bild 5.22 (Anhang Tabelle 11.6) zeigt die Weibull-<br />

Diagramme, aus denen die Ermittlung des Spannungsniveaus bei 1500 °C als<br />

Funktion der Auslagerungsdauer erfolgte. Die Biegefestigkeit der Einzelproben �c<br />

ist der Wert, bei dem im Versuch (konstante Querhauptgeschwindigkeit:<br />

0,1 mm/min) das Maximum der Spannung erreicht wird. Bei einem Vergleich mit<br />

anderen Statistiken dieser Art sind der charakteristische Aufbau der Formschale<br />

sowie die mittlere Probenanzahl von 15 zu berücksichtigen.<br />

ln ln(1/1-F)<br />

ln (ln 1/1-F)<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

Auslagerungsdauer<br />

1 h 5 h<br />

1h<br />

m=6<br />

� 0 =23 MPa<br />

5h<br />

m=6<br />

� 0 =29 MPa<br />

1200 ln °C �c mit � in MPa<br />

1 h<br />

m=3<br />

� 0 =6 MPa<br />

1000 °C<br />

5 h<br />

m=3<br />

� 0=6 MPa<br />

0 2 4<br />

ln � c mit � in MPa<br />

Bild 5.21: Weibull-Diagramme der Ergebnisse aus Vierpunktbiegeprüfungen der Formschale<br />

bei 1000 °C bis 1550 °C (1500 °C: Bild 5.22) sowie Weibull-Modul m <strong>und</strong> Spannungsniveau<br />

�0 (Versagenswahrscheinlichkei 63%). Aufgetragen sind die Versagenswahrscheinlichkeit<br />

lnln1/(1-F) als Funktion der Biegefestigkeit ln �c.<br />

ln ln 1/(1-F)<br />

ln ln 1/(1-F)<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

1400 °C<br />

1 h<br />

m=5<br />

� 0 =2 MPa<br />

5 h<br />

m=2<br />

� 0 =2 MPa<br />

1550 ln °C �c mit � in MPa<br />

1h<br />

m=4<br />

� 0 =2 MPa<br />

5h<br />

m=2<br />

� 0 =6 MPa<br />

0 2 4<br />

ln � c mit � in MPa


Ergebnisse – Formschale<br />

Das Hochtemperaturverhalten der Formschale ist nicht linear abhängig von der<br />

Temperatur <strong>und</strong> der Dauer der Auslagerung. Temperaturspezifische Gefügeveränderungen<br />

<strong>und</strong> die Annahme, dass oberhalb 1200 °C eine Flüssiphase anwesend<br />

ist (Kapitel 5.4.2), bedingen eine starke Streuung der einzelnen Werte für die<br />

Biegebruchspannungen. Diese starke Streuung geht aus dem Weibull-Modul m<br />

hervor, der mit Werten zwischen 1 <strong>und</strong> 6 sehr niedrig ist (Bild 5.21). Durch die<br />

zwei unterschiedlichen Steigungen der Weibull-Kurve bei 1550 °C wird ein<br />

möglicher Wechsel des Bruchmechanismusses angezeigt. Für einige Proben<br />

dieser Messreihe ist das plastische Fließen ausschlaggebend für das Versagen;<br />

für andere ist kontrollierte Rissausbreitung innerhalb der kristallinen Bereiche zu<br />

postulieren.<br />

ln ln 1/(1-F)<br />

ln ln 1/(1-F)<br />

ln ln 1/(1-F)<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

0 h<br />

m=3,4<br />

� 0=1<br />

ln (ln 1/1-F)<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

1 h<br />

m=3<br />

� 0=3,7<br />

ln (ln 1/1-F)<br />

-4<br />

-1 0 1<br />

-4<br />

2 -1 0 1<br />

-4<br />

2 -1 0 1<br />

-4<br />

2 -1 0 1 2<br />

2 ln �c � 2 ln �c � 2 ln �c � 2 ln �c �<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

ln (ln 1/1-F)<br />

-4<br />

-1 0 1<br />

-4<br />

2 -1 0 1<br />

-4<br />

2 -1 0 1<br />

-4<br />

2 -1 0 1 2<br />

2 ln �c � 2 ln �c � 2 ln �c � ln �c in MPa<br />

1<br />

1<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

15 h<br />

m=1,85<br />

� 0 =2,45<br />

4 h<br />

m=3<br />

� 0=1,03<br />

ln (ln 1/1-F)<br />

ln (ln 1/1-F)<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

5 h<br />

m=2,4<br />

� 0=1,16<br />

18 h<br />

m=3,5<br />

� 0 =2,23<br />

ln (ln 1/1-F)<br />

Bild 5.22: Weibull-Diagramme der Ergebnisse aus Vierpunktbiegeprüfungen der Formschale<br />

bei 1500 °C. (Versagenswahrscheinlichkeit lnln1/(1-F) als Funktion der Biegefestigkeit<br />

ln �c mit Angabe der Weibull-Parameter m <strong>und</strong> �0 in MPa).<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

2 h<br />

m=4,1<br />

� 0=3,5<br />

6 h<br />

m=3,5<br />

� 0=1,8<br />

24 h<br />

m=3,4<br />

� 0 =2,24<br />

-4<br />

-1 0 1<br />

-4<br />

2 -1 0 1<br />

-4<br />

2 -1 0 1 2<br />

ln �c in MPa ln �c mit � in MPa ln �c in MPa<br />

ln (ln 1/1-F)<br />

ln (ln1/1-F)<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

3 h<br />

m=2,7<br />

� 0=1,92<br />

10 h<br />

m=4,12<br />

� 0=2,48<br />

59


60 Ergebnisse – Formschale<br />

Die Formschale erträgt unter Druckbeanspruchung (Kapitel 5.4.2) eine höhere<br />

Belastung als unter Biegebeanspruchung. Die bei 1200 °C bestimmten<br />

Festigkeiten liegen im Druckversuch bei ca. 80 MPa <strong>und</strong> im Biegeversuch bei<br />

max. 7 MPa (Bild 5.23). Dies ist durch die beim Biegeversuch zusätzlich<br />

auftretenden Zugspannungen zu begründen /MUN89/.<br />

Die Festigkeitswerte der bei 1000 °C noch vollständig kristallinen Formschale (23-<br />

30 MPa) sind um ein Vierfaches höher als bei allen höheren Prüftemperaturen<br />

(Bild 5.23). Bei allen Verformungsmechanismen fällt die Festigkeit mit der<br />

Temperatur. Hier sinkt die Biegebruchfestigkeit bei 1200 °C auf ca. 6 MPa <strong>und</strong><br />

fällt bei 1400 °C unter 2 MPa ab. Wie bei Versuchen unter Druck (Kapitel 5.4.1) ist<br />

dies mit der Ausbildung der SiO2-Schmelzphase innerhalb der Binderphase zu<br />

erklären. Die von der Auslagerungsdauer unabhängigen niedrigen Festigkeiten bei<br />

1400 °C sind geringer als die Grünfestigkeit der Formschale <strong>und</strong> in der mit der<br />

Temperatur fallenden Viskosität der Flüssigphase begründet.<br />

Biegebruchspannung � 0 in MPa<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

5 h<br />

1 h<br />

1.000 1.200<br />

Temperatur in °C<br />

1.400 1.600<br />

Bild 5.23: Einfluss der Temperatur auf das Heißbiegeverhalten der Formschale. Oberhalb<br />

1000 °C ist ein deutlicher Festigkeitsabfall zu erkennen. Aufgetragen sind die aus Bild<br />

5.21 ermittelten Biegebruchspannungen �0 nach 1 h <strong>und</strong> 5 h Auslagerung. Für die �0-<br />

Werte werden die 95%ige Vertrauensbereiche nach DIN 51110 Teil 3 angegeben.<br />

Nach 5 h Haltezeit <strong>und</strong> bei sehr hohen Temperaturen (1500-1550 °C) hat die<br />

Formschale wieder mehr Festigkeit (3,5-6 MPa, Bild 5.23). Die Biegebruchspannung<br />

�0 der Formschale bei 1500 °C steigt laut Bild 5.24 zwischen 0 h <strong>und</strong><br />

2 h Auslagerung an (1-4 MPa). Nach ca. 4 h bis 6 h Auslagerung ist eine mittlere<br />

Festigkeit von 2,5 MPa erreicht, die bis 24 h nahezu konstant bleibt. Der Festigkeitsanstieg<br />

hängt neben Sinterprozessen unmittelbar mit der Mullitbildung bzw.<br />

der Kristallisation der Flüssigphase (SiO2-Binder) <strong>und</strong> dem damit einhergehenden<br />

verringerten Schmelzphasenanteil, sowie der höheren Viskosität der Schmelzphase<br />

infolge von Konzentrationsänderungen zusammen (siehe Kapitel 6.2.2).


Ergebnisse – Formschale<br />

Biegebruchspannung � 0 in MPa<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

Hochtemperatur-Biegefestigkeit<br />

der Formschale<br />

Bild 5.24: Einfluss der Auslagerungsdauer auf die Festigkeit der Formschale bei 1500 °C.<br />

Die Biegebruchspannung �0 steigt zwischen 0 h <strong>und</strong> 2 h Auslagerung an (1 MPa - 4 MPa)<br />

<strong>und</strong> erreicht nach ca. 4 h bis 6 h eine mittlere Festigkeit von 2,5 MPa, die bis 24 h nahezu<br />

konstant bleibt. Aufgetragen sind die für verschiedene Auslagerungsdauern ermittelten<br />

Mullitgehalte, Gehalte der amorphen SiO2-Phase <strong>und</strong> Biegebruchspannungen �0, der<br />

63% der Proben standhalten (Weibull-Diagramme Bild 5.22). (Fehlerbetrachtung: HT-<br />

Festigkeit: 95%ige Vertrauensbereiche nach DIN 51110 Teil 3, Mullit <strong>und</strong> Glasphase: � 2 ).<br />

5.4.4 Verformung der Stützschicht bei 1000 °C <strong>und</strong> 1500 °C<br />

Mullit<br />

2<br />

4<br />

2<br />

0<br />

SiO2-amorph 0<br />

0 5 10 15 20 25<br />

Auslagerungdauer bei 1500 °C in h<br />

Das Kriechverhalten des Formschalenmaterials wird im Vierpunktbiegekriechversuch<br />

unter konstanter Last bei 1000 °C <strong>und</strong> 1500 °C nach Erreichen der<br />

Prüftemperaturen untersucht. Der Biegekriechversuch simuliert dabei die im<br />

Gießprozess <strong>und</strong> während der Formfüllung auftretenden Spannungen. Wegen der<br />

geringen kontrollierbaren Verformung erfolgt die Auftragung der Kriechkurven für<br />

die Back-up-Schichten in Bild 5.25 als Funktion der Zeit. Die angegebenen Prüfspannungen<br />

� liegen jeweils unterhalb der Biegebruchspannung �0 des Materials<br />

(Kapitel 5.4.3) <strong>und</strong> entsprechen dem Quotienten aus vorgegebener Kraft <strong>und</strong> dem<br />

Biegewiderstandsmoment der Einzelprobe. Durchschnittlich wurde über einen<br />

Zeitraum von 20 h gemessen, ohne dass es dabei zum Bruch der Proben kam.<br />

Ein Vergleich der Verläufe der Kurven in Bild 5.25 zeigt die Zunahme der<br />

Dehnung <strong>und</strong> Verformungsgeschwindigkeit mit steigender Temperatur. Je höher<br />

die gewählte Spannung � bei konstanter Temperatur desto größer sind Dehnung �<br />

<strong>und</strong> Kriechgeschwindigkeit d�/dt. Diese Ergebnisse konnten auch in Druck-<br />

Kriechversuchen (Anhang Tabelle 11.7) bestätigt werden.<br />

Bei 1000 °C <strong>und</strong> einer Belastung von 10 MPa wird eine stationäre Kriechgeschwindigkeit<br />

von 9·10 -7 s -1 nach 5 h erreicht. Bei einer Spannung von nur 1 MPa<br />

stellt sich dagegen erst nach ca. 10 St<strong>und</strong>en eine annähernd konstante Kriechgeschwindigkeit<br />

von 2,8·10 -12 s -1 ein.<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

Mullit <strong>und</strong> SiO2 amorph<br />

Phasengehalte in Gew.-%<br />

61


62 Ergebnisse – Formschale<br />

Bild 5.25: Plastisches Verformungsverhalten der Formschalen-Stützschichten bei<br />

1000 °C <strong>und</strong> 1500 °C im Biegeversuch (siehe Anhang Tabelle 11.7). Dehnung <strong>und</strong> Verformungsgeschwindigkeit<br />

nehmen mit steigender Temperatur zu. Je höher die gewählte<br />

Spannung bei konstanter Temperatur desto größer sind Dehnung <strong>und</strong> Kriechgeschwindigkeit.<br />

Bei 1500 °C wird kein stationärer Kriechbereich erreicht. Das Material<br />

verformt sich mit abnehmender Geschwindigkeit über den gesamten Messzeitraum.<br />

Bei einer Versuchstemperatur von 1500 °C nimmt die Kriechgeschwindigkeit im<br />

gesamten Messzeitraum bis 25 h stetig ab. Ein konstanter Wert, d. h. ein stationäres<br />

Kriechen wird nicht erreicht. Die Kriechgeschwindigkeit beträgt bei Belastung<br />

mit 0,5 MPa nach 5 h 7·10 -6 s -1 <strong>und</strong> nach 10 h 5,6·10 -6 s -1 . Bei Belastung mit nur<br />

0,1 MPa wird nach ca. 10 h eine Kriechgeschwindigkeit von 1,4·10 -6 s -1 erreicht.<br />

Die Spannungen im Versuch sind zu klein, um während der Anfangsphase des<br />

Kriechens elastische Verformungsvorgänge beobachten zu können.<br />

Abschätzung des Kriechexponenten n<br />

Der Kriechexponent n gibt Hinweise auf den dominierenden Verformungsmechanismus<br />

/MUN89/. Er ermöglicht die Bewertung von Materialien ähnlicher Beschaffenheit<br />

<strong>und</strong> damit den direkten Vergleich verschiedener Formschalensysteme. Die<br />

Abschätzung des Kriechexponenten n erfolgt aus dem Norton-Kriechgesetz (Gleichung<br />

5.1), welches die minimale (stationäre) Kriechgeschwindigkeit beschreibt:<br />

tb<br />

mit:<br />

Dehnung � in %<br />

Kriechgeschwindigkeit<br />

d�/dt in s-1 � �<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

10 MPa<br />

0,0<br />

0 5 10<br />

Zeit in h<br />

1 MPa<br />

15 20<br />

10-8 10-6 10-4 10-14 10-12 10-10 �n<br />

bzw.<br />

10 MPa<br />

1 MPa<br />

0 5 10 15 20<br />

Zeit in h<br />

�<br />

n<br />

c, min (5.1)<br />

ε � �<br />

�<br />

� c,min mit �<br />

� = d�/dt = minimale Kriechgeschwindigkeit<br />

tb = Lebensdauer, hier werden exemplarisch 5 h <strong>und</strong> 10 h eingesetzt<br />

� = angelegte Spannung<br />

n = Kriechexponent<br />

Dehnung � in %<br />

Kriechgeschwindigkeit<br />

d�/dt in s-1 0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0,0<br />

10 -4<br />

10 -5<br />

10 -6<br />

10 -7<br />

0,5 MPa<br />

0,1 MPa<br />

0 5 10 15 20<br />

Zeit in h<br />

0,1 MPa<br />

0,5 MPa<br />

0 5 10 15 20<br />

Zeit in h


Ergebnisse – Formschale<br />

Da der Versuch nicht bis zum Bruch geführt wurde, werden die Werte für tb=5 h<br />

bzw. 10 h ausgewertet. Bei der doppellogarithmischen Auftragung der Kriechgeschwindigkeit<br />

gegen die Spannung können aus den Steigungen die Kriechexponenten<br />

(n) graphisch ermittelt werden (Bild 5.26). Der hier bestimmte n-Wert ist<br />

nur eine Näherung, da die Prüfspannungen bei 1000 °C <strong>und</strong> 1500 °C unterschiedlich<br />

sind <strong>und</strong> der Verformungsmechanismus temperatur- <strong>und</strong> spannungsabhängig<br />

ist /HOL71/. Des Weiteren ist die Anzahl der Messpunkte im Intervall zu gering,<br />

um Mechanismusänderungen bei einer Temperatur erfassen zu können.<br />

Kriechgeschwindigkeit d�/dt in s -1<br />

10-13 10-12 10-11 10-10 10-9 10-8 10-7 10-6 10-5 10-4 1500 °C<br />

5 h<br />

n=0,92<br />

0,1 1 10<br />

Hydrostatischer Druck<br />

beim Gießen<br />

Spannung � in MPa<br />

Bild 5.26: Abschätzung des Kriechexponenten n für die Back-up-Schicht bei 1000 °C <strong>und</strong><br />

1500 °C aus der Darstellung von Kriechgeschwindigkeit <strong>und</strong> Spannung. Mit dem<br />

kleineren n-Wert bei 1500 °C gegenüber dem bei 1000 °C korreliert eine höhere Verformungsgeschwindigkeit.<br />

Die deutlichen Größenunterschiede sind Hinweis auf unterschiedliche<br />

Verformungsmechanismen. Die von /HYD96/ ermittelten Werte gelten nur für<br />

die in ihren Messungen gewählten Spannungen <strong>und</strong> können nicht extrapoliert werden.<br />

Die Kriechexponenten sind bei beiden Prüftemperaturen (1000 °C <strong>und</strong> 1500 °C)<br />

nach 5 h <strong>und</strong> 10 h Auslagerung ähnlich groß. Bei 1500 °C korreliert der deutlich<br />

niedrigere Kriechexponent (n�1) mit einer höheren Verformungsrate als bei<br />

1000 °C (n�5,5). Die Temperaturabhängigkeit von n zeigt, dass die Verformungsmechanismen<br />

der Stützschicht bei 1000 °C <strong>und</strong> 1500 °C unterschiedlich sind.<br />

Zusammenfassende Betrachtung<br />

10 h<br />

n=0,85<br />

10 h<br />

��n=5,6<br />

5 h<br />

��n=5,3<br />

1000 °C<br />

Die Festigkeit <strong>und</strong> das Verformungsverhalten der Formschale sind abhängig von<br />

der Temperatur <strong>und</strong> der Auslagerungsdauer. Bei 1000 °C zeigt das Material hohe<br />

Festigkeiten <strong>und</strong> geringe Verformung. Ab 1200 °C ist die deutliche Duktilitätszunahme<br />

auf die Ausbildung einer Flüssigphase zurückzuführen. Der Anstieg des<br />

Feststoffgehalts durch die Mullitkristallisation korreliert mit einer höheren<br />

Biegefestigkeit oberhalb 1500 °C als bei 1200 °C oder 1400 °C.<br />

63<br />

Literaturdaten:<br />

Al 2O 3 gepresst<br />

mit Glasphase<br />

1200 °C:<br />

��n=2,5 /CHE97/<br />

1100 °C:<br />

��n=2,25 /FET94/<br />

Formschale<br />

Al 2 O 3 -ZrSiO 4<br />

1000 °C:<br />

n=2,3 /HYD96/<br />

1400 °C:<br />

n=6,4 /HYD96/


64 Diskussion – Formschale<br />

6 DISKUSSION – FORMSCHALE<br />

6.1 Reaktionsmechanismus von Mullit in der Stützschicht<br />

Die Mullitreaktion ist stark temperatur- <strong>und</strong> zeitabhängig. Eine Auslagerung bei<br />

1500 °C führt zu einer quantitativen Anreicherung des Mullits, die nach 4 h ein<br />

Maximum von ca. 14 Gew.-% erreicht <strong>und</strong> über einen Zeitraum bis 24 h<br />

annähernd konstant bleibt.<br />

Die vorliegenden Untersuchungen geben keinen Hinweis auf die Beteiligung der<br />

kristallinen SiO2-Phasen an der Mullitreaktion. Die deutliche Abnahme der Festigkeit<br />

bzw. das Erweichen der Formschale (Kapitel 5.4.2) oberhalb 1200 °C ist ein<br />

sicherer Hinweis auf die Bildung einer Flüssigphase innerhalb der amorphen SiO2-<br />

Partikel der Binderphase. Zwar kristallisiert bei ca. 960 °C (Kapitel 5.1.2) ein Teil<br />

des amorph verbleibenden SiO2 sowie der �-Quarz irreversibel zu Hoch(�)-<br />

Cristobalit, doch bestätigen Untersuchungen mittels XRD (Kapitel 5.2) <strong>und</strong> TEM<br />

(Kapitel 5.3.2) die Bildung einer SiO2-reichen Glasphase /LIU94/. Aufgr<strong>und</strong> des<br />

metastabilen Eutektikums bei ca. 1300 °C im System Al2O3-SiO2 /RIS77/ (Bild 3.6,<br />

Kapitel 3.2.3) geht diese oberhalb 1400 °C in eine niedrigviskose Flüssigphase<br />

über (Kapitel 5.4.2) /HYD96/, /MEC98/. Deren Entstehung ist hier allerdings<br />

überwiegend auf die Anwesenheit von 0,3 Gew.-% Na2O im SiO2 zurückzuführen<br />

(siehe unten <strong>und</strong> Kapitel 6.2.2). Damit entspricht die Mullitbildung innerhalb der<br />

Formschalen-Stützschichten einer Fest-Flüssig-Reaktion aus einer sogenannten<br />

Übergangs-Flüssigphase Gr<strong>und</strong>sätzlich sind die in Bild 3.7, Kapitel 3.2.3<br />

genannten Reaktionstypen zur Bildung von Mullit denkbar.<br />

Unter der Annahme, das die stabilen Phasengrenzen gültig sind (Bild 3.6, Kapitel<br />

3.2.3) bildet sich Mullit laut Typ 1 (Bild 3.7) ähnlich einer peritektischen Reaktion<br />

durch Interdiffusion zwischen Al2O3-Füllerkörnern <strong>und</strong> SiO2-Partikeln. Dabei wird<br />

ein Konzentrationsgradient von SiO2 in den Al2O3-Füllerkörnern erzeugt, wodurch<br />

ein Mullitsaum auf den Al2O3-Füllerkörnern gebildet würde. Diese Reaktion kommt<br />

nach einiger Zeit zum Stillstand, da die Diffusionswege des flüssigen SiO2 in das<br />

kristalline Al2O3 immer länger werden. Da weder Reaktionszonen noch ein saumartiges<br />

Anwachsen des Mullits, das die Veränderung der Gitterkonstanten während<br />

des Wachstums zur Folge hätte /WEI81/, beobachtet wurden, ist die Mullitbildung<br />

in den Formschalen-Stützschichten durch Interdiffusion möglich, aber ein<br />

Bildungsmechanismus infolge einer Ausscheidungsreaktion wahrscheinlicher.<br />

Durch schnelle Diffusionsprozesse (laut Typ 2a) kann Al2O3 im flüssigen SiO2<br />

gelöst <strong>und</strong> bei Abkühlung zu Mullit umgesetzt werden. Die Menge des gebildeten<br />

Mullits ist zum einen abhängig von der Menge des SiO2 <strong>und</strong> zum anderen von der<br />

maximalen Löslichkeit von SiO2 in Al2O3. Den Ergebnissen des Kapitels 5 sowie<br />

der im Phasendiagramm Bild 3.6 dargestellten möglichen Bildung von metastabilen<br />

Phasen bei 1500°C zur Folge ist aber eine isotherme Ausscheidungsreaktion<br />

in Anlehnung an Typ 2b (Bild 3.7) am wahrscheinlichsten. Für eine solche u.a. bei<br />

/TAK73/ systematisch untersuchte Reaktion sprechen die schnelle Bildungszeit<br />

<strong>und</strong> die verhältnismäßig großen Prezipitate (5-20 �m) nur innerhalb der Füller-


Diskussion – Formschale<br />

zwickel (Bild 5.15). Desweiteren sind die gleichbleibende stöchiometrische Zusammensetzung<br />

des 3/2-Mullit in der Grenzzusammensetzung 3Al2O3�2SiO2 <strong>und</strong><br />

die im gesamten Reaktionszeitraum unveränderten Gitterkonstanten sowie Kristallitgrößen<br />

von ca. 30 nm (Kapitel 5.2.4) ebenfalls Hinweis auf eine Ausscheidungsreaktion<br />

analog dem Reaktionssintern. Es lässt sich folgender in Bild 6.1<br />

schematisch dargestellter Mechanismus für die Bildungsreaktion von Mullit im<br />

Back-up-Modul entwickeln, in der eine Primärausscheidungsphase von einer<br />

sek<strong>und</strong>ären Wachstumsphase unterschieden wird:<br />

1. Ausgangszustand - Ort der beteiligten Edukte im Back-up-Material:<br />

Aufgr<strong>und</strong> kleinster Kornradien der Al2O3-Füllerkörner <strong>und</strong> kolloidaler SiO2-Partikel<br />

im nm-Bereich mit hoher Oberflächenenergie ist die Mullitbildung in den Zwickeln<br />

der Al2O3-Füller, d.h. an der Grenzfläche Binder/Füller, innerhalb der Binderphase<br />

der Back-up-Schicht kinetisch begünstigt. Die ebenfalls aus Al2O3 bestehenden<br />

deutlich gröberen Besandungskörner (0,12-1,0 mm) stehen in Kontakt zu der<br />

Tauchmassenschicht, sind aber nicht an der Mullitisierung innerhalb der Formschale<br />

beteiligt. Der ermittelte Reaktionsbeginn bei 1500 °C stimmt gut mit<br />

Angaben der Literatur überein /ROT99/, /MEC98/, /SMÜ94/, /HO94/.<br />

2. Bildung der SiO2-Flüssigphase - Reaktionsbeginn<br />

Die SiO2-Flüssigphase wird deutlich vor dem Einsetzen der Mullitreaktion bereits<br />

während des Aufheizvorgangs gebildet (Kapitel 5.4). Bei 1500 °C ist davon auszugehen,<br />

dass sich das im Füller vorhandene �-Al2O3 (11Al2O3·Na2O) aufgr<strong>und</strong> der<br />

Gegenwart des flüssigen SiO2 zu �-Al2O3 <strong>und</strong> freiem Na umgewandelt hat<br />

/STE84/, /MCD78/. Dieses zusätzliche Na reagiert mit dem ebenfalls freiwerdenden<br />

Sauerstoff <strong>und</strong> ist neben dem aus dem Sol stammenden Na2O in der SiO2-<br />

Flüssigphase angereichert. Na2O ist sowohl für die Bildung der Übergangs-<br />

Flüssigphase /SMÜ94/, /WAN92/ als auch für die Senkung der Schmelz- bzw.<br />

Kristallisationstemperatur verantwortlich (Kapitel 3.2.3) /HYD96/ /JON95/.<br />

3. Auflösen von Al2O3<br />

Die SiO2-Flüssigphase wirkt als „Becken“, in dem sukzessive Al2O3 aus den<br />

zwangsbenetzten Füllerpartikeln gelöst <strong>und</strong> angereichert wird. Dadurch tritt eine<br />

Verdichtung dieser Schmelzphase ein, welche die Mullitkristallisation beschleunigt<br />

/WAN92/, /GRF61/.<br />

4. Primär-Mullitbildung –Auscheidung<br />

Die Ausscheidung von Mullit aus dieser flüssigen Alumosilikatglasphase (Kapitel<br />

5.3.2) erfolgt spontan nach Erreichen der Sättigungskonzentration, die dem 3/2-<br />

Mullit entspricht (SiO2 22 Gew.-%; Al2O3 78 Gew.-%). Zum Auslösen der Ausscheidungsreaktion<br />

reicht laut /SMÜ94/ eine Anreicherung von 4 Mol% Al2O3 in<br />

flüssigem SiO2 aus. Dabei lagert sich das Mullitprimärkristallisat nicht an den<br />

Al2O3-Füllerkörnern an, sondern kristallisiert im Innern der flüssigen SiO2-Matrix.<br />

Ein oft beschriebenes nadeliges Wachstum /MEC98/ ist aufgr<strong>und</strong> der lokalen<br />

Begrenzung der Mullitausscheidung im Back-up-Modul nicht zu beobachten. Der<br />

maximale Mullitgehalt wird nach Ergebnissen der quantitativen Phasenanalyse<br />

(Kapitel 5.2.3) nach ca. 6 h erreicht. Der Volumenanteil des Mullits korreliert mit<br />

65


66 Diskussion – Formschale<br />

den primär gebildeten Ausscheidungen,<br />

da die optischen Auswertungen<br />

nach 6 h keine neuen Einzelkristallite<br />

nachweisen konnten. Dass die Mullitneubildung<br />

infolge der Ausscheidung<br />

weitgehend abgeschlossen ist, hat<br />

möglicherweise folgende Ursachen:<br />

� Wegen der Mullitausscheidung<br />

nimmt der SiO2-Gehalt in der<br />

Al2O3-SiO2-Übergangs-Flüssigphase<br />

mit steigender Auslagerungsdauer<br />

ab. Nach 3 h werden noch<br />

Bereiche mit ca. 34 Gew.-% SiO2<br />

gemessen, nach 5 h ist nur noch<br />

22 Gew.-% entsprechend des<br />

Gehalts im 3/2-Mullit nachweisbar<br />

(Bild 5.16). Die Mullitneubildung ist<br />

abgeschlossen, wenn nicht mehr<br />

ausreichend freies SiO2 zur Reaktion<br />

in der Flüssigphase vorhanden<br />

ist (Bild 5.9).<br />

� Infolge der Al2O3-Inkorporation<br />

steigt die Viskosität der SiO2-<br />

Schmelze. Die Mullitneubildung ist<br />

abgeschlossen, wenn die Viskosität<br />

lokal zu hoch ist, um weitere Al/Si-<br />

Diffusionsprozesse bzw. Al2O3-Auflösung<br />

<strong>und</strong> Ausscheidungsreaktionen<br />

zu ermöglichen (siehe<br />

�<br />

Kapitel 6.2.2).<br />

Volumenvergrößerung <strong>und</strong> Kapillarspannungen<br />

verhindern die vollständige<br />

Kristallisation der amorphen<br />

Al2O3-SiO2-Phase /ACK97/.<br />

5. Sek<strong>und</strong>är-Bildung - Wachstum<br />

Bei den Mullitausscheidungen handelt<br />

es sich um kleinste Körner (1-5 �m<br />

siehe Bild 5.15, Mullit (1)), die bei<br />

fortgeführter Auslagerung (6-24 h)<br />

einen Verband mullitischer Zusammensetzung<br />

von 20 �m Größe bilden<br />

(Bild 5.15, Mullit (2)). Dieses sek<strong>und</strong>äre<br />

Wachstum („Homogenisierung“)<br />

ist auf zwei Ursachen zurückzuführen:<br />

1. Ausgangszustand<br />

�-Al2O3 11Al2O3 ·Na2O �-Al2O3 + 2Na + + O2- >1100 °C<br />

amorph-fest<br />

+Na 2 O,<br />

u. a. Alkalien<br />

Mullit<br />

��Al2O3 bzw.<br />

��Al2O3 2. Bildung der SiO 2 -Flüssigphase<br />

5. Sek<strong>und</strong>är-Mullitbildung/<br />

Akkumulation/Homogenisierung<br />

(Ostwald-Reifung)<br />

Mullit Mullit<br />

amorph-flüssig<br />

+Na 2O, u. a. Alkalien<br />

SiO 2<br />

SiO 2<br />

Na<br />

Al 2 O 3<br />

kristallin<br />

(Cristobalit, �Tridymit, �Quarz)<br />

3. Auflösen von Al2O3 SiO2 + Al2O3 amorph-flüssig<br />

+Na2O, u. a. Alkalien stark angereichert<br />

4. Primär-Mullitbildung/Ausscheidung<br />

Al 2 O 3<br />

Mullit<br />

Al 2 O 3<br />

Al 2 O 3<br />

Al 2O 3<br />

Bild 6.1: Schematische Darstellung<br />

des Mullitreaktionsmechanismusses.


Diskussion – Formschale<br />

1) Agglomeration sukzessiv zunehmender Einzelausscheidungen ohne<br />

chemische Wechselwirkung.<br />

2) Wechselseitige Interdiffusion von Al- <strong>und</strong> Si-Spezies /WEI89/ zwischen den<br />

Mullitprimärausscheidungen (Ostwaldreifungsprozess).<br />

Dieser Prozess ist dem der Primärausscheidung untergeordnet <strong>und</strong> trägt nur<br />

unwesentlich zur Quantität des Mullits bei. Er ist vor allem bei Auslagerung von<br />

mehr als 6 h vorherrschend. Denkbar ist dann auch die Umsetzung des<br />

Cristobalits (Quarz, Tridymit (Kapitel 5.2.2)) zu Mullit, die deutlich längere<br />

Reaktionszeiten <strong>und</strong> höhere Aktivierungsenergieen benötigt /WEI89/.<br />

Die Al2O3-reichen Bereiche innerhalb der Mullitagglomerationen (Bild 5.17) sind<br />

nicht auf die Dissoziation von Mullit in SiO2 <strong>und</strong> �–Al2O3 zurückzuführen, wie sie<br />

/ZAY91/ oberhalb 1300 °C bei Vakuumwerten von 6,7�10 -5 mbar feststellte. Dies<br />

hätte eine Verringerung des Gesamtmullitgehalts innerhalb des Back-up-Moduls<br />

zur Folge. Hier liegen möglicherweise Al2O3-Körner neben den amorphen SiO2-<br />

Partikeln vor, die noch nicht zu Mullit umgelagert wurden. Aufgr<strong>und</strong> der im<br />

Phasendiagramm (Bild 3.6) dargestellten Stabilitäten der Phasen handelt es sich<br />

am wahrscheinlichsten um Al2O3-reiche Entmischungsprodukte im Sub-Solidus-<br />

Bereich /DOW69/, /TRA65/. Unter Beibehaltung der stöchiometrischen mullitischen<br />

Gesamtzusammensetzung erfolgt die Bildung von �–Al2O3. Möglich ist<br />

auch, dass inkorporiertes Al2O3 nicht mehr zu Mullit umgesetzt <strong>und</strong> ausgeschieden<br />

wird <strong>und</strong> innerhalb der dann hochviskosen Flüssigphase agglomeriert.<br />

Zusammenfassende Betrachtung:<br />

Die Mullitbildung bei 1500 °C in der Back-up-Schicht einer SiO2-Al2O3-Formschale<br />

erfolgt ähnlich dem Reaktionssinterprozess <strong>und</strong> wird durch folgende Reaktionsschritte<br />

beschrieben:<br />

� Bildung einer metastabilen niedrigviskosen Flüssigphase des aus dem Binder<br />

stammenden amorphen SiO2 bereits während des Aufheizens bis zur Prozesstemperatur<br />

1500 °C (d. h. vor der eigentlichen Mullitreaktion), hauptsächlich<br />

begründet auf Anwesenheit von Verunreinigungen (Na2O).<br />

� Eindringen der SiO2-Schmelze in die Al2O3-Füllerkörner <strong>und</strong> Aufnahme von<br />

Al2O3 in die SiO2-Schmelze infolge von Auflösungsprozessen.<br />

� Keimbildung des Mullits in der Al2O3-SiO2-Flüssigphase; vorwiegend an der<br />

Grenzfläche der Schmelze zu den Füllerkörnern.<br />

� Bis 4 h vorherrschend: Ausscheidung des 3/2-Mullits (1-5 �m) aus der Flüssigphase.<br />

� Nach 6 h vorherrschend: Agglomeration <strong>und</strong> langsames Wachstum (Ostwaldreifung)<br />

der einzelnen 3/2-Mullit-Prezipitate durch wechselseitige Al-Si-Diffusion<br />

(20 �m).<br />

� Möglicherweise Entmischung bei mehr als 3-4 h Auslagerung.<br />

67


68 Diskussion – Formschale<br />

6.2 <strong>Eigenschaften</strong> <strong>und</strong> Festigkeitsverhalten der Formschale im<br />

Gießprozess<br />

Eine gute Handhabbarkeit <strong>und</strong> Haltbarkeit der Formschale wird durch definierte<br />

Ofenheiz- <strong>und</strong> kühlraten garantiert. Der Vorbrand bei 1200 °C bewirkt eine erste<br />

Versinterung der Keramik. Bei anschließender Temperaturbehandlung steigt die<br />

Festigkeit der Formschale von Raumtemperatur bis 1000 °C aufgr<strong>und</strong> der<br />

zunehmenden Zähigkeit infolge von fortgeführten Sinterprozessen bei erhöhter<br />

Temperatur. Obwohl Sinter- von Verformungsprozessen unterschieden werden<br />

müssen, ist die Diffusion der geschwindigkeitsbestimmende Schritt für beide Prozesse<br />

/PHA83/. Bei nachfolgenden Temperaturbehandlungen oberhalb 1200 °C<br />

kann die Bildung einer Schmelzphase durch Umwandlung des amorphen SiO2<br />

erfolgen, welche die Versinterung durch die Sinterhalsbildung verstärkt. Damit<br />

wird zunächst auch die Festigkeit der Formschale gesteigert.<br />

In-situ-Untersuchungen zwischen 1000 °C <strong>und</strong> 1550 °C zeigen, dass ein zu<br />

großes Schmelzvolumen zu einer Erweichung führt <strong>und</strong> die Hochtemperatur-<br />

Festigkeit von dem komplexen Zusammenwirken folgender Prozesse <strong>und</strong> Gefügeveränderungen<br />

abhängig ist:<br />

� Sinterprozesse,<br />

� Schmelzphasenbildung in der SiO2-Bindephase,<br />

� Viskosität der Schmelzphase,<br />

� Kristallisation des SiO2 aus der Binderphase,<br />

� Phasenumwandlung (Mullitkristallisation aus der Binderphase).<br />

Bei 1000 °C verhält sich das Formschalenmaterial mit einem Kriechexponenten<br />

von n � 5,5 (Bild 5.26) wie ein Festkörper, für den plastisch-viskose Verformungsvorgänge<br />

typisch sind. Bei Metallen wird für das Versetzungskriechen ein Wert<br />

von n � 5,5 angegeben. Der hier dominierende Kriechprozess wird hauptsächlich<br />

durch Diffusionsvorgänge verursacht. Für die Deformation ist ein diffusionsbedingter<br />

Materialtransport von unter Druckspannungen stehenden Korngrenzbereichen<br />

zu denen unter Zugspannung stehenden verantwortlich (Coble-Creep<br />

/COB70/) /OHI91/, /KRO74/). Dieser Platzwechsel im Bereich von Korngrenzen<br />

findet unterhalb von Spannungen statt, die zum plastischen Fließen erforderlich<br />

sind /PET92/. Als Korngrenzen können in diesem Fall die gemeinsamen Grenzen<br />

von Einzelpartikeln der Füllerbereiche angesehen werden. Zusätzlich begünstigt<br />

die heterogene Porenstruktur einen Materialtransport, indem die Hohlräume<br />

während der Belastung mit Material verfüllt werden <strong>und</strong> so eine plastische Verformung<br />

der Probe eingestellt wird. Letztlich führt bei 1000 °C der intrakristalline<br />

Sprödbruch verb<strong>und</strong>en mit kleinen Bruchdehnungen zum Versagen des Materials.<br />

Oberhalb von 1200 °C beginnt die Formschale aufgr<strong>und</strong> der Flüssigphasenbildung<br />

zu erweichen. Bei 1400 °C liegt der höchste Anteil an Schmelzphase im Back-up-<br />

Material vor, was die plastische Verformung der Formschale begünstigt <strong>und</strong> die<br />

niedrigsten Festigkeiten der Formschale ergibt.


Diskussion – Formschale<br />

Die Festigkeit bei 1500 °C ist von der Auslagerungszeit <strong>und</strong> den mit ihr einhergehenden<br />

Gefügeveränderungen abhängig. Hierfür gibt es neben Sinterprozessen<br />

drei weitere Ursachen:<br />

1) Eine Ursache für den Festigkeitsanstieg ist die gegenüber dem Hauptbestandteil<br />

Al2O3 höhere Festigkeit der neugebildeten Phase Mullit. Die Biegefestigkeit<br />

des Mullits ist bei Raumtemperatur (270 MPa) höher als die von Al2O3<br />

(50 MPa) /KIN75/.<br />

2) Eine zweite Ursache ist die Verringerung des Flüssigphasengehalts. Die<br />

Kristallisation des Mullits aus der Bindephase nach 1 h Auslagerung <strong>und</strong> möglicherweise<br />

auch die Cristobalitbildung verringert den Anteil an Flüssigphase.<br />

Bei 1500 °C ohne Haltezeit (0 h) <strong>und</strong> bei 1400 °C unabhängig von der<br />

Auslagerungsdauer liegt die im Back-up-Modul größtmögliche Menge an SiO2-<br />

Schmelzphase vor. Dies korreliert mit den gemessenen niedrigsten<br />

Festigkeitswerten (Bild 5.22a). Nach 1 h Auslagerung bei 1500 °C wird die<br />

plastische Verformung, z.B. infolge von Gleitprozessen, durch den höheren<br />

Kristallinitätsgrad der Formschale erschwert, <strong>und</strong> die Festigkeit steigt auf ca.<br />

3,5 MPa an. Der Mullit bildet ein hochfestes Bindungnetzwerk /RAD74/.<br />

3) Eine Viskositätssteigerung der Schmelzphase infolge der Al2O3-Inkorporation<br />

(siehe hierzu Kapitel 6.2.2).<br />

Nach 6 h Auslagerung ist die maximale Umsetzung der Schmelzphase mit Al2O3<br />

zu kristallinem Mullit <strong>und</strong> damit das Gefügegleichgewicht erreicht. Die konstanten<br />

�0-Werte bei längerer Haltezeit sind auf die Verfestigung des Gefüges aufgr<strong>und</strong><br />

von weiterem Sintern bzw. der Sek<strong>und</strong>ärmullitbildung (Homogenisierung) in den<br />

Binder-Füller-Bereichen der Formschale zurückzuführen.<br />

Der niedrige Kriechexponent (n�1, Bild 5.26) zeigt deutlich, dass Versetzungsbewegungen<br />

für das Kriechverhalten bei 1500 °C nicht bedeutsam sind. Das Kriechverhalten<br />

ist bei 1500 °C von der Schmelzphase abhängig <strong>und</strong> daher mit einer<br />

größeren Bruchdehnung verb<strong>und</strong>en (Bild 5.25). Infolge des Auftretens der SiO2<br />

Schmelzphase bei 1500 °C werden zum einem Diffusionsvorgänge begünstigt <strong>und</strong><br />

zum anderen setzen Gleitprozesse innerhalb der Binder-Füller-Bereiche ein. Es<br />

kommt zu einer Dislokation zunächst der Füller- <strong>und</strong> später auch der Besandungskörner<br />

innerhalb der Back-up-Schicht. Diese verursachen weit unterhalb der<br />

gemessenen Bruchbiegefestigkeit (1-3,7 MPa) unter dem Einfluss von Zug- <strong>und</strong><br />

Scherkräften einen Festigkeitverlust. Der Verformungsmechanismus entspricht<br />

dem Newtonschen Fließen einer Flüssigkeit. Für das Versagen ist der im Binder-<br />

Füller-Bereich beginnende, interkristalline Kriechbruch verantwortlich.<br />

Abschätzung der Verformung der Formschale<br />

Mit Hilfe des Kriechexponenten n (Kapitel 5.4.4) kann näherungsweise die<br />

Verformung der Formschale bei gegebener Temperatur <strong>und</strong> bekannten Spannungsverhältnissen<br />

während des Kriechvorgangs ermittelt werden. Hierzu wird die<br />

Kriechgeschwindigkeit in Bild 5.26 auf die hydrostatische Spannung (0,04 MPa<br />

s.u.) extrapoliert <strong>und</strong> die Dehnung für eine bestimmte Auslagerungsdauer nach<br />

69


70 Diskussion – Formschale<br />

Gleichung 5.1 bestimmt. Das unterkritische Risswachstum findet keine Berücksichtigung<br />

/FET94/. Für � wird die hydrostatische Spannung bzw. der metallostatische<br />

Druck pmetall der flüssigen Superlegierung beim Abguss bei 1500 °C bei<br />

vollständiger Formfüllung gewählt. Es ergibt sich der metallostatische Druck pmetall<br />

zu 0,0386 MPa aus Gleichung 6.1:<br />

metallostatischer Druck = � = pmetall = g � hFüll � �metall (6.1)<br />

mit g Gravitationskonstante: 9,81m/s 2<br />

Füllhöhe der Form: 0,48 m<br />

hFüll<br />

�metall Dichte Superlegierung: 8,2 g/(cm 3 )<br />

� Spannung aus der Nortonbeziehung (Gleichung 5.1)<br />

Die Extrapolation auf den metallostatischen Druck pmetall von 0,04 MPa (Bild 5.26)<br />

bei einem mittleren Kriechexponenten n�0,9 bei 1500 °C <strong>und</strong> n�5,5 bei 1000 °C<br />

ergibt eine um den Faktor 10 11 größere Kriechgeschwindigkeit von 4·10 -18 s -1 bei<br />

1500 °C als bei 1000 °C (ca. 3,4·10 -7 s -1 ). Ausgehend vom untersuchten Formschalensystem<br />

<strong>und</strong> einer durchschnittlichen Haltedauer im Gießprozess von 3 h<br />

bei 1500 °C werden die Dehnungen im Kriechprozess weit unter 0,1% bei ca.<br />

0,003% liegen (Gleichung 5.1). Die Verformung der hier untersuchten Formschale<br />

ist demnach im Gießprozess, welcher die Keramik zwischen 1 h <strong>und</strong> 5 h bei<br />

1500 °C belastet, ausreichend klein, um im industriellen Gießprozess akzeptable<br />

Ergebnisse zu erzielen <strong>und</strong> die Maßvorgaben der Bauteile genau einzuhalten.<br />

6.2.1 Bedeutung der Mullitbildung<br />

Bei einer Abgusstemperatur von 1500 °C wird es in den prozessrelevanten ersten<br />

3-4 h immer zur Mullitbildung in einer Alumosilikat-Formschale (Back-up-Schicht)<br />

kommen. Die nicht abgeschlossene Primärmullitbildung <strong>und</strong> die fortdauernde<br />

Sek<strong>und</strong>ärbildung bedingen eine (lokale) Gefügeveränderung zu jedem Zeitpunkt.<br />

Der Anteil an Festphase nimmt zu, der der SiO2-Flüssigphase ab. In den<br />

Festphasenanteil gehen auch die kristallinen SiO2-Modifikationen (�-Quarzes, �-<br />

Tridymit bzw. �-Cristobalit, Kapitel 5.2.2) ein. Diese Tatsache <strong>und</strong> die<br />

netzwerkartige Verfestigung der Füller- <strong>und</strong> Besandungskörner durch den Mullit<br />

/RAD74/ steigern die Festigkeit der Formschale (Kapitel 5.4.4). Allerdings wird<br />

sich hierbei kein Gleichgewichtszustand einstellen, da mit der Mullitbildungsreaktion<br />

eine Festigkeitsänderung einher geht.<br />

Die Mullitbildung <strong>und</strong> die Sintervorgänge sowie die damit einhergehende<br />

Gefügeverfestigung verlaufen unter Volumenkonstanz. Thermische Spannungen<br />

<strong>und</strong> Spannungen, die sich aufgr<strong>und</strong> der Mullitbildungsreaktion (Phasenumwandlung)<br />

im Gefüge des Back-up-Materials aufgebaut haben, werden mittels Mikrorissbildung<br />

innerhalb kleiner kristalliner Gefügebestandteile (bis 20 �m) abgebaut.<br />

Neben den Rissen, die bei Abkühlung initiiert werden, ergeben sich zusätzliche<br />

Mikrospannungen, da die Mullitbildung wegen der im Gegensatz zu den<br />

Ausgangsbestandteilen geringeren Dichte des Mullits (/PET92/, /KIN75/:<br />

SiO2: 2,2 g/cm 3 , Al2O3: 3,7 g/cm 3 , Mullit: 2,6 g/cm 3 ) mit einer Volumenzunahme


Diskussion – Formschale<br />

verb<strong>und</strong>en ist. Diese Rissbildung erfolgt isotherm, d. h. während der Temperaturbelastung<br />

selbst. Der Mullit ist wegen seiner höheren Sprödigkeit gegenüber<br />

Aluminiumoxid /TOR97/, /FET94/ <strong>und</strong> der guten Anbindung zu den umgebenden<br />

Gefügebestandteilen das schwächste Gefügeglied. Daher verlaufen Risse<br />

vornehmlich durch diese schwächste (mullitische) Phase hindurch. Diese<br />

Mikrorissbildung <strong>und</strong> die Spaltenbildung zwischen den Füllerkörnern (Bild 5.16) ist<br />

bei 1500 °C erst nach intensiver Auslagerung (3 h bis 24 h, die für den<br />

Gießprozess selbst nicht mehr relevant ist) deutlich zu beobachten <strong>und</strong> lokal auf<br />

sub-�m Bereiche innerhalb der Füller-Binder-Partikel beschränkt. Hier bietet die<br />

Porosität für Gefügeumlagerungen genügend Raum, so dass die äußeren<br />

Abmessungen der gesamten Formschale <strong>und</strong> damit die Maßhaltigkeit des<br />

Bauteils von diesen Prozessen unbeeinflusst bleiben.<br />

Der Bildungsmechanismus infolge der Ausscheidung erweist sich für den<br />

Gießprozess als vorteilhaft. Bei einem saumartigen Aufwachsen des Mullits auf<br />

Al2O3-Körner, würden Risse durch dieses festigkeitsbestimmende Stützschichten<br />

hindurchlaufen <strong>und</strong> die Formschale irreversibel schwächen. Da sich Risse in der<br />

ausgeschiedenen mullitischen Phase verlaufen, ist die Gefahr der Schädigung der<br />

Formschale aufgr<strong>und</strong> der Mullitbildung eher unbedeutend. Damit Thermospannungen<br />

<strong>und</strong> Spannungen aufgr<strong>und</strong> der Mullitbildung im Prozess nicht zu<br />

Rissen in der gesamten Formschale führen, ist ein bestimmter Grad an<br />

„Elastizität“ der Formschale erwünscht. Die heterogene Verteilung des Mullits ist<br />

hierfür von Vorteil, weil auf die Mullitreaktion zurückzuführende Spannungen über<br />

das gesamte Back-up-Modul verteilt <strong>und</strong> nicht lokal begrenzt sind. Der Abguss<br />

sollte möglichst kurz (ca. 10 min) nach dem Erreichen der Temperatur von<br />

1500 °C erfolgen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, den Gleichgewichtszustand<br />

des Gefüges nach ca. 6-10 h Auslagerung abzuwarten. Die mullitische<br />

Phase übernimmt hierbei den „in-situ“-Spannungsabbau durch Bildung feinster<br />

Mikrorisse (Kapitel 5.3.2) oder kann während der Sek<strong>und</strong>ärwachstumsphase<br />

bereits vorhandene Risse verfüllen /KIM97/ <strong>und</strong> den Gefügeverband stärken.<br />

6.2.2 Einfluss der Flüssigphase <strong>und</strong> die Rolle von Na2O <strong>und</strong> Al2O3<br />

Die Festigkeit, die Verformung, die Verformungsgeschwindigkeit <strong>und</strong> letztendlich<br />

das Versagen der Formschale bzw. ihr Ausweiten, der sogenannte „Bulging-<br />

Effekt“, im Gießprozess ist auf die SiO2-Flüssigphase zurückzuführen. Da Al2O3<br />

von der SiO2-Schmelze gelöst wird, ist während des Gießprozesses (1500 °C/0-<br />

4 h/) von einer vollständigen Benetzung der Füller- <strong>und</strong> Besandungskörner durch<br />

die Schmelzphase auszugehen. Durch die Bildung einer Schmelzphase ist ein<br />

leichtes Abgleiten der festen Bestandteile unter Beanspruchung möglich /HYD96/,<br />

/PHA83/. Dabei wirkt der Mullit als feste Phase dem Einfluss der Schmelze<br />

entgegen. Allerdings ist die mit der Bildung verb<strong>und</strong>ene Volumenvergrößerung<br />

sowie Kapillarspannungen ebenso dafür verantwortlich, dass auch nach langer<br />

Thermobehandlung keine vollständige Kristallisation der amorphen Al2O3-SiO2-<br />

Phase erreicht wird /ACK97/.<br />

71


72 Diskussion – Formschale<br />

Der bei 1200 °C durchgeführte Vorbrand führt zwar einerseits zur Ausbildung der<br />

Flüssigphase andererseits besteht die Möglichkeit, diese im Gefüge durch<br />

Diffusionsvorgänge so zu verteilen, dass keine „Schmelzbecken“ entstehen, die<br />

wiederum Rissauslöser sind.<br />

/MEU99/ gibt bei gleicher Prüftemperatur größere Werte des Weibull-Parameters<br />

m (6-10), <strong>und</strong> höhere Hochtemperaturfestigkeiten (�0 11,2 MPa bei 1450 °C) an.<br />

Gr<strong>und</strong> dafür ist die andere Messanordnung beim Biegeversuch (Frontschichten<br />

unter Zug- <strong>und</strong> Back-up-Schichten unter Druckbelastung). Die größeren Festigkeiten<br />

sind nicht dem Back-up-Material sondern den wesentlich homogeneren Frontschichten<br />

zuzuordnen, welche aufgr<strong>und</strong> der kleineren Korngröße einen höheren<br />

Fülleranteil im Schlicker <strong>und</strong> damit insgesamt weniger Schmelzphase enthalten.<br />

Abhängigkeit der Festigkeit von der Natur der Glasphase (Viskosität)<br />

Am einfachsten wird die Verformung aufgr<strong>und</strong> einer Flüssigphase beschrieben,<br />

indem die Flüssigkeit als Gleitfilm oder „Schmiermittel“ zwischen den Körner wirkt.<br />

Deren gegenseitige Reibung wird vermindert <strong>und</strong> Bewegungen begünstigt<br />

/PHA83/. Hinzu kommt die erleichterte Diffusion, d. h. Materialtransport innerhalb<br />

der Flüssigphase. Die Verformung der Keramik bei derselben Spannung ist um so<br />

größer, je höher die Temperatur, je größer der Anteil der Schmelzphase <strong>und</strong> je<br />

niedriger ihre Viskosität ist /HYD96/, /HYN91/. Bei Temperaturen oberhalb<br />

1200 °C entsprechen die Kriechraten denen des viskosen Fließens der Schmelzphase.<br />

Dabei fließt der komplexe mikrostrukturelle Aufbau der Formschale mit ein.<br />

Das Verformungsverhalten der Formschale ist von dem charakteristischen heterogenen<br />

Gefüge <strong>und</strong> vor allem von der Beschaffenheit der Glasphase abhängig:<br />

� Menge (Kapitel 5.2) beim diskutierten Formschalensystem ca. 1 Gew-%,<br />

� Korngröße des Gefüges /CHE97/,<br />

� Zusammensetzung beeinflusst:<br />

- Benetzung (je tiefer die Penetration der Glasphase in die Korngrenzen,<br />

desto besser die Benetzung <strong>und</strong> schwächer das Gefüge /RAD74/,<br />

/HYD96/,<br />

- Kristallisationsverhalten /RAD74/, /TAK73/,<br />

- Viskosität /RAD74/, /PHA83/, /URB81/.<br />

Einfluss des Na2O<br />

Unter der Annahme, dass sich der Mullit ausschließlich aus der Al2O3-SiO2-<br />

Flüssigphase ausscheidet hat das Na2O, welches sich aus dem Sol-Stabilisator<br />

<strong>und</strong> dem dissozierten �-Al2O3 zusammensetzt, keinen direkten Einfluss auf die<br />

Mullitbildung. Indirekt allerdings führt es zur Bildung der niedrigviskosen SiO2-<br />

Flüssigphase ab ca. 1200 °C. Diese wiederum bewirkt den schnellen Reaktionsablauf,<br />

da Diffusionsvorgänge beschleunigt werden /RAD74/, /GRF61/ <strong>und</strong> erfordert<br />

nur geringe Aktivierungsenergie für Diffusionsprozesse /WEI89/.<br />

Laut /WAN92/ sind jegliche Verunreinigungen wie Na2O sogenannte „hot spots“,<br />

welche als Schwachstellen Auslöser von schädigenden Rissen sein können.


Diskussion – Formschale<br />

Na2O-Gehalte zwischen 10% <strong>und</strong> 20% führen zu einer Entmischung in Cristobalit<br />

<strong>und</strong> eine Natrium-Silikatglasphase /TRA65/. Gemäß der Reaktion: Na2O �<br />

2Na(g) + ½O2(g) evaporiert Natriumoxid, bzw. allgemein evaporieren Alkalioxide,<br />

unter Vakuum bis 1500 °C aus Silikatglasschmelzen /MAT98/. Eine verlängerte<br />

Haltezeit bewirkt neben der Gefügeveränderung eine stetige Veränderung der<br />

Schmelzphase, welche den Gießprozess beeinflusst.<br />

Wegen der als konstant angenommenen Glasphasenmenge wird die Viskosität<br />

der entscheidende Einflussfaktor für das Hochtemperaturverhalten der<br />

Formschale oberhalb 1200 °C. Die Viskosität <strong>und</strong> damit das Erweichen der<br />

Formschale kann durch geeignete Temperaturführung <strong>und</strong> Änderung der<br />

Zusammensetzung /RAD74/ eingestellt werden. Der Zusammenhang wird im<br />

folgenden Modell zur Erfassung der dynamischen Viskosität verdeutlicht /URB81/:<br />

Einfluss der Viskosität der Glasschmelze<br />

Das Modell beruht auf der kovalenten Bindung von Silikaten <strong>und</strong> Alumosilikaten,<br />

welche als sogenannte Netzwerkformer dienen. Eingebrachte Kationen wirken<br />

entweder als Netzwerkwandler oder Netzwerkformer <strong>und</strong> verändern dadurch<br />

maßgeblich die Gitterstruktur <strong>und</strong> damit die strukturellen <strong>Eigenschaften</strong> der<br />

Schmelzen. Die empirischen Formeln des Modells von Urbain /URB81/ wurden<br />

hier auf Siliciumoxid als Netzwerkformer /SHO88/ angewandt, wobei die Na + -<br />

Kationen von Na2O als Netzwerkwandler eingehen. Bei Anwesenheit von Na2O<br />

fungieren die Al 3+ -Kationen des Al2O3-Füllermaterials als Netzwerkformer.<br />

Ausgehend von dem charakteristischen strukturellen atomaren Zustand in<br />

Schmelzen kann eine statistische Leerstellenverteilung <strong>und</strong> eine Wahrscheinlichkeitsfunktion<br />

für den Wechsel der Atome von einer Leerstelle zur nächsten in<br />

direkten Zusammenhang mit der Viskosität gebracht werden, wie sie durch die<br />

WEYMAN-Relation beschrieben wird:<br />

� = A T exp(10 3 + B/T) (6.2)<br />

mit: � = dynamische Viskosität der Glasphase<br />

T = Temperatur in K<br />

A,B = Konstanten für Verhältnisse der Komponenten zueinander<br />

In die empirische Formel gehen die Verhältnisse der Komponenten zueinander als<br />

Faktoren A <strong>und</strong> B ein. Da für die hier angewandte Berechnung bestehende Daten<br />

verwendet wurden, können die Ergebnisse nur Näherungswerte sein. Für eine<br />

spätere Verfeinerung müssen die Koeffizienten anhand der physikalischen Daten<br />

<strong>und</strong> einer strukturellen Betrachtung der vorliegenden Schmelzkomposition<br />

bestimmt <strong>und</strong> überprüft werden. Die Gültigkeit der für Glasschmelzen postulierten<br />

Relation soll es ermöglichen, die Auswirkungen von Viskositätsänderungen<br />

aufgr<strong>und</strong> des Na2O- <strong>und</strong> Al2O3-Gehaltes zu bewerten.<br />

Bei der Berechnung der Viskosität der Glasphase geht der minimale Na2O-Gehalt<br />

in der Formschale mit 1,5 Mol ein, wenn in der Schmelze nur das Na2O aus dem<br />

Binder enthalten ist. Der maximale Gesamtgehalt von Na2O berücksichtigt<br />

zusätzlich den Anteil an Na2O, der sich durch Aufnahme von Na aus dem disso-<br />

73


74 Diskussion – Formschale<br />

ziierten �-Al2O3 (Füller F-R <strong>und</strong> Besandung B-1, Anhang Tabelle 11.2, Kapitel 6.1)<br />

ergibt. Hierzu wurde der Gesamtgehalt Na2O der Formschale (Anhang Tabelle<br />

11.3), der sich dann in der SiO2-Schmelze befindet, zu 5,3 Mol einbezogen.<br />

Der „Verflüssiger“ oder Netzwerkwandler Na2O senkt die Viskosität der SiO2-<br />

Schmelze im gesamten Temperaturbereich RT bis 1600 °C. Gleichzeitig erhöht<br />

die zusätzliche Anwesenheit von Al2O3 ihre Zähigkeit /WAN92/. Dieses Al2O3<br />

gelangt in Abhängigkeit von Temperatur <strong>und</strong> Auslagerung in die Schmelzphase.<br />

Da nicht alles inkorporierte Al2O3 auch zu Mullit umgesetzt wird verbleibt eine<br />

Al2O3-SiO2-Schmelze (Abbildung 5.16). Je höher der Al2O3-Gehalt, desto<br />

schlechter wird außerdem die Benetzung, so dass Gleitprozesse eingeschränkt<br />

werden /HYD96/. Außerdem werden durch den Al2O3-Gehalt Entmischungen in<br />

Na2O-SiO2-Gläsern <strong>und</strong> damit Inhomogenitäten vermieden /TRA65/, /WAN92/.<br />

log � mit � in Poise (dPas)<br />

20<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

Erweichungstemperatur<br />

log� = 7,6<br />

T Trans-min<br />

Na 2O-1,5/Al 2O 3-0<br />

Na 2 O-1,5/Al 2 O 3 -1<br />

Na 2O-1,5/Al 2O 3-10<br />

T Trans-max<br />

FEST<br />

900 1.000 1.100 1.200 1.300 1.400 1.500 1.600<br />

Temperatur T in °C<br />

SiO 2 rein<br />

Na 2O-5,3/Al 2O 3-0<br />

Na 2 O-5,3/Al 2 O 3 -1<br />

Na 2O-5,3/Al 2O 3-10<br />

log� = 13<br />

Transformationstemperatur<br />

FLÜSSIG<br />

ZÄH-PLASTISCH<br />

Bild 6.2: Berechnungen der dynamischen Viskosität � in Abhängigkeit von der<br />

Temperatur nach einem Modell von Urbain /URB81/. In Abhängigkeit von den Na2O <strong>und</strong><br />

Al2O3-Gehalten ist die Viskosität der modifizierten SiO2-Schmelzphase oberhalb ca.<br />

1200 °C zähflüssig. Bei 1000 °C ist sie unabhängig von ihrer Zusammensetzung erstarrt.<br />

Mit Gehalten von 5,3 Mol Na2O <strong>und</strong> 0 bis 1 Mol Al2O3 liegt die Viskosität der Schmelzphase<br />

bei 1500 °C unterhalb der Erweichungstemperatur (log�=7,6) <strong>und</strong> ist damit flüssig.<br />

Die aus Bild 6.2 abzulesenden Viskositäten können zur Modellierung des temperaturspezifischen<br />

Kriechverhaltens verwendet werden, wie es bei /PHA83/ <strong>und</strong><br />

/KRS88/ vorgestellt <strong>und</strong> bei /HYD96/ diskutiert wird. Folgende Zusammenhänge<br />

zwischen Kriechverhalten <strong>und</strong> berechneter Viskosität werden gef<strong>und</strong>en:<br />

Bei 1000 °C liegt die Viskosität der SiO2-Glasphase unabhängig von ihrer<br />

Zusammensetzung immer oberhalb der Transformationstemperatur <strong>und</strong> ist damit<br />

kristallin. Das gesamte Formschalenmaterial verhält sich wie ein Festkörper.


Diskussion – Formschale<br />

Ab ca. TTrans-min=1100 °C bei log�


76 Ergebnisse – Spinellbeton<br />

7 ERGEBNISSE – SPINELLBETON<br />

Die Entwicklung eines Spinellbeton-Versatzes <strong>und</strong> die Bewertung seiner Verwendungsmöglichkeit<br />

im Feinguss erfolgte in zwei Phasen. In einer ersten Phase der<br />

Versuchsführung wurde aus 26 Versuchsversätzen durch Variation der eingesetzten<br />

Rohstoffe, der Korngrößenverteilung <strong>und</strong> der Anmachwassermenge ein<br />

Endversatz entwickelt. In der zweiten Versuchsphase wird dieser als Spinellbeton<br />

oder WTM-Spinell bezeichnete Endversatz chemisch <strong>und</strong> physikalisch charakterisiert<br />

<strong>und</strong> sein Werkstoffpotenzial als Tiegelmaterial aufgezeigt. Hierbei werden<br />

thermisches Verhalten, mechanische <strong>Eigenschaften</strong>, <strong>Mikrostruktur</strong> <strong>und</strong> Kompatibilität<br />

gegenüber im Vakuumfeinguss gebräuchlichen Superlegierungen betrachtet.<br />

7.1 Charakterisierung des Spinellbetons<br />

7.1.1 Ausgangsmaterialien <strong>und</strong> chemische Analyse<br />

Bei den verwendeten Spinellpulvern AR90 (Al2O3-reich, überstöchiometrisch) <strong>und</strong><br />

AR78 (stöchiometrisch MgAl2O4; 78% Al2O3 <strong>und</strong> 22% MgO) handelt es sich um<br />

Sinterspinelle der Firma ALCOA. In den Einzelkörnern des Spinellausgangspulvers<br />

AR90 gehen zwei Bereiche ineinander über, die sich anhand von<br />

Morphologie <strong>und</strong> chemischer Zusammensetzung unterscheiden. Das Bruchgefüge<br />

in Bild 7.1 zeigt einen repräsentativen Ausschnitt des Rohmaterials AR90<br />

(Normzusammensetzung 90% Al2O3, 10% MgO). Der flächige Bereich I ist Al2O3reicher<br />

als die mittlere Zusammensetzung (Bereich III). Der nadelige (Bereich II)<br />

ist dagegen an Al2O3 verarmt (Bild 7.1, Tabelle rechts).<br />

Spinellkorn AR90, FA ALCOA<br />

20 �m<br />

II<br />

nadeliger<br />

Bereich<br />

III<br />

Bereich mittlerer Zusammensetzung<br />

Bild 7.1: SEM-Aufnahme des unpräparierten Rohmaterials AR90 der Fa. ALCOA. Es<br />

konnten ein Al2O3-reicher Bereich (I) <strong>und</strong> ein nadeliger Bereich (II) unterschieden werden.<br />

Bereich (III) beschreibt die mittlere Zusammensetzung dieser Spinellkörner.<br />

Die chemischen Analysen (XRF) des Endversatzes WTM-Spinell sowie des Versatzes<br />

ZA23D, der im Hinblick auf seine verbesserte Fließfähigkeit korngrößenoptimiert<br />

ist, befinden sich in Tabelle 7.1.<br />

I<br />

flächiger<br />

Bereich<br />

Bereiche in AR90<br />

in Gew.-%<br />

Oxid I II III<br />

Al 2 O 3 96 82 86<br />

MgO 4 18 14


Ergebnisse – Spinellbeton<br />

Tabelle 7.1: Chemische Analyse der Spinellbeton-Versätze WTM-Spinell <strong>und</strong> ZA23D. Die<br />

Zusammensetzung des Endversatzes WTM-Spinell, bestehend aus Aluminium-Magnesiumoxid-Spinellen,<br />

Calciumaluminat-Zement <strong>und</strong> Reaktiv-Aluminium/Spinell (Tabelle 4.2:<br />

Einwaage der Rohstoffe), ist Eigentum des Lehrstuhls WTM, Universität Erlangen. Der<br />

Versatz ZA23D ist Eigentum der Firma Werkstoffzentrum Rheinbach GmbH.<br />

Oxid WTM-Spinell in Gew.-% ZA23D in Gew.-%<br />

Na2O 0,13 0,06<br />

MgO 18,84 20,63<br />

Al2O3 78,96 77,31<br />

SiO2 0,24 0,23<br />

CaO 1,5 1,47<br />

Fe2O3 0,11 0,06<br />

ZrO2 0,04 0,05<br />

SO3


78 Ergebnisse – Spinellbeton<br />

Intensität<br />

4400<br />

4200<br />

4000<br />

3800<br />

3600<br />

3400<br />

3200<br />

3000<br />

2800<br />

2600<br />

2400<br />

2200<br />

2000<br />

1800<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

1500 °C/1h Vakuum<br />

1500 °C/1h oxidiert<br />

1200 °C / 4h<br />

1000 °C / 1h<br />

1000 °C / 0h<br />

900 °C / 0h<br />

800 °C / 0h<br />

700 °C / 0h<br />

600 °C / 0h<br />

110 °C / 24h<br />

5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75<br />

2�-Winkel in Grad<br />

Bild 7.2: Röntgendiffraktogramme von Spinellbeton nach unterschiedlichen Brennbedingungen.<br />

Auffällig ist das Auftreten von CA6 nach einem Brand bei 1500 °C.<br />

7.1.3 Gefüge<br />

Spinell MgAl2O4 Kor<strong>und</strong> Al2O3 Periklas MgO<br />

CaO·6Al2O3 (CA6 )<br />

CaO·2Al2O3 (CA2) CaO·Al2O3 (CA)<br />

Spinell<br />

Al 2O 3<br />

Spinell<br />

Spinell<br />

Spinell<br />

Al2O3 Al<br />

Al2O 2O3 3<br />

Spinell<br />

Spinell<br />

Al 2 O 3<br />

Al 2O 3<br />

Spinell<br />

Spinell<br />

Spinell<br />

Al2O3 Al Spinell<br />

2O3 Das Gefüge des Spinellbetons wird durch die Verfahrensschritte Mischen, Füllen<br />

einer Form, Rütteln, Abbinden, Entformen, Trocknen <strong>und</strong> Brennen beeinflusst. Die<br />

Konsistenz des Endversatzes nach dem Anrühren ist erdfeucht bzw. mörtelartig.<br />

Der Versatz verhält sich thixotrop <strong>und</strong> bindet relativ schnell ab, so dass er nach<br />

20 Minuten nicht mehr verarbeitet werden kann. Nach einem fünfminütigem Trokkenmischen<br />

<strong>und</strong> anschließendem fünfminütigem Nassmischen sind die Körner in<br />

den untersuchten Gefügen, wie angestrebt, homogen verteilt. Eine Reduzierung<br />

der Mischzeiten macht sich in einem deutlich inhomogeneren Gefüge bemerkbar.<br />

Wird die Masse vor der Erstarrung auf einem Vibrationstisch gerüttelt, so rutschen<br />

die Körner zusammen <strong>und</strong> eingeschlossene Luft kann entweichen. Auf diese<br />

Weise entsteht ein fast dichtes <strong>und</strong> regelloses Gefüge (Bild 7.3a).<br />

Grobe Spinellkörner (Aggregat) sind regellos in einer Matrix aus feinem Spinell,<br />

Reaktiv-Aluminiumoxid/Spinell <strong>und</strong> abgeb<strong>und</strong>enem Zement eingebettet. Neben<br />

den stöchiometrischen Spinellen AR78 <strong>und</strong> aluminiumoxidreichen AR90 (Kapitel<br />

7.1.1) sind teilweise magnesiumoxidreichen Spinelle anwesend. Bild 7.3c zeigt,<br />

wie die multimodale Korngrößenverteilung dafür sorgt, dass der Raum zwischen<br />

den großen Körnern ausgefüllt wird. Die Porosität verteilt sich zum einen auf die<br />

Matrix, wobei die feinen Poren homogen verteilt sind (Bild 7.3b), <strong>und</strong> zum anderen<br />

auf die Spinellkörner.


Ergebnisse – Spinellbeton<br />

a) Vorbrand 1000°C/1h<br />

Blase<br />

Spinellaggregatkorn<br />

Spinellaggregatkorn<br />

c) Brand 1500°C/1h<br />

Matrix<br />

Matrix Pore<br />

aluminiumoxidreicher<br />

Sinterspinell<br />

b) Vorbrand 1000°C/1h<br />

Spinell<br />

Poren infolge<br />

Dehydratation<br />

Furnasmodell<br />

Grobkorn:<br />

60-65 Gew.-%<br />

Feinkorn:<br />

35-40 Gew.-%<br />

Matrix<br />

1 mm<br />

Matrix: Spinell<br />

+Aluminiumoxid<br />

+Zement<br />

Bild 7.3: Gefügedarstellungen des WTM-Spinellbetons (Endversatz). SEM-Aufnahmen.<br />

a) SEM-Aufnahme <strong>und</strong> b) Lichtmikroskopische Aufnahme von Ausschnitten des Spinellbetons<br />

nach dem einstündigen Vorbrand bei 1000 °C. Das regellose Gefüge zeigt Poren<br />

in der Matrix <strong>und</strong> in den groben Spinellkörnern. Die Blase links oben konnte beim Rütteln<br />

nicht mehr entweichen c) Nach dem Brand bei 1500 °C füllen die in ihren Korngrößen<br />

abgestuften Spinelle die Lücken zwischen den jeweils größeren Fraktionen auf (SEM-<br />

Aufnahme). Die hier gewählte Vergrößerung des SEM-Fotos ist nicht ausreichend, um<br />

Zementphasen darzustellen. Die hellen Streifen in manchen Spinellkörnern sind ein Indiz<br />

für Al2O3-reiche Sinterspinelle. Rechts unten: Zum Vergleich: Ideale Korngrößenverteilung<br />

für eine dichte Teilchenpackung nach dem Furnasmodell (Kapitel 3.3.3).<br />

Die Matrix besteht aus feinkörnigem Spinell, Reaktivaluminiumoxid (Al2O3 feinster<br />

Körnung) <strong>und</strong> Zementphasen, die je nach thermischer Vorbehandlung hydratisiert<br />

oder dehydratisiert vorliegen. Der Zement dient als Bindephase, der Reaktiv-<br />

Aluminiumoxid/Spinell als Mittel zur Matrixoptimierung <strong>und</strong> die zugegebenen<br />

Additive der Verarbeitbarkeit. Die Zementphasen (Bild 7.4a) wachsen auf den<br />

Spinellkörnern auf (Bild 7.4b) <strong>und</strong> bilden ein feinvernetztes Gefüge, welches die<br />

Spinellkörner zusammenhält. Infolge einer einstündigen Temperaturbehandlung<br />

bei 1500 °C wandeln sich die Zementphasen rekonstruktiv zu CA6 um <strong>und</strong> bilden<br />

typischerweise Nadeln aus, die sich ineinander verhaken (Bild 7.4c,d).<br />

Die Anbindung der Matrix an die Spinellkörner ist so gut, dass auftretende Risse<br />

nicht nur durch die Matrix <strong>und</strong> entlang der Korngrenzen, sondern auch aus der<br />

Matrix in <strong>und</strong> durch die Körner hindurch verlaufen können (Bild 7.5). Flüssigphasen<br />

oder Reaktionssäume, wie sie bei SiO2-geb<strong>und</strong>enen <strong>und</strong> oberhalb 1500 °C<br />

gebrannten Materialien typischerweise auftreten, werden nicht ausgebildet.<br />

79<br />

Sinterporen<br />

im Spinellkorn


80 Ergebnisse – Spinellbeton<br />

Zementphasen vor dem Brand<br />

a)<br />

c)<br />

CA 6<br />

Spinell<br />

CA 6<br />

Spinell<br />

CA 6<br />

Spinell<br />

Spinell<br />

CA 6<br />

Spinell<br />

CA 6<br />

CA 6<br />

Pore<br />

1 µm<br />

CA 6<br />

CA 6<br />

CA 6<br />

Bild 7.4: Zementphasen <strong>und</strong> Gefügeausschnitte von WTM-Spinellbeton.<br />

a) Zementphasen vor dem Brand (SEM-Bild). b) Das SEM-Bild zeigt die Anbindung der<br />

feinen Matrix an ein großes Spinellkorn. c) TEM- <strong>und</strong> d) SEM-Aufnahme von wärmebehandeltem<br />

(1500 °C/1 h) Spinellbeton. Eine EDX-Analyse unterscheidet die nadelförmige,<br />

netzwerkartig verhakte Zementphase CA6 deutlich von den eingebetteten Spinellkörnern.<br />

Bild 7.5: SEM-Aufnahme von Spinellbeton. Ein Riss verläuft durch Matrix, verzweigt sich<br />

<strong>und</strong> läuft durch das Spinellkorn hindurch.<br />

b)<br />

d)<br />

Matrix<br />

Matrix<br />

Zementphasen nach dem Brand bei 1500 °C / 1 h<br />

Riss<br />

Matrix<br />

500 µm<br />

Spinell<br />

CA 6<br />

Spinell<br />

100 µm<br />

Spinell<br />

Spinell


Ergebnisse – Spinellbeton<br />

Porosität <strong>und</strong> Dichte<br />

Porositätsmessung <strong>und</strong> Gefügeuntersuchung ergeben, dass sich drei Typen von<br />

Poren ausbilden: feinste Gelporen in den Calciumaluminathydrat-Phasen, feine<br />

Kapillarporen <strong>und</strong> luftgefüllte Blasen. Typischerweise verfügen die Spinellkörner<br />

über eine sehr geringe geschlossene Porosität von 2 Vol.-% /KRI92/. Die Poren<br />

können bis zu 10 µm groß sein (Bild 7.4c). In der Matrix treten vereinzelt Blasen<br />

mit Durchmessern bis zu 2 mm auf (Bild 7.4a). Das Wassereindringverfahren<br />

liefert für die offene Porosität einen Wert von 20 Vol.-%. Die Quecksilberdruckporosimetrie<br />

ergibt eine bimodale Verteilung mit einer breiten Streuung der<br />

Porengrößen im Bereich von 0,1 µm bis 2,0 µm <strong>und</strong> einem scharfen Peak bei<br />

1,5 µm (Bild 7.6). Nach der Durchführung eines Vorbrands (1000 °C/1 h/Ofen),<br />

nach weiteren Bränden <strong>und</strong> nach Erhöhung der Anzahl der Abschreckvorgänge<br />

bei TWB-Versuchen mit der Temperaturdifferenz �T=1500 K (Bild 7.7) steigt die<br />

offene Porosität des Spinellbetons nur geringfügig um ca. 3% an.<br />

Porenvolumen in mm 3 /g<br />

0,01 0,1 1 10 0<br />

Porendurchmesser d in µm<br />

Bild 7.6: Porositätsmesskurve, gemessen mittels Quecksilberdruckporosimetrie an<br />

Spinellbeton nach einem 1500°C/1h/oxidierenden Brand.<br />

Offene Porosität in %<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Rohdichte<br />

offene Porosität<br />

grün 1000 °C/1 h/<br />

Ofen<br />

1500 °C/1 h/<br />

Luft<br />

Thermobehandlung<br />

5x<br />

1500 °C/1 h/<br />

Luft<br />

Bild 7.7: Die thermische Vorbehandlung des Spinellbetons zeigt keinen Einfluss auf seine<br />

Dichte. Die offene Porosität (aufgehende Risse) steigt bei Erhöhung der Abschrecktemperatur<br />

<strong>und</strong> der Anzahl der Abschreckvorgänge geringfügig um ca. 3%.<br />

200<br />

100<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Rohdichte in g/cm 3<br />

Gesamtporenvolumen<br />

in mm3 /g<br />

81


82 Ergebnisse – Spinellbeton<br />

Die ansteigende offene Porosität kann auf fortschreitende Rissöffnung zurückgeführt<br />

werden. Dagegen lässt sich kein Einfluss der Wärmebehandlung auf die<br />

geometrisch bestimmte Dichte von Spinellbeton erkennen, da die Werte innerhalb<br />

der Standardabweichung zwischen 2,7 g/cm³ <strong>und</strong> 2,8 g/cm liegen (Bild 7.7,<br />

Tabelle 7.2).<br />

Die durch das Werkstoffzentrum Rheinbach mittels Wassereindringverfahren<br />

ermittelte Dichte von Spinellbeton liegt zwischen 2,8 g/cm³ <strong>und</strong> 2,9 g/cm³. Wird die<br />

zwanzigprozentige Porosität mit der Rohdichte verrechnet, so ergibt sich eine<br />

Dichte um 3,5 g/cm³, was dem Wert entspricht, der sich aus den eingesetzten<br />

Spinellen, Reaktiv-Alumina/Spinell <strong>und</strong> Zement ergibt.<br />

Tabelle 7.2: Geometrisch ermittelte Rohdichten sowie die offene Porosität von Spinellbetonstäben.<br />

Vorangegangene Wärmebehandlung Porositätoffen in % Dichte in g/cm³<br />

grün, getrocknet 110 °C/24 h 17 2,76 ± 0,04<br />

1500 °C/1 h/oxidierend 18 2,78 ± 0,03<br />

1500 °C/1 h/Vakuum 2,73 ± 0,03<br />

1500 °C/1 h/ox. + 1200 °C/4 h/H2O 2,77 ± 0,02<br />

1500 °C/1 h/Luft 19 2,81 ± 0,02<br />

5 x 1500 °C/1 h/Luft (TWB-Versuch) 20 2,81 ± 0,03<br />

grün + 1200 °C/4 h/H2O 2,68 ± 0,04<br />

Bild 7.8 zeigt die statistische Verteilung der Blasen innerhalb des Werkstoffs, die<br />

typisch für die WTM-Spinellbeton-Tiegel ist. Die aus den Mikro-Ct-Daten gewonnene<br />

Porosität von 22 Vol.-% stimmt mit den Ergebnissen der Quecksilberdruckporosimetrie<br />

gut überein.<br />

10 mm<br />

8 mm<br />

8 mm<br />

8 mm<br />

Bild 7.8: Typische statistische Verteilung von Blasen unterschiedlicher Größen innerhalb<br />

des Spinellbetons. Die Höhe des rekonstruierten 3-D-Volumens aus �Ct-Messungen<br />

beträgt 300 Schichten mit 34 �m pro Schicht (rechts: einzelne Schicht).<br />

8 mm


Ergebnisse – Spinellbeton<br />

7.1.4 Thermische <strong>Eigenschaften</strong><br />

Thermische Ausdehnung<br />

In einer Dilatometermesskurve sind während der Aufheizphase eines grünen<br />

Spinellbeton-Stäbchens bis 1500 °C, d.h. im oberen Kurvenast, zwei Stufen bei<br />

760 °C <strong>und</strong> bei 880 °C zu erkennen (Bild 7.9). Ab 880 °C bis etwa 1310 °C<br />

verläuft der Kurvenast annähernd linear, parallel zur Abkühlkurve. Die maximale<br />

lineare Dehnung beträgt 1,4%. Oberhalb von 1300 °C zeigt sich eine Schrumpfung<br />

der Probe. Zwischen 1310 °C <strong>und</strong> 1500 °C beträgt die lineare Schrumpfung<br />

0,2%. Die einstündige Haltezeit bei 1500 °C ergibt eine zusätzliche Längenabnahme<br />

von 0,1%. Insgesamt ergibt sich eine bleibende Sinterschrumpfung von<br />

0,3%. Der lineare thermische Ausdehnungskoeffizient wurde anhand der Abkühlkurve<br />

zwischen 1500 °C <strong>und</strong> 500 °C bestimmt <strong>und</strong> beträgt 9,5·10 -6 K -1 .<br />

Die an Biegestäbchen geometrisch ermittelte Schrumpfung beträgt 1,2 Vol.-%<br />

± 0,7 Vol.-%. Unter Berücksichtigung der Fehlerbreite stimmt dies mit der dilatometrisch<br />

ermittelten linearen Sinterschrumpfung von 0,3% überein. Thermoschockgetestete<br />

Biegestäbe weisen im Gegensatz dazu eine Volumenvergrößerung<br />

auf, die aus der Wasseraufnahme während des Abschreckens resultiert.<br />

Lineare Ausdehnung in %<br />

1,0<br />

0,5<br />

500 1.000<br />

Temperatur in °C<br />

1.500<br />

Bild 7.9: Dilatometerkurve von Spinellbeton zwischen 500 °C <strong>und</strong> 1500°C <strong>und</strong> einer<br />

Haltezeit von einer St<strong>und</strong>e bei 1500 °C. Der thermische Ausdehnungskoeffizient beträgt<br />

�t =9,5·10 -6 K -1 . Der Kurvenverlauf ist zwischen Raumtemperatur <strong>und</strong> 500 °C linear.<br />

Wärmetönung <strong>und</strong> Masseverlust beim Aufheizen<br />

Anhand der thermischen Analyse mittels Differenz-Wärmestrom-Kalorimetrie<br />

(DSC) wird deutlich, dass im Temperaturbereich zwischen Raumtemperatur <strong>und</strong><br />

1500 °C sowohl beim Aufheizen, als auch beim Abkühlen keine merkliche Phasenumwandlung<br />

abläuft (Bild 7.10).<br />

In einer thermogravimetrischen Messung beträgt der Masseverlust beim Aufheizen<br />

bis 1500 °C unter Vakuum insgesamt 2%. Hierfür sind Wasserabgabe <strong>und</strong><br />

Dehydratationsreaktionen verantwortlich. Dagegen ergibt sich beim Abkühlen auf<br />

83


84 Ergebnisse – Spinellbeton<br />

Raumtemperatur keine Massenänderung (Abkühlkurve Bild 7.10). Nach einem<br />

Startwert von 0,1% bei 100 °C nimmt die Ausgangsmasse bis 200 °C auf 99,8%<br />

ab. Zwischen 200 °C <strong>und</strong> 300 °C ist die Abgaberate höher <strong>und</strong> der Masseverlust<br />

beträgt bei 300 °C bereits 1,2%. Von 300 °C bis 700 °C verringert sich die<br />

Abgaberate <strong>und</strong> bei 700 °C hat die Ausgangsmasse um 1,8% abgenommen.<br />

Beim weiteren Aufheizen auf 1500 °C <strong>und</strong> nach der einstündigen Haltedauer bei<br />

1500 °C beschränkt sich der weitere Masseverlust auf 0,2%.<br />

Bild 7.10: Wärmetönung <strong>und</strong> Masseverlust unter Vakuum beim Aufheizen <strong>und</strong> Abkühlen<br />

von grünem Spinellbeton (mit 5 K/min. auf 1500 °C, 1 h Haltezeit, mit 5 K/min.).<br />

Temperatur- <strong>und</strong> Wärmeleitfähigkeit<br />

Die mittels Laser-Flash-Verfahren gemessene Temperaturleitfähigkeit ist für den<br />

Spinellbeton bei Raumtemperatur viermal so hoch wie bei 1000 °C, 1200 °C <strong>und</strong><br />

1500 °C (Bild 7.11).<br />

Temperaturleitfähigkeit<br />

in cm2 /s<br />

Masse in %<br />

100<br />

99<br />

98<br />

1<br />

DSC<br />

0<br />

97<br />

0 300 600 900 1.200<br />

-1<br />

1.500<br />

Temperatur in °C<br />

0,030<br />

0,025<br />

0,020<br />

0,015<br />

0,010<br />

0,005<br />

0,000<br />

TG<br />

0 500 1.000 1.500<br />

Temperatur in °C<br />

Temperatur- in cm 2 /s<br />

leitfähigkeit<br />

bei 25 °C 0,02645<br />

bei 1000 °C 0,00726<br />

bei 1200 °C 0,00683<br />

bei 1500 °C 0,00664<br />

Bild 7.11: Abnahme der Temperaturleitfähigkeit unter Vakuum von Spinellbeton als<br />

Funktion steigender Auslagerungstemperatur. Die Temperaturleitfähigkeit ist bei Raumtemperatur<br />

ca. viermal höher als bei 1000 °C bis 1500 °C.<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

DSC in µV/mg


Ergebnisse – Spinellbeton<br />

7.1.5 Mechanische <strong>Eigenschaften</strong><br />

Anhand kleiner Biegestäbe (60 mm × 11 mm × 9 mm) wurden die mechanischen<br />

<strong>Eigenschaften</strong> des WTM-Spinellbetons in Vierpunktbiegeversuchen ermittelt. Die<br />

Auswertung von Weibull-Diagrammen liefert die Festigkeiten �0 (wenn Term<br />

ln ln 1/(1-F) gleich Null) <strong>und</strong> den Weibull-Modul m, d.h. die Steigung der Ausgleichsgeraden<br />

(Tabelle 7.3 <strong>und</strong> Bild 7.10 <strong>und</strong> Bild 7.12).<br />

Raumtemperatur-Festigkeit<br />

Der Weibull-Modul m liegt bei Raumtemperatur für alle gesinterten Spinellbeton-<br />

Proben zwischen 10 <strong>und</strong> 20 (Abbildung 6.10) <strong>und</strong> zeigt damit eine für Keramiken<br />

geringe Streuung der Einzelwerte �c an. Die nach einer Temperaturwechselbeanspruchung<br />

(1200 °C/4 h/H2O) bei Raumtemperatur gemessenen Festigkeiten �0<br />

von 7 MPa bzw. 4 MPa liegen im Wertebereich ihrer Grünfestigkeit. Eine deutliche<br />

Erhöhung auf 30 MPa <strong>und</strong> 37 MPa lässt sich durch einen Brand bei 1500 °C für<br />

eine St<strong>und</strong>e unter Vakuum oder oxidierender Atmosphäre erreichen.<br />

ln ln 1/(1-F)<br />

Raumtemperatur-Festigkeit<br />

1<br />

4 Brand<br />

grün 2 3<br />

1500 °C/1 h/oxidierend<br />

4<br />

4<br />

1500°C grün + 1500 °C/1 h/Vakuum<br />

2<br />

1500°C/1h + 1200°C/4h/H<br />

TWB<br />

2O<br />

grün + 1200 °C/4 h/H2O m=17 m=10<br />

m=21 m=7<br />

m=16<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

m<br />

-4<br />

-4<br />

1 2 3 4<br />

ln� c mit � in MPa<br />

Bild 7.12: Weibull-Diagramme der Raumtemperatur(RT)-Biegeversuche<br />

nach unterschiedlicher<br />

Vorbehandlung.<br />

0<br />

-2<br />

85<br />

Hochtemperatur-Festigkeit<br />

1,0 2,0 3,0 4,0<br />

4<br />

Spinellbeton 1500 °C/1 h<br />

Spinellbeton 1500 °C/3 h<br />

-4<br />

1 2 3 4<br />

Bild 7.13: Weibull-Diagramme der<br />

Hochtemperatur(HT)-Biegeversuche bei<br />

1500 °C nach 1 h <strong>und</strong> 3 h Haltezeit.<br />

Ein Gr<strong>und</strong> für den geringen gemessenen Wert der Temperaturwechselbeständigkeit<br />

des grünen Betons ist das Testverfahren an sich. Nach dem Abschrecken<br />

in Wasser reagiert das bei 1200 °C vorliegende CA2 erneut zu Hydratphasen. Die<br />

kleinen Kristalle benötigen aufgr<strong>und</strong> ihrer geringeren Dichte mehr Platz im Gefüge<br />

<strong>und</strong> bringen so zusätzliche Risse ein. Bei den 1500 °C/1 h/oxidierend-vorgebrannten<br />

Proben ist jedoch laut der Röntgendiffraktogramme nur noch CA6<br />

vorhanden, welches nicht mit Wasser reagiert. Das bedeutet, dass bei den<br />

ln ln 1/(1-F)<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

m=18 m=20<br />

m<br />

ln� c mit � in MPa


86 Ergebnisse – Spinellbeton<br />

vorgebrannten Proben die Schädigung nur durch die Thermowechselbeanspruchung<br />

<strong>und</strong> nicht durch eine Hydratation entstanden sein kann. Thermoschock<br />

<strong>und</strong> Hydratation bedingen in den CA2-führenden, bei kleineren Temperaturen<br />

vorgebrannten Proben geringere Werte der Restfestigkeit.<br />

Hochtemperatur-Festigkeit<br />

Im heißen Zustand gebogene Stäbe aus Spinellbeton (1500 °C/1 h bzw.<br />

1500 °C/3 h) weisen mit einem Weibull-Modul von etwa 20 eine geringe Streuung<br />

der Festigkeitswerte auf (Tabelle 7.3 <strong>und</strong> Bild 7.13). Die Heißbiegefestigkeit des<br />

Spinellbetons liegt bei �0-Werten von 11 MPa <strong>und</strong> 12 MPa. Die Haltezeit (eine<br />

oder drei St<strong>und</strong>en) bei 1500 °C ist unbedeutend für die Hochtemperaturfestigkeit,<br />

die zwischen der Raumtemperaturfestigkeit von grünem bzw. thermoschockgetestetem<br />

<strong>und</strong> bei 1500 °C gebranntem Material liegt.<br />

Tabelle 7.3: Weibull-Parameter von Spinellbeton. Eingetragen sind der Weibull-Modul m<br />

<strong>und</strong> der werkstoffspezifischer �0-Wert nach unterschiedlichen Wärmebehandlungen <strong>und</strong><br />

bei Heißbiegeversuchen (HBV).<br />

Temperaturbehandlung Weibull-Modul m �0 in MPa<br />

grün, getrocknet 110 °C/24 h 7 7<br />

1500 °C/1 h/oxidierend 10 37<br />

1500 °C/1 h/Vakuum 16 30<br />

Thermoschock 1500 °C/1 h/ox. + 1200 °C/4 h/H2O 21 7<br />

Thermoschock grün + 1200 °C/4 h/H2O 17 4<br />

HBV bei 1500 °C/1 h 18 11<br />

HBV bei 1500 °C/3 h 20 12<br />

Verformungsverhalten<br />

In Bild 7.15 sind die einzelnen Spannungs-Verformungskurven der Heißbiegeversuche<br />

(HT) aufgetragen. Bild 7.14 zeigt die Ergebnisse der bei Raumtemperatur<br />

(RT) getesteten Biegestäbe.<br />

Spannung in MPa<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

(a) HT-Vierpunktbiegeversuch<br />

bei 1500 °C/1 h<br />

0 0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />

Durchbiegung in µm<br />

(b) HT-Vierpunktbiegeversuch<br />

bei 1500 °C/3 h<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45<br />

Durchbiegung in µm<br />

Bild 7.14: Verformungsverhalten von WTM-Spinellbeton (Biegestäbe) bei 1500 °C.


Ergebnisse – Spinellbeton<br />

Spannung in MPa<br />

Spannung in MPa<br />

40<br />

35<br />

30<br />

(a) RT-Vierpunktbiegeversuch<br />

Vorbehandlung: grün<br />

(b) RT-Vierpunktbiegeversuch<br />

Vorbehandlung:<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

1500 °C/1 h/oxidierend<br />

400<br />

0<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

5 10 15 20 25 30 35 40<br />

(c) RT-Vierpunktbiegeversuch<br />

Vorbehandlung:<br />

Durchbiegung in µm<br />

1500 °C/1 h/Vakuum<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45<br />

(d) RT-Vierpunktbiegeversuch<br />

(Restfestigkeit)<br />

Durchbiegung in µm<br />

Vorbehandlung:<br />

1200 °C/4 h/H2O 15<br />

10<br />

vorgebrannt 1500 °C/1 h/oxidierend<br />

5<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />

grün<br />

Bild 7.15: Verformungsverhalten von WTM-Spinellbeton (Biegestäbe) bei Raumtemperatur<br />

(RT) nach unterschiedlicher thermischer Vorbehandlung.<br />

Da die Kurven gekrümmt verlaufen, handelt es sich nicht um ein typisches<br />

Sprödbruchverhalten. Ausnahmen finden sich bei den grünen sowie bei den bei<br />

1500 °C oxidierend gebrannten Spinellbeton-Proben. Bei den 1500°C/1h/Vakuum-<br />

Proben ist zu erkennen, dass die Krümmung der Kurven sehr unterschiedlich<br />

verläuft, <strong>und</strong> dass die Durchbiegung (5 �m bis 35 �m) bei gleicher Bruchspannung<br />

sehr unterschiedliche Werte hat.<br />

Bruchgefüge<br />

Durchbiegung in µm<br />

Das Bruchverhalten des WTM-Spinellbetons korreliert mit der Verformung. Je<br />

größer die Durchbiegung der Proben, desto höher ist auch die Rauigkeit der<br />

Bruchflächen. Sie steigt in der Reihenfolge: Probe-grün/RT-Prüfung – Probe-vorgebrannt/RT-Prüfung<br />

– Probe-vorgebrannt/HT-Prüfung. Alle untersuchten Biegestäbe<br />

zeigen auf der Oberfläche nahe der Bruchkante feine Risse (Bild 7.16a).<br />

Für heißgebogene Proben (Bild 7.16b) sind zerklüftete Bruchflächen charakteristisch.<br />

Der Vergleich der bei 1500 °C/1 h oxidierend <strong>und</strong> unter Vakuum gebrannten<br />

Biegestäbe zeigt, dass die Vakuum-Proben nach der Raumtemperatur-Prüfung<br />

eine rauere Bruchfläche aufweisen. Thermoschockgetestete Biegestäbe zeigen<br />

eine höhere Rissdichte an der Oberfläche nahe der Bruchkante als andere<br />

untersuchte Proben.<br />

87<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45<br />

Durchbiegung in µm


88 Ergebnisse – Spinellbeton<br />

a) Bruchkante nach Bruch- b)<br />

Bruchkante nach<br />

25 °C-Biegeprüfung kante 1500 °C-Biegeprüfung<br />

Bild 7.16: Bruchverhalten <strong>und</strong> Gefüge von Bruchflächen geprüfter Biegestäbe.<br />

a) Oberflächenrisse nahe der Bruchkante (geprüft bei RT nach 1500 °C/1 h/Luft/ox).<br />

b) Bruchkante: heißgebogener Stab (1500 °C/1 h). Ein Teil der Matrix ist inselartig<br />

stehengeblieben, der Riss fächert sich unter der Pore auf <strong>und</strong> legt ein Spinellkorn frei.<br />

An den Bruchkanten ist zu erkennen, dass der Rissfortschritt durch das Material<br />

nicht glatt, sondern reißverschlussartig verläuft. Derartige Rissverläufe sind ein<br />

Hinweis auf mehrere Rissausbreitungsmechanismen. Beobachtet wurden Risse,<br />

die durch die Matrix verlaufen <strong>und</strong> die sich verzweigen. Ebenso verlaufen Risse<br />

entlang von großen Spinellkörnern oder in diese hinein <strong>und</strong> durch sie hindurch.<br />

E-Modul<br />

Für den E-Modul grüner Spinellbetonproben ergibt sich ein Wert von ca. 45 GPa<br />

<strong>und</strong> für 1500°C/1h/oxidierend gebrannten Spinellbeton ein Wert von ungefähr<br />

60 GPa. Bild 7.17 zeigt die Ergebnisse der E-Modul-Messung mittels Frequenzinterferometrie.<br />

Der E-Modul sinkt für Spinellbeton linear von 63 GPa bei<br />

Raumtemperatur auf 24 GPa bei 1000 °C.<br />

E-Modul in GPa<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

Spinellkorn<br />

Bruchkante<br />

Bruch03 - 1500/1/ox<br />

Matrix<br />

0<br />

0 200 400 600 800 1.000 1.200<br />

Temperatur in °C<br />

Bild 7.17: E-Moduln von Spinellbeton gemessen mittels Frequenzinterferometrie in<br />

Abhängigkeit von der Temperatur.


Ergebnisse – Spinellbeton<br />

Einfluss der Variation von Versatz <strong>und</strong> Probengeometrie auf die Festigkeit<br />

Große Biegestäbe (160 mm × 40 mm × 20 mm bis 40 mm) dienen der Beurteilung,<br />

ob die Ergebnisse der kleinen Biegestäbe auf größere Dimensionen<br />

übertragbar sind. Außerdem wird der Einfluss von Verflüssigern (Gluconsäure,<br />

Natriumcitrat, Plextol ® B 500) <strong>und</strong> Wassermenge auf die Festigkeit untersucht.<br />

Die Biegefestigkeit �1 von 10 MPa der Spinellbetonprobe des Endversatzes lässt<br />

sich unter Berücksichtigung des effektiven Volumens <strong>und</strong> eines angenommenen<br />

Weibull-Moduls von m=15 nach Gleichung 7.1 auf die kleinen Biegestäbe<br />

(60 mm × 11 mm × 9 ) herunterrechnen. Dies führt zu einem �0-Wert von ca.<br />

12 MPa für 1000 °C/1 h-gebrannte kleine Biegestäbe. Dieser Wert fügt sich gut<br />

zwischen das �0 von 7 MPa für grüne Proben <strong>und</strong> 30 MPa für 1500 °C/1 h/oxidierend-gebrannte<br />

Proben ein (vgl. Tabelle 7.3).<br />

�<br />

�<br />

0<br />

1<br />

�V<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� V<br />

0<br />

1<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

1<br />

m<br />

mit: �1 / V1 =Biegefestigkeit / Volumen große Probe<br />

�0 / V0 =Biegefestigkeit / Volumen kleine Probe<br />

m =Weibull-Modul<br />

89<br />

(7.1)<br />

Es stellt sich heraus, dass der Vibriervorgang zu höheren Festigkeiten führt, <strong>und</strong><br />

dass sich durch die Zugabe von Verflüssigern die Festigkeit auf 5 MPa halbiert.<br />

Bereits die Mehrzugabe von einem Prozent Wasser reicht aus, um Trocknungsrisse<br />

hervorzurufen <strong>und</strong> die Bruchfestigkeit ebenfalls auf 5 MPa zu halbieren.<br />

7.1.6 Thermomechanische <strong>Eigenschaften</strong><br />

Da Materialien im Vakuumfeinguss hohen Temperaturen, langen Verweildauern<br />

<strong>und</strong> großen Temperaturwechseln ausgesetzt sind, bestimmt das Verhalten des<br />

Spinellbetons in Thermoschock- bzw. Thermowechselversuchen die Standzeit<br />

<strong>und</strong> damit die Einsatzmöglichkeiten. Der Einfluss der thermischen Vergangenheit<br />

auf die Thermowechselbeständigkeit TWB in Abhängigkeit von der Temperaturdifferenz<br />

�T <strong>und</strong> der Zahl der Zyklen wurde durch Abschrecken an Luft bestimmt.<br />

Einfluss der thermischen Vorbehandlung <strong>und</strong> der Temperaturdifferenz �T<br />

Die Restfestigkeit wurde im Vierpunktbiegeversuch bei Raumtemperatur ermittelt,<br />

nachdem die unterschiedlich vorgebrannten Spinellbetonproben von verschiedenen<br />

Temperaturen nach 1 h Haltezeit auf RT abgeschreckt wurden. Aus der<br />

Weibull-Auftragung (Bild 7.18, Anhang Tabelle 11.8) ergeben sich die zugehörigen<br />

Biegebruchspannungen �0 (Bild 7.19). Mit steigender Temperaturdifferenz<br />

verringert sich der Weibull-Modul m, d. h. die Streuung der Werte ist für diese<br />

Versuchsreihe größer; die Eigenschaft des Materials weniger zuverlässig.<br />

Die Festigkeit ist nach Abschrecken von 1500 °C unabhängig von der Vorbehand-


90 Ergebnisse – Spinellbeton<br />

lung ähnlich hoch. Alle Werte liegen zwischen 17 MPa <strong>und</strong> 20 MPa (Bild 7.19). Im<br />

Folgenden wird das Festigkeitsverhalten nach steigender Temperatur beim<br />

Vorbrand bzw. vorangegangen Thermoschock beschrieben:<br />

ln ln 1/(1-F)<br />

ln ln 1/(1-F)<br />

ln ln 1/(1-F)<br />

2<br />

1<br />

Vorbrand 1000 °C/1 h/Ofen<br />

0<br />

-1<br />

�T in K �0 in MPa m<br />

250 6 6<br />

-2<br />

500 6 8<br />

-3<br />

-4<br />

1,0<br />

2<br />

1<br />

1,5 2,0 2,5 3,0<br />

ln �c mit � in MPa<br />

1000 7 4<br />

1500 18 4<br />

3,5<br />

Vorbrand 1500 °C/1 h/Ofen<br />

0<br />

-1<br />

�T in K �0 in MPa m<br />

250 16 15<br />

-2<br />

500 16 10<br />

-3<br />

-4<br />

1,0<br />

2<br />

1<br />

1,5 2,0 2,5 3,0<br />

ln �c mit � in MPa<br />

1000 15 8<br />

1500 18 4<br />

3,5<br />

Vorbrand 1000 °C/1 h/Ofen<br />

+ 5 x Thermoschock<br />

0<br />

-1<br />

1500 °C/1 h/Luft<br />

�T in K �0 in MPa m<br />

250 28 11<br />

-2<br />

500 27 5<br />

-3<br />

-4<br />

1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5<br />

1000 23<br />

1500 12<br />

9<br />

6<br />

ln �c mit � in MPa<br />

Bild 7.18: Ausgewählte Weibull-Diagramme von Ergebnissen der im Vierpunktbiegeversuch<br />

ermittelten Festigkeiten des WTM-Spinellbetons. Dargestellt sind die Biegebruchspannungen<br />

�0 <strong>und</strong> der Weibull-Modul m von in Luft abgeschrecktem Material (�T =<br />

250 K, 500 K, 1000 K, 1500 K) in Abhängigkeit von der thermischen Vorbehandlung.<br />

Grün <strong>und</strong> 1000 °C/1 h/Ofen: Die Restfestigkeitskurven von grünem <strong>und</strong> bei<br />

1000 °C vorgebranntem Spinellbeton verlaufen parallel (Bild 7.19). Ein Vorbrand<br />

bei 1000 °C hat demnach auf die TWB des Materials keinen Einfluss. Bei<br />

Temperaturdifferenzen zwischen 25 K <strong>und</strong> 1000 K wird eine Biegebruchspannung<br />

�0 von ca. 7 MPa gemessen. Auffällig ist der Festigkeitsanstieg auf ca. 17 MPa<br />

nachdem das Material von 1525 °C auf Raumtemperatur abgeschreckt wurde.<br />

Dies ist auf Sinterprozesse <strong>und</strong> Gefügeveränderungen zurückzuführen.


Ergebnisse – Spinellbeton<br />

1500 °C/1 h/Ofen: Durch einen einstündigen Vorbrand bei 1500 °C kann die<br />

Thermoschockbeständigkeit bei �T von 25 K bis 1000 K gegenüber grünem oder<br />

bei 1000 °C vorgebranntem Spinellbeton erheblich verbessert werden. Die Biegebruchspannung<br />

fällt von �0 ca. 37 MPa des vorgebrannten Materials auf �0 ca.<br />

16 MPa für �T=250 K ab. In diesem ersten Festigkeitsabfall bei �Tc = 250 K zeigt<br />

sich eine erste Schädigung des Materials <strong>und</strong> korreliert möglicherweise mit der<br />

Ausbildung von Mikrorissen. Damit liegt die für einen Rissfortschritt erforderliche<br />

kritische Temperaturdifferenz �Tc /HAS77/ zwar bereits bei 250 K, dafür bleibt die<br />

Restfestigkeit für alle weiteren angewandten Temperaturdifferenzen �T=250 K-<br />

1500 K gleich.<br />

TWB: 5 x 1500 °C/1 h/Luft: Wenn das Material fünfmal hintereinander jeweils mit<br />

dem Ofen aufgeheizt <strong>und</strong> anschließend von 1525 °C auf Raumtemperatur<br />

abgeschreckt wird, so liegt die Biegebruchspannung �0 nach der damit sechsten<br />

TWB-Prüfung bei Temperaturdifferenzen von �T bis 1000 K mit 23 MPa bis<br />

28 MPa deutlich über allen anderen ausschließlich vorgebrannten Proben.<br />

Ausnahme stellt ein Abschrecken von 1525 °C dar. Mit 12 MPa liegt die<br />

Restfestigkeit ca. 20% unterhalb der Restfestigkeit einfach vorgebrannter Proben.<br />

Da dieses möglicherweise auf die Streuung der Messwerte zurückzuführen ist,<br />

kann die kritische Temperaturdifferenz �Tc nach dieser Vorbehandlung zwischen<br />

1000 K <strong>und</strong> 1500 K liegen.<br />

Biegebruchspannung � 0 mit � in MPa<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

TWB: Einfluss der Temperaturdifferenz �T<br />

Vorbrand:<br />

1000 °C/1 h/Ofen<br />

Vorbrand bzw. Thermoschock:<br />

5 x 1500 °C/1 h/Luft<br />

Vorbrand:<br />

1500 °C/1 h/Ofen<br />

5<br />

0<br />

ohne Vorbrand<br />

0 250 500 750 1.000 1.250 1.500<br />

Temperaturdifferenz beim Abschrecken �T in K<br />

Bild 7.19: Einfluss der thermischen Vorbehandlung <strong>und</strong> der Temperaturdifferenz �T auf<br />

die Thermoschockbeständigkeit (Vierpunktbiegeversuch) des Spinellbetons nach Abschrecken<br />

in Luft (Darstellung nach Hasselman /HAS77/). Ein Vorbrand bei 1500 °C<br />

steigert die Restfestigkeit. Vorbrände unterhalb 1500 °C haben keinen Einfluss auf die<br />

TWB. Nach Abschrecken von 1525 °C auf Raumtemperatur (�T=1500 K) hat die thermische<br />

Vorbehandlung kaum Bedeutung im Hinblick auf die verbleibende Festigkeit. Für<br />

die �0-Werte werden die 95%ige Vertrauensbereiche nach DIN 51110 Teil 3 angegeben.<br />

91


92 Ergebnisse – Spinellbeton<br />

Einfluss der Vorbehandlung <strong>und</strong> der Anzahl der Thermowechsel-Zyklen<br />

Die Restfestigkeit wurde ebenfalls im Vierpunktbiegeversuch bei Raumtemperatur<br />

ermittelt. Hierfür wurden die oxidierend vorgebrannten Proben (VB: 1000 °C bzw.<br />

1500 °C je 1 h) von den jeweiligen Prüftemperaturen bis auf Raumtemperatur an<br />

Luft abgeschreckt <strong>und</strong> wieder aufgeheizt. Ein TWB-Zyklus umfasst sowohl den<br />

Aufheiz- als auch den Abschreckvorgang mit einer jeweiligen Haltephase sowohl<br />

bei RT als auch bei hohen Temperaturen von max. 10 min.<br />

Die Biegebruchspannungen �0 wurden graphisch aus Weibull-Auftragungen<br />

ermittelt (Bild 7.20). Die z.T. kleinen Weibull-Moduln m zeigen die große Streuung<br />

der Werte dieser Messreihen. Desweiteren sind vereinzelt zwei unterschiedliche<br />

Steigungen innerhalb einer Messreihe zu erkennen, die Hinweis auf unterschiedliche<br />

Versagensmechanismen geben.<br />

ln ln 1/(1-F)<br />

Biegebruchspannung � 0 mit � in MPa<br />

Zyklen<br />

5<br />

10<br />

20<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

VB 1000 °C VB 1000 °C VB 1500 °C VB 1500 °C<br />

�T 1000 °C<br />

Spinell 25 m �0 3 6<br />

4 6<br />

20 5 6<br />

�T 1000 °C �T 1000 °C �T 1500 °C<br />

MgO Spinell m � TWB: Einfluss der<br />

0 Spinell m �0 Spinell m �0 VB 1500 °C<br />

13 3<br />

Anzahl 4 20<br />

der Zyklen 5 23<br />

�T 61500 3 K<br />

8 19<br />

10 18<br />

6 3<br />

11 16<br />

2 15<br />

MgO<br />

Spinell<br />

15<br />

VB 1000 °C<br />

�T 1000 K<br />

Spinell VB 1500 °C<br />

VB 1500 ��T 1000 °C K<br />

10<br />

�T 1000 K<br />

Spinell<br />

VB 1000 °C<br />

�T 1000 K<br />

5<br />

MgO VB 1000 °C<br />

Spinell �T 1000 K<br />

0<br />

VB 1500 °C<br />

0 5 10 ��T 1000 15 K�<br />

20<br />

Anzahl der Zyklen (jeweils Aufheizen ��T 1500 <strong>und</strong> K Abschrecken)<br />

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5<br />

ln � c mit � in MPa<br />

Bild 7.20: Weibull-Darstellungen (ohne Regressionsgraden) der Ergebnisse der im Vierpunktbiegeversuch<br />

ermittelten Biegebruchspannungen des WTM-Spinellbetons. Angegeben<br />

sind die �0-Werte <strong>und</strong> der Weibull-Modul m von zyklisch auf die jeweilige Prüftemperatur<br />

aufgeheiztem <strong>und</strong> in Luft abgeschrecktem Material (Zyklus: je 1x Aufheizen <strong>und</strong><br />

Abschrecken mit 10 min Haltezeit, �T=1000 K, 1500 K) in Abhängigkeit von der Anzahl<br />

der Zyklen <strong>und</strong> thermischen Vorbehandlung (VB). Zum Vergleich ist die Messreihe<br />

�T=1000 K/VB=1000 °C von MgO-Tiegelmaterial der Firma Morgan angegeben.<br />

Für den bei 1000 °C vorgebrannten <strong>und</strong> mit �T=1000 K geprüften Spinellbeton<br />

(Bild 7.22) bleibt die Biegebruchspannungen �0 unabhängig von der Zyklenanzahl


Ergebnisse – Spinellbeton<br />

gleich hoch bei �0=6 MPa. Die zum Vergleich dargestellten �0-Werte des MgO-<br />

Werkstoffs sind mit konstanten 3 MPa nach jedem Zyklus um die Hälfte kleiner als<br />

die des Spinellbetons. Nach einem einstündigen Vorbrand bei 1500 °C ist die<br />

Restfestigkeit deutlich erhöht. Sie liegt durchschnittlich bei ca. 18 MPa <strong>und</strong> nimmt<br />

nur geringfügig mit zunehmender Anzahl der Thermowechselzyklen auf ca.<br />

15 MPa ab. Der erste Anstieg der Biegebruchspannung nach 5 Zyklen ist vor<br />

allem auf Sinterprozesse durch die Thermobehandlung zurückzuführen. Der von<br />

der Prüftemperatur unabhängige leichte Festigkeitsabfall ist Folge der Thermoschockeinwirkungen,<br />

z.B durch Rissbildung.<br />

Biegebruchspannung � 0 mit � in MPa<br />

25<br />

20<br />

Spinell<br />

VB 1500 °C/1h<br />

�T 1500 K<br />

TWB: Einfluss der<br />

Anzahl der Zyklen<br />

15<br />

Spinell<br />

VB 1500 °C/1h<br />

10<br />

�T 1000 K<br />

Spinell<br />

VB 1000 °C/1h<br />

�T 1000 K<br />

5<br />

0<br />

MgO VB 1000 °C/1h<br />

�T 1000 K<br />

0 5 10 15 20<br />

Anzahl der Zyklen (jeweils Aufheizen <strong>und</strong> Abschrecken)<br />

Bild 7.21: Einfluss der Anzahl der Thermowechselzyklen (alternierendes Aufheizen auf<br />

die Prüftemperaturen <strong>und</strong> Abschrecken in Luft auf RT) auf die Bruchbiegespannungen �0<br />

des Spinellbetons in Abhängigkeit von der thermischen Vorbehandlung. Ein Vorbrand bei<br />

1500 °C steigert die Restfestigkeit gegenüber einem 1000°C-Vorbrand. Die Anzahl der<br />

Thermowechselzyklen hat keinen Einfluss auf die Festigkeit des Spinellbetons.<br />

(Fehlerbetrachtung: 95%ige Vertrauensbereiche nach DIN 51110 Teil 3.)<br />

Vergleich mit TWB des fließfähigen Spinellbeton-Versatzes ZA23D<br />

Im Gegensatz zum konstanten Festigkeitsbereich des WTM-Spinellbetons zeigt<br />

der selbstfließende Versatz ZA23D, welcher einen höheren Feinkornanteil besitzt,<br />

einen stetigen Festigkeitsabfall für Temperaturdifferenzen �T=500 K bis 1500 K<br />

(Bild 7.22, links, Anhang Tabelle 11.8). Die kritische Temperaturdifferenz �Tc liegt<br />

über der des WTM-Spinells bei 500 °C. Allerdings ist durch die sinkenden Restfestigkeit<br />

davon auszugehen, dass die Rissschädigung zu groß ist, um einen<br />

konstanten Leistungsbereich des Materials nach einmaligem Abschrecken von<br />

Temperaturen oberhalb von 500 °C zu garantieren.<br />

93


94 Ergebnisse – Spinellbeton<br />

Biegebruchspannung � 0 mit � in MPa<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0 500 1.000 1.500<br />

-4<br />

2 2,5 3 3,5<br />

Temperaturdifferenz �T in K<br />

ln �c mit � in MPa<br />

Bild 7.22: Vergleich der Restfestigkeit von WTM-Spinellbeton <strong>und</strong> des selbstfließenden<br />

Versatzes ZA23D (links). Angegeben sind die aus Weibull-Diagrammen (rechts) ermittelten<br />

Parameter �0 sowie eine Fehlerabschätzung durch den Quotienten �0/m. Die Thermoschockbeständigkeit<br />

von ZA23D ist bei Temperaturdifferenzen �T zwischen 250 K <strong>und</strong><br />

1000 K gegenüber WTM-Spinellbeton erhöht. Nach Abschrecken von 1525 °C auf RT<br />

sind die Restfestigkeiten ähnlich hoch. Für die �0-Werte werden die 95%ige Vertrauensbereiche<br />

nach DIN 51110 Teil 3 angegeben.<br />

7.2 Verwendungsmöglichkeiten von Spinellbeton<br />

Gießzubehör<br />

TWB nach Vorbehandlung<br />

1500 °C/1 h/Ofen<br />

selbstfließender Versatz:<br />

Spinellbeton ZA23D<br />

Kritische Temperaturdifferenz<br />

�Tc<br />

Versatz: WTM-Spinellbeton<br />

Es ergeben sich eine Vielzahl an denkbaren Verwendungsmöglichkeiten, wenn<br />

die gute TWB oder eine schnelle Herstellung gefordert sind, wie z.B.:<br />

� Gießrohre, Gießtrichter <strong>und</strong> Gießrinnen,<br />

� Versuchs- <strong>und</strong> Aufbewahrungsbehälter,<br />

� Ofenunterlegplatten <strong>und</strong> Ofenauskleidungen,<br />

� Dichtungen <strong>und</strong> Feuerfestklebungen,<br />

� Formschalen,<br />

� Tiegel.<br />

Die Verwendungen als Formschale <strong>und</strong> Tiegel werden kurz vorgestellt:<br />

Formschale für Probengeometrien<br />

ln ln 1/(1-F)<br />

Der Spinellbeton findet als Ergebnis der vorliegenden Arbeit beim Vakuumfeinguss<br />

von Superlegierungen (IN 792, CM 247LC DS (reaktiv) <strong>und</strong> WTM1) als<br />

Formschale für Probengeometrien (Gießrohre für DS-Unit 4, WTM) Verwendung<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

Vorbehandlung � in MPa m<br />

grün 24 13<br />

VB 1000 °C/1 h/Ofen 24 14<br />

�T=250 K 25 10<br />

TWB<br />

�T=500 K 27<br />

�T=1000 K 20<br />

6<br />

9<br />

�T=1500 K 16 5<br />

Versatz ZA23D


Ergebnisse – Spinellbeton<br />

(Bild 7.23). Es eignet sich hierbei sowohl für den konventionellen Feinguss (HRS)<br />

als auch für das Verfahren mit Flüssigmetallkühlung (LMC). Hierbei wird die gute<br />

Beständigkeit gegenüber einer Zinnschmelze oberhalb der Schmelztemperatur<br />

(232,5 °C) bis ca. 1000 °C mit langen Haltezeiten (bis zu 3 h) genutzt. Unabhängig<br />

von den Kühlraten bzw. Absenkgeschwindigkeiten (2-8 mm/min.) garantiert<br />

die Formschale eine hohe Abbildungsgenauigkeit des Bauteils. Längsrisse, die<br />

beim Kühlen nach Erstarren der Legierung auftreten, helfen das Gussteil<br />

problemlos zu entformen.<br />

Bild 7.23: Probeabgüsse mit IN 792 (v.l.: Rohr vor Gebrauch, Gussteil mit halb abgeschlagenem<br />

Rohr (LMC, 10 mm/min.), Gussteil aus Spinellbeton-Rohr, Gussteil aus<br />

SITAL-CAST-Rohr. In den Blasen erstarrt die Legierung zu kugelfömigen Erhöhungen.<br />

Tiegel<br />

Die guten thermischen, mikrostrukturellen <strong>und</strong> mechanischen <strong>Eigenschaften</strong><br />

sowie die einfache Handhabung <strong>und</strong> die Vakuumbeständigkeit des WTM-Spinellbetons<br />

bieten ideale Voraussetzungen zur Fertigung von Tiegeln (Kapitel 4.3).<br />

Zwei verschiedene Tiegelgrößen werden inzwischen bei WTM erfolgreich zum<br />

induktiven Aufschmelzen von verschiedenen Ni- <strong>und</strong> Co-Basis-Superlegierungen<br />

im Vakuum sowie Stahlguss an oxidierender Atmosphäre eingesetzt. Dabei lässt<br />

die hohe Thermowechselbeständigkeit des Materials je nach Temperaturbeanspruchung<br />

bis zu 20 Einsätze der Tiegel zu. Durchschnittlich sind bis 1600 °C bei<br />

10 min. Aufheiz- <strong>und</strong> Abkühldauer 5 Einsätze ohne Tiegelschädigung möglich. Die<br />

in Bild 7.8 erkennbaren Blasen, die sich sowohl im Innern des Materials als auch<br />

auf der Innenwand befinden, tragen zur TWB des Tiegels bei <strong>und</strong> zeigen keinen<br />

negativen Einfluss auf die Tiegel- oder Abgussqualität.<br />

Seit 1998 werden Spinellbeton-Tiegel mit guten Ergebnissen in den Versuchsgießanlagen<br />

bei WTM eingesetzt /EIT00/. Die erfolgreiche Eigenproduktion führte<br />

im Jahr 2000 zu einer effektiven Kosteneinsparung von ca. 15.000,--DM.<br />

95


96 Ergebnisse – Spinellbeton<br />

7.3 Kompatibilität von Tiegeln mit Superlegierungen<br />

Eine wichtige Anforderung an keramische Tiegel im Vakuumfeinguss ist die Kompatibilität<br />

mit den verwendeten Superlegierungen. Die kommerzielle Legierung<br />

IN 792 steht dabei repräsentativ für eine typische Nickelbasis-Superlegierung, die<br />

Legierung CM 247LC DS wurde aufgr<strong>und</strong> ihres 1,5 Gew.-% hohen Gehalts an<br />

Hafnium untersucht. Hafnium zeigt sich bei den bisher verwendeten Tiegeln als<br />

reaktives Element /LIN87/, /GRO00/. Das Hauptaugenmerk der Untersuchungen<br />

an den Spinellbeton-Tiegeln (Kapitel 4.3.1) liegt auf der chemischen Wechselwirkung<br />

der keramischen Tiegelkomponenten mit den Legierungen, d. h. Reaktionen<br />

an der Grenzfläche zwischen Metallschmelze <strong>und</strong> Keramik an der<br />

Tiegelinnenfläche.<br />

Die Korrosionsbeständigkeit der Spinellbeton-Tiegel gegenüber der Legierung<br />

IN 792 wurde nach Umschmelzversuchen (jeweils 300 g) <strong>und</strong> nach Abgüssen in<br />

der Versuchsgießanlage DS-Unit 4 bei einem Druck von ca. 1�10 -6 bar beurteilt.<br />

Ein Umschmelzzyklus umfasst: Aufheizen (25 °C auf 1530 °C) – Halten (10 min<br />

bei 1530 °C) – Abkühlen (auf 800 °C). Vor dem erneuten Einsatz wird sichergestellt,<br />

dass alle Tiegel rissfrei sind. Kontaminationen werden minimiert, indem der<br />

Tiegel vor jedem Einsatz mit Pressluft ausgeblasen <strong>und</strong> anhaftende Metallreste<br />

entfernt werden. Untersucht werden Morphologie des Gefüges sowie der Chemismus<br />

im Bulk des Spinellbeton-Tiegels <strong>und</strong> an der Metall/Keramik-Grenzfläche.<br />

Diese Umschmelzversuche zeigen die Einsatzbeständigkeit der Spinellbeton-Tiegel<br />

<strong>und</strong> ihren Einfluss auf die vergossene Legierung <strong>und</strong> damit auf die Qualität der<br />

Bauteile. Die Häufigkeit der Umschmelzungen, die möglich sind, ohne dass der<br />

Tiegel mechanisch oder chemisch geschädigt wird oder sich keramische Reste im<br />

Gussteil ansammeln, ist ein Maß für die Standzeit eines Tiegels im Vakuumofen.<br />

7.3.1 Korrosionsverhalten des Spinellbetons in Kontakt mit Legierung<br />

Erschmelzen von Stahl <strong>und</strong> Bronze an Luft<br />

Außer den im Folgenden genauer beschriebenen im Vakuum durchgeführten<br />

Prozessen wurden gute Ergebnisse bei Verwendung des Spinellbeton-Tiegels in<br />

oxidierender Atmosphäre erzielt. Bei Heiz- <strong>und</strong> Kühlgeschwindigkeiten von<br />

150 K/min können die Tiegel bis zu sechsmal ohne Schädigung Verwendung<br />

finden. Dabei werden hochlegierte Stahlschmelzen (Stahlguss 1.4571 <strong>und</strong> 1.4408)<br />

<strong>und</strong> Bronze ohne signifikante Reaktionen mit dem Spinellbeton erschmolzen (Tmax<br />

1600 °C) <strong>und</strong> vergossen /EIT00/.<br />

Erschmelzen von Legierungen CM 247LC DS <strong>und</strong> IN 792 in Vakuum<br />

Mittels DSC-Analyse (Aufheizen <strong>und</strong> 3 h Haltephase bei 1500 °C) wurde im<br />

Vorfeld versucht, Wechselwirkungen zwischen dem pulverisierten Spinellbeton-<br />

Tiegelmaterial <strong>und</strong> den darin eingebetten Nickelbasis-Superlegierungen IN 792<br />

(konventionell) <strong>und</strong> CM 247LC DS (reaktiv, 1,5 Gew.-% Hf) anhand von Wärme-


Ergebnisse – Spinellbeton<br />

tönungen nachzuweisen. Da die Reaktionen langsam ablaufen <strong>und</strong> der inerte<br />

Spinellbeton die Thermoelemente am DSC-Tiegelboden abschirmt, werden<br />

jedoch keine messbaren Reaktionspeaks erzeugt.<br />

Nach einmaligem Aufschmelzen mit einer St<strong>und</strong>e Haltedauer bei 1500 °C von ca.<br />

350 g der hafniumhaltigen Legierung CM 247LC DS verhält sich der Spinellbeton-<br />

Tiegel inert (Bild 7.24).<br />

vormals<br />

CM 247LCDS<br />

Tiegelinnenwand<br />

Matrix<br />

Bild 7.24: Innenwand des Spinellbeton-Tiegels (SEM-Aufnahme) nach einer Kontaktzeit<br />

mit der flüssigen Superlegierung CM 247LC DS von 1 h bei 1500°C unter Vakuum (10 -7<br />

bar). Eine Reaktion an der Metall/Keramik-Grenzfläche fand nicht statt.<br />

Aus EDX-Analysen geht hervor, dass keine Reaktionen oder wechselseitige<br />

Diffusionsprozesse der Legierungs- <strong>und</strong> Tiegelelemente stattfinden. Es diff<strong>und</strong>ieren<br />

weder Elemente aus der Superlegierung in den Tiegel, noch umgekehrt. Die<br />

Schmelze dringt nicht in Poren des Tiegels ein, <strong>und</strong> der Tiegel selbst ist frei von<br />

schädigenden Makrorissen. Beim Entformen des Gussteils ist dessen Oberfläche<br />

ein konturgetreues Negativabbild der Tiegeloberfläche, <strong>und</strong> es haftet kein Tiegelmaterial<br />

an. Kurzes Sandstrahlen enfernt die am Metall anhaftende Gusshaut,<br />

welche typischerweise durch eine Oxidation der oberflächennahen oder grenzflächennahen<br />

sauerstoffaffinen Legierungselemente entsteht. Für diese Reaktion<br />

steht zum einen der Sauerstoff in der Ofenatmosphäre zum anderen der aus den<br />

keramischenTiegelkomponenten freigesetzte Sauerstoff zur Verfügung.<br />

7.3.2 Umschmelzversuche mit Legierung IN 792<br />

Zusammensetzung der Legierung IN 792<br />

Spinell<br />

Eine mögliche Abgabe von Legierungselementen an den Tiegel oder eine<br />

Aufnahme von Elementen aus dem Spinellbetontiegel in die Metallschmelze<br />

wurde mittels chemischer Elementanalyse (XRF) nach Umschmelzvorgängen der<br />

Meisterschmelze (1 x aufgeschmolzen) sowie der 5 x bzw. 20 x umgeschmolzenen<br />

Legierung IN 792 überprüft (Bild 7.25, Anhang Tabelle 11.9).<br />

Bis auf den abnehmenden Cr-Gehalt liegen alle Legierungselemente auch nach<br />

97


98 Ergebnisse – Spinellbeton<br />

20 Umschmelzzyklen innerhalb der Spezifikation. Elemente, die den keramischen<br />

Tiegelkomponenten (Mg, Ca) entstammen, sind in der Legierung IN 792 nicht<br />

nachweisbar. Gr<strong>und</strong> für den um 0,7 Gew.% reduzierten Cr-Gehalt ist das<br />

Abdampfen des Chroms aus der Schmelze unter Vakuum /HÖR00/. Die Zusammensetzung<br />

der Legierung nach einmaligem Aufschmelzen im Spinellbeton-<br />

Tiegel, die demnach der Zusammensetzung eines gegossenen Bauteils<br />

entspricht, liegt innerhalb der geforderten Toleranzen.<br />

Gehalte in Gew.-%<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Zusammensetzung IN792<br />

* Technical Purchasing<br />

Specification<br />

C Si P S Mo Fe Cu Al Nb Ti Mg Cr W Co Zr Ta<br />

Bild 7.25: Gehalte der Elemente (Analysengenauigkeit


Ergebnisse – Spinellbeton<br />

Korrosionsverhalten an der Metall/Keramik-Grenzfläche<br />

Bereits nach fünf Umschmelzzyklen bildet sich an der Grenzfläche Metall/Keramik<br />

außer der schmelzseitigen ca. 50-550 µm breiten Gusshaut aus oxidierten Legierungselementen<br />

eine oxidisch aufgebaute Reaktionsschicht aus. Diese besteht<br />

aus einem Schlackefilm, der an der Tiegelwand anhaftet, <strong>und</strong> einem schmalen<br />

Bereich der veränderten Tiegelinnenwand (Bild 7.26). Anhand der Elementzusammensetzungen<br />

werden in diesen ersten �m der Tiegelinnenwand mehrere<br />

Zonen voneinander unterschieden. Mit zunehmender Zahl der Umschmelzvorgänge<br />

im Tiegel verändern sich Gefüge <strong>und</strong> Chemismus der Reaktionsschicht.<br />

Bezüglich der Wechselwirkungen sind zwischen der Kontaktzone Ofenatmosphäre/Keramik/Metall<br />

<strong>und</strong> der Kontaktzone Metall/Keramik (gesamte Tiegelhöhe<br />

<strong>und</strong> Boden) keine Unterschiede feststellbar.<br />

vorher<br />

Tiegel<br />

Legierung<br />

2-Phasen-Grenze<br />

Metall/Keramik<br />

3-Phasen-Grenze<br />

Atmosphäre/Metall/Keramik<br />

Seite<br />

Boden<br />

1500°C<br />

Umschmelzen<br />

Halten<br />

Schlackefilm<br />

Bild 7.26: Schematische Darstellung der Ausbildung der untersuchten oxidischen<br />

Reaktionsschicht an der Grenzfläche Metall/Keramik(/Ofenatmosphäre).<br />

Spinellbeton-Tiegel nach 5-maligem Umschmelzen<br />

nachher<br />

Tiegel<br />

Legierung<br />

Tiegelwand<br />

einzelne Zonen<br />

Der Spinellbeton-Tiegel ist nach den Umschmelzvorgängen rissfrei. Neben der<br />

hier abgeplatzten Gusshaut bildet sich nach 5-maligem Umschmelzen der<br />

kommerziellen Legierung IN 792 (ohne Hafnium) an der Grenzfläche<br />

Metall/Keramik ein oxidisch aufgebauter Schlackefilm aus (Bild 7.27). Seine Breite<br />

von ca. 35-50 �m bleibt über die gesamte Tiegelhöhe von 80 mm nahezu<br />

konstant. Dabei haftet der Schlackefilm dem Tiegelmaterial nur in unmittelbarem<br />

Kontakt mit der Matrix (Spinellfeinkorn mit CA6-Binder) an. Ein Aufwachsen auf<br />

Spinellaggregaten wurde nicht beobachtet.<br />

Die Spinellaggregate sind nur in unmittelbarer Nachbarschaft zu diesem<br />

Schlackefilm (5 µm Abstand) geringfügig verändert. Hier wurde ein Cr-Gehalt von<br />

3 Gew.-% bei gleichzeitig um 3 Gew.-% verringertem Mg-Gehalt gegenüber der<br />

Zusammensetzung des Ausgangskorns (Kapitel 6.2.3) festgestellt. Gleichzeitig<br />

werden die Spinellzusammensetzungen in diesem Tiegelbereich reicher an<br />

Aluminiumoxid.<br />

99<br />

Tiegelwand<br />

Schlackefilm<br />

Legierung Tiegel<br />

oxidische Reaktionsschicht


100 Ergebnisse – Spinellbeton<br />

Einbettmittel<br />

innen (Legierung) außen (Tiegel)<br />

50 �m<br />

Schlackefilm<br />

Gew.%<br />

Cr 55-62<br />

Ni 14-19<br />

Co 3-5<br />

Al 1-2<br />

Mg 1-10<br />

O 9-14<br />

Bild 7.27: Spinelltiegel mit anhaftendem ca. 35 µm breitem oxidischem Schlackefilm nach<br />

5-maligem Umschmelzen der Legierung IN 792. Die Elementgehalte der oxidierten<br />

Legierungselemente sind in Gew.-% angegebenen. Der Mg-Gehalt aus der Tiegelkeramik<br />

nimmt vom Tiegel in Richtung zur Legierung bis auf 0 Gew.-% ab.<br />

Zum größten Teil setzt sich der Schlackefilm aus Nickel sowie den oxidierten<br />

Legierungselementen mit hoher Sauerstoffaffinität wie Chrom <strong>und</strong> Kobalt<br />

zusammen. Der niedrige Aluminiumgehalt liegt mit


Ergebnisse – Spinellbeton<br />

101<br />

die an Mg verarmten (damit Al2O3-reicheren) <strong>und</strong> geringfügig Cr-haltigen Spinelle<br />

unverändertes Tiegelmaterial an. In den ersten Mikrometern dieses unveränderten<br />

Tiegelmaterials sind Poren zu erkennen.<br />

1<br />

innen (Legierung) außen (Tiegel)<br />

Poren<br />

Messpositionen<br />

2 3 4 5 6 7 8<br />

Zone 1 Zone 2 Zone 3 Tiegel<br />

Bild 7.28: Spinellbeton-Tiegel mit etwa 80 µm breiter oxidischer Reaktionsschicht in der<br />

Tiegelinnenwand nach 10-maligem Einsatz. Messung 1 (Zone 1) <strong>und</strong> Messung 6 weisen<br />

die Legierungselemente Cr, Co <strong>und</strong> Ni nach. Zone 2 <strong>und</strong> Zone 3 entsprechen der<br />

Spinellbetonzusammensetzung, wobei der Mg-Gehalt in Richtung der Legierung abnimmt.<br />

Ca. 50 µm des sich anschließenden unveränderten Tiegelmaterials sind porenreich.<br />

Spinellbeton-Tiegel nach 20-maligem Umschmelzen<br />

20-maliges Umschmelzen der Legierung IN 792 führt sowohl zur Ausbildung eines<br />

Schlackefilms (10-50 µm breit) als auch einer oxidischen Reaktionsschicht in der<br />

Tiegelinnenwand. Die Zusammensetzungen entsprechen denen der bereits nach<br />

5 bzw. 10 Umschmelzvorgängen dargestellten Schichten. Allerdings sind diese<br />

Reaktionsschichten hier nur vereinzelt in Poren des Tiegels nachzuweisen, da sie<br />

größtenteils zusammen mit der Gusshaut abgeplatzt sind. Der Tiegel ist ebenfalls<br />

frei von Makrorissen.<br />

Eindringtiefe von Legierungselementen in den Tiegel<br />

Matrix<br />

Über das Eindringverhalten der Legierungselemente in die Tiegelkeramik bzw. die<br />

Diffusion der Tiegelelemente in Richtung Legierung geben Linescans über die<br />

Tiegelinnenwand Auskunft, die mittels wellenlängendispersiver Analyse in einer<br />

Elektronenstrahlmikrosonde für ausgesuchte Elemente aufgenommen wurden.<br />

In Bild 7.29 (rechts) sind die Gehalte der Elemente Cr, Co, Ca <strong>und</strong> Mg dargestellt,<br />

wie sie nach 20 Umschmelzungen in den ersten 57 µm der Tiegelinnenwand<br />

vorliegen. Ein ca. 10 µm breiter Schlackefilm, der an der hohen Konzentration von<br />

Cr <strong>und</strong> Co zu erkennen ist, haftet der Tiegelmatrix an. Die Gehalte dieser<br />

Elemente sind an der Grenzfläche noch etwa 2 µm in der Tiegelmatrix erhöht,<br />

dringen aber nur in geringen Konzentrationen in den Tiegelbulk ein. Die Diffusion<br />

Spinellkorn


102 Ergebnisse – Spinellbeton<br />

von Mg aus den Spinellen in Richtung Legierung wird mit dem erhöhten Mg-<br />

Gehalt in diesem Schlackefilm bestätigt.<br />

innen (Legierung) außen (Tiegel)<br />

Messbereich<br />

Spinell<br />

Zementagglomerat<br />

Matrix<br />

200 �m<br />

Eindringtiefe in �m<br />

innen außen<br />

(Legierung) (Tiegel)<br />

Bild 7.29: Links: Gefügeausschnitt der Tiegelwand nach 20 Umschmelzungen der<br />

Legierung IN 792. Rechts: Verteilung der Elemente Co, Cr, Mg <strong>und</strong> Ca an der<br />

Grenzfläche Metall/Tiegel (erste 57 �m der Tiegelwand). Der anhaftende Schlackefilm<br />

(ca. 10 µm) ist durch hohe Cr- <strong>und</strong> Co-Gehalte gekennzeichnet.<br />

Die Eindringtiefe der Elemente Cr <strong>und</strong> Co in den Tiegel nach Umschmelzen der<br />

Legierung IN 792 wurde qualitativ aus den Linescans abgeschätzt (Bild 7.30). Die<br />

Eindringtiefe steigt anfänglich mit jedem Einsatz des Tiegels an. Nach 10-12<br />

Tiegelverwendungen liegt sie bei ca. 500 µm <strong>und</strong> ist nach 20 Einsätzen auf nur<br />

600 µm angestiegen. Damit ist die Eindringtiefe im Verhältnis zur Tiegelwandstärke<br />

(8 mm) sehr klein.<br />

Eindringtiefe in �m<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

Elemente Co <strong>und</strong> Cr<br />

Schlacke- Tiegelmatrix<br />

film<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25<br />

Anzahl der Umschmelzungen<br />

Bild 7.30: Qualitativ ermittelte Eindringtiefe der Legierungselemente Cr <strong>und</strong> Co in die<br />

Innenwand des Spinelltiegels. Die Elemente reagieren dabei zu ihren Oxiden. Die<br />

Eindringtiefe steigt anfänglich mit jedem Einsatz an <strong>und</strong> beträgt nach 10-12 Einsätzen 500<br />

µm. Bei weiteren Einsätzen ist nur noch ein geringer Anstieg der Eindringtiefe bis auf 600<br />

µm nach 20 Einsätzen erkennbar.<br />

Intensität<br />

Cr<br />

Co<br />

Mg<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Ca


Ergebnisse – Spinellbeton<br />

103<br />

Cr ist unabhängig von der Zahl der Umschmelzungen nur geringfügig (3 Gew.-%)<br />

in den Spinellaggregaten enthalten, die sich in den ersten Mikrometern der<br />

Tiegelinnenwand befinden. Dagegen sind Cr, Co selten auch Ti in den<br />

Zementagglomeraten nachzuweisen. Dabei nimmt ihr Gehalt mit größerer<br />

Eindringtiefe bis ca. 600 µm ab. Weiter im Tiegelinneren sind diese Elemente<br />

nicht mehr nachzuweisen. Hierbei handelt es sich nicht um die Gesamtheit des<br />

aus der Legierung abgedampften Chroms (Kapitel 7.3.1). Der größte Anteil<br />

kondensiert an der Tiegelwand oberhalb des Metallspiegels (Oberfläche der<br />

Metallschmelze) <strong>und</strong> wird durch Sauerstoff zu Oxiden geb<strong>und</strong>en, die als rosa bis<br />

grünliche Färbung des oberen Tiegelrandes zu erkennen sind. Dadurch bleibt die<br />

Kontamination des Tiegelmaterials durch Cr-Diffusion aus der flüssigen Legierung<br />

unterhalb des Metallspiegels verhältnismäßig klein.<br />

Zur Kompatibilität der Tiegel kann zusammengefasst werden:<br />

� Tiegel bleiben auch nach 20 Einsätzen/Umschmelzvorgängen rissfrei.<br />

� Tiegel sind kompatibel gegenüber Stahl <strong>und</strong> Nickelbasis-Superlegierungen<br />

(reaktiv: CM 247LC DS <strong>und</strong> konventionelle: IN 792).<br />

� Bildung von Zementagglomeraten der Zusammensetzung CA2 bis CA6.<br />

� Auch nach 20 Einsätzen/Umschmelzvorgängen geringe Eindringtiefe bis<br />

maximal 600 �m der Legierungselemente Cr <strong>und</strong> Co. Diese reichern sich in<br />

niedrigen Konzentrationen in die Zementagglomerate des Tiegels ein.<br />

� Geringfügig wird Cr in den Spinell eingebaut ohne auf die Korrosionseigenschaft<br />

der Tiegel negative Auswirkung zu zeigen.<br />

� Ausbildung einer Reaktionsschicht bestehend aus oxidischem Schlackefilm<br />

<strong>und</strong> einem schmalen Bereich der Tiegelinnenwand von maximal 100 �m.<br />

Anreicherung der Legierungselemente Cr, Co, Ti sowie des Tiegelelements<br />

Mg. Die Reaktionsschicht platzt nach 20 Umschmelzvorgängen ab bzw. wird<br />

vor Einsätzen ausgeblasen.<br />

� Diffusion von Mg aus dem Spinell in die Reaktionsschicht in Richtung<br />

Legierung, dabei Verarmung der Spinells an Mg <strong>und</strong> Bildung Al2O3-reicher<br />

Spinelle.<br />

� Mg wird innerhalb der Reaktionsschicht geb<strong>und</strong>en, so dass kein Mg in die<br />

Legierungsschmelze gelangt.


104 Ergebnisse – Spinellbeton<br />

7.4 Vergleich von Tiegeln aus Spinellbeton, MgO <strong>und</strong> Al2O3<br />

Die Beurteilung des Spinellbeton-Tiegels (WTM) bei Einsatz im Gießprozess<br />

erfolgte durch Vergleich mit SiO2-geb<strong>und</strong>enen MgO- <strong>und</strong> Al2O3-Tiegeln der Firma<br />

Morgan. Hierzu wurden jeweils 10 kg einer konventionellen IN 792-ähnlichen<br />

Nickelbasis-Superlegierung WTM1 aufgeschmolzen <strong>und</strong> vor dem Abguss in der<br />

WTM-Vakuumgießanlage DS-Unit 3 für 1 h bei 1500 °C gehalten. Nach dem<br />

Abguss wurden aus den Tiegeln Biegestäbe gefertigt <strong>und</strong> die Restfestigkeit im<br />

Vierpunktbiegeversuch bestimmt. Analog zum Spinellbeton in Kapitel 7.2.6 wird<br />

das Thermoschockverhalten an Biegestäben aus unbenutzten MgO-Tiegeln untersucht.<br />

Das Korrosionsverhalten der Tiegel an der Grenzfläche Metallschmelze/Keramik<br />

wurde anhand der <strong>Mikrostruktur</strong> qualitativ bewertet.<br />

7.4.1 Thermowechselbeständigkeit <strong>und</strong> Festigkeit nach dem Abguss<br />

Mit Verwendung des Spinellbetons als Tiegelmaterial können gegenüber Tiegelmaterialen<br />

aus SiO2-geb<strong>und</strong>enem MgO Festigkeitssteigerungen nach Thermowechselversuchen<br />

von mehr als 500% realisiert werden (Bild 7.31 <strong>und</strong> Anhang<br />

Tabelle 11.8). Für den MgO-Tiegel beträgt die Biegebruchspannung �0, ähnlich<br />

wie nach zyklischen TWB-Versuchen (Bild 7.22), nach Abschreckversuchen sowie<br />

nach dem Abguss 3 MPa. Der Al2O3-Tiegel versagt bei einer Belastung von ca.<br />

10 MPa <strong>und</strong> der Spinelltiegel erst bei 14 MPa (Bild 7.31). Die Weibull-Moduln m<br />

liegen für Spinellbeton- <strong>und</strong> MgO-Tiegel in der gleichen Größenordnung (m=4-7);<br />

nur die Streuung der Einzelwerte des Al2O3-Tiegels ist deutlich geringer (m=16).<br />

ln ln 1/(1-F)<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

MgO<br />

Al 2 O 3<br />

Spinellbeton<br />

-4<br />

0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5<br />

ln �c mit � in MPa<br />

Tiegel- TWB (Vor- � 0 in m<br />

material behandlung) MPa<br />

Spinellbeton<br />

1x 1500 °C/1 h/Luft 18 4<br />

5x 1500 °C/1 h/Luft 12 6<br />

1500 °C/1 h/Abguss 14 5<br />

Al2O3 1500 °C/1 h/Abguss 10 16<br />

MgO<br />

1x 1500 °C/1 h/Luft 3 7<br />

5x 1500 °C/1 h/Luft 3 6<br />

1500 °C/1 h/Abguss 3 8<br />

Bild 7.31: Weibull-Diagramme von Ergebnissen aus Vierpunktbiegeversuchen thermoschockgetesteter<br />

(TWB) Tiegelproben. Verglichen werden die Biegebruchspannungen �0<br />

<strong>und</strong> Weibull-Parameter m des Spinellbeton-Tiegels mit denen kommerzieller Tiegelmaterialien<br />

(MgO <strong>und</strong> Al2O3) nach Abschreckversuchen, wobei die Proben jeweils mit dem<br />

Ofen aufgeheizt wurden, <strong>und</strong> nach einem Abguss in der DS-Unit 3. Die hier dargestellten<br />

Ergebnisse bestätigen die in einer zyklischen Prüfung (Bild 7.20) ermittelten Tendenzen.


Ergebnisse – Spinellbeton<br />

105<br />

Besonders bei Betrachtung der prozessrelevanten Temperatur von 1500 °C zeigen<br />

sich die ausgezeichneten mechanischen <strong>Eigenschaften</strong> <strong>und</strong> Standzeit des<br />

Spinellbetons in Bezug auf die TWB <strong>und</strong> die Hochtemperaturfestigkeit (Bild 7.32).<br />

Mit �0=12-18 MPa ist die Restfestigkeit der Spinellbeton-Tiegel immer deutlich<br />

höher als die von MgO- <strong>und</strong> Al2O3-Tiegeln (Auswahl technischer Daten siehe<br />

Anhang Tabelle 11.10). Dies zeigt sich vor allem nach einem Abguss, nach 5-maligem<br />

Abschrecken von 1500 °C an Luft <strong>und</strong> bei bis zu 20-maliger zyklischer<br />

Thermowechselbeanspruchung mit verschiedenen Temperaturdifferenzen.<br />

Biegebruchspannung � 0 in MPa<br />

20<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Standzeit<br />

Hochtemperaturfestigkeit<br />

Thermoschockbeständigkeit<br />

MgO-<br />

Tiegel<br />

Spinellbeton-<br />

Tiegel<br />

Al 2O 3-<br />

Tiegel<br />

Bild 7.32: Verbesserung der Hochtemperatur- <strong>und</strong> der Thermowechselbeständigkeit<br />

(TWB) <strong>und</strong> damit der Standzeit von Tiegeln durch Verwendung von Spinellbeton.<br />

Verglichen sind die Vierpunktbiegefestigkeiten von Spinellbeton- MgO- <strong>und</strong> Al2O3-Tiegelmaterial<br />

nach unterschiedlicher Thermobehandlung bei 1500 °C bzw nach einem Abguss.<br />

7.4.2 Gefügebetrachtungen <strong>und</strong> Korrosionsbeständigkeit<br />

TWB (1500 °C/1 h/Luft)<br />

zyklisch 5x-20x,<br />

������������T=1000 °C,<br />

������������T=1500 °C<br />

Abguss<br />

1 1-5 mindestens 10-20<br />

Zahl der möglichen Abgüsse<br />

TWB (5x 1500 °C/1 h/Luft)<br />

HT (1500 °C/1 h)<br />

Al2O3- <strong>und</strong> MgO-Tiegel nach Umschmelzen (5x) der Legierung IN 792<br />

Ein Vergleich (Bild 7.33) der SiO2-geb<strong>und</strong>enen MgO- <strong>und</strong> Al2O3-Tiegel der Fa.<br />

Morgan nach Umschmelzversuchen (5x) von IN 792 zeigt eine Schädigung durch<br />

Risse <strong>und</strong> Ausbrüche. Dem Al2O3-Tiegel haftet ein Schlackefilm mit erhöhten<br />

Gehalten an Cr <strong>und</strong> Co an. Die raue Tiegelwand ist Hinweis darauf, dass auch<br />

beim MgO-Tiegel eine solche Schicht ausgebildet wurde, die jedoch abgeplatzt ist.<br />

Nach Verwendung des MgO-Tiegels können in der Legierung nahe der<br />

Metall/Keramik-Grenzfläche Si-Gehalte von ca. 3 Gew.-% nachgewiesen werden.<br />

Nach dem Umschmelzen im Al2O3-Tiegel ist der Si-Gehalt in der gesamten<br />

Legierung auf ca. 3-6 Gew.-% angestiegen. Hier ist auch der Al-Gehalt um<br />

ca. 3 Gew.-% gegenüber der Spezifikation von IN 792 erhöht. Aus der<br />

Bindephase des Al2O3-Tiegels wird nicht nur Si, sondern auch Al herausgelöst<br />

<strong>und</strong> durch die Schmelzekonvektion gleichmäßig in der Legierung verteilt.


106 Ergebnisse – Spinellbeton<br />

Legierung<br />

IN 792<br />

erhöhter<br />

Si-Gehalt<br />

Bild 7.33: Grenzfläche Legierung/SiO2-geb<strong>und</strong>ener MgO-Tiegel (Fa. Morgan, links) <strong>und</strong><br />

/Al2O3-Tiegel (rechts). Nach 5 Umschmelzvorgängen (RT-1500 °C/10min./800 °C) verlaufen<br />

breite Risse durch den MgO-Tiegel (kleines Bild, links). Die Legierung enthält jeweils<br />

3-6 Gew.-% Si, welches aus der Bindephase des Tiegel herausdiff<strong>und</strong>iert.<br />

Tiegelgefüge nach dem Abguss:<br />

Während der Spinellbeton-Tiegel vollkommen unbeschädigt nach Abkühlung ausgebaut<br />

<strong>und</strong> in einem weiteren Abguss verwendet werden kann, zeigen der MgO<strong>und</strong><br />

der Al2O3-Tiegel klaffende Risse über die gesamte Tiegellänge (Bild 7.34).<br />

Wie bereits in Kapitel 7.3 beschrieben, ist der Spinellbeton-Tiegel auch nach dem<br />

Abguss korrosionsbeständig gegenüber der gewählten Superlegierung.<br />

MgO-Tiegel (Fa. Morgan)<br />

Im heterogenen Gefüge des MgO-Tiegels liegen kleine Körner (max. Korngröße:<br />

ca. 700 µm) neben großen Poren (ca. 300 µm) vor. Mittels XRD-Analyse wird in<br />

der SiO2-Bindephase neben MgO zusätzlich Spinell nachgewiesen. Die Aggregate<br />

(MgO) sind durch die Bindephase im Vergleich zum Al2O3-Tiegel fester geb<strong>und</strong>en.<br />

In einen der beiden untersuchten Tiegel dringt die Metallschmelze nur geringfügig<br />

ein. Es bildete sich ein ca. 50 µm breiter Schlackefilm an der gesamten rauen<br />

Oberfläche der Tiegelinnenwand (Bild 7.34, oben links). In einen weiteren MgO-<br />

Tiegel, der zum Abguss derselben Legierung mit gleichen Gießparametern<br />

eingesetzt wurde, beträgt die Eindringtiefe des flüssigen Metalls aufgr<strong>und</strong> der<br />

Risse <strong>und</strong> Spalten im Tiegel 4-5 mm (Bild 7.34, unten rechts). In der<br />

eingedrungenen Legierung sind ca. 2 Gew.-% Si enthalten.<br />

Al2O3-Tiegel (Fa. Morgan)<br />

MgO-Tiegel<br />

Riss<br />

Legierung<br />

IN 792<br />

erhöhter<br />

Si-Gehalt<br />

im gesamten<br />

Metall<br />

Al 2 O 3 -<br />

Tiegel<br />

Al 2O 3<br />

Das Gefüge des Al2O3-Tiegels ist in Bezug auf die Korn- <strong>und</strong> Porenverteilung<br />

ebenfalls heterogen. Die Bindephase eines Al2O3-Tiegels wurde anhand einer<br />

Röntgenbeugungsanalyse als SiO2 <strong>und</strong> Mullit (Al6Si2O13) identifiziert.<br />

An der Grenzfläche Metallschmelze-Keramik ist die Rauigkeit der Tiegelwand<br />

nach dem Abguss der Legierung WTM1 hoch, zum Teil sind 1 mm große<br />

Ausbrüche zu sehen (Bild 7.34, unten links). Die Metallschmelze dringt durch<br />

Risse <strong>und</strong> Spalten tief in den Tiegel ein (bis zu 4,6 mm). Unabhängig von der<br />

Eindringtiefe liegt der Si-Gehalt der Legierung bei ca. 3 Gew.-%. Ungefähr 0,8 mm<br />

von der Grenzfläche Keramik-Metall entfernt ist der Al-Gehalt der in das<br />

Legierung<br />

Al 2 O 3 -<br />

Tiegel<br />

Schlacke-<br />

film


Ergebnisse – Spinellbeton<br />

107<br />

Tiegelmaterial eingedrungenen Legierung erhöht. Dies ist Hinweis auf eine<br />

Aufnahme von Al aus den Tiegelbestandteilen (Al2O3 <strong>und</strong> Mullit). Nahe der<br />

Grenzfläche wurden die Elemente Ni, Cr <strong>und</strong> Ti im Tiegelmaterial nachgewiesen.<br />

Das Bulkmaterial des Tiegels ist unverändert.<br />

innen (Legierung)<br />

Legierung<br />

MgO<br />

MgO-Tiegel 1000 �m MgO-Tiegel<br />

innen (Legierung)<br />

Legierung<br />

Al 2O 3-Tiegel<br />

MgO<br />

Al 2 O 3<br />

außen (Tiegel)<br />

Pore<br />

Matrix mit<br />

SiO 2-Bindephase<br />

Al 2O 3<br />

außen (Tiegel)<br />

Matrix mit<br />

SiO 2 -Bindephase<br />

1000 �m<br />

innen (Legierung)<br />

innen (Legierung)<br />

Legierung<br />

Matrix mit<br />

CaO-Al 2O 3-Bindephase<br />

WTM-Spinellbeton-Tiegel<br />

außen (Tiegel)<br />

MgO<br />

Matrix mit<br />

SiO2-Bindephase MgO<br />

außen (Tiegel)<br />

Spinell-Aggregat<br />

100 �m<br />

Bild 7.34: Tiegel (mitte) aus MgO, Al2O3 (Fa. Morgan) sowie Spinellbeton (WTM) <strong>und</strong><br />

Gefügedarstellungen der Tiegelinnenwandungen nach einmaligem Einsatz (ca. 10 kg der<br />

IN 792-ähnlichen Legierung WTM1 (Kapitel 4.3.2) in Anlage DS-Unit 3).<br />

MgO-Tiegel: Links, 1. Tiegel: Trotz der zerklüfteten Tiegeloberfläche diff<strong>und</strong>iert die Legierungsschmelze<br />

nur geringfügig in den Tiegel. Rechts, 2. Tiegel: Bis weit in das Tiegelinnere<br />

ist die Legierung eingedrungen. Al2O3-Tiegel: Die Legierung dringt tief in den Tiegel<br />

ein (bis 4,6 mm) <strong>und</strong> reichert Si aus dem SiO2-Binder des Tiegels an. Ausbrüche <strong>und</strong><br />

Risse verbieten den Wiedereinsatz. WTM-Spinellbeton-Tiegel: Die Anbindung zwischen<br />

Spinell <strong>und</strong> Matrix lässt keine Penetrationen durch aufgeschmolzene Legierung zu. Auf<br />

der Tiegelinnenwand bildet sich ein ca. 20 µm schmaler Schlackefilm.<br />

Einbettmittel<br />

WTM-<br />

Spinellbeton


108 Diskussion – Spinellbeton<br />

8 DISKUSSION – EIGNUNG VON SPINELLBETON-TIEGELN<br />

In den vorangegangenen Kapiteln konnte das Werkstoffpozential von zementgeb<strong>und</strong>enem<br />

Magnesiaspinell aufgezeigt werden. Im Folgenden wird die Eignung<br />

des Betons als Tiegelmaterial für den Einsatz beim Vakuumfeinguss von Nickelbasis-Superlegierungen<br />

diskutiert.<br />

8.1 Herstellung <strong>und</strong> Handhabung<br />

Aufgr<strong>und</strong> der kurzen Abbindezeiten muss bei der Herstellung der Spinellbetonversätze<br />

zügig gearbeitet werden <strong>und</strong> das Mischen, die Formfüllung, <strong>und</strong> das<br />

Rütteln nach 20 min abgeschlossen sein. Während des Trocknens der Tiegelgrünlinge<br />

stellt sich das Problem der Umwandlung der Hydratphasen in das stabile<br />

C3AH6 <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene Volumenänderung bei ca. 30 °C. Aus<br />

diesem Gr<strong>und</strong> sollte der Spinellbeton bei Temperaturen zwischen 32 °C <strong>und</strong><br />

50 °C in einer feuchten Atmosphäre ausgelagert werden /KOP90/. Dabei sollten<br />

magnesiumoxidreiche Spinelle möglichst vermieden werden, da sie sich aufgr<strong>und</strong><br />

ihres Hydratationsvermögens schlecht für Gießmassen eignen /EVA93/, /ALC99/.<br />

Durch eine verlängerte Rütteldauer lassen sich luftgefüllte Bläschen austreiben.<br />

Dies wirkt sich aber nachteilig auf die Festigkeit aus. Der Gr<strong>und</strong> für ein solches<br />

Verhalten liegt darin, dass noch nicht abgeb<strong>und</strong>enes Wasser <strong>und</strong> feine Partikel<br />

nach oben steigen <strong>und</strong> gröbere Bestandteile im unteren Bereich zurückbleiben.<br />

Dadurch entsteht ein Feuchtigkeitsgefälle, welches zu einem unterschiedlichen<br />

Abbindeverhalten in den einzelnen Bereichen führt <strong>und</strong> sich damit ein Festigkeitsgradient<br />

über den Werkstoff ausbildet.<br />

Der Spinellbeton weist nach dem Vorbrand <strong>und</strong> nach einer St<strong>und</strong>e Auslagerung<br />

bei 1500° C eine bleibende lineare Sinterschrumpfung von 0,3% auf. Das Gefüge<br />

sintert während des Brandes <strong>und</strong> bei allen weiteren Temperaturbehandlungen nur<br />

wenig zusammen <strong>und</strong> die Porosität bleibt erhalten. Die geringe Schrumpfung<br />

erlaubt eine endkonturnahe Fertigung.<br />

Der geringe Masseverlust von 2% bei einer Temperaturbehandlung ist ausschließlich<br />

auf die Wasserabgabe <strong>und</strong> Dehydrationsreaktionen zurückzuführen.<br />

Beim Aufheizen entweicht anfangs freies Poren- <strong>und</strong> Oberflächenwasser, so dass<br />

sich der Wassergehalt bis 300 °C verringert /GEO83/. Ab 300 °C dehydratisiert<br />

C3AH6 zu C12A7 <strong>und</strong> AH3 zu amorphem Al2O3 /GEO83/. Oberhalb von 700 °C ist<br />

die Wasserabgabe weitgehendst abgeschlossen, die dehydratisierten Phasen<br />

wandeln sich zu CA um <strong>und</strong> die Kristallinität der Zementphasen nimmt mit<br />

steigender Temperatur weiter zu. Bei der Umwandlung der Hydratphasen<br />

ineinander (Konversion von CAH10 bzw. C2AH8 zu C3AH6) <strong>und</strong> in dehydratisierte<br />

Zementphasen wirkt sich die Matrixporosität günstig aus, da so Raum für die<br />

jeweiligen Volumenänderungen vorhanden ist. Beim Brennen des Spinellbetons<br />

bildet sich während eines oxidierenden Brandes bei 1500 °C <strong>und</strong> einer Haltezeit<br />

von einer St<strong>und</strong>e laut röntgenographischer Phasenanalyse CA6. Wegen der<br />

vollständig fehlenden Flüssigphase bei hohen Temperaturen, sind Sintervorgänge<br />

infolge einer Festkörperdiffusion (Reaktionssinterung) wahrscheinlich. Diese


Diskussion – Spinellbeton 109<br />

thermische Stabilität bestätigt, dass im Gefüge des Spinellbetons verhältnismäßig<br />

wenig Veränderungen eintreten, die die Festigkeit negativ beeinflussen könnten.<br />

Der mittels Frequenzinterferometrie dynamisch bestimmte E-Modul liegt bei<br />

Raumtemperatur mit einem Wert von ca. 60 GPa nahe dem E-Modul von<br />

Porzellan mit 76 GPa <strong>und</strong> deutlich unter dem von Al2O3 mit 410 GPa /HEU90/.<br />

Entscheidend ist aber, bei einer ausreichenden Steifigkeit eine hohe Zähigkeit mit<br />

gleichzeitig möglichst hoher Festigkeit zu erreichen. Ein zu hoher E-Modul kann<br />

sich daher auch negativ auf die TWB auswirken.<br />

Mit maximalen Durchbiegungen von 35 �m bis 40 �m vor dem Versagen des<br />

Materials sowohl bei Raumtemperatur als auch bei 1500 °C zeigt der Spinellbeton<br />

unabhängig von der thermischen Vorbehandlung ausreichende Steifigkeit. Die<br />

zum Teil wesentlich größere Durchbiegung bei fast gleicher Festigkeit der<br />

Vakuum-Proben im Vergleich zu den oxidierten Proben (Bild 7.15) kann neben<br />

den durch die Apparatur bedingten Anpassungseffekten bei geringen Lasten auf<br />

die Hertz`sche Pressung der Auflagerrollen zurückgeführt werden, die auf der<br />

Zugseite der Probe die feinen Poren im Gefüge zusammenschiebt. Dadurch<br />

werden Wege „bei konstanter Last“ zurückgelegt, wodurch wiederum die Verformung<br />

beschleunigt erscheint. Möglicherweise hat sich auch die Porenstruktur<br />

durch z.B. Ausgasen verändert, da kein Gegendruck der Luft mehr vorhanden ist.<br />

Möglich ist aber auch ein unterschiedlicher Sintergrad der beiden Proben. Die<br />

Sinterung kann durch das Vakuum oder die schnellere Heizrate in der großen<br />

Gießanlage DS-Unit 3 verzögert worden sein. Bestätigt wird dies durch die<br />

röntgenographische Analyse, welche zeigt, dass sich beim Vakuum-Brand noch<br />

nicht zu CA6 umgesetztes CA2 in den Proben befindet. In der Spinellphase ist<br />

hingegen kein Unterschied zu erkennen.<br />

Polykristalline Keramiken weisen im Allgemeinen Weibull-Moduln m von 6 bis 40<br />

auf /HEU90/. Die Weibull-Moduln von Spinellbeton mit Werten von mindestens 17<br />

lassen eine Voraussagegenauigkeit für größere Bauteile zu. Beispielhaft zeigen<br />

dies die vergleichbaren Festigkeiten von kleinen (60 mm × 11 mm × 9 mm) <strong>und</strong><br />

großen (160 mm × 40 mm × 20 mm bis 40 mm) Biegestäben.<br />

8.2 Kompatibilität im Vergleich zu MgO <strong>und</strong> Al2O3<br />

Das Erosionsverhalten von Tiegeln kann durch den Einsatz von Magnesiaspinell<br />

statt Magnesia als Aggregatphase wegen der größeren Härte (Härte 8 für MgAl2O4<br />

<strong>und</strong> Härte 6 für MgO auf der Mohsschen Härteskala /ENG96b/, /HEU90/)<br />

verbessert werden. Außerdem ist der Magnesiaspinell im Gegensatz zu Magnesia<br />

chemisch sehr beständig /GAB95/, /CIC90/, RYM94/. Deswegen werden beim<br />

Erschmelzen reaktiverer Superlegierungen Alumina- bzw. Zirconia-Tiegel<br />

bevorzugt /GUE90/. Ein weiterer Nachteil von Magnesia ist sein hoher thermischer<br />

Ausdehnungskoeffizient (�T(MgO)=14·10 -6 1/K, �T(MgAl2O4)=8·10 -6 K -1 /BOL79/), der<br />

zu hohen thermischen Spannungen führt.<br />

Das einmalige Aufschmelzen (1500 °C/1 h/Vakuum) der hafniumhaltigen Superlegierung<br />

CM 247LC DS in einem zementgeb<strong>und</strong>enen Spinelltiegel führte weder zu


110 Diskussion – Spinellbeton<br />

einem Auflösen der Tiegelelemente noch zu Oxideinschlüssen in der Legierung.<br />

Der Spinellbeton selbst verhält sich inert gegenüber der als reaktiv /SUT80/,<br />

/LIN87/ einzustufenden Superlegierung CM 247LC DS.<br />

Im Vergleich zum Spinellbeton-Tiegel zeigen sich Unterschiede hinsichtlich der<br />

Korrosion des MgO- <strong>und</strong> Al2O3-Tiegels nach Kontakt mit der Legierungschmelze.<br />

Bereits eine weniger reaktive IN 792-ähnliche Superlegierung dringt in einen bei<br />

1500 °C in der Industrie-Gießanlage DS-Unit 3 verwendeten SiO2-geb<strong>und</strong>enen<br />

(9,0 Gew.-%) MgO-Schmelztiegel (Fa. Morgan) bis zu einer Tiefe von fünf<br />

Millimetern ein. Weitere eingesetzte MgO-Tiegel reißen häufig bereits beim ersten<br />

Gebrauch etwa einen Zentimeter oberhalb des Tiegelbodens, so dass Schmelze<br />

in die umgebende Stampfmasse gelangt. Sowohl der MgO als auch ein Al2O3-<br />

Schmelztiegel (10 kg-Chargengewicht) sollten nach jedem Abguss ersetzt werden,<br />

um die Reaktion ihrer SiO2 Bindephase /GRO98/, /SUT80/, /LIN87/ möglichst<br />

gering zu halten. Aufgr<strong>und</strong> der gebildeten Risse <strong>und</strong> als Folge der Diffusion von Si<br />

aus der Bindephase der MgO- <strong>und</strong> Al2O3-Tiegel gelangten bereits nach einmaligem<br />

Schmelzvorgang bis zu 3 Gew.-% Si in die Legierungsschmelze.<br />

Das Bulkgefüge des Spinellbeton-Tiegels bleibt unverändert <strong>und</strong> damit die<br />

mechanischen <strong>und</strong> thermischen <strong>Eigenschaften</strong>. Die glatte <strong>und</strong> dichte Oberfläche<br />

der Tiegelinnenwand <strong>und</strong> die gute Anbindung zwischen Spinellaggregaten <strong>und</strong><br />

Matrix, welche die Rissneigung deutlich herabsetzt, vermeidet das Eindringen der<br />

Metallschmelzen in die Keramik. Wesentliches Merkmal der Spinellbeton-Tiegel<br />

ist die SiO2-freie Bindephase. Reaktionen, die zum Ausschuss von Bauteilen<br />

infolge Si-Penetrationen in die Legierung führen /GRO98/, /SHA84/, können<br />

vollständig ausgeschlossen werden. Auch Oxideinschlüsse wurden unabhängig<br />

von der Zahl der Einsätze der Tiegel in keinem der gegossenen Bauteile<br />

beobachtet. Hierbei ist die besondere Wirkungsweise der Spinellbeton-Tiegel bei<br />

Kontakt mit metallischen Schmelzen von Vorteil. Die in Richtung Legierung<br />

diff<strong>und</strong>ierenden Tiegelelemente (Mg) werden sofort in dem Schlackefilm<br />

geb<strong>und</strong>en. Wechselwirkungen von Legierungs- mit Spinellbetonelementen sind an<br />

der Grenzfläche Metall-Keramik auf wenige Mikrometer beschränkt.<br />

8.2.1 Wechselwirkungen <strong>und</strong> Reaktionsmechanismus an der Grenzfläche<br />

Spinellbeton-Tiegel/Superlegierung IN 792<br />

Kenntnisse über Reaktionsmechanismen, die zwischen Tiegel <strong>und</strong> Legierung<br />

ablaufen, können zur Beurteilung des Verhaltens <strong>und</strong> der Wiederverwendbarkeit<br />

eines Tiegels im Gießprozess herangezogen werden. Daraus folgernd kann eine<br />

Aussage über die Häufigkeit der möglichen Tiegeleinsätze getroffen werden, ohne<br />

dass die Legierungsqualität, z.B. durch Oxideinschlüsse, <strong>und</strong> damit die Qualität<br />

der abgegossenen Bauteile gemindert wird.<br />

Mit zunehmenden Verwendungszyklen des Tiegels baut sich an dessen Innenwand<br />

eine oxidische Reaktionschicht auf (Bild 8.1). Diese Schicht besteht aus<br />

einer Gusshaut aus oxidierten Legierungselementen auf der Legierungsoberfläche,<br />

einem Schlackefilm <strong>und</strong> einem veränderten Bereich der Tiegelinnenwand,<br />

welche Resultat der Wechselwirkungen zwischen Legierung <strong>und</strong> der Bindephase


Diskussion – Spinellbeton 111<br />

des Tiegelmaterials ist. Die bis zu 1,2 mm großen Spinellaggregate sind nicht am<br />

Aufbau dieser Reaktionsschicht beteiligt.<br />

Während der wechselseitigen Diffusion der Legierungs- <strong>und</strong> Tiegelelemente<br />

erfolgen verschiedene Arten des Materialtransports. Dabei wird durch die<br />

Konvektion der Schmelze im Tiegel ein An- <strong>und</strong> Abtransport der Edukte <strong>und</strong><br />

Produkte begünstigt. Zum einen können Tiegelausbrüche, d. h. Oxide der Tiegelkeramik<br />

in der Legierung eingeschlossen werden /GRO00/, /GRO98/. Aufgr<strong>und</strong><br />

des Minderdrucks (ca. 1�10 -7 bar) im Gießofen werden zum anderen oxidische<br />

Bestandteile des Tiegels, insbesondere das MgO aus der Bindermatrix zu Mg,<br />

reduziert <strong>und</strong> die Elemente diff<strong>und</strong>ieren in Richtung der heißeren Legierungsschmelze<br />

zum Tiegelrand hin. Da zu keinem Zeitpunkt ein Eindringen der Schmelze<br />

in den Spinell-Tiegel beobachtet wurde, sind innerhalb der Keramik Transportvorgänge<br />

infolge von Oberflächen- <strong>und</strong> Korngrenzen-Diffusion anzunehmen.<br />

Tiegel<br />

Legierung<br />

Reaktionsschicht<br />

innen (Legierung) außen (Keramik)<br />

Legierung<br />

Gusshaut (oxidierte Legierungselemente)<br />

Schlackefilm (oxidisch)<br />

Tiegelinnenwand (oxidisch)<br />

Cr,Co<br />

Bild 8.1: Schematische Darstellung der dem Tiegel anhaftenden Schichten.<br />

Spinellbeton-<br />

Tiegel<br />

Der nun diskutierte Reaktionsverlauf ist schematisch in Bild 8.2 dargestellt:<br />

Nach einmaligem Abgießen bleibt typischerweise ein schmaler oxidischer<br />

Schlackefilm an der Tiegelinnenwand haften. Er ist ca. 15 µm breit <strong>und</strong> wächst<br />

nach fünf Umschmelzzyklen auf eine Gesamtbreite von 35 µm heran. Da Mg nicht<br />

Bestandteil der Legierung IN 792 ist, deutet der Mg-Gehalt nahe der Grenzfläche<br />

auf eine Verarmung der verschiedenen Spinellzusammensetzungen an Mg hin.<br />

Während der Umschmelzungen diff<strong>und</strong>iert Mg aus dem Spinellgitter in Richtung<br />

der heißen Legierung, <strong>und</strong> der Spinell wird reicher an Aluminiumoxid. Ein solcher<br />

Al2O3-haltiger Bereich (Bild 8.1) befindet sich weiter in Richtung des Tiegelinneren.<br />

Der dabei freigesetzte Sauerstoff ist ein möglicher Gr<strong>und</strong> für die Bildung<br />

des Schlackefilms. Dort werden die sauerstoffaffinen Legierungselemente wie Cr,<br />

Co, Ti, Hf <strong>und</strong> Zr sowie das aus dem Tiegel diff<strong>und</strong>ierte Mg mit dem freien<br />

Sauerstoff zu ihren Oxiden geb<strong>und</strong>en /LIN87/ (Kapitel 3, Tabelle 3.4).<br />

Im zehnmal eingesetzten Tiegel wurde der Schlackefilm zusammen mit der<br />

Gusshaut durch das Ausblasen vor jedem neuen Aufschmelzzyklus entfernt. Mit<br />

diesem Schlackefilm wurde gleichzeitig die Schutzbarriere abgetragen, welche die<br />

Mg<br />

Al2O3-reicher Bereich


112 Diskussion – Spinellbeton<br />

Keramik gegenüber der Legierung abschirmt. Daher konnte sich in der Tiegelinnenwand<br />

eine weitgehendst oxidische 80 �m breite Reaktionsschicht ausbilden.<br />

Untersuchungen nach /GRO98/ ermitteln Reaktionszonen von bis zu 500 �m<br />

Breite. Infolge des letzten Abgusses ist auf der Keramikschicht ein Schlackefilm<br />

abgelagert wie er typischerweise nach einem einzigen Einsatz gef<strong>und</strong>en wird.<br />

Wie auch im Schlackefilm ist der Mg-Gehalt in der Tiegelinnenwand an der<br />

Grenzfläche zur Legierung erhöht. Der Al-Gehalt ist gegenüber der typischen<br />

Matrixzusammensetzung des Tiegels erniedrigt. Wahrscheinlich führen die an Mg<br />

verarmten Spinelle gleichzeitig zu einer Zone Al2O3-reicher Spinelle oder sogar<br />

reinem Al2O3 in der Tiegelwand. Dieser Al2O3-Überschuss ist neben dem<br />

Temperaturunterschied zwischen Tiegelmaterial <strong>und</strong> Legierungsschmelze ein<br />

möglicher Gr<strong>und</strong> dafür, dass auch aus den weiter im Bulk des Tiegels liegenden<br />

Spinellen Mg herausgelöst wird <strong>und</strong> in Richtung Legierung diff<strong>und</strong>iert. Infolge der<br />

Substitution von Mg in den Spinellen durch Cr oder Co wird zusätzlich Mg frei.<br />

Dieser Prozess ist aber eher unbedeutend, da Cr <strong>und</strong> Co in den Spinellen nur in<br />

geringer Konzentration <strong>und</strong> in einem äußerst schmalen Bereich der Tiegelinnenwandung<br />

nachgewiesen wurde. Allerdings kann auch das MgO <strong>und</strong> der Spinell<br />

aus der Bindematrix mit den sauerstoffaffinen Legierungselementen unter Abgabe<br />

von Mg reagieren. Auch der dabei freiwerdende Sauerstoff bedingt die Bildung der<br />

Schlackeschicht. Folgende Reaktionen sind denkbar:<br />

1. a) 3 MgO + 2 Al � Al2O3 + 3 Mg<br />

b) 2 MgO + Zr � ZrO2+ 2 Mg<br />

c) 2 MgO + Ti � TiO2+ 2 Mg<br />

2. a) 2 MgAl2O4 + Zr � ZrO2 + 2 Al2O3 + 2 Mg<br />

b) 2 MgAl2O4 + Ti � TiO2 + 2 Al2O3 + 2 Mg<br />

c) 2 MgAl2O4 + 2 Al � 2 Al2O3 + 2 Mg + O2<br />

Ähnlich wie das Si aus der Bindephase von MgO oder Al2O3-Tiegeln führt eine<br />

Anreicherung von Mg in der Legierung zum Ausschuss des gegossenen Bauteils.<br />

Dass trotz des Freisetzens <strong>und</strong> der Diffusion in der Legierung auch nach zwanzig<br />

Umschmelzungen nur ca. 0,015 Gew.-% Mg enthalten ist (Kapitel 7.4.2), hat zwei<br />

mögliche Gründe:<br />

1) Der Al2O3-reiche Spinell reagiert mit dem freien Mg zu sek<strong>und</strong>ärem Spinell. So<br />

wird ein weiteres Vordringen von Mg verhindert. Gleichzeitig bilden die Legierungselemente<br />

Mischkristalle mit Al2O3 bzw. Spinell an der Tiegelinnenwand,<br />

die ihrerseits Diffusionsvorgänge in das Tiegelinnere erschweren.<br />

2) Neben anderen oxidischen Reaktionssproduktion wird das freie Mg im<br />

oxidischen Schlackefilm geb<strong>und</strong>en. Diese „Getterschicht“ wirkt als Diffusionsbarriere<br />

<strong>und</strong> verhindert, dass Mg in die Metallschmelze gelangt.<br />

Die Mg-reichen Zonen werden durch Poren (Bild 7.28) von Zonen abgetrennt, die<br />

weitgehend der Normzusammensetzung der Bindematrix entsprechen. Entlang<br />

dieser Poren kann es in nachfolgenden Einsätzen (10-20x) zum Abplatzen dieser<br />

„Getterschicht“ kommen (Bild 8.2). Dabei verhindert das Ausblasen der Tiegel,<br />

dass Teile der Schicht als oxidische in die Legierungsschmelze gelangen. In


Diskussion – Spinellbeton 113<br />

anschließenden Aufschmelzzyklen kann sich dann erneut eine Reaktionsschicht<br />

aufbauen.<br />

Anzahl der Umschmelzzyklen<br />

Ausgangszustand<br />

1 x 5 x 10 x 10-20 x 20 x<br />

Legierung<br />

Tiegel<br />

Gusshaut<br />

Poren<br />

Schlackeschicht Reaktionsschicht in Tiegelinnenwand<br />

15 �m 35 �m<br />

Cr, Zr, Ti, Co, Hf<br />

Bildung von ZrO 2, TiO 2, Cr 2O 3, Co 2O 3, HfO 2<br />

80 �m<br />

Bild 8.2: Schematischer Reaktionsverlauf an der Metall/Keramik Grenzfläche <strong>und</strong> Wirkungsweise<br />

des Spinellbeton-Tiegels als Funktion der Aufschmelzzyklen. Die komplexen<br />

Zusammenhänge sind im Text erläutert.<br />

Die Legierungselemente Cr <strong>und</strong> Co diff<strong>und</strong>ieren auch hinter die Getterschicht in<br />

den Tiegelbulk ein. Sie werden dort in der Zementmatrix eingeschlossen (Kapitel<br />

7.3.2). Des Weiteren ist Cr unabhängig von der Zahl der Umschmelzungen nur<br />

geringfügig (3 Gew.-%) in den Spinellaggregaten enthalten, die sich in den ersten<br />

�m der Tiegelinnenwand befinden. Diese beiden Vorgänge haben weder auf das<br />

Tiegelmaterial noch auf die Legierungszusammensetzung Auswirkungen, die ein<br />

Entfernen des Tiegels aus dem Prozesszyklus notwendig macht. Die Tiegeleigenschaften<br />

bleiben bei dem zusätzlichen Einbau von Cr auf Zwischengitterplätze<br />

oder der Substitution von Mg oder Al durch Cr unbeeinflusst /NEW78/. Auch<br />

aluminareiche Spinelle <strong>und</strong> Magnesia-Chrom-Spinelle besitzen sehr gute<br />

Hochtemperatur- <strong>und</strong> Korrosionseigenschaften gegenüber Metallschmelzen<br />

/HEN99/. Eine Schädigung des Tiegels durch Cr <strong>und</strong> Co in den<br />

Zementagglomeraten wurde nicht beobachtet.<br />

Die Konzentrationen der Legierungselemente von IN 792 befinden sich auch nach<br />

zwanzig Umschmelzungen innerhalb zulässiger Toleranzen der vorgegebenen<br />

Spezifikation. Für die Cr-Abnahme aus der Legierung ist das Abdampfen von Cr<br />

verantwortlich. Nur an untergeordneter Stelle sind die Reaktionen an der<br />

Grenzfläche zum Spinellbeton-Tiegel <strong>und</strong> die maximal 600 �m weite Diffusion in<br />

die Zementagglomerate des Tiegels hierfür bedeutsam. Darüber hinaus liegen die<br />

Elementgehalte nach einem Aufschmelzzyklus, wie er im Prozess üblich ist,<br />

innerhalb der Spezifikation der Legierung IN 792. Da Spezifikationen der<br />

Legierungen Schwankungen in den Gehalten einzelner besonders sauerstoffaffiner<br />

Elemente berücksichtigen, ist bei der Abgabe von Cr oder Co in den<br />

Spinellbeton-Tiegel keine Qualitätsminderung der Legierung zu erwarten.<br />

Mg<br />

Sek<strong>und</strong>ärspinellbildung<br />

Getterschicht=Diffusionsbarriere<br />

Cr, Co nur in Zementagglomerate


114 Diskussion – Spinellbeton<br />

8.3 Thermomechanik - Standzeit im Gießprozess<br />

Nicht nur die gute Legierungskompatibilität, sondern auch die hohe Festigkeit <strong>und</strong><br />

Bruchzähigkeit des Spinellbetons lässt sich durch sein besonderes Gefüge, d. h.<br />

CA-Bindephase mit CA6-Bildung sowie Korn- <strong>und</strong> Porositätsverteilung, erklären.<br />

Statt einer Schmelzphase, wie bei SiO2-geb<strong>und</strong>enen Materialien üblich, bildet sich<br />

bei 1500 °C in der Matrix ein nadeliges, feinvernetztes CA6-Gefüge, welches<br />

durch das Verhaken der CA6-Nadeln zäh ist. Dadurch gibt es keine Festigkeitseinbußen<br />

durch viskoses Fließen.<br />

Ein Werkstoff hat eine gute Temperaturwechselbeständigkeit, wenn beim<br />

Abschrecken keine langen Risse ausgelöst werden <strong>und</strong>/oder vorhandene Risse<br />

nicht weiterlaufen. Diese Beziehungen lassen sich durch die Wärmespannungsfaktoren<br />

R´´ <strong>und</strong> R´´´´ (Anhang Gleichung 11.2 <strong>und</strong> 11.3) ausdrücken /HAS63/.<br />

Das Auslösen von Rissen wird vermieden, wenn das Material eine geringe thermische<br />

Ausdehnung, eine geringe spezifische Wärmekapazität sowie einen kleinen<br />

E-Modul, eine möglichst kleine Dichte <strong>und</strong> eine hohe Wärmeleitfähigkeit besitzt<br />

/HAS77/. Die geeignete Kombination dieser <strong>Eigenschaften</strong> führt zu der geringen<br />

Rissneigung im Spinellbeton <strong>und</strong> zu der beobachteten gute Thermowechselbeständigkeit.<br />

Die porösen Spinellkörner tragen zu einem niedrigen thermischen<br />

Ausdehnungskoeffizienten bei, da das Gefüge Raum zum Expandieren bietet. Die<br />

geringe Rissneigung zeigt sich in der gleichbleibenden Dichte <strong>und</strong> nur geringfügig<br />

(ca. 3%) ansteigenden offenen Porosität bei Erhöhung der Temperaturdifferenz<br />

�T <strong>und</strong> der Anzahl der Abschreckvorgänge in TWB-Versuchen (Bild 7.7). Sollten<br />

Risse auftreten, so ist deren Ausbreitung gehemmt, da aufgr<strong>und</strong> der Rissmuster<br />

<strong>und</strong> Verformungskurven (Bild 7.15) der Spannungsintensitätsfaktor groß <strong>und</strong> das<br />

Material damit hinreichend zäh ist.<br />

Es kann davon ausgegangen werden, dass sich gleichzeitig mehrere Risse<br />

ausbilden. Desweiteren können die Risse an den CA6-Nadeln der Matrix sowohl<br />

verlängert als auch aus ihrer Fortschrittsrichtung abgelenkt werden. Die<br />

Rissanzahl, die Rissverlängerung <strong>und</strong> die Rissverzweigung sorgen dafür, dass<br />

mehr Energie aufgewendet werden muss, um einen das Material schädigenden<br />

Riss zu erzeugen. Die reißverschlussartigen Rissverläufe (Bild 7.16) <strong>und</strong> die<br />

unterschiedlichen Steigungen in den Weibull-Kurven (Bild 7.20) zeigen, dass<br />

mehrere Rissausbreitungs- <strong>und</strong> Schädigungsmechanismen zusammenwirken:<br />

1. Risse verlaufen durch die Matrix. Dabei wird Rissausbreitungsenergie<br />

verbraucht, da die Risse einen langen zickzackförmigen Weg um die feinen<br />

Matrixpartikel zurücklegen müssen.<br />

2. Risse verlaufen entlang von großen Spinellkörnern, was zu einer<br />

Rissumlenkung <strong>und</strong> einem ebenfalls längeren Rissweg führt. Dabei kommt<br />

es zu einer Lockerung der Anbindung der Spinellaggregate <strong>und</strong> der Matrix.<br />

3. Risse verlaufen in die porösen Spinellkörner hinein <strong>und</strong> durch sie hindurch.<br />

Dieses zeigt, wie fest die Anbindung der Matrix an den Spinell ist. Durch die<br />

Porosität der Matrix <strong>und</strong> der Spinellkörner erhöht sich die Bruchzähigkeit,<br />

da die Rissspitzen in den Poren abger<strong>und</strong>et werden <strong>und</strong> sich nach dem


Diskussion – Spinellbeton 115<br />

Inglis-Kriterium * die Spannungsüberhöhung an der Rissspitze verringert.<br />

4. Risse können sich verzweigen, was zum Rissfortschritt mehrerer Risse<br />

führt. Dadurch wird wesentlich mehr Rissausbreitungsenergie verbraucht<br />

verglichen mit dem Weiterlaufen eines Einzelrisses, der das Material in<br />

höherem Maße schädigt.<br />

Vergleich von Spinellbeton-Tiegeln mit MgO- <strong>und</strong> Al2O3-Tiegeln<br />

Die gegenüber den betrachteten Tiegelmaterialien sehr guten thermomechanischen<br />

<strong>Eigenschaften</strong> der Spinellbeton-Tiegel (Bild 7.32) bedeuten für einen<br />

Einsatz im Gießprozess bei 1500 °C die höchsten Standzeiten. Für die problemlose<br />

wiederholte Verwendung dieser Tiegel spricht, dass geläufige Abschreckgeschwindigkeiten,<br />

z.B. bei Aufheiz- <strong>und</strong> Abkühlvorgängen des Tiegels, <strong>und</strong> die<br />

Temperaturdifferenz �T, z.B. bei hohen Schüttgeschwindigkeiten der Legierungen,<br />

erheblich kleiner sind als die hier angewendeten Temperaturdifferenzen.<br />

Für die Tiegel ist die Art der Atmosphäre unbedeutend. Sowohl im Vakuum als<br />

auch in oxidierender Atmosphäre können sie bis zu zwanzig Mal bei Temperaturen<br />

bis zu 1600 °C ohne makroskopische Schädigungen <strong>und</strong> ohne Qualitätsverlust<br />

der Legierungen eingesetzt werden. Bei gleichen Abgussparametern<br />

können Legierungen in MgO- oder Al2O3-Tiegeln nur ein- bis fünfmal ohne<br />

gravierende Schädigung des Tiegels aufgeschmolzen werden. Die Thermowechselbeständigkeit<br />

dieser kommerziellen Materialien ist bei jedem Prüfverfahren um<br />

ein Vielfaches schlechter als die des Spinellbetons. Für den fließfähigen Versatz<br />

ZA23D müssen hier Einschränkungen gemacht werden. Trotz der höheren<br />

Restfestigkeiten des selbstfließenden Versatzes ZA23D gegenüber WTM-Spinellbeton<br />

deutet die mit jedem weiteren Abschreckzyklus abnehmende Festigkeit auf<br />

eine schlechtere TWB <strong>und</strong> damit geringere Standzeit für Tiegel hin.<br />

8.3.1 Die Bedeutung der Zementphase CA6<br />

Im Laufe des Einsatzes werden CAx-Agglomerate über die ganze Tiegelbreite<br />

hinweg gebildet, ohne dass Einbußen der thermomechanischen <strong>Eigenschaften</strong><br />

entstehen. Ihre Gehalte von 72 Gew.-% Al2O3 <strong>und</strong> 28 Gew.-% CaO entsprechen<br />

einer stöchiometrischen Zusammensetzung zwischen CA <strong>und</strong> CA2. Der Al2O3-<br />

Gehalt ist gegenüber CA6 in den Agglomeraten reduziert. Eine mögliche Erklärung<br />

für den verminderten Al-Gehalt in den CAx-Agglomeraten ist durch den Austausch<br />

der Mg-Atome durch Al-Atome im Spinellkorn gegeben. Gleichzeitig können Cr<br />

<strong>und</strong> Co in den Agglomeraten gemäß folgender Reaktion aufgenommen werden:<br />

(CaO�6Al2O3) + 6 Cr/Co � (CaO�2Al2O3) + (CaO�Al2O3) + 3 (Cr/Co)2O3 + 6 Al<br />

(CaO�2Al2O3) + 3 Cr/Co � (CaO�Al2O3) + (Cr/Co)2O3 + 2 Al<br />

* c<br />

�tip � 2 �applied<br />

, mit c als Risslänge <strong>und</strong> r als R<strong>und</strong>ungsradius an der Rissspitze.<br />

r


116 Diskussion – Spinellbeton<br />

Günstig für die TWB des Spinellbetons ist der verhältnismäßig kleine thermische<br />

Ausdehnungskoeffizient des CA6 von 9,5·10 -6 1/K <strong>und</strong> seine hervorragenden<br />

thermomechanischen <strong>Eigenschaften</strong>, d. h. hohe Festigkeit bei gleichzeitig hoher<br />

Zähigkeit; auch bei hohen Temperaturen /KOP90/.<br />

Die von der thermischen Vorbehandlung des Materials unabhängige Restfestigkeit<br />

(�0 ca. 16 MPa, Bild 7.19) nach Abschrecken von 1525 °C ermöglicht den Einsatz<br />

der WTM-Spinellbeton-Tiegel ohne Vorbrand. Voraussetzung ist lediglich, dass<br />

die Temperatur im Gießprozess selbst bis auf 1500 °C geführt wird, damit neben<br />

den Sinterprozessen die irreversible Ausbildung der nadeligen CA6-Prezipitate in<br />

der Betonmatrix erfolgen <strong>und</strong> zum „Verhaken“ des Gefüges führen kann. Der<br />

festigkeitssteigernde Einfluss dieser Gefügeveränderung ist dem festigkeitsmindernden<br />

Einfluss der größeren Temperaturdifferenz �T bei Abschreckversuchen<br />

übergeordnet. Hierin ist der für grüne bzw. bei 1000 °C vorgebrannte Spinellbeton<br />

beobachtete Anstieg der Restfestigkeit mit �T=1500 °C begründet (Bild 7.19).<br />

Obwohl infolge der Volumenvergrößerung bei der CA6-Bildung /KOP90/<br />

aufgebaute Spannungen zu Rissinitiierung führen können /HAS77/, ist anzunehmen,<br />

dass Risse in den Poren <strong>und</strong> Blasen des Spinellbetons aufgehalten<br />

werden (s.o.). Hinzu kommt eine erschwerte Rissausbreitung aufgr<strong>und</strong> der durch<br />

die Volumenvergrößerung entstehenden Druckspannungen im Material /MUN89/.<br />

Eine ausgezeichnete TWB bei höheren �T kann jedoch durch eine ausgeprägte<br />

Mikrorissbildung erreicht werden /HAS77/. Möglicherweise ist die mit der CA6-<br />

Bildung korrelierte Mikrorissbildung in Verbindung mit der Porenstruktur des<br />

Spinellbetons verantwortlich dafür, dass die Restfestigkeit trotz zunehmendem �T<br />

<strong>und</strong> zunehmender Zyklenanzahl (Bild 7.21) bei den Abschreckvorgängen nach<br />

einem 1500 °C-Vorbrand ähnlich hoch bleiben. Die konstanten Biegebruchspannungen<br />

von �0 ca. 18 MPa sind damit Hinweis auf stabilen Rissfortschritt.<br />

Möglicherweise kommt es sogar zu einem Ausheilen ursprünglich gebildeter Risse<br />

während der zehnminütigen Haltephasen bei der zyklischen Temperaturbehandlung.<br />

Im Gegensatz zur katastrophalen Rissausbreitung wird damit die<br />

kritische Temperaturdifferenz �Tc zu größeren �T hin verschoben /HAS63/.<br />

Gegenüber anderen Materialien, bei denen sich die Volumenexpansion infolge der<br />

CA6-Bildung zu einer Verschlechterung der TWB führt, sind im CA6 die wesentlichen<br />

Vorteile des Spinellbetons <strong>und</strong> der Tiegel aus Spinellbeton begründet:<br />

� keine SiO2-Bindephase <strong>und</strong> damit inertes Verhalten gegenüber<br />

�<br />

Metallschmelzen,<br />

hohe Festigkeit durch nadelförmiges Verfilzen des Gefüges,<br />

� hohe TWB unter Voraussetzung der charakteristischen Porenstruktur,<br />

� Einschließen von Legierungselementen ohne negative Auswirkungen im<br />

Gießprozess.<br />

Um die Vorteile des CA6 zu nutzen muss der Tiegel unabhängig von weiteren<br />

Prozesstemperaturen einmal für ca. 10 Minuten bis auf 1500 °C geheizt werden.


Zusammenfassung<br />

9 ZUSAMMENFASSUNG<br />

117<br />

Zusammenfassung - Formschale<br />

Für das untersuchte Al2O3-SiO2-Na2O-Formschalensystem korreliert das Verhalten<br />

der monolithisch aufgebauten Stützschicht bei typischen Gießtemperaturen<br />

zwischen 1200 °C <strong>und</strong> 1550 °C sowohl mit der Mullit- als auch mit der Flüssigphasenbildung<br />

innerhalb des heterogenen Gefügeverbands. Die mikrostrukturellen<br />

<strong>Eigenschaften</strong> der Formschale ergeben sich hauptsächlich durch:<br />

� SiO2-Binder-Gehalt,<br />

� Na2O-Gehalt im SiO2-Binder <strong>und</strong> als �-Al2O3 im Al2O3-Einsatzmaterial,<br />

� Ort, Zusammensetzung <strong>und</strong> damit Viskosität der SiO2/Al2O3-Flüssigphase.<br />

Mullit: Die Bildungsreaktion des Mullits ist temperatur- <strong>und</strong> zeitabhängig. Maximal<br />

werden nach 6 h Auslagerung bei 1500 °C, einer im Gießprozess üblichen<br />

Abgusstemperatur, 14 Gew.-% 3/2-Mullit mit der stöchiometrischen Zusammensetzung<br />

3Al2O3�2SiO2 prezipitiert. Ausgangskomponenten sind das reaktive<br />

amorphe SiO2 der Bindephase <strong>und</strong> das ausschließlich aus den Füllerkörnern der<br />

Tauchmasse stammende Al2O3. Bildungsort innerhalb der Back-up-Schicht ist die<br />

SiO2-Bindephase in Zwickeln der Al2O3-Füllerkörner. Das amorphe SiO2 bildet<br />

unter Anwesenheit von mindestens 1,5 Mol Na2O bei 1500 °C eine niedrigviskose<br />

Flüssigphase (log�=7,6), in die Al2O3 inkorporiert wird. Das Na2O der Formschale<br />

setzt sich zusammen aus dem im Silika-Sol enthaltenen Anteil <strong>und</strong> dem Na,<br />

welches nach der Dissoziation von �-Al2O3-Füllerkörnern bei ca. 1350 °C in die<br />

Bindephase gelangt. Dieses ist für die niedrige Viskosität der Flüssigphase verantwortlich,<br />

die ihrerseits Diffusionsprozesse <strong>und</strong> damit die auf Ausscheidung <strong>und</strong><br />

Wachstum zurückzuführende zweistufige Mullitreaktion begünstigt. Dieser<br />

Reaktionsmechanismus wird durch die Bildung metastabiler Phasen im System<br />

Al2O3-SiO2-Na2O ermöglicht. Die hohe Kristallisationsrate in einer primären<br />

Bildungsphase führt in den ersten 3 h St<strong>und</strong>en bei 1500 °C zur Neubildung des<br />

3/2-Mullits. Eine langsame Wachstumsrate bedingt in der sek<strong>und</strong>ären Bildungsphase,<br />

welche nach 3-4 h geschwindigkeitsbestimmend ist, die Akkumulation der<br />

Einzelkörner zu homogenen Verbänden.<br />

Hochtemperatur-Festigkeit: Da die oberhalb 1200 °C plastisch viskose<br />

(log�


118 Zusammenfassung<br />

bei niedrigeren Temperaturen anwesend <strong>und</strong> für das Hochtemperaturverhalten<br />

nicht ausschlaggebend. Der in Biegekriechversuchen ermittelte Kriechexponent<br />

bei 1500 °C von n = ca. 1 weist auf das Newtonsche Fließen einer Flüssigkeit als<br />

Verformungsmechanismus hin. Dieser kann mit einer Kombination aus Gleitprozessen<br />

<strong>und</strong> flüssigkeitsbeschleunigten Diffusionsvorgängen erklärt werden. Die<br />

Dehnung der Formschale bleibt auch bei 1500 °C deutlich unter 0,1%.<br />

Im Gießprozess wird die Formschale üblicherweise 1 h bis 3 h auf der Abgusstemperatur<br />

bei 1500 °C gehalten, was die Mullitmorpholgie <strong>und</strong> den -gehalt sowie<br />

die Zusammensetzung der Flüssigphase, die Al2O3-reicher wird, verändert. Die<br />

Mullitkristallisation wirkt dem „Bulging“, dem zum Ausschuss des Gussteils führenden<br />

Erweichen <strong>und</strong> Ausbeulen der Formschale, entgegen. Durch eine gezielte<br />

Wahl der Ausgangsbestandteile wird der Na2O- <strong>und</strong> Al2O3-Anteil innerhalb der für<br />

das Verformen verantwortlichen SiO2-Flüssigphase so eingestellt, dass die<br />

Maßhaltigkeit des gegossenen Bauteils eingehalten wird. Daher ist es möglich, die<br />

hier untersuchte Formschale bis zu 18 h bei 1500 °C zu halten, ohne Einbußen<br />

der Bauteilqualität oder ein Versagen der Formschale befürchten zu müssen.<br />

Zusammenfassung - Spinellbeton <strong>und</strong> Spinellbeton-Tiegel<br />

Mit dem chemisch beständigen, SiO2-freien Spinellbeton konnte ein alternatives<br />

Tiegelmaterial zu SiO2-geb<strong>und</strong>enen Al2O3- <strong>und</strong> MgO-Tiegeln realisiert werden.<br />

Das Werkstoffpotential ist durch folgende <strong>Eigenschaften</strong> charakterisiert:<br />

� sehr gute TWB in reduzierender <strong>und</strong> oxidierender Atmosphäre,<br />

� gute Hochtemperatur-Biegefestigkeit,<br />

� geringe thermische Dehnung,<br />

� Beständigkeit im Vakuum,<br />

� gute Wärmeleitfähigkeit,<br />

� Beständigkeit gegenüber verschiedenen Superlegierungen, Stahl <strong>und</strong> Zinn,<br />

� leicht verarbeitbar, nicht-toxisch <strong>und</strong> in jede beliebige Form einzubringen,<br />

� niedrige Produktionskosten.<br />

Die Thixotropie der Spinell-Betonmasse ermöglicht die gute Verarbeitbarkeit.<br />

Durch Rütteln der Gießform können Luftbläschen durch die Masse nach oben<br />

entweichen. Gleichzeitig entsteht ein dichtes Gefüge mit einer Porosität von 20 %,<br />

für das die statistische Verteilung der eingeschlossenen <strong>und</strong> nicht entwichenen<br />

Bläschen charakteristisch ist. Ein Gr<strong>und</strong> für die dennoch vergleichsweise geringe<br />

Porosität <strong>und</strong> die Dichte von 2,8 g/cm³ ist die multimodale Korngrößenverteilung<br />

im Gefüge des verwendeten Magnesiaspinells, Reaktiv-Alumina/Spinells <strong>und</strong><br />

Calciumaluminat-Zements. Die geringe Sinterschrumpfung von 0,3 % erlaubt eine<br />

endkonturnahe Fertigung <strong>und</strong> ein rissfreies Brennen.<br />

Die Verwendung von Calciumaluminat-Zement als feuerfestes hydraulisches<br />

Bindemittel ergibt bereits nach einem Tag eine hohe Grünfestigkeit <strong>und</strong> damit eine<br />

gute Handhabbarkeit. Während des Brennens wandeln sich die Hydratphasen<br />

unter Abgabe des Kristallwassers zu den ursprünglich eingesetzten Zementphasen<br />

um. Bei Trocknung <strong>und</strong> Brand verliert der Spinellbeton insgesamt 2% an<br />

Masse, was durch die Abgabe von freiem Poren- <strong>und</strong> Oberflächenwasser sowie


Zusammenfassung<br />

119<br />

Kristallwasser bedingt ist. Bei einem oxidierenden Brand bei 1500 °C setzen sich<br />

die Calciumaluminat-Phasen nach einer St<strong>und</strong>e mit dem eingesetzten Al2O3<br />

vollständig zur hochfesten Phase CA6 um. Beim Sinterprozess handelt es sich um<br />

eine Reaktionssinterung, die über Festkörperdiffusion abläuft.<br />

Thermomechanische <strong>Eigenschaften</strong>: Das Fehlen einer Schmelzphase, die<br />

Feuerfestigkeit der eingesetzten Rohstoffe sowie die relativ geringe thermische<br />

Dehnung des Spinellbetons von 9,5·10 -6 1/K sind Erklärungen für Restfestigkeitswerte<br />

nach einer Thermowechselprüfung von �0=16 MPa (MgO-Tiegel �0=3 MPa).<br />

Die hervorragende Temperaturwechselbeständigkeit (TWB) wird aber hauptsächlich<br />

durch die charakteristische <strong>Mikrostruktur</strong> begründet, d.h. die Kombination der<br />

Poren- <strong>und</strong> Blasenstruktur mit der Verfilzung des Gefüges infolge der Ausbildung<br />

der nadeligen Matrixphase CA6. Für deren Ausbildung ist eine Temperaturführung<br />

bis 1500 °C unumgänglich. Die stoffschlüssige Anbindung der aus Zement,<br />

Reaktiv-Alumina/Spinell <strong>und</strong> Spinell bestehenden Matrix an die großen <strong>und</strong><br />

mittelgroßen Spinellaggregate erzwingt eine Rissverzweigung <strong>und</strong> die Tatsache,<br />

dass von der Matrix ausgehende Risse durch die Körner hindurchlaufen. Daraus<br />

ergibt sich bei einer hohen Festigkeit eine hohe Zähigkeit des Spinellbetons.<br />

Gießprozess: Röhrenförmige Formschalen können für den Feinguss mittels LMC<br />

realisiert werden. Spinellbeton-Tiegel verschiedener Fassungsvermögen (800 g<br />

bzw. 10 kg) zeichnen sich durch die Beständigkeit im Vakuum <strong>und</strong> in oxidierender<br />

Atmosphäre sowie der Beständigkeit gegenüber den vergossenen Legierungen<br />

(IN 792, IN 792-ähnliche WTM1, reaktive Hf-haltige CM 247LCDS, Stahlguss<br />

1.4571 <strong>und</strong> 1.4408) bei Temperaturen bis 1600 °C aus. Die gute TWB <strong>und</strong> damit<br />

hohe Prozessstandzeit ermöglicht die Wiederverwendbarkeit von Tiegeln bis zu<br />

zwanzig Mal bei hohen (150 K/min.) Heiz-, Kühl- <strong>und</strong> Schüttgeschwindigkeiten.<br />

Eine wechselseitige Diffusion von keramischen <strong>und</strong> metallischen Elementen wird<br />

in einer ca. 5-35 �m breiten oxidischen Reaktionsschicht an der Tiegelinnenwand,<br />

der „Getterschicht“, nahe der Keramik/Metall-Grenzfläche verhindert. Somit bleibt<br />

die Zusammensetzung der Legierung IN 792 auch nach zwanzig Umschmelzzyklen<br />

innerhalb der vorgegebenen Spezifikation. Ein weiterer Gr<strong>und</strong> dafür, dass<br />

keine Tiegelelemente in die Legierung gelangen, wird in der sek<strong>und</strong>ären<br />

Spinellbildung am Tiegelinnenrand von Al2O3 bzw. Al2O3-reichen Spinellen mit<br />

dem in Richtung Schmelze diff<strong>und</strong>ierenden freien Magnesium gesehen. Oxidische<br />

Einschlüsse in der Legierung infolge von Tiegelausbrüchen werden durch das<br />

Ausblasen der Tiegel vor jedem neuen Schmelzzyklus vollständig vermieden.<br />

Die Ausschussraten der gegossenen Bauteile können bei Verwendung von<br />

Spinellbeton als Tiegelmaterial aufgr<strong>und</strong> der nicht-reaktiven Calciumaluminat-<br />

Bindephase verringert werden. Die für SiO2-geb<strong>und</strong>ene Al2O3- <strong>und</strong> MgO-Tiegel<br />

typischen Reaktionen, die auf der Dissoziation von SiO2 basieren <strong>und</strong> bei<br />

Inkorporation von Si in die Legierungsschmelze zum Ausschuss der Bauteile<br />

führen, bleiben aus. Durch die Mehrfachverwendbarkeit des Spinellbeton-Tiegels<br />

wird die Verkürzung der Prozesszeiten ermöglicht. Die niedrigen Produtionskosten<br />

<strong>und</strong> die einfache Herstellung bestätigen außerdem die Wirtschaftlichkeit von<br />

Spinellbeton-Tiegeln im Gießprozess.


120 Verzeichnisse<br />

10 VERZEICHNISSE<br />

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VDGXI VDG-Arbeitsblatt XI-3.360: „Chemische Analyse von Mehlen <strong>und</strong><br />

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131


132 Verzeichnisse<br />

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Verzeichnisse<br />

10.2 Formel- <strong>und</strong> Abkürzungsverzeichnis<br />

Bezeichnungsabkürzungen<br />

Abkürzung Bedeutung<br />

3PB Dreipunktbiegeprüfung<br />

4PB Vierpunktbiegeprüfung<br />

Alcoa Alcoa Industrial Chemicals Europe, Olof-Palme-Straße 37, 90439<br />

Frankfurt/Main:<br />

AR90, AR 78,MR Bezeichnung Fa. Alcoa: Spinelle<br />

66, CTC 55, CA<br />

270<br />

Bezeichnung Fa. Alcoa: Additive <strong>und</strong> Reaktivalumina<br />

B-1, B-2, B-3 grobkörnige Aluminiumoxidpulver: Besandung in Back-up-Schicht<br />

Back-up-Schicht gesamtes Stützschicht-Modul der Formschale<br />

Besandung grobkörnige Aluminiumoxidpulver<br />

BSE Rückstreuelektronenbild im SEM (Back Scattered Electrons)<br />

BU Back-up-Schicht Gesamtes Stützschicht-Modul der Formschale<br />

CA Calcium-Aluminat mit C für CaO <strong>und</strong> A für Al2O3<br />

DPC-B DONCASTERS – Precesion Castings – Bochum GmbH (DPC-B)<br />

DS polykristalline gerichtete Erstarrung (stängelkristallin)<br />

DS Unit 3 Pilotvakuumgießanlage bis 20 kg Chargengewicht<br />

DS Unit 4 Versuchsvakuumgießanlage bis 1 kg Chargengewicht<br />

DSC Differential Thermo Kalorimetrie (Differential Scanning<br />

Calorimetry)<br />

DX-4 energiedispersives Analysesystem der Firma EDAX<br />

EDX energiedispersive Röntgenanalyse<br />

EZ Elementarzelle<br />

F Versagenswahrscheinlichkeit<br />

Fa. Firma<br />

FC Facecoating – Frontschichten der Formschale<br />

F-R, F-N feinkörnige Aluminiumoxidpulver: Füllermaterial in Back-up-<br />

Schicht<br />

FS Formschale<br />

Füller feinkörnige Aluminiumoxidpulver<br />

h St<strong>und</strong>e<br />

HBV Heißbiegeversuche<br />

HRS gerichtete Erstarrung nach der Bridgeman-Stockbarger-Technik<br />

(High Rate Solidification)<br />

HT Hochtemperatur<br />

HTXRD Hochtemperatur-Röntgenbeugungsanalyse (X-ray Diffraction)<br />

IN 792, CM247LC kommerziell erhältliche Nickel-Basis-Superlegierungen<br />

133


134 Verzeichnisse<br />

JCDPS Joint Committee on Powder Diffraction Standards (neu: ICDD =<br />

International Centre for Diffraction Data<br />

KG Korngröße<br />

Lehrstuhl WTM Lehrstuhl für Werkstoffe <strong>und</strong> Technologie der Metalle im Institut<br />

für Werkstoffwissenschaften der Friedrich-Alexander-Universität<br />

Erlangen-Nürnberg, Martensstraße 5, 91058 Erlangen<br />

LFA Laser-Flash-Apparatur, Gerät zur Bestimmung der<br />

Wärmeleitfähigkeit<br />

LMC Flüssigmetallkühlung (Liquid Metall Cooling)<br />

Ox oxidierende Atmosphäre<br />

PDF Phase-Diagram-Files<br />

RT Raumtemperatur<br />

SC einkristalline gerichtete Erstarrung<br />

Sc Sealcoating – Abschließender Schlickerguss auf der Formschale<br />

SEM Rasterelektronenmikroskop (Scanning Electron Mikroskop)<br />

Spinell Magnesium-Aluminium-Spinell MgAl2O4<br />

Spinell-Tiegel Tiegel mit Spinell-Aggregaten <strong>und</strong> Calciumaluminat-Zement-<br />

Bindephase<br />

STEM Scanning Transmission Electron Mikroskopy<br />

S-X handelsübliches Silika-Sol (kolloidales Silika SiO2)<br />

TEM Transmissionslektronenmikroskop (Transmission Electron<br />

Mikroskop)<br />

TG Thermogravimetrie<br />

TWB Thermowechselbeständigkeit<br />

Vak Vakuum<br />

VB Vorbrand (1200 °C/4h/Ofen)<br />

WDX Wellenlängendispersive Röntgenanalyse<br />

WTM1 IN 792-ähnliche Legierung<br />

XRD Röntgenbeugungsanalyse (X-ray Diffraction)<br />

XRF Röntgenfluoreszensanalyse (X-ray Fluoreszens)<br />

ZA23D fließfähiger Versatz der Firma Werkstoffzentrum Rheinbach<br />

GmbH<br />

ZAF Atomzahl-Absorptions-Fluoreszenz


Verzeichnisse<br />

Lateinische Symbole <strong>und</strong> Einheiten<br />

Symbol Einheit Bedeutung<br />

a mm Differenz (S2-S1)/2<br />

a, b, c cm -8<br />

Gitterkonstanten<br />

A Absorptionsfaktor (Rietveld)<br />

A, B Konstanten für Komponentenverhältnisse in der<br />

WEYMAN-Relation<br />

b mm Probenbreite bei Vierpunktbiegeprüfung<br />

cp J/(kg K) Wärmekapazität<br />

E GPa E-Modul<br />

E Extinktionskoeffizient (Rietveld)<br />

F N Kraft<br />

FB N aufgebrachte Kraft bei Vierpunktbiegeprüfung<br />

Strukturfaktor für den Bragg-Reflex K (Rietveld)<br />

FK<br />

fmax �m maximale Durchbiegung<br />

g m/s 2<br />

Gravitationskonstante: 9,81m/s 2<br />

h Mm Probenhöhe bei Vierpunktbiegeprüfung<br />

hFüll m Füllhöhe der Formschale FS 0,48 m<br />

I mm Flächenträgheitsmoment<br />

K Millersche Indizes eines Braggschen Reflexes (Rietveld)<br />

KIc Pa m<br />

LK<br />

Spannungsintensitätsfaktor<br />

Lorentz-, Polarisations- <strong>und</strong> Multipizitätsfaktor (Rietveld)<br />

m Weibull Modul, Maß für Streuung der Einzelwerte<br />

n Kriechexponent<br />

PK<br />

Faktor für bevorzugte Orientierung (Rietveld)<br />

pmetall MPa metallostatischer Druck<br />

Poff % offene Porosität<br />

R´´ Wm²/(kgK) Wärmespannungsfaktor<br />

R´´´´ m Wärmespannungsfaktor<br />

S Skalierungsfaktor (Rietveld)<br />

S1 mm unterer Auflagerabstand bei Vierpunktbiegeprüfung<br />

S2, l mm oberer Auflagerabstand bei Vierpunktbiegeprüfung<br />

Sr<br />

Faktor für Oberflächenrauigkeit (Rietveld)<br />

T K oder °C Temperatur in Kelvin oder in Grad Celcius<br />

t Min oder h Zeit<br />

tb Min oder h Lebensdauer<br />

�T K Temperaturdifferenz bei Thermoschock TWB-Prüfung<br />

135


136 Verzeichnisse<br />

�Tc K kritische Temperaturdifferenz bei TWB-Prüfung<br />

VPr<br />

Wb<br />

cm 3<br />

cm 3<br />

Griechische Symbole <strong>und</strong> Einheiten<br />

Volumen der Probe<br />

Symbol Einheit Bedeutung<br />

Biegewiderstandsmoment<br />

� % lineare thermischer Dehnung<br />

10 -6 � K -1<br />

linearer thermischer Ausdehnungskoeffizient mit Anfangs<strong>und</strong><br />

Endtemperatur der Gültigkeit<br />

a(T) cm 2 /s Temperaturleitfähigkeit<br />

�T (°C,°C)<br />

�bi<br />

�ci<br />

Untergr<strong>und</strong>intensität am i`ten Messpunkt (Rietveld)<br />

Gr<strong>und</strong>gleichung der Rietveld-Funktion<br />

� % technische Dehnung<br />

�<br />

�<br />

�<br />

� c,min<br />

s -1<br />

s -1<br />

Verformungsgeschwindigkeit<br />

minimale Verformungsgeschwindigkeit<br />

� dPa s dynamische Viskosität<br />

�* dPa s Viskosität des gesamten Materials (feste Anteile in<br />

Glasphase)<br />

�0 dPa s Viskosität der dispersionsfreien Matrix<br />

� Gew.-% Volumenanteil der dispersen Phase (hier kristall. Anteil der<br />

FS)<br />

� cm 2 /s (W/mK) Wärmeleitfähigkeit<br />

� Poissonzahl<br />

� ° Beugungswinkel<br />

� Funktion für das gewählte Reflexprofil (Rietveld-Analyse)<br />

� g/cm 3<br />

�metall<br />

�geom<br />

g/cm 3<br />

g/cm 3<br />

� MPa Spannung<br />

Dichte hier Dichte der Probe<br />

Dichte der Superlegierung: 8,2 g/(cm 3 )<br />

geometrische Dichte<br />

�z MPa Zugfestigkeit<br />

�c MPa 4PB: Biegebruchspannung/Biegefestigkeit einer einzelnen<br />

Probe<br />

�b,3P MPa 3PB: Biegefestigkeit<br />

�0 MPa 4PB: Aus Weibull-Plots graphisch ermittelte Biegebruchspannung/Biegefestigkeit;<br />

Spannung, der 63% aller<br />

Proben standhalten<br />

� 2<br />

� 2 -Anpassungstest, Prüfung auf Normalverteilung


Anhang<br />

11 ANHANG (REIHENFOLGE: NACH ERSCHEINEN)<br />

Physikalisch-Chemische Daten der Einsatzstoffe<br />

Tabelle 11.1: Ausgewählte <strong>Eigenschaften</strong> der untersuchten Einsatzmaterialien <strong>und</strong><br />

wichtigsten Phasen /BOL79/, /BOL85/, /KIN75/, /PET92/, /STE84/.<br />

Werkstoffbezeichnung <br />

Magnesiaspinell <br />

Magnesiumoxid <br />

Aluminiumoxid<br />

β-Alumina<br />

β-Al2O3<br />

Cristobalit<br />

Silika Mullit<br />

Chemische Formel MgAl2O4 MgO α-Al2O3 NaAl11O17 SiO2 SiO2 3Al2O3·<br />

2SiO2<br />

Mineralname Spinell Periklas Kor<strong>und</strong> Diaoyudaoit s.o. s.o.<br />

Kristallsystem kubisch kubisch trigonal rhomboedr. tet. kub.- ao.- Dichte in g/cm³ bei RT 3,5 3,5 3,7-4,0 2,32<br />

morphrhomb. 2,20 1,8-2,2 2,6-3,2<br />

E-Modul 270 385 77 220<br />

Biegefestigkeit in MPa 50 270<br />

TWB ∆Tmax in °C 180-190 ++<br />

λ in W/mK (25//1000°C) //8,7 25- 30//3,5 //1,7 //2,1<br />

α in 10 -6 1/K (0-1000°C) 7,6 13,5 8,8 11*/5,4 5,3/5,7<br />

Schmelzpunkt in °C 2135 2800 2015 Ca. 1970 120 § 1750 1725 1830<br />

max. Gebrauchs-T. in 1800 2200 1900 Ca. 1500 1550 1800<br />

*starke Anisotropie der Quarzkörner /KIN75/<br />

§ Transformationstemperatur<br />

11.1 Formschale<br />

Zusammensetzung Rohmaterialien<br />

Tabelle 11.2: Nominelle Zusammensetzung der Einsatzmaterialien der Back-up-Schicht<br />

<strong>und</strong> ausgewählte <strong>Eigenschaften</strong> laut Herstellerangabe.<br />

Füller Besandung Binder 1)<br />

Material Al2O3 F-R Al2O3 F-N Al2O3 B-1 Al2O3 B-2 Al2O3 B-3 Kolloidales<br />

SiO2 (Sol)<br />

Oxide Zusammensetzung in Gew.-%<br />

Al2O3 R R R R R<br />

SiO2 < 0,03


138 Anhang<br />

Chemische Analyse der Back-up-Proben nach Auslagerung<br />

Tabelle 11.3: Zusammensetzung der keramischen Back-up-Formschalenproben (wichtigste<br />

Oxidgehalte) in Gew.-% nach unterschiedlicher thermischer Vorbehandlung.<br />

Auslagerung Gehalt der Oxide im Back-up-Material (Gew.-%)<br />

Temperatur Dauer SiO2 Al2O3 Fe2O3 CaO MgO ZrO2 Na2O<br />

1000 °C 0 h 5,80 93,65


Anhang<br />

Tabelle 11.4: Ergebnisse der Rietveld-Analyse der Back-up-Schicht.<br />

Auslagerung Phasen <strong>und</strong> Fehlerabschätzung<br />

T in °C t in h Kor<strong>und</strong> Fehler Mullit χ 2 SiO2-<br />

amorph<br />

139<br />

χ 2 SiO2 –<br />

gesamt 1)<br />

1200 0 96,6 0,2 0,5 1,8 5,8<br />

1200 2 95,7 0,2 0,8 1,8 5,8<br />

1200 5 93,1 0,2 1,3 1,8 5,4<br />

1400 0 95,7 0,5 0,6 1,9 5,3<br />

1400 2 95,1 0,5 0,7 1,7 5,7<br />

1400 5 93,7 0,6 0,2 1,7 5,7<br />

1600 0 87 0,5 12,7 0,5 0,3 1,7 5,3<br />

1600 2 85,6 0,4 13,9 0,4 0,6 1,7 5,3<br />

Auslagerung Phasen <strong>und</strong> Fehlerabschätzung<br />

T=1500 °C t in h Kor<strong>und</strong> Fehler Mullit χ 2 SiO2-<br />

amorph<br />

χ 2 SiO2 –<br />

gesamt 1)<br />

1500 0 95 0.6 0 0 0,2 1,7 5,3<br />

1 11,2 0,61 5,3<br />

2 86.3 1,3 11,9 1,56 1,4 1,7 5,3<br />

3 12,5 0,58 5,1<br />

4 84,6 0.5 13,4 1,1 5,3<br />

5 85 0.8 0,4 1,9<br />

6 84,4 0.5 14,2 0,56 5,7<br />

18 84,3 0,3 14,3 0,38 5,4<br />

24 84.4 0.3 14,3 0,4<br />

1) Röntgenfluoreszens- Messung (XRF)<br />

Drei- <strong>und</strong> Vierpunktbiegefestigkeit bei Raumtemperatur<br />

Für eine bruchstatistische Auswertung der Dreipunktbiegefestigkeit liegen nicht<br />

genügend Werte vor. In Tabelle 11.5 wird daher die mittlere Festigkeit sowie die<br />

Standardabweichung aus mindestens drei Einzelmessungen angegeben.<br />

Tabelle 11.5: Weibull-Modul m <strong>und</strong> werkstoffspezifischer σ0-Wert bzw. σb,3P-Wert von<br />

Formschalenmaterial nach unterschiedlichen Wärmebehandlungen.<br />

Prüfung ohne<br />

Vorbrand<br />

mit Vorbrand<br />

1200°C/4h/Ofen<br />

Vierpunktbiegung σ0 in MPa Weibull-Modul m<br />

Grünfestigkeit grün 7* 7*<br />

Vakuumbrand/ 1500°C/1h/Ofen/oxidier. 14 6<br />

oxidierender Brand 1500°C/1h/Ofen/Vakuum 12 6<br />

Thermoschock 1200°C/4h/H2O 6* 6*<br />

Dreipunktbiegung σb, 3P in MPa Standardabweichung<br />

Grünfestigkeit grün 8 0,9<br />

Nur Vorbrand ohne Auslagerung 10 1,1<br />

1200 °C 1200°C/4h/Luft 14 0,5<br />

1400 °C 1400°C/4h/Luft 16 0,5<br />

1500 °C 1500°C/0h/ Luft – H2O 16 – 4,3 1,4 – 0,3<br />

1500°C/1h/ Luft – H2O 18– 4,5 0,9– 0,5<br />

1500°C/2h/ Luft – H2O 17– 4,7 1,7– 0,2<br />

1500°C/4h/ Luft – H2O 11– 3,8 1,2– 0,1<br />

1500°C/5h/ Luft – H2O – 5,0 – 0,2<br />

* Wert als Näherung zu verstehen: zwei unterschiedliche Steigungen (m) in Weibull-Graphik


140 Anhang<br />

Hochtemperatur-Vierpunkt-Biegefestigkeit bei 1500 °C<br />

Tabelle 11.6: Biegefestigkeiten <strong>und</strong> Weibull-Parameter aus Hochtemperatur-Vierpunktbiegeversuchen<br />

vorgebrannter Proben (VB=Vorbrand 1200°C/4h/Ofen).<br />

T Prüf Auslage- Anzahl σ0 in σc-min σc-max untere obere m<br />

rung in h<br />

MPa in MPa in MPa Grenze* Grenze*<br />

1000 °C 1 11 23 14,7 28,0 25,8 25,5 6<br />

5 13 29 19,0 39,0 26,5 31,8 6<br />

1200 °C 1 13 5,5 2,41 6,82 4,5 6,8 2,7<br />

5 14 5,8 2,32 7,46 4,9 6,8 3,2<br />

1400 °C 1 13 1,5 0,94 1,75 1,3 1,7 4,5<br />

1500 °C<br />

5<br />

0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

10<br />

15<br />

18<br />

24<br />

1550 °C 1<br />

5<br />

19<br />

13<br />

13<br />

16<br />

14<br />

13<br />

13<br />

19<br />

18<br />

14<br />

19<br />

12<br />

10<br />

13<br />

2,1<br />

1,0<br />

3,7<br />

3,5<br />

1,9<br />

1,0<br />

1,2<br />

1,8<br />

2,5<br />

2,5<br />

2,2<br />

2,2<br />

1,8<br />

6,2<br />

0,98<br />

0,52<br />

1,73<br />

1,95<br />

0,70<br />

0,56<br />

0,43<br />

0,92<br />

1,49<br />

0,94<br />

1,27<br />

1,27<br />

5,21<br />

4,01<br />

3,84<br />

1,30<br />

6,18<br />

4,44<br />

2,93<br />

1,63<br />

2,43<br />

2,48<br />

3,58<br />

4,47<br />

3,99<br />

2,73<br />

1,17<br />

2,7<br />

*obere <strong>und</strong> untere Grenze des 95%igen Vertrauensbereich ermittelt nach DIN 5110 Teil 3<br />

Verformungsverhalten<br />

Tabelle 11.7: Dehnungen <strong>und</strong> Verformungsgeschwindigkeiten nach 5 h <strong>und</strong> 10 h<br />

Auslagerung ermittelt in Hochtemperaturversuchen.<br />

Druckversuch DV DKVmkL<br />

Prüftemperatur in °C 900 1000 1200 1000<br />

Auslagerung in h 0,045 0,08 0,18 5 10<br />

Spannung in MPa max. max. max. 80 1 12 1 12<br />

120 120<br />

Dehnung in % 0,02 0,03 0,06 0,4 0,5 1,1 1,3<br />

Kriechgeschwindig<br />

-keit in s -1<br />

1,8·10 -9 4,4·10 -9 1·10 -9 2,8·10 -9<br />

µ (graph. ermittelt)<br />

0,37 0,37<br />

Biegeversuch BKVmkL BKVmkL<br />

Prüftemperatur in °C 1000 1500<br />

Auslagerung in h 5 10 5 10<br />

Spannung in MPa 1 10 1 10 0,1 0,5 0,1 0,5<br />

Dehnung in % 0,005 0,06 0,005 0,075 0,05 0,2 0,8 0,3<br />

Kriechgeschwindigkeit<br />

in s -1<br />

7·10 -<br />

12<br />

9·10 -7<br />

2,8·10 -12 8·10 -7 1,8·10 -6<br />

7·10 -6 1,4·10 -6 5,6·10 -6<br />

µ (graph.) 5,3 5,6 0,92 0,85<br />

Erläuterungen:DV: Druckversuch<br />

DKVmkL: Druckkriechversuch mit konstanter Last<br />

BKVmkL: Biegekriechversuch mit konstanter Last<br />

Spannung: Die Spannung ist für Biegeversuche auf das Biegewiderstandsmoment<br />

der Probe bezogen, bei Druckversuchen auf die Fläche<br />

1,7<br />

0,9<br />

3,1<br />

3,1<br />

1,6<br />

0,8<br />

1,0<br />

1,6<br />

2,2<br />

1,9<br />

1,9<br />

1,9<br />

1,9<br />

1,5<br />

2,6<br />

1,2<br />

4,5<br />

3,9<br />

2,3<br />

1,2<br />

1,5<br />

2,1<br />

2,8<br />

3,3<br />

2,5<br />

2,6<br />

2,6<br />

2,1<br />

2,4<br />

3,4<br />

3,0<br />

4,1<br />

2,7<br />

3,3<br />

2,4<br />

2,9<br />

4,1<br />

1,9<br />

3,5<br />

3,4<br />

4,0<br />

7,0


Anhang<br />

11.2 Spinellbeton<br />

Darstellung bruchmechanischer Größen<br />

Abhängigkeit des Wärmespannungsfaktors R´´ von werkstoffspezifischen Größen.<br />

Er stellt ein Maß für das Vermögen eines Werkstoffs dar, bei einer Thermoschockbeanspruchung<br />

der Auslösung von Rissen zu widerstehen /MUN89/.<br />

σ ( )<br />

z ⋅ 1 −ν ⋅λ<br />

R′′<br />

=<br />

α⋅E⋅ρ⋅c p<br />

mit R´´ Wärmespannungsfaktor in Wm²/(kgK)<br />

σz Zugfestigkeit in Pa<br />

ν Poissonzahl<br />

λ Wärmeleitfähigkeit in W/mK<br />

ρ Dichte in kg/m³<br />

α thermischer Ausdehnungskoeffizient in 1/K<br />

E E-Modul in Pa<br />

cp spezifische Wärmekapazität in J/kg<br />

141<br />

(11.2)<br />

Abhängigkeit des Wärmespannungsfaktors R´´´´ von werkstoffspezifischen Größen.<br />

Er ist das Kriterium, ob <strong>und</strong> wie bei einer Temperaturwechselbeanspruchung<br />

Risse weiterlaufen <strong>und</strong> somit Rissbruchenergie aufgebraucht wird /MUN89/.<br />

K Ic<br />

′′′′ = � �<br />

R � �<br />

� σ �<br />

2<br />

mit R´´´´ Wärmespannungsfaktor in m<br />

KIc Spannungsintensitätsfaktor in Pa m<br />

σ Festigkeit in Pa<br />

(11.3)<br />

Thermowechselbeanspruchung von Spinellbeton <strong>und</strong> Vergleich mit Tiegeln<br />

aus MgO <strong>und</strong> Al2O3 der Fa. Morgan<br />

Die Weibull-Parameter wurden im Rahmen der Thermowechselbeständigkeitsprüfung<br />

im Vierpunktbiegeversuch bei Raumtemperatur ermittelt.<br />

Tabelle 11.8: Weibullparameter von Spinellbeton (Tiegeln) nach Thermoschock- <strong>und</strong><br />

Thermowechselprüfung <strong>und</strong> Vergleich mit MgO- <strong>und</strong> Al2O3-Tiegelmaterial (Fa. Morgan).<br />

Material Vorbrand Anzahl ∆T* m σ0 in Untere Obere<br />

Proben in °C MPa Grenze Grenze<br />

Spinellbeton grün 10 0 7 7 6,12 8,08<br />

(WTM- 7 250 7 6 5,33 6,8<br />

Spinell) 4 500 8 6 5,23 7,01<br />

11 1000 8 6 5,56 6,49<br />

10 1500 4 17 14,47 20,07


142 Anhang<br />

Abschreck- 1000°C/1h/ 10 0 7 7 5,29 6,75<br />

versuche Ofen 7 250 7 6 5,33 6,93<br />

4 500 8 6 5,23 6,69<br />

11 1000 8 6 5,56 6,49<br />

10 1500 4 18 15,32 21,26<br />

11 Abguss 5 14 12,4 15,85<br />

1500°C/1h/ 10 0 10 37 34,69 39,54<br />

Ofen 7 250 15 16 15,14 17,11<br />

9 500 10 16 14,93 17,19<br />

12 1000 8 15 13,96 16,14<br />

10 1500 4 18 15,32 21,26<br />

5x 12 250 11 28 26,58 29,53<br />

1500°C/1h/Luft 12 500 5 27 24,08 30,36<br />

♣ 10 1000 9 23 21,41 24,76<br />

9 1500 6 12 10,22 13,52<br />

Aufheiz- <strong>und</strong><br />

Abschreckversuche<br />

1000°C/1h/<br />

Ofen<br />

1500°C/1h/<br />

Ofen<br />

1500°C/1h/<br />

Ofen<br />

10<br />

11<br />

11<br />

10<br />

10<br />

11<br />

10<br />

11<br />

11<br />

1000°C<br />

Zyklen 5<br />

10<br />

20<br />

1000°C<br />

Zyklen 5<br />

10<br />

20<br />

1500°C<br />

Zyklen 5<br />

10<br />

20<br />

2<br />

4<br />

5<br />

4<br />

8<br />

11<br />

5<br />

10<br />

2<br />

6<br />

6<br />

6<br />

20<br />

19<br />

16<br />

23<br />

18<br />

15<br />

4,53<br />

5,29<br />

5,35<br />

16,83<br />

17,43<br />

15,19<br />

20,03<br />

17,00<br />

11,27<br />

9,16<br />

7,06<br />

6,75<br />

23,93<br />

20,78<br />

16,88<br />

26,55<br />

19,09<br />

20,12<br />

ZA23D grün 11 0 13 24 22,91 25,18<br />

1000°C/1h/Ofen 7 0 14 24 22,98 25,09<br />

1500°C/1h/ 7 0 14 24 22,98 25,09<br />

Ofen 10 250 10 25 23,44 26,72<br />

7 500 6 27 23 30,43<br />

9 1000 9 20 17,97 21,66<br />

10 1500 5 16 14,07 18,28<br />

MgO (Tiegel)♠ Fa. Morgan 7 1500 7 3 2,66 3,46<br />

Fa. Morgan + 10 1500 6 3 2,69 3,35<br />

1500°C/1h/Luft 15 Abguss 8 3 2,82 3,2<br />

Aufheiz- <strong>und</strong><br />

Abschreckversuche<br />

1000°C/1h/<br />

Ofen<br />

9<br />

8<br />

3<br />

1000°C<br />

Zyklen 5<br />

10<br />

20<br />

13<br />

6<br />

6<br />

3<br />

3<br />

3<br />

2,78<br />

2,3<br />

2,43<br />

3,03<br />

3,04<br />

3,02<br />

Al2O3 (Tiegel)♠ Fa. Morgan 14 Abguss 16 10 9,68 10,34<br />

σ0 <strong>und</strong> m graphisch aus Weibull-Plots ermittelt (in ger<strong>und</strong>eten Werten angegeben), obere<br />

<strong>und</strong> untere Grenze des 95%igen Vertrauensintervall ermittelt nach DIN 51110 Teil 3<br />

* ∆T nach einer 1 h Haltezeit <strong>und</strong> Abkühlung auf Raumtemperatur (25 °C)<br />

♣ Vorbrand entspricht Temperaturwechselbeanspruchung<br />

♠ Biegestäbe aus kommerziellen Tiegeln gefertigt (10kg-Chargengewicht)


Anhang<br />

Umschmelzversuche mit der Legierung IN 792<br />

Tabelle 11.9: Ergebnisse der XRF-Analyse der Meisterschmelze sowie der 5x bzw. 20x<br />

umgeschmolzenen Legierung IN 792 (Gehalte in Gew.-%).<br />

Legierungs-<br />

5x<br />

20x Meisterschmelze<br />

Elemente umgeschmolzen umgeschmolzen<br />

Si 0,04 0,06 0,03<br />

Cr 11,53 11,14 12,31<br />

Mo 1,90 1,92 1,88<br />

W 3,9 3,87 3,88<br />

Co 9,2 9,2 9,11<br />

Ti 4,05 4,16 3,96<br />

Nb 0,03 0,04 0,03<br />

Ta 4,32 4,37 4,26<br />

Al 3,45 3,49 3,49<br />

Fe 0,05 0,04 0,05<br />

P


144 Anhang<br />

DANKSAGUNG<br />

Herrn Prof. Dr.-Ing. R. F. Singer danke ich für die Betreuung <strong>und</strong> die Übernahme des<br />

Referats. Herrn Prof. Dr. H.-P. Sockel sei für die Übernahme des Koreferats besonders<br />

gedankt. Ebenfalls bedanken möchte ich mich bei Herrn Prof. Dr.-Ing. A. Roosen für den<br />

Prüfungsvorsitz <strong>und</strong> bei Frau Prof. Dr. E. Schmädicke für die Übernahme des<br />

fachunabhängigen Prüfungsbeisitzes.<br />

Den Industriepartnern im Projekt „Fortschrittliche Gießtechniken für Turbinenschaufeln“<br />

sei für die vertrauensvolle Zusammenarbeit von Januar 1997 bis August 1999 gedankt.<br />

Besonderer Dank gilt Herrn Dr.-Ing. J. Großmann, Herrn Dipl-Ing. J. Preuhs <strong>und</strong> Herrn<br />

Dr. rer. nat. R. Quast (DPC-Bochum GmbH).<br />

Herr Dr. rer. nat. M. Kollenberg vom Werkstoffzentrum Rheinbach GmbH möchte ich für<br />

die Realisierung der Tiegelversätze, die fachliche Betreuung <strong>und</strong> die kritische Durchsicht<br />

meiner Arbeit danken. Ohne die organisatorische <strong>und</strong> fachliche Unterstützung von Herrn<br />

Dipl.-Min H. Grote (Werkstoffzentrum Rheinbach GmbH) wären so manche Messwerte<br />

dieser Arbeit im Rohmaterial stecken geblieben.<br />

Den vielen anderen Mitarbeitern der Lehrstühle WTM, WWIII <strong>und</strong> WWI des Instituts für<br />

Werkstoffwissenschaften der Universität Erlangen-Nürnberg, die mich fre<strong>und</strong>lich<br />

unterstützt haben, bin ich zu Dank verpflichtet. Besonders zu erwähnen sind Herr D.<br />

Puppel <strong>und</strong> Herr W. Langner, deren Freude an den kleinen Dingen meinen TEM-Horizont<br />

wesentlich erweiterte <strong>und</strong> Herr B. Kummer, der mit sorgfältigem Einsatz die<br />

Biegekriechversuche realisierte. Herrn K. Sandner danke ich für die Ermöglichung der<br />

Auslagerung meiner Proben <strong>und</strong> Herrn Dr. rer. nat. H. Mörtel für die fre<strong>und</strong>liche<br />

Überlassung des Keramiklabors zur Anmischung der Tiegelversätze. Den Mitarbeitern der<br />

Werkstatt danke ich für die geduldige Hinnahme der „Wurmschrauben“ in meinen<br />

künstlerisch wertvollen technischen Zeichnungen. Ferner bin ich Frau K. Zinn <strong>und</strong> Frau E.<br />

Grembler für den hartnäckigen Einsatz bei der Anfertigung der zahlreichen<br />

keramographischen Schliffe zu Dank verpflichtet.<br />

Den Mitgliedern meiner Arbeitsgruppe Herrn Dipl.-Ing. A. Lohmüller, Herrn Dipl.-Ing. M.<br />

Hördler <strong>und</strong> Herrn Dr.-Ing. P. Krug danke ich für Geduld <strong>und</strong> Spucke, die vielen<br />

Diskussionen, das Kopfschütteln an der richtigen Stelle, den gr<strong>und</strong>ehrlichen Humor <strong>und</strong><br />

für die Bereitung einer wirklich angenehmen Arbeitsatmosphäre.<br />

Meiner Diplomarbeiterin Frau Dipl-Ing. M. Eitschberger <strong>und</strong> meinem Studienarbeiter L.<br />

Meier sei für die wertvollen Ergebnisse <strong>und</strong> die selbständige Bearbeitung bei der Charakterisierung<br />

des Spinellbeton-Endversatzes gedankt. An dieser Stelle sei besonders<br />

herzlich Herrn Dr.-Ing. S. Kursawe für die Unterstützung bei der Verfassung der<br />

Endversion <strong>und</strong> Herrn R. Seidel für die kritische Durchsicht derselben gedankt.<br />

Außerdem möchte ich mich bei Petra, Peter, Chriss, Bille, Klaudiusz, Hans, Elmar Tobi,<br />

Martin, Peter <strong>und</strong> Hannes bedanken, die mir während der Anfertigung dieser Arbeit<br />

hilfreich beiseite gestanden haben. Für Danksagungen an mein einziges wahrhaftiges<br />

Hürschkäwerlein Katrin <strong>und</strong> meine herzerfrischende Hedda fehlen einfach die richtigen<br />

Worte. Meiner Mutter sei für vieles vieles mehr, aber an dieser Stelle für die akribische<br />

Begutachtung der Neuen Deutschen Rechtschreibung gedankt.<br />

Für die Unterstützung meiner Ideen, der Promotion <strong>und</strong> vor allen Dingen bei der Achtsamkeit<br />

für Zufriedenheit <strong>und</strong> Phantasie möchte ich Herrn Dipl.-Math. Th. Heinze danken.<br />

Besonderen Dank gilt an dieser Stelle Herrn Dipl.-Ing. M. Hutter, dem ich die<br />

Gelassenheit zur Beendigung meiner Arbeit verdanke <strong>und</strong> das Wissen, dass es kein<br />

Leben ohne großen Geigenspieler mehr geben kann.


Anhang<br />

LEBENSLAUF<br />

01.01.1997 –<br />

31.12.2001<br />

Berufliche Tätigkeit:<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Werkstoffk<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />

Technologie der Metalle, Universität Erlangen-Nürnberg<br />

Studium:<br />

Okt. 90 - 16.07.96 Studium der Mineralogie an der Rheinischen-Friedrich-Willhelms-<br />

Universität zu Bonn<br />

1. Hauptfach: Kristallographie<br />

2. Hauptfach: Allgemeine Mineralogie<br />

1. Nebenfach: Petrologie<br />

2. Nebenfach: Kern- <strong>und</strong> Strahlenphysik<br />

Hochschulabschluss zur Dipl.-Mineralogin<br />

Auslandsaufenthalte, Praktika<br />

16.10.95 - 16.07.96 Diplomarbeit: Philips Display-Components (BTG), Eindhoven, Niederlande:<br />

Untersuchung eines kristallisierenden niedrig schemelzenden<br />

Verbindungsglases im erweiterten System PbO-ZnO-B2O3.<br />

Juli 94 - Okober 94 Praktikum: Lawrence Livermore National Laboratory, CA, USA:<br />

“Floating-Zone-Züchtung“ hochreiner Einkristalle unter kontrolliertem<br />

Sauerstoffpartialdruck <strong>und</strong> Leitfähigkeitsmessung<br />

Okt. 92 - Dez. 96 Technische Zeichnerin in Geol. Ingenieurbüro Kühn in Bonn<br />

August 87 - Juli 88 Schüleraustausch nach San Francisco (CA, USA) als Stipendiatin<br />

des Deutschen B<strong>und</strong>estages <strong>und</strong> dem American Congress (Parlamentarischen<br />

Patenschafts Programm (PPP))<br />

Schulausbildung<br />

August 85 - Juni 90 Gymnasium Röttgen: Abschluss mit Abitur, Bonn (NRW)<br />

August 80 - Juli 85 Kronwerk Gymnasium, Rendsburg (SH)<br />

August 76 – Juli 80 Friedrich-Ebert-Gr<strong>und</strong>schule, Büdelsdorf (SH)<br />

Persönliche Daten<br />

Name Anja Pfennig<br />

Anschrift Elisabethstr. 17, 91052 Erlangen<br />

Geburtsdaten 20.04.1970 in Rendsburg (SH)<br />

Familienstand Ledig<br />

Staatsangehörigkeit deutsch<br />

145

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