Mikrostruktur und Eigenschaften keramischer Formmassen ... - OPUS
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12 Gr<strong>und</strong>lagen<br />
3.2.4 Einfluss der Phasenumwandlungen auf das Formschalenverhalten<br />
Die bei thermischer Belastung aus dem amorphen SiO2-Binder hervorgehenden<br />
Phasen Cristobalit <strong>und</strong> Kieselglas bedingen die Formschalenfestigkeit in zwei<br />
gegenläufigen Prozessen. Die durch die Anwesenheit des Na2O im Silika-Sol<br />
begünstigte Entstehung einer Glasphase aus dem amorphen SiO2-Binder wirkt<br />
positiv auf den Sintervorgang der Formschale. Dieser wird als Flüssigphasensintern<br />
beschrieben /HEN91/. Die Anwesenheit des Natriums im Sol wirkt sich<br />
anderseits nachteilig auf die Hochtemperaturfestigkeit aus, da geringe Mengen<br />
Alkalien im SiO2 die Erweichungstemperatur beträchtlich senken /SHO88/,<br />
/URB81/. Dabei kann das Kriechverhalten einer siliziumoxidgeb<strong>und</strong>enen Formschale,<br />
welches von der Benetzung durch das SiO2 abhängig ist /HYD96/, gezielt<br />
über die Veränderung der Porositätsverteilung beeinflusst werden /JON95/.<br />
Cristobalit, dessen Kristallisationsneigung im Binder ebenfalls durch Na2O erhöht<br />
ist /GUE93/, vermindert die Kriechneigung /HIG86/. Gleichzeitig wird die<br />
Formschale durch die Anwesenheit von Cristobalit geschwächt, da die Thermowechselbeständigkeit<br />
von Cristobalit wegen des höheren linearen thermischen<br />
Ausdehnungskoeffizienten niedriger als die des Kieselglases ist. Außerdem<br />
verstärken die unterschiedlichen linearen Ausdehnungskoeffizienten (Anhang<br />
Tabelle 11.1) <strong>und</strong> die Volumina (Kapitel 3.2.3) bei der �-�-Transformation von<br />
Cristobalit die Rissneigung /JEL90/. Durch Gießen in eine heiße Formschale wird<br />
die auf Cristobalit zurückzuführende Mikrorissbildung eingegrenzt /ROT99/.<br />
Die Na2O-haltige SiO2-Flüssigphase begünstigt Diffusionsvorgänge. Die Mullitbildung<br />
wird beschleunigt, ohne jedoch die Menge des ausgeschiedenen Mullits zu<br />
beeinflussen /GRF61/. Der Bildungsmechanismus sowie die Auswirkung auf die<br />
Festigkeit in Al2O3-SiO2-Formschalensystemen sind bisher nicht untersucht.<br />
3.3 Tiegelmaterial aus Magnesiaspinell <strong>und</strong> Calciumaluminat-<br />
Zement<br />
An Schmelztiegel werden im Feinguss ähnliche Anforderungen gestellt wie an das<br />
Formschalenmaterial (Bild 3.2). Maßgeblich sind gute Thermoschockeigenschaften,<br />
eine geringe Dehnung, Beständigkeit im Vakuum <strong>und</strong> eine sehr gute<br />
chemische Beständigkeit gegenüber der aufzuschmelzenden Superlegierung.<br />
Oxide erfüllen diese Anforderungen deutlich besser als Nichtoxide /MEI94/, wobei<br />
auf den Einsatz von schmelzebildendem SiO2 verzichtet werden sollte /MON85/<br />
<strong>und</strong> toxische Substanzen wie Cr2O3 zu vermeiden sind. Von einem Werkstoff aus<br />
zementgeb<strong>und</strong>enem Magnesiaspinell ist eine Verbesserung der oben aufgeführten<br />
<strong>Eigenschaften</strong> zu erwarten. Der Magnesiaspinell dient als feuerfestes<br />
Füllmaterial in einer Matrix aus Calciumaluminat-Zement.