LOGISTIK express Fachzeitschrift | 2017 Journal 1
Wirtschaft, Handel, E-Commerce, Intralogistik, Industrie 4.0, Digitalisierung, Transportlogistik, Job Karriere
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ABS. <strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong> / 08Z037679 M / Markus Jaklitsch, Operngasse 17-21 A-1040 Wien<br />
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AUSGABE 1/<strong>2017</strong><br />
BLICKPUNKT THEMEN 1/<strong>2017</strong><br />
• Handel & Handel 4.0 eCommerce Amazon vs. Alibaba<br />
• Intralogistik & Industrie 4.0 LogiMAT <strong>2017</strong><br />
• Finanzmarkt Logistik Intralogistik, Handelslogistik<br />
• Transport & Logistik 4.0 Metro, Siemens, OEBB<br />
• Job & Karriere Risikomanagement, Reporting
INHALT / EDITORIAL / IMPRESSUM<br />
LEITARTIKEL<br />
04 Alternative Fakten. Oder: Was ist Wahrheit?<br />
HANDEL + HANDEL 4.0<br />
06 Die neue Seidenstraße – Chance oder Risiko?<br />
08 Weltweit zweitgrößter e-Commerce-Markt entsteht in Indien<br />
10 Die Zukunft der Handelslogistik im Mittelpunkt<br />
12 Digitale Trends <strong>2017</strong> im Modehandel: Der Kunde liegt voll im Trend<br />
14 Online-Strategie: Fehlerprotokoll<br />
16 Frische Ideen für die letzte Meile zum Kunden<br />
18 Geschwindigkeit und Agilität sind die Themen der Stunde<br />
20 E-Commerce-Intralogistik: Praxis-Tipps für Online-Händler<br />
23 Logistik-Dialog, Österreichischer Logistik-Tag<br />
INTRA<strong>LOGISTIK</strong> + INDUSTRIE 4.0<br />
24 Der Weg zur High-Tech-Branche<br />
26 Digital – Vernetzt – Innovativ: So präsentiert sich die 15. LogiMAT<br />
30 Vollautomatisch zum Frische-Kick<br />
32 Schweizer Klimatechnikhersteller automatisiert mit TGW<br />
FINANZMARKT <strong>LOGISTIK</strong><br />
34 Anlagetrend Industrie 4.0<br />
35 Investment mit Zukunftspotential<br />
TRANSPORT + <strong>LOGISTIK</strong> 4.0<br />
36 Roadmap Logistik 4.0: Wie Betriebe Lieferketten digitalisieren<br />
38 Logistik ist bei Metro hausgemacht<br />
40 Offene Schnittstellen schaffen optimierte Prozesse<br />
42 Das Industrie 4.0-Zeitalter ist auf der Schiene angekommen<br />
44 Rail Cargo Group setzt auf Expansion<br />
46 Terminal Wien Süd öffnete seine Pforten<br />
48 AUS für die nasse Logistik?<br />
52 transport logistic: Leitmesse für Österreichs Logistikbranche<br />
JOB + KARRIERE<br />
54 Wichtigste im Risikomanagement sind die MitarbeiterInnen<br />
58 HR-Analytics: Intelligentes Reporting zu prädiktiven Methoden<br />
60 Menschen in Bewegung<br />
62 Messen & Events<br />
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Diese Ausgabe widmet sich u. a.<br />
der dynamischen Entwicklung des<br />
e-Commerce sowie den weltweiten<br />
Trends der Logistikbranche.<br />
Markus Jaklitsch<br />
IMPRESSUM:<br />
Inhaber, Herausgeber: Markus Jaklitsch<br />
Redaktion: Angelika Gabor, Karin Walter, Peter<br />
Baumgartner, Thomas Wöhrle, Dirk Ruppik<br />
Lektorat: Berenika Sterba<br />
Grafik: Marion Lindert Bilder: Getty-Images<br />
Druck on Demand: blurb.de<br />
Inhaber/Herausgeber: Markus Jaklitsch<br />
Anschrift: Operngasse 17-21 (Sky 360), 1040 Wien<br />
Heftpreis: Empfohlener Verkaufspreis 14 EURO<br />
Blattlinie: Handel/Industrie/lntralogistik/Logistik<br />
Zielgruppe: Entscheider + Entscheidungsträger<br />
Telefon: +43 (0)676-7035206<br />
E-Mail: info@logistik-<strong>express</strong>.at<br />
Newsportal: www.logistik-<strong>express</strong>.com
LE-1-<strong>2017</strong> | S4 |<br />
LEITARTIKEL | WIRTSCHAFT + POLITIK<br />
Alternative Fakten. Oder: Was ist<br />
Wahrheit?<br />
Wird eine Lüge zur Wahrheit, wenn sie oft genug wiederholt wird? Ist die Welt<br />
sicher, wenn ich nichts darüber erfahre, dass sie unsicher ist? Gibt es Objektivität<br />
im <strong>Journal</strong>ismus? Wer schon einmal von Nachrichtenwertfaktoren gehört hat,<br />
weiß, dass es keine objektiven Nachrichten gibt. Doch was ist stärker- die gefühlte<br />
Wahrheit oder Fakten? REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />
ANGELIKA GABOR<br />
Der Zitatgeber mag zwar nicht ideal<br />
wirken, doch seine Aussage hat<br />
erschreckende Aktualität im aktuellen<br />
Weltgeschehen: „Wenn<br />
man eine große Lüge erzählt und sie oft genug<br />
wiederholt, dann werden die Leute sie<br />
am Ende glauben“ sprach der Propagandaminister<br />
Goebbels bereits im August 1934.<br />
Was danach folgte, weiß jeder aus dem Geschichtsunterricht.<br />
Soeben wurde in den USA<br />
dafür der Ausdruck der „Alternativen Fakten“<br />
verbreitet, der sich bei genauerem Hinsehen<br />
schon in Donald Trumps Buch „The Art of the<br />
Deal“ findet. Ich bin sehr sicher, dass auch<br />
dies in die Geschichte eingehen wird. Populisten<br />
verstehen es, dem Volk das zu erzählen,<br />
was es hören will und zu bestätigen, was es<br />
ohnehin „weiß“.<br />
Nehmen wir als Beispiel die Kriminalitätsrate<br />
und das subjektive Sicherheitsgefühl. Spricht<br />
man mit Nachbarn und Freunden, wird fast<br />
jeder sagen, dass die Kriminalität in den letzten<br />
Jahren stark zugenommen hat. Das zeigt<br />
auch eine Umfrage des Linzer Meinungsforschungsinstitutes<br />
Imas Ende 2016.<br />
Ergebnis: 65 Prozent der 1.030 befragten Personen<br />
sagen, dass die Kriminalitätsrate „eher<br />
gestiegen“ ist – nur sieben Prozent plädieren<br />
für „eher gesunken“. Ein Blick in die derzeit verfügbare<br />
Kriminalstatistik des Bundesministeriums<br />
für Inneres aus dem Jahr 2015 zeigt, dass<br />
517.870 Anzeigen erstattet wurden. Im Jahr<br />
2007 (lange vor der Flüchtlingskrise, Anm.)<br />
waren es noch 592.636. Allein im Vergleich zu<br />
2014 (527.692 Anzeigen) ist die Anzahl um 1,9<br />
Prozent gesunken, bei gleichzeitig gestiegener<br />
Aufklärungsquote. Übrigens ist auch die<br />
Zahl der Sexualstraftaten seit Jahren nicht gestiegen.<br />
Woher kommt diese Diskrepanz? Ich<br />
behaupte, das ist ein Fluch der neuen Medien,<br />
der dieses Phänomen befeuert. Ein Posting<br />
auf Facebook oder Twitter wird millionenfach<br />
geteilt, ohne auf den Wahrheitsgehalt geprüft<br />
zu werden. Hauptsache es ist reißerisch<br />
genug und untermauert die eigene Meinung.<br />
In kürzester Zeit werden Menschen, Bevölkerungsgruppen<br />
oder ganze Völker diskreditiert<br />
und unter Generalverdacht gestellt. „Wir“<br />
gegen „die“. Faktencheck? Fehlanzeige.<br />
Arbeitslosigkeit<br />
Die Zahl der Arbeitslosen steht im direkten Zusammenhang<br />
mit der Wirtschaft. Während<br />
die Weltbank der weltweiten Wirtschaftsleistung<br />
von 2,7 Prozent - davon in den Industrieländern<br />
1,8 Prozent - ausgeht, rechnet das<br />
WIFO in einer Prognose vom Dezember 2016<br />
für Österreich mit 1,5 Prozent für <strong>2017</strong> und 1,4<br />
Prozent für 2018. Es stimmt: Die Arbeitslosenquote<br />
liegt laut Statistik Austria mit durchschnittlich<br />
5,7 Prozent im Jahr 2016 höher als<br />
noch vor zwei Jahren (5,6 Prozent in 2014, Berechnung<br />
nach ILO-Konzept). Aber auch die<br />
Zahl der Beschäftigten stieg in diesem Zeitraum<br />
von 3,503 Mio. auf rund 3,587 Mio. an.<br />
Es naschen also mehr Leute vom Kuchen –<br />
dafür ist, Wirtschaftswachstum sei Dank, auch<br />
der Kuchen größer geworden. Warum haben<br />
dann so viele das Gefühl, dass die Arbeitslosigkeit<br />
extrem steigt? Übrigens liegt bei dieser<br />
Berechnungsmethode der EU-28-Schnitt bei<br />
8,2 Prozent, wobei der Spitzenreiter Griechenland<br />
mit unglücklichen 23 Prozent Arbeitslosenquote<br />
natürlich für Verzerrungen sorgt.<br />
Wertigkeiten<br />
Wenn in meine Wohnung eingebrochen wird,<br />
interessiert mich das sehr. Betrifft es die Wohnung<br />
von Herrn X in Timbuktu, ist mir das völlig<br />
egal. Willkommen bei der angewandten
Logik der Nachrichtenwertfaktoren.<br />
In jeder Sekunde passieren auf dem<br />
gesamten Globus verteilt unzählige<br />
Dinge: Unfälle, Geburten, Überfälle,<br />
Todesfälle, Aktiengewinne und Firmenpleiten.<br />
Beispiel gefällig? Am 25.<br />
Juni 2009 starben weltweit wie jeden<br />
Tag rund 152.500 Menschen. Auf der<br />
Titelseite der Zeitungen, in Nachrichtensendungen<br />
und im Radio fand sich<br />
aber nur ein gewisser Michael Jackson<br />
wieder. Ist sein Tod wichtiger als der der<br />
restlichen 152.499? Aus der Sicht eines<br />
<strong>Journal</strong>isten ist diese Frage eindeutig<br />
mit „JA“ zu beantworten.<br />
Rund 560 Meldungen produziert alleine<br />
die Austria Presse Agentur täglich. Der<br />
Redakteur hat die Aufgabe, diese<br />
Nachrichten zu filtern und zu entscheiden,<br />
welche Meldungen es wert sind,<br />
publiziert zu werden. Hierbei entscheiden<br />
verschiedene Faktoren, wie etwa<br />
Nähe oder Bekanntheit darüber, ob<br />
eine Nachricht für den Konsumenten<br />
interessant ist. Da liegt jedoch die Krux:<br />
ein Redakteur ist auch nur ein Mensch<br />
und wählt anhand seiner persönlichen<br />
Präferenz kombiniert mit der Blattlinie.<br />
Es ist unmöglich, sämtliche Meldungen<br />
beispielsweise in einer Zeitung zu veröffentlichen.<br />
Fazit: ein Großteil des Weltgeschehens<br />
fällt unter den Tisch. Das<br />
bedeutet aber auch, dass man sich nie<br />
nur auf eine einzige Quelle verlassen<br />
sollte. Wer sein gesamtes Wissen aus<br />
der Lektüre kostenloser U-Bahn-Zeitungen<br />
oder einer Facebook-Seite bezieht<br />
und sich davon ausgehend seine Meinung<br />
bildet, ist das perfekte Opfer für<br />
Populisten und alternative Fakten.<br />
Digitalisierungsperspektiven<br />
Wir stecken mitten in der vierten industriellen<br />
Revolution, das ist eine Tatsache.<br />
Die Digitalisierung einst analoger Techniken<br />
schreitet rasant voran. Der Plan<br />
des aktuellen Bundeskanzlers, künftig<br />
jedes Kind in der fünften Schulstufe mit<br />
einem persönlichen Tablet und in der<br />
neunten Schulstufe mit einem Laptop<br />
auszustatten, ist ein Versuch, den künftigen<br />
Generationen entsprechendes<br />
Rüstzeug mitzugeben.<br />
Aufgrund der Vernetzung heutzutage<br />
kann auf Trends, Geschmäcker und die<br />
Bedürfnisse der Kunden schneller eingegangen<br />
werden, Lieferketten sind<br />
minutiös getaktet und Automatisierungen<br />
verhelfen zu enormen Effizienzsteigerungen.<br />
Moderne Roboter können<br />
längst nicht mehr nur monotone Tätigkeiten<br />
übernehmen, Spitzenmodelle<br />
ersetzen sogar schon Pflegekräfte. In<br />
modernen Supermärkten braucht man<br />
nicht mal mehr eine Kassenkraft, die<br />
Artikel können eigenständig gescannt,<br />
gewogen und bezahlt werden. So weit,<br />
so gut. Aber wie geht das weiter? Nicht<br />
jeder Mensch ist dazu berufen, Medizin<br />
zu studieren oder Informatiker zu<br />
werden. Einfache Tätigkeiten – wie sie<br />
etwa von Menschen mit geringem Bildungsstandard<br />
und Schulabbrechern<br />
ausgeführt werden – fallen weg. Jede<br />
Automatisierung bedeutet den Wegfall<br />
des Bedarfs an menschlicher Arbeitskraft.<br />
Um im Wettbewerb bestehen zu<br />
können, sind Unternehmen aber regelrecht<br />
gezwungen, im digitalen Wettrüsten<br />
mitzumischen. Hier ist die Politik dringend<br />
gefordert, Maßnahmen zu setzen,<br />
um den betroffenen Berufsgruppen,<br />
beispielsweise Kommissionierern, unter<br />
die Arme zu greifen. Andernfalls droht<br />
ein starker Anstieg der Arbeitslosigkeit –<br />
auch wenn die Wirtschaft wächst.<br />
Schlusswort<br />
Es gibt keinen Terror, wir haben Vollbeschäftigung,<br />
die Klimaschutzziele sind<br />
alle erreicht und alle faulen Kredite<br />
wurden zurückbezahlt. Wenn wir uns<br />
alle anstrengen und international miteinander,<br />
statt gegeneinander arbeiten,<br />
dann könnten mit etwas Glück auch<br />
diese alternativen Fakten eines Tages<br />
wahr werden. (AG)
LE-1-<strong>2017</strong> | S6 |<br />
HANDEL + HANDEL 4.0<br />
Die neue Seidenstraße – Chance<br />
oder Risiko?<br />
In Zeiten des e-Commerce-Booms mit ungeahnten Wachstumsraten für Online-<br />
Giganten wie Amazon und Alibaba China investiert Chinas Präsident Xi Jinping<br />
100 Milliarden US-Dollar in sein Projekt der neuen Seidenstraße. Titel: „Ein Gürtel,<br />
eine Straße“ Warum die neue Seidenstraße einen unmittelbaren Einfluss auf die<br />
Wettbewerbsfähigkeit von Europa hat, erklärt Ing. Mag. Rainer Will, Geschäftsführer<br />
des Handelsverbandes. REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />
„Entwicklungen in<br />
China können wir<br />
nicht beeinflussen,<br />
aber wir können<br />
österreichische<br />
Unternehmen wettbewerbsfähiger<br />
machen“<br />
rund 10 Prozent des Umsatzes bedeutet dies,<br />
dass bereits rund 1,2 Mrd. Euro über die Amazon<br />
Plattformen laufen. Die gesamten Top-250<br />
Onlineshops erzielten 2,3 Mrd. Euro Umsatz im<br />
Jahr 2016. Ein Großteil davon fließt ohne Wertschöpfung<br />
und positive Arbeitsplatzeffekte ins<br />
Ausland ab. Wir gehen, bezogen auf die über<br />
70 Mrd. an Handelsumsätzen im gesamten<br />
Einzelhandel, von einem Kaufkraftabfluss von<br />
über 4 Mrd. Euro aus.“<br />
RAINER WILL<br />
Das sind überaus alarmierende Zahlen, die<br />
nicht nur der Politik zu denken geben sollten.<br />
Denn die großen e-Commerce-Trends <strong>2017</strong><br />
betreffen Marktplätze, Internationalisierung<br />
sowie Vertikalisierung und wirken sich auch<br />
auf stationäre Händler und deren Flächen<br />
aus: Bereits rund zwei Drittel aller stationären<br />
Umsätze sind in der einen oder anderen<br />
Weise digital beeinflusst – wenn ein Unternehmersterben<br />
verhindert werden soll, besteht<br />
akuter Handlungsbedarf.<br />
Will, zusätzlich auch Director of<br />
European eCommerce and<br />
Omni-Channel Trade Association<br />
(Emota), beginnt seine<br />
Ausführungen mit nüchternen Fakten. So<br />
sind die Österreichumsätze von Amazon in<br />
den letzten drei Jahren um 55 Prozent auf<br />
595 Mio. Euro im Jahr 2016 angestiegen. Die<br />
Wachstumsrate der Top 10 Handelsunternehmen<br />
lag bei 40 Prozent, wohingegen der<br />
Gesamtmarkt im Onlinehandel “nur“ um 7<br />
Prozent zulegen konnte. Ein eindeutiger Hinweis<br />
auf eine zunehmend hohe Konzentration<br />
im e-Commerce. „Darin enthalten sind<br />
auch geschätzte 60 Mio. Euro an Lizenzerlösen<br />
durch Vermittlung. Bei durchschnittlich<br />
In 18 Tagen um die Welt<br />
Plattformen wie Amazon stellen für viele<br />
Händler eine verlockende Möglichkeit zur<br />
Absatzsteigerung dar. Das Problem: „Plattformen<br />
gehen oftmals schnell den direkten Weg<br />
zum Produzenten und lassen den Handel außen<br />
vor, um billigere Angebote zu schaffen<br />
– die Wertschöpfungsstufe fällt weg“, warnt<br />
Will. Es gilt, e-Commerce als Vertriebsweg mit<br />
wertvoller Datengewinnung zu sehen, statt als<br />
Konkurrent – und diesen mit entsprechender<br />
Vorsicht zu nutzen. Trotzdem sieht die mittelfristige<br />
Prognose für Technikhändler in Geizist-geil-Zeiten<br />
alles andere als rosig aus: bis<br />
2020 sollen demnach zwei Drittel aller Technikhändler<br />
vom Markt verschwinden.
Was das mit der Seidenstraße zu<br />
tun hat? Viel. Durch die Seidenstraße<br />
wird die Möglichkeit, billige chinesische<br />
Ware zeitnah nach Europa<br />
zu bringen, wesentlich attraktiver.<br />
Die Strecke der neuen Seidenstraße<br />
führt voraussichtlich vom chinesischen<br />
Chongquing über den Alatau-Pass und<br />
Russland bis nach Duisburg, 20 Mal täglich<br />
verkehren Frachtzüge mit 41 Waggons.<br />
Die Fracht: Elektronik, Textilien<br />
und Markenware nach Europa, Milchpulver<br />
und fertig montierte PKW retour.<br />
Will: „Über die Strecke versorgt China<br />
Europa, die Türkei, Russland und Afghanistan.<br />
Bislang hat Peking 64 Staaten,<br />
in der Initiative „One Belt, One Road“<br />
vereint.“ Die Bahnverbindung bietet<br />
einen Mittelweg zwischen der langsamen,<br />
aber günstigen Schiffsfracht und<br />
der schnellen, aber teuren Luftfracht.<br />
In 10 bis 18 Tagen hat die Ware ihr Ziel<br />
erreicht – sobald die unterschiedlichen<br />
Schienensysteme besser angeglichen<br />
werden, wird diese Laufzeit noch verkürzt.<br />
Das bedeutet, künftig werden<br />
chinesische Pakete nicht mehr einen<br />
Monat unterwegs sein – zusätzliche<br />
Konkurrenz für den heimischen Handel.<br />
In ihrer weltweiten Investitionslaune<br />
haben chinesische Unternehmen den<br />
griechischen Hafen Piräus gekauft, in<br />
der Ostsee ist ein Tiefwasserhafen für<br />
Containerfrachter geplant. Riesige Industrieareale<br />
entlang der Seidenstraße<br />
sind bereits im Entstehen. „Man will<br />
die gesamte Wertschöpfungskette<br />
selbst abbilden, denkt und setzt in anderen<br />
Dimensionen um.“, erklärt Will.<br />
E-Commerce als Weltwirtschaftstreiber<br />
„Aufgrund dieser Entwicklungen sehen<br />
wir den e-Commerce als den Treiber für<br />
die Weltwirtschaft“, konstatiert der Geschäftsführer<br />
des Handelsverbandes.<br />
„Es ist wichtig, heimische Betriebe und<br />
kleinere lokale Handelsunternehmen<br />
zu unterstützen. Deshalb haben wir<br />
die umfassende Initiative „RETAIL 24/7“<br />
(www.retail247.at) gestartet, mit der wir<br />
auch kleineren Händlern die Möglichkeit<br />
geben, informiert und abgesichert<br />
ihren Platz in der neuen Handelswelt zu<br />
finden.“ Neue EU-Regulierungen aus<br />
der Single Digital Markt-Initiative (vgl.<br />
Geoblocking) befeuern die Entwicklung<br />
zusätzlich. Der Handelsverband<br />
geht daher davon aus, dass Händler<br />
mit wenigen Marken im Sortiment langfristig<br />
nicht oder nur in Nischen überleben<br />
werden. „Einzelne Markenanbieter<br />
hingegen können mit innovativen<br />
Shops und gut positionierten Marken<br />
erfolgreich sein, da der klassische Handel<br />
(leider) umgangen und Kosteneinsparungen<br />
durch das Aussparen dieser<br />
Wertschöpfungsstufe immer stärker Realität<br />
wird, um den Konsumenten durch<br />
günstigste Preise bei Laune halten zu<br />
können“, ergänzt Will.<br />
Vorbild Alibaba<br />
Die Onlineplattform Alibaba ist in Asien<br />
quasi konkurrenzlos. Dabei sind erst 40<br />
Prozent der chinesischen Bevölkerung<br />
online. Das Potential beträgt 1,3 Mrd.<br />
Menschen. Alibaba hat einen „mobile“-Anteil<br />
je nach Region zwischen<br />
60-80 Prozent, was dieses Thema auch<br />
für heimische Händler ins Zentrum aller<br />
Innovationsinvestitionen rücken sollte.<br />
Der Vorteil des asiatischen Giganten<br />
ist die enge Beziehung zu regionalen<br />
Lieferanten, die Logistik, und das eigene<br />
Ökosystem, das stetig erweitert wird<br />
(Marktplatz, Payment, Online-Kaufhaus,<br />
Retail-Beteiligungen: all in one).<br />
Alibaba hat für 2,6 Mrd. US-Dollar die<br />
chinesische Warenhauskette „Intime“<br />
übernommen. 29 Warenhäuser und 17<br />
Shoppingmalls: für Showrooms, Events<br />
und vor allem für Logistik, um nahe<br />
beim Kunden zu sein. Schon jetzt werden<br />
rund 5,9 Mio. Pakete täglich aus<br />
China ins Ausland geschickt.<br />
Ende der Mehrwertsteuerbefreiung?<br />
Angesichts dieser Entwicklungen ist es<br />
von fundamentaler Wichtigkeit, die<br />
Mehrwertsteuerbefreiung für Postlieferungen<br />
aus Drittländern unter 22 Euro<br />
aufzuheben. Der Handelsverband hat<br />
darauf schon lange auf nationaler als<br />
auch europäischer Ebene hingewiesen.<br />
Nun liegt endlich ein EU Kommissionsvorschlag<br />
zur Mehrwertsteuerrichtlinie<br />
vor. Die Steuerbefreiung für<br />
die Einfuhr von Kleinsendungen aus<br />
Drittstaaten unter 22 Euro Warenwert<br />
soll demnach mit 1. Jänner 2021 abgeschafft<br />
werden. Dies bedeutet einen<br />
Anstieg der Mehrwertsteuereinnahmen<br />
der Mitgliedstaaten von 7 Mrd. EUR<br />
jährlich und verbesserte Wettbewerbsbedingungen<br />
für die gegenwärtig benachteiligten<br />
Unternehmen aus der<br />
EU. Will dazu: „Im Sinne eines funktionierenden<br />
europäischen Binnenmarkts<br />
wäre es sinnvoll, dass die geplante<br />
Geoblocking Verordnung frühestens<br />
mit der Mehrwertsteuerrichtlinie in Kraft<br />
tritt.“ Ein weiterer Dorn im Auge des<br />
Handelsverbandes ist die Einkommenssteuerverschonung<br />
ausländischer Online-Player,<br />
die ihre Betriebsstätten als<br />
Hilfsstätten deklarieren und so einen unfairen<br />
Wettbewerbsvorteil generieren.<br />
Rahmenbedingungen verbessern!<br />
In Österreich stehen 580.000 Arbeitsplätze<br />
im Handel auf dem Spiel. „Entwicklungen<br />
in China können wir nicht<br />
beeinflussen, aber wir können österreichische<br />
Unternehmen wettbewerbsfähiger<br />
machen“, gibt sich der Geschäftsführer<br />
des Handelsverbandes<br />
kämpferisch. „Eine Lohnnebenkostenentlastung<br />
der Arbeitgeber, die mit<br />
dem im Arbeitspaket der Bundesregierung<br />
enthaltenen Beschäftigungsbonus<br />
erreicht werden soll, ist positiv und<br />
längst überfällig.<br />
Der Handelsverband macht sich schon<br />
lange dafür stark, um die Jobs im Handel<br />
zu halten und neue zu schaffen.<br />
Der Beschäftigungsbonus kann dabei<br />
helfen. Jedoch hoffe ich, dass die<br />
praktische Umsetzung nicht noch mehr<br />
Bürokratie in der Lohnverrechnung erzeugt.<br />
Die Investitionsanreize müssen<br />
auch mitarbeiterintensive Branchen<br />
wie den Handel berücksichtigen, um<br />
relevante Beschäftigungseffekte zu<br />
erzielen. Dass das Thema Arbeitszeitflexibilisierung<br />
wieder aufgeschoben<br />
und Verantwortung abgeschoben<br />
wurde, ist aus der Sicht des Handels<br />
enttäuschend. Denn die aktuellen Arbeitszeitregelungen<br />
sind nicht mehr<br />
zeitgemäß und sorgen für enorme<br />
Kosten und bürokratischen Aufwand.“<br />
(AG)
LE-1-<strong>2017</strong> | S8 |<br />
HANDEL + HANDEL 4.0<br />
Weltweit zweitgrößter e-Commerce-<br />
Markt entsteht in Indien<br />
Zwischen 2016 und 2020 wird der Online-Markt gemäß Prognose um 28 Prozent<br />
jährlich wachsen und soll einen Wert von rund 60 Milliarden Euro erreichen.<br />
Nicht zuletzt dank einer jungen und konsumfreudigen Mittelschicht in Südasien.<br />
Amazon und Alibaba sind daher Vorreiter für weitere Online-Händler. Laut Amazon-<br />
Gründer Jeff Bezos soll Indien nach den USA der zweitgrößte Markt für das Unternehmen<br />
werden. Allerdings gibt es viele Herausforderungen zu meistern. Dazu<br />
gehören Lieferschwierigkeiten aufgrund der schlechten Infrastruktur insbesondere<br />
in ruralen Gebieten. REDAKTION: DIRK RUPPIK<br />
pay Ron Kalifa sagte, dass die Untersuchung<br />
eine Reihe von Trends aufdeckt, die Indiens<br />
Potenzial für ein erstaunliches Wachstum im<br />
e-Commerce-Bereich in den nächsten zwei<br />
Jahrzehnten belegen. „Der Markt soll bis 2020<br />
einen Wert von 63,7 Milliarden US-Dollar (rund<br />
60 Milliarden Euro) erreichen. Nach 2034 wird<br />
er die USA überholen.<br />
JEFF BEZOS<br />
Laut einer Prognose des Zahlungsdienstleisters<br />
Worldpay (Global Payments<br />
Report 2016) wird sich Indien<br />
aufgrund der zunehmenden Verbreitung<br />
von Internet und billigen Smartphones<br />
sowie der anwachsenden Mittelschicht bis<br />
2034 zum weltweit zweitgrößten e-Commerce-Markt<br />
entwickeln. Zwischen 2016<br />
und 2020 wird der Markt gemäß Prognose<br />
um 28 Prozent jährlich wachsen und in 2020<br />
werden rund 600 Millionen Inder online sein<br />
(Stand 2016: 300 Millionen). Dabei sind 70<br />
Prozent der Bevölkerung unter 35 Jahre alt.<br />
Der stellvertretende Vorsitzende von World-<br />
„Dadurch entstehen enorme Chancen für<br />
Online-Verkaufsplattformen“, sagte Kalifa und<br />
fügte an: „Allerdings sollten diese Unternehmen<br />
schon jetzt ihren Markt abstecken, um<br />
die konsumfreudige Bevölkerung Indiens zugewinnen<br />
und auch vom künftigen e-Commerce-Wachstum<br />
zu profitieren.“ Kalifa wies<br />
darauf hin, dass Amazon und Alibaba bereits<br />
in Indien aktiv sind und damit ein klares Zeichen<br />
für Online-Verkäufer setzen, jetzt aktiv<br />
zu werden. Worldpay analysierte 30 Märkte<br />
weltweit - darunter Indien, China, Hong Kong,<br />
Südkorea, Singapur sowie Australien in der Asien-Pazifik-Region.<br />
Im südasiatischen Land gibt<br />
es viele kleine Einzelhändler („mom and pop<br />
shops“), deren Produktangebot sehr begrenzt<br />
ist. Hier bietet die Bestellung via Internet große<br />
Chancen. Amazon bindet diese mom and<br />
pop shops in sein Netzwerk ein.<br />
e-Commerce-Markt beflügelt Investoren<br />
und Start-ups<br />
Neben den populären indischen Online-Verkaufsplattformen<br />
Flipkart, Snapdeal, Yebhi,<br />
Jabong (Eigentümer Flipkart) und Cbazaar<br />
drängen nun internationale Plattformen wie<br />
Shopclues, Amazon sowie die chinesische
Foto: Wikipedia<br />
Alibaba auf den Markt. Auch die Bertelsmann<br />
AG will in die indische Onlinehändler-Plattform<br />
KartRocket investieren.<br />
Der Wettbewerb hat nicht zuletzt<br />
durch die massive Investition von Risikokapital<br />
in die Verkaufsplattformen<br />
deutlich zugenommen und führt nun zu<br />
Unternehmenskonsolidierungen. Im Mai<br />
2015 übernahm Snapdeal z. B. das Mobiltechnologie<br />
Start-up-Unternehmen<br />
MartMobi. Auch die Regierung fördert<br />
den e-Commerce. Im Januar 2016 wurde<br />
die „Start-up Policy“ für junge Unternehmen<br />
eingeführt, die als Regelwerk<br />
für Neugründungen fungiert. Start-ups<br />
schaffen immer mehr dringend benötigte<br />
Arbeitsplätze in der Republik.<br />
Erfolgsstory Amazon India: kreatives<br />
Buhlen um traditionelle Einzelhändler<br />
Seit dem Einstieg in das schnell wachsende<br />
indische Onlinegeschäft im Jahr<br />
2013 ist Amazon auf dem Subkontinent<br />
auf dem Vormarsch. Das Unternehmen<br />
hat Investitionen in Höhe von fünf Milliarden<br />
Dollar (4,7 Milliarden Euro) angekündigt.<br />
In 2016 investierte es allein 70<br />
Milliarden Rupien (über 964 Millionen<br />
Euro) - nicht zuletzt um seinen indischen<br />
Rivalen Flipkart vom Tron zu stoßen.<br />
Snapdeal verliert schon seit einiger Zeit<br />
immer mehr Marktanteile an den amerikanischen<br />
Internetgiganten. Allerdings<br />
soll das Seattler Unternehmen laut dem<br />
holländischen Magazin Fashion United<br />
in Indien im Oktober 140 Millionen Euro<br />
bei einem Versuch verloren haben,<br />
Kunden mit Sonderangeboten und Rabatten<br />
zu locken.<br />
Amazon India will die bevorzugte Wahl<br />
der Kunden in Indien werden. Dazu hatte<br />
das Unternehmen beim Markteintritt<br />
ein Programm mit dem Namen „Chai<br />
Cart“ entwickelt. Mobile „Tee-Wagen“<br />
wurden entsandt, um Betreiber von<br />
kleinen Läden zu besuchen und ihnen<br />
die Vorteile des e-Commerce näherzubringen.<br />
Dabei wurden nach eigener<br />
Aussage 14.700 km zurückgelegt, 31<br />
Städte und 10.000 Betreiber von Kleinläden<br />
besucht. Laut Amazon-Gründer<br />
Jeff Bezos soll Indien nach den USA der<br />
zweitgrößte Markt für das Unternehmen<br />
werden. Um dies zu erreichen, ist Amazon<br />
sehr kreativ und ermöglicht es gemäß<br />
Forbes Einzelpersonen mit seinem<br />
neuen Angebot „Sell as Individual“ gebrauchte<br />
Güter auf der hauseigenen<br />
Plattform zu verkaufen. Die Verpackung<br />
und die Lieferung wird ebenfalls gegen<br />
eine geringe Gebühr übernommen. Der<br />
Markt für gebrauchte Güter wächst mit<br />
rasanter Geschwindigkeit und sein Wert<br />
soll auf 25 Milliarden US-Dollar (23,5 Milliarden<br />
Euro) anwachsen. Weitere Player<br />
wie OLX, Quikr und eBay tummeln sich<br />
bereits ebenfalls im Markt. Doch Amazon<br />
besitzt aufgrund seiner ausgefeilten<br />
Logistik eine große Chance als Marktführer<br />
hervorzugehen. OLX operiert nur<br />
als Kleinanzeigen-Plattform, daher hat<br />
Amazon mit seinem Lieferservice gute<br />
Karten. In 2015 wurde bereits der<br />
Service „Amazon Prime“ eingeführt, zu<br />
dem auch der gratis Premiumversand<br />
und „Prime Video“ gehört.<br />
Alibaba baut kräftig aus<br />
Im May 2015 trat Alibaba offiziell durch<br />
seinen Einzelhändler-Plattform AliExpress<br />
in den indischen e-Commerce-Markt<br />
ein. Im August investierte das von Jack<br />
Ma gegründete Unternehmen 500 Millionen<br />
US-Dollar in Snapdeal (Anteil drei<br />
Prozent). Momentan besitzt es 40 Prozent<br />
Anteil an der größten indischen<br />
mobilen Zahlungsplattform Paytm. Ende<br />
letzten Jahres eröffnete Alibaba das<br />
erste Büro in Mumbai in der gleichen<br />
Gegend wie sein Rivale Amazon. Zudem<br />
wurde im September mit neuen<br />
Partnern (Kotak Mahindra Bank, IDFC<br />
Bank, Delhivery, DHL und Aditya Birla<br />
Finance) ein erweitertes Trade Facilitation<br />
Centre Program etabliert. KMU sollen<br />
dadurch von Spezialleistungen, engagierter<br />
Unterstützung und kundenspezifischen<br />
wertveredelnden Services neben<br />
neusten logistischen Einrichtungen<br />
profitieren. Das Unternehmen konnte<br />
Anfang 2016 auf rund sechs Millionen indische<br />
Käufer und Verkäufer verweisen.<br />
Herausforderungen für Internethändler?<br />
Zustellung am Land, Gesetzeslage<br />
Die Zulieferung der Waren stellt eine große<br />
Herausforderung dar, da die Infrastruktur<br />
besonders in ländlichen Gebieten<br />
schlecht entwickelt ist. Dort leben<br />
JACK MA<br />
67 Prozent der indischen Bevölkerung.<br />
Zudem decken viele Kurierdienste nicht<br />
alle Regionen ab. Die meisten Händler<br />
arbeiten mit kleinen Kurierdiensten zusammen,<br />
da die internationalen Dienste<br />
wie DHL zu teuer sind. Amazon hat<br />
daher seine Fulfillment-Platform auf Indien<br />
übertragen (Fulfillment by Amazon<br />
(FBA)) und über zehn Fulfillment Center<br />
(FC) gebaut, wobei sich das größte<br />
in Kothur in Telangana befindet. Mitte<br />
2016 gab der stellvertretende Präsident<br />
für Kunden-Fulfillment in Indien Akhil Saxena<br />
den Bau sechs weiterer FC bekannt.<br />
Die Verkäufer senden ihre Waren<br />
an ein FC und nutzen die Pick-, Packund<br />
Shipping-Dienste des Internetriesen.<br />
In sehr ländlichen Gebieten nutzt<br />
der Internetriese auf der „letzten Meile“<br />
sogar Fahrrad- und Motorrad-Kuriere.<br />
Laut Germany Trade & Invest gestaltet<br />
sich der Eintritt von ausländischen<br />
Unternehmen in den indischen e-Commerce-Markt<br />
oftmals problematisch,<br />
da komplizierte Gesetze die Geschäftstätigkeit<br />
erschweren. Direktinvestitionen<br />
in der e-Commerce-Branche im<br />
B2B-Geschäft sind bis zu 100 Prozent<br />
erlaubt, doch im Online-Einzelhandel<br />
untersagt. Internethändler wie Amazon<br />
operieren als „Marketplaces“<br />
und bieten ausschließlich Produkte<br />
von anderen Herstellern an. Die indische<br />
Regierung will künftig ausländische<br />
Direktinvestitionen in die<br />
e-Commerce-Branche liberalisieren.<br />
(DR)
LE-1-<strong>2017</strong> | S10 | HANDEL + HANDEL 4.0<br />
Die Zukunft der Handelslogistik im<br />
Mittelpunkt<br />
Dynamik, Digitalisierung, Kundenorientierung: Die Herausforderungen, denen<br />
die Handelslogistik gegenübersteht, sind vielfältig. Die aktuellen Entwicklungen,<br />
insbesondere im Hinblick auf die voranschreitende Technisierung und die Verknüpfung<br />
verschiedener Distributionskanäle, sorgen für Bewegung, auch und vor<br />
allen Dingen in den logistischen Prozessen. BEITRAG: PI/REDAKTION<br />
wie sich national und international agierende<br />
Unternehmen diesen stellen. Veranstaltungsdatum<br />
und –ort sind der 28./29. März im<br />
Congress-Centrum Nord der Kölner Messe, als<br />
Moderator fungiert wie in den Vorjahren Uwe<br />
Schulz, im Hauptberuf als Moderator für WDR<br />
2 tätig, der die Teilnehmer der Log schon<br />
mehrfach mit seinem fundierten Logistikverständnis<br />
beeindrucken konnte.<br />
HANDELSKONGRESS - 28. - 29. MÄRZ <strong>2017</strong><br />
CONGRESS-CENTRUM NORD - KÖLNMESSE<br />
Typisch für die Log ist die Praxisorientierung<br />
der Themenpräsentationen, weshalb ein<br />
Großteil der Referenten und Vorträge auf<br />
den Konsumgüterhandel entfällt, sowie die<br />
Konzentration auf derzeit besonders aktuelle<br />
Logistikthemen und –fragestellungen. In den<br />
vergangenen Jahren wurde die Log regelmäßig<br />
von mehr als 330 Logistikexperten aus<br />
Handel, Industrie sowie dem Dienstleistungssektor<br />
besucht.<br />
Die Praxis steht zudem vor der Herausforderung,<br />
sich am demographischen<br />
Wandel und den infrastrukturellen<br />
Kapazitätsengpässen<br />
auszurichten. So rücken auch neue Technologien<br />
wie der Einsatz von Robotern verstärkt<br />
in den Fokus. Hierzu gehört darüber hinaus<br />
der Umgang mit der voranschreitenden Digitalisierung.<br />
Der Weg bis zu einer vollständigen<br />
Transformation der Wertschöpfungsprozesse<br />
scheint weit und erfordert ein bewusstes und<br />
dennoch zügiges Handeln.<br />
Die Log <strong>2017</strong>, ein gemeinsam von EHI Retail<br />
Institute, GS1 Germany und dem Markenverband<br />
ausgerichteter Kongress greift zum<br />
23. Mal schwerpunktmäßig die Herausforderungen<br />
an die Handelslogistik auf und zeigt,<br />
Auch in diesem Jahr wird der Kongress mit<br />
einem Keynote-Vortrag eröffnet, in diesem<br />
Fall gehalten von Wolfgang Lehmacher, der<br />
nach zahlreichen beruflichen Stationen in der<br />
Wirtschaft und bei internationalen Organisationen<br />
als globaler Supply Chain-Experte und<br />
Fachbuchautor seine Sichtweise zum Handel<br />
im Spannungsfeld neuer Möglichkeiten erläutern<br />
wird. Gleich mehrere Vorträge führender<br />
Handelsunternehmen beschäftigen sich mit<br />
der logistischen Bewältigung von Omnichannel-Vertriebskonzepten,<br />
darunter von Rossmann,<br />
Globus Fachmärkte oder Kare Design,<br />
im letztgenannten Fall gemeinsam mit dem<br />
Logistikdienstleister Dachser.<br />
Am ersten Tag beschäftigt sich eine spezielle<br />
Vortragssequenz vor der Mittagspause mit<br />
innovativen Logistikkonzepten aus verschie-
DYNAMIK - DIGITALISIERUNG - KUNDENORIENTIERUNG<br />
HERAUSFORDERUNGEN - HANDELS<strong>LOGISTIK</strong>/KONGRESS<br />
denen Logistikbereichen in Form von<br />
zehnminütigen Impulsvorträgen, darunter<br />
von Soennecken, Henkel, der Coop<br />
Schweiz und der Duisburger Hafen AG.<br />
Erstmals wird sich auf der Log ein Vortrag<br />
mit dem Thema Einsatz von Robotern<br />
in der Logistik auseinandersetzen,<br />
gehalten vom Matthias Heutger, DHL<br />
Group. Einer auf 30 Besucher begrenzten<br />
Gruppe an Kongressteilnehmern<br />
wird zudem am Ende des zweiten Tages<br />
nach dem Vortragsprogramm die<br />
Gelegenheit geboten, das Innovation<br />
Center des Unternehmens in Troisdorf<br />
zu besichtigen, in dem der aus Sicht<br />
von DHL der neueste Stand der Technik<br />
in der Logistik in Form einer Live-Demo<br />
besichtigt werden kann.<br />
Auch dem Thema Nachhaltigkeit in der<br />
Logistik wird seit einigen Jahren auf der<br />
Log ein hoher Stellenwert beigemessen,<br />
so werden auf der Abendveranstaltung<br />
auch in diesem Jahr wieder die Lean<br />
and Green Awards für besonders vorbildliche<br />
Projekte zur Verringerung von<br />
Treibhausgas-Emissionen in logistischen<br />
Prozessen verliehen werden.<br />
Am zweiten Tag der Veranstaltung wird<br />
im Vortragsprogramm schwerpunktmäßig<br />
auf die Themen Zukunft der Logistik<br />
und Belieferung der letzten Meile<br />
eingegangen. Zum einen werden Ergebnisse<br />
einer Szenariostudie Handelslogistik<br />
2025 vorgestellt werden, die das<br />
EHI im vergangenen Jahr gemeinsam<br />
mit Logistikexperten des Handels sowie<br />
der ScMI AG, Paderborn, durchgeführt<br />
hat. Zum anderen wird Stefan Sonntag<br />
aus dem Vertriebsbereich Transporter<br />
und Vans der Daimler AG darstellen,<br />
welche innovativen Lösungsansätze<br />
derzeit in seinem Unternehmen zur effizienteren<br />
Beladung und Auslieferung<br />
sowie zum gesamten Flottenhandling<br />
getestet werden.<br />
Die Endkundenbelieferung wird in<br />
gleich vier Vorträgen thematisiert werden,<br />
zum einen im Rahmen des Parallelforums<br />
1, in dem die Online-Händler<br />
Foodist, LieferFactory und Aponeo zu<br />
Wort kommen, zum anderen in einem<br />
weiteren Vortrag nach der Kaffeepause<br />
aus dem Hause Media-Saturn.<br />
Das Parallelforum 2 widmet sich traditionell<br />
dem Thema Verpackungen, auf<br />
der Log <strong>2017</strong> geht es dieses Mal um Verpackungslösungen<br />
im E-Commerce.<br />
Co-Referate zu aktuellen Lösungsansätzen<br />
werden jeweils von Thimm Consulting<br />
mit Zalando und Jack Wolfskin<br />
zusammen mit Sealed Air gehalten , außerdem<br />
ist Hermes Fulfillment als Dienstleister<br />
für die Otto Group in der genannten<br />
Sequenz vertreten. Alle wichtigen<br />
Informationen zur Veranstaltung inkl.<br />
dem kompletten Vortragsprogramm<br />
gibt es unter www.handelslogistik.de.<br />
(RED)
LE-1-<strong>2017</strong> | S12 | HANDEL + HANDEL 4.0<br />
Digitale Trends im Modehandel:<br />
Der Kunde liegt voll im Trend<br />
Der „Always-on“-Kunde wechselt nach Belieben die Shoppingkanäle und zwingt<br />
den Händler durch den Wunsch nach Shop everywhere at anytime zu einem<br />
Perspektivenwechsel. BEITRAG: UWE HENNIG<br />
„Künstliche Intelligenz wird<br />
als Teil der digitalen Transformation<br />
auch im Handel<br />
zunehmen. Dabei sind die<br />
Einsatzbereiche für den<br />
Händler vielfältig. “<br />
Nicht was der Händler verkaufen<br />
möchte, steht im Mittelpunkt, sondern<br />
an wen. Jegliche Störung von<br />
offline zu online quittiert der Shopper<br />
mit einem „Nein-Kauf“. Diese Kundenzentrierung<br />
bedingt eine komplette Neuausrichtung<br />
der In-Store-Prozesse, -Technologien<br />
und des Personals. Welche Trends löst diese<br />
„Customer Centricity“ aus?<br />
Trend Lady <strong>2017</strong>: IStock_copyright_lambada<br />
1Mobile Interactions<br />
Aus dem Internet ist der Kunde schnelle<br />
Antworten gewohnt. Besonders, wenn<br />
es um die Verfügbarkeit eines Wunschartikels<br />
geht. Erhält er die Antwort nicht prompt, klickt<br />
er sich weiter zur Konkurrenz. Verwöhnt von<br />
der Auskunftsgeschwindigkeit im Web, erwartet<br />
der Kunde im Store denselben Service. Dieser<br />
Trend wird einen weiteren Boom an mobilen<br />
Endgeräten wie Tablets und Smartphones<br />
auslösen, die am POS das Store Personal in<br />
die Lage versetzen, Auskünfte über einzelne<br />
Artikel während des Verkaufsgespräches zu<br />
machen. Der Einsatz von mobilen RFID-Lesegeräten<br />
zur Permanentinventur oder Warenvereinnahmung<br />
im Store beschleunigt In-Store-Prozesse<br />
und stellt Echtzeitinformationen<br />
sicher. Neue Formen mobiler Interaktionen<br />
werden per digitalisierter Kundenkarten über<br />
das Smartphone zunehmen. Ebenso wie sich<br />
Mobile Payment flächendeckender durchsetzen<br />
wird.<br />
2<br />
Omnichannel Forward<br />
Omnichannel Retailing wird sich in seiner<br />
Entwicklung weiter dynamisch fortsetzen.<br />
Services wie Click&Collect sind schon<br />
länger bekannt und auch teilweise implementiert.<br />
Im Anschluss an diese Dienstleistungen<br />
folgt nun Return-to-Store (eComm Returns)<br />
und Ship-from-Store, um Kunden eine durchgehend<br />
positive Einkaufserfahrung zu bieten.
Ein logistisches Fulfillment aus dem Store<br />
(Ship-from-Store) ist auch notwendig, um<br />
Lieferungen zeitnah zu realisieren und somit<br />
vom Kunden geforderte Services wie „Same-Day-Delivery“<br />
anbieten zu können. Eine<br />
effiziente Umsetzung der Omnichannel-Services<br />
setzt Echtzeit-Transparenz über alle Bestände<br />
voraus. Die echte Verbindung aller<br />
Kanäle sowie die Digitalisierung im Store wird<br />
nicht nur für eine gelungene Customer Journey<br />
sorgen, sie wird auch Einsparungseffekte,<br />
Abbau von Überbeständen und viel mehr Einsicht<br />
in das Kundenverhalten bringen.<br />
3<br />
Real-Time InStore Analytics<br />
Die Frage nach: „Was will der Kunde?“<br />
wird den stationären Handel zu mehr<br />
Intelligenz am POS treiben. Bislang war der<br />
Kunde, der den Store betrat, im Sinne seiner<br />
Kaufabsichten für den Händler eine „Black<br />
Box“. Valide Echtzeit-Daten, ihre Auswertung<br />
und die Ableitung von Handlungsempfehlungen<br />
werden den stationären Handel in die<br />
Lage versetzen, ähnliche Kundenprofile wie<br />
der Online-Handel zu nutzen. Mit Auswertungen<br />
zur Warenverfügbarkeit der aktuellen<br />
Kollektionsartikel auf der Fläche, Anzahl der<br />
Artikel, die anprobiert, aber nicht gekauft<br />
werden, sowie der Artikelverweildauer auf der<br />
Fläche, wird der Händler sein Filialnetz aktiver<br />
steuern. Voraussetzung wird hier die Nutzung<br />
von Echtzeitdaten am POS für eine bedarfsgerechte<br />
Merchandise-Planung, -Steuerung<br />
und -Präsentation sein.<br />
4<br />
Internet-of-Things (IoT)<br />
Immer mehr Händler werden die Möglichkeiten<br />
des Internet-of-Things sowie<br />
von Cloud-basierten Services nutzen, um<br />
mehr über ihre Kunden zu erfahren, ihre Effektivität<br />
zu erhöhen und das Einkaufserlebnis<br />
weiter zu verbessern. Das Einkaufsverhalten<br />
im Store kann über den Einsatz von IoT – z. B.<br />
RFID Sensorik in Kombination mit entsprechender<br />
Analytik-Software - in Echtzeit ausgewertet<br />
und folglich das Einkaufserlebnis optimiert<br />
werden. IoT ermöglicht personalisierte Angebote,<br />
intelligente Digital Signage Werbung<br />
und auch mehr Self-Service im Store, gepaart<br />
mit intelligenten und umfangreichen Interaktionsmöglichkeiten.<br />
Mit mobilen Devices am<br />
POS werden Händler Kunden direkt benachrichtigen<br />
oder ihnen individuelle Angebote<br />
unterbreiten können. Das Internet-of-Things<br />
wird massiv in den Stores ankommen.<br />
5<br />
Consumer Engagement<br />
Der Trend zur Interaktion mit Kunden,<br />
dem sogenannten Consumer Engagement<br />
verlangt nach dem Einsatz von Technologien<br />
(siehe auch Trend IoT), veränderten<br />
Prozessen und ein auf den Kunden zentriertes<br />
Store-Personal (siehe auch Trend Mobility).<br />
Letzteres wird in der Lage sein müssen, dem<br />
Kunden sofort im Verkaufsgespräch Auskunft<br />
über die Verfügbarkeit eines Artikels zu<br />
geben. Ganz gleich, ob dieser in derselben<br />
Filiale, einer anderen, bei einem Franchisepartner<br />
oder im Zentrallager vorrätig ist. Interaktive<br />
Systeme, beispielsweise in der Umkleidekabine<br />
werden Präferenzen des Kunden<br />
erkennen und ihm passende Kleidungsstücke<br />
vorschlagen. Der Kunde wird direkt aus der<br />
Kabine mit dem Verkaufspersonal auf der Fläche<br />
kommunizieren können, das ihn in seinem<br />
Kauf- und Entscheidungsprozess unterstützt.<br />
6<br />
Predictive Recommendations<br />
Künstliche Intelligenz wird als Teil der digitalen<br />
Transformation auch im Handel<br />
zunehmen. Dabei sind die Einsatzbereiche für<br />
den Händler vielfältig. Von bedarfs- und absatzgenauen<br />
Prognosen für die Planung seines<br />
Einkaufs bis hin zu Kauf-Empfehlungen für<br />
Endkunden, die selbstlernende Systeme den<br />
Käufern direkt bei der Anprobe unterbreiten,<br />
werden sich verschiedene Formen von „Predictive<br />
Recommendations“ etablieren.<br />
7<br />
Cloud based Services<br />
Für mittlere und größere Filialisten sind<br />
Cloud-basierte In-Store Services die<br />
günstigste und flexibelste Lösung der Zukunft.<br />
Bei Expansion schalten sie notwendige Services<br />
mittels Software-as-a-Service einfach<br />
für neue Filialen dazu oder bei Filialschließung<br />
wieder ab. Roll-out, Wartung und Sicherheit<br />
sind kosteneffizient und werden sich unvermindert<br />
als Trend fortsetzen.<br />
Trend-Quelle: www.detego.com<br />
(RED)<br />
UWE HENNIG
LE-1-<strong>2017</strong> | S14 | HANDEL + HANDEL 4.0<br />
Online-Strategie: Fehlerprotokoll<br />
Es hat sich in der Österreichischen Wirtschaft herumgesprochen - der “Trend” Internet<br />
und Online Handel ist gekommen, um zu bleiben. Dass man heutzutage als<br />
Unternehmen im Web präsent sein muss, um von seinen (Neu-) Kunden gefunden<br />
zu werden, ist inzwischen zur Grund-Anforderung in der Geschäftswelt geworden,<br />
sowohl im B2B als auch im B2C Bereich. BEITRAG: STEPHAN GRAD<br />
Dass man heutzutage als Unternehmen<br />
im Web präsent<br />
sein muss, um von seinen<br />
(Neu-) Kunden gefunden zu<br />
werden, ist inzwischen zur Grund-Anforderung<br />
in der Geschäftswelt geworden,<br />
sowohl im B2B als auch im B2C Bereich.<br />
Hier ist es wichtig, Produkte und<br />
Informationen in Echtzeit zur Verfügung<br />
zu stellen und Interessenten eine optimale<br />
Kaufmöglichkeit zu bieten. Waren<br />
oder Services online zu verkaufen,<br />
wird zur Notwendigkeit werden, um im<br />
internationalen Umfeld bestehen zu<br />
können. Da gerade in Österreich viele<br />
mittelständische Unternehmen erst jetzt<br />
am Beginn des e-Commerce Business<br />
stehen, möchte ich jene sechs Fehler<br />
aufzeigen, welche Unternehmen möglicherweise<br />
begehen.<br />
1Unrealistische Erwartungen<br />
e-Commerce ist weder im B2C<br />
noch im B2B Bereich ein Allheil-Mittel<br />
für angeschlagene Unternehmen.<br />
Auch wenn viele Entscheidungsträger<br />
hoffen mit einem eigenen<br />
Online Shop Umsatz- & Ertragsprobleme<br />
schlagartig zu lösen. Dies wird nicht der<br />
Fall sein, denn bevor Unternehmen damit<br />
beginnen können, Produkte oder<br />
Dienstleistungen über das Internet zu<br />
verkaufen, müssen sie sich Gedanken<br />
machen, wie die realistische Ausgangslage<br />
aussieht.<br />
Im Jahr <strong>2017</strong> neu in den Online Handel<br />
einzusteigen bedeutet, ein vernünftiges<br />
Budget auf die Beine zu stellen, um damit<br />
die notwendigen Schritte auf dem<br />
Weg zum „Go Live“ zurücklegen zu<br />
können. Das heißt jedoch noch lange<br />
STEPHAN GRAD<br />
nicht, dass man als Unternehmen mit<br />
dem Online Shop ab dem ersten Tag<br />
positiv wirtschaften wird. Auch wenn<br />
die Lernkurve steil ansteigen wird, muss<br />
man sich selbst und dem Projekt zumindest<br />
2-3 Jahre Zeit geben, bis mit positiven<br />
Deckungsbeiträgen gerechnet<br />
werden kann.<br />
2<br />
Fehlende oder unzureichende<br />
Strategie<br />
Grundlage für die Online Strategie<br />
ist zu wissen, wie weit die eigene<br />
Branche im Bereich e-Commerce sich<br />
schon entwickelt hat: Gibt es Mitbewerber<br />
die schon online tätig sind oder<br />
wäre man der erste Online Anbieter?<br />
Ist das Unternehmen selbst Hersteller,<br />
mit einer Vielzahl an Möglichkeiten zur<br />
Verfügung, um Produkte an den Kunden<br />
zu bringen oder muss man sich als<br />
reiner Händler mit geringen bzw. immer<br />
weiter sinkenden Margen auseinandersetzen?<br />
Dient der Online Kanal als<br />
reiner Marketing-Kanal oder soll ein positiver<br />
Deckungsbeitrag erwirtschaftet<br />
werden? Ist der Online Shop die richtige<br />
Strategie zu Beginn oder wäre der Absatz<br />
über Marktplätze doch effizienter?<br />
All dies sind Fragen, welche sich Unternehmen<br />
stellen müssen, um eine maßgeschneiderte<br />
e-Commerce & Online<br />
Strategie aufzubauen. Wichtig dabei ist<br />
es, dass alle Teilbereiche des Unternehmens<br />
in die Strategieentwicklung eingebunden<br />
werden. Der Online Handel<br />
wirkt sich auf jede einzelne Abteilung<br />
aus.<br />
3Ungenügende Vorbereitung<br />
Wie schon in Punkt 2 beschrieben,<br />
ist eine maßgeschneiderte<br />
und durchdachte e-Commerce Strategie<br />
die absolute Grundlage. Doch<br />
das ist natürlich nicht genug. Denn als<br />
Basis dieser Vorgehensweise dient eine<br />
Status Quo Analyse der IST Systeme im<br />
Unternehmen.<br />
Welche Systeme werden gebraucht,<br />
um das e-Commerce Geschäft abzuwickeln?<br />
Sind Schnittstellen vorhanden?<br />
Gibt es Prozess-Dokumentationen der<br />
bestehenden Prozesse? Wie werden<br />
diese durch den neuen Verkaufskanal<br />
adaptiert werden müssen? Welche<br />
rechtlichen und auch buchhalterischen<br />
Aspekte müssen vor einem „Go<br />
Live“ abgeklärt werden? Gibt es einen<br />
Projekt-Verantwortlichen, der auch das<br />
notwendige Know-how hat, um dieses<br />
Projekt tatsächlich leiten zu können?<br />
Hat er als Projektverantwortlicher auch<br />
Durchgriffsrechte in den jeweiligen Abteilungen<br />
des Unternehmens?<br />
4<br />
Schlechte Umsetzung<br />
Nehmen wir an, eine passende<br />
e-Commerce Strategie wurde<br />
für das Unternehmen entwickelt und
alle Stakeholder stehen geschlossen<br />
hinter dem Schritt in die digitale Welt<br />
zu gehen. Es gibt auch einen wirklich<br />
guten Projektverantwortlichen und es<br />
wurde ein detailliertes Lastenheft erstellt,<br />
anhand dessen ein Realisierungspartner<br />
beauftragt wurde. Somit steht<br />
einer optimalen Umsetzung nichts mehr<br />
im Weg...oder?<br />
Bei einer genaueren Betrachtung<br />
kann an diesem Punkt sogar sehr<br />
vieles schief gehen. Denn auch die<br />
beste Vorbereitung und Vorarbeit<br />
ist immer noch kein Garant für eine<br />
optimale Umsetzung einer Strategie.<br />
Es kann jedoch nicht nur daran liegen,<br />
dass man den falschen Anbieter<br />
oder die falsche Agentur ausgewählt<br />
hat und die Versprechungen im Sales<br />
Pitch nicht erfüllt werden können.<br />
Und oft ist es so, dass Unternehmen<br />
während des Umsetzungs-Prozesses<br />
immer wieder auf neue Ideen bzw.<br />
Feature Request kommen, welche<br />
“unbedingt” noch miteingebaut werden<br />
sollen. Dies zeigt auf, dass in der<br />
Vorbereitung Themen scheinbar nicht<br />
besprochen wurden. Dennoch muss<br />
jedem Entscheidungsträger klar sein,<br />
dass sobald neue Features hinzugefügt<br />
werden, das Unternehmen mit weitreichenden<br />
Konsequenzen rechnen<br />
muss.<br />
5<br />
Eine falsche Zeitplanung<br />
Sehr oft gibt es intern aufgestellte<br />
Timelines, um das e-Commerce<br />
Projekt in Gang zu bringen. Diese sind<br />
meist oft extrem kurz gewählt worden,<br />
um einen “quick win” erzielen zu können,<br />
was eine erfolgreiche Umsetzung<br />
eines Online Shops gefährden kann.<br />
Die Timeline hängt vom Umfang des<br />
Projekts, den notwendigen Features<br />
und der eingebundenen Systeme ab.<br />
Dennoch kann man als Grundregel sagen,<br />
dass es mindestens einen 3-6 monatigen<br />
Umsetzungszeitraum inklusive<br />
Testing benötigt, um einen vernünftigen<br />
Online Shop bzw. eine zielführende<br />
e-Commerce Lösung auf den Markt zu<br />
bringen. Häufig wird bei einem engen<br />
Zeitplan der Testing-Zeitraum gestrichen.<br />
Dies hat zur Folge, dass zum Teil<br />
fehlerhafte Systeme live gestellt und<br />
der Kunde als Beta-Tester missbraucht<br />
wird.<br />
Das große Problem dabei ist: Wenn ein<br />
Kunde beim Erstbesuch einen fehlerhaften<br />
bzw. nicht funktionierenden Online<br />
Shop auffindet, wird er nicht wieder<br />
kommen. Warum sollte er auch? In den<br />
meisten Fällen gibt es genügend Alternativen<br />
am Markt.<br />
6Fehlendes internes Know-how &<br />
Managementfähigkeit<br />
All diese hier aufgeführten Probleme<br />
können und werden in mehr oder<br />
weniger signifikanten Ausprägungen<br />
auftreten. Jede davon lässt sich vermeiden,<br />
indem man die richtigen Mitarbeiter<br />
für das Projekt auswählt.<br />
Die e-Commerce Branche hat sich in<br />
den letzten Jahren enorm weiterentwickelt,<br />
es kommen Woche für Woche<br />
neue Themenbereiche dazu, die für<br />
einen erfolgreichen Business Case beachtet<br />
werden müssen. Dementsprechend<br />
sind die Gefahren, Fehler zu machen<br />
heutzutage größer denn je. Aber<br />
gute Mitarbeiter werden diese Fehler<br />
rechtzeitig erkennen und selbst bzw.<br />
gemeinsam mit kompetenten Partnern<br />
beseitigen. Diese Übersicht der potentiellen<br />
Fehler beim Start in die e-Commerce<br />
Branche ist natürlich stark vereinfacht.<br />
Es gibt noch wesentlich mehr<br />
Stolpersteine als hier aufgezählt und<br />
jeder Einzelne hat das Potential, ein<br />
spannendes Projekt ad absurdum zu<br />
führen oder noch schlimmer, ein ganzes<br />
Unternehmen zugrunde zu richten.<br />
Aus diesem Grund empfehlen wir jedem<br />
Unternehmen, welches sich ernsthaft<br />
mit dem Thema e-Commerce<br />
auseinander setzen möchte: Um eine<br />
effiziente Umsetzung eines e-Commerce<br />
Projekts sicher zu stellen, engagieren<br />
Sie doch Experten, welche<br />
Ihnen bei den ersten Schritten helfen<br />
bzw. Sie bei der Strategieerstellung<br />
unterstützen und alle Teilbereiche der<br />
Online Branche kennen. Denn eine<br />
Online Strategie aufzubauen ähnelt einem<br />
Hausbau. Oft sind Wünsche und<br />
Vorstellungen wie das Endprodukt aussehen<br />
soll, bereits vorhanden, jedoch<br />
fehlt in vielen Bereichen notwendiges<br />
Detailwissen. Das notwendige und<br />
stärkste Bindeglied bilden hierbei die<br />
Architekten, welche beim Bau eines<br />
Hauses hilfreich zur Seite stehen und<br />
das notwendige Know-how beisteuern,<br />
die richtigen Experten hinzu ziehen und<br />
das Bau-Projekt durch Höhen und Tiefen<br />
begleiten. (RED)
LE-1-<strong>2017</strong> | S16 | HANDEL + HANDEL 4.0<br />
Frische Ideen für die letzte Meile<br />
zum Kunden<br />
Mit kundenorientierten Services wie der Wunschterminzustellung, einer möglichst<br />
hohen Liefergeschwindigkeit, variablen Bezahlmethoden und einfach gestalteten<br />
Retourenprozessen steht und fällt die Zukunft digitalen Handels. Darüber<br />
waren sich die Teilnehmer des ersten österreichischen eCommerce Logistik-Day<br />
einig. Auf Initiative des <strong>LOGISTIK</strong> <strong>express</strong>, des Instituts des Interaktiven Handels<br />
(IDIH) und unterstützt von der Unternehmensberatung EMA – Executive Management<br />
Advisors und DHL Paket (Austria) GmbH bot sich die Chance, Anregungen<br />
und Ideen auszuarbeiten, wie sich die Prozesse in der Versand- und Last-Mile-<br />
Logistik künftig noch besser gestalten und beherrschen lassen. REDAKTION: KARIN WALTER<br />
ECOMMERCE <strong>LOGISTIK</strong>-DAY<br />
Stephan Grad, CEO und Managing Director<br />
der eCommerce Strategieberatung<br />
A-COMMERCE legte im Conference<br />
Center der Vienna Twin Towers<br />
gleich mit seinem Eingangs-Statement ein<br />
schweres Pfund auf die Waage: „Die eCommerce-Branche<br />
wird von Jahr zu Jahr zu einer<br />
größeren Herausforderung für Online-Händler“.<br />
„Der Preisdruck wächst, es entstehen laufend<br />
neue rechtliche Anforderungen. Zudem<br />
wird es immer schwerer, qualifiziertes Personal<br />
zu finden.“ Wesentliche Hürden für den<br />
Markteintritt neuer Player seien außerdem<br />
PODIUM: STEPHAN GRAD, GÜNTER BIRNSTINGL<br />
die hohen Kosten für die Kundenakquise, für<br />
Payment-Lösungen, für die Schaffung von<br />
IT-Ressourcen sowie die Logistikabwicklung.<br />
Angesichts der vielfältigen Herausforderungen<br />
gab sich der erfahrene eCommerce-Berater<br />
sogar skeptisch, ob es sich für reine Händler<br />
heutzutage preislich überhaupt noch lohnt,<br />
online zu gehen.
Gute Aussichten für Online-Supermärkte<br />
Prognosen zeichnen ein deutliches Bild<br />
für die Entwicklung des eCommerce<br />
in den kommenden Jahren: Wem es<br />
gelingt, die Hürden des Markteintritts zu<br />
überspringen oder heute schon erfolgreich<br />
auf dem Markt etabliert ist, darf<br />
sich auch in den kommenden Jahren<br />
einer ungebremsten Wachstumsdynamik<br />
des digitalen Handels erfreuen.<br />
Besonders das Online-Geschäft mit<br />
Lebensmitteln bringt angesichts der<br />
jahrelangen Zurückhaltung seitens der<br />
Anbieter noch deutliche Wachstumschancen<br />
mit sich. Das machte das<br />
auf dem eCommerce Logistik-Day vorgestellte<br />
Beispiel des zur Posttochter<br />
DHL gehörenden Online-Lebensmittelhändlers<br />
AllyouneedFresh.de deutlich.<br />
Der Online-Pure-Player hat sich in den<br />
vergangenen vier Jahren nicht zuletzt<br />
auch durch einige wegweisende Optimierungsmaßnahmen<br />
in der Versandlogistik<br />
Schritt für Schritt zu Deutschlands<br />
größtem Online-Supermarkt entwickelt.<br />
„Besonders in der Anfangsphase hatten<br />
wir Schwierigkeiten, Tetra-Packs,<br />
Glas oder auch Mehlverpackungen<br />
unversehrt bis an die Wohnungstüren<br />
der Empfänger zu bringen“, erklärte der<br />
AllyouneedFresh.de-Geschäftsführer<br />
Jens Drubel. „Wir haben in der Folge<br />
so viel Verpackungsmaterial verwendet,<br />
dass wir handeln mussten.“ Getreu<br />
dem Motto „die beste Verpackung ist<br />
eigentlich gar keine Verpackung“ liefert<br />
der Online-Händler die bestellten<br />
Waren schon seit einiger Zeit in eigens<br />
für den Lebensmittelversand entwickelten<br />
Mehrwegboxen aus. Die Boxen haben<br />
bis zu fünf verschiedene Temperaturzonen,<br />
werden an der Wohnungstür<br />
geöffnet, der Kunde erhält seine Ware<br />
und der Zusteller nimmt die Versandbox<br />
direkt wieder mit. Mittlerweile beschäftigt<br />
man sich im Unternehmen bereits<br />
ausführlich mit dem Angebot alternativer<br />
Zustellmethoden. „Wir testen derzeit<br />
die Kofferraumzustellung und machen<br />
aus Fahrzeugen private Packstationen“,<br />
verriet Drubel. Auch das Schlagwort<br />
„Predictive Commerce“ – die Bildung<br />
einer vorausschauenden Handelsplatt-<br />
form – rückt zunehmend in den Fokus<br />
der von AllyouneedFresh.de anvisierten<br />
Maßnahmen. Das Ziel, so Drubel, sei es,<br />
das eigene Angebot zum Beispiel über<br />
Vorschlagslisten und Rezeptvorschläge<br />
in Zukunft noch stärker in die Haushalte<br />
der Kunden zu integrieren.<br />
Abholstationen sind im Kommen<br />
Der österreichische Lebensmittelhändler<br />
Unimarkt hat sich in den vergangenen<br />
Jahren ähnlich intensiv mit der Logistik<br />
der letzten Meile zum Endkunden befasst.<br />
Anders als AllyouneedFresh.de hat<br />
sich das Unternehmen, das neben dem<br />
Online-Shop über ein Filialnetz in fünf österreichischen<br />
Bundesländern verfügt,<br />
jedoch entschieden, einen zweigleisigen<br />
Weg einzuschlagen: Wer als Kunde<br />
beim Lebensmitteleinkauf gar nicht erst<br />
das Haus verlassen möchte, bekommt<br />
seine Lebensmittel, Frisch- und Tiefkühlkühlwaren<br />
innerhalb eines Tages von<br />
Unimarkt landesweit vom Postboten<br />
zugestellt – umweltfreundlich und bis<br />
zur Auslieferung versiegelt in den vom<br />
Münchner Start-up-Unternehmen emmasbox<br />
entwickelten Mehrwegboxen.<br />
Für Kunden, die mobil sind – sich jedoch<br />
den Fußmarsch oder die Wartezeit an<br />
der Kasse Zeit sparen wollen – ist der<br />
Nahversorger zurzeit dabei, ein an die<br />
Filialen gekoppeltes Netz an Abholstationen<br />
aufzubauen. „Unsere Abholstationen<br />
sind modular konzipiert und<br />
verfügen über unterschiedliche Temperaturzonen<br />
für Tiefkühlartikel, Kühlwaren<br />
und Waren, die mit Raumtemperatur<br />
auskommen“, sagte Daniel Friesenecker,<br />
Geschäftsführer der Online-Beratung<br />
Friedacon auf dem eCommerce<br />
Logistik-Day. Ist die Einkaufstüte in der<br />
Filiale kommissioniert, erhält der Kunde<br />
eine E-Mail-Benachrichtigung mit<br />
dem passenden PIN-Code, durch den<br />
sich das entsprechende Fach in der<br />
Abholstation öffnet. QR-Codes für die<br />
Warenabholung oder die Darstellung<br />
des Abholortes in Google-Maps: All dies<br />
seien laut Friesenecker Optionen, die<br />
von der Unimarkt-Gruppe schon in einem<br />
der nächsten Entwicklungsschritte<br />
umgesetzt werden könnten. (WAL)<br />
STATEMENT VON<br />
KARIN WALTR<br />
Insbesondere fiel auf, dass die spezialisierten<br />
Logistikanbieter die intralogistischen<br />
Herausforderungen an<br />
das eCommerce-Geschäft auf sehr<br />
unterschiedliche Weise bewältigen.<br />
Während der in Hart bei Graz beheimatete<br />
Logistikautomatisierer<br />
KNAPP im Lager des holländischen<br />
Online-Händlers Wehkamp auf ein<br />
Shuttlesystem mit One-Stop-Order-<br />
Finish in weniger als 30 Minuten setzt,<br />
baut der Schweizer Logistikautomatisierer<br />
Swisslog in seinem auf der<br />
Veranstaltung vorgestellten Kundenlösung<br />
„Brack.ch“ auf das intelligent<br />
vorwärts denkende Roboter-System<br />
Autostore, mit der sich schnelle Versandprozesse<br />
bei 60 Prozent Platzersparnis<br />
gegenüber herkömmlichen<br />
Lagersystemen erreichen lassen.<br />
Der Kontraktlogistiker BLG Logistics<br />
Group geht in seiner preisgekrönten<br />
Logistiklösung für seinen auf Berufsbekleidung<br />
spezialisierten Kunden<br />
Engelbert Strauss, wiederum einen<br />
anderen Weg. Auf der ehemals von<br />
Neckermann betriebenen Logistikfläche<br />
in Frankfurt kommt ein innovatives<br />
und in der Dimensionierung<br />
völlig flexibles Ware-zur-Person-Logistiksystem<br />
zum Einsatz, bei dem sich<br />
mobile Regeleinheiten selbständig<br />
zur Warenentnahme und Retouren-<br />
Wiedereinlagerung zu den Arbeitsstationen<br />
bewegen.<br />
Der eCommerce Logistik-Day <strong>2017</strong> in<br />
Wien findet am 28.09.<strong>2017</strong> statt. Info:<br />
www.logistik-<strong>express</strong>.com bzw. unter<br />
http://insider.logistik-<strong>express</strong>.com
LE-1-<strong>2017</strong> | S18 | HANDEL + HANDEL 4.0<br />
Geschwindigkeit und Agilität sind<br />
die Themen der Stunde<br />
Im Internet ist der Kunde nur einen Mausklick von seiner Kaufentscheidung entfernt.<br />
Trotzdem, oder gerade deshalb, stellt es die Marktteilnehmer vor große<br />
Herausforderungen, der Wachstumsentwicklung sowie den steigenden Kundenerwartungen<br />
optimale Angebote entgegenzusetzen. Auf dem eCommerce<br />
Logistik Day in Wien, wurde deutlich, dass besonders in den logistischen Abläufen<br />
des On- und Offline-Handels die größten Knackpunkte liegen. REDAKTION: KARIN WALTER<br />
BERND KRATZ<br />
Der Markt ist völlig unberechenbar<br />
– brachte Bernd<br />
Kratz, Inhaber der EMA –<br />
Executive Management<br />
Advisors GmbH und Mitgesellschafter<br />
des Instituts des Interaktiven Handels<br />
(IDIH) die größte Herausforderung des<br />
internetgetriebenen Handels gleich<br />
zu Beginn der Veranstaltung auf den<br />
Punkt. Man wisse nicht was morgen<br />
passiert. Das einzige, was sicher sei,<br />
ist, dass man das, von dem man nicht<br />
weiß in welche Richtung es geht, morgen<br />
schon erfüllen muss.<br />
Für den Teilnehmerkreis, der sich bis aus<br />
Norddeutschland sowie den Niederlanden<br />
zu der vom IDIH und dem Fach-<br />
medium LOGITIK <strong>express</strong> initiierten Veranstaltung<br />
nach Wien bewegte, hatte<br />
der erfahrene eCommerce-Berater<br />
und Veranstaltungsmoderator einige<br />
Denkanstöße im Gepäck. „Der stationäre<br />
Handel wird mit eCommerce leben<br />
müssen und darüber zu jammern<br />
ist keine unternehmerische Aktivität<br />
– vielmehr kann auch der stationäre<br />
Handel das Internet positiv für sich nutzen“,<br />
konstatierte Kratz. Umso mehr sei<br />
es wichtig, den zusehends rückläufigen<br />
Umsätzen pro Quadratmeter Fläche<br />
zukunftsfähige Konzepte entgegenzusetzen.<br />
„Seien sie agil. Denken Sie<br />
daran, sich auch als kleinerer Händler<br />
mit ihrem Angebot im Internet zu präsentieren.“<br />
Eine Online-Präsenz müsse<br />
ja nicht zwingend bedeuten, dass<br />
auch online verkauft werden muss.<br />
Kleineren Handelsketten legte Kratz<br />
den neu konzipierten „Fregatte und<br />
Schnellboot“-Ansatz ans Herz. Die<br />
Grundversorgung erfolgt aus großen<br />
Logistikbetrieben – den Fregatten. Das<br />
in der Filiale vor Ort verfügbare Warenspektrum<br />
konzentriert sich in diesem Modell<br />
auf wenige Artikel sowie eine überschaubare<br />
Vielfalt an Produktvarianten.<br />
Möchte der Kunde ein Produkt kaufen,<br />
das zum Zeitpunkt der Kaufentscheidung<br />
ausschließlich im Regionallager<br />
verfügbar ist, erhält er die Option der<br />
Same-Day-Zustellung. Aus dezentralen<br />
flexiblen Logistikbetrieben, im Konzept<br />
von Kratz als Schnellboote bezeichnet,<br />
machen sich Kurierdienste auf den<br />
Weg und liefern die georderte Ware<br />
beim Kunden ab und versorgen die<br />
Handelsfiliale in gleicher Fahrt mit Ersatz<br />
für die am selben Tag bereits verkauften<br />
Waren. „Mit diesem Nachschublogistik-Konzept<br />
halte ich es keineswegs<br />
für abwegig, dass es künftig auch kleineren<br />
Handelsketten gelingen kann,<br />
eine ernstzunehmende Konkurrenz zu<br />
amazon oder anderen Online-Marktplätzen<br />
zu bilden: Die Händler haben<br />
von nur noch wenige Stücke pro Artikel<br />
vor Ort, können dafür aber eine deutlich<br />
höhere Sortimentsbreite auf gleicher<br />
Fläche präsentieren“, sagte Kratz.<br />
Same-Day-Delivery gehört die Zukunft<br />
Dass sich das Angebot der taggleichen<br />
Zustellung immer häufiger auch bei reinen<br />
eCommerce-Händlern zu einem<br />
schlagkräftigen Verkaufsargument entwickelt,<br />
machte Michael Löhr auf der<br />
eCommerce-Veranstaltung deutlich.<br />
Die von ihm mitbegründete Plattform<br />
tiramizoo ist seit fünf Jahren auf dem<br />
Markt und kooperiert in Deutschland<br />
und Österreich mittlerweile mit rund<br />
3.000 Kurieren. Herz des Angebotes ist<br />
eine sowohl in die Webshops als auch<br />
in die Warenwirtschaftssysteme des<br />
Handels vollständig integrierbare Logistiksoftware,<br />
die Händler und Zustellpartner<br />
miteinander vernetzt und die<br />
Zustellung zu dem vom Kunden angegebenen<br />
Wunschtermin ermöglicht.<br />
„Es gibt bereits Kunden in den USA, die<br />
den Kauf im Internet abbrechen, wenn<br />
die Same Day Zustellung im Checkout<br />
nicht angeboten wird“, verwies Löhr auf<br />
ein aktuelles Ergebnis aus der Marktfor-
BLICKPUNKT: E-COMMERCE <strong>LOGISTIK</strong>-DAY<br />
• http://insider.logistik-<strong>express</strong>.com/blog/<br />
• http://insider.logistik-<strong>express</strong>.com/video/<br />
• http://insider.logistik-<strong>express</strong>.com/galerie/<br />
schung. „Next Day war gestern – Same<br />
Day ist die Zukunft“, betonte Löhr. Allein<br />
im europäischen Raum sei bis zum<br />
Jahr 2020 mit einem Marktvolumen<br />
von einer Billion US-Dollar zu rechnen.<br />
Out-of-the-Box-Denken gefragt<br />
Beim schwedischen Einrichtungskonzern<br />
IKEA hat man die Erfahrung gemacht,<br />
dass die Kunden auf nicht nur<br />
sehr unterschiedliche Erwartungen an<br />
die Lieferung mitbringen, sondern in<br />
erster Linie selbst entscheiden wollen,<br />
welche Services sie wirklich in Anspruch<br />
nehmen wollen. „Wir müssen es daher<br />
zu unserer Gewohnheit machen, outof-the-box<br />
zu denken, um den vielfältigen<br />
Kundenerwartungen gerecht<br />
zu werden“, sagte Sebastian Knisch,<br />
Omnichannel Manager bei IKEA Österreich,<br />
bei der eCommerce-Veranstaltung<br />
in Wien. Den Veranstaltungsteilnehmern<br />
aus der Handelsbranche, riet<br />
der Multichannel-Experte insbesondere<br />
dem Thema Agilität mehr Beachtung<br />
einzuräumen. „Sie sollten sich intensiv<br />
mit den Erwartungen ihrer Kunden<br />
auseinandersetzen – und zwar auf allen<br />
Verkaufskanälen“, betonte Knisch.<br />
Als Beispiel für die vielfältigen Aktivitäten<br />
im eigenen Unternehmen führte<br />
der IKEA-Manager den vor kurzem am<br />
IKEA-Standort Wien-Vösendorf gestarteten<br />
Car2go-Service an – ein Möbeltaxi,<br />
das im Ausgangsbereich bereits<br />
darauf wartet, die Kunden mitsamt<br />
ihrem Einkauf nach Hause zu bringen.<br />
Auch in der Last-Mile-Logistik von Speditionswaren,<br />
gab sich der Handelsexperte<br />
aufgeschlossen, neue Wege<br />
einzuschlagen. „Für uns ist es durchaus<br />
denkbar, anzutesten, ob neu aufkommende<br />
Auftragsplattformen wie Uber<br />
Freight verbesserte und flexiblere Services<br />
in der Abholung und Zustellung<br />
versprechen“, sagte Knisch.<br />
Zustellservices rücken in den Fokus<br />
Dass insbesondere die Rahmenbedingungen<br />
in Österreich noch einige<br />
Tücken für die Entwicklung des Online-Handels<br />
mit sich bringen, machte<br />
Günter Birnstingl, Managing Director<br />
des Paketdienstleisters DHL Paket Austria,<br />
auf der Veranstaltung deutlich.<br />
Birnstingl verwies auf eine aktuelle Studie<br />
der DHL, nach der sich Österreicher<br />
und Deutsche vom Altersprofil und den<br />
Kaufgewohnheiten zwar sehr ähnlich<br />
sind. Im Unterschied zu den Deutschen<br />
seien Österreicher jedoch viel offener<br />
gegenüber Online-Einkäufen im Ausland<br />
eingestellt – zumindest, wenn die<br />
Produkte im eigenen Land nicht zu<br />
günstigeren Preisen erhältlich sind.<br />
Nach Aussage von Birnstingl stellt bei<br />
einem Großteil der österreichischen<br />
Online-Shopper das Thema „Versand“<br />
ein wichtiges Kriterium dar. „Acht von<br />
zehn Österreichern begrüßen ein breiteres<br />
Angebot im Paketmarkt und stehen<br />
neuen Anbietern positiv gegenüber“,<br />
verwies der Managing Director<br />
von DHL Paket Austria auf aktuelles<br />
Zahlenmaterial. DHL Paket Austria hat<br />
seit seinem Markteintritt im September<br />
2015 mit der Einführung der flächendeckenden<br />
Samstagszustellung, der<br />
Zustellmöglichkeit in österreichweit um<br />
die 1850 Paketshops und dem aktuell<br />
im Aufbau befindlichen Netzes an<br />
Packstationen zur Paketabholung in<br />
diese Richtung schon einige wichtige<br />
Neuerungen bewirkt. Laut Birnstingl sei<br />
der österreichische eCommerce-Markt<br />
im europäischen Vergleich aber immer<br />
noch von einer merklichen Zurückhaltung<br />
geprägt.<br />
„Während das jährliche Pro-Kopf-Paketaufkommen<br />
durch Interneteinkäufe<br />
in Deutschland und Großbritannien<br />
bei heute zwölf beziehungsweise acht<br />
Paketen liegt, kommen die österreichischen<br />
Online-Shopper heute gerade<br />
einmal auf ein durchschnittliches Paketaufkommen<br />
von fünf Paketen pro<br />
Kopf und Jahr“, so der DHL-Manager.<br />
„Der österreichische Markt ist gefordert,<br />
durch mehr Angebote und attraktivere<br />
Produkte nachzuziehen. Wir würden uns<br />
deshalb wünschen, wenn die Händler<br />
ihre Dienstleister in Zukunft verstärkt mit<br />
ins Boot holen, um das Angebot bei den<br />
Zustellservices insgesamt flexibler zu gestalten<br />
– von den angebotenen Zustelloptionen<br />
über die dazugehörigen<br />
Zustellinformationen bis hin zu den von<br />
den Kunden präferierten Zustellorten.“<br />
(WAL)
LE-1-<strong>2017</strong> | S20 | HANDEL + HANDEL 4.0<br />
E-Commerce-Intralogistik:<br />
Praxis-Tipps für Online-Händler<br />
Als Mitglied der Descartes Systems Group ist die pixi* Software GmbH der<br />
führende Hersteller für Warenwirtschaftssoftware und Lagerlogistik-Lösungen im<br />
E-Commerce. Dirk Haschke, VP E-Commerce Operations, hat die Herausforderungen<br />
zu Versandperformance, Versandprozess, Lagerreichweite und pick-,<br />
pack-, ship-Prozess näher untersucht. Seine Ratschläge für eine smartere E-Commerce-Logistik<br />
forcieren die intralogistischen E-Commerce Prozesse, da diese<br />
durch den Online-Händler aktiv gesteuert und optimiert werden können.<br />
BEITRAG: DIRK HASCHKE<br />
DIRK HASCHKE<br />
Die Verbindung aus zielgerichteter<br />
Conversion-Steigerung und<br />
der Abbildung erstklassiger Logistik-Prozesse,<br />
zeichnet das Business<br />
eines smarten Online-Händlers aus und sichert<br />
ein stetiges Wachstum. Um optimale Versand-Ergebnisse<br />
zu erzielen, muss der Logistikprozess<br />
schlank, effizient und vollumfänglich<br />
aufgebaut werden. Schon das Justieren an<br />
den richtigen Stellschrauben kann Prozesse<br />
verschlanken und den Versandprozess maßgeblich<br />
verbessern.<br />
Es ist empfehlenswert, sich im ersten Schritt die<br />
E-Commerce-Intralogistik anzusehen, da diese<br />
Prozesse aktiv durch den Online-Händler<br />
gesteuert und optimiert werden können. Für<br />
ein einheitliches Verständnis und der Optimierung<br />
an der richtigen Stelle, sollte im Vorfeld<br />
geklärt werden, aus welchen Bestandteilen<br />
sich der klassische Logistik-Prozess zusammensetzt:<br />
Die Bereiche „Beschaffungslogistik“,<br />
„Intralogistik“ und „Distributionslogistik“<br />
bilden in Gänze die logistische Prozesskette<br />
des E-Commerce-Business ab, sind in ihren Bestandteilen<br />
jedoch unterschiedlich stark vom<br />
Online-Händler beeinflussbar.<br />
Online-Händler, die sich die Zeit für die Optimierung<br />
ihrer Lagerprozesse nehmen, sparen<br />
nicht nur Kosten und Zeit, sie verbessern im<br />
gleichen Schritt die Kundenbindung. Durch<br />
einen schnelleren und transparenteren Versandprozess<br />
werden Prozesse verschlankt und<br />
Flexible<br />
Arbeitszeiten<br />
Richtiges<br />
Timing<br />
Proaktiver<br />
Einkauf<br />
Smarter<br />
Wareneingang<br />
E-Commerce-Intralogistik<br />
Beschaffungslogistik<br />
Distributionslogistik<br />
Intelligente<br />
Automatisierung<br />
Richtige<br />
Laufwegstrategie<br />
Verpacken<br />
leichtgemacht<br />
Wissende<br />
Lagermitarbeiter
zudem die Mitarbeitermotivation und -Leistung<br />
mittels aktiver Personaldisposition und<br />
-Kommunikation gesteigert. Etablierte Online-Shops<br />
wie Dirndl.com oder Kostüme.com<br />
konnten dank optimierter Prozesse durch<br />
einen pixi* Logistikberater und der pixi*<br />
E-Commerce Warenwirtschaft ihre Versandgeschwindigkeit<br />
um 500% pro Bestellung steigern<br />
und ganze 4.000% mehr Pakete pro Jahr<br />
versenden.<br />
Hohe Versandperformance mit optimalem<br />
Personaleinsatz vereinen<br />
Anforderungen für einen<br />
effizienten, taggleichen Versand<br />
1Herausforderung: Wie können Online-Händler<br />
gewährleisten, dass Waren<br />
innerhalb von 24 Stunden nach Erhalt<br />
der Bestellung an den Paketdienstleister übergeben<br />
werden und das alles mit bestmöglichem<br />
Personaleinsatz?<br />
Tipps:<br />
Proaktive und regelmäßige Planung der<br />
Lagerreichweite für den<br />
(taggleichen) Versand<br />
Gesteigerte Leistungsfähigkeit des Teams<br />
durch effizientes Picken und Packen<br />
Clevere Online-Händler sprechen mit ihrem<br />
Team über versandintensive Zeiten und bieten<br />
ihren Mitarbeitern einen Ausgleich an weniger<br />
intensiven Tagen.<br />
Zusätzliche Zeitarbeitskräfte für versandintensive<br />
Phasen sollten rechtzeitig akquiriert<br />
und frühzeitig angelernt werden.<br />
Jeder Mitarbeiter sollte neben seiner Spezialisierung<br />
zusätzlich alle weiteren Lagerprozesse<br />
kennen, um im Falle eines Ausfalls problemlos<br />
einspringen zu können.<br />
Ein „Prozessschritt“ im Lager sollte innerhalb<br />
von 10 Minuten erklärt und von einem neuen<br />
Kollegen verstanden werden.<br />
Um eine schnellere Initiierung des internen<br />
Versandprozesseses zu ermöglichen, sollte<br />
dieser mithilfe von intelligenten Warenwirtschaftssystemen<br />
automatisiert abgebildet<br />
werden. Diejenigen, die sich noch nicht für<br />
ein Warenwirtschaftssystem entscheiden<br />
konnten, sollten mit dem Zahlungsabgleich<br />
innerhalb der Buchhaltung früh beginnen,<br />
spätestens 7:00 Uhr.<br />
2Herausforderung: Amazon setzt die<br />
Messlatte für einen effizienten Versandprozess<br />
sehr hoch. Welche Voraussetzungen<br />
müssen gegeben sein, damit ein<br />
taggleicher Versand auch für Online-Händler<br />
problemlos möglich ist?<br />
Tipps:<br />
Online-Händler sollten auf ihrer Shop-Website<br />
kommunizieren, dass ein taggleicher<br />
Versand nur dann ermöglicht werden kann,<br />
wenn die Bestellung vom Kunden vor 14 Uhr<br />
bzw. vor 16 Uhr des gleichen Tages aufgegeben<br />
wird. Diese Kennzeichnung ist auch für<br />
heterogene Warenkörbe essentiell.<br />
Bestellungen bei denen kein taggleicher<br />
Versand angeboten wird, können schwerpunktmäßig<br />
am Vormittag, zwischen 7:00 bis<br />
11:00 Uhr, bearbeitet werden. In der Zeit zwischen<br />
11:00 Uhr und 19:00 Uhr kann sich dann<br />
auf die Bestellungen konzentriert werden, die<br />
keine Lieferantenbestellung erfordern.
LE-1-<strong>2017</strong> | S22 | HANDEL + HANDEL 4.0<br />
Für diejenigen, die mit dem taggleichen<br />
Versand gerade erst starten, ist<br />
es empfehlenswert, das Angebot von<br />
taggleichem Versand nur für spezielle<br />
Artikelgruppen anzubieten, die direkt<br />
am Versandbereich gelagert werden<br />
können.<br />
3<br />
Herausforderung: Die Lagerreichweite<br />
gibt Aufschluss darüber,<br />
wie lange Online-Händler<br />
(taggleich) versenden können. Hierfür<br />
ist es unabdingbar, ausreichend hohe<br />
Sollbestände auf Lager zu haben und<br />
den Wareneingang möglichst clever<br />
abzubilden. Welche Aspekte sollte ich<br />
hierfür beachten?<br />
Tipps:<br />
Für die proaktive Planung der Lagerreichweite<br />
sollten folgende Faktoren<br />
gegenübergestellt werden:<br />
1) Aktuelle Lagerreichweite - geschätzter<br />
Lieferzeit des Lieferanten = Gewährleistung<br />
des Versands<br />
2) Ist das Delta dieser Gleichung negativ,<br />
kann es entweder zu Überverkäufen<br />
oder zu sogenannten „Nicht-Käufen“<br />
führen.<br />
Um einem Überbestand, den sogenannten<br />
„Lagerpennern“, entgegenzuwirken,<br />
ist bei Waren mit langen Lieferzeiten<br />
vom Lieferanten (zum Beispiel<br />
>4 Wochen) ein häufiges Nachbestellen<br />
nur kleiner Warenmengen empfehlenswert.<br />
Das Einlagern von Wareneingängen,<br />
sofern diese keine offenen Bestellungen<br />
bedienen, sollte an Tagen mit hohem<br />
Versandvolumen vermieden werden.<br />
Für die zielgerichtete Einlagerung der<br />
Wareneingänge im Lager sollte folgender<br />
Satz Anwendung finden: Zur richtigen<br />
Verwendung am richtigen Ort!<br />
Eine besonders smarte Lösung um<br />
den Einlagerungsaufwand für offene<br />
Kundenbestellungen zu umgehen, ist<br />
der „Cross Docking“ Wareneingang:<br />
Angelieferte Waren werden per Barcodescan<br />
erfasst und im Falle einer<br />
offenen Kundenbestellung nicht eingelagert,<br />
sondern umgehend in den weiteren<br />
Versandprozess gegeben.<br />
Einfache Automatisierungstechnik<br />
kann sich in kürzester Zeit positiv bemerkbar<br />
machen. Investitionen in Kartonfaltmaschinen,<br />
Verklebemaschinen,<br />
Stretchwickler und Labelmaschinen unterstützen<br />
die Mitarbeiter dabei, Aufgaben<br />
deutlich effizienter zu erledigen.<br />
Dirk Haschke ist seit 2016 Vice President<br />
E-Commerce Operations der<br />
pixi* Software GmbH Mitglied der<br />
Descartes Systems Group und leitet<br />
die Bereiche Vertrieb, Marketing<br />
und Finanzen.<br />
Das komplette, kostenfreie Whitepaper<br />
zum Thema "Dos and Don’ts<br />
smarter E-Commerce Logistik" erhalten<br />
Sie unter www.pixi.eu<br />
4<br />
Herausforderung: Kleine Fehler<br />
im „pick-, pack-, ship-Prozess“<br />
können große Auswirkungen auf<br />
die Effizienz des Versandprozesses haben.<br />
Wie können Online-Händler mit<br />
einfachen Mitteln ein Mehr an Leistung<br />
erzielen?<br />
Tipps:<br />
Schlagwort: Inventur! Ein Überblick<br />
auf die tatsächlich vorhandenen Warenbestände<br />
ermöglicht proaktive und<br />
planmäßige Nachbestellungen und<br />
verhindert mühseliges Suchen nach<br />
fehlenden Waren während des Pickprozesses.<br />
In versandintensiven Phasen sollten<br />
Nachfüllberichte mindestens einmal<br />
täglich oder sogar noch häufiger dazu<br />
eingesetzt werden, um Fehlbestände<br />
im Picklager zu vermeiden. Für das<br />
Picklager sollten dafür separate Sollbestände<br />
gepflegt werden, welche die<br />
Grundlage der Nachfüllmengen aus<br />
dem Nachfülllager bilden.<br />
Für die richtige Laufwegstrategie sollten<br />
unter anderem leere Laufwege, zu<br />
enge Gassen und übervolle Kommissionierwägen<br />
vermieden werden.<br />
Für einen smarten Packprozess sollten<br />
alle Lager-Mitarbeiter im Vorfeld<br />
ihre Aufgaben kennen. Dies bedeutet<br />
auch, dass Verantwortlichkeiten für Zwischentätigkeiten,<br />
wie das Nachbestücken<br />
der Packplätze mit Verpackungsmaterialien,<br />
an einzelne Mitarbeiter<br />
übergeben werden müssen. (RED)
Österreichischer Logistik-Dialog <strong>2017</strong><br />
Wenn am 6. und 7. April <strong>2017</strong> die Eventpyramide in Vösendorf ihre<br />
Tore wieder für den Jahreskongress der BVL Bundesvereinigung Logistik<br />
Österreich öffnet, dreht sich alles um das Motto „Kundenfokus<br />
-> Dynamisierung -> Leadership“. Rund 700 Netzwerkteilnehmer werden<br />
miterleben, wie der Mensch in der digitalisierten Wirtschaftswelt der Zukunft<br />
erfolgreich sein kann. Begleitend dazu die Fachausstellung und Verleihung<br />
des Nachhaltigkeitspreises.<br />
Traditionell ist bereits der Mix aus Vortragenden aus Wirtschaft, Wissenschaft,<br />
Praxis und auch Politik, der für spannende Einblicke sorgt. So werden zusätzlich<br />
zu den vielfältigen Best-Practice-Beispielen Experten in Keynotes und<br />
Podiumsdiskussionen zentrale Themen rund um die ständig neuen Anforderungen<br />
an die Logistik erörtern. Unter den namhaften Sprechern finden sich<br />
unter anderem Georg Pölzl von der Österreichischen Post, Frank Straube von<br />
der Technischen Universität Berlin, Wolfgang Skrabitz von KNAPP Industry Solutions,<br />
Michael Druml von Magna Steyr, María Sáenz vom Massachusetts Institute<br />
Of Technology Zaragoza und Matthias Zacek von Google Austria.<br />
Die<br />
Highlights<br />
der Lagerwelt<br />
HALLE<br />
3<br />
STAND<br />
3C21<br />
Neben den vielfältigen Beiträgen lockt wie immer die Fachausstellung „Alles<br />
Logistik“, die eine Bandbreite an innovativen Branchenlösungen zeigt.<br />
Schwerpunkte heuer: Autonomes Fahren sowie Elektromobilität Güterverkehr.<br />
Als Highlight wird am ersten Abend einem Vorzeigeunternehmen der<br />
international renommierte Nachhaltigkeitspreis Logistik <strong>2017</strong> verliehen – ein<br />
Gemeinschaftsprojekt von BVL Österreich und Deutschland. www.bvl.at<br />
Österreichischer Logistik-Tag <strong>2017</strong><br />
Das Design Center Linz ist am 21. Juni <strong>2017</strong> Austragungsort vom 24.<br />
Österreichischen Logistik-Tag. Bereits am Vortag wird nach dem innovativen<br />
Logistik-Future-Lab bei der Abendgala im RaiffeisenForum<br />
der Raiffeisenlandesbank OÖ der Österreichische Logistik-Preis <strong>2017</strong>.<br />
Die Jahreshauptveranstaltung des VNL Verein Netzwerk Logistik lockt rund 900<br />
Supply Chain- und Logistikexperten aus Industrie, Handel, Dienstleistung und<br />
Technologie nach Linz, wo 40 Referenten in Vorträgen und Parallelsequenzen<br />
spannende Inhalte darbieten. Schwerpunkte in diesem Jahr: Digitalisierung<br />
der Wertschöpfungskette, Digitaler Handel, Smarte Produktion und Logistik,<br />
Transparenz in der Logistikkette, Service-Excellence, Omni-Channel-Logistik<br />
und die „agile Supply Chain“.<br />
Als einer der Keynote-Speaker wird Gisbert Rühl, Vorstandsvorsitzender der<br />
Klöckner & Co SE, über die aktive Gestaltung der Disruption des Stahlhandels<br />
referieren. Zwischendurch bietet sich ein Besuch der Fachausstellung an, wo<br />
50 innovative Unternehmen ihre Lösungen präsentieren.<br />
LogiMAT, Messe Stuttgart<br />
14.03. bis 16.03.<strong>2017</strong><br />
Wir freuen uns auf Ihren Besuch<br />
in Halle 3, Stand 3C21<br />
Mehr Highlights unter:<br />
www.bito.at<br />
Wer wird <strong>2017</strong> Preisträger? Der Österreichische Logistik-Preis zeichnet jährlich<br />
Unternehmen aus Industrie und Handel für herausragende Innovationen im<br />
gesamtlogistischen Prozess zur Erreichung der Unternehmensziele aus. Unternehmen,<br />
die ganzheitliche Logistik-Lösungen bzw. innovative Umsetzungen<br />
im SCM umgesetzt haben, können Bewerbungsunterlagen bis Freitag, 20.<br />
März <strong>2017</strong> beim VNL Verein Netzwerk Logistik einreichen. www.vnl.at
LE-1-<strong>2017</strong> | S24 | INTRA<strong>LOGISTIK</strong> + INDUSTRIE 4.0<br />
Der Weg zur High-Tech-Branche<br />
Im Spiegel von Wissenschaft, Verbänden und Ausstellern zeigen 15 Jahre<br />
LogiMAT die dynamische Entwicklung der Intralogistik als lebendige Geschichte.<br />
Das Rahmenprogramm ist so umfangreich wie nie zuvor. BEITRAG: PI/EDAKTION<br />
LOGIMAT - 14. -16. MÄRZ <strong>2017</strong> -<br />
NEUE MESSE STUTTGART<br />
Peter Kazander, Geschäftsführer der EURO-<br />
EXPO Messe- und Kongress-GmbH, München,<br />
rückblickend. „Mit diesem Konzept haben wir<br />
etwas gänzlich Neues geschaffen, das wesentlich<br />
zum Erfolg der LogiMAT beigetragen hat.“<br />
Ebenso wie die Kerntechnologien der Intralogistik<br />
sich gewandelt hätten und die Wissensvermittlung<br />
immer wichtiger geworden sei,<br />
habe die Messeleitung für diesen bewährten<br />
Faktor der LogiMAT in jedem Jahr mehr ausgewiesene<br />
Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft<br />
und Verbänden als Referenten gewinnen<br />
können. „Mit diesem positiven Echo schaffen<br />
wir es immer wieder, bei jeder LogiMAT mit<br />
dem Rahmenprogramm ein umfassendes,<br />
branchenübergreifendes Themenspektrum<br />
abzudecken – und dank der hochkarätigen<br />
Referenten den Fachbesuchern einen einzigartigen<br />
Mehrwert zu bieten“, so Kazander.<br />
„Und das ohne Zusatzkosten im Rahmen des<br />
Messeeintritts.“<br />
PETER KAZANDER<br />
Oft kopiert, nie erreicht: Das<br />
hochkarätig besetzte Rahmenprogramm<br />
zählt seit der ersten<br />
LogiMAT 2003 zu den zentralen<br />
Erfolgsfaktoren der Internationalen Fachmesse<br />
für Distribution, Material- und Informationsfluss.<br />
Als erste Messe überhaupt hat die<br />
LogiMAT den Mehrwert der kompetenten Informationsvermittlung<br />
auf Kongressniveau als<br />
Standard in das Messegeschehen integriert –<br />
und damit sich nicht nur bei den vorgestellten<br />
Technologien, sondern auch hinsichtlich der<br />
Konzeption einer Messe als Wegbereiter innovativer<br />
Lösungen etabliert.<br />
„Von Beginn an haben wir mit dem unternehmensübergreifenden<br />
Rahmenprogramm die<br />
interdisziplinäre Darstellung und Diskussion aktueller<br />
Trends sowie die Vermittlung nutzwerter<br />
Praxistipps als maßgeblichen Bestandteil<br />
der LogiMAT fokussiert“, erläutert Messeleiter<br />
Maßgeblich dafür ist die konsequente Ausrichtung<br />
der Messe als Branchenbarometer<br />
und Schaufenster zukunftsfähiger Lösungen<br />
– etwa der Shuttle-Technologie, platzsparendes<br />
Lager, schneller Zugriff. Seit 2003 prägen<br />
Shuttle-Lösungen zunächst die Behälterlagerung<br />
im AKL, dann die Palettenlagerung im<br />
HRL und inzwischen über die Regalanlage hinaus<br />
in FTS-Anwendungen – künftig mit Roboterarm<br />
und dem Griff in die Kiste. „Die wichtigsten<br />
Trends in den letzten Jahren waren der<br />
Siegeszug der Shuttle-Systeme sowie die Entwicklungen<br />
in der IT, Bildverarbeitung, Kommunikation,<br />
der modernen Energiespeicher<br />
und nicht zuletzt der zunehmende Einsatz von<br />
Robotik“, sagt Peter Bimmermann, Business<br />
Development Manager bei der Vanderlande<br />
Industries GmbH. „Sie ermöglichen viele der<br />
heute zum ‚Standard‘ gehörenden, flexiblen<br />
Intralogistiklösungen.“<br />
Entwicklungen, die Schritt für Schritt auf der<br />
LogiMAT zu verfolgen waren. Wer die Logi-<br />
MAT besuchte, wusste bereits 2006, wie der
E-Commerce die Logistik beeinflussen<br />
wird und welche Lösungen zur Bewältigung<br />
der Herausforderung erforderlich<br />
sind. 2007 wurden Webservices der IT,<br />
sogenannte Cloud-Lösungen, vorgestellt,<br />
die damals noch als Software-asa-Service<br />
(SaaS) bezeichnet wurden.<br />
Im März 2009 stand unter anderem bereits<br />
die Wandlung von der prozess- zur<br />
service-orientierten Software-Architektur<br />
im Fokus, die heute moderne Software-Lösungen<br />
prägt und die Basis für<br />
die Digitalisierung sowie die Realisierung<br />
der Zukunftsprojekte Industrie 4.0<br />
und Internet der Dinge bildet. Entsprechend<br />
standen Themen wie die Einbindung<br />
von FTS, Schwarm-Technologie<br />
und eine durchgehende Vernetzung<br />
als Vorteile für die Intralogistik bereits<br />
2009 im Mittelpunkt der LogiMAT.<br />
und einmal mehr werden wir <strong>2017</strong> in<br />
Stuttgart intralogistische Weltneuheiten<br />
sehen, die unsere Zukunft verändern.“<br />
„Vor dem Hintergrund der technologischen<br />
Entwicklungen können wir stolz<br />
darauf verweisen, der Intralogistik mit<br />
der LogiMAT weite Passagen ihres Weges<br />
zu einer führenden High-Tech-Branche<br />
geebnet zu haben“, resümiert Messeleiter<br />
Kazander. „Bei alledem haben<br />
wir nie den Menschen aus den Augen<br />
verloren. Was bei den vorgestellten Lösungen<br />
auf eine optimierte Schnittstelle<br />
Mensch/Maschine zielt, umfasst seitens<br />
der Messeleitung das Team, das Messegelände<br />
und das Messekonzept. Die<br />
LogiMAT bleibt für die Fachbesucher<br />
der kompakte Branchenüberblick mit<br />
Informationsmehrwert, für die Aussteller<br />
die konzentrierte Leistungsschau und<br />
Arbeitsmesse mit Wohlfühl-Charakter.“<br />
Logimat <strong>2017</strong><br />
14.-16. März <strong>2017</strong><br />
Neue Messe Stuttgart<br />
Halle 3 | Stand 3B03<br />
Zum Ende der ersten Dekade dieses<br />
Jahrhunderts zeigte die LogiMAT überdies<br />
Wege für eine energiesparende<br />
Intralogistik, für Nachhaltigkeit im Hallenbau<br />
sowie beim Betrieb von Anlagen-<br />
und Flurförderzeugen auf, was<br />
seither unter „Green Logistics“ geführt<br />
wird. „Durch die Logistik- und E-Commerce-Brille<br />
betrachtet, ist Green Logistics<br />
nach wie vor ein großes und wichtiges<br />
Thema“, urteilt Mathias Thomas,<br />
Inhaber von Dr. Thomas + Partner. „Ein<br />
zentrales Thema für die Logistik wird<br />
jetzt und in Zukunft die berühmte letzte<br />
Meile bei der Auslieferung an den<br />
Konsumenten. Oder kurz gesagt: die<br />
urbane Logistik.“ Lösungsansätze dafür,<br />
etwa Einsatzmodelle für Lastenräder in<br />
der City-Logistik, die heute Realität und<br />
aktueller sind als je zuvor sind, wurden<br />
und werden – wohl gemerkt: bereits<br />
2003 – auf der LogiMAT angestoßen<br />
und ausgestellt.<br />
„Wesentlich war und ist das Internet der<br />
Dinge – angefangen von den ersten<br />
RFID-Projekten bis hin zu der weltumspannenden<br />
Entwicklung, die heute<br />
immer größere Bereiche der Logistik<br />
durchdringt“, fasst ten Hompel zusammen.<br />
„Wir arbeiten an Schwärmen autonomer<br />
Fahrzeuge, Gestenerkennung,<br />
digitalen Brillen, intelligenten Regalen<br />
making complexity simple<br />
Forschung und Entwicklung haben bei KNAPP traditionell einen hohen<br />
Stellenwert. In der mehr als 60-jährigen Unternehmensgeschichte<br />
konnte KNAPP die Intralogistik immer wieder nachhaltig prägen.<br />
Unter den bahnbrechenden Innovationen finden sich beispielsweise<br />
der Kommissionierautomat SDA und das OSR Shuttle-System.<br />
Mit den neuesten Entwicklungen rund um die KiSoft Vision-Technologie<br />
sowie mit dem autonomen Open Shuttle, dem KNAPP-Store und<br />
dem Kommissionierroboter Pick-it-Easy Robot greift KNAPP aktuelle<br />
Trends, wie die Null-Fehler-Strategie oder same-and-next-day-delivery,<br />
auf und präsentiert seine Innovationen von 14.-16. März auf der<br />
Logimat in Stuttgart.<br />
Zero<br />
Defect<br />
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KNAPP AG<br />
8075 Hart bei Graz | Austria<br />
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LE-1-<strong>2017</strong> | S26 | INTRA<strong>LOGISTIK</strong> + INDUSTRIE 4.0<br />
Digital – Vernetzt – Innovativ:<br />
So präsentiert sich die 15. LogiMAT<br />
Es ist wieder so weit: Vom 14. bis 16. März <strong>2017</strong> nimmt die Logistikbranche erneut<br />
das komplette Gelände der Stuttgarter Messe in Beschlag. Mehr als 1.300 Aussteller<br />
aus Europa, China, Korea, Japan, Taiwan und den USA haben ihr Kommen<br />
angesagt, um die Branche über die neuesten Trends und Lösungen für die<br />
Lagerlogistik zu informieren. Stapler, Fördertechnik, Roboter, autonome Fahrzeuge<br />
oder auch Virtual-Reality-Anwendungen suchen auf der Leistungsschau nach<br />
neuen Kunden und Einsatzmöglichkeiten. BEITRAG: KARIN WALTER<br />
KARIN WALTER<br />
Mit der Smart Glass im 3-D animierten<br />
Kaufhaus stöbern und den<br />
Einkauf nur mit einem kurzen Nicken<br />
bestätigen: Das mag für<br />
den Einen oder Anderen wie Science Fiction<br />
klingen. Und doch ist diese Zukunftsvision bereits<br />
Realität. Alibaba, der Gigant des chinesischen<br />
Online-Handels, hat der Welt gerade<br />
erst vor wenigen Wochen beim traditionellen<br />
chinesischen Singles-Day demonstriert, in welche<br />
Richtung sich die smarte Welt des Einkaufens<br />
mit großen Schritten weiterentwickelt.<br />
Virtual- und Augmented-Reality heißen die<br />
Zauberworte, die die nächste Evolutionsstufe<br />
des e-Commerce vor kurzem eingeläutet haben.<br />
Doch längst nicht nur der Online-Handel<br />
interessiert sich für solche Lösungen. Die<br />
Nachfrage nach den teilweise wie Taucherbrillen<br />
aussehenden Weareables kommt aus<br />
allen Richtungen. Smart Glasses mischen seit<br />
einiger Zeit zum Beispiel den Gaming-Markt<br />
kräftig auf. Virtual-Reality-Spiele wie Pokémon<br />
Go ziehen seit Jahren Millionen Menschen<br />
weltweit in den Bann. Andere Anwendungen<br />
bieten die Möglichkeit, Städte aus<br />
der Perspektive eines Adlers anzusehen oder<br />
die Berge des Himalayas zu erklimmen.<br />
Munde sind, treffen Datenbrillen in zunehmendem<br />
Maße auch den Nerv von Industrieund<br />
Logistikunternehmen. Großkonzerne wie<br />
VW, BMW oder Thyssen Krupp versprechen<br />
sich dadurch Optimierungen in der Produktion,<br />
bei der Anlagenwartung oder der Fabrikvisualisierung.<br />
Namhafte Logistikdienstleister<br />
testen die Wearables bereits in der Lagernavigation,<br />
bei der Kommissionierung und Paketbefüllung.<br />
Und so ist zu erwarten, dass Smart<br />
Glasses in diesem Jahr auch auf der Intralogistikmesse<br />
LogiMAT eine Menge interessierte<br />
Blicke des Fachpublikums auf sich ziehen.<br />
Wearables im Gepäck<br />
Zur 15. Jubiläumsausgabe der LogiMAT werden<br />
erneut um die 45.000 Messegäste aus<br />
aller Welt auf dem Gelände der Stuttgarter<br />
Messe erwartet. Für die meisten unter ihnen<br />
hat sich die jährlich stattfindende Intralogistikschau<br />
längst zu einer Pflichtveranstaltung<br />
im Terminkalender etabliert. Denn auf keinem<br />
vergleichbaren Messeplatz bietet sich die<br />
Möglichkeit, die aktuellen Herausforderungen<br />
und Trends der Branche in ähnlich kompakter<br />
Atmosphäre zu eruieren und die spezifischen<br />
Lösungsangebote der Anbieter direkt zu vergleichen.<br />
• www.logistik-<strong>express</strong>.com/<br />
tag/news-logimat/<br />
• www.logistik-<strong>express</strong>.com/<br />
archiv<br />
Hinter Virtual-Reality verbirgt sich ein Milliardenmarkt.<br />
Laut einer Studie der Management-<br />
und Strategieberatung Deloitte<br />
werden die Anbieter der dazugehörigen<br />
Hard- und Software bis zum Jahr 2020 allein in<br />
Deutschland einen geschätzten Umsatz von<br />
einer Milliarde Euro erzielen. Das hat einen<br />
erklärbaren Grund: Denn in Zeiten, in denen<br />
Industrie 4.0 und digitale Vernetzung in aller<br />
Mehr als 1.300 Aussteller haben ihr Kommen zur<br />
diesjährigen Intralogistikmesse auf dem Stuttgarter<br />
Messegelände bereits angekündigt.<br />
Die Ausstellungsfläche ist damit wie schon im<br />
vergangenen Jahr bis auf den letzten Platz<br />
ausgefüllt - zum einen mit traditionellen Angeboten,<br />
die zum Beispiel aus den Bereichen<br />
Fördertechnik, Regalbau, Lager- und Betriebseinrichtungen<br />
kommen. Aber auch mit vielen
BLICKPUNKT LOGIMAT: B2B FIRMENSUCHE<br />
• http://b2b.logistik-<strong>express</strong>.com/blog/<br />
• http://b2b.logistik-<strong>express</strong>.com/archiv/<br />
• http://b2b.logistik-<strong>express</strong>.com/video/<br />
• http://b2b.logistik-<strong>express</strong>.com/galerie/<br />
• http://b2b.logistik-<strong>express</strong>.com/betriebe/<br />
neuen Lösungsangeboten, die sich<br />
mit Trendthemen wie Industrie 4.0, Digitalisierung<br />
und Vernetzung auseinandersetzen.<br />
Und genau in diesem<br />
stark wachsenden Anbieterumfeld<br />
werden von den Unternehmen immer<br />
stärker auch Datenbrillen und andere<br />
Virtual-Reality- und Augmented-Reality-Technologien<br />
ins Visier genommen.<br />
Insbesondere die Lagerautomatisierer<br />
und Lagersoftwareanbieter haben<br />
das mögliche Einsatzspektrum von<br />
Smart Glasses längst in intensiven internen<br />
Tests auf Herz und Nieren geprüft.<br />
Manche von ihnen halten sich derzeit<br />
vielleicht noch etwas zurück, Datenbrillen<br />
wie Google Glass oder die neue<br />
HoloLens von Microsoft in ihr serienmäßiges<br />
Angebot zu integrieren. Doch zur<br />
Messe ist zu erwarten, dass ein nicht<br />
unerheblicher Teil der Aussteller die mit<br />
künstlicher Intelligenz angereicherten<br />
Wearables aus ihren Requisitenkoffern<br />
zaubern wird.<br />
Der Systemanbieter von hochdynamischen,<br />
automatisierten und schlüsselfertigen<br />
Logistiklösungen TGW Group<br />
mischt sich genau in diese Gruppe.<br />
Das Unternehmen hat bereits angekündigt,<br />
seine Kunden in Halle 5 am Stand<br />
D55 auf den neuesten Stand in Sachen<br />
Augmented-Reality und 360-Grad-Logistiklösungen<br />
zu bringen. Anders als<br />
viele andere Aussteller, die sich darauf<br />
konzentriert haben, die Datenbrille im<br />
Bereich der Kommissionierung zur Serienreife<br />
zu bringen, setzt TGW die neue<br />
Technologie schwerpunktmäßig in der<br />
Anlagenwartung ein. Die Servicetechniker<br />
betreten damit eine neue Ära der<br />
Fernwartung. Denn durch den Einsatz<br />
von Smart Glasses wird die Möglichkeit<br />
geschaffen, sich schnell direkt mit<br />
den Back-Office-Experten der Hotline<br />
zu verbinden. Laut TGW tragen die Datenbrillen<br />
heute schon dazu bei, die für<br />
die Lagerinstandhaltungsarbeiten notwendigen<br />
Stillstandzeiten deutlich zu<br />
reduzieren. Außerdem sei es möglich,<br />
Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten<br />
vermehrt sogar im Live-Betrieb vorzunehmen.<br />
Datenbrillen-Netzwerk-Abend<br />
Auch das Heidelberger Beratungs- und<br />
Planungsunternehmen io-consultants<br />
mischt sich in die Riege der Unternehmen<br />
ein, die sich auf die Fahne geschrieben<br />
haben, Lösungsansätze aus<br />
der virtuellen Welt der Intralogistik in<br />
den Live-Betrieb zu bringen. Gemeinsam<br />
mit der Picavi GmbH, einem Anbieter<br />
schlüsselfertiger Pick-by-Vision-<br />
Lösungen mittels Datenbrille, lädt das<br />
Unternehmen gleich am ersten Messetag<br />
ab 17 Uhr in das Wyndham-Hotel<br />
direkt neben dem Messegelände zu<br />
einem „Datenbrillen-Netzwerk-Abend“<br />
ein. Hier bietet sich eine sicherlich sehr<br />
interessante Gelegenheit, um dem Er-<br />
TGW @ LOGIMAT <strong>2017</strong><br />
DISCOVERING<br />
THE FUTURE<br />
Living Logistics<br />
Erleben Sie Virtual und Augmented Reality-<br />
Anwendungen sowie Omni-Channel-Lösungen<br />
hautnah. Besuchen Sie uns auf der LogiMAT in<br />
Stuttgart und erfahren Sie, wie TGW als Systemintegrator<br />
Ihre Performance steigern und gleichzeitig<br />
Ihre Total Cost of Ownership senken kann.<br />
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LE-1-<strong>2017</strong> | S28 | INTRA<strong>LOGISTIK</strong> + INDUSTRIE 4.0<br />
TGW AUGMENTED REALITY<br />
fahrungsbericht eines Unternehmens zuzuhören<br />
oder aber mit Mitstreitern aus der Logistikbranche<br />
über Themen wie Marktreife der<br />
Technologie und deren technische Umsetzbarkeit<br />
zu diskutieren. Denn man sollte nicht<br />
vergessen, dass sich in letzter Zeit - neben aller<br />
Euphorie rund um die massive Produktivitätssteigerungen<br />
versprechende Zukunftstechnologie<br />
- durchaus auch einige kritische Stimmen<br />
gemischt haben. Diese bescheinigen<br />
den auf dem Markt befindlichen Lösungen<br />
ein noch zu arg verzerrtes Bild der Realität<br />
sowie ein für die Zwecke der Logistik zu sehr<br />
eingeschränktes Blickfeld.<br />
TORWEGGE FTS<br />
FTS meets Robotic<br />
Getreu dem diesjährigen Messemotto „Digital<br />
- Vernetzt - Innovativ“ stehen bei den Ausstellern<br />
neben Smart Glasses und Virtual-Reality-Anwendungen<br />
noch allerhand weitere<br />
Zukunftstechnologien hoch im Kurs. Viele Unternehmen<br />
präsentieren Mensch-Maschine-Interaktionslösungen<br />
mit Robotern, die<br />
sich aufgrund des rasanten technologischen<br />
Fortschritts auf diesem Gebiet immer besser<br />
in das Aufgabespektrum der Lagerlogistik<br />
einbringen. Außerdem werden auf der Leistungsschau<br />
wieder einige neu- und weiterentwickelte<br />
autonome Fahrzeuge fleißig ihre<br />
Runden drehen.<br />
BITO LEO LOCATIVE<br />
„TORsten“ zum Beispiel: eine in der Optik eher<br />
an eine Badezimmerwaage als an ein FTS erinnernde<br />
Intralogistiklösung des in Halle 8,<br />
Stand A11 ausstellenden Intralogistikanbieters<br />
Torwegge. Das Fahrzeug kann je nach Ausführung<br />
bis zu sieben Tonnen schwere Güter<br />
transportieren und es ist darauf spezialisiert,<br />
sich ohne induktive oder optische Spurführung<br />
frei im Raum zu bewegen. Das spannende<br />
an dem Fahrzeug ist, dass es in der Lage<br />
ist, sich über Roboterbefehle zu koordinieren<br />
und sich zusätzlich auch mit Menschen in<br />
der Aufgabenverteilung absprechen kann.<br />
Ob als Fließband-Ersatz oder als Routenzug-<br />
Lösung: Dem Anwender steht durch den<br />
Fahrzeugeinsatz ein durchaus bemerkenswertes<br />
Einsatzspektrum offen.<br />
KNAPP PICK-IT-EASY ROBOT<br />
Wer nach einem autonomen Transportgerät<br />
für etwas schwerere Lasten bis 20 Kilogramm<br />
sucht, dem bietet vielleicht der vor einem<br />
Jahr auf der Messe als Prototyp vorgestellte<br />
und inzwischen zur Serienreife gebrachte FTS<br />
„Leo Locative“ von Bito-Lagertechnik die
passende Lösung. Das Besondere an dem in<br />
Halle 3 am Stand C21 zu findenden Behältertransporter<br />
ist, dass er mit einem patentierten<br />
Übergabekonzept ausgestattet ist. Das FTS<br />
bewegt sich mit Hilfe von Kamerasensoren<br />
und Data-Matrix-Codes durchs Lager. Erreicht<br />
es eine Übergabestation, gibt es seinen<br />
Behälter ab und nimmt einen neuen auf<br />
– ohne, dass der Einsatz von Hilfselektrik oder<br />
aufwändiger Pneumatik erforderlich ist. Auch<br />
der „Leo Locative“ verspricht ein großes Maß<br />
an Flexibilität: Sind die kleineren Behälter quer<br />
hintereinander gestellt, kann es zwei gleichzeitig<br />
transportieren. Anwender können die<br />
Übergabestationen zudem als Kommissionierplätze<br />
verwenden.<br />
Interessante Neuigkeiten aus der Welt des Industrie<br />
4.0-Lösungsspektrums wird es auch am<br />
Stand des Logistik-Systemintegrator Dematic<br />
zu bestaunen geben. In Halle 1 am Stand H31<br />
präsentiert das Unternehmen den Prototypen<br />
der Zukunftstechnologie A.R.M.. Dahinter verbirgt<br />
sich eine Kommissionierlösung, die sich<br />
anstrengt, das Beste aus der Welt der autonomen<br />
Lagernavigation und dem Picking mittels<br />
Robotergreifarm zu verbinden.<br />
Das FTS bewegt sich dank intelligenter Navigation<br />
selbstständig im Raum. Sein Roboterarm<br />
verfügt über sechs Achsen und kann sich<br />
so frei in alle Richtungen bewegen - auch<br />
wenn sich das FTS gerade im Stillstand-Modus<br />
befindet. Am Messestand zeigt Dematic, wie<br />
die Lösung Behälter bis zu einem Gewicht von<br />
30 Kilogramm von einer Palette aufnimmt und<br />
auf andere Paletten oder ein Förderband<br />
transportiert.<br />
Rechtzeitig zur Messe macht wieder einmal<br />
auch die Innovationskraft des in Hart bei Graz<br />
angesiedelten Logistikautomatisierers KNAPP<br />
von sich hören. Der in den letzten Jahren konsequent<br />
umgesetzten Idee des „zero defect<br />
warehouse“ folgend, hat das Unternehmen<br />
mit seiner Messeneuheit Pick-it-Easy Robot<br />
nun den nächsten Meilenstein beim Sprung in<br />
das von Industrie 4.0 und Smart Logistics geprägte<br />
Zeitalter genommen. Die brandneue<br />
und auch nachträglich in die bestehende<br />
Intralogistik integrierbare Roboterlösung wird<br />
gleich am Eingang zur Halle 3, am Stand B03,<br />
den Blickfang bilden.<br />
Reichhaltiges Forenprogramm<br />
Vorträge und Diskussionsrunden, die einen<br />
Überblick über aktuelle Trends oder auch bereits<br />
bewährte Praxislösungen geben, prägen<br />
seit 15 Jahren das Gesicht der LogiMAT. Insgesamt<br />
wird es auch in diesem Jahr wieder<br />
31 Fachforen mit mehr als 100 Referentenbeiträgen<br />
geben. „Mehr geht nicht, wenn<br />
man sich über die bestimmenden Trends,<br />
die Herausforderungen und die Lösungsangebote<br />
für effiziente Intralogistik informieren<br />
und entsprechende Investitionen realisieren<br />
möchte.", stellt Messeleiter Peter Kazander<br />
gewohnt selbstbewusst in den Raum. Wer<br />
sich selbst ein Urteil dazu bilden will, sollte vom<br />
14. bis 16. März <strong>2017</strong> nach Stuttgart kommen.<br />
(WAL)<br />
Unser einziger Trend: Ihre langfristige Optimierung.<br />
Multichannel-Lösungen und höchst flexible Systeme – so erfüllt<br />
Ihre Lageranlage alle saison- und aktionsbedingten Anforderungen.<br />
Zu wissen, welcher Trend gut ankommt, ist das Eine. Eine<br />
durchstrukturierte Lagerung und Verteilung von Bekleidung zu<br />
erreichen das Andere. Dabei unterstützen wir Sie mit Intralogistik-<br />
Lösungen, die bereits bei namhaften Bekleidungsherstellern<br />
große Erfolge verzeichnen. Steht Ihnen gut, unser System.<br />
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LogiMAT: 14. - 16. März <strong>2017</strong><br />
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LE-1-<strong>2017</strong> | S30 | INTRA<strong>LOGISTIK</strong> + INDUSTRIE 4.0<br />
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Bei der Kommissionierung der Frischeartikel für 150 Filialen setzt Migros Zürich seit<br />
Jänner <strong>2017</strong> auf die vollautomatische FAST Picking-Lösung aus dem Hause KNAPP.<br />
Das entlastet Mitarbeiter und sorgt für zeitgerechte Belieferung an den Supermarkt.<br />
REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />
TRAYBELADUNG<br />
STREAMLINE<br />
OSR-SHUTTLE<br />
AUSLAGERUNG<br />
ENTSTAPELUNG<br />
STAPELUNG<br />
VERSANDPALETTE<br />
• www.logistik-<strong>express</strong>.com/<br />
tag/news-knapp/<br />
• www.logistik-<strong>express</strong>.com/<br />
archiv<br />
Bei Frischeartikeln zählt – wie der<br />
Name vermuten lässt – die Frische.<br />
Milchprodukte sind ein gutes Beispiel<br />
hierfür: sie müssen rasch und trotzdem<br />
behutsam kommissioniert werden, denn<br />
eingedellte Joghurtbecher sind am „Point of<br />
Sale“ nicht gerne gesehen. Die Genossenschaft<br />
Migros Zürich ist das größte Schweizer<br />
Detailhandelsunternehmen mit einem Verkaufsnetz<br />
von 104 Filialen, 25 Fachmärkten,<br />
47 Gastrobetrieben und 11 Migros-Partnern in<br />
der Schweiz. Zum Sortiment zählen natürlich<br />
nicht nur Joghurts, sondern unzählige Artikel.<br />
Naturgemäß ist das Frischesortiment eines Supermarktes<br />
ein besonders wichtiger Bereich.<br />
Der Standort Zürich ist für die Belieferung von<br />
rund 150 Filialen zuständig. Täglich werden<br />
hier bis zu 1.400 verschiedene Molkerei-, Convenience-<br />
und Gastroartikel sowie Backwaren<br />
angeliefert und filialgerecht zusammengestellt.<br />
Müheloses Handling und vollautomatische<br />
Bearbeitung<br />
Viele der standardisierten Migros-Gebinde<br />
und Klappboxen externer Pooldienstleister<br />
haben ein beträchtliches Gewicht, wodurch<br />
bei manueller Kommissionierung enorme physische<br />
Belastungen für die Mitarbeiter entstünden.<br />
Um diese zu umgehen und gleichzeitig
einen fehlerlosen, wirtschaftlichen<br />
Kommissionierprozess zu gewährleisten,<br />
stellte Migros Zürich auf die vollautomatische<br />
Bearbeitung der Gebinde durch<br />
KNAPP um. Nicht zum ersten Mal, wie<br />
Beat Erb, Technikleiter bei der Genossenschaft<br />
Migros Zürich, bestätigt: „Da<br />
wir gute Erfahrungen mit der bereits<br />
realisierten vollautomatischen Kommissionierlösung<br />
für das Obst- und Gemüsesortiment<br />
gemacht haben, entschieden<br />
wir uns für eine weitere Lösung von<br />
KNAPP.“<br />
eCommerce<br />
Logistik - Day<br />
FAST Picking ist ein von KNAPP entwickeltes<br />
Systemkonzept zur vollautomatischen<br />
Hochleistungskommissionierung<br />
von Standardgebinden, bestehend aus<br />
vollautomatischen Depalettier- und Palettiermaschinen<br />
und dem OSR Shuttle<br />
als Lagersystem. Bei der Depalettierung<br />
werden durch einen speziellen<br />
Split-Vorgang aus den angelieferten<br />
Originalpaletten direkt Zielgebindeeinheiten<br />
für die Filialbelieferung gebildet.<br />
Etwaige Restmengen werden depalettiert<br />
und in Tablare für die Zwischenlagerung<br />
im OSR Shuttle umgeladen.<br />
Im OSR Shuttle stehen 12 Gassen mit<br />
12.500 Stellplätzen auf 7 Ebenen für<br />
eine platzsparende Pufferung der Artikel<br />
zur Verfügung. Für den Versand erfolgt<br />
die Auslagerung der Gebinde zu<br />
den Hochleistungsstapelmaschinen in<br />
optimaler Sequenz. KiSoft Pack Master<br />
berechnet für die vollautomatisierte<br />
Palettenbildung das ideale Palettenbild.<br />
So sind die Gebinde nicht nur filialgerecht<br />
gestapelt, auch das Volumen<br />
wird optimiert. Bis zu 90.000 Gebinde<br />
pro Tag in einem Temperaturbereich<br />
von 1 bis 4°C schafft das System in der<br />
aktuellen Konstellation.<br />
Wien, 28.09.<strong>2017</strong><br />
Leere Regale im Supermarkt sind das<br />
Horrorszenario der Branche, die zeitgerechte<br />
Belieferung mit Ware ein<br />
Erfolgsfaktor. Mit der neuen Hochleistungsanlage<br />
ist Migros Zürich für die Herausforderungen<br />
der Zukunft gerüstet:<br />
„Die KNAPP-Automatisierungstechnologie<br />
stellt die kostengünstige und termingerechte<br />
Belieferung sicher“, so Erb<br />
zufrieden. (AG)<br />
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LE-1-<strong>2017</strong> | S32 | INTRA<strong>LOGISTIK</strong> + INDUSTRIE 4.0<br />
Schweizer Klimatechnikhersteller<br />
Walter Meier automatisiert mit TGW<br />
Am Autobahnknotenpunkt sollte die neue nationale Logistikdrehscheibe<br />
und gesamtschweizerische Versorgung für den Klima- und Gebäudetechnikexperten<br />
Walter Meier Klima Schweiz AG gesichert werden. Realisiert wurde<br />
die Zusammenführung unterschiedlicher Verteilzentren in Nebikon/CH mit einer<br />
Gesamtinvestition von 48 Millionen Franken mit Systemintegrator TGW.<br />
BEITRAG: PI/REDAKTION<br />
Kunden ließen eine Optimierung unserer Prozesse<br />
unumgänglich werden. Dies wurde nun<br />
mit Bravour erreicht!“ Systemintegrator TGW<br />
realisierte gemeinsam mit dem Kunden eine<br />
umfassende Intralogistiklösung, die sämtliche<br />
Prozesse optimiert und gleichzeitig auch die<br />
Tore in die Zukunft öffnet.<br />
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archiv<br />
Im Jahr 2007 wurde aus den drei Unternehmen<br />
Oertli, Vescal und Axair Kobra<br />
die Walter Meier Klima Schweiz AG. Sechs<br />
manuelle Lager und knapp 30.000 Artikelpositionen<br />
mit insgesamt zwei Millionen Teilen<br />
sollten zusammengeführt werden. Eine große<br />
Aufgabe, die durch die Neuorganisation von<br />
110.000 Kundenlieferungen und 30.000 Postpaketen<br />
noch ein Stück spannender wurde.<br />
Als die Umlagerungen und Transporte zwischen<br />
den Standorten immer komplexere<br />
Prozesse mit sich brachten sowie zu mehrfach<br />
redundanten Lagerhaltungen führten,<br />
fiel die Entscheidung: ein konsolidiertes Distributionszentrum<br />
an einem strategischen Verkehrsknotenpunkt<br />
war nötig. Gemeinsam mit<br />
dem Intralogistikexperten TGW Logistics Group<br />
konnten diese Pläne im schweizerischen Nebikon<br />
realisiert werden. Am 17. November 2016<br />
hat Walter Meier das Dienstleistungs-Center<br />
offiziell dem Betrieb übergeben<br />
Strategische Logistik für steigende Kundenansprüche<br />
Beat Kohler, Leiter des neuen Distributionszentrums,<br />
erklärt: „Unsere Kapazitätsgrenzen waren<br />
erreicht, die gestiegenen Ansprüche unserer<br />
Ein automatisches Palettenlager mit vier Gassen<br />
wurde für über 11.000 Paletten in Silo-Bauweise<br />
errichtet. Bei doppelttiefer Lagerung<br />
und jeweils sechs Tonnen Traglast pro Fach<br />
auf acht Ebenen, sind 39 Doppelspiele pro<br />
Stunde mit den TGW-Regalbediengeräten<br />
möglich. Zudem installierte TGW ein automatisches<br />
Kleinteilelager (AKL) für 33.000 Behälter<br />
mit einem ausgeklügelten Kommissionier-Konzept<br />
inklusive Wareneingangsplätzen,<br />
Umpackplatz am Paletten-Loop sowie einer<br />
Auftragszusammenführung mit Versandzone.<br />
Ein manuelles Lager mit 4.000 und ein Fachbodenlager<br />
mit 1.500 Stellplätzen runden die<br />
Intralogistikanlage ab.<br />
„Wir haben in den vier AKL-Gassen unsere<br />
Einmast-Regalbediengeräte (RBG) des Typs<br />
Mustang eingesetzt. Sie können pro Stunde bis<br />
zu 600 Kleinteilebehälter ein- und auslagern.<br />
Bei der Entwicklung unserer RBGs setzen wir<br />
auf konsequenten Leichtbau und auf Konzepte<br />
aus dem Flugzeugbau, weshalb wir auch<br />
massive Vorteile in Sachen Energieeffizienz<br />
generieren können“, freut sich Hanspeter Egli,<br />
Gesamtprojektleiter von TGW.<br />
„So konnten wir 25 Prozent des Gewichts einsparen.“<br />
Durch den eingesetzten Anti-Pendel-Antrieb<br />
bleibt der Masten auch bei einer<br />
Höhe von 12 Metern stabil – dies war auch ein
AUTOM_KLEINTEILELAGER<br />
KOMMISSIONIERHALLE / FÖRDERANLAGE<br />
KOMMISSIONIERPLATZ<br />
MANUELLES_PALETTENLAGER<br />
schlagkräftiges Argument bei der Entscheidung<br />
zwischen Shuttle oder RBG, so Matthias<br />
Ott, Projektleiter von Walter Meier.<br />
Optimierte Prozesse mit Ergonomie und<br />
„State of the art“-Technologie<br />
Auch bei der Kommissionierung wurde darauf<br />
geachtet, die besten Voraussetzungen<br />
sowohl für die Mitarbeiter als auch für das gesamte<br />
System zu erfüllen. Mit ergonomischen<br />
Maßnahmen kann eine höhere Leistung erzielt<br />
werden, zudem ist die Arbeit für die Mitarbeiter<br />
angenehmer. Die TGW PickCenter wurden<br />
neben Pick-by-Light auch mit PickTerm Tray,<br />
also Laser-Identifikation, in Überkopfhöhe ausgestattet.<br />
Zusätzlich steuern die Mitarbeiter an<br />
den Arbeitsplätzen über Touchscreen. „Durch<br />
den Einsatz dieser Technologie sollte die Pickfehler-Rate<br />
nach der Anlaufphase praktisch<br />
bei null liegen“, so die Projektbeteiligten.<br />
Sämtliche Behälter werden über die TGW<br />
KingDrive®-Fördertechnik durch das Logistikzentrum<br />
transportiert. Das System zeichnet<br />
sich vor allem durch seine Flexibilität und Skalierbarkeit<br />
bei Behältern und Kartons von bis zu<br />
50 Kilogramm aus. Das Kommunikationssystem<br />
wird über ein BUS-Netzwerk programmiert und<br />
sichert somit maximale Beweglichkeit in Hinsicht<br />
auf Fördertempo und Beschleunigung.<br />
Zusätzlich qualifiziert sich dieses System durch<br />
ein energiesparendes Nutzbremssystem und<br />
durch einen sehr ruhigen Betrieb, was die<br />
Dezibel-Werte in der Anlage deutlich senkt.<br />
Energieautarkes Logistikzentrum<br />
Auf dem Dach des Logistikzentrums entstand<br />
eine Photovoltaik-Anlage mit 4.200 Panels<br />
und einer Spitzenleistung von 1,1 Megawatt.<br />
Damit ist die Anlage energieautark und gibt<br />
sogar noch Strom ans Netz ab. Matthias Ott<br />
erklärt: „Auf die Energiebilanz zu achten war<br />
ein wichtiger Punkt bei der Planung. Deshalb<br />
wurde die Gebäudehülle nach Minergie-Standard<br />
gebaut und die Haustechnik mit modernsten<br />
Technologien ausgestattet.“<br />
Nachhaltig durch und durch präsentiert sich<br />
nun das neue Logistikzentrum von Walter Meier<br />
in Nebikon - sowohl hinsichtlich Energieeffizienz<br />
als auch der Zukunft des Klima- und Gebäudetechnikspezialisten<br />
sind die Weichen für<br />
den Erfolg gestellt. Nach Aufträgen für Coop<br />
Schafisheim, Interdiscount und Pfister freut sich<br />
Hanspeter Egli von TGW über den erfolgreichen<br />
Abschluss des Walter Meier-Logistikzentrums:<br />
„Ein besonders gelungenes Projekt, das<br />
sich durch hervorragende Zusammenarbeit<br />
beider Seiten auszeichnet. Wir freuen uns,<br />
dass wir ein besonders energieeffizientes Logistikkonzept<br />
für Walter Meier umsetzen konnten“,<br />
freut sich Egli. (RED)
LE-1-<strong>2017</strong> | S34 | FINANZMARKT <strong>LOGISTIK</strong><br />
Anlagetrend Industrie 4.0<br />
Ein deutliches Merkmal der Industrie 4.0 ist die zunehmende Automatisierung der<br />
Intralogistik. Bekannte Intralogistikanbieter wie Kion und Jungheinrich gelten als<br />
Spezialisten für die Automatisierung von Warenlagern und Distributionszentren<br />
– und zählen somit zu den Profiteuren der Entwicklung. Warum nicht am Erfolg<br />
teilhaben? REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />
Sowohl Jungheinrich als auch<br />
Kion und andere Intralogistikhersteller<br />
profitieren vom<br />
eCommerce-Boom, dem damit<br />
einhergehenden Ausbau der Logistikinfrastruktur<br />
sowie dem Übergang zu<br />
höherwertigen Systemlösungen, wie<br />
etwa vollautomatischen Hochregallagern<br />
oder effizienteren Staplern. Bonus:<br />
Vollautomatisierte Lager führen in den<br />
meisten Fällen zu langfristigen Wartungsverträgen.<br />
Jungheinrich gilt international als Spezialist<br />
für Materialfluss-, Lager- und Flurförderzeugtechnik.<br />
Seit Jahren belegen<br />
die KION Gruppe und Jungheinrich<br />
hinter dem japanischen Großkonzern<br />
Toyota die Plätze zwei und drei in der<br />
Intralogistikbranche – im Geschäftsjahr<br />
2015/16 betrug der Marktanteil von<br />
Toyota bei Flurförderzeugen rund 23 Prozent.<br />
Zu Flurförderzeugen zählen sämtliche<br />
Transportmittel für den horizontalen<br />
Transport von Gütern, die hauptsächlich<br />
innerbetrieblich zu ebener Erde<br />
eingesetzt werden, wie beispielsweise<br />
Gabelstapler, Hubwagen, Schlepper,<br />
Kommissionierer und Zugmaschinen.<br />
Europaweit gesehen liegt Jungheinlich<br />
auf Platz zwei – nicht zuletzt, weil neben<br />
Flurförderzeugen auch Regale, Lagereinrichtungen,<br />
automatische Förderzeuge<br />
und Analyse-, Optimierungs- und<br />
Schulungsservices sowie die gesamte<br />
Logistik-Software zum Angebot gehören.<br />
Der Kauf der Mias Gruppe in 2015<br />
katapultierte Jungheinrich zum führenden<br />
Anbieter von Lastaufnahmemitteln<br />
für Paletten und Regalbediengeräten<br />
(RGB). Die Prognose für RGB ist durchaus<br />
rosig, da mit ihrer Höhe von bis zu<br />
40 Metern mehr Waren als Hochregallager<br />
mit Schmalgangstaplern aufnehmen<br />
können, ist mit einer steigenden<br />
Nachfrage zu rechnen – wieder eine<br />
Folge des Onlinebooms, denn vor allem<br />
eCommerce-Unternehmen müssen<br />
immer ein breites Warensortiment<br />
vorhalten und brauchen zunehmend<br />
Lagerfläche.<br />
Erst kürzlich konnte Jungheinrich seine<br />
Kompetenz als Generalunternehmer<br />
vollautomatischer Läger unter Beweis<br />
stellen. Bei HEWI, einem Spezialisten<br />
für Muttern und Verbindungstechnik,<br />
realisierte man ein 3-gassiges Paletten-Hochregallager<br />
mit 9.888 Stellplätzen<br />
sowie vollautomatischer Produktionsver-<br />
und -entsorgung mit sechs<br />
fahrerlosen Transportfahrzeugen. Sollte<br />
das Lager eines Tages doch zu klein<br />
werden, ist jederzeit die passgenaue<br />
Erweiterung möglich – und das alles au<br />
seiner Hand.<br />
Nettogewinn von 1,66 Euro/Aktie<br />
Zwar gibt es für <strong>2017</strong> noch keine Prognose,<br />
doch sollte Jungheinrich laut<br />
Konsenserwartungen bei einem Umsatz<br />
von 3,28 Mrd. Euro und einen Nettogewinn<br />
von 1,66 Euro/Aktie erzielen. Die<br />
Erwartungen bis 2019 liegen bei 3,66<br />
Mrd. Euro und 1,92 Euro/Aktie aus – eine<br />
durchaus konservative Einschätzung,<br />
strebt Jungheinrich selbst doch einen<br />
Umsatz von 4 Mrd. Euro im Jahr 2020 an.<br />
Wie realistisch das ist, wird die Zukunft<br />
zeigen. Mitte Jänner jedenfalls schaffte<br />
Jungheinrich einen bedeutenden<br />
Chart-Breakout – die Aufwärtsbewegung<br />
Mitte Jänner machte die Aktie<br />
zur Tradeempfehlung. Auch wenn es in<br />
den letzten Wochen zu leichten Kursverlusten<br />
kam, zeigt der generelle Trend<br />
nach oben und vor dem Hintergrund<br />
der Digitalisierung sind Aktien von Intralogistikanbietern<br />
als langfristiges Investment<br />
durchaus geeignet. (AG)
Investment mit Zukunftspotential<br />
Dass der Onlinehandel boomt, ist kein Geheimnis. Das Onlinekaufhaus Amazon<br />
ist dabei einer der Spitzenreiter. Seit dem Börsengang des Seattler Unternehmens<br />
im Mai 1997 ist der Kurs um sagenhafte 53.000 Prozent explodiert. Und wie sieht<br />
die Zukunft aus? REDAKTION: ANGELIKA GABOR<br />
Wer 1997 3.000 Euro in<br />
Amazon- Aktien investiert<br />
hat, verfügt heute über<br />
1,6 Millionen Euro... Von<br />
solchen Gewinnen kann man heutzutage<br />
nur noch träumen, allerdings ist<br />
Unternehmensgründer und Visionär Jeff<br />
Bezos stets bemüht, durch allerlei innovative<br />
Ergänzungen sein Imperium weiter<br />
auszubauen. Gute Beispiele für solch<br />
lukrative Zukunftsfelder sind die Cloud<br />
oder auch die Spracherkennung. Kultpotential<br />
hat natürlich auch der Dash<br />
Button für Amazon Prime Kunden – was<br />
gibt es Praktischeres, als ein Nachbestellen<br />
per Knopfdruck direkt dort, wo<br />
man das Produkt braucht? Und WLAN<br />
hat heutzutage vermutlich wirklich fast<br />
jeder Prime-Nutzer zu Hause. Dank Bezos‘<br />
Weitsichtigkeit zählt Amazon heute<br />
mit einem Börsenwert von 385 Milliarden<br />
USD neben Apple, Microsoft und Facebook<br />
zu den wertvollsten Unternehmen<br />
der Welt. Auch er selbst nagt als viertreichster<br />
Mensch der Welt mit einem<br />
geschätzten Vermögen von 68 Milliarden<br />
USD nicht gerade am Hungertuch<br />
– wohl mit ein Grund dafür, warum er<br />
sich bei seinen Investitionsplänen nicht<br />
beirren lässt und auch vor Rückschlägen<br />
nicht zurückschreckt.<br />
Alexa kocht auch Kaffee<br />
Sprachassistenten sind groß im Kommen,<br />
und auch hier mischt Amazon<br />
erfolgreich mit. Auf der Hightech-Messe<br />
CES in Las Vegas stellte Amazon<br />
seinen Sprachassistenten „Alexa“ vor.<br />
Mit dem Hightech-Gerät lässt sich das<br />
Zuhause vernetzen, per Sprachbefehl<br />
wird die Kaffeemaschine bedient, der<br />
Dampfgarer gestartet, nebenbei Musik<br />
abgespielt, eine Einkaufsliste erstellt<br />
und ein Geschenk im Internet bestellt.<br />
Elektronikhersteller haben längst das<br />
Potential und die Marktmacht erkannt<br />
und kooperieren mit Amazon. So hat<br />
beispielsweise der koreanische Hersteller<br />
LG Electronics einen Kühlschrank auf<br />
der CES präsentiert, der Alexa bereits<br />
integriert hat. Auch der Audio-Technikanbieter<br />
Harman/Kardon, TV-Hersteller<br />
Westinghouse oder der Stuttgarter Elektronikkonzern<br />
Bosch setzen auf Alexa<br />
– das Netzwerk wächst. Dem so entstehenden<br />
Trend können sich Konsumenten<br />
nur schwer entziehen. Die Vorteile<br />
sind auch zu verlockend: im Haushalt<br />
der Zukunft wird die Spracherkennungsbox<br />
zum praktischen Hausgeist, ob Licht<br />
oder Heizung, ob Herd oder Toaster,<br />
alles lässt sich steuern. Alexa und Co<br />
können auf Zuruf Nachrichten vorlesen,<br />
das Wetter erklären und Dinge im Internet<br />
bestellen – vorzugsweise natürlich<br />
bei Amazon.<br />
Geniestreich Amazon Prime<br />
Seit 2005 bietet Amazon in den USA<br />
seine Premiummitgliedschaft an, 2007<br />
folgte Deutschland. In Österreich darf<br />
man sich erst seit 2014 an der Mitgliedschaft<br />
erfreuen, die den Nutzern kostenlosen<br />
Premiumversand für Millionen<br />
von Artikeln mit 2-Tage-Liefergarantie,<br />
unbegrenzten Zugang zu Prime Instant<br />
Video und Prime Music, ein eBook gratis<br />
pro Monat in der Kindle-Leihbücherei,<br />
unbegrenzten Cloud-Speicherplatz für<br />
Fotos mit Prime Photos und Premiumzugang<br />
zu Verkaufsaktionen auf Amazon<br />
BuyVIP bietet – das alles für 69 Euro im<br />
Jahr. Der Erfolg ist gigantisch, allein in<br />
den USA haben sich schätzungsweise<br />
50 Millionen Menschen für den Premiumdienst<br />
entschieden, in Deutschland<br />
gab es laut Statista 2016 bereits 17 Millionen<br />
Prime-Abonnenten, das entspricht<br />
rund 40 Prozent der hiesigen Nutzerschaft.<br />
Stolze 85 Prozent der e-Com-<br />
merce-Nutzer unserer Nachbarn shoppen<br />
bei Amazon – für Österreich fehlen<br />
noch entsprechende Zahlen.<br />
Kindle vs echtes Buch<br />
Als Online-Buchhändler wurde Amazon<br />
groß und auch wenn man heute von<br />
der Stecknadel bis zum Heuhaufen alles<br />
kaufen kann, sind Bücher noch immer<br />
ein wichtiger Teil am Gesamtangebot.<br />
Dank des hauseigenen digitalen Lesegeräts<br />
Kindle verkauft Amazon seine<br />
Bücher häufiger elektronisch als auf<br />
dem traditionellen Weg. Umso erstaunlicher,<br />
dass Bezos in Seattle einen stationären<br />
Buchhandel eröffnete.<br />
Geht nicht gibt’s nicht<br />
Internationale Kaufhausketten zittern<br />
vor Amazons Macht, denn dank der<br />
enormen Innovationskraft ist Amazon<br />
der Konkurrenz stets einen Schritt voraus.<br />
Kleinere Unternehmen werden<br />
bei Bedarf einfach geschluckt. Galt es<br />
noch vor geraumer Zeit als utopisch,<br />
Pakete per Drohne zustellen zu lassen,<br />
tüftelt Amazon bereits seit 2013 daran.<br />
Am 7. Dezember 2016 erfolgte schließlich<br />
in der Nähe von Cambridge die<br />
erste Paketzustellung via Amazon Prime<br />
Air, lediglich 13 Minuten nach Bestelleingang,<br />
in einem für Drohnentestflüge<br />
freigegebenen Gebiet. Es ist nur<br />
eine Frage der Zeit, bis sich der Service<br />
durchsetzt. Auch hinsichtlich der Datenwolke<br />
Cloud war Bezos zur richtigen<br />
Zeit am richtigen Ort, heute beherrscht<br />
er fast ein Drittel des Angebotes dieser<br />
massiv wachsenden, höchst profitablen<br />
Sparte. Um hier weiter die Nase vorn<br />
zu haben, investiert das Management<br />
den Cashflow in die weitere Entwicklung,<br />
etwa in die Spracherkennung und<br />
Server. Der Erfolgszug Amazon nicht so<br />
schnell bremsen lassen, (AG)
LE-1-<strong>2017</strong> | S36 | THEMA<br />
Roadmap Logistik 4.0: Wie Betriebe<br />
Lieferketten digitalisieren sollten<br />
Die Digitalisierung verändert die Welt der Logistik bereits gravierend, vor allem<br />
hinsichtlich der Schnelligkeit, Kontrollierbarkeit und Flexibilität ihrer Prozesse. Bei<br />
drei Megatrends sollten sich Unternehmen mit angepassten Vorgehensweisen<br />
und Instrumenten auf die Veränderungen einstellen. BEITRAG: WOLFGANG KEPLINGER<br />
Der Trucker-Spruch „Solange<br />
man keine Äpfel per E-Mail<br />
verschicken kann, müssen<br />
wir uns die Straße teilen!“<br />
brachte bis vor wenigen Jahre noch die<br />
Haltung vieler Logistik-Profis gegenüber<br />
neuen, internetbasierten Technologien<br />
auf den Punkt. Doch diese „Weisheit“<br />
verliert an Gültigkeit. Natürlich werden<br />
der Fluss von Informationen sowie realer<br />
Güter weiterhin im Mittelpunkt der<br />
Logistik stehen. Doch die folgenden<br />
Triebkräfte sorgen für eine rasche Transformation<br />
zur „Logistik 4.0“:<br />
• Neue ökonomische Spielregeln durch<br />
die Globalisierung, vor allem durch<br />
neue Märkte sowie Geschäftsmodelle.<br />
• Neue technologische Chancen, die<br />
etwa durch immer günstigere Sensoren,<br />
Cyber-Physische Systeme, Augmented<br />
Reality oder Smart Products entstehen.<br />
• Ein deutlich geändertes Kundenverhalten,<br />
geprägt von der Digitalisierung<br />
aller Lebensbereiche sowie von<br />
dem Wunsch nach individualisierten,<br />
kurzfristig verfügbaren Produkten.<br />
Gleichzeitig beeinflussen ökologische,<br />
demografische und regulatorische<br />
Randbedingungen die Entwicklung<br />
dieser Veränderungstreiber. Logistik-Entscheider<br />
sollten diesen Wandel<br />
aktiv gestalten. Welche Kenntnisse und<br />
Fähigkeiten dazu notwendig sind, lässt<br />
sich anhand von drei Megatrends für<br />
die Logistik 4.0 veranschaulichen:<br />
1<br />
Immer „on“ – das neue digitale<br />
Konsumverhalten<br />
Eine neue Generation von Digital<br />
Natives und Smarter (Grey) Usern agiert<br />
zum Teil kontinuierlich im Internet, zuweilen<br />
sogar gleichzeitig auf mehreren<br />
Kanälen. Diese Generation empfindet<br />
den permanenten Umgang mit Smart<br />
Devices als selbstverständlich. Vor allem<br />
die damit verbundenen Möglichkeiten<br />
der kontinuierlichen Lokalisierung, der<br />
kurzfristigen Bedarfsgenerierung und<br />
der Zieladressenänderung während<br />
des Sendungsverlaufs werden zunehmend<br />
in Anspruch genommen. Damit<br />
geht ein Bedürfnis nach immer mehr<br />
Produkt- und Service-Individualisierung<br />
einher, während zugleich der Besitz von<br />
Dingen an sich an Bedeutung verliert.<br />
Stattdessen gewinnen Shareconomy-Modelle<br />
an Bedeutung, bei<br />
denen der Kunde Konsumgüter oder<br />
Leistungen nur nutzt und bezahlt, wenn<br />
er sie benötigt. Diese Ideen der Shareconomy<br />
haben sich bereits auf die<br />
Logistik übertragen. In Schweden gibt<br />
es mit My Ways von DHL eine App, die<br />
es Berufstätigen erlaubt, abends auf<br />
dem Rückweg vom Stadtzentrum in<br />
die Vorstadt ein Päckchen für Nachbarn<br />
mitzunehmen. Oder der Service<br />
von Mitpackgelegenheit.de, das einen<br />
"social transport" ermöglicht, bei dem<br />
jeder User zum Transporteur von Waren<br />
werden kann. Der Auftraggeber bekommt<br />
einen günstigen Transport, der<br />
Transporteur kann seine Fahrtkosten reduzieren.<br />
2<br />
Logistische Superlative keine Ausnahme,<br />
sondern Norm<br />
Dieses Konsumverhalten hat bereits<br />
neue oder veränderte Dienstleister<br />
hervorgebracht: DHL meisterte die<br />
Wende vom Staatsbetrieb zum wettbe-<br />
werbsfähigen Technologieführer, Amazon<br />
rückt(e) den Kunden in den Mittelpunkt<br />
aller Überlegungen und schuf auf<br />
dieser Basis einen neuen Logistikstandard.<br />
Und Zalando beweist sich nicht<br />
nur als pfiffiger Schuhprovider, sondern<br />
auch als Weltmeister der Reversed<br />
Logistics. Was allen drei Beispielen<br />
gemeinsam ist: sie haben alte Geschäftsmodelle<br />
(wie traditionelle Versandhäuser)<br />
als Platzhirsche verdrängt.<br />
Das, was man vor ein paar Jahren noch<br />
als „logistischen Superlativ“ bezeichnet<br />
hätte, ist offenbar mittlerweile zur logistischen<br />
Normalität geworden. In der<br />
Normalität der Logistik 4.0 werden Logistiklieferungen<br />
und Logistikservices also:<br />
• immer kurzfristiger eingesteuert, was<br />
zu einer steigenden Volatilität der Bedarfe<br />
führt;<br />
• immer rascher und schneller geliefert<br />
– nach ersten Tests für Zwei-Stunden-Lieferungen<br />
rückt bereits die halbstündige<br />
Lieferung mit der Drohne als nächstes<br />
Ziel in den Bereich des Machbaren;<br />
• immer transparenter, da Echtzeit-Tracking<br />
und Tracing Standard ist;<br />
• immer günstiger, bequemer, spontaner<br />
und fehlerfreier – wodurch allerdings<br />
auch Fehlertoleranz und Loyalität<br />
der Kunden stetig abnehmen.<br />
Vor allem zeichnen sich die heutigen<br />
„Pioniere der Logistik 4.0“, also führende<br />
Logistik-Unternehmen und Logistik-Dienstleister,<br />
durch eine neue<br />
Kunden- und Wertorientierung in ihrer<br />
Lieferkette aus. Sie rücken nicht nur den<br />
Kunden und die für den Kunden geschaffene<br />
Wertschöpfung in den Mittelpunkt<br />
aller Betrachtungen; sie ersetzen
drüber hinaus die funktionalen Silos aus<br />
Vertrieb, Entwicklung und Operations<br />
durch ein end-to-end-integriertes Management<br />
von Bedarf, Nachschub und<br />
Produktion. Diese Vorreiter haben vor<br />
allem ein neues Verständnis von Logistik<br />
entwickelt, das auf einer bimodalen Lieferketten-Strategie<br />
beruht: Bislang konzentrierte<br />
sich die Logistik darauf, den<br />
Service zu verbessern und die Kosten zu<br />
senken. Doch die neuen Top-Performer<br />
sind nicht nur für ihre operative Exzellenz<br />
bekannt, sondern auch für ihre Exzellenz<br />
bei Innovationen. Damit schaffen sie<br />
es u. a. innerhalb kürzester Zeit neue<br />
Lieferanten aufzubauen, mit diesen zu<br />
neuen Innovationen gelangen (Co-Innovation)<br />
oder gemeinsam mit dem<br />
Entwicklungsbereich neue Produktgenerationen<br />
zu entwerfen und auch<br />
top-lieferfähig zu machen. In Summe also<br />
eine bimodale Lieferkettenstrategie<br />
mit Integration der Unternehmens-Topund<br />
Bottom-Line.<br />
3<br />
Neue Logistik-Geschäftsmodelle<br />
dank kollaborativer Lieferketten<br />
Etablierte Logistik-Dienstleister<br />
oder produzierende Unternehmen werden<br />
in der Logistik 4.0 Läger, Distributionszentren,<br />
City-Hubs, Transporte aber<br />
auch die Reversed-Logistics-Chains<br />
kollaborativ nutzen. Dabei entstehen<br />
nicht nur lokal, sondern auch global<br />
logistische Supernetzwerke, um schnellere<br />
und effizientere Lieferungen zu ermöglichen.<br />
Immer mehr spezialisierte<br />
und dedizierte Logistikdienstleister und<br />
Start-ups werden in diese Supernetzwerke<br />
integriert. Zudem entstehen dank IoT<br />
und Cloud-Computing nicht-materielle,<br />
also webbasierte Logistics-as-a-Service,<br />
Logistics on demand und Logistics Marketplaces.<br />
Mit den folgenden Trendentwicklungen<br />
sollten sich Unternehmen auseinandersetzen,<br />
wenn sie von den Vorteilen<br />
dieser Netzwerke profitieren möchten:<br />
On-demand delivery - also die Zustellung<br />
exakt bei Kundenbedarf, unabhängig<br />
von Dienstzeiten der etablierten<br />
Logistik-Unternehmen und von der Kurzfristigkeit<br />
des Bedarfs. Damit werden<br />
neue Wettbewerbsmodelle für die erste<br />
und letzte Meile geschaffen. Beispiele<br />
sind My Ways, MyTaxi oder UberRush.<br />
Multi-Kanal-Modelle als neue Voraussetzungen<br />
für ein effizientes Logistikmanagement.<br />
Immer mehr Unternehmen<br />
bedienen gleichzeitig mehrere<br />
Vertriebskanäle. Die „Logistik 4.0“ muss<br />
dabei also alle Kanäle nach deren spezifischen<br />
Anforderungen bedienen und<br />
soll dabei gleichzeitig effizient sein. Dies<br />
funktioniert nur mit Hilfe von neu entwickelten<br />
Standard-Prozessen, die modulartig<br />
je nach Bedarf und Vertriebskanal<br />
zum Einsatz kommen.<br />
E-Commerce und B2C-Marktauftritte<br />
sind auf dem Vormarsch. Damit wachsen<br />
die Logistik-Volumina, die Aufträge<br />
selber werden aber kleinteiliger und<br />
insgesamt muss die Logistik 4.0 mehr<br />
Rückläufer und Beschädigungen in der<br />
Lieferkette abwickeln können. Gleichzeitig<br />
ermöglicht aber e-Commerce /<br />
B2C auch kleinen Unternehmen / Händlern<br />
einen weltweiten Kundenzugang.<br />
Gemeinsam mit den genannten Supernetzwerken<br />
ergibt das einen direkten<br />
Kundenzugang ohne traditionelle<br />
Gatekeeper (Landes-Importeur, Großhändler),<br />
aber dafür eventuell durch<br />
neue Gatekeeper (Logistik-Dienstleister,<br />
Logistik-Plattformen).<br />
Low cost-sensors, IoT sowie das<br />
Cloud-Computing erhöhen die zugängliche<br />
Datenmenge für alle Logistik-Unternehmen<br />
drastisch. Damit lassen sich<br />
in Echtzeit einzelne Gegenstände lokalisieren<br />
oder das tatsächliche Kundenverhalten<br />
digital abbilden. Wenn auf<br />
immer umfassenderen Datenmengen<br />
mit immer umfassenderen und selbstlernenden<br />
Advanced Analytics der<br />
Weg von Big Data zu Smart Data gefunden<br />
ist, dann wird es in der Logistik<br />
4.0 gelingen, Endkundenbedarf präzise<br />
vorherzusagen noch bevor diese beim<br />
Endkunden selber entstanden sind.<br />
4<br />
Erfolgsfaktor Qualifizierung<br />
Die beschriebenen Entwicklungen<br />
lassen sich allerdings nur realisieren,<br />
wenn die Logistik-Mitarbeiter<br />
– vom Disponenten bis zur Führungskraft<br />
– über die notwendigen Logistik 4.0-/<br />
IoT-Fähigkeiten und Kenntnisse verfügen.<br />
Dazu gilt es insbesondere, Wachstumschancen<br />
sowie das Potenzial neuer<br />
Technologien zu erkennen und zu<br />
bewerten, um passende Logistik-Strategien<br />
zu realisieren. Dabei sollten Unternehmen<br />
Kooperationen entlang von<br />
Lieferketten pragmatisch umsetzen, die<br />
interne Zusammenarbeit von Entwicklung,<br />
Vertrieb, Marketing, HR und IT verbessern<br />
und Führungsfähigkeiten unter<br />
Beweis stellen.<br />
Natürlich ist es nicht einfach Mitarbeiter<br />
zu finden, die all diese Fähigkeiten<br />
besitzen. Deshalb wird sich der Wettbewerb<br />
zwischen den Unternehmen<br />
und den Logistikbereichen um die Mitarbeiter<br />
und Logistik-Talente sicherlich<br />
verschärfen. In Summe kommt es aber<br />
auch hier darauf an, Technologien, Kollaborationsnetzwerke<br />
und das bereits<br />
im Unternehmen vorhandene Wissen so<br />
geschickt zusammenzuführen, das daraus<br />
diejenigen Mehrwerte entstehen,<br />
die Logistik 4.0 ermöglichen.<br />
(RED)
LE-1-<strong>2017</strong> | S38 | TRANSPORT + <strong>LOGISTIK</strong> 4.0<br />
Logistik ist bei Metro hausgemacht<br />
Die Steuerung der Logistik ist beim Großhändler Metro Cash & Carry in Österreich<br />
eine Management-Funktion, die man nicht außer Haus gibt. Frei-Haus-Zustellungen<br />
zu den Kunden nehmen zu. BEITRAG: REDAKTION<br />
Der Großhändler Metro Cash &<br />
Carry ist in Österreich seit 45 Jahren<br />
auf dem Markt und macht<br />
derzeit einen Wandel durch: Das<br />
ursprüngliche Geschäftsmodell - nämlich<br />
Waren einkaufen, bezahlen und mitnehmen<br />
- gibt es zwar noch, doch der Anteil der<br />
Logistik zu den Kunden, sprich Frei-Haus-Zustellung<br />
zu Kaffeehäusern, Gasthäusern, Restaurants<br />
oder Gastro-Einrichtungen unterschiedlicher<br />
Art steigt kontinuierlich. „Unsere<br />
DNA ist heute nicht mehr nur der Verkauf in<br />
den Märkten, sondern auch die Distribution<br />
zu unseren Kunden“, betont Klaus Koller,<br />
der bei Metro verantwortliche Leiter Supply<br />
Chain Management. Die Zustellung ist<br />
gleichzeitig auch das Vehikel in Richtung Digitalisierung,<br />
die vom Handel nicht weniger<br />
forciert wird wie von der Industrie. Metro will<br />
sich künftig stärker in der Warenbewirtschaftung<br />
seiner Kunden engagieren und die<br />
Digitalisierung voranbringen. „Dabei erwarten<br />
wir, dass auch unsere Logistikdienstleister mitmachen“,<br />
lautet die klare Aussage von Koller.<br />
Driver-App für Hauszustellung<br />
Die Planung der Zustelltouren und die Auftragsabwicklung<br />
sowie die Kommissionierung der<br />
Kunden-Bestellungen werden von Metro im eigenen<br />
Haus mit eigenem Personal gemacht,<br />
die Zusammenstellung der Lieferpartien erfolgt<br />
in den Metro-Märkten. Der Transport bis zum<br />
Haus des Kunden erledigen externe Dienstleister.<br />
Metro hat gerade für die Fahrer im Bereich<br />
Hauszustellung eine spezielle Driver-App<br />
entwickelt, die gerade praktisch in Anwendung<br />
kommt. Über das Smartphone können<br />
die Fahrer alle für die Zustellung relevanten<br />
Informationen abrufen bzw. empfangen und<br />
so optimal die Tour abfahren. Logistik ist bei<br />
Metro eine zentrale Kernkompetenz, die man<br />
nicht aus der Hand gibt. Alle Artikel selbst in
großen Mengen vorrätig zu halten ist logistisch<br />
eine große Herausforderung und bedingt klar<br />
strukturierte Ablaufprozesse sowohl bei der<br />
Beschaffung als auch bei der Distribution zu<br />
den Kunden. Das ist ein Leistungsversprechen,<br />
dem sich der Großhändler verspflichtet fühlt.<br />
Externe Logistikpartner<br />
Metro selbst hat allerdings nur die Logistik-<br />
Steuerung in der Hand, die Tourenplanung,<br />
Auftragsmanagement etc. umfasst. Eigene<br />
Lager werden kaum vorgehalten, der physische<br />
Transport und die Lageraktivitäten werden<br />
von den externen Partnern nach den<br />
klaren Vorgaben von Metro gemanagt. Das<br />
trifft besonders auf die steigende Nachfrage<br />
seitens der Kunden nach einer Hauszustellung<br />
zu, deren Anteil bereits rund 20 Prozent<br />
des Metro-Geschäfts ausmacht. Die Kunden<br />
bestellen über verschiedene Kommunikationskanäle<br />
in einem Metro-Markt die Waren<br />
und Metro wickelt das gesamte Auftragsmanagement<br />
im eigenen Haus ab und delegiert<br />
die eigentliche Zustellung der Produkte an<br />
externe, meist regionale tätige Logistikpartner.<br />
Mit SPS plus wurde eine metroeigene<br />
Software-Lösung entwickelt, die sämtliche<br />
Schnittstellen zwischen Ordermanagement,<br />
Warehouse-Management und Transportabwicklung<br />
miteinander verbindet und eine<br />
exakte Steuerung der Hauszustellung ermöglicht.<br />
„Für uns ist die Hauszustellung kein normaler<br />
Transport.“, erklärt Koller.<br />
Die Fahrer werden von Metro auf besondere<br />
Sensibilität gegenüber den Kunden geschult,<br />
sie machen Inkasso vor Ort und repräsentieren<br />
das schon genannte Leistungsversprechen<br />
gegenüber dem Kunden. Bis zu 48.000 verschiedene<br />
Warenartikel bietet Metro in Österreich<br />
in seinen 12 Märkten an. Die Kunden sind<br />
keine Endverbraucher, sondern haben selbst<br />
Kunden, sprich sind beispielsweise Gastronomieeinrichtungen.<br />
oder ab Werk. Mit Modellrechnungen werden<br />
die Beschaffungsprozesse evaluiert, Metro definiert<br />
die logistischen Qualitätsstandards, die<br />
für alle Akteure entlang der Transportkette<br />
einschließlich Plattform-Management gelten.<br />
Standardisierte Prozesse spielen dabei eine<br />
zentrale Rolle, weil Metro-Kunden eine hohe<br />
Erwartungshaltung haben. Sowohl was die<br />
Verfügbarkeit der Waren in den Märkten betrifft<br />
als auch die Logistik von den Märkten bis<br />
zum Restaurant, Imbissstube oder Kaffeehaus<br />
betreffend. Die Qualität der externen Logistikdienstleister<br />
wird jedes Monat nach einem Bonus-Malus-System<br />
analysiert und ausgewertet.<br />
(RED)<br />
informiert<br />
Newsportal<br />
B2B Firmensuche<br />
<strong>Fachzeitschrift</strong><br />
Qualitätsstandards entlang der Transportkette<br />
Die Logistik auf der Beschaffungsseite erfolgt<br />
von den Lieferanten entweder direkt zu den<br />
Märkten oder alternativ über fünf Plattformen,<br />
von denen sich vier in Österreich befinden<br />
und eine in Prag, wo Frischfisch umgeschlagen<br />
und zu den Märkten nach Österreich<br />
distribuiert wird. Eingekauft wird bei den Lieferanten<br />
entweder frei Haus Markt, frei Plattform<br />
www.logistik-<strong>express</strong>.com
LE-1-<strong>2017</strong> | S40 | TRANSPORT + <strong>LOGISTIK</strong> 4.0<br />
Offene Schnittstellen schaffen optimierte<br />
Prozesse in Transportlogistik<br />
Die Transport- und Logistikbranche steht unter einem großen Wettbewerbsdruck.<br />
Ob Routenplanung, Auftragsmanagement oder Lohnabrechnung – entscheidend,<br />
um termingerecht zu liefern und einen erstklassigen Service bieten zu<br />
können, sind effiziente Prozesse. BEITRAG: PI/REDAKTION<br />
einen wichtigen Beitrag leisten. Ein Beispiel ist<br />
das innovative Tourenplanungssystem TransIT<br />
der GTS Systems and Consulting GmbH.<br />
Durch die Zusammenführung der Tourenplanungs-<br />
und Fahrzeugdaten können Logistikanbieter<br />
ihre Touren flexibel auf der Basis<br />
von Echtzeit-Daten planen, ihre Fahrzeuge<br />
effizient disponieren und so ihre Kosten reduzieren.<br />
Das gilt auch für das Transport-Management-System<br />
Opheo. Die intelligente<br />
Software der Hamburger initions AG bietet<br />
Tourenplanung, Disposition, Steuerung und<br />
Telematik aus einer Hand.<br />
• www.logistik-<strong>express</strong>.com/<br />
tag/news-tomtom/<br />
• www.logistik-<strong>express</strong>.com/<br />
archiv<br />
Die Transport- und Logistikbranche<br />
steht unter einem großen Wettbewerbsdruck.<br />
Ob Routenplanung,<br />
Auftragsmanagement oder Lohnabrechnung<br />
– entscheidend, um termingerecht<br />
zu liefern und einen erstklassigen Service<br />
bieten zu können, sind effiziente Prozesse.<br />
Speditionen können ihre Abläufe mit Hilfe<br />
moderner Telematik-Lösungen mit offenen<br />
Schnittstellen optimieren.<br />
In die Flottenmanagement-Lösung WEBFLEET<br />
von TomTom Telematics beispielsweise lässt<br />
sich eine Vielzahl von Hardware-Komponenten<br />
und Unternehmensanwendungen integrieren,<br />
wie Wolfgang Schmid, Sales Director<br />
DACH bei TomTom Telematics dem <strong>LOGISTIK</strong><br />
<strong>express</strong> verriet.<br />
Intelligente Tourenplanung<br />
Die effiziente Disposition von Fahrzeugen und<br />
Planung von Touren ist für die Speditionsbranche<br />
unverzichtbar. Auch hier kann Telematik<br />
Durch die Vernetzung mit WEBFLEET lassen<br />
sich die Navigations- und Fahrzeugdaten für<br />
eine intelligente Tourenplanung nutzen. Das<br />
ermöglicht es unter anderem, den weiteren<br />
Tourenverlauf auf Basis aktueller Daten vorherzusagen.<br />
Effiziente Dispositionsprozesse<br />
Ein weiteres Beispiel, wie Logistikunternehmen<br />
ihre täglichen Dispositionsprozesse durch Anbindung<br />
an die Speditionssoftware effizienter<br />
gestalten können, ist die App 3Kflow des Anbieters<br />
3kb, mit der sich Auftragsdaten digital<br />
erfassen lassen. Damit sind auftragsrelevante<br />
Statusinformationen bereits während der Lieferfahrt<br />
zugänglich, Frachtdokumente können<br />
von unterwegs aus mit einem per Bluetooth<br />
verbundenem brother-Dokumentenscanner<br />
elektronisch an die Zentrale geschickt werden.<br />
Eine enorme Zeitersparnis für Fahrer und<br />
Verwaltung.<br />
Praktisch sind auch die Funktionen RDL (Remote<br />
Download) und TachoShare. Im WEB-<br />
FLEET Tachograph Manager werden relevante<br />
Flottendaten – etwa Fahrerkarten – und Massenspeicherdaten<br />
- automatisch einmal pro
Woche beziehungsweise einmal pro Monat<br />
heruntergeladen und bis zu zwei Jahre lang<br />
im sicheren Rechenzentrum von TomTom<br />
Telematics gespeichert. Sie lassen sich aber<br />
jederzeit abrufen, sofern der Nutzer über eine<br />
entsprechende Berechtigung verfügt. Dank<br />
der offenen Schnittstelle in WEBFLEET kann<br />
TachoShare die Flottendaten auch remote an<br />
die Archivierungssoftware TISWeb von VDO<br />
Continental übertragen. In beiden Fällen helfen<br />
die Lösungen, Speditionsunternehmen,<br />
die Bestimmungen zur Datenarchivierung einzuhalten.<br />
Ein weiterer Vorteil: Durch den Wegfall<br />
manueller Downloads und den geringeren<br />
Verwaltungsaufwand sparen die Spediteure<br />
Zeit und Geld.<br />
Pausen- und Ruhezeiten<br />
Eine ebenfalls äußerst nützliche Funktion bietet<br />
die Restlenkzeiten-App RDT (Remaining<br />
Driving Times), die den Fahrer automatisch<br />
an die nächste notwendige Pause erinnert.<br />
Denn die Bestimmungen zu den gesetzlich<br />
vorgeschriebenen Ruhezeiten sind komplex<br />
und enthalten viele Ausnahmeregelungen.<br />
Aber nicht nur für LKW-Fahrer, auch für Disponenten<br />
sind Informationen, wie lange der<br />
Fahrer noch am Steuer sitzen darf und ob sich<br />
eine Lieferung durch die nächste vorgeschriebene<br />
Pause verschiebt, eine wertvolle Hilfe<br />
bei der Planung.<br />
Lohn- und Spesenabrechnung<br />
Auch die Lohn- und Spesenabrechnung lässt<br />
sich mit Hilfe von telematikbasierten Anwendungen<br />
optimieren. Die manuelle Zeiterfassung<br />
für die Spesenberechnung und Arbeitszeiterfassung<br />
in der Nacht sowie an Sonn- und<br />
Feiertagen ist aufwendig. Der Integrationspartner<br />
von TomTom Telematics, modulon,<br />
unterstützt Transportunternehmen dabei, die<br />
Lohn- und Spesenabrechnung auf Basis der<br />
Daten aus der Flottenmanagementplattform<br />
WEBFLEET in einen automatisierten Prozess<br />
einzubinden. Das bringt einen enormen Zeitgewinn.<br />
Vernetzung mit der Fahrzeugausstattung<br />
Im Hardwarebereich kann eine Telematik-Lösung<br />
durch die Vernetzung mit der Fahrzeugausstattung<br />
Mehrwerte bringen. So zeigen<br />
die Driver Terminals der TomTom PRO<br />
827x Serie das Live-Bild von Rückfahrkamerasystemen<br />
der Firma Axion an. Der Fahrer<br />
hat dadurch einen besseren Überblick beim<br />
Rangieren. Möglich ist auch die Anbindung<br />
einer Tank-Diebstahlsicherung, etwa von ETI,<br />
an das Flottenmanagement-System. Eine<br />
solche Lösung kann Spediteure wirksam vor<br />
Kraftstoffdiebstahl schützen. (RED)<br />
Partner/Thema YouTube Link Landingpage<br />
3kb GmbH<br />
Bürosoftware und Fuhrpark vernetzen<br />
ENO telecom GmbH<br />
Fahrzeugausstattung<br />
initions AG<br />
Disposition<br />
modulon Webservice GmbH<br />
Lohn- und Spesenabrechnung<br />
https://youtu.be/n2XWcuiN-a4<br />
https://youtu.be/4CS6ZMWrvaw<br />
https://youtu.be/fqsmjFXatNM<br />
https://youtu.be/Bq_sNJyZGUk<br />
https://telematics.tomtom.com/logistik<br />
https://telematics.tomtom.com/fahrzeugausstattung<br />
https://telematics.tomtom.com/disposition<br />
https://telematics.tomtom.com/arbeitszeiten
LE-1-<strong>2017</strong> | S42 | TRANSPORT + <strong>LOGISTIK</strong> 4.0<br />
Das Industrie 4.0-Zeitalter ist auf der<br />
Schiene angekommen<br />
Maschinen- und Anlagenbauer beschäftigen sich schon seit längerer Zeit mit<br />
Predictive Maintenance - der modernen Art, Störungen schon weit vor ihrem eigentlichen<br />
Eintritt auf den Leim zu gehen. Siemens Mobility hat das Konzept nun<br />
erfolgreich für den Schienenverkehr umgesetzt. Es bietet das Potenzial, eine Art<br />
Modellcharakter für die gesamte Transportbranche einzunehmen.<br />
REDAKTION: KARIN WALTER<br />
JOHANNES EMMELHEINZ<br />
Hand aufs Herz: Wer hat sich im<br />
S-Bahn-Verspätungstrubel nicht<br />
schon einmal Gedanken darüber<br />
gemacht, ob es möglich ist, den<br />
Zugverkehr vollständig beherrschbar zu machen?<br />
Auch Siemens Mobility hat in diese<br />
Fragestellung in den letzten Jahren viel Zeit<br />
investiert. Nun hat das Unternehmen einen<br />
intelligenten Lösungsansatz vorgestellt, der<br />
sich physikalischen Zusammenhängen, komplizierten<br />
mathematischen Algorithmen und<br />
modernen Big-Data-Analysemethoden bedient.<br />
Im Lokomotiven-Werk am Münchener<br />
Standort Allach betreibt der Konzern seit gut<br />
zwei Jahren eine Art Datenlabor, mit dessen<br />
Hilfe die Mitarbeiter Fehler im Bahnbetrieb erkennen<br />
können - und zwar im Idealfall schon<br />
mehrere Wochen bevor ausfallverursachende<br />
Schäden im Getriebe, am Fahrwerk oder<br />
anderen Zugkomponenten zum Leidwesen<br />
von Reisenden und Handelsgütern zum Tragen<br />
kommen.<br />
Siemens befasst sich mit den Fragen rund um<br />
die Performance-Verbesserung des Schienenverkehrs<br />
nicht ohne Grund. In dem historischen<br />
Industriekomplex am Rande von München<br />
ist das Unternehmen nicht nur darauf<br />
spezialisiert, tonnenweise Stahl, Kabelstränge<br />
und High-Tech-Komponenten in einem großenteils<br />
noch auf Handarbeit beruhenden<br />
Prozess zu hochmodernen Lokomotiven zusammenzubauen.<br />
Siemens übernimmt dort für<br />
Bahnbetreiber sowie für deren Vermietungsund<br />
Leasinggesellschaften gleichzeitig auch<br />
die regelmäßig anfallenden Wartungs- und<br />
Instandhaltungsarbeiten. Und hier gilt die gleiche<br />
Devise, wie in jedem betriebswirtschaftlich<br />
organisierten Krankenhausbetrieb: Die<br />
gute Vorbereitung aller notwenigen Arbeitsschritte<br />
soll für exakt ineinander übergreifende<br />
Prozesse und eine möglichst kurze Verweildauer<br />
der Patienten sorgen.<br />
Ausfallzeiten drehen an der Kostenschraube<br />
Schon im Vorfeld konkret zu wissen, welche<br />
Arbeiten an einem in die Werkstatt rollenden<br />
Zug verrichtet werden müssen? Das ist jedoch<br />
längst nicht nur für Siemens als Wartungsbetrieb<br />
von hohem Interesse. Auch die Bahnbetreiber<br />
profitieren in erheblichem Maße von<br />
der auf den Fortschritten im Bereich der künstlichen<br />
Intelligenz aufbauenden Service-Methode.<br />
Denn nicht nur der Bahnbetrieb an<br />
sich verschlingt einiges Geld. Auch durch die<br />
Anschaffung der Schienenfahrzeuge entstehen<br />
Millionenkosten. Die meisten Bahngesellschaften<br />
sind im zurückliegenden Jahrzehnt<br />
deshalb dazu übergegangen, ihren Bestand<br />
an Ersatzfahrzeugen erheblich herunterzufahren.<br />
Jede Minute, die ein Zug wegen unerwarteter<br />
technischer Probleme auf offener
Strecke verbringt, wirkt in dem System<br />
wie ein zusätzlicher Kostentreiber. Besonders<br />
im Güterverkehr können durch<br />
störungsbedingte Wartezeiten gravierende<br />
Folgen entstehen. Nicht selten<br />
kommt es vor, dass aufgrund der<br />
Vorfahrtsregel für Personenzüge bereits<br />
kleinste Verzögerungen im Minutenbereich<br />
mehrtägige Standzeiten<br />
und kostenschwere Regressansprüche<br />
nach sich ziehen. Im Service-Konzept<br />
von Siemens spielt deshalb nicht nur die<br />
Planbarkeit von Werkstattaufenthalten,<br />
sondern auch die verlässliche Ausfallprognostik<br />
eine zentrale Rolle.<br />
„Unser Konzept zielt darauf ab, dem<br />
Bahnbetreiber mitzuteilen, wann genau<br />
ein bestimmtes Bauteil ausgetauscht<br />
werden muss ”, sagt Johannes Emmelheinz,<br />
der bei Siemens Mobility für das<br />
komplette Dienstleistungsspektrum rund<br />
um den Schienenverkehr verantwortlich<br />
ist. „Wir wollen, dass unsere Kunden die<br />
Wartung einplanen können, bevor ein<br />
Zug mit 2.000 Fahrgästen auf der Strecke<br />
stehen bleiben muss.“<br />
Von Schwellenwerten zu Musterdaten<br />
Zwischen 70 und 80 Prozent der im Siemens<br />
Mobility Data Services Center<br />
(MDS) Tag für Tag auflaufenden Daten<br />
geht auf die Messung bestimmter<br />
Schwellenwerte bei den Zügen zurück.<br />
Das kann die durchschnittliche Fahrgeschwindigkeit<br />
eines Zuges sein oder<br />
aber sein typisches Bremsverhalten.<br />
Auch andere Messwerte wie die Temperatur<br />
der Achslager und der Transformatoren,<br />
der Zustand von Hydraulikölen<br />
oder die Vibrationen der Drehgestelle<br />
kommen in den komplexen Rechenmodellen<br />
der von Siemens engagierten<br />
Data Scientists zum Tragen. Die von den<br />
Onboard-Units der Schienenfahrzeuge<br />
zur Verfügung gestellten Daten<br />
werden in das Münchener Datenlabor<br />
über hochgradig abgesicherte Mobilfunkverbindungen<br />
übertragen.<br />
netz im Bereich von unter einer Minute<br />
liegen, heutzutage gar nicht mehr<br />
möglich, ein funktionierendes Verkehrsangebot<br />
aufrechtzuerhalten, sagt Emmelheinz,<br />
der Siemens-Manager.<br />
Die wichtigste Aufgabe der Datenspezialisten<br />
im MDS besteht darin, aus den<br />
Diagnosedaten Muster abzulesen. Muster,<br />
mit denen sich zum Beispiel voraussagen<br />
lässt, unter welchen Umständen<br />
ein Getriebe, ein elektrischer Türantrieb<br />
oder ein Radsatz ausfallen werden<br />
und wann der Verschleiß oder spontane<br />
Fehlermeldungen ein Eingreifen<br />
erfordern. Durch maschinelles Lernen<br />
werden die Prognosesysteme ständig<br />
weiterentwickelt. Das Ergebnis ist ein<br />
System, das für eine Lokomotiv- oder<br />
Zugfamilie automatisch vorhersagt,<br />
wann eine Instandhaltung unvermeidbar<br />
ist.<br />
Die Siemens-Data Scientists orientieren<br />
sich bei ihrer Arbeit jedoch nicht nur<br />
an Standardgrößen wie der Geschwindigkeit,<br />
dem Bremsverhalten oder dem<br />
Kilometerstand. Auch externe Daten<br />
fließen in die Berechnungen ein,<br />
beispielsweise die Beschaffenheit der<br />
Schienen, die Funktionalität der Weichen,<br />
die Taktung der Züge oder auch<br />
die äußeren Witterungseinflüsse. „Für<br />
die Zukunft des Mobility-Geschäfts sind<br />
Fahrzeuge allein nicht entscheidend“,<br />
betont Gerhard Kreß, Leiter der rund<br />
20-köpfigen Mannschaft des MDS. „Es<br />
geht für unsere Kunden um die Lebensdauerkosten<br />
der Fahrzeuge und ihren effizienten<br />
Einsatz. Das gelingt nur mithilfe<br />
SIEMENS MOBILITY SETZT KONZEPT IM<br />
SCHIENENVERKEHR ERFOLGREICH UM<br />
Die blitzschnelle Übermittlung ist dabei<br />
Pflicht. Denn ohne die Echtzeit-Analyse<br />
der Betriebsdaten sei es angesichts von<br />
Taktzeiten, die im Münchener U-Bahnder<br />
gebündelten Daten der Fahrzeuge,<br />
der Infrastruktur und des Betriebs.“<br />
Terabyte an Daten<br />
Eines der wichtigsten Themen besteht<br />
für Kreß im Handling der riesigen und<br />
immer größer werdenden Datenberge.<br />
In einer Lok aus der Vectron-Baureihe<br />
von Siemens sind mehr als 260 Sensoren<br />
verbaut. Alle Züge der dreistelligen<br />
Vectron-Flotte zusammengenommen<br />
laufen in dem cloudbasierten Datenanalyse-System<br />
Monat für Monat Datenmengen<br />
von rund einem Terabyte<br />
zusammen. Nur durch eine strategische<br />
Big-Data-Allianz mit dem Datenbankenspezialisten<br />
Teradata werden die<br />
Data Scientists von Siemens Mobility unter<br />
diesen Voraussetzungen in die Lage<br />
versetzt, die für die Auswertungen und<br />
Prognose erforderlichen Daten in Echtzeit<br />
zusammenzuführen.<br />
Das Siemens Mobility Data Services<br />
Center in München-Allach hat aktuell<br />
bereits rund 500 Züge unterschiedlicher<br />
Siemens-Baureihen permanent<br />
im Blick und wirbt damit, durch die<br />
Zuhilfenahme künstlicher Intelligenz<br />
heute schon Verfügbarkeiten von 99<br />
Prozent und mehr zu gewährleisten.<br />
Ob sich mittelfristig deshalb auch eine<br />
vermehrte Nachfrage durch die Betreiber<br />
firmenfremder Fahrzeuge ergeben<br />
wird? Das wird sich angesichts des<br />
stark international geprägten Kontexts<br />
von Bahnverkehren - darüber hinaus<br />
aber auch mit den vielen noch offenen<br />
Fragen rund das Thema Datensicherheit<br />
- wohl erst noch weisen. (WAL)
LE-1-<strong>2017</strong> | S44 | TRANSPORT + <strong>LOGISTIK</strong> 4.0<br />
Rail Cargo Group setzt auf<br />
Expansion<br />
Die Rail Cargo Group will mit neuen Produkten, Investitionen und Innovationen<br />
expandieren. Das hat sich der neue RCG-Vorstandssprecher Clemens Först vorgenommen.<br />
BEITRAG: REDAKTION<br />
„Wir müssen Kundennutzen<br />
generieren<br />
und den Bedarf der<br />
Verlader erkennen“<br />
den rund 30 Mrd. Tonnenkilometern Transportleistung<br />
bekam die RCG die Konkurrenz<br />
durch den Lkw bzw. des Straßengüterverkehrs<br />
nicht zuletzt wegen des niedrigen Dieselpreises<br />
massiv zu spüren.<br />
Für den alten neuen Vorstandsboss gibt es<br />
aber keinen Grund zur Unruhe. „Wir haben<br />
2016 zwar nicht die Planvorgaben erreicht,<br />
aber trotzdem mit einem zufriedenstellenden,<br />
positiven operativen Ergebnis zweistelligen<br />
Bereich abgeschlossen“, so sein Resümee.<br />
Zufrieden deshalb, weil man im Vergleich zu<br />
anderen Bahnen in Europa gut unterwegs<br />
gewesen sei trotz schwieriger wirtschaftlicher<br />
Rahmenbedingungen.<br />
CLEMENS FÖRST<br />
Seit Anfang dieses Jahres steht auf der<br />
Kommandobrücke des ÖBB-Güterkonzerns<br />
Rail Cargo Group mit Clemens<br />
Först (40) ein neuer oberster Weichensteller<br />
in Sachen Güterverkehr. Der promovierte<br />
Chemiker und Physiker ist nach einem<br />
Ausflug als Produktionsvorstandsmitglied bei<br />
DB Cargo in Deutschland wieder zu seinen<br />
früheren Arbeitgeber ÖBB zurückgekehrt und<br />
verantwortet gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen<br />
Erik Regter (52) und Ferdinand<br />
Schmidt (65) künftig die Fahrtrichtung<br />
des ÖBB-Güterverkehrs. Wobei Schmidt nicht<br />
mehr lange an Bord bleiben wird, er legt Ende<br />
Mai dieses Jahres „auf eigenen Wunsch“<br />
sein Vorstandsmandat zurück, wie dieser Tage<br />
bekannt wurde. Zurückgekommen in die bekannte<br />
Job-Umgebung ist Först, weil man ihm<br />
ein „wertschätzendes Angebot“ gemacht<br />
habe.<br />
Blickt Först auf das vergangene Jahr der RCG<br />
zurück, so war es kein leichtes, wie er einräumt.<br />
Mit leicht über Vorjahresniveau liegen-<br />
Das wird auch von ÖBB-Holding-Chef Andreas<br />
Matthä bestätigt: Im Güterverkehr seien 2016<br />
zwar die transportierten Mengen gestiegen,<br />
aber nicht der Umsatz. Matthä: „Die Goldenen<br />
Zeiten im Güterverkehr sind vorbei. Wir<br />
stehen unter einem hohen Margendruck, dem<br />
wir mit Ausweitung unseres Geschäfts begegnen<br />
müssen". Die ÖBB bieten jedoch mit ihrem<br />
Tochterunternehmen, der ungarische Rail<br />
Cargo Hungaria ein "Drehkreuz Österreich-Ungarn"<br />
an und bauen die Transportangebote<br />
weiter aus. Zwar steht der Schienengüterverkehr<br />
in ganz Europa unter Druck, weil die<br />
Grundstoffindustrie abgebaut und Kohlekraftwerke<br />
zugesperrt werden, aber dafür steigt<br />
durch die Arbeitsteiligkeit der Wirtschaft der<br />
Containerverkehr sehr stark. Darauf bauen<br />
die ÖBB.<br />
Först wird an der RCG-Spitze keine Revolution<br />
herbeiführen, vielmehr geht es ihm um<br />
die Fortsetzung der bisherigen RCG-Strategie,<br />
nämlich den Konzern zu einem Bahnlogistikdienstleister<br />
mit europäischer Ausrichtung zu<br />
formieren. „Was bisher gemacht worden ist,<br />
ist und war richtig, jetzt geht es darum weiter
zu optimieren und neue Geschäftsmodelle<br />
mit langfristiger Perspektive Richtung 2025 zu<br />
entwickeln.“ Dabei stehen sowohl Westeuropa<br />
als auch Osteuropa im Mittelpunkt. Nicht<br />
nur Güter auf der Schiene von A nach B zu<br />
transportieren wollen die ÖBB ihren Kunden<br />
anbieten, sondern ein umfassendes Leistungsangebot,<br />
bei dem der Schienentransport ein<br />
Teil davon ist. Derzeit wird die Strategie an<br />
die bevorstehenden Herausforderungen angepasst,<br />
die da Digitalisierung, 3D-Druck, Industrie<br />
4.0 etc. heißen. „Digitalisierung ist nicht<br />
Selbstzweck, sondern wir müssen damit direkt<br />
oder indirekt einen Kundennutzen generieren“,<br />
sagt Först und setzt nach: „ Wir müssen<br />
uns fragen, ob wir neue Geschäftsmodelle<br />
entwickeln müssen, ausreichend innovativ<br />
sind und die richtigen Dienstleistungen anbieten.“<br />
Mit einem Optimierungsprogramm soll die<br />
Fahrt in die Zukunft gelingen: Bessere Produktivität<br />
und Auslastung der Ressourcen, Innovationsmanagement<br />
sind Beispiele für die Optimierung.<br />
RCG hat im eigenen Haus den Rail<br />
Cargo Operator als eigene Produktionseinheit<br />
für das Fahren von Zügen auf europäischen<br />
Korridoren. Der Shuttle-Verkehr zwischen Antwerpen<br />
und Linz ist ein Beispiel dafür. Dieser<br />
Zug ist eigenen Angaben zufolge gut ausgelastet<br />
und rollt derzeit drei Mal wöchentlich,<br />
ab März wird auf vier Abfahrten aufgestockt.<br />
Was RCG tun muss, ist auf der Kundenseite<br />
investieren und versuchen von der Straße<br />
Volumen zu gewinnen anstatt zwischen den<br />
Bahnen die Konkurrenzfront zu eröffnen, um<br />
Volumen für die Schiene zu gewinnen.<br />
In Österreich ist RCG nur einer der Player am<br />
Markt, er ist zwar der größte, doch es gibt<br />
mehr als 33 Bahngesellschaften, die in Österreich<br />
am Transportvolumen buhlen. Sie stürzen<br />
sich auf das lukrative Ganzzug-Geschäft und<br />
weniger auf Einzelwagenverkehre in die entlegenen<br />
Ecken von Österreich. Diese sind nicht<br />
nur produktionstechnisch aufwendig sondern<br />
auch sehr kostenintensiv. Dennoch: Für die<br />
Kunden der RCG hat Först die klare Botschaft<br />
parat: Die ÖBB bleiben in der Fläche präsent<br />
und werden auch einzelne Güterwagen zu<br />
ihren Kunden auf Nebenstrecken transportieren.<br />
RCG gehört zu den wenigen Bahngesellschaften<br />
in Europa, die noch einen klassischen<br />
Einzelwagenverkehr anbieten. Und das<br />
DR. CLEMENS FÖRST<br />
(40) WURDE MIT 1.<br />
JÄNNER <strong>2017</strong> VOR-<br />
STANDSSPRECHER<br />
DER RAIL CARGO<br />
GROUP. ER WIRD DAS<br />
UNTERNEHMEN MIT<br />
DEN MANAGERN ERIK<br />
REGTER UND FERDI-<br />
NAND SCHMIDT LEITEN.<br />
soll auch trotz konzerninterner Optimierungen<br />
und Rationalisierungsmaßnahmen in Zukunft<br />
so bleiben. Um Ladung von der Straße auf<br />
die Schiene zu locken reichen Ganzzüge für<br />
verlagerungswillige Verlader nicht aus. Einzelwagen,<br />
Wagengruppen, intermodale und<br />
vielfältige individualisierte Lösungen wollen<br />
die Kunden von der Bahn bekommen. Först:<br />
„Wir müssen den Bedarf der Verlader erkennen<br />
und ihnen ein Angebot machen“. Der intermodale<br />
Verkehr Schiene, Straße und Schiff<br />
gilt daher als Hoffnungsmarkt für die RCG. Rail<br />
Cargo Operator will in den kommenden Jahren<br />
kräftig expandieren, wobei ein Zuwachs im<br />
zweistelligen Prozentbereich drin sein müsste,<br />
so die Markteinschätzung. In den nächsten<br />
Monaten definiert RCG ein Zielnetz, in dem<br />
Wirtschaftszentren und Terminals aufscheinen,<br />
die RCG künftig mit Zügen miteinander verbinden<br />
will. Was den Kunden zugute kommen<br />
wird, wie Först betont. (RED)
LE-1-<strong>2017</strong> | S46 | TRANSPORT + <strong>LOGISTIK</strong> 4.0<br />
Terminal Wien Süd öffnete seine<br />
Pforten<br />
In den neuen ÖBB-Terminal im Süden Wiens kommt Leben. Beim Intermodal-<br />
Geschäft suchen Wiener Hafen und ÖBB den Schulterschluss. Kartellgericht hat<br />
noch das letzte Wort. BEITRAG: REDAKTION<br />
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archiv<br />
Wien hat einen neuen Güterterminal:<br />
Im Süden der Bundeshauptstadt<br />
ging Anfang Dezember<br />
2016 der neue Terminal<br />
Wien Süd in Betrieb, der als neue Cargo-<br />
Drehscheibe für den Großraum Wien gilt und<br />
gleichzeitig den bisherigen innerstädtischen<br />
Terminalstandort Wien Nordwestbahnhof<br />
bald gänzlich ersetzt. Die ÖBB Infrastruktur AG<br />
hat für 246 Mio. Euro in Inzersdorf das neue<br />
Güterverteilzentrum auf der grünen Wiese<br />
hochgezogen. Errichtet wurde die Anlage<br />
genauer gesagt in den Bundesländern Wien<br />
(10. und 23. Bezirk) und in Niederösterreich<br />
(Gemeinden Vösendorf und Hennersdorf). So<br />
glanzvoll die Eröffnung mit zahlreichen Gästen<br />
aus der Logistikbranche war, so rasch wurde<br />
die kritische Frage laut, wie sich ÖBB hinsichtlich<br />
Terminal und im Intermodal-Geschäft positionieren<br />
will. Befindet sich doch gleich ein<br />
paar Kilometer weiter ein weiterer Terminal,<br />
nämlich jener von Wiencont im Wiener Hafen.<br />
Dort findet ebenso wie in Inzersdorf der<br />
Intermodal-Umschlag zwischen Schiene und<br />
Straße statt.<br />
Kritiker haben Bedenken, ob für beide Standorte<br />
ausreichend Volumen vorhanden sein<br />
wird, um sie wirtschaftlich auszulasten. Die Lösung<br />
wäre eine gemeinsame Vermarktung<br />
beider Standorte, was denn künftig auch passieren<br />
soll. Noch vor Ende des vergangenen<br />
Jahres haben der Wiener Hafen als Betreiber<br />
des Wiencont-Terminals und ÖBB-Infrastruktur<br />
AG die Gründung einer neuen gemeinsamen<br />
Firma angekündigt mit dem Ziel, künftig das Intermodal-Handling<br />
auf beiden Standorten abzuwickeln<br />
und zu vermarkten. Doch zuvor hat<br />
noch die Wettbewerbsbehörde ein Wörtchen<br />
mitzureden. Sie hat bis Ende 2016 geprüft, ob<br />
durch die Verschmelzung des Betriebs von beiden<br />
Standorten nicht Wettbewerbsnachteile<br />
für andere österreichische Intermodal-Standorte<br />
entstehen könnten. Der Wiencont-Terminal<br />
gilt derzeit als größter „Hochseehafen“<br />
Österreichs, weil umgeben von einem der<br />
größten Güterverkehrszentren Österreich,<br />
sprich den verschiedenen Dienstleistungsbetrieben<br />
der Wiener Hafen-Gruppe. So rollen<br />
beispielsweise vom Wiencont-Terminal in Freudenau<br />
wöchentlich bis zu 100 Containerganz-
züge allein nach Hamburg. Dieser ist für die<br />
österreichische Exportwirtschaft der wichtigste<br />
Containerexporthafen mit einem Containeraufkommen<br />
pro Jahr von beinahe 300.000<br />
TEU bei einem österreichischen Container-<br />
Gesamtmarktvolumen von rund 500.000 TEU.<br />
Kartellgericht muss entscheiden<br />
Die Gründung einer neuen Terminalbetreibergesellschaft<br />
dürfte aber nicht so glatt über<br />
die Bühne gehen wie sich das die Initiatoren<br />
vorstellen. Sie wird sich bis Mitte <strong>2017</strong> hinauszögern.<br />
Der Grund dafür: Die Bundeswettbewerbsbehörde<br />
befürchtet durch die<br />
Gründung der Betreibergesellschaft für beide<br />
Intermodal-Terminals negative Auswirkungen<br />
auf andere Mitbewerber in Österreich und eine<br />
marktbeherrschende Stellung. Die Behörde<br />
hat daher kein grünes Licht gegeben, sondern<br />
noch vor Jahresende 2016 das Kartellgericht<br />
angerufen, das in einem gerichtlichen Verfahren<br />
prüfen soll, ob die Befürchtungen der<br />
Behörde berechtigt sind und das geplante<br />
Gemeinschaftsunternehmen gegründet werden<br />
darf oder nicht. Das Kartellgericht hat<br />
fünf Monate Zeit in der Sache zu entscheiden,<br />
was bedeutet, dass nicht vor Mai oder Juni<br />
dieses Jahres mit einer Entscheidung zu rechnen<br />
ist. Doch unabhängig davon ist in Wien<br />
Süd schon mal Betriebsamkeit angesagt. Der<br />
Terminal liegt an der Schnittstelle zwischen<br />
dem hochrangigen Straßen- und Bahnnetz<br />
von Wien, an der Schnellstraße S1 und der<br />
Bahnverbindung „Pottendorfer Linie“, die den<br />
Anschluss zum ÖBB-Schienennetz sicherstellen.<br />
An diesem Standort werden alle ÖBB-Cargo-<br />
Aktivitäten für den Großraum Wien abgewickelt.<br />
Gleichzeitig wird der bisherige Güterterminal<br />
Wien Nordwestbahnhof geschlossen,<br />
weil dieser Bahnhof inmitten der Stadt liegt<br />
und nicht mehr „anrainerkompatibel“ ist, wie<br />
es im Jargon der Wiener Stadtverwaltung<br />
heißt.<br />
Terminal mit High-Tech-Ausstattung<br />
Güterverkehr heißt im neuen Terminal: Abfertigung<br />
konventioneller Wagenladungsverkehre,<br />
Intermodal-Umschlag sowie verschiedene<br />
Dienstleistungen im Bereich Kontraktlogistik.<br />
Dafür entsteht gerade eine spezielle Lagerhalle,<br />
die 2018 eröffnet wird. Ab diesem Zeitpunkt<br />
werden dann auch alle Kontraktdienstleistungen<br />
der ÖBB nach Wien Süd übersiedeln und<br />
im Nordwestbahnhof geht definitiv das Licht<br />
aus. Für den Stückgutverkehr gibt es im neuen<br />
Terminal eine Umschlagshalle mit Ladegleisen<br />
samt Laderampen, straßenseitig gibt es<br />
Ladehöfe und Lkw-Rampen. Das Verkehrsvolumen<br />
im Intermodalverkehr wird wegen<br />
seiner hohen Marktdynamik weiter zunehmen,<br />
erwartet man bei den ÖBB. Daher nimmt der<br />
Kombi-Verkehr am neuen Standort auch eine<br />
sehr dominante Rolle ein.<br />
Der neue Terminal, auf dem 400 neue Arbeitsplätze<br />
entstehen, soll den innerstädtischen<br />
Bereich von Wien entlasten und "eignet sich<br />
bestens für die City-Logistik", verlautet seitens<br />
der ÖBB. Die Anlage entsteht abseits von Siedlungsgebieten<br />
und daher ergibt sich weder<br />
für die beiden Bezirke noch für die beiden<br />
Kommunen eine Belastung der Umwelt. Welche<br />
weiteren Ausbauschritte gesetzt werden,<br />
darauf wollen sich die ÖBB derzeit nicht festlegen,<br />
weil die Anlage mit dem Bedarf im<br />
Großraum Wien expandieren soll und daher<br />
noch ausreichend entwickelbare Flächen vorhanden<br />
sind. (RED)<br />
AM SÜDLICHEN<br />
STADTRAND VON WIEN<br />
ERRICHTETE DIE ÖBB<br />
INFRASTRUKTUR AG EIN<br />
NEUES MULTIFUNKTIO-<br />
NALES GÜTERZENTRUM<br />
ALS DREHSCHEIBE FÜR<br />
DEN GÜTERVERKEHR
LE-1-<strong>2017</strong> | S48 | TRANSPORT + <strong>LOGISTIK</strong> 4.0<br />
AUS für die nasse Logistik?<br />
Flussbauliches Gesamtprojekt (FGP) vor dem Ende? Freiwillig gebaut ist immer<br />
nur das erste Kraftwerk, oder der erste Eingriff an einem Fluss. Jedes weitere<br />
Kraftwerk oder andere Baumaßnahmen sind die Folgen der ersten Entscheidung.<br />
REDAKTION: PETER BAUMGARTNER<br />
TREIBHOLZ - NATURNAHER<br />
WASSERBAU BRINGT GE-<br />
FAHREN FÜR DIE BINNEN-<br />
SCHIFFFAHRT MIT SICH<br />
Frei fließende Flüsse müssen Schotter<br />
transportieren, der spätestens im Mündungsgebiet<br />
wieder abgelagert wird.<br />
Das ist sozusagen die Lebensaufgabe<br />
eines Fließgewässers. Unterbindet man diesen<br />
natürlichen Vorgang irgendwo im Flusslauf,<br />
hat man ein Problem. Das Donau-Dilemma<br />
begann schon mit dem k.u.k Hofbaurath<br />
Schemerl und der „Donauregulierungskommission“<br />
1867. Dass den Donauauen nicht<br />
schon viel früher der Garaus gemacht wurde,<br />
verdankt sie einzig und allein der kaiserlichen<br />
Jagdleidenschaft, für die Wildreichtum in den<br />
Donauauen wichtiger war, als Hochwasserschutz.<br />
Geburtsstunde<br />
Richtig „eng“ wurde es für die Donau ab<br />
1952 mit dem Kraftwerksbau Jochenstein<br />
und 1954 mit dem Kraftwerk Persenbeug. Das<br />
geplante Kraftwerk in Hainburg, das (zumindest)<br />
Österreich von einigen Sorgen befreien<br />
hätte sollen, wurde bekanntlich 1984 bei<br />
der „Konferenz der Tiere“ versenkt. Dennoch<br />
wurde danach das Kraftwerk Freudenau unter<br />
den Augen der von der Bundesregierung<br />
frisch einberufenen „Ökologiekommission“<br />
und später sogar mit Zustimmung der Bevölkerung<br />
gebaut (Wiener Volksbefragung<br />
1991). Die Helmut(Zilk) Turbine ist somit seit der<br />
Inbetriebnahme am 2. Juni 1998 praktisch das<br />
letzte Bollwerk für den ungehinderten Schottertransport<br />
der Donau unterhalb von Wien.<br />
Ab hier holt sich der Fluss den Schotter vom<br />
Flussgrund und zwar mit unendlicher Gier. Bis<br />
zu 3 cm pro Jahr beträgt die Eintiefung der<br />
Donau, überlässt man sie ihrem Schicksal. Das<br />
entspricht etwa einer Menge von 300.000 m3<br />
Schotter pro Jahr. 2004, sechs Jahre nach<br />
dem Kraftwerksbau Freudenau, musste man<br />
deshalb den Pegelnullpunkt, der maßgeblich<br />
für die Pegelfeststellung ist, gleich um einen<br />
(!) Meter nach unten ändern. In der 11-jährigen<br />
Messperiode vor Freudenau änderte sich<br />
der Pegelnullpunkt „nur“ um insgesamt 0,33<br />
Meter. Was mit dem Schotter oberhalb einer<br />
Staustufe passiert? Das ist eine andere Geschichte,<br />
die trägt den Namen Sedimentablagerungen<br />
und lässt die Kraftwerksbetreiber,<br />
Wasserbauer und Politiker bereits ordentlich<br />
schwitzen.<br />
Die Eigenheiten und Animositäten der freifließenden<br />
Donau waren also früh erkannt, aber<br />
was tun? Die Österreichische Bundesregierung<br />
verabschiedete 1992 ein Memorandum<br />
über den verkehrspolitischen Stellenwert der<br />
österreichischen Binnenschifffahrt und Maßnahmen<br />
zur Förderung des Güterverkehrs auf<br />
der Donau. Die besten Wissenschaftler des<br />
Landes wurden an einen Tisch geholt. Sie ersonnen<br />
ein Konzept, dass allen Anforderungen<br />
entsprechen sollte. Das Flussbauliche Gesamtkonzept<br />
östlich von Wien (FGP) war bald<br />
geboren. Aber der Teufel steckt bekanntlich<br />
im Detail. Selbst unter den NGOs entfachte<br />
das FGP Wortgefechte und Streitereien um<br />
die besseren Ideen für die Umsetzung. Aber
auch alle anderen Interessensgruppen sagten<br />
meist etwas anderes, als sie dachten.<br />
Dennoch verkaufte man Einigkeit und wusste<br />
gleichzeitig, dass es keine Einigkeit geben<br />
würde. Der gemeinsame Nenner, der Kitt zwischen<br />
den unterschiedlichen Interessen, war<br />
jedoch immer die außer Streit stehende und<br />
unabdingbar notwendige Stabilisierung der<br />
Flusssohle. Wird das nicht geschafft, das wussten<br />
alle, gibt es keine Schifffahrt, keinen Nationalpark,<br />
keinen Gewässerschutz und keinen<br />
Naturschutz. Die Frage war also nicht wann<br />
und ob überhaupt gehandelt werden muss,<br />
sondern wie. Und genau da liegt der Hund<br />
begraben. Jahre der Diskussion und Versuche<br />
zogen ins Land. Schiffsschrauben wurden bei<br />
Versuchsfahrten zu Schrott gefahren. Sogar<br />
ein „Testfluss“ wurde in Nußdorf errichtet. Außer<br />
Spesen, nichts gewesen? Die Problemstellung<br />
blieb jedenfalls bestehen.<br />
Donauraumstrategie bringt Bewegung in FGP.<br />
Das letzte ernstzunehmende, politische Bekenntnis<br />
zur nassen Logistik war 1992<br />
2011 startete die viel beachtete, inzwischen<br />
dahinsiechende, Europäische Donauraumstrategie.<br />
Das geliebte Baby des österreichischen<br />
EU-Kommissar Johannes Hahn entwickelte<br />
sich gut und setzte dem seit 2006<br />
existierenden Europäischen Aktionsprogramm<br />
für die Binnenschifffahrt (NAIADES) noch eines<br />
drauf. Es wurde geplant, gefeiert und gelobt,<br />
dass sich sprichwörtlich die Schiffsbalken bogen.<br />
Die Verkehrsverlagerung im Donauraum<br />
von der Straße auf die Wasserstraße schien<br />
zum Greifen nah. Im Vorfeld gab es natürlich<br />
noch öfters eine „Fact-Finding-Mission“, quasi<br />
einen Jahrmarkt der Ideen (Spindelegger)<br />
auf europäischer Ebene, denn man wollte<br />
ja „Nägel mit Köpfen“ machen. Tatsächlich<br />
glaubten alle, die Stunde von Karl Marx<br />
(„Proletarier aller Donauländer vereinigt<br />
euch“) ist gekommen. Obwohl, EU-Kommissionspräsident<br />
Herman Van Rompuy dachte<br />
zu diesem Zeitpunkt noch immer, die Donau<br />
hat nur etwas mit Walzerklängen zu tun. Leider<br />
hat die Donauraumstrategie nicht eine<br />
Priorität sondern elf Prioritäten und entsprechend<br />
viele unterschiedliche Interessen. Eine<br />
davon war, den Güterverkehr auf der Donau<br />
bis 2020 um 20 Prozent (Basis 2010) zu erhöhen.<br />
Ein Wunsch, der sehr gut mit dem österreichischen<br />
FGP kompatibel erschien. Angela<br />
Merkel erkannte zwar sofort das Spannungsverhältnis<br />
und die unterschiedlichen Interessen,<br />
aber sie wusste auch, Zusammenarbeit<br />
kann nie schaden. Tatsächlich kam mit der<br />
Donauraumstrategie dann etwas Bewegung<br />
in Sachen Flussbauliches Gesamtprojekt.<br />
Kein gemeinsamer Nenner für die Donaulogistik<br />
Das schon 2006 eingereichte und 157 Mio.<br />
teure FGP musste im Laufe der Zeit jedoch<br />
schon Kürzungen der EU-Förderungen hinnehmen,<br />
weil Zeitpläne nicht eingehalten wurden.<br />
Man einigte sich schließlich Ende 2011<br />
auf ein „Pilotprojekt Bad Deutsch Altenburg“ -<br />
also ein nur drei Kilometer langes Teilstück des<br />
48 Kilometer langen Flusslaufes von Wien bis<br />
zur Staatsgrenze. Mit dem Pilotprojekt sollte<br />
festgestellt werden, ob die unterschiedlichen<br />
Interessen wenigstens versuchsweise auf einen<br />
Nenner gebracht werden können. Drei<br />
Jahre Bauzeit wurden zunächst vorgesehen<br />
und nur 17 Mio. Euro sollte der Versuch kosten<br />
(50 % EU). Kernstück war die sogenannte<br />
„Granulometrische Sohleverbesserung“.<br />
Vereinfacht ausgedrückt: man schmeißt eine<br />
Menge Schotter gezielt ins Flussbett, wobei<br />
die Steine so groß sein müssen, dass sie von<br />
der Strömung nicht mehr weggeschwemmt<br />
werden können. Im Fachbegriff „Grobschotterbeigabe“<br />
genannt. Gemixt mit ein paar<br />
ökologischen Maßnahmen und Verbesserungen<br />
für die Schifffahrt, sollte das den Versuch<br />
wert sein. Aber schon türmten sich bedrohliche<br />
Gewitterwolken in Bayern auf, wo plötzlich<br />
der bayerische Gottseibeiuns Seehofer<br />
keine Lust mehr verspürte, seinen Teil zur Optimierung<br />
der seit 1992 bestehenden, durchgehenden<br />
Wasserstraße von der Nordsee bis<br />
zum Schwarzen Meer beizutragen. Tatsächlich<br />
kam Anfang 2013 das Bayerische Aus für<br />
den Donauausbau. Damit verlor Österreich<br />
ein gewichtiges Argument bei den Ausbaugegnern,<br />
im Einklang für einen paneuropäischen<br />
Donaukorridor zu arbeiten.<br />
Wien hatte und hat noch immer großen Interesse<br />
daran, dass die Donaulogistik in Schwung<br />
kommt. Geht es doch um die Rechtfertigung<br />
von Millionen Investitionen der Stadt in die<br />
Hafeninfrastruktur, die zwar wenig mit Schifffahrt,<br />
aber viel mit Fördergeld zu tun hat. Dennoch<br />
bot das FGP die Chance, dass endlich<br />
schwer beladene Kähne das ganze Jahr über<br />
PETER BAUMGARTNER
LE-1-<strong>2017</strong> | S50 | TRANSPORT + <strong>LOGISTIK</strong> 4.0<br />
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archiv<br />
den Hafen anlaufen konnten. Und Österreich<br />
untermauerte 2006 das Ganze auch noch mit<br />
einem 270 Mio. schweren Nationalen Aktionsplan<br />
– kurz NAP genannt (parallel zu NAIA-<br />
DES) und der Aussicht, dass bis 2015 nicht wie<br />
bisher 12, sondern 25 oder gar 27 Mio. Tonnen<br />
Transportgut über die Donau laufen werden<br />
(Kukacka). Für den Wirtschaftskämmerer<br />
Klacska ein Lackmustest in Richtung Gestaltungswillen<br />
in der Verkehrspolitik.<br />
Das Geschäft mit dem Schotter<br />
2016 dann das Aus für das Flussbauliche Gesamtkonzept<br />
mit seinem Pilotprojekt zur Sohleverbesserung<br />
in der Donau. Oder sollte<br />
man besser sagen, der Projektbetreiber ist<br />
vor dem Beharrungsvermögen der Beamten<br />
in die Knie gegangen? Tatsächlich erkennt<br />
man im Hintergrund ein Bestreben „zur späteren<br />
Entscheidung“. Früher, beschreibt Musil,<br />
nannte man so ein Beamtenverhalten auch<br />
„assivieren“. Nach zehn Jahren mussten sich<br />
die Projektbetreiber wohl eingestehen, man<br />
kann mit Beamten des 18. Jahrhunderts keine<br />
Projekte im 21. Jahrhundert bauen. Anderseits<br />
ist der „Assivismus“ auch wieder verständlich.<br />
Die Maßnahmen zu Sohlestabilisierung, die<br />
an eine Sisyphusaufgabe erinnern, würden -<br />
wenn überhaupt - erst in Jahrzehnten wirksam<br />
werden und jährlich würden Unsummen<br />
die Donau hinab schwimmen. Auch wenn<br />
man versucht, den „investierten“ Schotter<br />
noch vor der Grenze wieder auszubaggern<br />
und wieder zu verwerten, profitiert haben bisher<br />
nur jene Unternehmen, die den Schotter<br />
für die Donau verkauft haben. Die Klappschuten,<br />
die den Schotter in der Donau versenkt<br />
haben und insbesondere jene Unternehmen,<br />
die in Bratislava die „Schürfrechte“ besitzen.<br />
Denn sie kamen (und kommen noch immer)<br />
zu einem unverhofften, schön sortierten<br />
Schottersegen, den die Donau verlässlich<br />
aus Österreich anschwemmt. Und die Güterverkehrs<br />
Statistik hat auch profitiert. Plötzlich<br />
gab es punktuell astronomische Transportsteigerungen,<br />
weil Schotter im Kreis transportiert<br />
wurde. Man merkt schon, nähert man sich<br />
mit Albert Camus dem Mythos Sisyphus, dann<br />
war der mit seinem Schicksal vielleicht wirklich<br />
recht glücklich. Was der nassen Logistik<br />
bleibt, ist die Hoffnung, dass sich die Bundesregierung<br />
ihrer 1992 formulierten Bedeutung<br />
der Binnenschifffahrt noch erinnert.<br />
Die Donaukommission, vom weltweit anerkannten<br />
Wasserbauer zum Sekretariat der Tatenlosigkeit<br />
Für die Binnenschifffahrt und die nasse Logistik<br />
hat sich nämlich nichts geändert. Der<br />
Rechnungshof bemängelte 2013 auch, dass<br />
die Unternehmensziele der via donau/BMVIT<br />
und die Förderziele klar verfehlt wurden. Relativierte<br />
diese Feststellung dann allerdings<br />
2016 und gestand via donau zu, wenigstens<br />
zielgerichtete Maßnahmen zu setzen. Statt<br />
der prognostizierten Steigerungen des Transportvolumens,<br />
grundeln die Schiffe noch immer<br />
bei kaum 10 Mio. Tonnen/a herum. Pro<br />
Danube Austria (PDA) monierte 2014 sogar<br />
eine teilweise Verschlechterung für die Binnenschifffahrt<br />
durch die flussbaulichen Maßnahmen<br />
und dass die angestrebten Ziele klar<br />
verfehlt wurden. Darüber hinaus gab PDA der<br />
Sorge Ausdruck, dass die flussbaulichen Maßnahmen<br />
in einem „Forschungsprojekt der Unendlichkeit“<br />
enden könnten.<br />
Ebenso kritisch äußerte sich die Wirtschaftskammer<br />
2015 und resümierte, dass das Ergebnis<br />
der flussbaulichen Maßnahmen vermehrt<br />
Anlandungstendenzen zeige und die Fahrwasserverhältnisse<br />
„definitiv nicht verbessert<br />
wurden“ (Mosser). Dafür ist aber die Gefahr,<br />
dass Schiffsschrauben durch Treibholz beschädigt<br />
werden, enorm gestiegen. Eine Folge<br />
der Renaturierung. Das hinderte das Verkehrsministerium<br />
2015 jedoch nicht, mit einem<br />
neuen Vorstoß Verbesserungen zu versprechen.<br />
Der Nationale Aktionsplan (NAP) wurde<br />
durch das „Aktionsprogramm Donau des BM-<br />
VIT bis 2022“ ersetzt. Diesmal sollten die Zielsetzungen<br />
und angestrebten Wirkungen im<br />
Vordergrund stehen. Österreichs damaliger<br />
Minister Alois Stöger verkaufte alten Wein in<br />
neuen Schläuchen.<br />
10 Jahre Stillstand<br />
Auffallend ist die noble Zurückhaltung der<br />
Donaukommission in all den Fragen rund<br />
um die nasse Infrastruktur. 1992 hat sich die<br />
Bundesregierung noch an die Empfehlungen<br />
der Donaukommission orientiert die da lauteten,<br />
dass unterhalb von Wien eine 2,70 Meter-Abladetiefe<br />
für Schiffe zu garantieren ist.<br />
Im Sinne der Belgrader Konvention von 1948<br />
hätte die Donaukommission eigentlich die<br />
tatsächliche Kompetenz für die Schiffbarkeit<br />
und Verbesserung der Schifffahrtsbedingun-
gen auf der Donau zu sorgen und dies auch<br />
durchzusetzen. Nach der Konvention wäre<br />
die Donaukommission sogar berechtigt, in<br />
diesem Sinne selber tätig zu werden. Tatsächlich<br />
hat sie aber heute nicht einmal ihre schon<br />
1962 festgelegten Ziele erreicht. Die Donaukommission<br />
überlässt das (nicht)Wirken den<br />
Nationalstaaten und stützt sich auf die eigenartige<br />
Auslegung der Belgrader Konvention,<br />
wonach diese nur auf die Aufrechterhaltung<br />
der „normalen Schifffahrt“ anwendbar ist.<br />
Abgesehen davon, dass kein Wort von einer<br />
„normalen Schifffahrt“ in der Konvention<br />
steht, was ist dann eine „abnormale Schifffahrt“<br />
und wer ist für diese zuständig?<br />
Die Donaukommission, deren Geschichte zurück<br />
reicht bis in das Jahr 1856, damals noch<br />
stolz den Namen „Europäische Donaukommission“<br />
trug und bahnbrechende Donauregulierungen<br />
durchführte, die noch heute<br />
wirken, hat ihre ursprüngliche Bedeutung<br />
längst verloren. Sie beschränkt sich nur noch<br />
auf die Rolle eines Sekretariates der einzelnen<br />
Mitgliedsstaaten. Der ehemalige Staatssekretär<br />
Helmut Kukacka hat schon 2006 erklärt,<br />
er trete für eine zügige Reform der Donaukommission<br />
und dem damit verbundenen<br />
Revisionsprozesses der "Belgrader Akte" ein.<br />
Inzwischen sind auch wieder zehn Jahre<br />
Stillstand in den ehrwürdigen Räumen der<br />
Donaukommission in Budapest vergangen.<br />
Wie weiter mit der nassen Logistik?<br />
Für die via donau - Österreichische Wasserstraßen-Gesellschaft<br />
mbH lag die Geburtsstunde<br />
2004 mitten im Getümmel politischer Kompetenzverschiebungen<br />
und sie durfte gleich in<br />
das kalte Donauwasser steigen. Trotz aller Probleme<br />
steht für den Projektbetreiber der Donauregulierung<br />
heute außer Frage, dass die<br />
ursprünglich angepeilten Ziele unverändert<br />
aufrecht bleiben. Diese sind die Stabilisierung<br />
der Wasserspiegellagen, Verbesserung des<br />
Lebensraums Donau-Auen sowie die Verbesserung<br />
der Wasserstraßen-Infrastruktur. Und<br />
auch die bisher angewendeten Methoden<br />
sollen, wenn es nach via donau geht, etwas<br />
modifiziert zwar, aber dennoch gleich bleiben.<br />
Weiter wurschteln und Millionen Euro mit<br />
der Klappschute in der Donau versenken ist<br />
also angesagt. Aus Erfahrung nichts gelernt?<br />
Nachdenken über ein neues Hainburg?<br />
Man kann es drehen und wenden wie man<br />
will: Die einfachste und billigste, aber auch<br />
nachhaltigste Lösung für die nasse Logistik<br />
wäre ein weiteres Donaukraftwerk oder zwei<br />
kleinere Staustufen auf der Strecke zwischen<br />
Freudenau und Bratislava, wie es schon bei<br />
der Regierungsklausur in Pertisau 1987 (!)<br />
ausgesprochen wurde. Damals hat das ein<br />
gewisser Erwin Pröll, LH-Stellvertreter von Niederösterreich,<br />
verhindert. Alle anderen Lösungsmöglichkeiten<br />
sind, weiß man heute, ein<br />
Krampf und sündteuer. Außer man entwickelt<br />
noch Schiffe, die ausschauen wie Fische,<br />
aber fliegen könnten und deshalb keine Wellen<br />
machen weil sie ja keinen Tiefgang brauchen.<br />
Beim Auspuff kommt nichts heraus, weil<br />
die Schuppen eigentlich Solarmodule sind,<br />
mit denen Energie erzeugt wird, damit das<br />
Ding fliegt. Im Laderaum ist keine Pfui-Ladung<br />
mehr, sondern nur noch genfreies Soja. Damit<br />
kann man ja bekanntlich alles machen – das<br />
wissen wir verlässlich seit der „Nazi-Bohne“.<br />
(PB)<br />
SCHOTTER - FUTTER FÜR<br />
DIE IMMER HUNGRIGE<br />
DONAU
LE-1-<strong>2017</strong> | S52 | TRANSPORT + <strong>LOGISTIK</strong> 4.0<br />
transport logistic: Leitmesse für<br />
Österreichs Logistikbranche<br />
Vom 9. bis 12. Mai <strong>2017</strong> findet auf dem Münchner Messegelände die 16. Internationale<br />
Leitmesse für Logistik, Mobilität, IT und Supply Chain Management, statt.<br />
54 österreichische Unternehmen sind bereits als Aussteller gelistet. 16 davon am<br />
Stand der „Außenwirtschaft Austria“. REDAKTION: THOMAS WÖHRLE<br />
Boxmover, Cargo-Center-Graz, COS Group<br />
Austria, Fortigo, IT Binder, Litz-Konfektion, LSP<br />
Eventlogistik, Procon Data, R-Tech Stahlbau,<br />
Russia Fachspedition Dr. Lassmann, Saexinger,<br />
Unit Cargo Spedition, Wenzel Logistics und die<br />
Spedition Zenit.<br />
DR. ROBERT SCHÖNBERGER IST PROJEKTLEITER<br />
DER TRANSPORT LOGISTIC, MESSE MÜNCHEN.<br />
Für die österreichische Transport- und<br />
Logistikwirtschaft spielt die transport<br />
logistic eine wichtige Rolle. „Das gilt<br />
natürlich genauso in umgekehrter<br />
Richtung“, sagt Dr. Robert Schönberger, Projektgruppenleiter<br />
bei der Messe München für<br />
die transport logistic. „Im Jahr 2015 war Österreich<br />
nach Deutschland die Nummer zwei bei<br />
der Besucheranzahl und unter den Top Ten<br />
bei den Ausstellernationen.“<br />
Premiere für österreichischen Gemeinschaftsstand<br />
Neben zahlreichen Einzelausstellern organisiert<br />
in diesem Jahr das Headquarter der<br />
„Außenwirtschaft Austria“ erstmalig eine<br />
Gruppenausstellung auf der transport logistic.<br />
Insgesamt 16 österreichische Unternehmen<br />
werden auf 182 Quadratmetern in Halle A4,<br />
Standnummer 109/210, ausstellen: 3Log Premium<br />
Logistics, Bohmann Druck- und Verlag,<br />
Über 2.000 Aussteller aus mehr als 60 Ländern<br />
und rund 55.000 Besucher aus über 120<br />
Ländern erwartet die Messe München heuer<br />
zur transport logistic. Die Organisatoren<br />
sind dabei mehr als zuversichtlich, die Rekordzahl<br />
an Ausstellern und Besuchern aus<br />
dem Jahr 2015 nochmal zu übertreffen. Die<br />
kommende Veranstaltung findet auf über<br />
112.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche –<br />
aufgeteilt in neun Hallen sowie Freigelände<br />
und Gleisfläche – statt. Die Messe bildet die<br />
gesamte Wertschöpfungskette ab: von den<br />
IT- beziehungsweise Softwareanbietern über<br />
jegliche Dienstleistung auf der Straße, zu Wasser,<br />
in der Luft und auf der Schiene sowie Intralogistikanbieter<br />
und Systemanbieter wie etwa<br />
Nutzfahrzeug-, Waggonbau- und Lokomotivenhersteller.<br />
Insgesamt bietet die transport<br />
logistic vier verschiedene Ausstellungsbereiche:<br />
„Dienstleistungen für Güterverkehr und<br />
Logistik“, „Systeme des Güterverkehrs“, „IT/<br />
Telematik, E-Business und Telekommunikation“<br />
sowie „Intralogistik, Warehouse Management<br />
Systems, Auto-ID und Verpackungen.“ In Halle<br />
B2, Stand 126 präsentiert beispielweise die<br />
österreichische SIS Informatik die Branchenlösung<br />
FRASPED® mit interaktiver 3D-Darstellung<br />
des Lagers.<br />
„Air Cargo Europe“ ausgebucht<br />
Das Konferenzprogramm in München hat für<br />
die Besucher zahlreiche Highlights zu bieten.<br />
So stehen in diesem Jahr einige internationale<br />
Märkte – mit ihren Potenzialen und Herausforderungen<br />
- ganz besonders im Blickpunkt.
INTERNATIOALES RAHMENPROGRAMM AUF DER<br />
TRANSPORT-LOGISTIC IN MÜNCHEN 9.-12. MAI<br />
Zu Polen, Iran, USA und Südafrika gibt es eigene<br />
Veranstaltungssequenzen. Die in die<br />
transport logistic integrierte „air cargo europe“,<br />
die weltweit größte Veranstaltung der<br />
Luftfrachtbranche mit eigener Konferenz, ist<br />
in diesem Jahr erstmalig ausgebucht. Mehr<br />
als 200 Aussteller aus 36 Ländern zeigen in<br />
der Halle B1 ihre Lösungen unter anderem<br />
in den Bereichen Luftverkehrsgesellschaften,<br />
Flughäfen und Dienstleistungen für die Luftfahrtindustrie.<br />
Bereits seit einigen Jahren ist der<br />
ITCO Pavilion (International Tank Container<br />
Organisation) wichtiger Bestandteil der transport<br />
logistic für Chemielogistiker. Hier stellen in<br />
diesem Jahr mehr als 60 Mitgliedsfirmen auf<br />
über 1.400 Quadratmetern aus und informieren<br />
über ihre aktuellen Produktangebote und<br />
Dienstleistungen.<br />
Der Messefreitag 12. Mai steht auch <strong>2017</strong> wieder<br />
ganz im Zeichen veränderter Berufsbilder<br />
und Tätigkeitsprofile. Die Messe München und<br />
das Logistik-Jobportal Birdie Match organisieren<br />
den Karrieretag zur transport logistic als<br />
Matchmaking-Veranstaltung, bei der Aussteller<br />
und Interessenten zusammengebracht<br />
werden. Wie wirkt sich der digitale Wandel<br />
aus? Welche Fähigkeiten brauchen Fach- und<br />
Führungskräfte von morgen, um erfolgreich<br />
Karriere in der Transport- und Logistikbranche<br />
machen zu können? Über diese Fragen diskutieren<br />
auf dem Karrieretag hochrangige<br />
Vertreter aus Wirtschaft, Logistikdienstleistung<br />
und Lehre.<br />
Plattform für innovative Mobilitätslösungen<br />
Unter der neuen Dachmarke „metropolitan<br />
logistic“ bietet die Messe zudem erstmals<br />
eine Plattform zum Thema innovative Mobilitätslösungen<br />
für die Belieferung von Ballungsräumen<br />
und schafft hierzu einen fokussierten<br />
Konferenzbereich. Der Kommunikationsschauplatz<br />
für Unternehmen aus Logistik, Industrie<br />
und Handel bindet zentrale Stakeholder wie<br />
öffentliche Entscheider und NGOs mit ein.<br />
Hier wird ein eigener, deutlich sichtbarer Themen-Marktplatz<br />
mit attraktiven Partnerständen<br />
geschaffen. Unmittelbar an den Bereich<br />
„metropolitan logistic“ ist ein Forum angeschlossen,<br />
auf dem Themen rund um die Urbanisierung<br />
diskutiert werden.<br />
Das Schlagwort e-Mobilität wird auf der transport<br />
logistic ebenfalls eine große Rolle spielen.<br />
Das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und<br />
Logistik IML befasst sich am Mittwoch, 10. Mai<br />
mit „Elektromobilität in der Logistik: Aktueller<br />
Stand, Potenziale, Hemmnisse und Trends“.<br />
Ebenfalls am Mittwoch diskutiert der Verband<br />
Deutscher Verkehrsunternehmen „Digitalisierung<br />
– Automatisierung – Elektromobilität.<br />
Wie kann die Schiene noch umweltfreundlicher<br />
und produktiver werden?“ Und auch bei<br />
den Ausstellern gibt es Neuigkeiten zu vermelden.<br />
Aus dem klassischen Logistikdienstleistungsbereich<br />
sind Unternehmen wie Maersk,<br />
Gefco, Mosolf oder Kerry Logistics zum ersten<br />
Mal in München dabei.<br />
(TW)
LE-1-<strong>2017</strong> | S54 | JOB + KARRIERE<br />
Wichtigste im Risikomanagement<br />
sind die MitarbeiterInnen<br />
"Wieso manchmal das beste Risikomanagement oft nur auf die technische Umsetzung<br />
schaut, obwohl es durchaus angezeigt ist auf die Mitarbeiterinnen und zu hören.“<br />
BEITRAG: ISABELLA WEINDL<br />
ISABELLA WEINDL<br />
Wie schaut es mit Ihrer Fehlerkultur<br />
aus? Winston Churchill sagte<br />
einmal, dass ein kluger Mann<br />
nicht alle Fehler selber macht,<br />
sondern auch anderen eine Chance dazu<br />
gibt. Und Thomas A. Edison meinte, dass Erfahrung<br />
die Summe aller unserer Irrtümer ist.<br />
Wir alle lernen aus unseren „Fehlern“ oder<br />
Missgeschicken. Die besten Erfindungen und<br />
Erneuerungen basieren auf unzähligen „trials<br />
and errors“ also auf dem Versuch und Irrtum.<br />
Nun ist das eindeutige Ziel des Risikomanagements<br />
jedoch alle Risiken zu minimieren oder<br />
nach Möglichkeit zu verhindern. Das ist zwar<br />
wichtig und für das erfolgreiche und nachhaltige<br />
Bestehen von Unternehmen notwendig.<br />
Jedoch könnten bei zu enger Auslegung<br />
Chancen verloren gehen. Besonders dann,<br />
wenn Mitarbeitende dazu „angehalten“ werden<br />
Fehler oder Unklarheiten zu verheimlichen,<br />
anstatt diese offen anzusprechen.<br />
Isabella Weindl ist Unternehmensberaterin<br />
mit Schwerpunkt Organisationsund<br />
Personalentwicklung. Als Wirtschaftstrainerin<br />
und Wirtschaftscoach ist sie davon<br />
überzeugt, dass hard facts nur mit<br />
soft facts erreicht werden können.<br />
www.ich-pds.at<br />
Standard und Norm<br />
Die ISO Norm 31000:2009 hält fest, dass das<br />
Risikomanagement eine Führungsaufgabe ist.<br />
Hierzu sind übergeordnete Ziele, Strategien<br />
und Politik der Organisation zum Risikomanagement<br />
festzulegen. Im Einzelnen betrifft<br />
das die Festlegung von Kriterien, nach denen<br />
die Risiken eingestuft und bewertet werden,<br />
die Methoden der Risikoermittlung, die Verantwortlichkeiten<br />
bei Risikoentscheidungen,<br />
die Bereitstellung von Ressourcen zur Risikoabwehr,<br />
die interne und externe Kommunikation<br />
über die identifizierten Risiken sowie<br />
die Qualifizierung des Personals für das Risikomanagement.<br />
Risiken sind untrennbar mit<br />
jeder unternehmerischen Tätigkeit verbunden<br />
und können den Prozess der Zielsetzung und<br />
Zielerreichung negativ beeinflussen. Sie resultieren<br />
ursachenbezogen aus der Unsicherheit<br />
zukünftiger Ereignisse - wobei dies regelmäßig<br />
mit einem unvollständigen Informationsstand<br />
einhergeht - und schlagen sich wirkungsbezogen<br />
in der Möglichkeit negativer Abweichungen<br />
von einer festgelegten Zielgröße nieder.<br />
Werden Risiken nicht rechtzeitig erkannt und<br />
bewältigt, können sie die erfolgreiche Weiterentwicklung<br />
der Unternehmung gefährden,<br />
sogar in Krisen im Sinn von überlebenskritischen<br />
Prozessen einmünden.<br />
Risikomanagement im weiteren Sinn beinhaltet<br />
den Umgang mit allen Risiken, die aus<br />
dem Führungsprozess und den Durchführungsprozessen<br />
in einer Unternehmung entstehen<br />
können und beschränkt sich nicht nur auf die<br />
Handhabung versicherbarer Risiken. Während<br />
die Unternehmungsführung grundsätzlich die<br />
Realisierung der generellen Unternehmungsziele<br />
verfolgt, will das generelle Risikomanagement<br />
als ein Bestandteil der Führung eine<br />
Abweichung von diesen Zielen verhindern.<br />
Dr. Ulrich Krystek, Gablers Wirtschaftslexikon<br />
http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/<br />
risikomanagement.html<br />
In der Fachliteratur wird immer wieder darauf<br />
hingewiesen, wie sehr Risikomanagement eine<br />
Führungsaufgabe und mit dem Verhalten von<br />
Menschen verbunden ist. Eine kommunizierte<br />
Fehlerkultur für ein nachhaltiges und zukunftsorientiertes<br />
Risikomanagement Voraussetzung.<br />
[ Fortsetzung auf Seite 56 ]
15 Jahre<br />
Messe mit<br />
Mehrwert<br />
<strong>2017</strong><br />
15. Int. Fachmesse für Distribution,<br />
Material- und Informationsfluss<br />
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LE-1-<strong>2017</strong> | S56 | THEMA<br />
1Theoretische Grundlage<br />
Drei wesentliche Bereiche gilt es<br />
kontinuierlich zu bearbeiten: Risiken<br />
erfassen, analysieren und gestalten<br />
+ Identifizierung der möglichen Gefahren, die<br />
detaillierte Beschreibung der Art + Ursachen<br />
und Auswirkungen + Analyse der Gefahren<br />
hinsichtlich von Eintrittswahrscheinlichkeit und<br />
weiterer theoretischer Auswirkungen + Festlegen<br />
von unternehmensrelevanten Kriterien<br />
der Risikoakzeptanz<br />
2<br />
Risiken systematisieren und leben!<br />
Maßnahmen beschreiben und umsetzen,<br />
die Gefahr und/oder die Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
reduzieren und die<br />
möglichen Folgen „beherrschbar“ machen<br />
+ Aufstellen von Parametern, die über die<br />
aktuellen Risiken Aufschluss geben + Einsatz<br />
von unterstützenden, tlw. technischen Maßnahmen<br />
3<br />
Risiken kommunizieren und die<br />
„Verhinderung“ optimieren<br />
+ Aufzeichnung und Dokumentation<br />
Dazu ist es notwendig die richtigen Fragen zu<br />
stellen um die richtigen Antworten zu erhalten,<br />
bzw. auch zu finden.<br />
4<br />
Praktische Umsetzung?<br />
Schon der erste Punkt, die Erfassung und<br />
Analyse kann sich als sehr schwer und<br />
trügerisch herausstellen. Besonders dann,<br />
wenn im Unternehmen wenig Transparenz,<br />
Vertrauen und Offenheit vorherrscht und<br />
Kommunikation nur von „oben nach unten“<br />
stattfindet.<br />
Ein Beispiel regt zum Überlegen an:<br />
In einem fahrzeugproduzierenden Industriebetrieb<br />
fällt die Lackieranlage aus. Es scheint<br />
ein Fehler in der Hydraulik zu sein. Für die<br />
Fehlerbehebung gibt es erfahrene Mitarbeiter<br />
und ein klar festgeschriebenes Prozedere. Damit<br />
sollte die Lackierstraße innerhalb weniger<br />
Stunden wieder einsatzbereit sein. Leider hilft<br />
auch das genaue Vorgehen und Überprüfen<br />
nach „Vorschrift“ nicht die Ursache zu finden.<br />
Selbst die teilweise langjährige Erfahrung der<br />
Haustechniker ist wenig nützlich.<br />
Mittlerweile sind schon viele Stunden vergangen<br />
und in der Zwischenzeit musste auch<br />
die Produktion gestoppt werden, da ja ein<br />
Produktionsschritt nicht passierbar war. Nach<br />
beinahe 2 Tagen kommt ein Haustechniker<br />
auf die Idee die gesamte Anlage nach Ungewöhnlichem<br />
zu untersuchen. Und er findet<br />
in einer Transportschiene eine verlorengegangene<br />
Schraubenmutter.<br />
Lassen wir den wirtschaftlichen Schaden außer<br />
Acht und stellen wir einige Überlegungen<br />
zu Situationen wie dieser an: Fehler passieren<br />
und sind als Risiko zumeist bereits gut eingeplant.<br />
Aber wie sind die Mitarbeiter seit dem<br />
Bekanntwerden in der Produktion damit umgegangen<br />
und hat jemand über die sichtlich<br />
fehlende Schraube Rückmeldung gegeben?<br />
In diesem konkreten Fall leider nicht. Denn<br />
die Ursache wurde nur durch Zufall entdeckt.<br />
Und sie konnte sowohl vor wie auch dem Passieren<br />
eines Fahrzeugteils in der Lackierstraße<br />
entdeckt werden.<br />
Wer immer auch diese Schraube nicht fest<br />
mit der Mutter verbunden hat, sei es weil er<br />
ab- gelenkt wurde oder sei es auch, weil er<br />
sich mit einer annähernd großen Mutter begnügen<br />
musste, weil die exakte nicht vorrätig<br />
war. Dieser Mitarbeiter hätte seinen Verdacht<br />
aussprechen können.<br />
Aber auch der Mitarbeiter, der den lackierten<br />
Fahrzeugteil weiterbearbeitet hat, musste die<br />
fehlende Mutter bemerkt haben. Hat er nun<br />
diese wortlos ergänzt oder hat er aktiv rückgemeldet,<br />
dass etwas nicht in Ordnung war?<br />
5<br />
Fehlerkultur fördert Qualität und senkt<br />
Risiko<br />
Der positive Umgang mit Fehlern muss<br />
gelebt und vorgezeigt werden. In vielen Firmen<br />
gibt es „Briefkästen“ für Verbesserungsvorschläge<br />
und meist auch ausgeklügelte<br />
Belohnungssysteme. Fehler wollen jedoch die<br />
wenigsten eingestehen. Viele Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter haben in ihrer Berufslaufbahn<br />
die Erfahrung gemacht, dass man dafür<br />
gerügt und kaum gelobt wird.<br />
„Das geht mich nichts an“ oder „Ich war’s<br />
nicht“ oder auch „Der Nächste wird’s schon<br />
richten“ scheint eine weit verbreitete Haltung
zu sein. Aber auch die Vorstellung, dass<br />
man ohnehin nicht gehört oder abgekanzelt<br />
wird, hindern die Mitarbeitenden<br />
an der Bekanntgabe von Fehlern.<br />
Wer als Führungskraft überzeugend<br />
einen neuen Umgang mit Fehlern initiieren<br />
will, sollte man auch sein Bild<br />
davon reflektieren. Nur wer selbst gut<br />
mit eigenen Fehlern umgehen kann, ist<br />
ein Vorbild für die anderen.<br />
Manche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
brauchen mehr Unterstützung und<br />
Motivation, andere freuen sich, wenn<br />
sie aktiv und eigenverantwortlich an einer<br />
für dieses Unternehmen passenden<br />
Fehlerkultur arbeiten können.<br />
6<br />
Coaching in Anspruch zu nehmen<br />
kann der erste Schritt für eine<br />
neue Kultur sein<br />
Jede Unternehmenskulturänderung<br />
zieht sofort Widerstände an. Darauf<br />
kann sich die Führungskraft gut vorbereiten.<br />
Denn rein wirtschaftlich gesehen<br />
ist eine gelebte Fehlerkultur ein großer<br />
Gewinn sowohl für das Unternehmen,<br />
als auch für Mitarbeiter. Der Weg dazu<br />
kann recht steinig werden und mit vielen<br />
Hindernissen gepflastert sein.<br />
Das Führungskräftecoaching verstehht<br />
sich als Unterstützung und Begleitung<br />
in Entscheidungssituationen und in<br />
komplexen Veränderungs-Prozessen.<br />
Gemeinsam mit dem Coach werden<br />
die Anforderungen und das entsprechende<br />
Vorgehen bzw. das förderliche<br />
Verhalten reflektiert, um so zu klaren<br />
Antworten und Umsetzungsschritten zu<br />
kommen.<br />
7<br />
Eine Schwalbe macht noch keinen<br />
Sommer?<br />
Natürlich kann eine Führungskraft<br />
alleine noch keine großen Änderungen<br />
bewirken. Allein das gute Beispiel<br />
macht Schule!<br />
Die Installation einer Fehlerkultur ist ein<br />
Veränderungsprozess und sollte auch<br />
von Organisationsberaterinnen und<br />
Beratern begleitet werden. Denn nur<br />
wenn alle Einheiten daran arbeiten wird<br />
diese erfolgreich gelebt. Und wer weiß,<br />
vielleicht gibt es dann „die Mitarbeiterin/den<br />
Mitarbeiter des Monats“ für<br />
die Fehlermeldung mit nachhaltigstem<br />
Nutzen!<br />
www.wirtschaftstraining-coaching.at<br />
www.incite.at<br />
(RED)
LE-1-<strong>2017</strong> | S58 | JOB + KARRIERE<br />
HR-Analytics: Intelligentes Reporting<br />
bis hin zu prädiktiven Methoden<br />
HR ist heute ein strategischer Partner mit Einfluss in der Chefetage und treibende<br />
Kraft für Neuerungen. Intelligentes HR Reporting kann den Arbeitsalltag und das<br />
Treffen besserer Entscheidungen unterstützen. Ziel ist es, einen einfachen Zugang<br />
zu Daten zu ermöglichen und so zur besseren Entscheidungsfindung beizutragen.<br />
Wie sehen Entwicklungen im HR-Bereich aus und wie kann man mit HR-Analytics<br />
neue Einblicke gewinnen? BEITRAG: ROBERT SCHMITZ<br />
Ein durchdachtes Analysekonzept erlaubt<br />
Verbesserungen in taktischer<br />
und strategischer Hinsicht. Die Durchschlagskraft<br />
von HR-Aktivitäten steigt,<br />
weil mehr Zeit investiert wird, wo ein Mehrwert<br />
geschaffen wird. Im Bereich Strategie,<br />
wo es um Personaleinsatzplanung, Unternehmenskultur,<br />
Personalorganisation und Talentmanagement<br />
geht, liegen die Vorteile von<br />
HR-Analyse in der Ausrichtung der HR-Ziele an<br />
der Unternehmens-Performance.<br />
In der Beratung, sprich in der Ausbildung und<br />
Förderung, Personalbeschaffung, Mitarbeitermotivation<br />
und dem Beschwerdemanagement,<br />
lassen sich mit gezielten HR Analytics für<br />
das Management wichtige Daten jederzeit<br />
und überall zur Verfügung stellen. Analysen<br />
können hier eingesetzt werden, um Trends<br />
und Risiken zu erkennen und so HR-Prozesse zu<br />
optimieren und Aktivitäten im Rahmen des Arbeitsrechts<br />
und -schutzes (z.B. Sicherheitstraining)<br />
zu steuern und überprüfen.<br />
Im Bereich Verwaltung, wo Fehlzeiten festgehalten,<br />
Beschwerden verarbeitet sowie Ausgaben-<br />
und Entgeltmanagement gesteuert<br />
werden, kann man mit gezielten Analysen<br />
Verwaltungsprozesse und Berichtswesen zentralisieren<br />
und straffen, durch System- und<br />
Prozessoptimierung Kosten einsparen mit einem<br />
effizienten Datenmanagement und Korrekturen<br />
mehr Datenqualität und -konsistenz<br />
erlangen.<br />
Neue Einblicke durch HR-Analytics<br />
Wenn HR-Abteilungen ihre Rolle als strategischer<br />
Geschäftsbereich unterstreichen<br />
und aktiv die Unternehmens-Performance<br />
beeinflussen wollen, benötigen sie Analysen<br />
für einen umfassenden Rückblick, Einblick<br />
und Weitblick – um Risiko- und Problemmanagement<br />
auf Basis bisheriger Trends und<br />
Herausforderungen Best Practices aus Erfahrungen<br />
abzuleiten, Optimierungspotential zu<br />
erkennen und mit Analysen Maßnahmen zu<br />
unterstützen. Des Weiteren können über HR<br />
Analytics qualitativ hochwertige Daten für Entscheidungen<br />
bereitgestellt und die Arbeitsproduktivität<br />
und Personalentwicklung überwacht<br />
werden. HR Analytics sorgen zudem für<br />
mehr Governance in HR-Initiativen.<br />
Strategie für wirkungsvolle HR-Analytics<br />
Qlik Advisory hat hier die so genannte HR<br />
Analytics Strategie Definition entwickelt. Diese<br />
unterstützt Kunden mit Best Practices in der<br />
Definition einer HR-Strategie, die die Ausrichtung<br />
am Geschäft, das Talentmanagement<br />
und die Datenqualität verbessert. Dazu gehört<br />
auch das Implementieren von HR-Analytics,<br />
die spezielle Anforderungen erfüllen und<br />
schnell zu einem messbaren ROI führen.<br />
Wichtig ist hierbei, zunächst eine Bedarfsanalyse<br />
der Anforderungen oder strategischen Ziele<br />
durchzuführen, das Management einzubinden,<br />
Initiativen zu priorisieren sowie qualitative<br />
und quantitative Untersuchungen durchzuführen.<br />
Die Beratung mit Experten kann helfen,<br />
die Datenlandschaft, Qualität und Schwachstellen<br />
zu erfassen, ein Datenmodell aufzubauen<br />
und Wechselwirkungen und Zusammenhänge<br />
zu erkennen. Mit visuellen Analysen<br />
und Modellierung von Qlik und Anbindungen<br />
an Prozesse lassen sich Auswirkungen messen,<br />
Business Cases und deren ROI definieren (Business<br />
Case) und die Lösung implementieren.
Statt auf nicht quantifizierbare Projekte kann<br />
man sich damit voll und ganz auf die Mitarbeiterinitiativen<br />
mit Einfluss auf wichtige Kennzahlen<br />
und Ergebnisse konzentrieren. Man kann<br />
die Investitionen tätigen und Entscheidungen<br />
treffen, die zu konkreten Ergebnissen führen<br />
und von denen Aktionäre, Kunden und Mitarbeiter<br />
direkt profitieren.<br />
Mit der Analyse-Plattform von Qlik können HR-<br />
Teams Personaldaten detailliert auswerten.<br />
Sie erhalten wichtige Einblicke und gewinnen<br />
Erkenntnisse, auf deren Basis sie informierte<br />
Entscheidungen treffen und Verbesserungen<br />
anstoßen. Anwendungen und Dashboards<br />
werden exakt auf die Analyseanforderungen<br />
der Kunden zugeschnitten. Folgende Anforderungen<br />
lassen sich beispielsweise realisieren:<br />
• Das Messen der Personalbeschaffungskosten<br />
und der Alternativkosten freier Stellen<br />
kann genutzt werden, um offene Stellen zu priorisieren<br />
und die Beschaffung zu optimieren.<br />
• Durch eine Qlik-basierte FTE-Modellierung<br />
pro Prozess nach Volumen und nach dem jeweils<br />
benötigten Zeitaufwand, kann der Erfolg<br />
der Prozessoptimierung ermittelt werden.<br />
• Mithilfe von HR-Fallmanagement, Telefonie<br />
und anderer Systeme können HR-Prozesse<br />
kontinuierlich verfeinert und Trends und Treiber<br />
innerhalb der Organisation erkannt werden.<br />
Erfolgreiche Kundenprojekte<br />
Auch bei FIEGE, einem der größten Logistikdienstleister<br />
in Europa, ist Qlik im Einsatz.<br />
Analysen lassen sich seitdem völlig unabhängig<br />
von den Vorsystemen und ohne großes<br />
Programmier-Know-how per Mausklick durchführen.<br />
Operative Prozessanalysen für Lagerhäuser<br />
und -standorte, Personalsteuerung,<br />
Überwachung von Kundengeschäften und<br />
der eigenen Produktivität, Fehleranalysen und<br />
nicht zuletzt die Kontrolle der internen Server-Technik<br />
stellen für FIEGE seitdem keine<br />
unlösbaren Aufgaben mehr dar.<br />
Die staatliche Bahngesellschaft SNCF regelt<br />
nicht nur den Bahnverkehr in Frankreich und<br />
im Fürstentum Monaco sondern optimiert mit<br />
Visual Analytics sein HR- und Workforce-Management.<br />
Fehlzeiten werden auf einer interaktiven<br />
Karte analysiert und visualisiert und Mitarbeiter<br />
erhalten einen einfachen Zugang zu<br />
Daten für eine bessere Entscheidungsfindung.<br />
Weitere Anwendungen vergleichen die Bevölkerungsdichte<br />
mit Personalressourcen und<br />
Gehaltskosten. Diese Art von Analyse ermöglicht<br />
echte Predicitive Analytics rund um das<br />
Thema Personal. Wenn man die Dichte bestimmter<br />
Altersgruppen pro Region betrachtet,<br />
kann man leicht vorhergesagen, wann es<br />
an der Zeit für Schulungen oder Recruiting ist.<br />
Werkzeuge wie die von Qlik in Kombination<br />
mit einem umfassenden HR-Know-how sorgen<br />
für eine schnelle Umsetzung von Analyseinitiativen<br />
in Unternehmen. So lassen sich Antworten<br />
auf wichtige Fragen finden oder völlig<br />
neue Einblicke in die Mitarbeiter und das Business<br />
gewinnen sowie Chancen erkennen. Eine<br />
Checkliste rund um effektive HR-Analysen<br />
für überzeugende und umsetzbare Erkenntnisse<br />
und Informationen erhalten Sie unter http://<br />
www.qlik.com/de-de/solutions/functions/hr
LE-1-<strong>2017</strong> | S60 | JOB + KARRIERE<br />
Menschen in Bewegung<br />
Weitere Meldungen finden Sie auf www.logistik-<strong>express</strong>.com/tag/karriere/<br />
VERA HOFBAUER<br />
ABTEILUNGS-<br />
LEITUNG<br />
BMVIT<br />
DI Vera Hofbauer hat die Leitung der<br />
Abtlg. IV/W2-Schifffahrt-Technik & Nautik<br />
im BMVIT übernommen. Zuvor war<br />
sie Leiterin des Wissensmanagement/<br />
Förderwesen bei via donau - Wasserstraßen-Gesellschaft<br />
mbH. Hofbauer<br />
folgt dem MR DI Reinhard Vorderwinkler,<br />
der in Pension gegangen ist.<br />
RENÉ STRANZ<br />
LANDESLEITER<br />
SLOWAKEI<br />
GEBRÜDER WEISS<br />
Gebrüder Weiss Slowakei hat einen<br />
neuen Landesleiter. Der gebürtige Steirer<br />
René Stranz (30) ist seit Anfang <strong>2017</strong><br />
für die Steuerung und Weiterentwicklung<br />
der landesweiten Transport- und<br />
Logistikservices verantwortlich. Logistikexperte<br />
Stranz hatte zuletzt die Leitung<br />
der Gebrüder Weiss Niederlassung<br />
Senec inne.<br />
STEFAN HARDER<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
MAY & CO.<br />
<strong>LOGISTIK</strong> GMBH<br />
May & Co. baut mit Stefan Harder (36)<br />
die Logistiksparte aus. Der diplomierte<br />
Immobilienwirt ist ab 1. Februar <strong>2017</strong><br />
Geschäftsführer beim Investor und<br />
Projektentwickler von Gewerbeimmobilien.<br />
Die inhabergeführte Immobiliengruppe<br />
setzt mit seiner Expertise den<br />
strategischen Ausbau weiter fort.<br />
ALEXANDER OCHS<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
HAFEN NÜRNBERG-<br />
ROTH GMBH<br />
Die Betreibergesellschaft der Bayernhafen-Standorte<br />
Nürnberg und Roth<br />
hat mit Diplom-Betriebswirt Alexander<br />
Ochs (44) einen neuen Geschäftsführer.<br />
Er verantwortet seit 2008 als Prokurist<br />
die Bereiche Unternehmensentwicklung,<br />
Finanzen und Rechnungswesen<br />
sowie IT und Kombinierten Verkehr (KV)<br />
der gesamten Bayernhafen-Gruppe.<br />
HARALD SCHEFFT<br />
DIRECTOR GLOBAL<br />
CONTRACT<br />
LOGISTICS RÖHLIG<br />
Der gebürtige Bremer Harald Schefft<br />
(50) leitet als Director Global Contract<br />
Logistics seit Dezember den Geschäftsbereich<br />
Kontraktlogistik beim inhabergeführten<br />
Logistikdienstleister Röhlig. In<br />
der Wachstumsstrategie des internationalen<br />
Unternehmens soll dieser Bereich<br />
künftig eine größere Rolle spielen.<br />
CHRISTIAN<br />
NIEMANN<br />
MITGLIED IM<br />
AUFSICHTSRAT<br />
L.I.T. AG<br />
Die L.I.T. AG hat Christian Niemann in<br />
den Aufsichtsrat berufen. Seit 1991 war<br />
er als geschäftsführender Gesellschafter<br />
der L.I.T.-Gruppe tätig. Niemann<br />
wird weiterhin die speditionelle Entwicklung<br />
unterstützen und die Zusammenarbeit<br />
mit dem Ladungsverbund<br />
Elvis vorantreiben.<br />
PHILIPP ARNDT<br />
CONSULTANT<br />
INTEGRAL<br />
integral eröffnete zu Jahresbeginn ein<br />
neues Büro in Berlin und setzt mit Philipp<br />
Arndt den langfristigen Wachstumskurs<br />
insbesondere im Bereich IT-Consulting<br />
fort. Arndt war zuvor als Supply Chain<br />
Analyst bei der ADM WILD Europe<br />
GmbH & Co.KG tätig und verantwortete<br />
dort zahlreiche interdisziplinäre<br />
SCM-Projekte.<br />
CHRISTIAN<br />
KÄMMERER<br />
INHABER<br />
INSTITUT KÄMMERER<br />
Nach mehr als 20 Jahren Berufserfahrung<br />
in der Industrie und Unternehmensberatung<br />
wagt Christian Kämmerer<br />
den Schritt in die Selbstständigkeit. Mit<br />
seinem am 27. Dezember gegründeten<br />
Institut für Bestandsoptimierung möchte<br />
der 47-Jährige Unternehmen dabei<br />
unterstützen, Ihre Fertigwarenbestände<br />
zu reduzieren und Kosten einzusparen.
Die auf Kontraktlogistik spezialisierte Division<br />
von Deutsche Post DHL Group,<br />
hat Karsten Schwarz als neuen CEO<br />
für die Region Deutschland, Österreich<br />
und Schweiz (DACH) berufen. In<br />
seiner neuen Funktion wird er für die<br />
Umsetzung der Strategie 2020 in der<br />
DHL Supply Chain und den Ausbau des<br />
DACH-Geschäfts zuständig sein.<br />
KARSTEN<br />
SCHWARZ<br />
CEO DACH<br />
DHL SUPPLY HAIN<br />
DHL Express beruft Markus Reckling zum<br />
neuen CEO Deutschland. Mit Jahresbeginn<br />
<strong>2017</strong> hat er die Verantwortung<br />
übernommen, das Expressgeschäft in<br />
Deutschland weiter auszubauen. Seit<br />
mehr als 15 Jahren steht Reckling in<br />
den Diensten von Deutsche Post DHL<br />
Group. Er folgt Wolfgang Albeck, der<br />
nach seiner zwanzigjährigen Karriere in<br />
den Ruhestand tritt.<br />
MARKUS RECKLING<br />
CEO DEUTSCHLAND<br />
DHL EXPRESS<br />
Marc Pinheiro verantwortet seit Jahresbeginn<br />
<strong>2017</strong> als neuer Geschäftsführer<br />
der M&M air sea cargo GmbH<br />
die Luft- und Seefrachtaktivitäten des<br />
Logistikdienstleisters. Weitere Neuerung<br />
in der Gruppe gibt es mit Tom Rosman.<br />
Er übernimmt die Geschäftsführung der<br />
M&M Militzer & Münch GmbH und ist<br />
damit für den Unternehmensbereich<br />
Landverkehre zuständig.<br />
MARC PINHEIRO<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
M&M AIR SEA<br />
CARGO GMBH<br />
Zum 1. Jänner <strong>2017</strong> wurde Andreas<br />
Tielmann (47) neuer Geschäftsführer<br />
der Lufthansa Technik Logistik Services<br />
(LTLS). Er übernimmt diese Aufgabe von<br />
Dr. Christian Langer, der als Leiter Digital<br />
Fleet Solutions zur Lufthansa Technik<br />
wechselt. Tielmann, studierter Wirtschaftsingenieur,<br />
ist seit 1998 bei der<br />
Lufthansa Technik beschäftigt.<br />
ANDREAS TIELMANN<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
LUFTHANSA TECHNIK<br />
<strong>LOGISTIK</strong> SERVICES<br />
Die Stärken im bundesweiten Neu- und<br />
Bestandskundengeschäft zu verankern<br />
und das Vertrauen in die Marke Stöcklin<br />
Logistik zu stärken. Das fokussiert<br />
Dipl.-Ing. Stefan Stumpf (49) als neuer<br />
Geschäftsführer der deutschen Niederlassung<br />
beim Integrator von Intralogistiklösungen.<br />
STEFAN TUMPF<br />
GESCHÄFTSFÜHRER<br />
STÖCKLIN<br />
<strong>LOGISTIK</strong><br />
Mario Schmidtgen ist neuer Partner bei<br />
der mittelständischen Einkaufsberatung<br />
Kloepfel Consulting. Zuvor war der<br />
33-jährige bei dem inhabergeführten<br />
Beratungshaus als Senior Manager für<br />
den Bereich Maschinen- und Anlagenbau<br />
verantwortlich. Er verantwortet<br />
gemeinsam mit Thanh-Duy alle technischen<br />
Beschaffungskostenoptimierungsprojekte<br />
MARIO<br />
SCHMIDTGEN<br />
PARTNER<br />
KLOEPFEL<br />
CONSULTING<br />
Angela Titzrath, bereits seit Oktober<br />
im Vorstand des Unternehmens, hat<br />
nun den Vorstandsvorsitz bei der Hamburger<br />
Hafen und Logistik AG (HHLA)<br />
übernommen. Titzrath tritt die Nachfolge<br />
des zum 31. Dezember 2016 ausgeschiedenen<br />
Vorstandsvorsitzenden<br />
Klaus-Dieter Peters an.<br />
ANGELA TITZRATH<br />
VORSTANDSVOR-<br />
SITZENDE<br />
HAMBURG<br />
HAFEN&<strong>LOGISTIK</strong><br />
Innerhalb des nationalen operativen<br />
Bereichs der DSV Road GmbH verteilen<br />
sich die Aufgaben seit Januar <strong>2017</strong> neu.<br />
Seit dem 1. Jänner <strong>2017</strong> ergänzt Stefan<br />
Trageser als Director National Operation<br />
die Geschäftsleitung mit Dienstsitz in<br />
Aschaffenburg.<br />
STEFAN<br />
TRAGESER<br />
DIRECTOR<br />
DSV ROAD
LE-1-<strong>2017</strong> | S62 | JOB + KARRIERE<br />
Messen & Events<br />
<strong>2017</strong> VERANSTALTUNG ORT INTERNET<br />
14. bis 16. März LOGIMAT <strong>2017</strong> Stuttgart www.logimat-messe.de<br />
28. bis 29. März LOG <strong>2017</strong> / HANDELSKONGRESS KÖLN www.handelslogistik.de<br />
6. bis 7. April <strong>2017</strong> ÖSTERR. <strong>LOGISTIK</strong> DIALOG WIEN www.bvl.at<br />
09. bis 12. Mai AIR CARGO EUROPE München www.aircargoeurope.com<br />
9. bis 12. Mai TRANSPORTLOGISTIC München www.transportlogistic.de<br />
20. bis 21 Juni EHI OMNICHANNEL Köln www.omnichannel-days.com<br />
20. bis 21. Juni FUTURE LAB + ÖSTERR. <strong>LOGISTIK</strong>-TAG Linz www.vnl.at<br />
21. Juni ECOMMERCE DAY Wien www.handelsverband.at<br />
14. bis 15. September <strong>LOGISTIK</strong>SOMMER <strong>2017</strong> Leoben www.logistik-sommer.at<br />
26. bis 27. September EXCHAINGE Frankfurt am Main www.exchainge.de<br />
28. September ECOMMERCE <strong>LOGISTIK</strong>-DAY Wien www.idih.de / www.logistik-<strong>express</strong>.at<br />
5. bis 6. Oktober ÖSTERR. EINKAUFSFORUM Wien www.bmoe.at<br />
25. bis 27. Oktober DEUTSCHER <strong>LOGISTIK</strong>-KONGRESS Berlin www.bvl.de<br />
11. bis 12. Oktober NEOCOM Berlin www.neocom.de<br />
9. November A-COMMERCE DAY Wien www.a-commerce.at<br />
15. bis 16. November DEUTSCHER HANDELSKONGRESS berlin www.handelskongress.de
EHI Omnichannel<br />
Days ’17<br />
20. – 21. Juni <strong>2017</strong><br />
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Instore-Order …)<br />
• Trends aus dem Ausland<br />
• der Omnichannel-Store<br />
• Standortentwicklung und Ladenflächen<br />
• Daten und Transaktionen in Echtzeit<br />
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