_flip_joker_2018-05
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kunst kuLtuR JOkER 15<br />
Geschüttelt, nicht gerührt<br />
Das Carl Schurz Haus zeigt Pop Art von Mel Ramos<br />
Die Kunst des Mel Ramos<br />
bietet eher im bescheidenen<br />
Rahmen Überraschungen. Und<br />
doch muss man stocken, sobald<br />
man sich im Carl Schurz Haus<br />
zu den Grafiken beugt. Denn<br />
die Lithografien stammen gar<br />
nicht aus der Hochzeit der<br />
Popkultur, sondern sind durchweg<br />
jüngeren Datums. Das<br />
muss eine Obsession sein. Seit<br />
knapp 60 Jahren spielt der 1935<br />
geborene Mel Ramos eine Idee<br />
durch: Pin-ups an Markenwaren.<br />
Wenn diese eine annähernd<br />
phallische Form haben,<br />
umso besser. Das Carl Schurz<br />
Haus zeigt darüber hinaus eine<br />
Vitrine mit Literatur, die die<br />
offensichtliche Frauenverachtung<br />
zumindest etwas einordnet.<br />
Doch Ratlosigkeit bleibt: warum<br />
wird die Ausstellung „Mel<br />
Ramos: Pop Art, Frauenkörper<br />
und Konsum“ ausgerechnet<br />
jetzt gezeigt, wenn über die<br />
strukturelle Ungleichheit ganzer<br />
Branchen geredet wird?<br />
Etwa als besonderer Beitrag<br />
zur Debatte? Oder weil in dieser<br />
unverblümten Feier dieses<br />
doppeldeutigen Konsums das<br />
Phänomen Trump begründet<br />
ist – oder weil der Kapitalismus<br />
halt so ist?<br />
Die Schönheit, die Mel Ramos<br />
darstellt, ist die einer sehr<br />
anpassungsfähigen Perfektion.<br />
Und anschmiegsam müssen<br />
diese Körper ja sein, reiben sie<br />
sich doch an Zigarren, nehmen<br />
die Posen bekannter kunsthistorischer<br />
Werke wie Manets<br />
Olympia ein oder räkeln sich<br />
im Martiniglas neben der obligatorischen<br />
Olive. Nicht, dass<br />
die Arbeiten pornografisch<br />
wären.<br />
Mel Ramos gibt ein Frauenbild<br />
wider, das in seiner Perfektion<br />
geradezu unerotisch ist.<br />
Meist bildet er große Blondinen<br />
ab – so hochgewachsen eben<br />
wie eine Colaflasche ‒, deren<br />
langes Haar in weichen Wellen<br />
auf die Schulter fällt. Die Arme<br />
sind lässig auf dem Verschluss<br />
der Flasche abgelegt, die Brüste<br />
fest, der Körper haarfrei.<br />
Hätten diese Frauen keinen<br />
Bauchnabel, man könnte bezweifeln,<br />
dass sie überhaupt<br />
geboren wurden. Denn um diese<br />
Frauen ist trotz ihrer Nacktheit<br />
eine seltsame Prüderie.<br />
Nicht nur ist kein Schamhaar<br />
zu sehen, es ist überhaupt kein<br />
Geschlecht zu erkennen. Das<br />
versteckt sich irgendwie verschämt<br />
hinter den Produkten,<br />
für die geworben wird.<br />
Die Verfügbarkeit jedoch war<br />
immer schon das eigentliche<br />
Thema der Pop-Art. Es waren<br />
Objekte des täglichen Konsums,<br />
die Künstler wie Andy<br />
Warhol, James Rosenquist oder<br />
Roy Lichtenstein darstellten.<br />
Lebensmittel, die eigentlich<br />
Marken waren oder Comics,<br />
deren Narrationen durch Klischees<br />
bestimmt waren. Mel<br />
Ramos selbst kam über das<br />
Abzeichnen von Comichelden<br />
wie Batman oder Superman zu<br />
seinem eigentlichen Sujet. Die<br />
Verbindung von Pin-ups und<br />
Konsumprodukten brachte ihm<br />
dann den eigentlichen Erfolg<br />
und wurde zu seinem eigenen<br />
Markenzeichen. Er erkaufte<br />
es sich durch das Fehlen jeder<br />
künstlerischen Weiterentwicklung<br />
und einer massenkompatiblen<br />
Sauberkeit.<br />
Mel Ramos: Pop Art, Frauenkörper<br />
und Konsum. Carl<br />
Schurz Haus, Eisenbahnstr.<br />
62. Mo-Fr 9-18 Uhr, Sa 11-15<br />
Uhr. Bis 1. Juni.<br />
Annette Hoffmann<br />
Mel Ramos: „Lola Cola #4“<br />
Fanleidenschaft von Anfang an<br />
Die Sparkasse Freiburg zeigt eine Ausstellung mit spannenden bis spaßigen Fanartikeln zu den Rolling Stones<br />
Sammlerstücke von Reinhold Karpp<br />
Die Rolling Stones dürfen<br />
ohne Übertreibung als Rockgiganten<br />
bezeichnet werden. Bis<br />
heute tourt die Band, seit 56<br />
Jahren. Schon ganz früh dabei<br />
war auch Reinhold Karpp, zum<br />
ersten Mal bei einem Stones-<br />
Konzert 1964 in Blackpool,<br />
England. Seitdem ist er bei<br />
mehr als 130 Konzerten gewesen<br />
und hat dabei immer fleißig<br />
gesammelt: Langspielplatten,<br />
Singles, T-Shirts, Caps, Buttons,<br />
Aufkleber, Zeitschriften,<br />
Bücher und andere Fanartikel.<br />
2012 starb Reinhold Karpp<br />
und hinterlässt dem Zentrum<br />
für Populäre Kultur und Musik<br />
der Universität Freiburg eine<br />
der größten privaten Plattenund<br />
Merchandising-Sammlungen<br />
zu den Rolling Stones<br />
und überhaupt. Aber nicht nur<br />
die Forschung profitiert davon:<br />
Vom 3. Mai bis<br />
1. Juni kommen<br />
einige Stücke<br />
der Sammlung<br />
in die Meckelhalle<br />
des<br />
Sparkassen-FinanzZentrums<br />
Freiburg.<br />
Mot to der<br />
Ausstellung ist<br />
„As Years Go<br />
By“, eine unmissverständliche<br />
Anspielung<br />
auf das<br />
Alter der Rockband,<br />
aber auch<br />
auf ihren ersten<br />
selbstkomponierten<br />
Song<br />
Foto: Max Orlich „As Tears Go<br />
By“. Kar pp<br />
war als Zeuge immer dabei, so<br />
legen seine Äußerungen und<br />
Fanartikel Zeugnis von den<br />
frühesten Stunden der Band<br />
ab, dann als von großen Stadien<br />
noch wenig zu erahnen<br />
war, dafür alles nach Urin<br />
roch, Gewalttätigekeiten und<br />
verrückte Fans an der Tagesordnung<br />
waren. Für Karpp<br />
boten die Stones einen echten<br />
Befreiungsschlag, mit ihnen<br />
konnte er den strengen Regeln<br />
in seiner Jugend entkommen.<br />
So bekam er aber auch all die<br />
Sex- und Drogenexzesse mit,<br />
Bandstreitigkeiten, aber auch<br />
das ruhmreiche Spätwerk der<br />
Band, die als echte, agile Dinosaurier<br />
bis heute über die<br />
Bühne springen. Seine Treue<br />
führte ihn durch die ganze<br />
Welt, von Buenos Aires über<br />
Johannesburg bis nach New<br />
York oder gar Tokio.<br />
Die 15.000 Sammlerstücke<br />
kamen in über 200 diversen<br />
Kartonkisten nach Freiburg.<br />
Um diesem besonderen Transportmodus<br />
Tribut zu zollen,<br />
stellt sich die Ausstellung in<br />
31. Mai –<br />
04. Juli ’18<br />
viele<br />
Highlights!<br />
29.06. 20:00 Uhr<br />
Oropax<br />
der Meckelhalle teilweise als<br />
eigene, überdimensionierte<br />
Kartonkiste dar, die mit ihren<br />
vielen spannenden und witzigen<br />
Details zu Entdeckungen<br />
einlädt. Um die Kiste herum<br />
lesen BesucherInnen ausgewählte<br />
Aussagen von und zu<br />
den Rolling Stones. Stolz thronen<br />
über der Ausstellung an<br />
den Fenstern der Meckelhalle<br />
vier Graffiti-Portraits der noch<br />
lebenden Stones, Ursprung<br />
und Signum einer nichtendenwollenden<br />
Geschichte.<br />
„As Years Go By“, Meckelhalle,<br />
Sparkasse Freiburg.<br />
Mo./Do.: 9 bis 18 Uhr, Di./Mi./<br />
Fr.: 9 bis 17 Uhr. 3.5 bis 1.6.18.<br />
30.06. 20:00 Uhr<br />
Gitte Haenning<br />
18:30 Uhr<br />
Support:<br />
Red Hat<br />
Tickets: www.reservix.de, BZ, Naturkost Ebnet und Abendkasse<br />
www.ebneter-kultursommer.de + Programmheft