SchlossMagazin Fünfseenland Mai 2018
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44 | kunst + kultur | Stadtporträt Landsberg am Lech<br />
gefragt wurden auch die Themen „Zeitgeschichte bis 1945“, Erfindungen<br />
und Persönlichkeiten sowie „kuriose Museumsobjekte“.<br />
Ganz oben auf der Liste der Besucherwünsche standen außerdem<br />
Ausstellungen über Industrie und Handwerk sowie der häufigere<br />
Wechsel von Themen und Barrierefreiheit.<br />
Der Stadtverwaltung ist sehr dran gelegen, die besonders folgenreiche<br />
Geschichte der Stadt zwischen den Jahren 1920 und 1945 adäquat<br />
aufzuarbeiten. Landsberg am Lech wurde mehrmals im 20.<br />
Jahrhundert zum Ort der Zeitgeschichte. Nach dem Putsch in München<br />
1923 hatte Adolf Hitler im Landsberger Strafgefängnis seine<br />
Festungshaft zu verbüßen. In dieser Zeit schrieb er den ersten Band<br />
von „Mein Kampf". 1937/38 war Landsberg am Lech NSDAP-Kultort<br />
und Ziel von Großveranstaltungen der Hitler-Jugend. Als 1944/45<br />
westlich von Landsberg am Lech ein großes Rüstungsprojekt begonnen<br />
wurde, der Bau von Bunkern zur Herstellung von Jagdflugzeugen,<br />
wurde Landsberg zum Ort des Holocaust. Nach der Befreiung<br />
der Konzentrationslager wurde in einer Landsberger Kaserne<br />
durch die US-Armee das größte DP-Lager (Displaced Persons) der<br />
US-Zone eingerichtet, in dem sich viele Überlebende auf das Leben<br />
in Freiheit in Israel vorbereiteten. Ehemals militärisch genutzte<br />
Flächenareale wurden und werden zu Gewerbe- und Industrieparks<br />
konvertiert – Fluch und Segen zugleich, denn die Flächen, die die<br />
Basis für die Ansiedlung weiterer Wirtschaftsunternehmen bieten,<br />
mussten in Vorleistung von der Stadt finanziert und gleichzeitig<br />
von militärischen Altlasten befreit werden. Dafür mussten hohe Investitionen<br />
getätigt werden. Doch ist es den Stadtvätern nicht damit<br />
getan, diese geschichtsträchtigen Flächen einfach „zuzubauen“<br />
und damit auch die Erinnerung an die Vergangenheit. Glücklicherweise<br />
wollen etliche Vereine und politische Gruppierungen dem<br />
Vergessen begegnen, doch die Maßnahmen sind teilweise umstritten.<br />
Der Stadt geht es beim Umgang mit diesem Teil der Geschichte<br />
nicht nur um Gedenkarbeit, sondern auch darum, einen geschichtlichen<br />
Bogen zu spannen, um die Zusammenhänge für die Zukunft<br />
besser nachvollziehbar zu machen.<br />
„Veränderung ist ein fester Bestandteil unseres Leben“ konstatiert<br />
Landsbergs Oberbürgermeister Mathias Neuner, im Sinne von Goethes<br />
„Alles ist Übergang“ zu Beginn seines Bürgerbriefs vom April.<br />
„Veränderung heißt auch, dass man sich anpassen muss, aus seiner<br />
Komfortzone rauskommen muss und sich mit den Dingen um einen<br />
herum auch ernsthaft beschäftigen muss. Es gilt, sich dem Wandel<br />
zu stellen und ihn aktiv mitzugestalten.“ Stadtoberhaupt Mathias<br />
Neuner und sein Team nehmen mit „Landsberg 2035“ diese Herausforderung<br />
an, besonders in Sachen Wohnraumbeschaffung, Mobilität<br />
und Verkehr: „Wir müssen uns aktiv den Herausforderungen<br />
stellen und dabei in Betracht ziehen, dass die Veränderung nicht<br />
aufhört, sondern kontinuierlich weitergeht. Stillstand ist Rückschritt<br />
– gestalten wir die Veränderung!“. #<br />
informationen<br />
www.landsberg.de