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Die vorgezogenen Parlamentswahlen in der Ukraine 2007

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22 Heiko Ple<strong>in</strong>es (Hg.)<br />

zu fi nden, die wohl nur Bestand haben kann, wenn ihr die drei entscheidenden Personen zustimmen: Juschtschenko,<br />

Janukowitsch und Timoschenko.<br />

Natürlich fi ndet <strong>der</strong>zeit e<strong>in</strong> politischer Machtkampf statt. Aber geht es nur darum? S<strong>in</strong>d die politischen<br />

Positionen, Zukunftsvisionen und Handlungsoptionen bei<strong>der</strong> politischen Lager im Grunde gleich? Spielt es<br />

für das Land am Ende ke<strong>in</strong>e entscheidende Rolle, wer die Oberhand behält, weil es allen nur um Posten, Geld<br />

und Befriedigung des eigenen Ehrgeizes geht? Schaut man auf die zahlreichen Schwankungen (nicht zuletzt<br />

des Präsidenten), Seitenwechsel, zweifelhaften Pakete, die geschnürt wurden, und die zynischen Aktionen vieler<br />

Politiker, kann e<strong>in</strong> solcher Nihilismus verständlich ersche<strong>in</strong>en.<br />

Er geht dennoch an <strong>der</strong> Realität vorbei und unterschätzt die gefährliche Lage, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sich die Ukra<strong>in</strong>e befi ndet,<br />

sollte die Koalition aus <strong>der</strong> Partei <strong>der</strong> Regionen, <strong>der</strong> Sozialisten und Kommunisten die Möglichkeit erhalten,<br />

ihre Macht ungebremst weiter zu festigen und das Land zurückzuverwandeln <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Hort des Autoritarismus,<br />

sollte also die Ära Kutschma wie<strong>der</strong>kehren. <strong>Die</strong> jetzt Regierenden waren auf dem besten Weg, ihre<br />

Macht so auszubauen, dass freie und faire Wahlen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Jahren nicht mehr gesichert erschienen. <strong>Die</strong> Postkommunisten<br />

unter den heute Regierenden sehen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Opposition bestenfalls e<strong>in</strong> unabwendbares Übel,<br />

aber nicht e<strong>in</strong>e Alternative, die die Chance haben muss, selbst die Macht zu übernehmen. Mit an<strong>der</strong>en Worten,<br />

die Umgebung von Janukowitsch ist allenfalls demokratisch aus Opportunismus, aber nicht aus <strong>der</strong> Überzeugung<br />

heraus, dass die Demokratie <strong>der</strong> Weg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e bessere Zukunft für die Ukra<strong>in</strong>e ist. <strong>Die</strong> jetzige Regierungskoalition<br />

strebte e<strong>in</strong>e Monopolisierung <strong>der</strong> Macht an, dem ist <strong>der</strong> Präsident mit se<strong>in</strong>em Aufl ösungsdekret<br />

entgegengetreten.<br />

Juschtschenko und die an<strong>der</strong>en politischen Kräfte aus <strong>der</strong> orangen Tradition haben erreicht, dass die Ukra<strong>in</strong>e<br />

e<strong>in</strong> Land mit freien Medien, une<strong>in</strong>geschränktem politischen und weltanschaulichem Pluralismus und e<strong>in</strong><br />

Land ist, <strong>in</strong> dem politische Konfl ikte gewaltlos ausgetragen werden. Es gibt e<strong>in</strong>en öff entlichen Raum für Politik<br />

und ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>schränkungen für die Opposition. Dass dies ke<strong>in</strong>eswegs selbstverständliche Errungenschaften<br />

s<strong>in</strong>d, zeigt e<strong>in</strong> Blick zum Nachbarn im Norden. <strong>Die</strong> Ukra<strong>in</strong>e ist das e<strong>in</strong>zige Land im GUS-Raum, <strong>in</strong> dem<br />

die politische Freiheit heute gewährleistet ist. Aber es gibt ke<strong>in</strong>e Garantie dafür, dass dies auch <strong>in</strong> Zukunft so<br />

bleibt. Gefor<strong>der</strong>t ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz für die Freiheit, <strong>der</strong> sich über den Zynismus erhebt. Gewiss ist die Ukra<strong>in</strong>e<br />

ke<strong>in</strong>e <strong>in</strong>stitutionell gefestigte Demokratie, aber <strong>der</strong> Weg dah<strong>in</strong> bleibt off en, solange die postsowjetischen Kräfte<br />

nicht die Möglichkeit erhalten, alle<strong>in</strong> den Kurs zu bestimmen.<br />

Me<strong>in</strong>ungsumfragen zu Wahlen und politischer Stimmung<br />

Grafi k 1: S<strong>in</strong>d Sie für Neuwahlen zum Parlament? (März <strong>2007</strong>)<br />

14%<br />

57%<br />

Quelle: FOM-Ukra<strong>in</strong>a, http://bd.fom.ru/map/projects/fom_ukra<strong>in</strong>e<br />

29%<br />

Ja<br />

Ne<strong>in</strong><br />

Weiß nicht

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